A21-Anbindung Thema im Bauausschuss

Bekanntlich plant der Bund, die A21 bis zum Barkauer Kreuz zu bauen, und zusätzlich eine Südspange genannte Straße an das Ostufer zu bauen. Die Linke hatte einen Antrag in die letzte Ratsversammlung eingebracht, in dem sie Kiel auffordert, sich stärker in die Planung dieser A21-Anbindung einzubringen. Der Wunsch der Linken ist es, Natur und Umwelt zu schützen und den Verkehr zu verringern. “Vor dem Hintergrund des durch die Ratsversammlung anerkannten Klimanotstands (Drucksache 0443/2019) und des strategischen Ziels der “Klimaschutzstadt” wird der Oberbürgermeister gebeten, dem Innen-und Umweltausschuss, dem Bauausschuss und der Ratsversammlung zeitnah, Vorschläge zu unterbreiten, wie es gelingen kann, im Zuge des Ausbaus der B404 zur A21, die Auswirkungen auf Umwelt und Natur im Kieler Stadtgebiet möglichst gering zu halten und die Verkehrsströme so zu steuern, dass das Aufkommen motorisierten Individualverkehrs im innerstädtischen Bereich so weit wie möglich minimiert wird.” Hier der ganze Antrag: „Ausbau der B404 vor dem Hintergrund des Klimanotstands gestalten“.

Bevor ich zur Diskussion im Bauausschuss komme, eine kurze Beschreibung, was die Probleme mit der geplanten Anbindung sind. Es würde nördlich der Bahnbrücke am Knotenpunkt Karlsburg ein Autobahnkreuz entstehen, das in das Vieburger Gehölz hineinragt. Dieses Gehölz ist so eine Art norddeutscher Urwald, insofern als hier schon seit Menschengedenken Wald war. Dieses Gehölz ist deshalb besonders wertvoll für Fauna und Flora.

Noch schlimmer trifft es die 300 Kleingärten, die auf der geplanten Trasse der Südspange liegen. Sie würden zerstört werden. Hier hat sich – auch wegen Leerständen – ein besonders artenreiches Biotop entwickelt, mit Kreuzottern, Ringelnattern, Zauneidechsen und anderen gefährdeten Arten. Die Nähe zum Vieburger Gehölz und zum Meimersdorfer Moor tragen zum Wert dieses Gebiets bei, weil zusammenhängende Gebiete ein größeres vernetztes Ökosystem bedeuten. Gleichzeitig – und das verdeutlicht den vollen Irrsinn dieses Projekts – wird die vom Bund geplante Anbindung der A21 zu einer Zunahme des Verkehrs um 25 Prozent auf dem Theodor-Heuss-Ring westlich des Barkauer Kreuzes führen. Also das Gegenteil einer Entlastung. Gerade dieser Abschnitt des Theodor-Heuss-Rings ist stark mit Stickoxiden belastet. Wenn noch 25 Prozent mehr Verkehr dazu kommt, ist eine Sperrung wahrscheinlich unausweichlich. Aber nun zur Diskussion im Bauausschuss:

Klimaschutz und A21-Anbindung

Detlef Bautz-Emmerich (Linke) bezog sich auf den Klimanotstand: “Wir können die B404 nicht einfach weiter ausbauen, wie wenn nichts passiert wäre.” Niclas Köser („Die Fraktion“) führte diesen Gedanken weiter aus und fragte, ob Infrastrukturausbau überhaupt noch Sinn mache. “Straßenbau ist schlecht für die Klimabilanz“, sagte er.

CDU für die Anbindung

In der Person von Rainer Kreutz positionierte sich die CDU eindeutig für die vom Bund geplante Variante der Anbindung. Rainer Kreutz sagte. “Wir brauchen die Anbindung. Ohne sie bildet sich ein Flaschenhals und Stau.” (Leider wies an dieser Stelle niemand darauf hin, dass die Autobahn auch mehr Verkehr bringt und ein Flaschenhals eventuell die einzige Möglichkeit ist, diese Verkehrszunahme zu verhindern. )

Gründe für die Zurückstellung des Antrags

Der Antrag wurde zurückgestellt aus einem Grund, den ich nicht ganz nachvollziehen konnte. André Wilkens (SPD) brachte die Frage in die Diskussion, inwieweit die Verwaltung an dieser Sache dran sei, also an den Auswirkungen auf Natur und Verkehrsvolumen. Er hätte gerne eine geschäftliche Mitteilung in dieser Angelegenheit. Daraufhin antwortete Peter Bender vom Tiefbauamt, die Verwaltung wäre überhaupt nicht mit dieser Angelegenheit befasst. Das wäre eine Planung des Bundes, der natürlich alle umweltrechtlichen Grundsätze beachten würde. Aber bei diesem konkreten Ausbauprojekt würde kein Kieler Amt mitmischen. Dennoch wurde der Antrag zurückgestellt bis eine geschäftliche Mitteilung der Verwaltung vorliegt. Was mich etwas wunderte, denn laut Peter Bender befasst sich die Verwaltung nicht damit.

Kann Kiel überhaupt Einfluss nehmen?

Es wurde auch über die Zuständigkeiten diskutiert. Dass der Bund dieses Projekt plant, wurde mehrfach klar gestellt. Aber kann Kiel Einfluss nehmen? Detlef Bautz-Emmerich meinte ja, denn der Bund wäre froh über jeden Pfennig, den er nicht in ein Projekt stecken müsse. Niclas Köser meinte, es würde viele Möglichkeiten geben, auf den Bund Einfluss zu nehmen. André Wilkens, der die Zurückstellung beantragt hatte, war etwas nachdenklich. Er sagt: “Wir werden es nicht mehr aufhalten können, aber was diese Anbindung für Kiel bedeutet, das sollten wir uns in Ruhe ansehen”.

