Kommunalwahl Kiel: Thema Umweltschutz bei SPD, CDU und Grünen

Was schreiben die Parteien zum Thema Umweltschutz oder Klimaschutz in ihren Programmen?

SPD will Wachstum

Für die SPD stehen programmatisch ganz klar Wirtschaftswachstum und Wohnungsbau im Vordergrund. Ob klimaneutrales Wachstum theoretisch möglich ist , ist umstritten. Historisch ging Wachstum immer mit einem höheren Ressourcenverbrauch einher. Eine Politik, die auf Wachstum und Bautätigkeit setzt, wird höchstwahrscheinlich zu Lasten von Umwelt und Klimaschutz gehen. Gleichwohl hat sich die SPD auch umwelt- und klimapolitische Ziele vorgenommen.

Das Küstenkraftwerk soll schrittweise auf klimaneutrale Energie umgestellt werden, etwa Wasserstofftechnologie und große Wärmepumpen.

Durch die Bautätigkeit wird Fläche versiegelt, aber es soll auch Entsiegelungen geben. Genannt wird hier konkret der Parkplatz am Ostseekai, der auf seine Eignung als Park geprüft werden soll. Unterm Strich wird wohl mehr versiegelt als entsiegelt Um den Flächenverbrauch wenigstens zu minimieren, sollen höhere Gebäude erlaubt werden.

Mehr Bäume und Blühwiesen dienen der Natur und auch der Anpassung an den Klimawandel. Für Fledermäuse sollen Kästen an öffentlichen Gebäuden angebracht werden.

Einen großen Raum im Programm nimmt die Mobilität ein, und hier kann die SPD auch Erfolge aus den vergangenen Jahren vorweisen. Die Sprottenflotte, die E-Busse, die neuen Fähren, die Fahrradstraßen und Premiumradrouten. Für die Zukunft wünscht die SPD eine Priorisierung von protected bike lanes und Fahrradstraßen. Ein großes Vorhaben ist die Veloroute Ost. Ein ganz großes Vorhaben ist der schon beschlossene Bau einer Stadtbahn. Wenn es gelänge, durch die Stadtbahn weniger Autoverkehr in der Stadt zu erreichen, wäre die Stadtbahn ein Baustein für mehr Klimafreundlichkeit. (Der Bau der Stadtbahn an sich schadet jedoch der Umwelt und dem Klima. Ob die Stadtbahn einen positiven Effekt haben wird oder ein zusätzliches Mobilitätsmittel on top sein wird, kann nur die Zukunft zeigen.)

Als Leitbild nennt das Programm den“ klimaneutralen Verkehr“, dazu gehört die Verringerung des motorisierten Verkehrs. Die praktische Umsetzung wird aber nicht wirklich ausformuliert. Zwar soll das Gehwegparken vor Schulen, Kindergärten und Pflegeheimen verboten werden. Insgesamt geht die SPD jedoch sehr milde mit den autofahrenden Kielern und Kielerinnen um.

Ein Straßenbauprojekt des Bundes, die Südspange und die A21 auf Stadtgebiet, würde sehr viel Fläche versiegeln und Kleingärten überbauen. Hier vermisst man eine klare Absage. Mittlerweile sickerte ja durch, dass ein vom Bund durch die DEGES beauftragtes Gutachten vom Bau der Südspange abrät. Das war allerdings vor der Veröffentlichung des Programms.

Mein Fazit: Eine klimaneutrale Energieerzeugung im Küstenkraftwerk wird Kiels Klimabilanz sehr verbessern. Der Umweltschutz leidet allerdings in der Bilanz an den Bauvorhaben.

CDU möchte Saatgutautomaten aufstellen

Auch die CDU bekennt sich zur Notwendigkeit von Klima- und Umweltschutz. Die großen Themen zur Umsetzung sind Umweltbildung und Sauberkeit.

Sie will ein Umweltinformationszentrum aufbauen. (Allerdings entsteht aktuell schon ein Nachhaltigkeitszentrum auf dem Europaplatz. )

Entsorgungsscouts sollen als mobile Einsatzgruppe für mehr Sauberkeit in der Stadt sorgen und auch Aufklärung betreiben. (Das macht der KOD eigentlich auch schon, es ist nicht klar, was am Vorschlag der CDU neu ist.)

