Beinah Votum gegen Südspange

Südspange und A21 auf Stadtgebiet samt Nebenstraßen? Eigentlich besteht mittlerweile eine reelle Chance, dass sich die Ratsversammlung gegen die Straßenbaupläne im Kieler Süden ausspricht. Aber als es in der letzten Ratsversammlung zur Abstimmung kam, votierten Grüne und SPD doch für eine Zurückstellung bis das Gutachten der DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) vorliegt.

Zur Abstimmung standen zwei Anträge:

  • Verzicht auf Ostuferentlastungsstraße (Drucksache 0620/2022)
  • Straßenbauprojekte stoppen! (Drucksache 0683/2022)

Die beiden Anträge wurden gemeinsam abgehandelt.

Über Sinn und Unsinn der Südspange

Die Ostringentlastungsstraße (kurz Ostring II) wird wahrscheinlich nie gebaut werden, und das verringert die Sinnhaftigkeit der Südspange. Burkhardt Gernhuber (Linke) wies darauf hin, dass die Südspange ohne Ostring II entbehrlich sei. Außerdem hält er den Ausbau der B404 zur A21 auf Stadtgebiet für eine schlechte Idee vor allem wegen der dann notwendigen Nebenstrecken. Das wäre eine große Verschwendung von Flächen.

Auch der SSW möchte auf die Südspange verzichten und ist dafür, die B404 auf Kieler Stadtgebiet weiter als Bundesstraße zu belassen.

Für die Grünen sprach Dirk Scheelje. Er meinte, der Ostring II würde niemals gebaut werden. Denn zu dem Zeitpunkt, wo er eventuell gebaut werden könnte (2055-260), wird es keinen Straßenbau mehr geben. Er sagte, die Südspange ohne Ostring II würde mehr Verkehr anziehen. Es würden dann mehr und nicht weniger LKWs auf das Ostufer gelangen.

Straßenbau in Zeiten des Climate Emergency

Marcel Schmidt (SSW) möchte generell ein Zeichen gegen überdimensionierte Straßenbauprojekte setzen. Auch Svenja Bierwirth (Die Politiker*innen) wunderte sich, dass immer noch diese Diskussionen geführt werden. „Wenn wir unseren Titel als Klimastadt und den Beschluss zu Climate Emergency ernst nehmen, heißt das auch, auf unnötige Straßenbauprojekte zu verzichten.“ Burkhardt Gernhuber meinte, dass ein Prozent mehr Straße generell spätestens nach zehn Jahren zu einem Prozent mehr Verkehr führen würde, sodass der Entlastungseffekt von „Entlastungsstraßen“ eigentlich nie eintritt.

Für die CDU sprach Florian Waigel. Er sieht ein, dass die Südspange lediglich das Barkauer Kreuz entlastet, aber auch dafür würde es sich in seiner Einschätzung lohnen. Außerdem hofft er weiterhin auf den Bau des Ostring II, damit der Schwerlastverkehr nicht weiter durch Wohngebiete fährt.

Warten auf das Gutachten zur Variantenprüfung

Die SPD hat parteiintern einen Beschluss gefasst, der die sogenannte Südspange in Frage stellt und auf den Bau der A21 bis zum Barkauer Kreuz verzichtet. Max Dregelies hat den Parteitagsbeschluss seiner Partei zu diesem Thema wahrgenommen, möchte aber erst das Gutachten, das die DEGES in Aussicht gestellt hat, abwarten, bevor seine Fraktion sich endgültig positioniert.

Auch die Grünen wollen das neue Gutachten der DEGES, mit dem schon Ende 2021 gerechnet wurde, abwarten.

Gegen dieses Abwarten sprach sich Marcel Schmidt (SSW) aus, damit die Menschen im Stadtteil Gewissheit haben. „Wir sollten so schnell wie möglich zu einer Entscheidung kommen. Eigentlich sind wir uns einig.“

Interessant an der Debatte war auch, was nicht gesagt wurde. Anders als in ähnlichen früheren Debatten versteckte sich niemand mehr hinter dem Bund. Formal gesehen sind die Anbindung der A21 und die Südspange zwar Projekte des Bundes. Aber klar war eigentlich auch von Anfang an, dass der Bund keine teuren Straßenbauprojekte gegen den erklärten Willen der Kieler Ratsversammlung durchdrücken würde.