In Bezug auf die geplante Anbindung der A21 schwanken die Fraktionen also zwischen Zustimmung (CDU), Fatalismus (SPD) und Gegenwehr (Linke). Der einzige Grüne, der in dieser Angelegenheit sprach, war Arne Langniß, der leider ins Mikrofron flüsterte, sodass ich seine Redebeiträge nicht verstehen konnte.

Dieser Artikel beschreibt die Variantenprüfung durch eine Machbarkeitsstudie: https://kielaktuell.com/2019/09/20/bis-wohin-wird-die-a21-gefuehrt/

Nachtrag vom 1.10. : In Folge dieses Artikels erhielt ich eine Email von Arne Langniß, Grüner Ratsherr, mit einem klaren Statement gegen die Südspange. Die Email steht unten im Kommentar.

Antrag der Linken zum Ausbau der B404

Hier folgt der Antrag der Ratsfraktion Die Linke. Dieser Text hat mich berührt, da er ausführlich zeigt, was die Planung des Bundes für die A21 für Schäden an der Natur anrichten würde.

Antrag:

Vor dem Hintergrund des durch die Ratsversammlung anerkannten Klimanotstandes (Drs. 0443/2019) und des strategischen Ziels der „Klimaschutzstadt“ wird der Oberbürgermeister gebeten, dem Innen- und Umweltausschuss, dem Bauausschuss und der Ratsversammlung zeitnah Vorschläge zu unterbreiten, wie es gelingen kann, im Zuge des Ausbaus der B404 zur A21, die Auswirkungen auf Umwelt und Natur im Kieler Stadtgebiet möglichst gering zu halten und die Verkehrsströme so zu steuern, dass das Aufkommen motorisierten Individualverkehrs im innerstädtischen Bereich so weit wie möglich minimiert wird.


Begründung:

Die bisherigen Planungen zum Ausbau der B404 zur A21 stellen eine deutliche Gefährdung des bislang noch verbliebenen Rests des Kieler Grüngürtels dar und würden den Verlust von über 300 Kleingärten bedeuten.

Insbesondere für den Bereich des geplanten Autobahnkreuzes Karlsburg am Viehburger Gehölz gilt: Etliche Tiere von den „Roten Listen“ gefährdeter Arten in Schleswig-Holstein sind hier heimisch. Dokumentiert und/oder teilweise seit vielen Jahren im Kleingartengebiet bekannt.

Vom Aussterben bedrohte Kreuzottern, stark gefährdete Ringelnattern oder Zauneidechsen, und etliche Arten von der sogenannten „Vorwarnliste“ wie Rotmilan oder Grünspecht. Dazu noch unzählige Arten, die laut Naturschutzgesetz „besonders oder streng geschützt“ sind wie Fledermäuse, Hornissen oder Sperber. Für den „Prüner Schlag“ wurden im Zusammenhang mit dem Bau von Möbel Kraft mindestens 8 Fledermausarten und 59 Brutvogelarten nachgewiesen.

Es ist wahrscheinlich, dass der nun bedrohte Teil des Kieler Grüngürtels noch sensibler ist.

Denn was für den betroffenen Kleingartenverein eine finanzielles Fiasko ist, ist ökologisch ein absoluter Glücksfall: Etliche Gärten im Bereich des geplanten Autobahnkreuzes sind seit vielen Jahren nicht verpachtet und werden es vermutlich auch nie wieder sein. Die Natur hat sich diesen Bereich längst zurück erobert. Die Nähe zum Meimersdorfer Moor und zum Viehburger Gehölz tut ihr Übriges.

Die bisher von der Landeshauptstadt untersuchten Planfällen zur Führung der übergeordneten Verkehre im Verknüpfungsbereich der B 404 / A 21 mit der B 76 (vgl. Drs. 0778/2010). In der Begründung der (zurückgezogenen) Beschlussvorlage zur Bewertung der Planfälle zur Führung der übergeordneten Verkehre im Verknüpfungsbereich der B 404 / A 21 mit der B 76 (vgl. Drs. 0277/2016) wird deutlich, dass bislang bei den Planungen die Bedürfnisse des Autoverkehrs ungleich höher gewichtet wurden als städtebauliche Aspekte und Belange von Natur und Umwelt. Hinzukommt, dass Gesichtspunkte wie der Verlust klimafreundlicher und temperaturregulierender Grünflächen inzwischen vor dem Hintergrund des Klimawandels sicherlich anders zu bewerten sind, als dies noch in den Jahren der Gutachtenerstellung der Fall war.

Im Zuge der Variantenprüfung wurde außerdem prognostiziert, dass nach der Fertigstellung der westliche Teil des Theodor-Heuss-Rings – auch im Bereich der Messstelle – mit einer Zunahme des Verkehrs um 25% gegenüber dem Bezugsjahr 2013 zu rechnen sei. Dies würde die Anstrengungen der Stadt, Fahrverbote in diesem Bereich zu vermeiden konterkarieren.

Auch wenn die Planung und Umsetzung des Vorhabens letztlich dem Bund obliegt, ist es Aufgabe und erklärter Wille der Landeshauptstadt Kiel, dafür zu sorgen, dass die betroffenen öffentlichen und privaten Belange umfassend in den Planungs- und Abwägungsprozess einfließen (vgl. Drs. 0551/2019).

