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Kiel: Verkehrsunfälle im ersten Halbjahr

Noch im Januar und Februar gab es mehr Verkehrsunfälle als zur gleichen Jahreszeit in den vergangenen zwei Jahren. Im März wendete sich dann die Kurve. Corona-bedingt sanken die Verkehrsunfälle deutlich. Wer sich erinnert: Während des Lockdowns waren die Straßen auch sichtbar leerer.

Ab Mai verschlechterte sich die Statistik wieder, aber die Zahl der Unfälle blieb bis Ende des Halbjahres immer noch unterhalb der Zahlen der vergangenen Jahre.

Die Zahlen für das erste Halbjahr:

  • 3.777 Verkehrsunfälle
  • 523 Verletzte
  • 2 Tote

Das Foto zeigt ein sogenanntes ghost bike, das einen den tödlichen Radunfall erinnert. Der 40-jährige Radfahrer, der am 9. Juni 2020 an dieser Stelle mit einem Auto zusammen stieß, verstarb noch im Rettungswagen.

Quelle: Kurzstatistik Nr. 403

Sehr lange dauern einfache Maßnahmen für einen sicherern Fahrradverkehr

Ghostbike in Kiel aufgestellt

Die Südspange und die Bielenbergkoppel

Das Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel lud zu einer Begehung der Bielenbergkoppel ein. Dieses Kleingartengebiet mit etwa 300 Gärten auf ca 205.000 Quadratmetern würde von Autobahnkreuz, Südspange und Nebenstrecke weitgehend zerstört werden. Weil viele Bürger*innen und im Übrigen auch Politiker*innen dieses biologisch besonders wertvolle Stück Erde nicht kennen, wollten die Aktivist*innen ganz konkret und sinnlich zeigen, welche Auswirkungen der Straßenbau hätte.

Zum Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel gehören fast alle Gruppierungen, die in Kiel Bezug zum Klima- oder Naturschutz haben: Greenpeace Kiel, Fridays for Future Kiel, Scientists for Future Kiel, Students for Future Kiel, People for Future Kiel, BUND Kreisgruppe Kiel, VCD, Waldhaus Kiel, extinction rebellion, Projekt Prüner Park, Bürgerinitiative Klimanotstand Kiel, bielenbergkoppel.de, TKKG, cradle to cradle ev, NABU Kiel.

Wir spazierten über den Eidertalwanderweg , durch den BUND-Garten und einen Teil der Kleingartenanlage Bielenbergkoppel. Die Gärten und Wege waren geputzt für die Presse, überall hingen Poster, Banner, Schilder mit Aufschriften gegen die Südspange. Es fielen allerdings auch die zahlreichen verwilderten Gärten auf. Während es in anderen Teilen von Kiel mittlerweile in manchen Vereinen Wartelisten gibt, hielt sich der Andrang hier in der Bielenbergkoppel in Grenzen. Das mag auch daran liegen, dass der eventuelle Bau der Südspange wie ein Damoklesschwert über den Gärten hängt.

Die Bielenbergkoppel ist Teil des Kieler Grüngürtels und ein wichtiger Teil der Biotopvernetzung! Christian Herold vom BUND erklärte uns die Zusammenhänge: Dachse, Abendsegler, Singvögel, Insekten ziehen durch diesen Gürtel. Fledermäuse aus dem Vieburger Gehölz kommen hier zum Jagen her. Für Singvögel ist die Bielenbergkoppel Teil des großräumigen Wechsels vom Eidertal bis zur Ostseeküste und nach Skandinavien.

Die Karte zeigt, wie die Straßen verlaufen könnten.

An verschiedenen Stationen hatten die Aktivist*innen Markierungen angebracht um den Straßenverlauf zu zeigen. Besonders eindrucksvoll: Die ca 28 Meter breite Brücke über den Eidertalwanderweg hatten sie mit Stäben und schwarzer Plane andeutungsweise nachgebaut, um die Dimension dieses Bauwerks aufzuzeigen. Während wir dort standen, kamen uns zahlreiche Radfahrer*innen entgegen, denn der Eidertalwanderweg ist ein beliebter stadtnaher Wanderweg. Sie schlossen sich mit Interesse den Erläuterungen der Expert*innen an.

Nachbildung der Brücke: 28 Meter breit!

Die Nebenstrecke zur Südspange würde direkt auf dem Eidertalwanderweg verlaufen und in die Flintbeker Straße münden. Wie eine so schmale Straße wie die Flintbeker einen Busverkehr in beide Richtungen bewältigen soll, ist noch nicht ganz klar.

Christian Herold von der BUND-Kreisgruppe erklärte uns den Artenreichtum von einer Anlage wie dieser mit teils bestellten und teils verwilderten Gärten und auch Naturbäumen, von denen einige sehr groß sind. Die Bäume fallen wirklich auf. Auf dem Rundgang sprachen wir mit einem Gärtner namens Lindenberg, der eine 200 Jahre alte Eiche auf seiner Doppelparzelle stehen hat. Auf der Gemeinschaftswiese steht ein alter stattlicher Walnussbaum. Der BUND-Naturgarten hat eine Sondererlaubnis, auf seinen 5.000 Quadratmetern auch Naturbäume wachsen zu lassen. Alte Bäume bieten mit iheren Baumhöhlen Unterschlupf und Brutmöglichkeiten für zahlreiche Tierarten. Manche Vögel und Insekten brauchen die hohen Wipfel der Habitatbäume, so nennt man die stattlichen alten Bäume. Christian Herold sagte, auf Grund des Klimawandels wird es zunehmend schwieriger, Bäume groß zu ziehen. Insofern sind die vorhandenen großen Bäume besonders erhaltenswert.