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Südspange/ A21: Positionspapier der SPD

Energiekrise und eine Kieler Rathauskooperation, die sich weigert zu handeln

Filme für das Traum-Kino

Andreas Steffens ist verantwortlich für die Auswahl der Filme im Traum-Kino der TraumGmbH. Dieses Kulturzentrum Im Industriestil im Grasweg 19 bietet neben Kino auch ein ganztägig geöffnetes Restaurant sowie zwei Säle für Konzerte und Events. Andreas Steffens und ich führten das Gespräch per Email.

Frage: Sie sind verantwortlich für die Auswahl der Kinofilme. Wie gehen Sie da vor? Nach welchen Kriterien wählen sie Filme aus?

Das Traum-Kino gibt es seit 35 Jahren, seit 1987 und es hat ein Programm-Profil als Arthouse. Das bedeutet: Keine aktuellen Blockbuster sondern Filme mit wichtigen Themen, über die man auch nach dem Kinobesuch noch länger diskutieren kann. Filme, die Aufmerksamkeit, Sensibilität, Empathie erfordern. Überwiegend Frauen sind im Publikum.

Ein Auswahl-Kriterium ist sicherlich, ob ein neuer Film einem zuvor bei uns erfolgreichen Film ähnelt. Aber man probiert auch immer etwas Neues aus.


Auch wer schon sehr viele Filme gesehen hat, kann immer wieder festsstellen, dass es neue, sehr interessante, originelle Filme gibt, die jeden Zuschauer überraschen können. Da steckt enorm viel Kreativität hinter und ich finde das sehr faszinierend.

Frage: Wie hat sich das Kino verändert in der letzten Zeit? Kommen die Leute nach der langen Zeit der Corona-Beschränkungen wieder ins Kino? Verändert sich das Publikum?

Viele Menschen sind froh, dass die Kinos wieder geöffnet sind. Statistisch fehlen bundesweit über 30 % des Vor-Corona-Publikums. Untersuchungen besagen, dass Blockbuster wie z.B. Bond und Spiderman ihre Vorgänger sogar überflügeln konnten; Im Arthouse-Bereich fehlen bundesweit die Erfolge. Das geht allen Alternativ-Kinos so. Das mag mit den Filmen zusammenhängen, auf jeden Fall mit einer großen Vorsicht und Zurückhaltung des älteren Publikums, das früher häufiger ins Filmkunstkino gegangen ist.
Blickt man bis in die 70er Jahre zurück, waren die Begriffe Kino und Krise immer eng verbunden und lieferten Gesprächsstoff. Im Kino erscheinen die Neuheiten zuerst: Kino ist an der Spitze, aber auch am Rand. Das Kino hat überlebt, aber die Filmproduktion ist immer neu und anders, eine Kontinuität wünscht man sich, aber sie ist schwer herzustellen. Neben anderen Medien mit Spielfilmangebot (BluRay, Streaming, PayTV) setzen Fussball und einfach schönes sonniges Wetter dem Kino ziemlich zu.
Früher hat man sich über viele Kinobesucher gefreut, heutzutage freut man sich über jeden einzelnen Gast.

Frage: Vielleicht möchten Sie einen kleinen Ausblick auf die nächste Zeit geben? Etwas Werbung für das Traum-Kino machen?

Es gibt viele lohnende Filme. Zum Beispiel eine spektakuläre Doku über David Bowie “Moonage Daydream”, 140 Minuten lang und zu einem erhöhten Preis als Alternativer Content nur kurze Zeit in den Filmtheatern (15. – 18.9.). Oder der französische Feel-Good-Film “Das Leben, ein Tanz” von Cedric Klapisch, der auch die Auberge-Espagnole-Filme gedreht hat (ab 22.9.). Einfach immer neugierig bleiben! Wir freuen uns auf die Kinogäste!