Die CDU will mehr Tauschregale und einfachere Möglichkeiten zur Entsorgung von Farben und Lacken. Wertstoffhöfe sollen länger geöffnet haben. Es soll wieder feste Termine für die Sperrmüllabholung geben! Außerdem mehr Abfallbehälter.

Außerdem möchte die CDU mehr Blühstreifen und Streuobstwiesen.

Manche Vorschläge sind extrem kleinteilig, etwa das Aufstellen von Insektenhotels oder Automaten mit Saatgutbomben.

Schottergärten sollen verboten werden.

Schon revolutionärer ist der Vorsatz, den Anteil der versiegelten öffentlichen Fläche zu verringern. Allerdings soll dies nicht zu Lasten von Parkplätzen gehen, und die CDU möchte auch keine weiteren Parklets sehen. Hier wäre ein konkreter Vorschlag interessant gewesen.

Die Vorschläge für mehr Umweltschutz in der Stadt stehen auch hier im Widerstreit zur gefordeten Bautätigkeit. Auch die CDU will Nachverdichtung, Aufstockung, Bauen in zweiter Reihe, Mobilisierung von Bauland. Dazu beschleunigte Baugenehmigungsverfahren.

Richtig duster für die Umwelt wird das Programm der CDU beim Thema Straßenbau. Die CDU befürwortet die Südspange und positioniert sich bei vielen neuralgischen Punkten in der Kieler Verkehrspolitik auf Seiten der Autofahrenden.

Mein Fazit: Es sind ein paar gute und leicht umsetzbare Ideen dabei, besonders gut gefällt mir das Verbot von Schottergärten und die Wiedereinführung von festen Terminen für die Sperrmüll-Abholung. In der Bilanz leidet der Umwelt- und Klimaschutz jedoch unter der angestrebten Bautätigkeit und der Förderung des Autoverkehrs.

Die Grünen punkten beim Thema Umweltschutz

Das Thema Bauen wird bei den Grünen eher tief gehängt. Einige Projekte sind schon beschlossen, etwa Holteau-Ost. Das Programm verspricht jedoch keine über schon beschlossene Projekte hinausgehende größere Bautätigkeit. Im Gegenteil: die Grünen versprechen, netto keine Fläche mehr versiegeln zu wollen. Es wird also höchstens aufgestockt. Der Zielkonflikt zwischen Bauen und Umweltschutz besteht bei den Grünen also nicht im gleichen Umfang wie bei SPD und CDU.

Die umweltpolitischen Ziele sind in fünf Punkte untergliedert:

  • Abfall vermeiden, verringern, wiederverwenden und recyceln
  • Flächen effizient und nachhaltig nutzen
  • Umweltbildung fördern
  • Gesunde und ökologische Ernährung ermöglichen
  • Vor Emissionen schützen und Luft rein halten

Wenn die Stadt baut oder mit Geld der Stadt gebaut wird, soll viel Holz oder recyceltes Material verwendet werden. Der Verbrauch von Zement soll verringert werden.

Die Vorschläge zur Müllvermeidung sind teilweise sehr kleinteilig, etwa die Ausgabe von mobilen Aschenbechern am Strand, aber das Problem des Abfalls ist auch vielseitig und bedarf unterschiedlicher Ansätze.

Besonders wichtig erscheint mir das Versprechen, netto keine weitere Flächen zu versiegeln. Wenn doch Boden versiegelt wird, soll an anderer Stelle entsiegelt werden, und dort eventuell Kleingärten entstehen.

Schottergärten sollen wieder begrünt und wasseraufnahmefähig werden, das heißt, auch die Folie unter dem Schotter muss wohl entfernt werden. Laubbläser dürfen nur noch auf Gehwegen zum Einsatz kommen.

Grünflächen sollen extensiv bewirtschaftet werden. Suchsdorf-West soll zu einem Landschaftsschutzgebiet gemacht werden.

Viele pädagogische Ideen sind sehr kleinteilig, etwa der Vorsatz, mehr über die Giftigkeit von Zigarettenstummeln aufzuklären.

Emissionen in der Stadt soll durch mehr Tempo-30-Zonen verringert werden.

An erster Stelle im Programm stehen die Vorstellungen zur Mobilitätswende, auch ein wichtiger Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Stichwort hier: besserer und günstigerer ÖPNV, mehr Fahrradförderung, Bau der Stadtbahn.

