Straßenportrait: Skipperweg und Umgebung

Der Skipperweg ist eine kurze Straße in Schilksee-Süd, die in ein Geflecht von ähnlichen Straßen eingebunden ist. Das Wohngebiet entstand in den 70er Jahren und war für die damalige Zeit sehr fortschrittlich, weil der Autoverkehr aus dem Wohngebiet verbannt wurde. Verkehrsberuhigt nannte man diese Wohnidee. Viele Reihenhäuser mit kleinen Gärten, auch einige Einfamilienhäuser liegen entlang der Fußwege, die lediglich von Liefer- und Rettungsfahrzeugen befahren werden dürfen. Für die Autos der Bewohner liegen die Parkplätze und Garagen außerhalb ihrer Straße. Ich habe selber mal in so einem verkehrsberuhigten Gebiet ( in einer anderen Stadt) gelebt, und es ist wirklich sehr sicher für Kinder.

Soweit man in die durch dichte Zäune abgeschirmten Gärten blicken kann, blühen dort Narzissen und Krokusse, in Töpfen vor den Hauseingängen auch schon Tulpen und Hyazinthen. Eine gute Nachbarschaft hätten sie, erzählt mir eine Anwohnerin , die gerade ihren Vorgarten bestellt. Es sei angenehm hier zu wohnen.

Wahrscheinlich findet hier mittlerweile ein Generationswechsel statt, mutmaßte ich. Meine verschiedenen Gesprächspartnerinnen sagten, das wäre nur teilweise der Fall. Zum Teil würden freiwerdende Häuser von Rentnern aus anderen Städten gekauft. Von diesem Phänomen hatte ich schon gehört: Gutbetuchte Senior*innen aus Hamburg oder Hannover ziehen nach Kiel, nicht zuletzt wegen der ausgezeichneten Lebensqualität. Morgens zum Strand und abends ins Theater, in Kiel ist es möglich.

Eine meiner Gesprächspartnerinnen wohnt selber in der Nähe aber doch außerhalb der verkehrsberuhigten Zone rund um den Skipperweg. Sie regt sich darüber auf, dass die Leute aus der verkehrsberuhigten Zone vor ihrem Haus parken , und wahrscheinlich auch vor anderen Häusern. Das Problem ist, dass die vorgesehenen Parkmöglichkeiten im Quartier nicht ausreichen. Als das Quartier gebaut wurde, gingen die Planer*innen von einem Auto pro Familie aus. War damals realistisch. Papa führ mit dem Auto zur Arbeit, Mama blieb zu Hause, die Kinder gelangten zu Fuß oder mit dem Bus in ihre jeweiligen Schulen. Heute ist das Szenario ein anderes. Beide Eltern arbeiten und scheinen pro Person ein Auto dafür zu brauchen. Die erwachsenen Kinder wohnen zum Teil bei den Eltern und benötigen ein Auto, um zur Uni zu fahren. Obwohl Schilksee mit dem Bus gut an die Innenstadt angebunden ist, kommt man von hier tatsächlich nicht so leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Uni. Auf jeden Fall weiß meine Gesprächspartnerin von einer Familie aus dem verkehrsberuhigten Quartier, die insgesamt fünf Autos besitzen. Das regt sie wirklich auf.

Angesichts der notwenigen Verkehrswende wirkt ein Quartier wie dieses auf einmal ganz modern. Die optimale Bespielung setzt allerdings voraus, dass sich jeder Haushalt auf ein PKW beschränkt, und das sollte kein SUV sein, denn dafür sind die Garagen von der Breite her nicht ausgelegt.

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Ostermarsch in Kiel

Das Kieler Friedensforum und viele andere Initiativen rufen auf zum diesjährigen Ostermarsch. Er steht unter dem Motto: Abrüstung, Entspannung und Sicherheit. Am 20. April 2019 um 11 Uhr auf dem Asmus-Bremer-Platz. Hier der Text des Aufrufs:

