Das Votum im Ortsbeirat Gaarden zum
ambitionierten Bauprojekt KoolKiel war überwiegend positiv. Fedor
Mrozek (CDU) stimmte als Einziger gegen den Vorentwurf, weil er –
wie viele in seiner Partei- Probleme mit der Höhe des Turms hat.
Das Projekt umfasst Grundstücke
zwischen Werftbahnstraße, Gablenzstraße und Werftstraße. Zuerst
wird der nördliche Teil geplant. Hier sollen zwei Türme und ein
Zwischengebäude entstehen. Der südliche Teil hat dagegen erst
einmal nur den Status einer Ideenskizze. Hier ist eine Überbauung
der Bürohalle W8 geplant und dahinter entlang der Werftstraße
würfelförmige Gebäude mit Wohnungen.
Der Besuch von Grundstücksbesitzer, Investor, Bauleitplanerin und Architekt im Ortsbeirat Gaarden ist Teil der “frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung.” Angestrebt wird ein vorhabenbezogener Bebauungsplan. Bei dieser Art von auf den Investor zugeschnittenen Bebauungsplan muss das Projekt dann auch so umgesetzt werden, nachdem unterschrieben wurde.
KoolKiel -der Verrückbare Turm
Der große Turm soll nach dem Prinzip
des Jenga-Turms verschiebbare Ebenen bekommen. Dadurch entstehen
Loggias und freischwebende Zimmer. Verrückbar oder verrückt? Auf
jeden Fall keine 08/15-Architektur. Das Gebäude soll eine Höhe von
67 Meter über dem Gelände oder 73 Meter über dem Nullpunkt haben
und 18 Geschosse bekommen. Nach außen wird das Gebäude mit Symbolen
verziert. Die Visualisierung gibt eine Idee davon. Für die unteren
Etagen ist eine gewerbliche Nutzung angedacht. Hier könnten
Unternehmen aus dem W8 mehr Büroräume oder Werkstätten finden.
Darüber kommt ein Hotel und ganz oben die Skybar.
Kleiner Turm und Podium
Neben dem großen Turm soll ein kleinerer 55-Meter Turm entstehen. Zwischen den Türmen plant der Architekt ein “öffenbares” Podium. Diese Wortschöpfung des Architekten aus einem niederländischen Büro ist nicht etwa ein Übersetzungsfehler, sondern soll verdeutlichen, dass die Wände sich komplett auffalten können.So kann das Podium für größere öffentliche Veranstaltungen genutzt werden.
W8-Halle
Die ehemalige LKW-Werkstatt war zwischenzeitlich Druckerei und dient nun als Büroraum für zahlreiche Mieter. (Portrait W8). Die einstöckige breite Fassade hat den buntzusammengewürfelten Charme einer Bauklötze-Konstruktion. Genau diesen verspielten Geist will der Architekt im Turm durch die bunten Fassadenmotive aufnehmen. Das Innere wurde vom Besitzer Jens Nieswand liebevoll und geschmackvoll renoviert. Der Investor hat Jens Nieswand verspochen, das W8 unangetastet zu lassen. Die Ideenskizze sieht hier einen Überbau der Halle in Form einer leichten Holzkonstruktion vor. Das sorgt für ein gutes Raumklima. Die Module sollen unterschiedlich groß sein (aber maximal 250 Quadratmeter) , je nach Bedarf der Käufer*innen. Sie können als Büros und individuelle Wohnungen genutzt werden. Dieses Baukastensystem lässt viel Flexibilität in der Nutzung.
Die tanzenden Würfel
Erst Ideenskizze: die vier
würfelförmigen drei- bis viergeschossigen Wohnhäuser sind schräg
zueinander auf einem Sockel angeordnet. Die Zwischenräume können
als Dachgarten genutzt werden.
Wer baut?
An der Vorstellung im Ortsbeirat waren
Stadtplaner, Bauleitplanerin, Investor , und Grundstücksbesitzer
vertreten:
- Lutz Lester, Vorstandsvorsitzender von Neander Motors ,vertrat die Grundstückseigentümer (Kap Horn GmbH)
- Felix Kramer ist Architekt bei MVRDV
- Markus Aluta als Investor hat Erfahrung mit Hotelbau und finanziert das Projekt.
- Armin Roth vom Kieler Stadtplanungsamt ist zuständig für den Bebauungsplan (Nr 1017)
- Gesa Schwab von Evers & Küssner hat den Auftrag, den Bebauungsplan mit der Verwaltung und den Architekten auszuarbeiten.
Die Bedeutung des Investors
Diese Art von Architektur kostet mehr
als 08/15-Bau. Der Investor verzichtet also auf Rendite. Als Grund
nannte Lutz Lester, dass sie gemeinsam noch mehr in Kiel verändern
wollen. Der KoolKiel-Turm soll erst der Auftakt sein. Ein anderer
Grund für das Engagement ist Alutas Begeisterung für die Werner
Comics. Was ist die Verbindung? Als W8 noch ein Verlag war, druckte
es die Werner Comics. Aluta las sie gerne, weil er aus einer
Baufamilie kommt und Bauen war ein Thema der Comics. Bekanntlich geht
es da um die Abeneuer eines Sanitärinstallateurs.
Edina Dickhoff fragte, ob die
Eigentümer bestimmte Nutzungen um sie herum einschränken könnten.
Das passiert in Schleswig-Holstein. Da unterbinden Eigentümer, dass
Kinovorstellungen oder ähnliches in ihrer Nähe stattfinden. Frau
Schwab von der Bauleitplanung sagte, im Bebauungsplan würde
festgelegt werden, dass gewerbliche Nutzung im Turm stattfinden darf.
Es würde auch eine Durchwegung des Geländes für alle
festgeschrieben werden. Eine andere Frage bezog sich auf
Sozialwohnungen. Sie kommen in die Tanzenden Würfel an der
Werftsraße.
Wenn man vor einigen Jahren über die Gablenzbrücke nach Gaarden kam, fuhr man zuerst an einem Parkplatz für Gebrauchtwagen vorbei. Der architektonisch anspruchsvolle KoolKiel-Turm würde an dieser Stelle schon ein ganz anderer Hingucker sein.
Visualisierung: MVRDV