Die Straßenbauplane für den Kieler Süden sehen als eine Variante die sogenannte Südspange vor, eine Schnellstraße, die von der B404/ A21 nach Osten führt und in die B76 mündet. Geplant und eventuell gebaut wird sie von einer staatlichen Gmbh, der DEGES. (Allerdings haben die Kieler Verwaltung und Selbstverwaltung Möglichkeiten der Einflussnahme. ) Auch der Bau der Nebenstrecke für Busse und langsamere Verkehrsteilnehmer würde durch die Bielenbergkoppel führen. Zum jetzigen Zeitpunkt hat die DEGES lediglich mit Kartierungen angefangen und eine weitere Variantenprüfung in Auftrag gegeben. Der Protest gegen die Südspange kann jetzt noch Wirkung zeigen.

Die Forderung des Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel ist einfach und klar: Die A21 soll bei Wellsee enden und dort in die B404 auslaufen. Niklas Hielscher vom Bündnis sagte, zu alternativen Vorschlägen, beispielsweise Ausbau des Wellseedamms, äußert sich das Bündnis nicht. Da herrsche das Sankt Florians Prinzip, denn kein Stadtteil möchte eine Belastung bei sich zu Hause.

Die Zerstörung der Bielenbergkoppel hätte auch einen direkten Einfluss auf die Lebensqualität in Kiel. Es würde lauter und wärmer werden. Als wir auf dem Eidertalwanderweg standen, wurde uns bewusst, dass es jetzt sehr ruhig ist. Die Bäume schlucken den Lärm der B404. Mit dem Bau der Südspange würde der Lärm viel näher an bebaute Gebiete kommen. Die Bielenbergkoppel ist außerdem Teil der Kaltluftschneise von Kiel. Sie bringt frische Luft und Kühlung in die Stadt, was gerade in Zeiten des Klimawandels besonders wichtig ist. Asphalt statt Gärten und Bäume machen die Stadt spürbar heißer. Eine Straße unterbricht den Luftaustausch, in etwa so wie die Heißluftsperre am Eingang zu Kaufhäusern.

Übrigens, wer mal wie ich an einer Autobahnbaustelle gewohnt hat, weiß aus eigener Anschauung, welche unglaublichen Erdbewegungen mit so einem Bauwerk verbunden sind. Auch an Stellen, die am Ende nicht asphaltiert sind, ist die Landschaft hinterher völlig umgestaltet und die verschiedenen Erdschichten vermischt.

Zum Abschluss noch einige Aussagen von Gärtner*innen, die wir antrafen:

Heidrun Kusserow, Leiterin des BUND-Gartens: “Die Südspange ist völlig sinnlos, wenn der Ostring II nicht gebaut wird.” Zur Erläuterung: Die Südspange sollte ursprünglich den Verkehr in einen Ostring II leiten, der den Ostring I entlasten sollte. Dieser Ostring II steht zwar noch im Bundesverkehrswegeplan , hat aber nicht den Status des vordringlichen Bedarfs und würde sehr teuer werden. Der Bau des Ostring II ist also wirklich ganz unwahrscheinlich.

Herr Lindenberg trauerte, weil die Stadt ihn zwang 60 Naturbäume auf seinen Parzellen zu fällen. Einzig die 200-jährige Eiche durfte stehen bleiben.

Eine Gärtnerin bewirtschaftet ihrem Garten mit ihrer Schwester in dritter Generation. “Wir haben die schönste Kindheit hier gehabt, konnten herumstöbern und Höhlen bauen. Für Oma, die 93 wurde, war der Garten Fluchtpunkt.”

Ich lernte aus den Gesprächen: Der Kieler Grüngürtel dient der Biotopvernetzung und ist Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Für die Menschen ist er Naherholungsgebiet. Er dient als CO2-Senke und nimmt Starkregen auf. Und für uns Menschen ist die Natur generell Grundlage für unser Überleben, und das nicht nur in Zeiten des Klimawandels. Ich persönlich empfinde gerade die Bielenbergkoppel als einen besonders schönen Ort, wobei ich etwas Wildheit gerne mag.

Weiterlesen:

Südspange und A21-Anbindung

Bielenbergkoppel, Schöner als die Südspange Kiel

13-Jähriger vermisst!

(Nachtrag: Der vermisste 13-Jährige ist Samstagabend gegen 21 Uhr wohlbehalten zu seiner Wohnanschrift zurückgekehrt.)

Seit Samstagvormittag wird der 13 Jahre alte Louis Christian G. aus Kiel vermisst. Der Junge benötigt dringend ärztliche Hilfe, weshalb Medien und Bevölkerung um Unterstützung bei der Suche gebeten werden.

Der Junge verließ gegen 11:40 Uhr seine Wohnanschrift in der Rendsburger Landstraße und wurde im Anschluss noch in der Hasseer Straße gesehen. Eine Absuche an seinen bekannten Aufenthaltsorten blieb ohne Erfolg. Er könnte sich im gesamten Kieler Stadtgebiet aufhalten. Eine Straftat steht nach jetzigem Stand nicht in Zusammenhang mit seinem Verschwinden.

