Goethestraße: Protest wegen Abbau von Parkplätzen

Der Fahrradweg, der entlang der Goethestraße um den Schrevenpark führt, wurde auch oft von Menschen zu Fuß genommen, die häufig nicht realisierten, dass es sich um einen Fahrradweg handelt. Vor allem in der Dunkelheit führte das zu gefährlichen Situationen.

Weg um den Schrevenpark

2017 wurde eine Veränderung beschlossen. Der Fahrradweg sollte auf die Fahrbahn verlegt werden, damit der Weg um den Schrevenpark ein Fußweg werden kann.

Es soll jetzt anders umgesetzt werden. Die Straße wird zu einer Fahrradstraße, was bedeutet, dass Fahrräder auf der ganzen Straße fahren dürfen, auch nebeneinander. Dabei werden weit mehr Parkmöglichkeiten abgeschafft, als im ursprünglichen Plan vorgesehen. Der Vorteil dieses Plans: für den Umbau zu einer Fahrradstraße fallen keine Anliegerbeiträge an.

Insgesamt entfallen 20 Parkmöglichkeiten berichtete Ratsfrau Musculus-Stahnke von der FDP, die das Thema in den Bauausschuss einbrachte. An regulären Parkplätzen sind es dagegen nur sechs, hielt Ratsherr Dregelies (SPD) dagegen. Zwei Wochen später korrigierte das Bauamt die Zahl: es sind 15 reguläre Parkplätze, die im Zuge der Umbaumaßnahme entfallen.

Im Bauausschuss vom 6. 10. sprach Henriette Trampenberg von der Interessengemeinschaft Goethestraße über den Unmut, den dieses Projekt bei den Bewohnern der Goethestraße auslöst. Die Initiative hat über 100 Unterschriften gesammelt.

Für zusätzliche Verärgerung sorgen Poller, die Wendemanöver an der Ecke Goethestraße/Sternstraße verhindern sollen. Dadurch könne die Bewohner von Haus Nr. 6 nicht vor ihr Haus vorfahren.

Der Plan für den ehemaligen Fahrradweg: ein ausgebauter Fußweg. Im Zuge des Umbaus werden auch die Kanäle saniert. Es handelt sich also um eine größere Baumaßnahme.

Insgesamt ist die Goethestraße gut mit Parkplätzen ausgestattet, und wer in so zentraler Lage wohnt, müsste die meisten Ziele auch gut mit dem Fahrrad oder ÖPNV erreichen können.

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kn online: Umbaupläne der Goethestraße zur Fahrradstraße: Ärger über Verlust von Parkraum in Kiel

Mutiges Kieler Parkraumkonzept ist Vergangenheit

Semesterbeginn an der CAU

Soviel Präsenz-Veranstaltungen wie möglich, trotz Corona und Gasmangellage, darauf hoffte Ministerpräsident Daniel Günther in seiner Ansprache an die Neuen an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) am 17. Oktober. Auch Universitätspräsidentin Prof. Simone Fulda ging in ihrer Ansprache von einem Wintersemester im Normalbetrieb aus. Sie wünschte den Erstsemestern viele Erfahrungen, aus denen sie gestärkt hervor gehen und die sie auch genießen können. Sie ermutigte die Studierenden an der Voll-Universität Kiel auch mal über den Tellerrand des eigenen Fachgebiets hinaus zu sehen. Es gibt über 200 Studiengänge.

Ich spazierte letzte Woche über den Campus um einige Impressionen zur Wohnsituation einzufangen.

  • Die ersten beiden Studis, die ich ansprach, hatten gerade keine Zeit, weil sie den Zero Waste Teller erwerben wollten. „Da muss man sich beeilen“. Die Mensa gibt zuviel produzierte Speisen zu sehr günstigen Preisen ab, aber nur solange der Vorrat reicht. Zero Waste Teller
  • Maria sucht noch nach einem WG-Zimmer. Sie kann zwischenzeitlich bei einer Arbeitskollegin wohnen.
  • Freda ist schon länger in Kiel und ganz glücklich mit ihrer WG in der Gutenbergstraße. Einziger Kummer: der Kostenpunkt. Für 30 Quadratmeter zahlt sie 430 Euro, darin enthalten allerdings eine bewusst hoch angesetzte Pauschale für die Nebenkosten.
  • Tom ist sehr zufrieden mit seiner Wohnsituation in Hamburg und hat vor, zur Uni Kiel zu pendeln.