Danke für das Gespräch!

Hier geht es zur Homepage mit aktuellem Programm: https://traumgmbh.de/

Kiel möchte soziale Härten in der Energiekrise abfedern

Gestern debattierte die Ratsversammlung in einer Aktuellen Stunde zur Energiekrise. Sozialdezernent Gerwin Stöcken berichtete, wie die Stadt Kiel soziale Härten abmildern will. Sein Dezernat versucht gerade abzuschätzen, wie viele Haushalte betroffen sind oder sein werden. Es gibt eine Gruppe von Menschen, denen die Heizkosten größtenteils sowieso ersetzt werden. Schlimmer trifft es Menschen, die unabhängig von Transferleistungen leben, und jetzt durch die gestiegenen Energiepreise in Not geraten. Das sind Menschen, die wenig verdienen oder keine üppige Rente beziehen, die vielleicht Kredite nicht mehr bedienen können.

Bürgertefon ab 1. Oktober

Geplant ist ein Bürgertelefon, um anonym die finanzielle Notlage zu besprechen, und Hilfsmöglichkeiten aufzeigen zu lassen. Gleichzeitig soll eine Clearingstelle finanzielle Hilfen für das untere Einkommenssegment anpassen, sodass Wohngeld oder Sozialhilfe schnell gewährt oder erhöht werden können.

Außerdem arbeitet ein „Runder Tisch“ , an dem u.a. das Jobcenter und die Stadtwerke beteiligt sind, an Antworten auf die Energiekrise. Stromsperren sollen möglichst vermieden werden. Sozialdezernent Gerwin Stöcken sagte aber auch, dass es schwierig wird, auf private Stromanbieter Einfluss zu nehmen.

Energiekrise: die Lage ist ernst

In der Aktuellen Stunde herrschte große Einigkeit in der Einschätzung, dass die Lage ernst ist.

Ratsherr Burkhardt Gernhuber (die Linke) sagte: „Die steigenden Preise dürfen keine Abrissbirne für unser soziales und kulturelles Zusammenleben sein.“

Ratsherr Falk Stadelmann (SPD) erwartet, dass auch in Kiel Gewerbetreibende und Kultureinrichtungen Hilfe brauchen werden.

Ratsfrau Christina Schubert (SPD) beschrieb die Angst der Menschen, im Winter in einer kalten Wohnung zu sitzen. Sie sagte, das Beantragen von Hilfen sollte weniger schambehaftet sein.

Energiekrise und Klimawandel

Etliche Ratsleute wiesen darauf hin, dass jetzt Maßnahmen möglich sind und umgesetzt werden, die für den Klimaschutz eigentlich schon lange sinnvoll gewesen wären. Ratsherr Arne Stenger (Grüne): „Wir müssen ja auch wegen dem Klimawandel Energie sparen.“ Ratsherr Andreas Halle (Klima,Verkehr & Meer) begrüßte auch, dass jetzt Maßnahmen denkbar sind, die vorher nicht möglich waren, weil sofort die Keule von der Ökodiktatur ausgepackt wurde. Manche der Energiesparmaßnahmen würden nicht einmal wirklich weh tun. „Das Bewusstsein, dass die Dinge nicht unendlich verfügbar sind, ist vielleicht auch etwas Positives.“

Einerseits wird die Energiewende durch die hohen Preise beschleunigt, andererseits gibt es auch Rückschritte , denn es wird wieder mehr Kohle verfeuert und wir diskutieren über längere Laufzeiten von Kernkraftwerken, so die Einschätzung von Arne Stenger.

Kiels Einfluss ist begrenzt

Auch die Gasumlage war Thema in der Aktuellen Stunde, auf diese Maßnahme des Bundes hat Kiel allerdings keinen direkten Einfluss.

