Global Day on Climate Action – in Kiel

Eine große Menge von überwiegend jungen Menschen versammelte sich am 29. November zur Fridays for Future Klima-Demo auf dem Exerzierplatz. Nach Angaben der Polizei waren es in der Spitze 7,500 Personen, nach Angaben der Veranstalter 11,500. So oder so war es eine der größeren Kieler Demonstrationen , wenn auch nicht so zahlreich wie die Demonstration im September. Dazu mag das kalte Wetter beigetragen haben. An diesem Global Day of Climate Action gingen 630.000 Menschen in Deutschland auf die Straße.

Die Redebeiträge: einige hoffnungsvoll, andere verzweifelt.

Ein Thema war die Industrie, die unsere Lebensgrundlage zerstöre. Nur durch Boykott könne man die Kohle- und Erdölindustrie stoppen. Vor allem der Braunkohleabbau machte wütend: “Unsere Regierung behauptet, Windräder würden die Landschaft verschandeln. Die gleiche Regierung siedelt ganze Dörfer um wegen der Braunkohle”, so ein Sprecher. Aus etlichen Wortbeiträgen klang Kapitalismuskritik und auch Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Politik an. “Statt an Politiker zu appellieren, müsse wir selbst aktiv werden”, war ein anderer Satz, den ich hörte.

  • Ein Thema war Rojava , das Gebiet unter kurdischer Selbstverwaltung, in dem stark auf ökologische Gesichtspunkte geachtet wurde. “Die Rojava-Revolution muss verteidigt werden!”
  • Erna Lange von der Bürgerinitiative Klimanotstand sagte, wichtige Erdsysteme seien gefährdet und damit die Stabilität der Erde. Die Folgen von Untätigkeit würden katastrophal sein.
  • Ein spezielles Kieler Thema: Die Südspange und A21-Anbindung wurden als politisches No-Go bezeichnet und ein Planungsstopp für diese Straßenbauprojekte im Kieler Süden gefordert.
  • Extinction Rebellion, bekannt für ihre fantasievollen Aktionen, wartete mit einer Gesangseinlage auf. Ein Zeile lautete: “Put the planet before economic growth.”
  • Für Dirk Mirow, dem plötzlich verstorbenen Kanzler der Muthesius Kunsthochschule, wurde eine Schweigeminute eingehalten. Dirk Mirow war u.a. ein engagierter Förderer der Alten Mu, die sich in Kiel zum Zentrum für den nachhaltigen Lebensstil entwickelt hat.
  • Nelly Waldeck von Fridays for Future in Kiel fragte, wo man in hundert Jahren noch würde ernten können und beantwortete die Frage gleich selber: Es komme auf den Breitengrad an. Sie forderte ein Ende von Subventionen, die in fossile Energie und in die Fleischwirtschaft fließen. Außerdem forderte sie einen CO2-Preis von 180 Euro pro Tonne, alles darunter würde keine Lenkungswirkung entfalten.
  • Luca Brunsch von Wind of Change bedauerte die im Klimapaket vorgesehene neue Abstandsregel von 1 Kilometer zu Siedlungen. Dadurch würde der Ausbau von Windenergie stark ausgebremst.

Aktionen nach der Demonstration

Die Route war relativ kurz, vom Exerzierplatz ging es über den Wilhelmplatz zum Schrevenpark und zurück an den Ausgang. Im Anschluss boten zahlreiche Gruppen Aktionen an. Da gab es mehrere Straßenblockaden, u.a. am Dreiecksplatz. Eine andere Gruppe lief gemeinsam singend durch die Stadt. Im Hiroshimapark thematisierte eine Installation die Südspange. Die Farmers for Future führten ihre Aktion schon während der Demo durch und zwar verteilten sie Brötchen und Rohkost, als kleine Erinnerung, dass unser Überleben auch von einer nachhaltigen Landwirtschaft abhängt.

KN-Artikel über die Klima-Demo

Burn candles , not oil. Klima-Demo auf dem Theodor-Heuss-Ring

Theodor-Heuss-Ring: Land macht Druck

Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) macht Druck und fordert energische Maßnahmen, um die Stickoxid-Werte auf dem Theodor-Heuss-Ring effektiv zu senken.  „Fakt ist, dass mit den gegenwärtig von der Stadt geplanten Maßnahmen der zulässige Grenzwert für Stickstoffdioxid bereits im Jahr 2020 nicht einzuhalten sein wird……Entweder muss sie sich zur Umleitung alter Diesel-Pkw bekennen oder umgehend wirksame Alternativmaßnahmen ergreifen”, so zitieren die Kieler Nachrichten den Minister. https://www.kn-online.de/Kiel/Lutreinhalteplan-fuer-Kiel-Land-viel-pessimistischer-als-die-Stadt

Besonders belastet sind etwa 190 Meter des Theodor-Heuss-Rings westlich vom Barkauer Kreuz. Hier wird der Grenzwert von 40 Mikrogramm deutlich überschritten. Ein Grenzwert ist übrigens ein Wert, der eigentlich nie erreicht werden sollte. Es besteht also dringender Handlungsbedarf.