Die CAU in Zahlen

Im Wintersemester sind insgesamt 27.128 Studierende eingeschrieben. Davon sind 4.511 neu an der Uni Kiel, im ersten Semester 3.330. Die meisten Studierenden kommen aus Schleswig-Holstein (15.578), gefolgt von Niedersachen (2.498) und Hamburg (2.463). Die meisten Studierenden sind in der Altersgruppe 20- 22. Aber es gibt auch 22 Studierende , die erst 17 Jahre alt sind und immerhin 30 sind über 70 Jahre alt.

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Der Campus wächst

Gestepptes aus der Kwilt Factory

Das englische Verb to quilt bedeutet eigentlich steppen oder absteppen. Und das ist genau, was Rüdiger Ahlers (64) in seiner Werkstatt macht. Aber wegen der Assoziation „Quilt gleich Patchwork-Decke“ , die er vermeiden wollte, wandelte der ehemalige Werbeprofi das Wort zu Kwilt ab, eine Wortschöpfung, die auch neugierig macht.

Ich durfte seine Kwilt Factory in der Festung Friedrichsort besuchen. Auf einer riesigen Nähmaschine hatte er Stoffe eingespannt, damit ich sehe was steppen bedeutet. Er legt mehrere Stoffe übereinander, mindestens einen Oberstoff, ein Vlies und einen Unterstoff. Wenn der Oberstoff sehr grobmaschig ist, etwa ein Kaffeesack, kommt ein zweiter Oberstoff darunter, damit das Vlies nicht durchschimmert. Danach kann er an den Konturen eines Musters entlang steppen, sodass es hervorgehoben wird. Er zeigt es mir anhand eines Kissens, auf dem ein Elefant durch das Absteppen dreidimensional wirkt.

Seine Kundschaft ist hauptsächlich gewerblich. Innenausstatter beauftragen ihn für spezielle Anwendungen und stellen dann meistens auch die edlen Stoffe dafür. Ob Tagesdecken für noble Hotels oder Sitzkissen für Yachten, sein Können hat sich herum gesprochen.

Gelernt hat er das Handwerk in Irland, wo er mit einer früheren Partnerin ein Geschäft betrieb. Zu der Zeit boomte das Hotel-Business in Irland, und Tagesdecken waren ein großes Thema. Als er nach Deutschland zurück siedelte, stellte er fest, dass Tagesdecken hier gar nicht so gebräuchlich sind. Zum Glück kam ihm die Idee mit den Kaffeesäcken. Er verarbeitet sie zu Kissen aller Art, gerne auch mit Hocker, die ein Schreiner aus der Festung herstellt.

Die Beschaffung von Stoffen ist ein großes Thema. Er ist ein Fan von Andrew Martin, einem Londoner Stoffdesigner. Und dann die Kaffeesäcke: er zieht einen Stapel vom Regal, um mir die ganz unterschiedlichen Aufdrucke zu zeigen. Trotz der Allgegenwart von Plastik werden Kaffeebohnen immer noch ganz traditionell in Jutesäcken gehandelt. Rüdiger Ahlers hat Kontakte zu Röstereien, um an diese Säcke heran zu kommen. Networking ist wichtig.

Stationen seines Lebens: Nach Irland ließ er sich in der Lornsenstraße nieder, es folgte Gut Ulhenhorst in Dänischenhagen, dann wieder Kiel in der Dahlmannstraße. Nun ist er in der Festung Friedrichsort, wo sich eine Reihe von Werkstätten befinden. Am bekanntesten wohl „Czernys Küstenbrauerei“ . Andere Räume werden von Musikern und Musikerinnen zum Proben genutzt. Die Community führt zur wechselseitigen Inspiration: Rüdiger will nach dreißig Jahren wieder mit Schlagzeug anfangen!

Zur Zeit ist er allerdings etwas unter Druck, weil ein Handwerksmarkt auf dem Hof naht. Privatkunden spielen für ihn doch auch eine wichtige Rolle und er findet sie vor allem über Ausstellungen. Auch auf seiner Homepage findest du eine Auswahl seiner Produkte: Kissen, Poufs, Tagesdecken. Stoffe sind seine Leidenschaft und er verarbeitet auch kleine Stoffreste, etwa aus Musterbüchern zu Taschen und Beuteln.

Serienprodukte können im Ausland günstiger hergestellt werden. Aber für originelle Einzelstücke in solider Handarbeit ist Rüdiger Ahlers Kwilt Factory eine gute Adresse.