Den INF-Vertrag erhalten
Nach der Kündigung des INF-Vertrages eröffnen sich für die USA weltweit Möglichkeiten, nukleare und konventionelle Mittelstreckenwaffen landgestützt aufzustellen. Insbesondere steht dafür das NATO-Gebiet in Europa offen. Besonders in Frage kämen dafür jene Regionen, die nahe an der russischen Grenze liegen (Baltikum, Polen, Bulgarien, Rumänien), aber auch der Westen Deutschlands. Die Friedensgefährdung übersteigt dann jene, die durch die Stationierung von Pershing II und Cruise Missiles Anfang der 80er Jahre in Westeuropa virulent war. Damals haben Millionen Menschen in Europa gegen die atomare Gefahr protestiert und so zum Abzug und zur Vernichtung der damaligen atomaren Mittelstreckenraketen beigetragen. Heute wie damals gilt: Sicherheit in Europa gibt es nicht durch Konfrontation, sondern nur durch Zusammenarbeit- auch mit Russland. Eine Stationierung atomarer Raketen in Europa würde insbesondere Deutschland zum Ziel einer militärischen Auseinandersetzung machen.


Abrüsten statt aufrüsten – damit Steuergelder sinnvoll eingesetzt werden

Schulen sind marode und es fehlen Kitaplätze, der soziale Wohnungsbau muss ausgebaut werden, dem öffentlichen Nahverkehr fehlen Gelder, die kommunale Infrastruktur verkommt, Alterssicherung und Pflege sind unterfinanziert, Schutzsuchende aus zahlreichen Kriegsschauplätzen werden aus Kostengründen in Lager gepfercht, der ökologische Umbau stagniert und Finanzen für Klimagerechtigkeit sind nicht vorhanden.

Rekordhaushalt 2019 – mehr Aufrüstung

Aber Geld für die Rüstung ist vorhanden. Der Rüstungsetat 2019 wurde aktuell von der Bundesregierung um 12,1% auf fast 43 Milliarden Euro erhöht. Für die Abschiebung von Geflüchteten in Überlebensnöte stehen Unsummen bereit. Das Gesundheitsministerium wurde hingegen mit einem Plus von unter einem Prozent abgespeist.

Gefährliche und teure Militarisierung

Zunehmend will die Bundesregierung im Konzert der großen Militärmächte mitspielen. 60 Milliarden für Rüstung soll das nächste Ziel sein, um den Etat – wie die Stiftung Wissenschaft und Politik errechnete – bis zum Jahr 2024 auf 85 Milliarden steigern. Militarisierung der Ostsee stoppen Wir sind beunruhigt über die militärischen Entwicklungen in der Ostsee. Zunehmend konzentriert die deutsche Marine ihre Aktivitäten in der Ostsee. Sie wird so zum maritimen Austragungsort von Interessenkonflikten und Provokationen. Vor allem sind es Großmanöver wie BALTOPS oder NorthernCoasts, die beunruhigen, weil in deren Rahmen ein Seekrieg trainiert wird. Wir lehnen militärische Provokationen in der Ostsee ab, weil die politischen Konsequenzen der Manöver und Truppenbewegungen kaum absehbar sind. Die weltpolitische Lage ist angespannt. Das Säbelrasseln der NATO vor der russischen Haustür erhöht die Kriegsgefahr und führt zwangsläufig zu Umweltschäden.


Wir sagen nein Uns alarmiert die Militarisierung der Außenpolitik und des öffentlichen Lebens wie auch die Geschäfte mit todbringenden Waffen. Auslandseinsätze der Bundeswehr sind zur Normalität geworden. Sicherheit ist unteilbar, wir treten ein für eine neue Sicherheitspartnerschaft in Europa. Die Militarisierung der EU lehnen wir ab. Eine Mehrheit lehnt die Hochrüstungspolitik ab. Wir tragen den Protest auf die Straßen und Plätze der Republik. 140.000 Unterschriften unter den Aufruf Abrüsten statt aufrüsten sind erst der Anfang. Wir wollen eine breite und vielfältige Bewegung für Abrüstung. Wer die Zukunft gewinnen will, muss für die Zukunft und nicht in den Krieg investieren. Abrüsten statt aufrüsten.
Wir fordern: – Die Ostsee soll ein Meer des Friedens sein. – Keine Drohnen in Jagel oder anderswo. – Keine Militärtransporte über Kiel nach Osteuropa.