Die Verzehnfachung des Gaspreises führt auch in Kiel zu großen sozialen und wirtschaftlichen Problemen, in diesem Punkt waren sich alle einig Der vorgelegte Energiesparplan der Verwaltung wurde als erster Schritt gewürdigt. Einigkeit bestand auch in der Einschätzung, dass die Menschen, die es am härtesten trifft, gezielte Hilfen brauchen.

Bild von Thomas Breher auf Pixabay

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Ratsversammlung in Kiel tagt im Zeichen der Energiekrise

Energieparen Jetzt

Energiesparplan der LH Kiel

Mädchen vermisst

Update: Lea-Marie wurde wohlbehalten aufgefunden!

Seit Montagabend wird die 13-jährige Lea-Marie S. aus einer Wohngruppe in Kiel-Pries vermisst. Da bisherige Suchmaßnahmen der Polizei nicht zu ihrem Auffinden führten, bitten wir die Medien und die Bevölkerung um Mithilfe.

Zuletzt gesehen wurde Lea-Marie am Montagabend auf dem Sportgelände der Gemeinschaftsschule Friedrichsort. Das dort besuchte Training verließ sie jedoch vorzeitig. Es ist davon auszugehen, dass die 13-Jährige mit einem Bus in Richtung Stadtzentrum fuhr. Möglich ist, dass sie von dort aus nach Mecklenburg-Vorpommern in Richtung Grenzhausen reiste.

Lea-Marie S. ist aufgrund einer Erkrankung auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen. Eine Straftat dürfte nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht in Zusammenhang mit ihrem Verschwinden stehen.

Personen, die Lea-Marie gesehen haben oder Angaben zu ihrem Aufenthaltsort machen können, werden gebeten, sich mit der Kriminalpolizei unter 0431 – 160 3333 in Verbindung zu setzen oder den Notruf 110 zu wählen.

Energiesparplan der LH Kiel

„Rund 800 städtische Immobilien werden derzeit unter dem Aspekt der Energieeinsparung geprüft“, sagt Stadträtin Doris Grondke. „Erste Maßnahmen sind bereits umgesetzt. So werden wir zu einer deutlichen Einsparung kommen, ohne das Angebot unserer Einrichtungen und die Arbeit der Verwaltung qualitativ einzuschränken.“

Folgende Maßnahmen sind dabei zunächst geplant:

In der kommenden Heizperiode sollen in den öffentlichen Gebäuden die Büros mit maximal 19 Grad beheizt werden. Dies sieht auch der Verordnungsentwurf des Wirtschaftsministeriums so vor. Bisher gilt nach den Arbeitsstättenvorschriften eine Mindesttemperatur von 20 Grad. In Nebenräumen und in den Fluren wird ebenfalls auf niedrigere Temperaturen abgesenkt. Die technischen Vorbereitungen an den städtischen Heizungsanlagen laufen bereits. Allerdings müssen diese Maßnahmen teilweise noch durch das Bundeswirtschaftsministerium und durch Verordnungen ermöglicht werden.

Schon kurzfristig wird darauf verzichtet, Waschbecken durch Boiler oder Untertischgeräte mit Warmwasser zu versorgen, wenn keine zwingenden hygienischen Gründe dagegensprechen.

Auch beim Stromverbrauch in den Gebäuden soll mit einem Verzicht auf nicht zwingend benötigte Elektrogeräte (beispielsweise Heizlüfter) und die auf die tatsächliche Benutzung eingeschränkte Inbetriebnahme von technischen Geräten und Beleuchtungen noch intensiver gespart werden. Dazu werden die städtischen Mitarbeiter*innen beraten, welchen Beitrag sie individuell leisten können.

Die Außenbeleuchtungen der Gebäude, die rein repräsentativen Zwecken dienen, werden jetzt unmittelbar aus dem Betrieb genommen. So bleiben nachts der Kieler Rathausturm, der Warleberger Hof und das Schifffahrtsmuseum bereits unbeleuchtet und weitere Gebäude werden noch überprüft.