Mehr Info: Kwilt Factory Homepage

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Leder, Filz und mehr

Weiterer Busstreik ab 24. Oktober

ver.di Nord ruft Beschäftigte des OVN für fünf Tage in den Warnstreik . In Kiel betrifft es vor allem die Überlandbusse.

Wie die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di Nord) mitteilt, wird ein fünftägiger Warnstreik im Verkehrsbereich des OVN (Omnibusverband Nord) erfolgen. Dieser Warnstreik folgt auf das erneute Nichterscheinen der Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen am heutigen Verhandlungstag.

Der Warnstreik wird am kommenden Montag (24.10.22) mit Dienstbeginn starten und bis zum Freitag (28.10.22) mit dem jeweiligen Schichtende andauern.

„Wir fordern die Arbeitgeber auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Wir haben genügend Verhandlungstermine angeboten, von denen noch fünf offen sind. Die Menschen in den ländlichen Regionen des Landes, vor allem die Schüler*innen, brauchen Lösungen und keine weitere Verweigerungshaltung der Arbeitgeberseite“, so ver.di Nord Sprecher Frank Schischefsky heute in Kiel.

Die Gewerkschaft hat dem OVN mehrfach Verhandlungstermine angeboten. Davon sind noch die Termine:  24.10, 25.10., 01.11., 02.11, und 03.11. für Verhandlungen frei.

Der Warnstreik wird weite Teile des gesamten Bundeslandes betreffen.

ver.di fordert eine Erhöhung von 1,95 Euro pro Stunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 12 Monaten, weitere 1,95 Euro mehr für Werkstattmitarbeiter sowie die Übernahme des Jahresbeitrages der GUV/FAKULTA – einer Solidarkasse der Arbeitnehmerschaft.

In Kiel sind vor allem die Überlandbusse betroffen. Da die Schule am 24. 10. wieder anfängt, sind auch zahlreiche Schüler und Schülerinnen betroffen, die aus dem Umland mit dem Bus nach Kiel in ihre Schulen pendeln.

Beitragsbild von Bild von Bruno /Germany auf Pixabay

Kiel: Ausstellungen im November

An einem kalten Herbsttag macht es Freude, ins Museum oder in eine Galerie zu gehen und sich inspirieren zu lassen. Dazu bietet Kiel einige Gelegenheiten. Hier ein Auswahl:

„Die Kunstwelt der Mary Bauermeister“ in der Kunsthalle zu Kiel. Bauermeister, heute über 80 Jahre alt, arbeitete schon früh mit Alltagsmaterialien, wie Stroh, Sand oder Stoff. „Ich erkläre sie zu Kunst“, sagte sie dazu einmal. Aber natürlich geht es auch um das Wie der Verwendung in ihren Bildern und Mobiles. Vom 8. 10.2022 bis 5. 3. 2023.

„nature morte.still alive“ : Die Stadtgalerie zeigt Stillleben von neun finnischen Künstlern und Künstlerinnen. https://www.kiel.de/de/kultur_freizeit/museum/_kalendereintrag.php?292043

„Kiel, Chanukka 1931“. Der Warleburger Hof begibt sich mit dieser Ausstellung auf die Spuren der Familie Posner während der Nazidiktatur. Rahel Posner machte das ikonische Foto vom Chanukka-Leuchter im Fenster vor einer Swastika-Fahne auf der anderen Straßenseite. Warleburger Hof

„Hörst du es auch?“ Die Künstlerinnen Susanne Nothdurft und Susanne Maurer stellen Objekte und Gemälde in der Galerie Brennwald aus. Bis zum 18. November. Die Galerie lädt am 2. November um 19 Uhr zu einem Künstlerinnengespräch ein. Galerie Brennwald

Auch der Kunstraum B inspiriert immer wieder mit seinen Ausstellungen. Aktuell zu sehen: „Lost Paradise“, Fotografien vom Prüner Schlag, als er wild sein durfte. Im November folgt „Wir sind die Maler von Schleswig“: Gezeigt werden außergewöhnliche Arbeiten von Uwe Paulsen, Emiehl Päffel und Georg Bohnert, die während ihres jahrzehntelangen Lebens in der Kunstwerkstatt der betreuten Einrichtungen der psychiatrischen Klinik in Schleswig ein außergewöhnliches Werk geschaffen haben. Kunstraum B