In Zeiten, in denen Kiel wegen der enormen Belastungen am Theodor-Heuss-Ring bundesweit für Schlagzeilen sorgt, die Proteste gegen verkehrsbedingte Umweltbelastungen im Zuge des Klimawandels auch und gerade in Kiel verständlicherweise ständig zunehmen und die Landeshauptstadt Kiel den Klimanotstand offiziell anerkennt, ist daher von Seiten der Stadt die Suche nach umweltverträglicheren Möglichkeiten und die Prüfung auch neuer, bislang unberücksichtigter Varianten, bei einer deutlich anderen Gewichtung der unterschiedlichen Interessen als bei der Untersuchung der bisherigen Planfälle, dringend angezeigt.

gez. Stefan Rudau    f.d.R.

Ratsherr

Kieler Fridays for Future distanzieren sich von Antifa

Pressemitteilung: Distanzierung von der Kieler Antifa und Antifajugend

FridaysForFuturezeichnet sich durch Überparteilichkeit aus. Unser Anliegen ist ausschließlich konsequenter Klimaschutz. Wir begrüßen, dass Menschen mit verschiedenen politischen Ansichten Teil unserer Demonstrationen sind.In den letzten Tagen kam es vermehrt zu Vorfällen, die nicht den Grundsätzen von FridaysForFuture entsprechen. Eine Solidarisierung der Kieler Antifa, die sich gegen die vorausgegangenen Angriffe auf das Klimacamp richtete, wurde als Plattform genutzt, um die eigene politische Agenda kundzutun.UnsereDemonstration am Mittwoch gegen die Angriffe auf unserer Klimacamp wurde durch laute Sprechchöre der Antifa/Antifajugend Kiel übertönt. Daraufhin mussten wir die Demonstration leider abbrechen. Desweiteren wurden nach Abbruch der Demonstration einzelne Mitglieder FridaysForFutures beleidigt und bedroht. Ereignisse wiederholten sich bei der Freitagsdemonstration am 27.09.Wir distanzieren uns von der Kieler Antifa/Antifajugend und von weiteren Kooperationen mit der Kieler Antifa/Antifajugend. Die Antifa brach mehrfach Absprachen und zeigte sich uns gegenüber nicht solidarisch, sondern dominant. Andere Gruppen kontaktierten uns und unterstützten uns ohne eigene politische Agenda. Unser Dank richtet sich an dieser Stelle besonders an die People4Future, die Seebrücke und an alle Menschen, die unseren Aufruf geteilt und geholfen haben.Wir haben aus den Geschehnissen der vergangenen Tage gelernt und werden eine Wiederholung der Ereignisse mit allen Mitteln unterbinden. Jeder soll sich auf unseren Demonstrationen wohlfühlen. Wir wollen einen sicheren Raum schaffen, der es weiterhin allen Menschen ermöglicht, parteiunabhängig und ohne aufgezwungene politische Positionierung für Klimaschutz zu demonstrieren. Dabei sprechen wir uns klar für unsere freiheitlichen, demokratischen und rechtstaatlichen Grundwerte aus.”Auf der Demonstration gegen die Angriffe auf das FridaysForFuture Klimacamp wurde der Begriff Solidarität von der Antifa Kiel ad absurdum geführt”, sagte Pauline Engfer, eine Besucherin der Demonstration.”Wir bleiben weiterhin bunt, vielfältig und überparteilich.”, sagte Lina Kaltenberg, Mitorganisatorin bei FridaysForFuture.

Es tut sich was am Prüner Schlag

Einerseits gibt es nach längerem Stillstand Bewegung in der Bauplanung. Zur Erinnerung: Die Unternehmensgruppe “Krieger” plant auf dem ehemaligen Kleingartengebiet Prüner Schlag seit 2011 ein Möbelmarktzentrum. Andererseits formierte sich eine neue Widerstandsgruppe namens “Projekt Prüner Park”, die sich für den Erhalt der Natur auf diesem Gelände einsetzt.

Die Bauplanung für den Prüner Schlag

Vor Kurzem erteilte Kiel die Baugenehmigungen für die beiden Möbelhäuser Höffner und Skonto. Als Baubeginn peilt “Krieger” 2020. an. Mit der Zufahrt vom Westring aus sollte im Oktober 2019 begonnen werden. Dieser Termin verschiebt sich. Nach der neuen Planung beginnen Tief- und Hochbau nächstes Jahr parallel. Davor wird in Zusammenarbeit mit den Kieler Stadtwerken eine Gasleitung umgelegt.

Die Bäume entlang des Westrings

Entlang des Geländes wachsen Bäume, meist Buchen, viele von einem stattlichen Umfang. Für die Zufahrt müssen einige Bäume gefällt werden. Wahrscheinlich werden mehr Bäume gefällt als notwendig, um die Möbelhäuser vom Westring aus sichtbar zu machen. An den gefährdeten Bäumen hängen seit einigen Tagen Banner mit Aufschriften wie “Ich will leben” oder “Höffner go home”. Diese Aktion macht auf den drohenden Verlust dieser Bäume aufmerksam.

Projekt Prüner Schlag

Die Initiative “Projekt Prüner Schlag” fordert auf ihrem Flyer, das 18 Hektar große Gelände zu einem städtischen Park zu entwickeln. “Die Stadt Kiel muss alle verfügbaren Hebel in Bewegung setzen, um den Bau der Möbelhäuser zu verhindern und das Gelände zurückzukaufen”, so steht es auf dem Flyer. Auf der großen Klimademo am 20. 9. in Kiel durfte eine Aktivistin aus der Initiative eine Rede halten, die diese Geschichte sehr gut auf den Punkt bringt.