Veranstalter: Kieler Friedensforum, zum Ostermarsch 2019 in Kiel rufen auf: Attac Kiel; aufstehen Kiel Arbeitskreis Frieden; Friedensforum Neumünster; DGB Kiel Region; Die Linke S-H; IPPNW Kiel (Ärzte gegen Atomkrieg); DFV (Deutscher Freidenkerverband) Nord e.V.; DKP Kiel; Zusammenarbeitsausschuss der Friedensbewegung Schleswig-Holstein (ZAA); Gesprächskreis für christliche Friedensarbeit/Friedensgruppe Altenholz; MC Kuhle Wampe Kiel; NachDenkSeiten Gesprächskreis Nachdenken in Südholstein; Runder Tisch gegen Rassismus und Faschismus Kiel; SDAJ Kiel; VVN-BdAKV Kiel; �solid Kiel; ver.di Kiel-Plön; Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.; marxistische linke SH; Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für Migrant*innen

Bröckelnde Steilküste in Schilksee

Bäume liegen entwurzelt am Strand. Die letzte Sturmflut hat wieder einmal ein Stück der Steilküste in Schilksee-Süd abgerissen und bringt damit ein Problem ins allgemeine Kieler Bewusstsein, das den Anwohner*innen schon lange Sorgen bereitet. Denn die Steilküste rückt allmählich bedrohlich nah an die Ortsbebauung heran. Es sind nur noch knapp 60 Meter bis zur ersten Reihe der bewohnten Häuser.

Die Küste bricht im Tempo von 0,70 Meter pro Jahr ab.

Der Abstand beträgt etwa 60 Meter bis zu den ersten Häusern. Ebenfalls bedroht ist das Pumpenhäuschen für die städtische Abwasserentsorgung; noch näher an der Kante liegt das Jugendheim Kahlenberg. Zwischen Bebauung und Steilküste verlaufen außerdem die ganzen Versorgungsleitungen. Der Wanderweg entlang der Küste ist schon mindestens drei mal landeinwärts verlegt worden, und müsste nach dem letzten Abruch wieder verlegt werden. Das Tempo der Küstenabbrüche ist sehr unterschiedlich. Kaja Engel, die sich für die Interessen der Bewohner engagiert, sagt: “In manchen Jahren passiert gar nichts, in anderen Jahren brechen auch mal zwei Meter ab.” Frau Diehr nannte in der Ratsversammlung folgende Zahlen: seit 1965 verschwindet in Schilksee-Süd im Durchschnitt jährlich 0,70 Meter pro Jahr. An der schlimmsten Stelle sind seit 1965 mindestens vierzig Meter verschwunden. (Je nachdem welche Stellen verglichen werden, ergeben sich unterschiedliche Zahlen, da die Küstenabbrüche nicht linear verlaufen.)

Reaktionen der Politik

Im Februar lud der Ortsbeirat Schilksee Anwohner*innen und Expert*innen zu einem Treffen ein, um wieder einmal die Problematik von allen Seiten zu beleuchten. Es gab schon 2010 eine Veranstaltung mit nahezu identischer Expertenrunde. Das Problem: weder Land noch Stadt haben ein Küstenschutzkonzept speziell für die Ostseeküste. Die Vertreter des Landes sehen keinen Handlungsbedarf. Vor diesem Hintergrund brachte Ratsfrau Erika Diehr (CDU) einen Antrag in der Ratsversammlung (21. März) ein, in dem der Oberbürgermeister aufgefordert wird, in dieser Angelegenheit auf die zuständigen Landesbehörden einzuwirken. Der Antrag wurde in den Bauausschuss und in den Innen-und Umweltausschuss zurücküberwiesen, wo er entschieden werden soll. Es ist übrigens nicht so ganz klar, ob die Kompetenz in dieser Angelegenheit wirklich ausschließlich beim Land liegt oder vielleicht doch teilweise bei der Stadt. Zumindest hat die LH Kiel eine Verantwortung für den Stadtteil Schilksee.

Keine natürliche Küste mehr

An und für sich gehört es zum Kreislauf des Lebens an der Küste, dass Sand an einer Stelle abgetragen wird und an einer anderen Stelle wieder angelagert wird. Zwei Faktoren stören diesen Prozess:

  • Alle Bauten – Häfen, Docks, Molen , Buhnen, Befestigungen – stören die natürlichen Küstenbewegungen. In diesem Fall ist Schilksee-Süd auf der Verliererseite, der Falckensteiner Strand dagegen auf der Gewinnerseite, denn da wird der Sand abgelagert, allerdings nicht an allen Stellen gleichmäßig.
  • Der Klimawandel beschleunigt die Dynamik des Küstenumbaus, weil es einerseits mehr Stürme gibt und weil gleichzeitig der Meeresspiegel höher ist. Die Sturmfluten kommen also häufiger und treffen von einem höheren Niveau aus auf die Küste.