Louis ist etwa 180cm groß, von kräftiger Statur und dürfte mit einem grün-blau karierten Hemd und einer schwarzen Jogginghose bekleidet sein.

Personen, die ihn gesehen haben oder Angaben zu seinem Aufenthaltsort machen können, werden gebeten, sich unter 0431 / 160 3333 mit der Kriminalpolizei in Verbindung zu setzen oder die Polizei über 110 zu kontaktieren.

Demonstration für Moria

Am 8. September brannte das Flüchtlingscamp Moria auf Lesbos völlig ab. 13. 000 Menschen wurden obdachlos.

Am 9. September demonstrierten etwa 1.000 Kieler*innen für die Aufnahme von Geflüchteten aus dem Camp Moria. Am 11. September nahmen noch einmal etwa 100 Personen dieses Anliegen auf. Ich war auf dieser zweiten kleineren Demonstration.

Aufgerufen hatte die Initiative TKKG. Begleitet wurden die etwa 100 Demonstrierenden von mindestens sieben Polizeiwagen. Hintergrund dieses Großaufgebots von Polizei war wahrscheinlich die Angst vor einer Schiffsblockade, denn ursprünglich war eine Demonstration gegen Kreuzfahrtschiffe angekündigt worden. Aufgrund der Situation auf der griechischen Insel Lesbos wurde das Thema kurzerhand geändert.

Leave no one behind

Auf den Plakaten stand: „Leave no one behind“, „Wir haben Platz“ oder „Stoppt das Sterben im Mittelmeer.“

Lara vom Kollektiv afro-deutscher Frauen verglich unsere Privilegien mit der Situation der Geflüchteten im Lager Moria. Wir sind in Sicherheit, können weitgehend selbstbestimmt leben. Im Lager Moria dagegen lebten 20.000 Menschen in und um das Lager, das für weniger als 3.000 Menschen konzipiert war.

In diesem überfüllten Lager waren nicht einmal minimale Hygiene-Bedingungen gewährleistet. Beispiel: 500 Personen teilten sich eine Dusche. Der Strom funktionierte nur sporadisch. Es gibt zu wenig Lebensmittel und Wasser. Die Menschen können nirgendwo hin. Gewalterfahrungen gehörten zur Tagesordnung.

Dieser Artikel aus der englischen Zeitung the Guardian zeigt Luftbilder vom Lager 2016 und Januar 2020 . Sie zeigen, wie sich rund um das eigentliche Camp noch ein “wildes” Camp angelagert hat. Refugee Camp Moria – doctors story -Lesbos-Greece

Kiel ist sicherer Hafen

Fenya von der Initiative Seebrücke sagte, das Camp Moria sei berüchtigt gewesen für polizeiliche Übergriffe. Auch Übergriffe durch Rechtsextreme wurden berichtet.

Kiel hat sich als sicherer Hafen deklariert und wäre bereit , Geflüchtete aus Moria aufzunehmen.

Eine Rednerin sagte; “Jedes weitere Warten ist eine Absage an die menschlichen Grundwerte.”

Ein Redner von Chefduzen https://forum.chefduzen.de/ forderte Solidarität auch mit Menschen außerhalb der EU. Am liebsten hätte er einen Generalstreik, aber sah selber keine Chance dafür. Stattdessen könnte er sich Sabotage vor allem an Verkehrswegen vorstellen. Was das genau den Menschen in Moria bringen würde, blieb offen.

Was die Demonstrierenden fordern

Der Demonstrationszug verlief vom Ostseekai zum Landtag und wieder zurück. Beliebte Chants: “No borders, no nation. Stop deportation!” oder “Hoch die internationale Solidarität!”

Die Demonstrierenden fordern vor allem , die Geflüchteten aus Moria in Sicherheit zu bringen. 170 Kommungen haben sich der Seebrücke angeschlossen und wären bereit, Geflüchtete aufzunehmen.

Genau das passiert nun zum Teil. Deutschland ist bereit, unbegleitete Minderjährige und Familien aufzunehmen, insgesamt etwa 1,500 Personen. Seehofer verteidigt im Bundestag Aufnahme von Flüchtlingen.

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Aktivistis demonstrieren auf der B404

Kiel: Klima-Talk am 11. 9. 2020

Von Ulrich Hühn. Am 11. September lud die BI Klimanotstand Kiel zum Klima-Talk. In dem von Carsten Kock gezeigten Vorfilm wurde Bürgern empfohlen, sich entsprechend den Alltagshinweisen aus den Erfordernissen der Klimakrise zu verhalten: Lebensmittel regional beziehen und sich mit den Erzeugern solidarisch zu verhalten (SoLaWi), den „carbon footprint“ zu beachten, d. h. darauf zu achten, welche CO 2 Auswirkungen der Einzelne im Alltag produziert. Es wurde in der Energieumwandlung auf das Beispiel Dänemark hingewiesen, wo der Ausbau der Windkraft weiter ist als bei uns und die Fernwärme mit Holzabfällen und schnell nachwachsenden Holzsorten befeuert wird.