Mehr Info: Facebook : Projekt Prüner Park

Gläserne Akte Möbel Kraft (mittlerweile Möbel Höffner): https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/kiel_plant_baut/moebel_kraft.php

Dieser Artikel könnte dich auch interessieren: Neue Aktion der Möbel Kraft Gegner auf dem Prüner Schlag . Wohlgemerkt: Es gibt zwar personelle Überschneidungen mit den „alten“ Möbel Kraft Gegnern aus der Zeit des Bürgerentscheids, aber das Projekt Prüner Park ist eine neue Gruppe, die Wert auf Eigenständigkeit legt!

Annikas Rede auf der Klimademo am 20.9.

Annika vom Projekt Prüner Schlag hielt auf der großen Klimademo am 20.9. die einzige Rede zu einem Kieler Thema. Ähnliche Geschichten gibt es wahrscheinlich auch in anderen Städten. Hier zeigt sich das große Problem im Kleinen. Hier ist die Rede:

Liebe Kielerinnen und Kieler!

Spätestens seit brennende Regenwälder in den Medien omnipräsent sind, hat wohl auch der letzte Mensch verstanden, dass Bäume wichtig sind für den Klimaschutz!
Sie binden nicht nur CO­₂ aus der Luft, sondern produzieren auch den Sauerstoff, den wir alle zum Atmen brauchen. Bäume sind Lebensraum und Schutz für zahlreiche Tierarten wie Insekten, Vögel und Fledermäuse.

Nun stehen hierzulande viele da und erheben den Zeigefinger gegen brasilianische Politiker. Das ist auch sicher nicht verkehrt, aber was passiert derweil im eigenen Land, in unserer Stadt Kiel?
Da müssen über 300 Kleingärten und andere Grünflächen weichen für dubiose Baumaßnahmen, die immer wieder umgeplant werden, bis der einfache, kleine Bürger keinen Überblick mehr hat, ob da noch etwas passiert, und wenn ja, was. Nun gibt es Pläne, für eben diese Baumaßnahmen, von denen niemand wirklich sicher zu sein scheint, dass sie auch stattfinden werden, etwa 60 Bäume, größtenteils Buchen, am Westring zu fällen.

Dort soll eine Zufahrt entstehen, mit freiem Blick auf das zukünftige Verkaufsgebäude.


Wir jammern brasilianischen Bäumen hinterher und fällen dafür Bäume direkt vor unserer Haustür. Irgendwie paradox, oder?

Ja, haben wir in Kiel nun den Klimanotstand ausgerufen oder tun wir nur so als ob?

Der Klimawandel ist real und wird uns alle treffen, ja, trifft uns teilweise bereits jetzt! Man denke nur daran, wie trocken die letzten beiden Sommer waren, wie heiß das letzte Jahr und wie die Stürme zunehmen.

Bäume sind ein prima Mittel um den Wind zu brechen. Durch die Verdunstung über die zahlreichen Blätter befeuchten sie die Luft und bessern gerade an heißen Sommertagen für alle Stadtbewohner das Kleinklima. Eine Buche kann in 80 Lebensjahren etwa eine Tonne CO­₂ binden. Oder anders gerechnet: 80 Buchen schaffen das in einem Jahr. Etwa 60 sollen nun gefällt werden, das entspräche rein rechnerisch 750 kg CO­₂. Es geht hier um ausgewachsene, stattliche Buchen. Neupflanzungen werden viele Jahrzehnte brauchen, bis sie diese Größe erreichen, Zeit, die wir nicht mehr haben.

Zeitgleich kommen jedes Jahr mehr Kreuzfahrtschiffe und mit ihnen jede Menge Emissionen.

Kiel braucht seinen Grüngürtel! Jetzt mehr denn je!

Aus dem Prüner Schlag, der nun seit Jahren brach liegt, könnte man wunderbar eine Oase für uns alle machen. Als Prüner Park mit Bäumen, Büschen, Beeten und all den Tieren, die dadurch unterstützt werden würden, könnte man der Stadt die Natur zurückgeben, die sie braucht.

Aber unsere Politiker lassen lieber bauen. Nur eben nicht die Wohnungen, die wir wirklich bräuchten, an Orten, wo es sinnvoll wäre, sondern Geschäfte, die wir nicht brauchen, an Orten wo sie schaden.

Es ist ja auch viel einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen. „Da ist es ja viel schlimmer als bei uns. Der Regenwald macht ja viel mehr aus.“
Ja, sicher geht da mehr Fläche verloren als am Westring.  Aber wenn wir nicht bald aufhören, die Schuld bei den anderen zu suchen und selbst nichts zu tun, wird sich auch nichts ändern. Jeder muss das tun, was er eben tun kann, jeder Baum zählt.

Daher unser Aufruf:
Lasst die Bäume stehen! Überdenkt das Bauvorhaben noch einmal!

Es gibt hier in diversen Industriegebieten Leerstand, warum wird nicht zuerst der genutzt? Warum muss neue Fläche versiegelt werden? Als Ausgleich werden dann irgendwo im Kieler Umland Bäume gepflanzt, wo es eh schon grün ist. Aber auch Wiesen sind Ökosysteme, die wichtig sind, auch da gibt es Tiere und Pflanzen, die genau diese Bedingungen brauchen. Pflanzt man dort Bäume, zerstört man etwas. Man wandelt dann das eine Ökosystem in ein anderes um. Man schafft aber kein neues.

Echter Ausgleich wäre, eine bereits versiegelte Fläche wieder aufzubrechen, leer stehende Gebäude abzureißen und die Fläche der Natur zurückzugeben. Aber wo passiert das schon?