Alle zukünftigen Maßnahmen sollen auf ihre Kompatibilität mit dem 1,5-Grad-Ziel geprüft werden, und wenn sie nicht kompatibel sind, verworfen werden.

Die Sanierungsquote von Gebäuden soll erhöht werden, und zwar durch Beratung, Information und finanzielle Förderung.

Die Pläne für einen Windpark in Meimersdorf /Flintbek sollen wiederbelebt werden.

Für Bebauungspläne sollen neue Leitlinien formuliert werden, die das Bauen deutlich ökologischer machen.

Das Küstenkraftwerk soll schrittweise auf Wärempumpen und grünen Wasserstoff umgestellt werden. Methan-Schlupf soll besser aufgespürt werden.

Das Meimersdorfer Moor soll wiedervernässt werden.

Mein Fazit: Viel Umweltschutz und wenig Zielkonflikte! Wieviel in einer voraussichtlichen Koalition dann umgesetzt werden kann, ist ein anderes Thema. Aber im Vergleich zu den Vorstellungen von SPD oder CDU können die Grünen richtig punkten beim Thema Umwelt- und klimaschutz.

Bild von Jeyaratnam Caniceus auf Pixabay

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Alle Wahlprogramm auf einen Blick

Klimagruppe Flintbek will die Gemeinde klimaneutral machen

Auf Skates und Fahrrädern für die Mobilitätswende

Beitrag von TKKG: Bei bestem Wetter mit Sonnenschein und warmen Temperaturen ging es am Samstag in Kiel mit dem Bündnis „Vorfahrt für den Klimagürtel“, dem Wagenplatz Schlagloch und einigen anderen Gruppen auf die Straße für eine sozial-ökologische Mobilitätswende – an den dezentralen Aktionstagen, die bundesweit stattfinden.

Mehrere hundert Menschen waren gekommen, auf Fahrrädern, Skateboards oder Rollschuhen, sogar die Samba-Gruppe Rhythms of Resistance fuhr auf Lastenrädern mit und sorgte für musikalische Begleitung.

Zu den Reden wollen wir gar nicht viel schreiben, ihr findet sie einfach hier im Volltext (pdf, werden teilweise noch nächste Tage ergänzt):

Die rund 8km Tour ging unter anderem über die B404, die immer noch zur Autobahn ausgebaut werden soll, obwohl weiterer Autobahnbau jedem Ziel von einer Verkehrswende und dem Ausbau von Schienen entgegen steht – „Geld kann nur einmal ausgegeben werden“ drückte es eine Rednerin aus.  Über die von Autos geleerten Straßen zu fahren genossen sowohl Fahrradfahrer*innen als auch Skater*innen – endlich mal genug Platz.

Zum Abschluss ging es noch zum bedrohten Wagenplatz Schlagloch, auf dem Menschen seit Jahren eine Lösung suchen mit wenig Ressourcenverbrauch nah zur Natur zu leben – obwohl die Stadt ihnen beständig Steine in den Weg legt.

Beitrag von TurboKlimaKampfGruppe (TKKG), übernommen vom Blog https://tkkg.noblogs.org/post/2023/04/22/auf-skates-und-fahrraedern-fuer-die-mobilitaetswende/

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Debatte um die Mobilitätswende in Kiel

Die Wahlprogramme zur Kommunalwahl in Kiel

Zur Kommunalwahl am 14. Mai sind neun Parteien zugelassen. Die Piratenpartei ist nicht mehr dabei. Einige Parteien treten nur in wenigen Wahlkreisen auf: Volt, Humanisten und Tierschutzpartei. Im folgenden findet ihr die Links zu ihren Wahlprogrammen bzw Homepages. Leider haben sich nicht alle Parteien ein Programm für Kiel aufgeschrieben.

SPD: Für Kiel. Für dich

CDU: Kiel auf Kurs bringen

Grüne: Kiel begrünen

Die Linke: Das Gute Leben für alle in Kiel

FDP: Gemeinsam Zukunft schaffen

AfD: Flyer der AfD für Kiel

SSW: Damit das Leben bezahlbar bleibt

Die Partei: ChatGPT, schreib mir ein Programm zur Kommunalwahl in Kiel (Sehr lustig!)