Umweltdezernentin Grondke bilanzierte, daß Kiel erste Schritte mit einem sehr guten ausgebautem Radwege Netz und dem Beschluß zur Stadtbahn viel in Sachen Verkehrswende beigetragen hat, bei der Energiewende sei zwar mit dem Gasmotoren Kraftwerk ein großer Schritt getan, bei den einzelnen Hauseigentümern ist aber noch viel machbar. Sie räumte ein, Dänemark sei in der technischen Entwicklung 20 Jahre voraus. Sie beschrieb Möglichkeiten, bei der Planung von Bebauungsplänen, in denen immer eine Quote sozial gefördertem Wohnraum vorgesehen werden muß. Wenn der Investor eine Rendite von min. 2 % erzielen möchte, können die Klimaschutzmaßnahmen, wie die KfW Standards nicht immer wunschgemäß eingehalten werden, ansonsten baut der Investor in anderen Gemeinden. Frau Grondke beschrieb die in großen Teilen Kiels vorhandene Baukultur als Gründerzeit und Ensemble Bauweise als großes Hindernis für Gebäude-Wärme-Sanierung.

Luca Brunsch von der BI Klimanotstand stimmte ihr nur in Bezug auf den Radverkehr zu, bewertete den Rest aber als zu gering. Er formulierte Kritik am Gasmotoren Kraftwerk, indem er zugestand, es sei eine große Minderung des CO 2 Ausstoßes, diese werde aber bereits wieder zunichte gemacht durch die Verluste beim Gas-Transport nach Kiel durch Undichtigkeiten (Methanschlupf).

Jessica Kordouni, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kieler Rat, mahnte klimaneutrales Wirtschaften an, bei dem erneuerbarem Energien Gesetz sei großer Nachholbedarf.

Stadtplaner Wulf Dau-Schmidt sieht in den Erfahrungen vom gemeinsamen Handeln in Corona Zeiten Chance für gemeinsames Klimaschutz-Verhalten.

Kiel kann nicht allein handeln. Umlandgemeinden planen mit der Zielgruppe Zuzügler aus Kiel große Neubaugebiete im klassischen Einfamilienhausstil ohne große Anforderungen an Flächenverbrauch und Mobilität. Die Stadt- und Landbevölkerung gehen unterschiedliche Wege und trennen sich.

Klimaschutzmaßnahmen können in der Verwaltung von Stadt und Land nur ressortübergreifend bearbeitet werden. Er kritisierte, dass die Verwaltungsbereiche immer noch getrennt voneinander arbeiteten und dass soziale und kulturelle Betrachtungen, die für die Verankerung neuen Handelns kaum Beachtung finden. In der Reihenfolge sollte nicht zuerst die Aktivierung der Bürger stehen, sondern alle umsetzbaren Möglichkeiten im öffentlichen Bereich und in der Wirtschaft seien motivierend voranzustellen. Mit diesem Vorbild geht man in den Bildungsbereich und motiviert dadurch die Bürger.

Er zweifelt an der dezentralen Energieerzeugung auf Mehrfamilienhäusern bevor nicht Klarheit darüber herrscht, wie die Energieerzeugung finanziert und die Verteilung bewirtschaftet wird.

Dennys Bornhöft bewertete den ausgerufenen Klimanotstand als rein symbolische Maßnahme und monierte, die Stadt könne allein gar nichts bewirken. Bei allen Maßnahmen müsse stets der Schaden mit dem volkswirtschaftlichem Nutzen verglichen werden (er schien die Passage des Vorfilms, der den Schaden durch Nichtstun als teurer als jede Klimaschutzmaßnahme, nicht mit bekommen zu haben)

Luca Brunsch und Dennys Bornhöft stritten sich um die Versäumnisse bei dem Ausbau der Windkraft zwischen der Stadt und dem Land.

Özlem Ünsal beklagte, daß von dem Energiewendeland Nr. 1 seit der Jamaika Koalition nichts mehr übrig geblieben sei.

Tobias Bayr bezeichnete die BI Klimanotstand als Vorreiter, er mahnte bei jedem Einzelnen klimafreundliches Verhalten an, klimaschädliches Verhalten müsse über einen gerechten CO 2 Preis teuer werden, dazu räumte Doris Grondke ein, die Kommunikation seitens der Verwaltung sei zu gering, es fehle an Motivationen für den Einzelnen.

Özlem Ünsal war zufrieden, daß auf Erkenntnisse der Wissenschaft eingegangen wurde, die öffentliche Daseins-Vorsorge sei noch unzureichend. Jeder solle auf Fernreisen verzichten.

Der Moderator wagte einen Blick ins nächste Jahr, wenn die Zeit des Virus vorbei sei, ob dann die Bereitschaft für eine Verhaltensveränderung noch da sei ???

Özlem Ünsal mag nicht den Begriff der neuen Normalität, fordert Klimaschutz als Aktivität der Menschen.

Luca Brunsch sieht harte Einschnitte auf die Gesellschaft zukommen, wenn der Klimaschutz nicht ernst genommen wird, die erneuerbaren Energien müssen als großer Gewinn für alle vermarktet werden.

Jessica Kordouni berichtete von der Marketing Strategie der Kieler Stadtwerke, die versucht, Photovoltaik bei Privathäusern zu bewerben. Bei Besuch der Seite sind zuerst lange Vertragstexte zu studieren. Luca fragte Jessica in diesem Zusammenhang, was aus der Unterstützung für Bürger geworden sei, die Photovoltaik wollen ??