Am Montag erhielt die Stadt den neuen Luftreinhalteplan vom Ministerium. Er wurde noch nicht veröffentlicht.

Druck macht auch die Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Hier geht es allerdings nicht voran. Diese Klage liegt seit einem Jahr beim Oberverwaltungsgericht.

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer möchte keine Fahrverbote. Würde er sich noch weigern, wenn das Umweltministerium darauf besteht?

Ein Dieselfahrverbot würde die Werte unter 40 Mikrogramm bringen, da sind sich die Experten einig. Andere Maßnahmen wären Tempo 30 , Absauganlagen und Sperrungen von weiteren Zufahrten.

Die Stadt hat schon Regelungen in Kraft gesetzt, die den Verkehr verringern sollen:

  • Tempo 50
  • mehrere Zufahrten wurden gesperrt
  • der LKW:Verkehr wurde umgeleitet

Diese Maßnahmen reichen aber in der Praxis nicht aus, um die Stickoxide unter den Grenzwert zu bringen. Für 2021 rechnet das Umweltministerium sogar mit Werten von 50 Mikrokgramm, wennn die Maßnahmen nicht verschärft werden.

Minister Albrecht hält ein Dieselfahrverbot als zumutbar für die umliegenden Straßen. Sie würden zwar durch Ausweichverkehre zusätzlich belastet, aber die Grenzwerte würden nicht überschritten.

Während Ulf Kämpfer Fahrverbote nach Möglichkeit verhindern will, sieht Jan Philipp Albrecht Fahrverbote als zumutbare Maßnahme. Am Donnerstag treffen sich die beiden zu einem Gespräch. Konfliktstoff gibt es ausreichend.

(Foto: Messgerät der Firma Purevento auf dem Theodor-Heuss-Ring)

Weitere Artikel zu diesem Thema: Auf dem Theodor-Heuss-Ring wird die Luft gefiltert und Diskussion um Kieler Luft und Stickoxide in Kiel

Alle Jahre wieder. Weihnachtsmärkte in Kiel

Sind Weihnachtsmärkte Ausdruck christlicher Gesinnung oder einfach Gelegenheiten, mit Kollegen Glühwein zu trinken? Wahrscheinlich ein wenig von beidem. Denn nur im Advent überkommt die Menschen das Bedürfnis, abends mit einem Glas Wein in der Hand in der Kälte draußen zu stehen. Alle Jahre wieder. Wenn es Spaß machen würde, würde man es jeden Tag machen. Aber da man es nur im Advent macht, hat es ganz klar den Charakter einer Kulthandlung.

Der Norden wurde erst spät christlich. Dennoch entwickelt sich Kiel anscheinend allmählich zu einer Hochburg der Adventsmärkte. Alt-Kieler kennen nur den Weihnachtsmarkt auf dem Holstenplatz. Dieses Jahr dagegen gleich an vier Standorten und mit einer der größten Pyramiden der Welt.

Seit letztem Jahr ist ein kleiner Weihnachtsmarkt auf dem Bernhard-Minetti-Platz dazugekommen, der dieses Jahr mit einer Riesen-Pyramide punktet. 26 Meter hoch, mit einem begehbaren Sockel, der Platz für 200 Menschen bietet. Hier kann man ihm Warmen Falafel, Waffeln oder Flammkuchen genießen. Wieder dabei das Kinderkarussell.

Die größeren Märkte befinden sich am Rathausplatz, auf dem Alten Markt, auf dem Holstenplatz und auf dem Asmus-Bremer-Platz. Hier  laden die Buden ein zum Treffen mit Freunden oder KollegInnen. Es gibt Glühwein, schwedische Waffeln , Würstchen, Elchburger und andere Leckereien. Wer noch Geschenke sucht, findet hier Weihnachtssdeko, Holzartikel, Tücher, Mützen, Handschuhe, Bürsten und allerlei Kunsthandwerk .