Auf den Sportplätzen sollen Flutlichtanlagen sparsam eingesetzt werden und es wird geprüft, ob sich die Temperaturen in den Sporthallen noch einmal reduzieren lassen.

Für Menschen in Notlagen werden Anlaufstellen eingerichtet, wo soziale Ansprüche erfragt und koordiniert werden. Die Schuldnerberatung wird aufgestockt. Die Landeshauptstadt stellt Energiespar-Maßnahme-Pakete zusammen, um Energieverbraucher*innen in die Lage zu versetzen, zu sparen.

Hafenanlagen: Haupteinsparpotenzial ist hier die Außenbeleuchtung der Terminals. Das Dimmen der Außenbeleuchtung im Ostuferhafen spart bei einer Dimmstufe weniger die Energie von 33 Haushalten, bei zwei Dimmstufen demzufolge die Energie von 66 Haushalten (245.000 KW/h -> 82.000 KW/h). Daher wird künftig die Außenbeleuchtung, wann immer es geht und die Arbeitsabläufe im Hafen nicht erschwert werden, gedimmt.

Schwimmhallen:

  • keine zusätzliche Beheizung des Außenbeckens 
  • Reduzierung der Wassertemperaturen im Sportbereich: Sportbecken 25°C (vorher 26°C), Lehrbecken 27°C (vorher 28°C)
  • Saunabetrieb nur von Mittwoch bis Sonntag
  • Lüftung im Automatikbetrieb
  • Absenkung der Duschwassertemperaturen um 8°C
  • Kein Betrieb des Außenbeckens im Herbst/Winter

Darüber hinaus wird das Freibad Katzheide nicht wie geplant im kommenden Winter überdacht, sondern wie in den Vorjahren aus dem Betrieb genommen. Die Errichtung einer Traglufthalle wird aus energetischen Gründen auf einen späteren Zeitpunkt verlegt.

Die eigene Stromerzeugung mit Solaranlagen ist eine Maßnahme, die sich mittlerweile sehr gut rechnet. Um den Ausbau der Solarstromerzeugung im Kieler Stadtgebiet zu beschleunigen, fördert die Landeshauptstadt Privatpersonen und Unternehmen seit April dieses Jahres.

Quelle: Pressemitteilung der LH Kiel. Der komplette Text: https://www.kiel.de/de/politik_verwaltung/meldung.php?id=119381

Lasst den Europaplatz in Ruhe!

Mein Lieblingsplatz in Kiel ist der Europaplatz: Er ist verspielt, hat gute „Vibes“ und wird viel genutzt. Das liegt an den verschiedene Arten von Gastonomie aber auch an Sitzgelegenheiten ohne Konsumzwang. Das fließende Wasser, meistens sauber, gefällt Kindern sehr gut. Die Platzgestaltung nimmt auf originelle Art und Weise Bezug auf die Lokalität einer Stadt am Wasser: Die Pavillons haben Dächer in Form von Booten, die Steinwälle sollen Wellen darstellen. Die Wasserkaskaden sollen auch an den ehemaligen Mühlenbach erinnern. Dieser zentrale Platz vereint also viele Vorteile.

Um so entsetzter war ich, als ich von den Wünschen der Verwaltung nach einer Umgestaltung meines Lieblingsplatzes erfuhr. Dieser Umgestaltungswunsch wird mit Kriterien begründet, die ich hier auseinanderpflücken möchte.

Unsinnige Kriterien

„Der Europaplatz besitzt erhebliche funktionale, städtebauliche und gestalterische Defizite: Die vielfältigen funktionalen und verkehrlichen Beziehungen, vor allem aber die Pavillonbauten wirken zergliedernd. Die Proportionen des Platzes sind schwer zu erfassen, der Platzraum ist nicht definiert bzw. wird als solcher kaum wahrgenommen, da die Platzränder nicht ablesbar sind. Das Umfließen der Räume um die Pavillons führt zur Bildung von Rückseiten und Resträu­men. Die räumlich unbefriedigende Gestaltung setzt sich auch im westlichen Abschluss des Platzes bis zur Wunderino-Arena fort. Die Raumbezüge und die funktional-nutzungsbezogenen Zusammenhänge zwischen dem öffentlichen Raum und der Tiefgarage sowie die topografischen Verhältnisse erfordern eine umfassende planerische Auseinandersetzung.“ Aus dem Antrag der Verwaltung .