Im zweiten Video mahnte Prof Klepper, Rahmenbedingungen für Klimaschutz müsse der Staat setzen,zuerst müsse der CO 2 Preis die Wirklichkeit widerspiegeln, Politik muß sozialverträglich gestaltet werden.

Wiederum berichtete Wulf Dau-Schmidt von dem Vorbild-Land Dänemark, in dem die Reihenfolge der Entscheider und die Gewichtung der politischen Prozesse eine andere ist. Die Politik gibt einerseits Richtlinien vor, andererseits trifft sie auf große und kleine Partner aus der Wirtschaft, die sich in gemeinsamen Projekten mit Kommunen und Bürgern engagieren.

Jessicas Wunsch war zudem eine andere Arbeitsstruktur, nicht eine Hierachie sondern ein gleichberechtigtes Arbeiten auf einer Ebene.

(Das Foto zeigt einige der Diskussionsteilnehmer: von links Luca Brunsch, Dennys Bornhöft (FDP), Umweltdezernentin Doris Grondke, Jessica Kordouni, Dr. Tobis Bayr (Geomar), Dorothea Lätzel (Fridays for Future) , und Moderator Carsten Kock )

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Video-Aufzeichnung des Klima-Talks

Was macht die BI Klimanotstand?

Südspange und A21-Anbindung

Die A21 bis zum Barkauer Kreuz und zusätzlich eine Schnellstraße nach Osten, die sogenannte Südspange: das galt lange als gesetzt. Aber mit Beginn der Planung ist das jetzt nicht mehr der Fall. Auf einmal sind alle möglichen Varianten offen, denn an den Beginn der Planung setzt die DEGES ein neues Gutachten, in dem auch neue Varianten möglich sind. Die DEGES ist als GmbH des Bundes für Planung und Bau von Fernstraßen verantwortlich.

Christian Merl, Projektleiter bei der DEGES schrieb: “Die Fragestellung des neuen Planungsauftrags unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der in 2016 durchgeführten Variantenuntersuchung. Es soll aber auf Basis aktueller Daten ein gegenüber der 2016er Studie vertiefter Variantenvergleich erstellt werden. Dabei können auch neue oder abgewandelte Varianten entwickelt werden.”

Enger Austausch zwischen DEGES und der Verwaltung über Südspange/A21

Ich kommunizierte mit Christian Merl über das Thema Stadtbahn. Laut Kieler ÖPNV Grundlagenstudie wäre es gut, auch den Kieler Süden mit der Stadtbahn zu versorgen. Die Studie beschreibt das große Neubaugebiet Neu-Meimersdorf (auf S. 336) als ein sehr auto-abhängiges Stadtteil und empfiehlt eine Trasse der Stadtbahn von Wellsee nach Neu-Meimersdorf. Das würde sich aber mit einer Autobahn plus Südspange auf Kieler Stadtgebiet “beißen”. Ich fragte Herrn Merl, ob es in dieser und anderen Fragen Konsultationen mit der Kieler Verwaltung und Selbstverwaltung geben würde. Er antwortete: ”Wir stehen in einem beständigen und engen Austausch mit der Verwaltung der Stadt Kiel und wir beteiligen die Stadt intensiv an unseren Planungen. Wir sind überzeugt, dass uns die Stadt Kiel informieren wird, wenn entsprechende Entscheidungen der Stadt hinsichtlich neuer Mobilitätsangebote beschlossen werden, die unser Projekt tangieren.”

Es ist also nicht so, wie wenn die Autobahn völlig autonom vom Bund (durch die DEGES) geplant wird und als höheres Schicksal hingenommen werden muss. Wenn die Lokalpolitik beherzt eigene Pläne vorschlägt, könnte die Autobahn auch bei Wellsee enden, wie es das Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel vorschlägt.

Südspange und A21-Anbindung: Am Beginn der Planung

Die DEGES beginnt jetzt mit der Vorplanung, bei der noch unterschiedliche Varianten geprüft werden. Hier geht es um den Einfluss auf die Verkehre, auf die Umwelt. Geprüft werden Kosten und Realisierbarkeit. In dieser Stufe wird eine Vorzugsvariante entwickelt. Die nächsten Schritte sind dann die Entwurfsplanung, die Genehmigungsplanung und das Planfestellungsverfahren.

Umdenken in der Politik, Proteste aus der Bevölkerung

Mittlerweile gerät die Zustimmung zur den Straßenbauplänen im Kieler Süden in der Kieler Politik ins Wanken. Die Grünen , der SSW und die Satire-Fraktion sind mittlerweile gegen die Anbindung der A21. Die Linke war schon immer gegen die Autobahn in Kiel und hat das Thema beharrlich immer wieder in Form von Anträgen auf die politische Tagesordnung gesetzt. Die SPD ist noch ambivalent.