Ich habe gehört, die Stadt Kiel möchte zum 3.10. ganze 40.000 Bäume pflanzen. Da fragt man sich, wo im Stadtgebiet noch Platz dafür ist. Die Fläche des Prüner Schlags bietet sich hier doch wunderbar an, warum nicht diese nehmen?

Es ist so einfach, die Bäume am Westring stehenzulassen. Dabei entstehen keine Personalkosten, keine Arbeitszeit. Tatsächlich ist hier „Nichtstun“ einmal das richtige!

Einfach nichts tun, dann produzieren diese alten Bäume noch lange Sauerstoff für uns, und binden CO­₂ aus der Luft. Dann können sie unsere Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel sein.

Danke.

Bericht von der Klimademo am 20. September

Das war wahrscheinlich die größte Demo, die Kiel seit hundert Jahren (Matrosenaufstand!) erlebt hat. Laut Polizeischätzung knapp 15,000 Menschen schlossen sich dem Aufruf von Fridays for Future zum Klimastreik an. Beginn der Klimademo war der Rathausplatz. Als der Lautsprecherwagen am Bahnhof ankam , sprach ich mit Polizisten vom Kommunikationsteam. Sie sagten, in diesem Moment würden andere erst den Rathausplatz verlassen. Das gibt einen anschlaulichen Eindruck der Massen an Menschen, die sich durch Kiel bewegten, vom Rathausplatz über den Bahnhof, dann zum Theodor-Heuss-Ring, über den Schützenwall zum Exerzierplatz. Jung und Alt und viele Kinder nahmen an dieser sehr friedlichen Demonstration teil .

Gespräche mit einigen Leuten auf der Klimademo

Ich fragte einige Leute, was ihr persönlicher Grund war, heute hier zu sein. Die Sorge um das Leben der nachfolgenden Generationen war Thema, auch das Gefühl, dass die Politik mehr machen muss.

  • Ich bin für meine Kinder hier, sagte eine junge Frau mit Baby im Tragetuch.
  • Eine Gruppe von Schülerinnen sagte, sie würden schon klimabewusst leben, aber die Regierung müsste auch viel ändern, etwa weniger Massentierhaltung zulassen.
  • Zwei junge Männer wollten für zukünftige Generationen Präsenz zeigen. Sie würden selber auch auf Dosenbier verzichten und mit Fahrrad oder ÖPNV fahren.

Die Auftaktkundgebung der Klimademo

In der Auftaktrede beklagte Nikolas von Fridays for Future, dass fossile Energieträger subventioniert werden. Erna Lange von der BI Klimanotstand forderte eine Vervierfachung der Windenergie. Annouk von der Naturschutzgruppe Kiel gab einer Politik die Schuld, die auf mehr Wachstum, mehr Konsum und mehr Waffenverkäufe setzt. “Menschen sind nicht die einzigen Wesen auf diesem Planeten”, sagte sie und verwies auf das Leid und Aussterben von Tieren bei fortschreitender Erderwärmung.

Der beliebteste Chant war “Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut”. Vor allem die Kinder hatten Spaß , diesen Satz zu schreien.

Die Plakate

Klimastreik in Kiel

FFF wünschten sich, dass keine Parteiposter oder -banner gezeigt werden, woran sich auch überwiegend gehalten wurde. Einige kleine sehr linke Parteien konnten es doch nicht lassen. Die MLPD verteilte sogar eigene Flugblätter. Die meisten Plakate waren aber Marke Eigenbau und viele sehr witzig. Wir rätselten über “Sexify the planet” und freuten uns über zwei Kinder mit ihrem selbstgeschriebenen Plakat in eigenwilliger Rechtschreibung: “Fart nicht soo vil Auto”. Häufiger zu sehen: “ Es gibt keinen Planet B “. Hilfreich auch das Angebot von Geologiestudierenden: “Biete Erdkunde- Nachhilfe für Entscheidungsträger*innen” !

Die Reden

Auf der Zwischenkundgebung sprach Dörte Zorn von der Fukushima Mahnwache Schönberg. Eine Verlängerung der AKWs oder sogar Neubau hielte sie für eine Scheinlösung, denn bei der Erzeugung und Entsorgung würde sehr viel CO2 freigesetzt. Außerdem gibt es die Probleme des hochradioaktiven Mülls und die Gefahr eines Supergaus wie in Tchernobyl oder Fukushima. Sie plädierte für Energieeinsparung und regenerative Energie.

Die Rednerin von TKKG klagte über die Kriminalisierung von Klimaaktivist*innen. So wären die 60 Leute, die im April bei der autofrei Demo den Theodor-Heuss-Ring blockierten zu Bußgeldern von 100 Euro pro Person verklagt worden. Sie sagte, “Ihr müsst den Klimaschutz selber in die Hand nehmen, wenn die Stadt nicht aktiv wird.” Auch hätten die Aktivist*innen, die im Frühjahr ein Kreuzfahrtschiff blockierten, ihre Boote noch nicht zurückerhalten.

Die Kundgebung endete auf dem Exerzierplatz mit weiteren Reden. Der einzige Redebeitrag mit Lokalbezug kam von Annika von der Initiative Projekt Prüner Park. Für die Zuwegung, die der Investor Krieger zum geplanten Möbelhaus Höffner bauen will, sollen 60 stattliche Bäume, meist Buchen, gefällt werden. “ Wir jammern brasilianischen Bäumen hinterher und fällen dafür Bäume direkt vor unserer Haustür. Irgendwie paradox, oder? Ja, haben wir in Kiel nun den Klimanotstand ausgerufen oder tun wir nur so als ob?”