Zum dritten mal dabei: das Weihnachtsdorf auf dem Rathausplatz, bestehend aus Hütten im Stil schneereicher Länder. Manche Buden wirken skandinavisch, andere vielleicht russisch. Und darüber schwebt Wichtel Kilian in der Kogge, täglich um 16, 18 und 19:30 Uhr.

Der Klassiker wie jedes Jahr auf dem Holstenplatz ist traditionell eine Mischung aus Kunsthandwerk und Imbissbuden. Meine Empfehlung: die schwedische Waffel mit Preiselbeeren.

Auch am Fuß der St. Nikolai-Kirche auf dem Alten Markt verbreiten Buden ein weihnachtliches Flair. Hier wird am 6. Dezember der Heilige Nikolaus erwartet. Traditionell klettert er um 16 Uhr vom 70 Meter hohen Kirchturm herab und verteilt Süssigkeiten an die staunenden Kinder.

Die Pyramide auf dem Asmus-Bremer-Platz ist jetzt nur noch die zweitgrößte in Kiel. Sie verbreitet dennoch adventliche Stimmung für alle, die hier heißen Käse oder Spanferkel genießen mögen. Dieser Markt bleibt als Einziger auch noch nach Weihnachten stehen, für alle die noch nicht genug Weihnachtsmarkt erlebt haben. Am 30. Dezember wird dann aber auch hier abgebaut.

Geöffnet:
Montag bis Samstag: 10-20 Uhr
Sonntag: 11-20 Uhr
Bei Bedarf jeweils bis 22 Uhr!
Bei erhöhtem Besucheraufkommen ist eine Ausweitung der Öffnungszeit bis 22 Uhr möglich

Beginn der Weihnachtsmärkte am Montag, 25. November um 18:30 . Ende am 23. Dezember (Ausnahme Asmus-Bremer-Platz: bis 30.12.)

Foto von 2018: Der Bürstenstand, hoffentlich wieder dabei!

Gaarden Gallery Einweihung

Die Farbe der open air Gaarden Gallery ist gerade getrocknet. Am Samstag, den 23. November werden die bemalten Fassaden und Poller eingeweiht. Die Rede ist vom Café Jupiter und von der Trinkhalle Hempels und elf Poller, an der Kreuzung Medusastraße und Kaiserstraße in Kiel-Gaarden. Um 14 Uhr gibt es zum Auftakt eine Führung, um 15 Uhr spielt das Bedahé Trio.

Die Künstler:

  • Das Café Jupiter: Benjamin Mastaglio
  • Hempels: Jihea Ann und Jenny Reißmann
  • Elf Poller: Yeongbin Lee
  • Leitung: Jihea Ann und Ju Hyun Lee

Vorausgegangen ist eine Aktion, bei der 600 Zeichnungen angefertigt wurden. Sie wurden an die Fassade der Trinkhalle Hempels angebracht und übermalt. Die Kunden des Hempels hatten großes Interesse an der Aktion und freuen sich über die Aufhübschung der vormals tristen Fassade. (Die Trinkhalle ist eine feste Institution in Gaarden – ein Ort an dem Alkoholiker und Obdachlose im Warmen sitzen und Bier trinken dürfen. )

Frau Ju Hyun Lee, eine südkoreanische Künstlerin und Besitzerin des Café Jupiter, hatte die Idee zur Gaarden Gallery. Sie träumt schon lange von einer “Kultur-Gasse”, wie sie sagt, da gleich zwei Galerien in der Nähe sind, das K34 und OnSpace, außerdem das Kulturzentrum Medusa. Jetzt ist diese Ecke von Gaarden auf jeden Fall die Bunteste und Kreativste, mit zwei Parklets und vier bemalten Gebäude. Neben den in dieser Aktion bemalten Gebäude, haben auch schon der Growshop Buschwerk und die neueröffnete Kinderboutique Krümel & Monster bemalte Fassaden. Sieht alles richtig gut aus. Irgendwie psychedelisch.

Vieburger Gehölz – ein alter Wald ist in Gefahr

Das Vieburger Gehölz im Süden von Kiel ist ein sehr alter Waldstandort. Es war früher Teil des Eisenwaldes, auf altsächsisch Isarnho genannt. Dieser Wald erstreckte sich seit Menschengedenken von der Schlei über Kiel bis nach Lübeck. Die Bezeichnung Eisenwald stammt aus dem Mittelalter und bezieht sich wahrscheinlich auf die Undurchdringlichkeit dieses Waldes, “Eisen” also wie in “eiserner Wille” oder “eiserne Lady”. Möglicherweise bezieht sich der Name aber auch auf die Eisenverhüttung, die es hier auch gab.