DieBasis: Flyer für die Kommunalwahl 2023

Die anderen Parteien haben sich kein Wahlprogramm für Kiel ausgedacht. Hier ihre Homepages:

Humanisten

Tierschutzpartei

Volt

LEG Theater

Die Wohnungsgesellschaft LEG lud am 17. April zu einer Mieterversammlung in den Güterbahnhof ein. Bei Kaffee und Brezeln sollten die erbosten Mieter und Mieterinnen an Stationen zu verschiedenen Themen ins Gespräch mit den Verantwortlichen kommen. Vor Ort war auch der Technische Service, eine Tochtergesellschaft der LEG und für Reparaturen verantwortlich.

Sebastian Hell von der LEG sagte mir vor der Veranstaltung, dass es darum gehe, mit den Mietenden ins Gespräch zu kommen. „Sie können noch mal sagen, was gemacht werden soll.“ Dieses Angebot könnte allerdings zu noch mehr Frust führen. Denn die Mietenden melden die Missstände ja. Das Problem ist, dass auf die Meldung häufig keine Aktion erfolgt.

Gespräche mit Mietenden der LEG

Vor der Versammlung, zu der nur Betroffene eingeladen waren, sprach ich mit einigen von ihnen.

Monika Milbord, die schon einmal diesem Blog berichtete, ist sauer, weil das Kellerfenster immer noch nicht repariert wurde. Die Müllsituation im Hof habe sich allerdings etwas gebessert, seitdem zwei zusätzliche Tonnen aufgestellt wurden.

Ewa berichtete, dass nach dem Auftritt der LEG im Ortsbeirat tatsächlich jemand in ihr Haus gekommen sei für kleinere Sachen. Allerdings nicht für das klemmende Fenster in ihrem Badezimmer, dass sich nicht öffnen lässt.

Ghafar aus dem Irak hat seit einem Jahr Schimmel in der Wohnung. Er zeigte mir auf seinem Handy Fotos von der nassen Wand. Da er an diesem Tag frei hat, ist er gekommen um zu sagen, wie sauer er ist.

Zu dritt versuchten wir, einen Brief der LEG an Ayse zu verstehen. Anscheinend hat sie jetzt ein Guthaben, das aber mit einem ungenannten Betrag verrechnet werden soll. Man müsste wirklich Jura studiert haben, um das Schreiben zu deuten. Warum gibt es keine ordentliche Abrechnung, und warum wird der eventuell zu viel gezahlte Betrag nicht einfach erstattet?

Nach der Versammlung

Andrea Dibbern schrieb mir nach der Versammlung, es sei wieder nur eine Theaterveranstaltung gewesen. Immerhin konnte sie aber so viel Druck aufbauen, dass am nächsten Tag jemand wegen einem verstopften Fallrohr kommen soll und auch ein Dachdecker wurde beauftragt. Wieder nur leere Versprechen? Und sollte es nicht genügen, dass Mängel auf normalem Weg gemeldet werden?

Der nächste Akt erfolgt am Mittwoch, da treffen sich Mietende um 18 Uhr in der Sozialkirche Gaarden (Stoschstr. 52) um zu besprechen, wie es weiter geht. Dazu lädt die Initiative „LEG-Mieter*innen wehren“ sich ein.

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LEG war Thema im Sozialausschuss

Kiel: Mieter beklagen Vernachlässigung durch LEG

Kiel: Aus für die Südspange?

Seit Jahren wird ein Gutachten der Bundesstraßenbaugesellschaft DEGES zur A21-Anbindung erwartet. Auf Anfrage des NDR teilte die DEGES nun wenigstens eine Tendenz des Gutachtens mit. „Das Gutachten rät zunächst vom Bau der Südspange ab. Das bestätigte die Deges NDR Schleswig-Holstein. Sie schlägt vor, erstmal nur die A21 bis zum Barkauer Kreuz zu bauen.“ Quelle: ndr Nachrichten im Überblick

Der Zeitpunkt kurz vor der kommenden Kommunalwahl ist interessant. Einige Parteien reagierten prompt auf den NDR-Bericht.

SPD jetzt doch gegen Südspange

Die SPD Kiel hatte sich noch nicht klar positioniert, wollte erst das Gutachten der DEGES abwarten. Nun schreibt Max Dregelies: „Es ist wichtig, dass wir den Kieler Süden verkehrlich anbinden und gleichzeitig das Ostufer entlasten. Die Gutachten von 2016 hatten schon aufgezeigt, dass eine Südspange zusätzlichen Verkehr aufs Ostufer bringt – das wollen wir auf jeden Fall verhindern! Der Ostring kann nicht noch mehr Autos aufnehmen, die ihm die Südspange bescheren würde.