Dr Tobias Bayr von Geomar sagte , die derzeitigen Maßnahmen im Klima- und Artenschutz reichten nicht aus. Bei einer Erwärmung von 3 Prozent oder mehr, wäre ein Kollaps der menschlichen Zivilisation möglich.

Skadi von Extinction Rebellion hielt eine sehr gekonnte Rede. Sie zitierte aus dem Grundgesetz, dass der Staat die Natur und die Tiere schützen soll. “Ich fühle mich nicht geschützt”, sage sie. Der Amazonas brenne und neun Millionen Menschen aus Indonesien müssten umgesiedelt werden. Sie beklagte den Verlust von Ackerböden und Insekten.

Uwe Stahl vom Volksbegehren zum Schutz des Wassers sagte: “Mächtige Ölkonzerne möchten bei uns fracken.” Auch Naturschutzgebiete wären in Gefahr.

Sascha von der Seebrücke Kiel berichtete, dass dieses Jahr durchschnittlich vier Menschen pro Tag im Mittelmeer ertrunken seien. Er forderte, den Klimawandel als Fluchtgrund anzuerkennen.

Luca Brunsch von Winds of Change zeltet unter Windrädern um zu zeigen, dass sie nicht so schlimm sind. Er sagte , nicht nur einige hyperaktive Windkraftgegner sondern auch sehr viele Menschen in der Politik wären gegen Windkraft, obwohl die Anzahl der Windenergie seiner Meinung nach verfünffacht werden müsste.

Das Schlusswort hatte Nelly von Fridays for Future. Sie lobte den Handlungsdruck, den die Bewegung auf die Politik ausübe. Sie sagte , man müsse Wohlstand neu definieren. Wahrer Wohlstand bedeute, die Natur zu schätzen.

Die Stimmung war friedlich. Die Demonstration endete mit einem Konzert und tanzenden Menschen auf dem Exerzierplatz.

Bis wohin wird die A21 geführt?

Zur Zeit wird die B404 zur A21 ausgebaut. Der Teil der B404 , der schon Autobahn geworden ist, endet momentan zwischen Nettelau und Löptin. Außerdem ist ein kleines Teilstück vor Kiel fertiggestellt. Bis Wellsee ist der Verlauf der A21 weitgehend festgelegt. Ab Wellsee plant der Bund die Anbindung, die als Planfall 1 bezeichnet wird (wie weiter unten beschrieben). Parallel zur Planung des Bunds verabschiedete Kiel 2008 einen Verkehrsentwicklungplan (VEP), in dem Planfall 2 favorisiert wird. Formal gesehen liegt die Entscheidung, wie die A21 angebunden wird, jedoch beim Bund. Weder die Ratsversammlung noch der Oberbürgermeister können dies entscheiden. Aber wahrscheinlich würde der Bund keine Anbindung durchdrücken, die von der Lokalpolitik entschieden abgelehnt würde.

2010 erschien eine von Kiel in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie. Sie untersuchte noch zwei weitere Varianten, was zeigt, dass die Variante des Bundes alles andere als alternativlos wäre. Also insgesamt vier Varianten werden im Detail beschrieben und nach bestimmten Kriterien bewertet. Die vier Varianten werden als Null+, Planfall 1 , Planfall 2 und Planfall 3 bezeichnet. Sie werden im Folgenden beschrieben. Ein Gruppe von Umweltschützer*innen macht sich stark für eine fünfte Variante, die noch keinen Namen hat. Ich nenne sie Variante Kronsburg.

Die rot-gestrichelte Linie zeigt den geplanten Verlauf der Anbindung der A21 an Kiel

Planfall Null+

Bei dieser Variante endet die A21 nördlich der Bahnbrücke bei der Anschlussstelle Karlsburg. Diese Variante wird unter Umweltaspekten als die beste der vier offiziellen Varianten bewertet.

Planfall 1

Die A21 wird bis zum Barkauer Kreuz durchgezogen. Zusätzlich wird eine Bundesstraße auf Höhe der Bahnbrücke bis zur B76 – die sogenannte Südspange – gebaut, um den Verkehr an das Ostufer abzuleiten. Diese Südspange würde aber, solange kein Ostring 2 gebaut wird, lediglich das Barkauer Kreuz entlasten. Sie würde ein ökologisch wertvolles Kleingartengebiet zerstören und Nebenstrecken für die angrenzenden Wohngebiete erfordern. Diese Variante plant der Bund . Das ist was passieren wird, wenn sich in Politik und Bevölkerung kein Widerstand bildet.

Planfall 2

Hier verläuft die A21 ab der Anschlussstelle Karlsburg in einem Bogen zur B76. Die Südspange würde also Autobahn. Der Verkehr zum Westufer würde ab Karlsburg so verlaufen wie jetzt. Ab diesem Punkt wären also keine Nebenstrecken für die Wohngebiete Grünes Herz und Hofteichstraße und für die Stadtteile Kronsburg und Neumeimersdorf nötig.

Planfall 3

Hier verläuft die A21 auf der Trasse der jetzigen B404 und der Neuen Hamburger Straße bis zum Barkauer Kreuz, wie im Planfall 1, aber ohne Südspange.

Unter Umweltaspekten bewertet die Machbarkeitsstudie die Null+ Variante als deutlichen Gewinner. Aber weil die anderen Varianten unter verkehrlichen und städtebaulichen Gründen auch punkteten, ergab sich ein Punktegleichstand, sodass die Macher der Studie sich zu keiner Empfehlung durchringen konnten.