Der Eisenwald in der Geschichte

Bis etwa Mitte des ersten Jahrtausends nach Christi wohnten Germanen im Eisenwald. Man muss sich das wohl so vorstellen, dass sie ihre Hütten auf Lichtungen und kleinen Rodungen bauten. Zwischen 400 und 500 nach Christi zogen die Germanen weg, und die ganze Gegend war erst einmal so ziemlich menschenleer. Der Wald wuchs und wurde wieder dichter. Im 10. Jahrhundert zogen dann wieder Menschen in den Eisenwald: Wikinger aus dem Norden und Sachsen aus dem Osten. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung Isarnho, was als Eisenwald oder eiserne Höhe übersetzt werden kann. In dieser Zeit wurde der Eisenwald wahrscheinlich auch Rückzuggebiet für Heiden, die im christianisierten Umland nicht mehr ihre Religion leben durften. Übrigens hat dieser Wald die Menschen auch schon in der damaligen Zeit beeindruckt. So schreibt der mittelalterliche Chronist Helmold von Bosau, der den Wald aus eigener Anschauung kannte, im 12. Jahrhundert von “seiner unermesslichen und fast undurchdringlichen Einsamkeit” und von “riesigen Urwaldstämmen”.

Warum ist historischer alter Wald besonders wertvoll?

Als historisch alten Wald bezeichnet man Waldstandorte, die seit mindestens 100 Jahren bestehen und auf historischen Karten nachgewiesen werden können. Das ist zumindest die Definition in Deutschland. Es muss sich nicht um Urwald handeln, und es müssen nicht einmal besonders große und alte Bäume vorhanden sein. Es geht vielmehr um den Standort. Standorte, an denen sich schon lange Wald befindet, sind besonders bedeutsam für die Biodiversität. Das liegt am Ausbreitungsverhalten von typischen Waldpflanzen. Sie vermehren sich meistens nicht über Samen sondern über Wurzeln und Ableger, breiten sich also nur langsam aus. Selbst wenn sie sich über Samen vermehren, sind es Waldameisen, die die Samen weiter transportieren. Die Ameisen bewegen sich ebenfalls kaum in der Fläche.

Eine andere Geschichte sind die gewachsenen Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren, die sich über hunderte oder sogar tausende von Jahren gebildet haben. Sie können nicht an einem anderen Ort wieder hergestellt werden. Sogar manche Tiere, die theoretisch mobil sind, weisen eine große Verbundenheit mit einem bestimmten Ort auf. Beispiel: Fledermäuse, die gerne über Generationen die gleichen Schlafplätze besiedeln. Es hat mich einigermaßen schockiert zu lesen, dass es zwei Jahrhunderte braucht, bis junge Wälder wieder von typischen Waldpflanzen besiedelt werden. Wenn man dann noch lernt, dass viele Waldpflanzen ausschließlich in historischen alten Wäldern vorkommen, erscheinen diese Wälder umso schützenswerter.

Wie alt ist der Waldstandort Vieburger Gehölz?

Auf der Kiel Seite stand früher : “ Das knapp 70 ha große Vieburger Gehölz ist ein sehr alter Waldstandort. Es gehörte wahrscheinlich zum großen Isarnho (Eisenwald), einem Wald, der sich von der Schlei bis nach Kiel und von hieraus weiter nach Lübeck erstreckte.” Dieser Passus wurde leider entfernt. Ich sprach mit Forstwirtschaftsmeister Bronnmann (Kiels Forstverwaltung), um mehr zu erfahren. Gehörte das Vieburger Gehölz nun zum Eisenwald oder nicht, warum nur wahrscheinlich? Herr Bronnmann sagte, das Vieburger Gehölz wäre auf jeden Fall in Karten aus dem 18. Jahrhundert belegt. Also ist dieser Standort ein historisch alter Wald nach der deutschen Definition. Der Standort war auch auf jeden Fall Teil des Eisenwaldes. Allerdings lässt sich nicht völlig ausschließen, dass gerade dieser Teil des Eisenwaldes im Laufe der Jahrhunderte einmal abgeholzt wurde. Da fehlen einfach die Nachweise. Man kann also nur sagen, dass das Vieburger Gehölz wahrscheinlich in ungebrochener Kontinuität Teil des Eisenwaldes war und somit bestünde an diesem Standort wahrscheinlich seit Menschengedenken Wald.