Mögliche Lösungen für die Steilküste in Schilksee

In Schilksee-Nord haben die Buhnen dazu geführt, dass die Küstenlinie stabil bleibt. Es wäre also denkbar, diese Buhnen weiter nach Schilksee-Süd zu ziehen. Hohwacht hat ähnliche Probleme mit seiner Steilküste. Hier experimentiert man mit Wällen am Fuße des Kliffs.

Ratsherr Stenger (Grüne) sagte in der Ratsversammlung: „Große komplexe Probleme erfordern komplexe Lösungen“. Es wird also darum gehen, eine Lösung zu finden, die Schilksee-Süd sichert und gleichzeitig die Strände an anderen Stellen bewahrt. Ratsherr Soll (FDP) wies auf den Konflikt zwischen Naturschutz und Eigentumsschutz hin. Dieser Konflikt findet sich auch in den Grundsätzen des Landes, wie sie im Generalplan Küstenschutz (S.8) dargelegt werden: “Besonders an der Ostsee ist eine natürliche Dynamik der Küste erwünscht, auch zur Stabilisierung der Nehrungsküste…… Daher sollen Küstensicherungen in erster Linie nur zum Schutz von Siedlungen und wichtigen Infrastruktureinrichtungen durchgeführt werden. “

Das Foto vom 18. März 2019 zeigt die die Steilküste Schilksee-Süd. Hier lässt sich gut erkennen, warum es gefährlich ist, direkt an die Kante zu treten! Einige Bäume hängen schon „in der Luft“.

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Baumfällungen an der Waitzstraße

Da ist nicht nur der kleine Hund ganz enttäuscht, dass der große Baum an der Waitzstraße plötzlich weg ist. Auch die Anwohner sehen verdutzt auf die große Lücke. Erst waren es die Kleinen Bäume. Dann folgen die großen: In zwei Aktionen war in und um den bisherigen Parkplatz Droysenstr. – Waitzstraße – Knooper Weg gefällt worden. Zuletzt mussten eine stattliche Linde, eine Ulme und ein Ahorn daran glauben.

Mit Kahlschlag durch die Stadt Kiel

In 2018 schienen die großen Bäume noch vor der Axt gerettet. Die Stadt hatte beschlossen, dass insgesamt 3 Bäume bei der Baumaßnahme an der Waitzstraße und einer am Knooper Weg nicht gefällt werden sollten.

Erst in der Sitzung des Bauausschusses vom 07.03.2019 hieß es laut ratsinfo für Kiel (Drs. 0168/2019):

Der Käufer hatte sich im Kaufvertrag verpflichtet:

die in dem als Anlage 2 beigefügten Plan rot markierten Bäume zu erhalten und einen entsprechenden Abstand (1,5m) vom Kronentraufbereich nach Kronenschnitt bei der Bebauung zu berücksichtigen.

Aufgrund der künftigen Ausrichtung des Gebäudes entlang der Straßenkante ( Bürgersteig ) fallen die Bäume an der Waitzstraße weg. Der Investor wird entsprechenden Baumersatz leisten.

Und es war beigefügt „Anlage 2 Baumbestand“ (nachfolgend ein Auszug daraus ▼ )

Ortsbeirat und Presse

Laut einem aktuellen Bericht in den Kieler Nachrichten soll das Gebäude nun aber höher und bis an die Straße gebaut werden. Also doch weg mit den Bäumen. Gleichzeitig kann man aber lesen:

„… Der Grünanteil darauf (gemeint ist die Baufläche) werde nach der Fertigstellung des Hauses sogar höher als zuvor sein, ergänzte der geschäftsführende Gesellschafter der NGEG auf der Sitzung der Ortsbeirats …“

An anderer Stelle finden sich Hinweise auf einen geplanten Ersatz. Und auch konkreter: Ersatz durch hochwertige Säulen- und Stieleichen. Es wird also noch Ersatz zu planen sein, aber: wann und wo wird der Ersatz wirklich kommen? Der Ersatz wird jedenfalls nicht auf dem Grünstreifen der Waitzstraße möglich sein. Dort wird ja jetzt bis an die Straße gebaut.