„ja aber“: Vom 5. November bis 4. Dezember zeigt der Kunstverein Haus 8 im Anscharpark Bilder von Jan Kolata aus Düsseldorf. Geboren 1949 in Immenstadt, studiere Kolata an der Kunstakademie in Düsseldorf und war bis 2016 Professor für Malerein an der TU Dortmund. Die Ausstellung gewährt Einblick in sein umfangreiches Werk, das eine Auseinandersetzung mit den Bedingungen der Malerei aufweist. Eröffnung der Ausstellung am Freitag, den 4. November um 18 Uhr mit
Begrüßung durch Evelyn Gesen (Kunstverein Haus 8) und einer Einführung durch Jens Peter Neumann (Kunsthistoriker aus Kiel). https://atelierhaus-im-anscharpark.de/veranstaltungen/jan-kolata-ja-aber/ Ausstellungsdauer: 5.11. bis 4.12.2022
Öffnungszeiten: fr + sa 15 – 18 Uhr / so 12 – 18 Uhr

Demonstration – „Against Annexation“

Demonstration – „Against Annexation“

„United Ukraine“ – Demonstration am 14. Oktober 2022 ab 17 Uhr am Hauptbahnhof in Kiel

SonyashnyKiel ruft für den kommenden Freitag, den 14.10.2022, ab 17 Uhr am Kieler Hauptbahnhof zu einer Demonstration auf.

An diesem Tag wird in der Ukraine der Tag der Verteidiger der Ukraine gefeiert. SonyashnyKiel möchte dies zum Anlass nehmen, um die Aufmerksamkeit auf die unter dem Krieg leidenden Menschen in der Ukraine zu lenken und sich gegen die illegalen Annexionen des russischen Regimes zu stellen. Wir treten solidarisch für die Freiheit der Menschen in der Ukraine ein und fordern härtere Sanktionen gegen den russischen Aggressor.

Der Demonstrationszug verläuft vom Hauptbahnhof aus durch die Kieler Innenstadt bis zum Asmus-Bremer-Platz. Am Hauptbahnhof und am Asmus-Bremer-Platz werden von ukrainischen Geflüchteten und Vertretern der ukrainischen Diaspora Reden gehalten. 

(Beitragsbild: Gemälde von Betty Donald, https://www.facebook.com/betty.donald.1610 )

Ausstellung: Lost Paradise

Prüner Schlag 2016- 2021

Von der Vertreibung der Wildnis aus der Stadt

14.-28. Oktober 2022

Vernissage: 14. Oktober 2022, 18:00 Uhr

Fototgrafien von Dietmar Fiedler und Wolfgang Meyer-Hesemann

Die Räumung der Kleingartenanlage „Prüner Schlag“ zum Zweck der Ansiedlung eines Möbelhauses der Krieger-Gruppe beschäftigte Kieler Bürger, die Stadtverwaltung und Umweltverbände über Jahre. Währenddessen durfte sich in einer kurzen Zeitspanne die Natur ungehindert Terrain zurückerobern, bis dem durch die Rodung ein Ende gesetzt wurde. In dieser Zeit entstanden die Fotografien dieser Ausstellung. Sie spüren der Verwandlung eines von menschlicher Nutzung befreiten Geländes, seiner urtümlichen und geheimnisvollen Verwilderung nach: Entfesselte Kulturlandschaft, üppig wucherndes Grün und dazwischen Ruinen der aufgegebenen Baracken mit verstörenden Ein- und Ausblicken.

Als Ergänzung werden durch chronologische Momentaufnahmen die Veränderungen des Areals vor Augen geführt.

Öffnungszeiten: Mi- So von 16-18 Uhr

Passend zum Thema: Lieber Bäume als gepresste Küchenträume

Kiel: Warnstreik betrifft Überlandbusse

Nach dem der Omnibusverband Nord die für heute angesagte Verhandlung abgesagt hat, ruft ver. di zu einem fünftägigen Warnstreik der Busfahrer und -fahrerinnen von privaten Unternehmen in Schleswig-Holstein auf.

ver.di fordert eine Erhöhung von 1,95 Euro pro Stunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 12 Monaten, weitere 1,95 Euro mehr für Werkstattmitarbeiter sowie die Übernahme des Jahresbeitrages der GUV/FAKULTA – einer Solidarkasse der Arbeitnehmerschaft.

Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, wird es weitere Streiks geben, kündigt die Gewerkschaft an.

Der Warnstreik wird am kommenden Montag (10.10.22) mit Dienstbeginn starten und bis zum Freitag (14.10.22) zum jeweiligen Schichtende andauern. Der Warnstreik wird weite Teile des Bundeslandes betreffen.