Darum haben wir als SPD Maßnahmen vorgeschlagen, die Mobilität nicht beschränken und zugleich Menschen und Klima entlasten. Dazu zählen der Anschluss des Kieler Südens an die Stadtbahn, eine Premiumradroute in den Kieler Süden, ein Überholgleis im Bereich Kiel Hbf, um den Güterverkehr zu stärken und vieles mehr.
Für das Ostufer wollen wir, dass Hein Schönberg endlich eine verlässliche Bahnverbindung sowie die Taktung der Fähren und Busse weiter erhöht wird.
Das alles gilt es nun zügig umzusetzen. Darauf können sich die Kielerinnen und Kieler sowohl im Kieler Süden als auch auf dem Ostufer verlassen: Wir schaffen neue Mobilitätsangebote, um ihre verkehrliche Situation deutlich zu verbessern.“

Und Christina Schubert schrieb: „Wir fordern weiter, dass geprüft wird, ob die verkehrliche Leistung nicht auch durch eine durchgängig vierstreifige Bundesstraße bis zum Barkauer Kreuz erreicht werden kann. Auf Nebenstrecken durch die Kleingärten wollen wir verzichten.“

SSW schon vorher klar gegen Südspange

Der SSW darf sich freuen, da er schon lange die Südspange ablehnt. Fraktions-Chef Marcel Schmidt schrieb:

„Die SSW-Ratsfraktion Kiel hat bereits am 10.06.2021 in einer aktuellen Stunde der Kieler Ratsversammlung das Ende der Zustimmung der Kieler Kommunalpolitik zur Südspange eingeläutet……Die SSW-Ratsfraktion hat eine klare Position: Keine Südspange. Wir wollen die Planungen für die Südspange stoppen. Eine Südspange macht ohne den Ostring II keinen Sinn. Eine Realisierung des Ostring II ist vom Bund aber in den nächsten Jahrzehnten nicht beabsichtigt. Wir bauen keine Verbindung auf Vorrat, die wir vielleicht in 50 Jahren irgendwann einmal brauchen werden. Wir wollen die BAB 21 als Bundesstraße bis zum Barkauer Kreuz in Kiel weiterbauen. Eine Autobahn würde zusätzliche Nebenstraßen für z. B. den landwirtschaftlichen Verkehr erfordern. Wir lehnen eine unnötige Flächenversiegelung im Grüngürtel des Kieler Südens ab. Wir sehen die neuerdings von der SPD ins Spiel gebrachte Idee, den Wellseedamm als Ersatz für die Südspange zu verwenden, kritisch, denn damit würde eine Rennbahn für LKW entstehen, die durch die Stadtteile Wellsee, Elmschenhagen mit dem Ellerbeker Weg und Ellerbek führt. Die Menschen in den betroffenen Stadtteilen brauchen Klarheit und Planungssicherheit. „

Linke gegen Südspange und A21 bis Barkauer Kreuz

Auch die Linke darf sich bestätigt fühlen, sie hat die Ablehnung von Südspange und A21 auf Stadtgebiet sogar in ihrem kommunalen Wahlprogramm explizit aufgeschrieben.

CDU kalt erwischt

Die CDU setzt sich weiterhin für eine Straße ein, die nicht einmal der Bund noch bauen will. Die Kieler Nachrichten zitieren den Fraktions-Vorsitzenden Rainer Kreutz: „Das Thema Südspange ist für uns nicht erledigt“, sagt er. Sie sei in Verbindung mit dem Ostring II ein „wichtiger Baustein für Mobilität und Wirtschaft“. Dabei übersieht er, dass der Ostring II planungstechnisch in den Bereich der Science Fiction fällt.

Fahrrad-Demo für Mobilitätswende

Weil es zum Thema passt: am 22. April startet eine Fahrrad-Demo „für die Mobilitätswende“ um 15.30 auf dem Exerzierplatz. Von dort geht es über Wilhelmplatz, Ziegelteich, Bahnhof, Waldwiese über Theodor-Heuss-Ring/B76 und B404 zum Meimersdorfer Moor im Grüngürtel. Dort besteht nach der Demo die Möglichkeit, den Tag am nahegelegenen Wagenplatz Schlagloch ausklingen zu lassen.