Mit der Studie beauftragt waren eine Arbeitsgruppe bestehende aus BDC Dorsch Consult und BHF Landschaftsarchitekten. Ihr Auftrag: “Zur Vorbereitung der Entscheidung der Kieler Ratsversammlung ist eine Bewertung der erarbeiteten Varianten vorzunehmen, mit dem Ziel, wenn möglich eine Vorzugsvariante auszuwählen”. Allerdings liegt die Entscheidung formal gesehen nicht bei der Ratsversammlung. Wahrscheinlich würde der Bund aber nicht gegen den Willen der Ratsversammlung planen.

Nun zur Variante Kronsburg

Hier würde die Autobahn südlich der Bahnbrücke enden. Es würde keine Südspange geben. Die Variante Kronsburg hat den Charme, dass ab Kronsburg alles beim Alten bliebe. Die Natur (Vieburger Gehölz und Kleingärten) würde geschützt und die Innenstadt von Kiel vor dem Verkehrskollaps bewahrt. Ein Zusammenschluss verschiedener Initiativen und Einzelpersonen organisiert sich gerade, um diese Variante ins Gespräch zu bringen. Denn es wäre hilfreich, wenn sich die Ratsversammlung etwa per Resolution – gegen die Südspange und gegen die Weiterführung der A21 über die Bahnbrücke hinaus aussprechen würde.

Das Foto zeigt die B404 nördlich der Bahnbrücke.

Klimademo in Kiel doch auf dem Theodor-Heuss-Ring

Die Route der Demo zum globalen Klimastreik am 20. September durch Kiel liegt jetzt fest. Am Donnerstag gab das Verwaltungsgericht Schleswig einem Eilantrag der Fridays for future Organisator*innen recht und erlaubte, dass der Demonstrationszug ein längeres Stück auf dem Theodor-Heuss-Ring geht, als die Stadt es gerne wollte. Somit wird der Theodor-Heuss-Ring in Richtung Eckernförde in beide Richtungen komplett für den Verkehr gesperrt.

Zur symbolischen Uhrzeit von 11.55 (fünf vor 12!) geht es am 20. September mit einer Auftaktkundgebung auf dem Rathausplatz los. Es folgt die erste Zwischenkundgebung am Bahnhof, eine weitere Zwischenkundgebung auf dem Theodor-Heuss-Ring, die nächste Zwischenkundgebung am Schützenwall. Die Demonstration endet mit einer Schlusskundgebung auf dem Wilhelmplatz.

(Das Foto zeigt die autofrei Demonstration vom 26. April 2019.)

Klimastreik in Kiel

Der Klimastreik erfasst ganz Kiel. Am 20.09. wird um 11:55 Uhr ein voller Rathausplatz erwartet. Wieder einmal! Schüler und Studierende verteilen jetzt massenweise Aufrufe in Mensen, Einkaufsstraßen. Plakate werden von Unterstützern aufgehangen. Eltern wollen mitmachen.

Kiel ist Nachzügler

Die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein hatte sich nach eigenen Angaben schon 1995 dem Klimaschutz verschrieben. Doch das gegenwärtige Konzept soll erst 2050 die Stadt „klimaneutral“ werden lassen. Link: Kiel.de „Masterplan“ Klimaschutzstadt.Kiel100%

Damit hinkt die Stadt vielen Gemeinden aus Schleswig-Holstein nun hinterher: Die meisten haben sich das Ziel für 2030 vorgenommen. Sie folgen damit den Empfehlungen von Experten und der UN.

Meine Ansicht: Kiel ist vom Vorreiter zum Nachzügler geworden!

Kiel – Klima-Konzepte mit Defiziten

Die in Kiel ausgearbeiteten Konzepte weisen inzwischen jedoch starke Defizite auf. Mal drei schwerwiegende Beispiele:

  1. Andere Städte haben längst Umsetzung bis in Ämter und Stadtteile ausgearbeitet.
  2. Detail-Konzepte sind veröffentlicht und damit transparent. Auch Ortsbeiräte, Bauwirtschaft und Stadtplanung können sich so gemeinsam auf die Herausforderungen einstellen und die Chancen nutzen. Denn die Umsetzung („Implementierung“) braucht langfristig-vorsorgende Planung, sonst wird es richtig teuer …!
  3. Klima-Anpassung ist für Kiel trotzdem kein Schwerpunkt geworden, obwohl z.B. Karlsruhe schon seit 2013 ein eigenes Konzept ausgearbeitet hat.

Auch die Kommunikation mit Bürgern ist nicht mehr „state of the art“.

Meine Meinung: Es ist höchste Zeit, die Klima-Politik erneut öffentlich anzumahnen.

Klimastreik oder Bürgerbeteiligung

Wie sehr der Klimawandel Kiel trifft, wollen viele Einwohner nicht wahr haben. Der Klimastreik von Schülern wird vielfach kritisiert. Dabei geht es gar nicht darum, ob der Klimawandel „vom Menschen gemacht ist“. Wir müssen mit dem was passiert auch dann umgehen, wenn es „nur“ und „ausschließlich“ der Lauf der Natur ist.

Leider ist dies schon 2018 gescheitert, als erste städtische Bäume verdurstet sind. Statt hier allein auf städtische Mittel bzw. das Grünflächenamt zu setzen, könnten die Bürger helfen.

Vorschlag: Wenn allein die Klimastreikenden eigenes Duschwasser (sog. Grauwasser) sammeln würden, kämen täglich Tonnen (jeweils 1.000 L!) von Gießwasser zusammen. O.K., seifenfreies Wasser sollte es schon sein. Doch auch das bekommt man mit ein bisschen Praxis in 3 Minuten jeden Morgen hin. 2-3 Liter täglich sollten drin sein, ich schaffe seit 2018 meist 3 bis 5 Liter jeden Tag.