„Die Pavillons wirken zergliedernd“.

Das stimmt und es war Absicht, entspricht es doch der Ästhetik der 70er und 80er Jahre als man versuchte, Symmetrien aller Art aufzubrechen. Es gibt auch keinen ästhetischen Grund, warum ein Platz nicht „zergliedert“ sein darf, das ist eigentlich auch nur eine Frage der Wortwahl. Ein Platz mit vielfältiger Nutzung , ein Platz in Bewegung, ein dynamischer Platz, so könnte man es auch bezeichnen und schon hört sich das viel positiver an!

Sind Platzränder wichtig?

„….der Platzraum ist nicht definiert bzw wird als solcher kaum wahrgenommen, da die Platzränder nicht ablesbar sind.“ Ich muss zugeben, dass ich nicht genau weiß, wo die Schevenbrücke endet und der Europaplatz beginnt. Aber ist das wichtig? Und wenn es wichtig wäre, könnte man eine Linie einpinseln. Die Platzränder zu den umliegenden Gebäuden sind fließend, insofern als es sowohl auf als auch um den Platz herum viele Lokale mit Außengastronomie gibt. Ist doch wunderbar!

„Das Umfließen der Räume um die Pavillons führt zur Bildung von Rückseiten und Resträu­men“. Hier muss ich zugeben, dass einige Rückseiten der Pavillons nicht so schön sind, allerdings könnten Blumenkästen hier schnell für eine Aufhübschung sorgen.

Kiel hat Platz für viele unterschiedliche Plätze

Der Europaplatz bekam seinen Namen 1978, wurde aber erst in den 80ern so umgestaltet, wie wir ihn heute kennen.

Eine Stadt sollte viele verschiedene Plätze haben, für unterschiedliche Nutzungen und gerne auch aus unterschiedlichen Epochen. Es darf elegante, repräsentative Plätze geben aber auch Plätze zum Grillen & Chillen. Es darf begrünte und gepflasterte Plätze geben. Ich sehe durchaus auch einen Sinn in Plätzen wie dem Exerzier- oder dem Wilhelmplatz, die im Grunde Stellflächen für Wochen- und Jahrmärkte sind.

Da sich kein Betreiber für die Europa Parkgarage findet, wird diese wohl geschlossen, und daraus ergibt sich eine gewisse Veränderung. Aber es muss keinesfalls der ganze Platz umgestaltet werden.

Erst abreißen, dann trauern?

Ich habe jahrelang in Städten gelebt, die ihr historisches Erbe schätzen und schützen (Paris, Trier). Aus dieser Lebenserfahrung heraus stelle ich immer wieder fest, dass Kielerinnen und Kieler unheimlich schnell dabei sind, alles was nicht mehr ganz dem Zeitgeschmack entspricht, abreißen zu wollen. Und hinterher wird ausgiebig in Nostalgiegruppen auf Facebook getrauert! Aber dann ist es zu spät.

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Kiel in den 70er Jahren

Bildergalerie Europaplatz, die Fotos sind allerdings ungwöhnlich menschenleer

Es geht ums Klima: Events Ende August

Am letzten Augustwochende erwartet uns eine Fülle von Veranstaltungen, die sich dem Klimaschutz widmen: die Autarkie-Messe „Green World Tour“, die „Klimawoche“ der Stadt Kiel, und ein ökologisch ausgerichtetes Straßenfest in der Teichstraße.