Ausblick

A21 nach Kiel

Leider planen Bund und Land ein Autobahnkreuz an der jetzigen B404 nördlich der Bahnstrecke. Diese Betonorgie würde einen kleinen Teil des Vieburger Gehölzes zerstören. Der zerstörte Bereich wäre größer als die Karte zeigt, weil für solche Arbeiten auch umfangreiche Behelfsstraßen gebaut werden. Der Ausdruck Betonorgie ist nicht übertrieben. Das Vieburger Gehölz ist Teil des Kieler Grüngürtels, der mittlerweile ziemlich durchlöchert ist.

Vieburger Gehölz als Erholungsgebiet.

Dieser Wald am Rande der Stadt ist ein beliebtes Erholungsgebiet für die Kieler*innen. Der Wald besteht aus Buchen-, Eichen- und Ahornbäumen, weniger Birken, Fichten und Tannen. Es ist ein lichter Laub-Misch-Wald, angenehm zum spazieren gehen. Auch das Waldhaus für Veranstaltungen und ein Waldkindergarten fanden hier Platz. Das Vieburger Gehölz ist aus vielen Gründen – Naturschutz, Klimaschutz, Stadtklima, Naherholung und nicht zuletzt aus Respekt für die Historie des Ortes – schützenswert.

Kaffee Trinken vor dem Waldhaus
Kaffee Trinken vor dem Waldhaus

Weiterlesen: http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/J01_3_Benesch_Isarnho.pdf

Wilfried Stichmann: Kennzeichen und Wert alter Wälder

Monika Wulf: Historisch alte Wälder – Definition, Sachstand und Ziele

Beide Artikel hier: https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Publikationen/Schriftenreihe/Schriftenreihe_Sonderheft_Kennzeichen_Wert_historische_Waelder.pdf

Wer sich ein Bild vom Leben der alten Germanen machen möchte, dem sei dieser Film empfohlen: https://www.youtube.com/watch?v=rft-8jKZ3gA

Offener Brief zu den Möbelhaus-Bauplänen im Kleingartengebiet Prüner Schlag/Brunsrade

Diesen offenen Brief sandte die Initiative Projekt Prüner Park an Kurt Krieger von der Krieger Gruppe und an Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer. Die Initiative kämpft um den Erhalt der Bäume am Westring und um den Erhalt des ehemaligen Kleingartengebiets Prüner Schlag als Park. In Vorbereitung zu den Bauarbeiten sollten im November schon 26 Bäume gefällt werden. In dieser Angelegenheit gibt es einen Aufschub bis zum 3. Dezember, das war zumindest die mündliche Auskunft der Bauarbeiter. Hier nun der Text:

Sehr geehrter Herr Krieger, sehr geehrter Herr Dr. Kämpfer,

wir sind eine Gruppe Kieler Bürger, die sehr darüber besorgt sind, dass der Prüner Schlag, ein so großes Grüngelände in der Stadt, verkauft wurde, um als Gewerbegebiet verbaut und damit versiegelt zu werden.

Der Schadstoffgehalt der Luft in der gesamten Stadt, besonders im Bereich des Theodor-Heuss-Ringes, ist bedenklich hoch. Der Prüner Schlag ist ein wertvoller Teil des Kieler Grüngürtels, der als innerstädtische Ausgleichsfläche eine enorme Wichtigkeit hat und in Zeiten der Klimaerwärmung erhalten werden sollte.

Dass bisher immer noch nicht gebaut wurde, gibt uns den Mut nachzufragen, ob es mög-lich wäre, auf den Bau der Möbelhäuser zu verzichten, bzw. sie an anderer Stelle in Leerstände schon vorhandener Gewerbegebiete zu verlegen.

Wir haben die Idee des Prüner Parks entwickelt! Der Prüner Schlag wird zum Park für Alle mit vielen Bäumen und bleibt damit als Grüne Lunge Kiels erhalten. Er wird zur grünen Oase für Mensch und Tier. Für die Bürger Kiels, für die Zukunft unserer Kinder und Enkel-kinder, für eine lebenswerte Zukunft…

Da viele Kieler Bürgerinnen und Bürger dem Vorhaben der Versiegelung inzwischen kritisch gegenüberstehen, würden wir gerne einen konstruktiven Dialog mit Ihnen beginnen und freuen uns auf Ihre Antworten.

Mit freundlichen Grüßen

Zum Weiterlesen: Bäume haben einen schweren Stand in Kiel und Klimanotstand? Möbelmarktzentrum!

Bäume haben in Kiel einen schweren Stand

Einerseits macht sich die Selbstverwaltung stark für mehr Bäume. Andererseits werden bald 26 Bäume entlang des Westrings gefällt.