Bestimmt haben die Protestaktionen der letzten Monate bei diesem Umdenken eine Rolle gespeilt. Eine Postkartenaktion im Winter, Baumbesetzungen, Demonstrationen , Blockade der B404 und Stellungnahmen der Umweltverbände haben das Thema Straßenbau im Kieler Süden in das öffentliche Bewusstsein gehoben. Es hat sich herum gesprochen: Die Südspange und die A21 auf Kieler Stadtgebiet entlasten nicht, sondern bringen zusätzliche Verkehre. Sie widersprechen auch den erklärten Klimazielen der Stadt Kiel, die eine Verkehrsreduktion um 40 Prozent anstrebt. Eigentlich.

(Das Foto zeigt eine Protestaktion gegen die Südspange am 15. August. )

Stimmen gegen die Südspange

KN: Bund beginnt Vorplanung der Südspange

MFG-5-Gelände

Letzte Woche berichtete Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer im Ortsbeirat Holtenau über die Fortschritte bei der Konversion des MFG-5- Geländes. Ein Meilenstein war der Umzug des Tonnenhofs. OB Kämpfer hofft, bis Ende des Jahres beim Notar zu sitzen. Die Haftungsfragen und der Kaufpreis sind zwar knifflige Themen. “Es wird eine Stange Geld kosten, wobei das Land 2/3 übernimmt”, so der OB zu den Kosten. Aber er äußerte sich zuversichtlich, dass Kiel bald Eigentümerin des MFG-5-Geländes sein wird.

Einige Fakten zum MFG-5-Gelände

Auf diesem ehemaligen Gelände der Bundeswehr wird ein neuer Stadtteil entstehen. Worum geht es?

  • Das Sanierungsgebiet umfasst 78 Hektar, teils bewaldet.
  • Es liegt zwischen Holtenau und Pries/ Friedrichsort entlang der Förde.
  • Das Marinefliegergeschwader 5 (MFG5) hatte hier seinen Sitz.
  • Die Bundeswehr verließ das Gelände 2013.
  • Das Gelände ist teilweise für Spaziergänger*innen freigegeben.
  • 100 Jahre lang war das Gebiet nur für das Militär zugänglich.
  • Es sind 1.800 Wohneinheiten plus Gewerbe geplant.

Wie geht es weiter auf dem MFG-5-Gelände?

Zwischen Kaufvertrag und Kampfmittelräumung wird die Stadt eine Zeit lang eine freie Hand für kreative Zwischennutzungen haben. Ob Waterkant-Festival oder Musik-Events, wenn Corona nicht wäre, könnte hier einiges an kulturellen Großereignissen stattfinden. Holtenaus Ortsbeiratsvorsitzende Frau Toscan schlug gleich vor, Bruce Springsteen einzuladen, sobald die Erschließungsstraße fertig ist!

Nachdem das Land letzte Woche die Auslobungsbedingungen für den städtebaulichen Wettbewerb akzeptiert hat, folgt am 30. September eine Begehung des Geländes mit Frau Meißner, Projektleiterin der Umgestaltung. Auch interessierte Bürger*innen können mit Anmeldung teilnehmen.

Für das Bauen einer Erschließungsstraße gab es die Zustimmung vom Bund, geklärt werden muss jetzt die Finanzierung. Es ist noch nicht klar, ob es eine Kreis- oder Gemeindestraße werden wird.

Was für Bebauung ist geplant?

Eine Anwohnerin wies im Ortsbeirat darauf hin, dass gerade in Holtenau zahlreiche ältere Menschen allein in Einfamilienhäusern wohnen würden. Einige von ihnen würden sich gerne räumlich verkleinern, weil ihnen Haus und Garten über den Kopf wachsen. Sie würden aber in Holtenau bleiben wollen. Wird es auf dem MFG-5-Gelände seniorengerechte Wohnungen oder Intergenerationenprojekte geben? Dann würden die Einfamilienhäuser frei für Familien mit Kindern.

OB Kämpfer wies darauf hin, dass dieses Nachrücken von Familien mit Kindern in der Praxis nicht passiert. In Schilksee könne man beobachten, dass 80-Jährige ausziehen und 60-jährige nachrücken, weil sie sich die Preise leisten können. Hinzufügen möchte ich: Es sind zum Teil reiche Rentner*innen aus Hamburg oder Hannover, die gerne ihren Lebensabend in Kiel am Meer verbringen. Das heißt, es wird nicht unbedingt Wohnraum an anderer Stelle in Kiel frei.

Der städtebauliche Wettbewerb geht erst einmal ganz offen an die Planung heran. Fest steht die Anzahl an Wohneinheiten: 1.800. Das Gewerbegebiet soll schwerpunktmäßig eher im Norden, Wohnbebauung eher im Südosten des Plangebietes liegen. Welche Flächen die Kieler Wohnungsbaugesellschaft erhalten wird, ist noch offen. Vorgegeben ist eine Quote von 30 Prozent für geförderten Wohnraum. Allein durch diese Vorgabe ist klar, dass hauptsächlich Mehrfamilienhäuser entstehen werden. Zu den offenen Fragen gehört auch, ob es einen Schiffsanleger geben wird oder eine Badeanstalt für die Quartiers-Bewohner*innen.

TB1: Gewerbe, TB2: gemischte Nutzung, TB3: Wohnen, TB4: erhaltenswerte Wald und Grünflächen.

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Schilksee: Skipperweg

KN: Neues Stadtviertel in Holtenau

Es geht ums Klima! Termine

Eine Reihe von Veranstaltungen befassen sich mit dem Thema Klimaschutz: Podiumsdiskussion, Demonstration und eine Kunstaktion.