Die Green Word Tour gastiert in Kiel vom 27.-28. August. In der Mensa 2 präsentieren verschiedene Aussteller Produkte rund um das Thema Nachhaltigkeit und Autarkie. Etwa Pflegeprodukte auf der Basis von Essenzen von „Ringana“, Klamotten von „deernskram“ oder auch Finanzdienstleistungen. Parallel finden Vorträge statt, etwa ein Bericht über den Bau eines Tiny Homes. Am 27. und 28. August, jeweils von 11 – 18 Uhr in der Mensa 2, Leibnizstraße 12 – 14. Das ganze Programm:https://www.autarkia.info/green-world-tour-kiel/

Die zweite Kieler Klimawoche bietet einen Markt der Möglichkeiten zum Thema Nachhaltigkeit auf der Reventlouwiese. An Ständen und auf Workshops könnt ihr euch über Klimaschutzaktivitäten informieren. Am 27. und 28. August, jeweils ab 11 Uhr.

Am Dienstag, dem 30. August lädt die LHKiel zu einem Fachsymposium „Zukunft Bauen“ in das Forum Baukultur in der Waisenhofstr. 3 von 14 – 19 Uhr ein. Eintritt frei. Aus Klimagründen sollte eigentlich gar nicht mehr gebaut werden, aber wenn doch, dann wenigstens möglichst nachhaltig.

Den Abschluss der Klimawoche macht eine Diskussionsrunde in der es darum geht, wie Klimaschutz sozial verträglich gestaltet werden kann. „Klima.Gerecht.Stadtbürger*innendebatte“, Die Pumpe, Haßstr.22, 17-19 Uhr, Eintritt frei.

Das ganze Programm zur Kieler Klimawoche: https://www.kiel.de/de/umwelt_verkehr/klimaschutz/klimawoche.php

Ein Straßenfest in der Teichstraße steht unter dem Motto „Aus Grau + Eng wird Grün + Entspannt“. Am 28. August von 12 – 20 Uhr könnt ihr zum Klönen, Mitmachen oder Live-Musik-Genießen in die Teichstraße kommen. Thematisch geht es auch hier um den Klimaschutz. Organisiert wird dieses Straßenfest von People 4 Future Kiel.

Kiel in den 70er Jahren

Kiel in den 70er Jahren, das war das Thema eines Vortrags von Rolf Fischer am 10. August im Zukunftslabor „raum-x“ in der Kundenhalle der Kieler Nachrichten. Rolf Fischer ist Vorsitzender der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte und Autor der Biografie „Kiel & die 70er: Günther Bantzer und der Beginn unserer Gegenwart“. Etwa 50 Personen besuchten den Vortrag und viele beteiligten sich an der lebhaften Diskussion im Anschluss.

Die 70er Jahre waren eine Zeit rasanter Veränderung in Kiel. Die 1968 angestoßenen Veränderungen in der Gesellschaft wirkten sich auch in Kiel aus. War Kiel in den 50er Jahren noch „die aufgeräumteste Stadt Deutschlands“, kamen nach 68 andere Themen auf das Stadtpflaster: Frauen, Frieden, Anti-Atom, Ökologie.

Rolf Fischer beschrieb die Veränderungen, die der Oberbürgermeister Günther Bantzer ab 1965 in Kiel auf den Weg brachte, mit drei Stichworten: Demokratisierung, Neuausrichtung von öffentlichen Plätzen und Internationalisierung.

Ortsbeiräte sind quasi eine Kieler Erfindung

Ortsbeiräte sind die untersten Gremien im politischen Prozess: Hier werden alle großen Projekte vorgestellt und interessierte Bürgerinnen und Bürger dürfen mitdiskutieren. Kiel hat noch heute die größte Dichte an Ortsbeiräten. Der Beginn dieser Institution liegt in den 70er Jahren.

Oberbürgermeister Günther Bantzer pflegte einen neuen Politikstil, so berichtet es Rolf Fischer. Er diskutierte mit Protestierenden, suchte den Dialog.