Meine Ansicht zu Bäumen und Klima in Kiel

Der Baumschutz in Kiel ist wohl auf den Hund gekommen! Das zeigte der Artikel über „Baumgemetzel“ schon vor kurzem.Statt die ökologischen Werte eines eingewachsenen Baums zu beachten, fördert Kiel lieber teure Mooswände, stellt testweise Luftfilter auf Fahrradwege oder Versucht es mit einem Wunder-Asphalt. Dass ein Baum und sein Moos Luft hervorragend filtern oder CO2 binden kann, ist für einzelne Standorte nicht so in der Politik angekommen. Auch nicht bei der Planung für die Waitzsstraße. Das Zauberwort vom städtischen „Mikroklima“ … wohl eher unbekannt?!

Schon vor 30 Jahren gab es Architekten, die Bäume in Fassaden integriert haben. So auch an meiner Schule. Ja, so lange gibt es schon alternative Konzepte. Doch in Kiel sind Flächen für Bürger und Bäume rar. Werden weiter durch eine zweifelhafte Stadtplanung verknappt. Nach der Trendwende beim Wachstum der Kieler Bevölkerung sollte man nun endlich auch wieder eingewachsenen Bäumen einen Platz lassen. Und das wäre ein wichtiges Signal, die Stadt Kiel umweltfreundlich, klimaneutral und wieder attraktiv gestalten zu wollen.

Text und Titel-Foto Siegfried Exner, Kiel

Freitags-Demo für Klimaschutz

Nochmals größer ist die heutige Demo für Klimaschutz in Kiel. Die Streiks der Schüler, die Greta Thunberg zum Vorbild nehmen, weiten sich aus. In immer mehr Städten finden Freitags Demonstrationen für Klimaschutz statt. Die Forderung: „Tut endlich was!“ Immer mehr Menschen bekunden ihre Zustimmung:

„Die haben schon recht!“

„Man muss eben anfangen sonst passiert Nichts!“

sind Meinungen von Passanten. Und in dem Moment gibt es eine neue Losung: „Ich wollte nie SUV!“ Eine mehr als deutliche Kritik an der autozentrierten Verkehrsplanung und einer ebenso „eingefahrenen“ Politik.

Auch Slogans zu mehr Bus- und Bahn-Nutzung werden als Positiv Forderung erhoben.

Geklaute Zukunft

In der Menge erschallt mit der größten Kraft immer wieder der Aufruf „Wir sind hier, sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ Und aus einzelnen durch Megaphone verstärkten Stimmen werden ganze Chöre. Und diese Forderung nach Klimaschutz richtet sich an den Unterricht in den Schulen, an die lokalen Politiker in Kiel, den Oberbürgermeister der Stadt, an die Entscheider im Küstenland Schleswig-Holstein, die Agrar-Ministerin und Kanzlerin in Berlin, die Abgeordneten in Europa, ja sogar an die Regierungen weltweit.

Und auch dazu kann ich einige Lehrer-Stimmen, Zuspruch von Ordnungskräften und vielen eher „betagten“ Schüler des 3 Lebensabschnitts einfangen.

Denkwende, Blaue Briefe, politischer Klimawandel!

Tatsächlich: Auf dem Rathausplatz in Kiel zeigt mir eine junge Frau einen Live-Stream aus „The Guardian“. Weltweit trudeln dort Texte und Fotos ein. „Das sind die Wählerstimmen von morgen“, ist ein Statement, das mich aufhorchen lässt.

Wenn nicht bald eine Verkehrswende und eine Denkwende kommen, könnten Blaue Briefe an der Wahlurne folgen. Und das zu einem abstrakten Ding namens Klimaschutz! Diesmal dann nicht Blaue Briefe an junge und engagierte Bürger. Nein, diese Blauen Briefe wären an Politiker adressiert. An uninteressierte Politiker. An unentschlossene Politiker. An Politiker, die in Wahlperioden denken und deren größte Sorge eine Wiederwahl sein könnte. Dann könnte eine ausbleibende Denkwende bei den „Volksparteien“ für Klimaschutz zum Blauen Brief per Wahlzettel führen. Der Klimaschutz wird zum politischen Klimawandel!