Klima-Talk

Freitag, 11. September, 18 – 20 Uhr: “Klimaschutz Jetzt?! Kiels Zukunft liegt in unseren Händen.” Der Klima-Talk befasst sich mit den Fragen: Was ist in Kiel passiert seit Ausrufung des Klimanotstands? Und was muss noch getan werden, um bis 2035 klimaneutral zu werden? Es diskutieren Baudezernentin Doris Grondke, Tobias Bayr von Geomar, Dorothea Lätzel von Fridays for Future SH und andere . Das Publikum darf sich beteiligen. Gastgeberin ist die Bürgerinitiative Klimanotstand Kiel. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung notwendig. Im Wissenschaftszentrum , Frauenhofer Str. 13. oder online live unter www.kiel.live.de. Mehr Info unter: https://klimanotstand-kiel.de/

Während der Kieler Woche informiert die BI Klimanotstand außerdem am Mittwoch und Donnerstag auf einem Infostand an der Kiellinie.

Demo gegen Kreuzschifffahrt

11. September, ab 15:00. Die Klima-Aktivist*innen von TKKG rufen zu einer Demonstration gegen die Kreuzschifffahrt auf. Es geht um Luftverschmutzung, CO2, schlechte Arbeitsbedingungen an Bord. Beginn ist am Ostseekai, von dort in Richtung Reventlou-Wiese.

Wald statt Asphalt

Ab 14. September findet eine offene Kunstausstellung gegen den Ausbau der A21 und die Südspange statt. Einsendeschluss für Exponate war zwar gestern, aber vielleicht gehen auch noch last-minute Einreichungen? Organisiert wird die Ausstellung von Students for Future Kiel. Ort: Vieburger Gehölz. Kontakt: studis.Kiel@fridaysforfuture.is , https://www.facebook.com/events/2713585475526690

Park(ing) Day in Kiel und weltweit

Am 18. September ist es wieder soweit: Am globalen Park(ing) Day, immer der dritte Freitag im September, funktioniern Bürger*innen Parkplätze zu kleinen Parks um. Ganz dezentral. Jede*r meldet seine eigenen Versammlung an, oder zieht einfach einen Parkschein.

Park(ing) Day in Kiel 2018

Die Straße zurückerobern: Anleitung

Globale Klimademo

Freitag, 25. September, globaler Klimastreik auch in Kiel. Unter dem Motto KeinGradWeiter rufen Fridays for Future Kiel, BUND Jugend SH, Amnesty International HSG Kiel, und andere Initiativen zu einer Fahraddemo für Klimagerechtigkeit auf. Alle Teilnehmenden werden gebeten, mit Fahrrad zu kommen, damit die Abstände gewahrt werden können. Treffpunkt 14 Uhr auf dem Exerzierplatz. https://fridaysforfuture.de/ortsgruppen/kiel/

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Klima-Aktivistis demonstrieren auf der B404

Global Day on Climate Action

Corona-Auflagen, was ändert sich?

Die Videokonferenz zwischen der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsident*innen dauerte fünf Stunden. Was ändert sich bundesweit?

Bis Ende Oktober wird es keine Fußball-Bundesliga-Spiele vor Zuschauern geben. Wie es danach weiter gehen kann , damit beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe. Die Handhabe von Weihnachtsmärkten und Karneval /Fasching/ Fassnacht bleibt vorerst ungeklärt. In einer Pressekonferenz äußerte Ministerpräsident Daniel Günther die Hoffnung, dass es in Schleswig-Holstein Weihnachtsmärkte geben könnte unter geeigneten Hygiene-Auflagen.

Ab 15. September werden die kostenlosen Tests für Einreisende aus Nicht-Risiko-Gebieten ausgesetzt. Wer aus einem Risiko-Gebiet einreist, muss sich dann in eine 14-tägige Quarantäne begeben. Frühestens am 5. Tag kann die Person einen Covid-19 Test machen, und wenn ein negatives Ergebnis vorliegt, darf die Person die Quarantäne vorzeitig verlassen. Covid-19-Tests, die noch im Ausland gemacht werden, gelten nicht mehr.

Vieles bleibt weiterhin in der Kompetenz der Bundesländer. Dahinter steht die Beobachtung, dass das Infektionsgeschehen regional unterschiedlich ausgeprägt ist . Anti-Corona-Maßnahmen, die im Süden und Westen der Republik angemessen sind, könnten im Norden und Osten auf Aktzeptanzprobleme stoßen, einfach weil es weniger Infektionen gibt.

Für private Feiern in Schleswig-Holstein gilt weiterhin die Obergrenze von 50 Personen im Gebäude und 150 Personen im Freien. Es darf weiterhin nicht gesungen und getanzt werden. Die Kontaktdaten der Gäste müssen festgehalten werden. Für die Abstandsregel gibt es einige Ausnahmen, beispielsweise für kleine Zusammenkünfte von nicht mehr als 10 Personen und für Angehörige eines Haushaltes.

Das Bußgeld für Verstöße gegen die Maskenpflicht im ÖPNV beträgt in Schleswig-Holstein 150 Euro.