Ein Baum für jede Straße

Da brachten die „Fraktion“ und die Linke einen lobenswerten Antrag in den Innen- und Umweltausschuss ein: Ein Baum für jede Straße. Das Grünflächenamt antwortete mit einer Einschätzung, die zwar Sympathie für Bäume zeigt, aber in eine andere Richtung argumentiert. Neupflanzungen seien sehr schwierig. Wichtiger und lohnenswerter sei der Erhalt von bestehenden großen Bäumen. “Sehr viel nachhaltiger und zielführender für die Klimaanpassung im städtischen Bereich ist es jedoch, den vorhandenen Bestand großer Bäume zu sichern und zu erhalten. Deren Einfluss auf das Stadtklima, die Erholung und das Stadtbild ist oft sehr viel größer als das Pflanzen von Ausgleichsbäumen, welches im Straßenbereich nur noch mit sehr großem technischem Aufwand möglich ist.”

Höhere Priorität für den Erhalt

Durchgesetzt hat sich dann im Bauauschuss vom 7. November ein Änderungsangtrag von SPD, Grüne, der “Fraktion”, Linke und FDP, in dem es heißt: “Die Landeshauptstadt Kiel wird dem Erhalt der Kieler Bäume und der Neupflanzung eine höhere Priorität als bisher einräumen”. Die Standorte von bestehenden Bäumen sollen aufgewertet werden, damit die Bäume nicht sterben. Jährlich sollen neue Bäume in mindestens zweistelliger Zahl gepflanzt werden. Auch bei Neubauprojekten sollen Bäume stärker in die Abwägung einbezogen werden. Auch in diesem Antrag soll nach Möglichkeit in jeder Kieler Straße ein Baum stehe. Auch Parkplätze kommen als Pflanzorte in Frage. Schließlich soll die Baumschutzverordnung, auch unter Einbeziehung von Naturschutzverbänden überarbeitet werden.

Baumdrama am Westring

Gleichzeitig spielt sich am Westring ein Baumdrama ab. 26 Bäume, darunter stattliche Buchen, dürfen gefällt werden. Wahrscheinlich kreischen schon am Montag die Sägen. Grund ist der geplante Bau von zwei Möbelhäusern (Höffner und Skonto) auf dem angrenzenden Prüner Schlag, einem ehemaligen Kleingartengebiet. Die Kieler Nachrichten nannten als Grund: Die Baumaschinen sollen auf das Gelände fahren können und Gasleitungen müssen verlegt werden. Es stellt sich aber die Frage, warum für die Zuwegung gleich 26 Bäumen gefällt werden müssen. Skeptisch macht auch die Sache mit der Gasleitung. Denn die Bäume werden ja wohl nicht direkt auf einer Gasleitung gepflanzt worden sein. Ob es der Krieger Gruppe als Bauherrin nicht doch eher darum geht, eine freie Sicht vom Westring auf die Möbelhäuser zu schaffen? So wie vor IKEA, wo es früher auch einen Waldstreifen gab.

Warum die Geheimhaltung?

Seltsam auch die Geheimhaltung um dieses Baumthema. Eine Initiative namens Projekt Prüner Park hatte sich an den zuständigen Ortsbeirat Mitte gewandt, mit der Frage, wie viele Bäume gefällt werden würden. Die Antwort: Es wird nicht mitgeteilt. Dieser Blogartikel erklärt es im Detail: Klimanotstand? Möbelmarktzentrum!

Pressemitteilung der Stadt

Mittlerweile gibt es aber von der Stadt eine Pressemitteilung, in der die Zahl von 26 Bäumen genannt wird: “Im August 2021 soll das geplante Möbelmarktzentrum am Prüner Schlag eröffnet werden. Die Krieger Projektentwicklung GmbH bereitet derzeit den Bau der künftigen Einfahrt im Kreuzungsbereich am Westring vor. Dafür werden in der kommenden Woche 26 Bäume im Kreuzungsbereich gefällt. Außerdem laufen vorbereitende Maßnahmen für die Tieferlegung der vorhandenen Gasleitung der Stadtwerke Kiel. Die Umlegung ist für den Zeitraum vom 18. bis 30. November geplant.”

Auf jeden Fall wird das Thema Stadtbegrünung wieder weiter diskutiert werden. Wenigstens in neuen Baugebieten sollte es möglich sein, Bäume und Grünflächen einzuplanen. Damit es nicht aussieht wie im Bäckergang und im Schlossquartier.