Kiel als Wahlort

Die nächste Wahl dürfte für die älteren Schüler die Europawahl oder die Wahl zum Oberbürgermeister werden.

  • Für die Europawahl wird die zögerliche Agrarwende und seit Dekaden unveränderte Subventionitis der Großbetriebe hinterfragt. Gerade in Schleswig-Holstein mit einem Gülleproblem geradezu stinkt das schon mal gen‘ Himmel.
  • Für die Wahl zum Oberbürgermeister in Kiel wird der Diesel-Skandal und die Feinstaub-Probleme von Kiel (Theodor-Heuss-Ring) und (Kreuzfahrer) ein Prüfstein. Papiertiger zu 100% Klimaschutz sind dann mangelhaft. Setzen „6“! Vielleicht wird eine ausbleibende Denkwende auch hier zum politischen Stolperstein.

Was sich noch klein, aber weltweit vernetzt abzeichnet, ist eine veritable Volksbewegung. Eine Volksbewegung, die mit steten Demos den sogenannten Volksparteien nun Beine macht. Und ein mehr als sympathische Bewegung, die sich auf eine positive Gestaltung der Zukunft richtet.

Text und Foto von Siegfried Exner

Science Fiction- und Fantasy-Quiz

15. März 2019 um 19 Uhr im Café Godot, Gutenbergstraße 18.

Pressemitteilung: Das SciFi-Dinner Kiel wird im März eine Nummer größer als sonst ausfallen:
Als Quiz-Veranstaltung vorne im Gastraum des Café Godot – mit Fragen zu
allen Bereichen der Science Fiction und auch der Fantasy-Welt! 🙂
Zu gewinnen wird es auch einiges geben!

—-

Jeden 3. Freitag im Monat ab 19 Uhr treffen wir uns im Café Godot in der
Gutenbergstraße 18 bei unserer monatlichen Schlemm- und Plauderrunde.

Das Science Fiction-Dinner Kiel wurde im Februar des Jahres 1992 als
Trekdinner Kiel gegründet. Schon sehr lange haben wir unser
Themenspektrum aber wesentlich erweitert. Wir treffen uns monatlich, um
in lockerer Runde bei leckerem Essen über Filme, Hörspiele, Bücher und
vieles mehr aus den Bereichen Science Fiction, Fantasy, Anime/Manga,
Rollenspiele und Göttin und die Welt zu diskutieren.

Über neue Gesichter freuen wir uns immer sehr!

Kiel: Baumgemetzel auf Hof Hammer

Kurz vor Beginn der Vogel-Brutzeit kam es noch zu problematischen Baumfällungen bzw Baumverstümmelungen auf Hof Hammer. Man hatte es wohl eilig, um vor der Vogelschonzeit am 1. März fertig zu werden. Die Aktion auf Hof Hammer bekommt sogar ein juristisches Nachspiel, denn der NABU erstattete Strafanzeige. Die Eingriffe sind gravierend und laut NABU weder vom B-Plan gedeckt noch notwendig.

Auf Hof Hammer wurden geschützte Bäume verstümmelt.

“NABU Kiel erstattete Strafanzeige wegen Verstöße gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Auslöser sind die massiven Einschlag- und Entlastungsmaßnahmen sowie tiefgreifende Kronenrückschnitte auf dem Gutspark- Gelände des Hof-Hammer”, so steht es auf der Website des NABU Kiel. Hof Hammer ist wichtig für Fledermäuse sowohl als Quartier als auch als Flugstraße zu ihren Jagdgründen an der Eider. Laut NABU entsprechen die erfolgten Eingriffe nicht den Vorgaben des B-Plans. Auf meinem Rundgang sah ich einen gefällten Baum und 19 verstümmelte Bäume.