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Beinah-Votum gegen die Südspange

Medusastraße zur Kulturrotation autofrei

Zur Gaardener Kulturrotation am 6. Mai 2023 wird ein Abschnitt der Medusastraße komplett autofrei sein. Unter dem Titel „Autofreie Rotation“ möchten einige Gaardener*innen demonstrieren, welche Gestaltungsmöglichkeiten autofreie Straßenzüge bieten. Bereits 2020 gab es einen ähnlichen Verkehrsversuch an der benachbarten Kreuzung, der sehr positiv aufgenommen wurde. Mit-Organisatorin Jule Olbricht betont „Es fehlt uns das Gefühl dafür, wie sich eine Straße ohne Autos anfühlen kann. Das macht einen enormen Unterschied für die Bewegungsfreiheit, gerade auch für Kinder“. 

Ab 12:00 wird die Straße Fußgänger*innen gewidmet. Es wird ein Kinderkreativprogramm, Sitzmöbel und Wetterschutz geben, mit Unterstützung des Verfügungsfonds Gaarden. 

Die Organisator*innen laden alle ein sich mit eigenen Ideen und Aktionen zu beteiligen. Kontakt via freidrehen@gaardening.de .

Das Beitragsbild von Thilo Pfennig zeigt die Medusastraße am Parklet-Day.

Kieler Saatgutbibliothek

Am Samstag, den 15. April eröffnet die Saatgutbibliothek mit einer Tauschbörse.

Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr im Kulturforum (Andreas-Gayck-Str. 13). Bei einer Saatguttauschbörse können sich Interessierte über Saaten informieren, austauschen und Saatgut mitnehmen. Bilderbuchkinos zum Thema Pflanzen und Umwelt laden Kinder zur Teilnahme ein.

Der Vortrag „Saatgutvielfalt – bunt und gentechnikfrei“ vom Biobauern Heinrich Thees aus Mildstedt ist ein Highlight für alle Gartenfreund*innen. Heinrich Thees macht mit seinen vielen bunten Bildern von seinem Hof Lust auf den Gemüseanbau im Garten und auf der Terrasse, sowie auf den Verzehr von regionalem und saisonalem Gemüse.

Und so geht die Ausleihe von Saatgut: Du kannst dir Samen mitnehmen, einpflanzen, mindestens eine Pflanze zur Samenbildung stehen lassen und das reie Saatgut abnehmen. In eine beschriftete Tüte füllen und in der Bücherei abgeben.

Eine Überprüfung der Qualität wird es nicht geben. Aber wenn es funktioniert, könnte es eine Möglichkeit sein, alte Sorten zu verbreiten und dadurch zu erhalten.

Die erste Bestückung der Saatgutbibliothek erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Verein Saat:gut , der die Züchtung von samenfestem Saatgut fördert. Denn bekanntlich sind die meisten Samen, die im Handel verkauft werden, nicht samenfest, das heißt, ihre Samen reproduzieren nicht die Qualität der Mutterpflanze!

Herr Dr. Teichert, Leiter der Zentralbücherei, sagte dass es später auch in den Filialen Saatgut geben könnte, denn dort hätten die Menschen eher Gärten.

In einigen anderen Städten gibt es bereits Saatgutbibliotheken. Bald kannst du auch in Kiel bei der Buchausleihe ein Tütchen Saatgut mitnehmen.

Beitragsbild von AndreasAux auf Pixabay

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Saatgutbibliotheken: So sollen Pflanzensorten erhalten bleiben

Kiels erstes Samenfest

Parkautomaten am Falckensteiner Strand

„Nachts stehen die Automaten allein am Strand.“ Mit diesen beinah poetischen Worten beklagte Ratsherr Rainer Kreutz (CDU) im Innen- und Umeltausschuss das Ansinnen der Verwaltung. Ab diesem Jahr sollen Parkscheinautomaten das Parken regeln. Die Tageskarte wird 2 Euro kosten.

Die Automaten werden auf den bewirtschafteten Flächen im Deichweg, im Falckensteiner Strand, dem Antennenfeld und dem Parkplatz P1 stehen. Vom 1. Mai bis zum 30. September kann der Parkschein kontaktlos oder bar gezogen werden.