(Das Foto zeigt einen Baum am Westring mit Banderole. Gesehen im September. Es könnte einer der Bäume sein, die zur Fällung vorgesehen sind.)

Fridays for Future im Dialog mit der Lokalpolitik

Eine Gruppe von Fridays for Future (FfF) besuchte den Innen- und Umweltausschuss – als Auftakt für einen regelmäßigen Austausch. Am 14. Dezember 2018 fand der erste bedeutsame Klimastreik in Kiel statt, seitdem streiken die Schüler*innen jede Woche. Die Ratsversammlung hat beschlossen, dass der Innen-und Umweltausschuss in einen Dialog mit der Umweltbewegung Fridays for Future tritt.

Die jungen Leute von FfF durften zum Auftakt der Sitzung ihre Forderungen erläutern.

  • Sie halten das aktuelle Klimapaket für absolut nicht ausreichend, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
  • Sie hatten gefordert, bis Ende 2019 alle Subventionen in fossile Energie zu streichen.
  • Sie halten eine CO2-Steuer von mindestens 180 Euro , besser 600 Euro pro Tonne CO2 für notwendig.
  • Außerdem ärgern sie sich, dass sie in der Schule Müll trennen und die Putzleute den Müll dann zusammen kippen.
  • Sie wünschen mehr Stadtbegrünung.
  • Alle Ausgaben der Stadt müssen auch ökologisch sein.
  • Schiffe sollten Landstrom abnehmen müssen.
  • Alle Energie sollte erneuerbar sein.
  • Hannah Lüthje sagte, sie persönlich fände eine CO2-Steuer, die an die Bürger zurückgeben wird, sehr gut, weil das den sozialen Ausgleich schaffen würde.

Klimaschutz und Realpolitik

Max Dregelies (SPD) antwortete zunächst zustimmend: “Vieles, was ihr angesprochen habt, teilen die Mitglieder dieses Ausschusses.” Dann wies er aber auf die Realitäten der Kommunalpolitik hin, wo Vieles aus rechtlichen Gründen oder aus finanziellen Gründen nicht möglich sei. So komme eine Kommune nicht an der Straßenverkehrsordnung vorbei. Oder Beispiel Bus: sowohl ein günstiger oder sogar kostenloser Tarif als auch ein besserer Takt koste Geld. “Wenn wir 20 Millionen Euro für kostenlosen ÖPNV ausgeben, müssen wir diskutieren, wo sparen wir. An Schulen? An Fahrradwegen? Wir können keine Steuern erhöhen”. Das 1-Euro-Ticket ist eigentlich auch schon beschlossen, aber es wird nicht umgesetzt, weil das Geld fehlt.

Robert Vollborn (CDU) kritisierte die Windkraft wegen dem Töten von Vögeln. Eine der jungen FfF Frauen sagte, viele mehr Vögel würden an Fensterscheiben sterben. Wenn es um Vogelschutz ginge , sollte man erst einmal Streifen an alle Fensterscheiben kleben, bevor man etwas gegen Windräder sagt.

Von einigen Ratsleuten wurde FfF angegangen, weil sie sehr fordernd auftreten. “Wenn wir nicht fordern, wenn wir nicht Druck ausüben, passiert nichts”, sagte Dorothea Lötzel. Sie erhielt für diese Position auch Unterstützung. Etwa durch Björn Thoroe, der Klimastreiks, Ende Gelände und Extinction Rebellion für wichtig hält, weil es Druck aufbaut.

Für Fridays for Future hat Klimaschutz Priorität, aber nicht für die Kommunalpolitiker*innen

In der Debatte ging es immer wieder um Prioritäten, weil die kommunale Selbstverwaltung auch noch andere Ziele verfolgt als den Klimaschutz. Beispiele sind Bildung, Digitalisierung oder Wohnungsbau. Baudezernentin Grondke wies darauf hin, dass 23 Maßnahmen aus dem Masterplan Klimaschutz vorgezogen werden, wenn die Ratsversammlung zustimmt. Bildung und Wohnungsbau wären jetzt aber ebenfalls wichtig. “Es ist immer ein Abwägungsprozess.”

Vor allem die Bautätigkeit steht sehr im Widerspruch zu den Klimazielen, denn die Häuser, die jetzt gebaut werden, werden in 30 Jahren noch geheizt, wahrscheinlich mit fossilen Brennstoffen.

