Zur Zeit wird die B404 zur A21 ausgebaut. Der Teil der B404 , der schon Autobahn geworden ist, endet momentan zwischen Nettelau und Löptin. Außerdem ist ein kleines Teilstück vor Kiel fertiggestellt. Bis Wellsee ist der Verlauf der A21 weitgehend festgelegt. Ab Wellsee plant der Bund die Anbindung, die als Planfall 1 bezeichnet wird (wie weiter unten beschrieben). Parallel zur Planung des Bunds verabschiedete Kiel 2008 einen Verkehrsentwicklungplan (VEP), in dem Planfall 2 favorisiert wird. Formal gesehen liegt die Entscheidung, wie die A21 angebunden wird, jedoch beim Bund. Weder die Ratsversammlung noch der Oberbürgermeister können dies entscheiden. Aber wahrscheinlich würde der Bund keine Anbindung durchdrücken, die von der Lokalpolitik entschieden abgelehnt würde.
2010 erschien eine von Kiel in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie. Sie untersuchte noch zwei weitere Varianten, was zeigt, dass die Variante des Bundes alles andere als alternativlos wäre. Also insgesamt vier Varianten werden im Detail beschrieben und nach bestimmten Kriterien bewertet. Die vier Varianten werden als Null+, Planfall 1 , Planfall 2 und Planfall 3 bezeichnet. Sie werden im Folgenden beschrieben. Ein Gruppe von Umweltschützer*innen macht sich stark für eine fünfte Variante, die noch keinen Namen hat. Ich nenne sie Variante Kronsburg.
Planfall Null+
Bei dieser Variante endet die A21 nördlich der Bahnbrücke bei der Anschlussstelle Karlsburg. Diese Variante wird unter Umweltaspekten als die beste der vier offiziellen Varianten bewertet.
Planfall 1
Die A21 wird bis zum Barkauer Kreuz durchgezogen. Zusätzlich wird eine Bundesstraße auf Höhe der Bahnbrücke bis zur B76 – die sogenannte Südspange – gebaut, um den Verkehr an das Ostufer abzuleiten. Diese Südspange würde aber, solange kein Ostring 2 gebaut wird, lediglich das Barkauer Kreuz entlasten. Sie würde ein ökologisch wertvolles Kleingartengebiet zerstören und Nebenstrecken für die angrenzenden Wohngebiete erfordern. Diese Variante plant der Bund . Das ist was passieren wird, wenn sich in Politik und Bevölkerung kein Widerstand bildet.
Planfall 2
Hier verläuft die A21 ab der Anschlussstelle Karlsburg in einem Bogen zur B76. Die Südspange würde also Autobahn. Der Verkehr zum Westufer würde ab Karlsburg so verlaufen wie jetzt. Ab diesem Punkt wären also keine Nebenstrecken für die Wohngebiete Grünes Herz und Hofteichstraße und für die Stadtteile Kronsburg und Neumeimersdorf nötig.
Planfall 3
Hier verläuft die A21 auf der Trasse der jetzigen B404 und der Neuen Hamburger Straße bis zum Barkauer Kreuz, wie im Planfall 1, aber ohne Südspange.
Unter Umweltaspekten bewertet die Machbarkeitsstudie die Null+ Variante als deutlichen Gewinner. Aber weil die anderen Varianten unter verkehrlichen und städtebaulichen Gründen auch punkteten, ergab sich ein Punktegleichstand, sodass die Macher der Studie sich zu keiner Empfehlung durchringen konnten.
Mit der Studie beauftragt waren eine Arbeitsgruppe bestehende aus BDC Dorsch Consult und BHF Landschaftsarchitekten. Ihr Auftrag: “Zur Vorbereitung der Entscheidung der Kieler Ratsversammlung ist eine Bewertung der erarbeiteten Varianten vorzunehmen, mit dem Ziel, wenn möglich eine Vorzugsvariante auszuwählen”. Allerdings liegt die Entscheidung formal gesehen nicht bei der Ratsversammlung. Wahrscheinlich würde der Bund aber nicht gegen den Willen der Ratsversammlung planen.