Der Parkplatz P2 steht nicht mehr zur Verfügung, P3 nur in Ausnahmefällen.

Die Aufstellung der Automaten kostet 160.000 Euro, der laufende Betrieb 20.000 Euro. Dennoch ein gutes Geschäft, denn über die Gebühren wird das Geld schnell wieder hereinkommen. Ratsfrau Constance Pranger rechnete vor, dass die Investition wenigstens in vier Jahren amortisiert wäre. Geplant sind 2 Euro für ein Tagesticket.

Die Kieler Nachrichten berichteten, dass bereits die Fundamente gegossen würden. Peter Bender vom Tiefbauamt bestätigte das im Innen- und Umweltausschuss. Die Fundamente hätten eine Abbindezeit von vier Wochen.

Die Verwaltung kann diese Parkraumbewirtschaftung ohne das Votum der Selbstverwaltung entscheiden, möchte aber Unterstützung, deshalb zog dieser Antrag die Runden durch die Ausschüsse. Und ist jetzt beschlossen, trotz Gegenstimmen von der CDU.

Letztes Jahr war das Parken auch schon teilweise kostenpflichtig, außerdem regelte eine Sicherheitsdienst die Zufahrt. Diese Regelungen waren aber personalintensiv und damit zu teuer. Die Ticketautomaten sollen jetzt für geregelte Verhältnisse an den Strandparkplätzen sorgen.

(Das Beitragsfoto zeigt die „Deichperle“ am Deichweg, ein beliebtes Lokal für die Strandbesucher. )

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Ein Besuch in der Kwilt Factory in der Festung Friedrichsort

Saatbombenautomaten oder echtes Stadtgrün?

Der BUND Kiel lud zu einer Podiumsdiskussion am 28. März ein zum Thema „Stadtgrün oder Versiegelung – Wachstumsperspektiven in Kiel. Es diskutierten: Antonia Grage (CDU),  Christina Musculus-Stahnke (FDP), Arne Langniss (Grüne), Björn Thoroe (Die Linke), Axel Schnorrenberg (SPD) , Pascal Schmidt (SSW) und Ulrike Hunold (BUND Kreisgruppe Kiel). Moderation: Claudia Bielfeldt (BUND Landesverband SH).

In der sehr geschickt moderierten Runde und anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurden die vielen Facetten des Themas aufgeblättert.

Der Status Quo: Kiel ist eine ziemlich grüne Stadt

Die Runde war sich überwiegend einig, dass Kiel eigentlich eine ziemlich grüne Stadt ist. Neben Wäldern, Kleingartenanlagen, größeren Parks und Friedhöfen, gibt es auch viele kleine Parks und Grünanlagen, die manchmal nicht einmal einen Namen haben. In den älteren Stadtteilen finden sich noch die klassischen Vorgärten und grünen Höfe. Frau Musculus-Stahnke (FDP) fasste den Befund zusammen: „Kiel ist gar nicht so ungrün. Eigentlich ist Kiel eine Stadt im Grünen.“

Aber wird es so bleiben? Der Druck, neue Baugebiete und Gewerbegebiete auszuweisen, ist groß. Der historische Grüngürtel, der vor 100 Jahren konzipiert wurde, ist in den letzten 50 Jahren arg durchlöchert worden. Aktuell wird eine neue Zufahrt zum Holstein Stadion gebaut. Die Ansiedlung von Möbel Höffner auf einer zentral gelegenen Kleingarten-Kolonie im Grüngürtel hat die Bürgerschaft von Kiel gespalten.

In Bezug auf Gewerbegebiete hat in Kiel tatsächlich ein Umdenken begonnen. Die Rathaus-Kooperation hat das designierte Gewerbegebiet „Boelcke-Straße Süd“, verkleinert, auch in der Erkenntnis, dass der Bedarf nicht da war. Arne Langniß (Grüne) sagte: „Wir wollen keine weiteren Gewerbeflächen zusätzlich ausweisen.“

Die Vorteile von Stadtgrün

Grünflächen in der Stadt haben einen hohen Wert für Menschen und Tiere.

Man könne den Kieler Grüngürtel auch als Standortfaktor begreifen, empfahl Ulrike Hunold (BUND). Nicht nur das Meer, auch die vielen Grünflächen tragen zur Lebensqualität bei. Gerade bei der Suche nach mehr Fachkräften sind weiche Standortfaktoren wie Natur und Kultur ein wichtiger Anreiz.