Heute mittag versammelten sich Busfahrer und Busfahrerinnen in der Auguste-Viktoria-Straße, um in einer Kundgebung gegen die Absage der Verhandlungen zu protestieren.

Betroffen sind vor allem Überlandlinien. Diese Liste zeigt, welche Fahrten der Autokraft trotz Streik stattfinden: https://www.dbregiobus-nord.de/fahrplan/verkehrsmeldungen/autokraft/kiel . Die Busse der VKP (Verkehrsbetriebe Kreis Plön) werden nicht generell bestreikt, dennoch kommt es auch hier zu Ausfällten: https://www.vkp.de/news/streik-bei-der-vkp/.

(Bild von Stefan K auf Pixabay)

Es wird eine Tram

Erst ging es um die Frage, ob Kiel überhaupt eine Stadtbahn braucht, dann um die ungefähre Trassenführung und zuletzt um die Systemfrage: BRT oder Tram. Die Gutachter vom Büro Ramboell bevorzugen in einer gerade veröffentlichten Studie die Tram.

Zur Begriffsklärung: Eine Tram, auch Straßenbahn genannt, fährt auf Schienen. Als BRT (bus rapid transit) bezeichnet man ein System von Langbussen, die zwar auf eigener Trasse fahren, aber eben nicht schienengebunden sind.

Tram besser als BRT bei den meisten Kriterien

Zunächst identifizierte Ramboell 47 Kriterien, die ungewichtet nebeneinander stehen. Hier erzielte die Straßenbahn in 23 Kriterien höhere Bewertungen als das BRT-System, während dieses in 17 Kriterien höhere Punkte erzielt als die Straßenbahn. Sieben Kriterien sind gleichwertig. Allerdings „ zeigt sich, dass die Tram keines der Kriterien komplett verfehlt, d.h. im Bereich von 0 bis 1,2 Punkten eingeordnet ist. Beim BRT hingegen ist dies in den Kategorien Kapazitätsreserven sowie Wasser- und hitzesensible Straßenraumgestaltung der Fall.“

In einem zweiten Schritt definierte Ramboell Kernkriterien, bei diesen Kriterien ist der Vorsprung der Tram deutlicher als bei den ungewichteten Kriterien. Hier eine Auswahl:

  • Die Tram ist besser geeignet für mobilitätseingeschränkte Personen.
  • Sie ist verlässlicher im Betrieb.
  • Sie ist sparsamer im Betrieb: die Tram kostet etw 40 Millionen Euro im Jahr, das BRT 46 Millionen Euro. Hier spielen vor allem die Personalkosten eine Rolle.
  • Bei den Investitionskosten schneidet das BRT besser ab.
  • Allerdings fördert der BUND den Bau von Trams zu 75 Prozent, während es ungewiss ist, ob es für das BRT überhaupt eine Förderung geben würde. Unter diesem Gesichtspunkt kostete der Bau der Tram weniger.
  • Der Realisierungshorizont ist ähnlich: das BRT könnte ein Jahr früher in Betrieb gehen. BRT: 2023-2033. Tram: 2033-2034.
  • Das BRT würde ab Fertigstellung schon an seiner Kapazitätsgrenze operieren und erhält für das Kriterium Kapazitätsreserve deshalb Null Punkte! Die Tram bekommt hier dagegen die vollen zehn Punkte.
  • Belastung der Umwelt: Vor allem durch die Rasentrassen und den geringeren Flächenbedarf schneidet die Tram hier besser ab. Für das BRT-System müssten Betontrassen gegossen werden. Jedoch belasten beide Systeme in Bau und Betrieb die Umwelt.
  • Letztlich schätzt die Studie noch den volkswirtschaftlichen Gesamtnutzen dieser Investition: Für jeden investierten Euro generiert die Tram 1, 47 Euro, das BRT dagegen nur 1,10 Euro.

Könnten die Busse jetzt schon auf den Tram-Trassen fahren?

Die Studie macht einen Vorschlag, wie die Trassenstudie schon vor dem Bau der Straßenbahn für das Busnetz genutzt werden könnte. „So könnte beispielsweise mit dem bereits existenten Fuhrpark der KVG ein höherwertigerer Busverkehr im geplanten Tram-Liniennetz eingeführt werden. Starke Angebotsverbesserungen könnten zum Beispiel bereits durch Abmarkierrungen von Bussonderfahrstreifen auf mehrstreifigen Straßen in Anlehnung an ohnehin geplante Eigentrassen und darauf ausgerichtete, vorbereitende Ampelschaltungen mit Priorisierung der Busfahrzeuge erreicht werden.“

Durch dies Maßnahmen könnte der ÖPNV schon früher einen Vorteil gegenüber dem motorisierten Individualverkehr erhalten.