Nun zur Variante Kronsburg
Hier würde die Autobahn südlich der Bahnbrücke enden. Es würde keine Südspange geben. Die Variante Kronsburg hat den Charme, dass ab Kronsburg alles beim Alten bliebe. Die Natur (Vieburger Gehölz und Kleingärten) würde geschützt und die Innenstadt von Kiel vor dem Verkehrskollaps bewahrt. Ein Zusammenschluss verschiedener Initiativen und Einzelpersonen organisiert sich gerade, um diese Variante ins Gespräch zu bringen. Denn es wäre hilfreich, wenn sich die Ratsversammlung etwa per Resolution – gegen die Südspange und gegen die Weiterführung der A21 über die Bahnbrücke hinaus aussprechen würde.
Das Foto zeigt die B404 nördlich der Bahnbrücke.
Eine Karte mit einer graphischen Darstellung wäre 😊 gut
Jetzt ist die Grafik dabei!
Die verschiedenen Karten gibt es zB unter Ratsinfo kiel. de oder viele Infos unter Bielenbergkoppel.de
Ich weiß, aber ich habe es noch nicht geschafft eine dieser Karten zu kopieren. Ich arbeite aber dran. 🙂
Variante Wellsee
Aus dem “Süden” kommen sehr große Mengen Fahrzeuge auf Kiel zu, zuviel, um diese Mengen ungehindert auf die B 76 knallen zu lassen. Das haben die Planer auch erkannt und erfanden die Südspange. Die zerstört aber zuviel intakte Natur zwischen Karlsburg und Gaarden, ist also nicht gut.
Dann wäre da noch das Gewerbegebiet Wellsee, welches das größte ist in S-H, und aus dem und in das jeden Tag Hunderte LKW fahren, weswegen die Forderung nach einer vollständigen Autobahnzu- und abfahrt (auch für die vielen neuen Bewohner/innen des “Kieler Südens”) sehr berechtigt ist.
Ein zusätzlicher Faktor liegt weiter enternt, es ist der Ostuferhafen, der in den letzten Jahren stetig gewachsen ist, und für den noch Erweiterungen vorgesehen sind. Die LKW dafür verstopfen zusätzlich jeden Tag die B 76 und B 404. Ich fände es besser, diese Fahrzeuge schon vorher ab Industriegebiet Wellsee abzufangen und über (ca.) Strecke Wellseedamm/ Ellerbeker Weg Richtung Ostuferhafen zu lenken, das würde den großen Bereich Friesenbrücke entlasten.
Was die vollständige Abfahrt Edisonstraße (zusätzlich zur vorhandenen am Wellseedamm!) angeht, so hat der Bundesrechnungshof da aus meiner Sicht zu Recht die Notbremse gezogen. Die jetzt geplante halbseitige Abfahrt muss ja auch von der Stadt selbst finanziert werden. Eine vollständige Abfahrt würde von den Verkehrszahlen her nur dann wirklich Sinn machen, wenn wir dort auch einen Stadtbahn-Halt mit großer Park & Ride-Station hätten. Das ist auch in dem kürzlich veröffentlichten ÖPNV-Gutachten als Option erhalten. Das wäre dann in der Tat eine Variante, die Verkehr reduzieren würde. Gerne!
Sämtliche “Sankt-Florians-Planungen” mit Spangen, Umfahrungen usw. helfen nicht, um Verkehr zu reduzieren. Und auch die gutachterlich prognostizierte geringe Reduktion in dem kleinen Bereich Friesenbrücke wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Dem gegenüber stehen viele Straßen, wo es laut Prognosen entweder keinen Effekt gäbe (also steigenden Verkehr!) oder sogar zusätzlich (!) erzeugten Verkehr.
Was den Güterverkehr vom Hafen angeht: Im Bereich der Luftmessstation am TH-Ring betrifft das 500 Fahrzeuge täglich. Von 110.000. Nicht einmal 5 Promille. Richtig ist aber, dass sich für die Verlagerung des LKW-Verkehrs auf die Schiene neben den bereits beschlossenen lokalen Maßnahmen (Erweiterung Güterbahnhof in Meimersdorf, 3. Gütergleis an der Hörn) bundesweit einiges tun muss. Und teilweise zumindest auf Weg ist: Stichwort Senkung der Trassengebühren und Modernisierung / Ausbau der teils maroden Schieneninfrastruktur.