Der öffentliche Raum als Ort der Kommunikation

Zentrale Plätze von Kiel waren damals nicht weiter gestaltet. Es waren Freiflächen, auf denen Autos abgestellt werden konnte. Etwa auf dem Rathausplatz und dem Alten Markt. Dass Plätze auch Orte der zwischenmenschlichen Begegnung sein können, war eine progressive neue Vorstellung. Die Pavillons auf dem Alten Markt entstanden 1972. Der Rathausplatz wurde 1972 umgestaltet. Zur Kieler Woche 1968 entstand der Europaplatz mit seinen Steinwellen. Auch die Fußgängerzone war Ausdruck eines neuen Verständnis des öffentlichen Raums als Ort der Kommunikation. Ein mutiger Neubau war der Glaskasten am Theater. Kiel bekam zwei neue Museen: das Schifffahrtsmuseum und den Warleberger Hof. Gegen viel politischen Widerstand wurde die erste Gemeinschaftsschule in Friedrichsort aufgebaut. Schon 1965 wurde der neue Stadtteil Mettenhof gebaut. Rolf Fischer beendete seinen Vortrag mit drei Wünsche:

  • mehr urbane Utopie
  • mehr Orientierung durch die Politik
  • schnelle Umsetzung erster Schritte

Braucht Kiel eine Utopie, und wenn ja, wie viele?

In der Diskussion wurde schnell klar, dass es zur Zeit keine einheitliche Utopie gibt. Unterschiedliche Gruppen haben unterschiedliche Vorstellungen, wobei die Politik eher als wenig visionär empfunden wurde. Sehr interessant war der leidenschaftliche Einwurf einer Architektin, die sich eine Individualisierung der Architektur wünscht. In den letzten Jahren wären Gebäude entstanden, die irgendwo in Deutschland stehen könnten und es wahrscheinlich auch tun (Hampton by Hilton!). „Wir setzen nur Briefmarken hin“, sagte sie. Sie bezeichnete ausgerechnet die 70er Jahre als den Zeitpunkt, wo die Wirtschaft die Politik übernahm. Interessanter Gedanke!

Der „raum-x“ ist eine Foto-Ausstellung und ein Zukunftslabor, wo du deine kreativen Vorstellungen in Bezug auf Kieler Plätze zu Papier bringen darfst. Verantwortlich für das Projekt ist eine Intitiative mit dem netten Namen “C20: Institut für transformative Utopie”. Homepage: https://c-20.de/

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2019: Networking für C20

Über Rolf Fischer

10 Jahre Rundbeet Kiel

Das Rundbeet lädt zum Jubiläumspicknick am Freitag, 19. August 2022 ab 17 Uhr ein.

Das „Rundbeet Kiel“ besteht bereits über 10 Jahre – und das möchten die Aktiven mit allen Interessierten mit einem gemütlichen Picknick direkt am Beet am 19. August ab 17 Uhr feiern. Bringt gerne Decken, Getränke und eine leckere Kleinigkeit zu Essen sowie eigenes Geschirr und Besteck mit. Bei schlechtem Wetter besteht die Möglichkeit, sich im ANN Café am Dreiecksplatz zu treffen, wo allerdings kein mitgebrachtes Essen konsumiert werden darf.

Dieses Beet wurde im Frühjahr 2012 angelegt und liegt als öffentliches Gemeinschaftsbeet in der “Grüntangente Nord”, zwischen Holtenauer Straße und Gerhardstraße, in direkter Nähe zum Dreiecksplatz.

Während der Gartensaison bauen sie Gemüse, Obst, Kräuter und Blumen an. Jede/r ist willkommen mitzugärtnern.

Das wöchentliche Treffen am Beet findet während der Gartensaison freitags um 17 Uhr statt. In der kalten Zeit finden die Treffen „im Warmen“ statt.

Dieses kleine Beet ist Bestandteil einer wachsenden Bewegung, die Gartenprojekte inmitten der Stadt, aber auch traditionelle Kleingärten umfasst, und ist außerdem mittlerweile auch ein multikulturelles Projekt.

Tel. 01511 0771701 (AB) – rundbeetkiel@posteo.de

https://rundbeetkiel.wordpress.com/ – Facebook: Rundbeet Kiel

Ernte im Rundbeet am Dreiecksplatz