Viele Fledermäuse auf dem Gelände

Das Fledermausvorkommen auf dem Gelände des Hof Hammer gilt als bedeutend. Das sagt nicht nur der NABU, sondern wurde auch in den Gutachten für den B-Plan (971 V) festgestellt. Laut B-Plan sollten bis auf 12 Bäume alle anderen stehen bleiben. Durch Fällungen, Entastungen und Kronenrückschnitte in der Aktion vom Ende Februar sind Fledermaushabitate vernichtet oder erheblich entwertet worden. “ So sind nachweislich Bäume mit Habitat-Strukturen bis zur Verstümmelung (Telegrafenmasten) entastet worden und großer Teile ihrer zuvor umfangreichen Kronen beraubt worden”, schreibt Dr. Gerrit Peters in der Strafanzeige. Da die so behandelten Bäume durch diese Eingriffe massiv geschädigt wurden, ist eine spätere Fällung quasi vorbereitet worden. Viele Höhlen und Spalten in den Bäumen, die als Schlafplatz von den Fledermäusen genutzt werden können, wurden bei den Schnitten und Entastungen beseitigt, beschädigt, oder so freigelegt, dass sie für Fledermäuse unbrauchbar geworden sind.

Was ist los mit der Holstenstraße?

Seit meinem letzten Bericht über die Holstenstraße haben weitere Geschäfte geschlossen. Ein schwerer Schlag für Kiels ehemals wichtigste Shoppingmeile war der Rückzug von Intersport Knudsen. Mittlerweile sind auf der 1,4 km langen Holstenstraße sechzehn Geschäfte geschlossen. Die Straße macht einen trostlosen Eindruck.

Warum sinken die Mieten nicht?

Man würde ja meinen, dass sich bei den Besitzern der Immobilien so etwas wie Realismus einstellt angesichts der Tatsache, dass sie die hohen Mieten offensichtlich nicht am Markt erzielen können. Eine Konsequenz wäre, die Mieten zu senken, auch um Verantwortung für die Attraktivität der Straße zu übernehmen. Letztlich machen die Leerstände die ganze Straße unattraktiv, worunter die noch bestehenden Geschäfte leiden.

Es gibt mehrere Gründe, warum die Mieten nicht sinken:

  • Die meisten Immobilien auf der Holstenstraße sind im Besitz von großen Immobilienfonds, die keinen Bezug zu Kiel haben. Sie sitzen in Hamburg, Düsseldorf oder im Ausland. Kiel ist ihnen egal.
  • Auch ein leerstehendes Ladenlokal bringt Geld – und zwar als Abschreibungsobjekt. Dann gibt es zwar keine Mieteinnahmen, aber der Einnahmeverlust kann beim Finanzamt steuermindernd geltend gemacht werden. Anstatt Geld zu verdienen, wird Geld gespart.
  • Diese großen Immobilienfonds besitzen sehr viele Immobilien. Das einzelne Objekt spielt für sie keine große Rolle.

Kiel-Marketing bemüht sich um Zwischennutzungen

Der Versuch, kreative Zwischennutzungen zu organisieren , gestaltet sich als sehr schwierig, obwohl es ein gute Lösung wäre. Immerhin gibt es jetzt in der Schlossstraße zwei Objekte, in denen sich sogenannte Pop-up Stores präsentieren dürfen. In der Holstenstraße klappt das bis jetzt allerdings nur selten. Janine-Christine Streu von Kiel-Marketing bemüht sich um dieses Thema, stößt aber auf wenig Interesse. Dabei kümmert sie sich um die Verhandlungen, formuliert die Verträge, kurzum: die Manager der Fonds müssten nur noch unterschreiben. Aber sie zögern, weil sie nicht wissen , wie das beim Finanzamt ankommt. Schlimmer noch, Frau Streu hat Schwierigkeiten überhaupt Gesprächspartner in diesen Firmen zu finden. Das Interesse ist nicht vorhanden, weil die einzelne Kieler Immobilie im Gesamtportfolio keine Rolle spielt.

Wie geht es mit der Holstenstraße weiter?

Einige Faktoren könnten für eine Belebung sprechen. Wenn das neue Kaufhaus Primark eröffnet, könnte es sich als Publikumsmagnet erweisen und Kunden in die Holstenstraße ziehen. Dazu kommt die Kaufkraft des neuen Schlossquartiers. Auch der Kleine Kiel Kanal dürfte die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt steigern, wobei allein schon das Ende der Bautätigkeit eine Verbesserung wäre. Dann ist da noch ein Wettbewerb zur Belebung des öffentlichen Raums in der Holstenstraße gestartet worden. Ob diese Faktoren ausreichen, um Ladenketten, die die hohen Mieten zahlen könnten, anzulocken, ist nicht gewiss. Es kann auch sein, dass sich die Einkaufsgewohnheiten unwiederbringlich geändert haben.