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https://www.ndr.de/nachrichten/info/Coronavirus-Live-Ticker-Die-Lage-am-Donnerstag-27-August,coronaliveticker474.html

Stimmen gegen die Südspange

Nicht nur in Aktionen und Demonstrationen häufen sich gerade die Proteste gegen die Südspange und die Anbindung der A21 an Kiel. Auch in Texten wird gegen diese Baupläne argumentiert. Hier eine Auswahl:

Ein Herr Lennard Sand schreibt in einem Leserbrief an die KN diese Sätze: “….und ich frage mich, wie der Bau von mehr Straßen zu weniger Verkehr führen soll? Lesen sie (die SPD) ihre eigenen Konzepte nicht?….” Knackiger kann man es nicht formulieren.

In humorvoller Weise befasst sich Niklas Hielscher mit dem Märchen von der Entlastung durch Entlastungsstraßen: Die Westring-Story featuring SPD-Ostufer

Eine sehr differenzierte und ausführliche Stellungnahme kam heute von der Kieler BUND Kreisgruppe:

“Die Verkehrssituation am Ostring ist Folge der fatalen Verkehrspolitik der letzten Jahrzehnte:  Man setzte bedingungslos auf Verbrennungsmotoren und Straßenverkehr. Lärm und Luftschadstoffe nagen daher seit vielen Jahren an der Gesundheit der Anwohnerschaft, die vielfach sowieso zu den sozial Benachteiligten gehören. Ulrike Hunold dazu: “Die Menschen am Ostring brauchen schnelle Hilfe und keine Vision für einen höchst ungewissen Bau eines Ostring II in frühestens 20-25 Jahren!”

Die geplante Südspange zwischen B404/A21 und B76 wird alleine zu keinerlei Entlastung des Ostrings führen. Im Gegenteil: Aufgrund der dafür nötigen Anbindung an die B76 ist zumindest während der Bauzeit mit Rückstau in den Ostring zu rechnen. Zudem ist – wie bei jedem neuen Straßenbau – ein zusätzliches Verkehrsaufkommen zu befürchten: Menschen berechnen die akzeptable Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsplatz nach Minuten und nicht nach Kilometern und setzen dabei auf ampelfreie Verbindungen und bestenfalls Autobahnen. Damit erhöht sich der Einzugsbereich einer Stadt durch den Bau eines entsprechenden Straßennetzes.

Der Ostring II steht als Projekt des weiteren Bedarfs im aktuellen Bundesverkehrswegeplan 2030. Anders als die Südspange wäre der Ostring II ein sehr teures Projekt, da aufgrund der vorhandenen Bebauung eine streckenweise Untertunnelung nötig wäre. Eine Höherstufung in ein dann umzusetzendes Projekt ist sehr zweifelhaft. Schließlich sehen alle lokal, national und international verabschiedeten Klimaschutzpläne eine deutliche Reduktion der individuell motorisierten Mobilität zur Einsparung der klimaschädlichen Gase vor. Ein 1:1 Ersatz der derzeitigen PKW’s und LKW’s durch E-Fahrzeuge wird aufgrund fehlender Akzeptanz eines dann nötigerweise massiven Windkraftausbaus bzw. aufgrund der Notwendigkeit von seltenen Erden bei der Nutzung von Sonnenenergie nicht möglich sein. Daher wird es – wie auch im Masterplan Mobilität für die Region Kiel beschrieben – zu einer deutlichen Abnahme des individuell motorisierten Verkehrs kommen. Die dort skizzierte Abnahme entspricht in etwa den Verkehrsminima im Zuge des Corona-Lockdowns. Zu dem Zeitpunkt fuhr weniger als 40% des üblichen Verkehrs – und das vorhandene Straßennetz war überdimensioniert!

Die Kreisgruppe des BUND fordert daher ein Umdenken der Politik zugunsten der Gesundheit und Lebensqualität der Menschen am Ostufer jetzt:

·        Der Ausbau/Fertigstellung von Radwegen auf dem Ostufer ist hierfür ein erster wichtiger Schritt, der in einem klaren und absehbaren Zeithorizont durchgeführt werden wird.

·        Die aufgrund der Baustelle im Theodor-Heuss-Ring erhöhte Zuganzahl von Preetz nach Kiel ist beizubehalten.

·        Schnellbuslinien einzurichten, die ihren Namen vertragen und auf eigenen Spuren fahren, ist eine weiterere, schnell zu verwirklichende Maßnahme.

·        Große Sprünge sind jedoch nur mit viel Geld zu verwirklichen, dafür müssen bereitstehende Gelder aus dem Bundesverkehrsministerium neu verteilt werden:

Christian Herold von der BUND- Kreisgruppe: “Der Bau der Südspange ist ohne Ostring II komplett sinnlos und kontraproduktiv. Er muss daher verhindert werden. Gleichzeitig ist sicherzustellen , dass die dafür bereitstehenden Gelder nicht anderswo iAnkerm Straßenbau, sondern in Kiel für den Ausbau des ÖPNV/Schienenverkehrs zum Ostuferhafen genutzt werden. Kiel muss zum Vorreiter einer zukunftsgerichteten Verkehrspolitik werden, weg vom Leitbild der autogerechten Stadt des letzten Jahrhunderts.” Ende der Pressemitteilung.

Das Foto zeigt einige Klima-Aktivist*innen in einem besetzten Baum. Das war eine Aktion gegen die Südspange vom 7. – 9. August.