Bei nur 10.000 Teilnehmern wären dies mindestens 20. bis 30.000 Liter am Tag. Oder 20 bis 30 Tonnen echtes „Recycling“-Wasser! Dies ist Wasser, welches sonst nutzlos als Abwasser verschwindet. Trotz Dürre. Klimastreik und Wasser spenden – eine gute Kombination.

Aufrufe zum Gießen hat es dagegen auch 2019 gegeben:

Meine Meinung: Das nenne ich echte Bürgerbeteiligung! Angesichts der vielfältigen ökologischen Funktion der Bäume muss man einfach mit kleinen Beiträgen helfen. Und die Stadt? Die muss sich endlich „helfen“ lassen! Im Kleinen und beim so genannten Klima-Masterplan. Auch dafür sollten wir zum Klimastreik gehen.

FridaysForFuture.de – Teilnehmende Städte

Postareal: Vorstellung des städtebaulichen Entwurfs

Auf dem Postareal entsteht ein Wohngebiet mit 800 Wohneinheiten. Es gab einen städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerb für das 4,5 Hektar große Postareal in Kiel-Gaarden. Am Mittwoch wurde der Siegerentwurf im Ortsbeirat Gaarden vorgestellt. Nächste Schritte sind ein Gestaltleitfaden und ein oder mehrere Architekturwettbewerbe. Der jetzige Entwurf sagt noch nichts darüber aus, wie die Gebäude aussehen sollen, sondern lediglich wie der Raum aufgeteilt wird. Eine besondere Herausforderung war dabei die Überbrückung von 17 Metern Höhenunterschied zwischen der Werftstraße und der Schulstraße..

Das Grundstück gehört Lorac Investment Management S.a.r.l. Ansprechpartner ist Dream Global, eine kanadische Aktiengesellschaft, die sich auf deutsche Immobilien spezialisiert hat. Zu den Anlegern gehören hauptsächlich Rentenversicherer, aber auch Kleinanleger, die für das Alter vorsorgen wollen. Die Post kündigte ihr Mietverhältnis.

Am 26. August entschied sich die Jury für den Entwurf des Darmstädter Büros Trojan + Trojan. Dieser Entwurf wurde im Ortsbeirat positiv aufgenommen. Die Gebäude von unterschiedlicher Höhe stehen in lockeren Gruppen. Grünflächen befinden sich am Rand und im Inneren. Wie diese Grünflächen mit Spielplätzen und Bepflanzungen konkret ausgestaltet werden, steht noch nicht fest. Aber Bruno Levtzow , Vorsitzender des Ortsbeirats , äußerte sich beruhigt, dass Platz für Kinder zum Spielen vorgehalten wird. Das Gelände ist so gestaltet, dass man das ganze Wohngebiet barrierefrei durchqueren kann. Lediglich zu einer Seite kommt man an einer Treppe nicht vorbei. Die Erdgeschosse sollen gewerblich genutzt werden können. Bäcker, Apotheke, kleine Läden für die Nahversorgung stellen sich die Planer vor. Die Gebäude haben Flachdächer, was sich für Begrünung anbieten würde. 30 Prozent der Wohnungen als Sozialwohnungen sind vorgegeben.

Hochhaus als Wahrzeichen

Das Hochhaus bleibt, wird aber saniert und sein Aussehen sehr verändern. Das war eine der Vorgaben, weil diese Hochhaus ein Wahrzeichen für Gaarden ist, wenn man von der Gablenzbrücke kommt. “Es kann schick werden”, sagte Herr Barschitz von Dream Global.

Ideen zur Überbrückung der Höhenunterschiede

Auf mehrere Arten und Weisen wird ein Aufstieg gestaltet. Um eine Treppe kommt man aber nicht herum.

  • Langsamer Anstieg des Geländes zur Schulstraße hin
  • Brücken zu den Gebäuden am Pastor-Gosch-Weg
  • Parkdecks , die überbaut werden.
  • Treppe zum Pastor-Gosch-Weg

Die Schulkinder werden über die Treppe zur neuen Grundschule gelangen, die an der Stelle der Schwimmhalle entsteht.

Was ist mit einer Postfiliale?

Dieses Thema bewegte die Sitzung im Ortsbeirat sehr. Der Vertreter von Dream Global sagte, sie würden auf jeden Fall Räumlichkeiten für eine Postfiliale anbieten. Ob die Post das annimmt, darauf hat der Investor keinen Einfluss. Bruno Levtzow möchte sich für eine vernünftige Postfiliale einsetzen.

Wo parken die Autos?

An den Ecken des Geländes wird es Tiefgaragen oder Parkdecks geben. Es ist nicht vorgesehen, dass in das Gelände hinein oder durch gefahren wird. Bruno Levtzow bedauerte etwas, dass überhaupt Parkmöglichkeiten angeboten werden. Er hätte es lieber gesehen, dass das leerstehende Parkhaus in der Schulstraße aktiviert und genutzt würde.

Insgesamt wurde der Entwurf im Ortsbeirat positiv aufgenommen und man darf gespannt sein, was die Architekturwettbewerbe hervorbringen. Ortsbeirätin Edina Dickhoff sagte abschließend: “Bitte keine Klötze sondern Vielfalt. Es darf nicht sein, dass man sein eigenes Gebäude nur durch die Balkonkastenbepflanzung identifizieren kann. “

(Das Foto vom Dezember 2016 zeigt den Posthof in Betrieb. Blick von der Schulstraße)

Dieser Artikel beschreibt die Diskussionen zum Thema Hochhäuser im Bauausschuss: https://kielaktuell.com/2016/09/14/bauauschuss-september-2016/