Die Initiative Projekt Prüner Park ruft erneut zu einer Mahnwache vor der Höffner-Baustelle auf. Am 24. April um 12.05 am Westring vor der Baustelle soll gegen Naturzerstörung und Baulärm demonstriert werden. In einem Online-Interview mit Andreas Galka, Johanna Brüggemann und Irmgard Klisch vom Projekt Prüner Park ging es um die eigenen Bewertungen ihrer Aktivitäten in dieser Angelegenheit.
Kiel aktuell: Ihr protestiert seit Monaten vor der Höffner Baustelle. Diese Mahnwache findet nun am Samstag, 24. April zum dritten mal statt. Wie zufrieden seid ihr mit der Resonanz bisher?
Andreas Galka: Die Resonanz ist weit besser als ich gehofft hatte, nachdem es in den letzten Jahren, vor Beginn der Bautätigkeit, sehr schwer gewesen war, Interesse an dem Thema zu erzeugen.
Andererseits waren es auch diese langen Jahre seit 2014 gewesen, Jahre in denen das Gelände brach gelegen und sich allmählich renaturiert hatte, in denen viele Menschen ihr Herz für diese besondere Fläche entdeckten.
Kiel aktuell: Der geforderte Baustopp erscheint doch als unrealistisch. In den sozialen Medien höre ich oft die Einschätzung, dass es ja einen Bürgerentscheid gab, den man aktzeptieren muss. Was hofft ihr, zu erreichen, mit dieser dritten Mahnwache oder generell mit weiteren Aktivitäten?
Andreas Galka: Bei dem Bürgerentscheid haben 47.5% der Wähler gegen das
Ansiedlungsprojekt gestimmt, also fast die Hälfte, dennoch hat es keinen Versuch gegeben, mit diesem Teil der Bevölkerung einen Kompromiss zu finden. Selbst die mageren Naturschutzbestimmungen des Bebauungsplanes sind vom Investor ignoriert worden, indem er die ökologischen Schutzflächen direkt neben der Baustelle niedergewalzt hat. Ich habe mit verschiedenen Menschen gesprochen, die 2014 für das Möbelmarktzentrum gestimmt haben und die jetzt diese Entscheidung bereuen, ja sich dafür entschuldigen, jetzt wo sie sehen wie rücksichtslos sich der Krieger-Konzern aufführt. Der Protest richtet sich heute in erster Linie gegen diese Verstöße gegen geltendes Recht (i.e., Bebauungsplan), auch gegen die Lügen, die der Investor schamlos verbreitet (“einzelner Baggerfahrer hat die Karte verkehrt gelesen”). Des weiteren wenden sich unsere Demos gegen weitere Flächenverluste
des Kieler Grüngürtels, etwa beim Holstein-Stadion oder im Zusammenhang mit der Südspange.
Es ist auch ein (weitverbreiteter) Irrtum, man dürfe sich nicht gegen demokratisch zustande gekommene Mehrheiten stellen. Wenn das so wäre, dann wären ja Anhänger von Oppositionsparteien Feinde der Demokratie. Demokratie lebt von Meinungsfreiheit und Pluralismus. Auch die zahlenmäßig unterlegene Position hat ein Existenzrecht, solange
sie nicht gegen die Verfassung verstößt.
Kiel aktuell: Seid ihr vernetzt mit anderen Gruppen, die Grünflächen in Kiel zu bewahren versuchen? Das Thema Zerstörung von Grünflächen, ob Kleingärten oder grüne Höfe oder Wiesen betrifft ja bekanntlich viele Ecken von Kiel.
Andreas Galka: Die Bewegung, die sich bemüht, Kiel vor immer weiter voranschreitender Flächenversiegelung zu bewahren, besteht aus vielen Einzelgruppen und -personen. Auch benachbarte und verwandte Themen, wie das Engagement gegen weitere Olympia-Bewerbungen Kiels, sind in dieser Bewegung präsent. Mein Eindruck ist, dass die beteiligten Gruppen und Personen es genau wahrnehmen, dass sie nur durch Vernetzung Erfolg haben können.
Kiel aktuell: Politisches Engagement kostet viel Kraft, hat aber auch schöne Momente. Wenn ihr auf die letzte Zeit zurückblickt, worüber habt ihr euch besonders geärgert?
Irmgard Klisch: es ist eher Enttäuschung und Frust als Ärger was ich fühle wenn ich an Möbel Höffner denke.
Besonders wie jetzt mit der Ausgleichsfläche umgegangen wird, regt mich auf.
Es ist ein Gefühl von Machtlosigkeit und mit meinem Engagement möchte ich dagegen angehen.
Höffner schafft Tatsachen ohne sich an Naturschutzauflagen zu halten.
Und ich möchte verhindern, dass er damit durchkommt.
Ich habe noch die Hoffnung, dass wir durch die regelmäßigen Demos dafür sorgen, dass der Umweltfrevel nicht in Vergessenheit gerät.
Und dass die Stadt aktiver wird und dafür sorgt, dass das Gelände naturgerecht gestaltet wird.
Ich möchte nicht einfach aufgeben.
Johanna Brüggemann: Besonders geärgert habe ich mich über das Verhalten von Stadt und Verwaltung. Ich hatte Anfangs das Gefühl, dass wir diese mit unserer Arbeit dabei unterstützen können, die Vorfälle im Prüner Schlag vollumfänglich aufzuklären und für angemessene Konsequenzen zu sorgen. Immerhin gab sich die Stadt zu Beginn ähnlich empört wie wir. Inzwischen habe ich allerdings das Gefühl, dass man sich in der ganzen Sache eher in einer Dreiecksbeziehung zwischen Aktivisten, der Stadt und Höffner bewegt, in der die Stadt eine ambivalente Rolle einnimmt. Das wirft – zumindest auf meiner Seite – einige Fragen auf.
Kiel aktuell: Und was war eine besonders schöne Erfahrung?
Johanna Brüggemann: Besonders schön finde ich, wie breit gefächert die Interessengemeinschaft ist, die durch die Proteste inzwischen zusammengefunden hat. Wir sind inzwischen wirklich gut vernetzt und durch viele, schlaue Köpfe entstehen viele gute Ideen für die weitere Zusammenarbeit – auch in Hinblick auf andere Umweltthemen in Kiel!
Irmgard Klisch: Schöne Momente gab es vor Baubeginn, als wir das Schriftzugbeet angelegt und gepflegt haben. Da hatten wir noch die Hoffnung, dass Höffner gar nicht bauen will.
Die gemeinsamen Aktionen waren schön. Es war wirklich ein schönes wildes Gelände.
Ich hoffe, dass es wieder mehr Wertschätzung für Natur gibt und wir lernen weniger und intelligenter zu konsumieren.
Daher finde ich auch die Initiativen wichtig, die für den Erhalt des Grüngürtels in Kiel kämpfen
Kiel aktuell: Vielen Dank für die Wortbeiträge in diesem Online-Interview!
Mehr Info unter: Facebook: Projekt Prüner Park
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