Für die Tiere in der Stadt sind Grünflächen in der Stadt essentiell. Ein Mann aus dem Publikum wies auf die Vogelzählung hin, die der BUND kürzlich in der Bielenbergkoppel durchgeführt hat. In diesem biologisch sehr wertvollen Biotop wurden 48 Vogelarten gezählt. „How dare you, dass Sie dieses Gebiet einer Autobahn opfern wollen“, rief der Mann in Anlehnung an Greta Thunberg an die Adresse von Frau Musculus-Stahnke (FDP), die den Bau der Südspange just durch dieses Gebiet befürwortet.

Was kann die Politik tun, um Grünflächen zu bewahren und zu schaffen?

Das Zauberwort heißt Entsiegelung. Höfe, überbreite Straßen, gepflasterte Plätze, das sind Flächen, die zumindest theoretisch entsiegelt werden könnten. Es fehlt allerdings eine verlässliche Kartierung, welche Flächen in Frage kämen. So ein Kataster würde eine Farbgebung über alle Flächen legen, wo sinnvollerweise entsiegelt werden könnte.

Zu wünschen wäre auch ein finanzieller Anreiz für Entsiegelungen privater Grundstücke, sodass mehr Regenwasser im Hof oder Garten versickern kann.

Auch eine größere Flächeneffizienz in Gewerbegebieten könnte die Ausweisung zukünftiger Gewerbegebiete verhindern. Müssen Gewerbegebäude immer einstöckig sein?

Ein Grünflächen-Quotient würde den Anteil der Grünflächen ins Verhältnis zur Bevölkerung setzen. So eine Kennzahl schafft an sich noch keine Grünflächen, schärft aber das Bewusstsein dafür, dass Bautätigkeit in Konkurrenz zu Grünflächen steht.

Christian Herold (BUND) fordert eine Netto-Null-Strategie, bei der jede Versiegelung durch eine Entsiegelung an anderer Stelle ausgeglichen würde.

Antonia Grage (CDU) träumt von sehr vielen sehr kleinen Flächen, auf denen Automaten für Saatgutbomben aufgestellt werden. „Es muss verhältnismäßig sein.“

Die Diskutierenden machten einige Vorschläge, wie die Wohnungsnot gemildert werden könnte, ohne weitere Flächen zu verbauen: Wohnungstauschbörsen für ältere Leute, die ihre großen Wohnungen gegen kleinere tauschen möchten, wären ein Anreiz. Weniger Hotels und Luxusquartiere bauen, schlug Björn Thoroe (Die Linke) vor. Auch studentische Wohngemeinschaften in großen Wohnungen, die für Familien geeignet wären, wurden als Problem genannt.

Stadtgrün wertschätzen!

Zur Wertschätzung von Grünflächen gehört auch, dass sie nutzbar gemacht werden. Axel Schnorrenberg (SPD) nannte den Gaardener Sport- und begegnungspark als ein gelungenes Beispiel.

Etliche Sprecher appellierten auch an die Bevölkerung, mehr Toleranz für die scheinbare Unordnung der Natur zu haben. Ulrike Hunold (BUND) sagte: „Auch Unkraut bietet Lebensraum. Es müssen nicht immer Stiefmütterchen sein.“

Die Veranstaltung war leider nur spärlich besucht. Dennoch kamen in der Diskussion viele zusätzliche Themen zur Sprache. Etwa der Wunsch nach einem zentralen Platz für Bauwagen-Projekte oder Tiny Homes. Auch die Angst, dass Parkplätze wegfallen könnten im Zuge einer energischen Entsiegelung.

Das Stadtgrün einfach mal erhalten, fordert Niclas Köser (Die Politiker*innen), der im Publikum saß. Wenn das nur so einfach wäre! Er beschrieb , dass auch an und für sich fortschrittliche Projekte wie Velo-Routen oder Straßenbahn zur Fällung von vielen Bäumen führt.

Das Beitragsfoto zeigt den ziemlich ungrünen Gebäudekomplex namens Bäckergang.

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Ein Zaun um das Höffner-Gelände

Geisterdiskussion um Gewerbefläche

Das sind Deutschlands grünste Städte