Klimaschutz und soziale Fürsorge

Neben der Machbarkeit und dem Konflikt mit anderen Zielen, stand auch noch der soziale Aspekt von Klimaschutz in der Debatte. Beispiel : energetische Sanierungen, die auf die Miete umgelegt werden, treffen Mieter*innen unter Umständen hart. Hannah Lüthje (FfF) sprach sich für den Ökobonus aus, dabei wird die CO2-Steuer als Kopfpauschale an die Bürger zurückgegeben, sodass sogar ein Einkommenstransfer stattfindet. Arne Stenger (Grüne) formulierte den großen Zusammenhang sehr schön: “Wir müssen uns erst einmal klar werden, was wir tun müssen, und das dann mit sozialer Fürsorge umsetzen. Eigentlich ist Klimaschutz weltweit gesehen, ein sehr soziales Projekt”. Er sagte, als Industrieland können wir Dämme bauen, und wir können versuchen, Dithmarschen trocken zu pumpen. Aber Bangladesch könne so etwas nicht.

Am Ende verabredeten sich Baudezernentin Doris Grondke mit den FfF-Leuten zu einem weiteren Gespräch . Auch der Dialog mit dem Innen- und Umweltausschuss soll fortgesetzt werden, wenn Fridays for Future das wünschen.

Für den 29. November ist wieder ein großer Klimastreik angesagt.

(Foto: Die große Klimademo vom 20. September 2019)

SciFi-Dinner mit Star-Trek Quiz

Pressemitteilung: Zum Thema STAR TREK haben wir wieder leichte bis richtig fiese Fragen zusammengestellt. Wir werden alle Bereiche des Trek-Universums abzudecken versuchen – von „TOS“ mit Spock, Kirk & Co bis „Star Trek Discovery“ und den heftig verfemten neuen Kinofilmen. Und die kommende neue „Picard“-Serie wird sicher auch Beachtung finden.
https://www.facebook.com/events/478955609620826/

Über zahlreichen Besuch freuen wir uns wie immer –  eine Tischreservierung für Gruppen wird im/vom Godot empfohlen. Wobei Einzelpersonen immer die Möglichkeit haben werden, sich bestehenden Gruppen anzuschließen.
Der Eintritt ist natürlich wie immer frei.

15. November, 19 Uhr, im Café Godot, Gutenbergstr. 18 .

Foto: Jens Dombek. Der Fotograf hat eine interessante Facebookseite: https://www.facebook.com/germanspock/

Verkehrsunfall mit lebensgefährlichen Verletzungen

Gestern Abend wurde eine 23-jährige Rollerfahrerin bei einem Zusammenstoß mit einem Pkw in der Preetzer Straße lebensgefährlich verletzt. Der 41-jährige Pkw-Fahrer entfernte sich unverletzt vom Unfallort, konnte jedoch kurze Zeit später aufgrund von Zeugenhinweisen ermittelt werden. Mehrere Passanten kümmerten sich bis zum Eintreffen eines Rettungswagens um die Verunfallte.

Nach jetzigem Ermittlungsstand befuhr die 23-Jährige gegen 19:30 Uhr mit ihrem Motorroller die Preetzer Straße in Fahrtrichtung Schwedendamm. An der Kreuzung Iltisstraße wurde sie vermutlich von dem 41-jährigen BMW-Fahrer übersehen, der verbotswidrig vom Schwedendamm kommend nach links in die Iltisstraße abbog.

Nach Zeugenaussagen habe sich der Fahrer des BMW anschließend vom Unfallort entfernt, ohne anzuhalten.

Ein Rettungswagen brachte die lebensgefährlich verletzte 23-Jährige, die ansprechbar war, in Begleitung eines Notarztes in ein Krankenhaus. Mehrere Passanten hatten sich bis zum Eintreffen des Rettungswagens vorbildlich um die 23-Jährige gekümmert, die Unfallstelle abgesichert und sie mit Schirmen vor dem Regen geschützt.

Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Kiel wurde über die Einsatzleitstelle ein Sachverständiger zur Unfallaufnahme angefordert.

Aufgrund von Zeugenaussagen konnte kurze Zeit später der 41-jährige BMW-Fahrer ermittelt werden, der sich in der Nähe des Unfallortes aufhielt.

Gegen den Mann wurde eine Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung, wegen des unerlaubten Entfernens vom Unfallort und wegen unterlassener Hilfeleistung gefertigt. Aufgrund eines Zeugenhinweises besteht auch der Verdacht der Gefährdung des Straßenverkehrs infolge körperlicher Mängel.

Der BMW, der Führerschein und das Smartphone des 41-Jährigen wurden beschlagnahmt.