Wie geht es weiter im politischen Prozess? Am 26. Oktober findet eine gemeinsame Sitzung von Wirtschaftsausschuss, Innen- und Umweltausschuss, Bauausschuss und Finanzaussschuss statt. Am 17. November befasst sich die Ratsversammlung mit dem Thema und von einer mehrheitlichen Zustimmung kann ausgegangen werden.

(Das Beitragsfoto zeigt die Mainzer Straßenbahn.)

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Vorstellung des Trassennetzes im Mai 2022

Trassenstudie von Ramboell

Mutiges Kieler Parkraumkonzept ist Vergangenheit

Der mutige Entwurf für ein Kieler Parkraumkonzept vom November 2021 ist erst einmal vom Tisch. Baudezernentin Doris Grondke legt nun eine abgeschwächte und weitgehend inhaltsleere neue Version vor.

Das „Mobiltätskonzept ruhender KfZ-Verkehr 2035“ ist nur noch ein Schatten des ursprünglich vorgelegten Konzept-Entwurfs, in dem tatsächlich Parkraumverknappung vorgesehen war. Der jetzt überarbeitete Entwurf rückt von konkreten Forderungen ab. Stattdessen soll ein „Prozess der Kommunikation und Beteiligung“ mit offenem Ausgang und Schritt für Schritt den Parkraum neu ordnen. So steht es im Antrag, der morgen im Bauausschuss debattiert wird .

Den Anfang machen folgende Bereiche:

  • das Französische Viertel inklusive Wilhelmplatz
  • Bereich Anna-Pogwisch-Platz, Kehden-/Küterstraße
  • Gaarden

Im neuen abgespeckten Konzept fehlen zentrale Punkte des ursprünglichen Entwurfs. Vom Verbot des Gehweg-Parkens oder höherer Parkgebühren ist nicht mehr die Rede.

Die Kritik in den Medien ließ nicht lange auf sich warten: der Ökologische ‚Verkehrsclub (VCD), der NABU Kiel, sogar die Kieler Nachrichten kommentierten das neue Konzept mit Enttäuschung.

Kristian Blasel schrieb in den Kieler Nachrichten am 29. September: „Aber dieser Konflikt wird eines Tages sowieso ausgetragen werden müssen. Statt sofort einzugreifen und auf die Kraft der Argumente zu setzen, ducken sich Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und seine Dezernentin Doris Grondke mit diesem Papier wenige Monate vor der Kommunalwahl in der zentralen Parkfrage weg.“ Zur Parksituation im Kiel: maximal mutlose Verwaltung

Hartmut Rudolphi vom Nabu Kiel äußerte sich enttäuscht von der verpassten Chance, den Autoverkehr zu reduzieren. „Hinzu kommt, dass dem Autoverkehr mit Straßen und Parkplätzen ein Großteil der städtischen Fläche eingeräumt wird und der Platz für Grünflächen und als lebenswerter Raum bzw. Naherholung für die Bevölkerung fehlt. Kiel muss die Wohnquartiere endlich zu lebenswerten Stadtteilen umbauen. Insbesondere für Menschen mit geringen Einkommen sowie Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind Erholungsmöglichkeiten direkt vor der Haustür ein wesentlicher Teil für ein soziales Miteinander und Lebensqualität. Autos tragen zudem durch Lärm und der Abgase zur Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Menschen bei, in autofreien Stadtgebieten leben die Menschen wesentlich gesünder. Das alles wird den Kielerinnen und Kielern mit dem neuen Mobilitätskonzept weiterhin verwehrt, weil die Straßen im Wesentlichen für den Autoverkehr ausgerichtet werden.

Auch der VCD kritisiert das neue Konzept, weil es die Zahl der PKW nicht reduziert und nicht genug für die Sicherheit von Kindern und mobilitätseingeschränkten Menschen vorsieht. „Eine Trendwende bei der Anzahl der PKW in Kiel kann nur durch eine flächendeckende Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf allen städtischen Flächen erreicht werden. Dafür muss in Wohngebieten grundsätzlich Bewohnerparken eingeführt werden und die Parkgebühren angepasst werden.“ Außerdem fordert der VCD, dass das Gehweh-Parken sofort überall dort aufgehoben wird, wo es besondere Gefahrdungen gibt.