Leerstände in der Holstenstraße

Was ist los mit der Holstenstraße?

Seit meinem letzten Bericht über die Holstenstraße haben weitere Geschäfte geschlossen. Ein schwerer Schlag für Kiels ehemals wichtigste Shoppingmeile war der Rückzug von Intersport Knudsen. Mittlerweile sind auf der 1,4 km langen Holstenstraße sechzehn Geschäfte geschlossen. Die Straße macht einen trostlosen Eindruck.

Warum sinken die Mieten nicht?

Man würde ja meinen, dass sich bei den Besitzern der Immobilien so etwas wie Realismus einstellt angesichts der Tatsache, dass sie die hohen Mieten offensichtlich nicht am Markt erzielen können. Eine Konsequenz wäre, die Mieten zu senken, auch um Verantwortung für die Attraktivität der Straße zu übernehmen. Letztlich machen die Leerstände die ganze Straße unattraktiv, worunter die noch bestehenden Geschäfte leiden.

Es gibt mehrere Gründe, warum die Mieten nicht sinken:

  • Die meisten Immobilien auf der Holstenstraße sind im Besitz von großen Immobilienfonds, die keinen Bezug zu Kiel haben. Sie sitzen in Hamburg, Düsseldorf oder im Ausland. Kiel ist ihnen egal.
  • Auch ein leerstehendes Ladenlokal bringt Geld – und zwar als Abschreibungsobjekt. Dann gibt es zwar keine Mieteinnahmen, aber der Einnahmeverlust kann beim Finanzamt steuermindernd geltend gemacht werden. Anstatt Geld zu verdienen, wird Geld gespart.
  • Diese großen Immobilienfonds besitzen sehr viele Immobilien. Das einzelne Objekt spielt für sie keine große Rolle.

Kiel-Marketing bemüht sich um Zwischennutzungen

Der Versuch, kreative Zwischennutzungen zu organisieren , gestaltet sich als sehr schwierig, obwohl es ein gute Lösung wäre. Immerhin gibt es jetzt in der Schlossstraße zwei Objekte, in denen sich sogenannte Pop-up Stores präsentieren dürfen. In der Holstenstraße klappt das bis jetzt allerdings nur selten. Janine-Christine Streu von Kiel-Marketing bemüht sich um dieses Thema, stößt aber auf wenig Interesse. Dabei kümmert sie sich um die Verhandlungen, formuliert die Verträge, kurzum: die Manager der Fonds müssten nur noch unterschreiben. Aber sie zögern, weil sie nicht wissen , wie das beim Finanzamt ankommt. Schlimmer noch, Frau Streu hat Schwierigkeiten überhaupt Gesprächspartner in diesen Firmen zu finden. Das Interesse ist nicht vorhanden, weil die einzelne Kieler Immobilie im Gesamtportfolio keine Rolle spielt.

Wie geht es mit der Holstenstraße weiter?

Einige Faktoren könnten für eine Belebung sprechen. Wenn das neue Kaufhaus Primark eröffnet, könnte es sich als Publikumsmagnet erweisen und Kunden in die Holstenstraße ziehen. Dazu kommt die Kaufkraft des neuen Schlossquartiers. Auch der Kleine Kiel Kanal dürfte die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt steigern, wobei allein schon das Ende der Bautätigkeit eine Verbesserung wäre. Dann ist da noch ein Wettbewerb zur Belebung des öffentlichen Raums in der Holstenstraße gestartet worden. Ob diese Faktoren ausreichen, um Ladenketten, die die hohen Mieten zahlen könnten, anzulocken, ist nicht gewiss. Es kann auch sein, dass sich die Einkaufsgewohnheiten unwiederbringlich geändert haben.

30 Gedanken zu „Was ist los mit der Holstenstraße?“

  1. Tja, so ist das, wenn sich das Kapital von den Menschen entfernt. Solange niemand es wagt etwas zu ändern an dem System “die Großen zu füttern” , wird sich an der Verwaisung der mittelgroßen Städte wie Kiel wohl kaum etwas ändern. Die Einkaufsgewohnheiten haben sich nicht nur wegen dem Internet verändert, sondern auch, weil fast sämtliche interessanten Geschäfte verschwunden sind wegen Mieten die man niemandem erklären kann ….So macht shoppen ja auch keinen Spass mehr .

      1. interssante geschäfte, na ja, ein bischen mehr grün in der meile, mehr bänke, einladende sitzgelegenheiten wären auch nett, nicht nur neben dem ollen gußeisernen…ein zigeunercafe,welches die halbe stadt befiedelt, stell ich mir grad vor…. träumen darf man ja ….

  2. Die Innenstadt ist tot! Das wollen so viele bloß nicht wahrhaben. Es ist das Ergebnis der Bemühungen ab Mitte der 70er Jahre, die Autos aus der Stadt zu vertreiben. Jetzt ist es fast geschafft, Glückwunsch! – es freuen sich Citti Park, Schwentinental und co.

    1. schon anfang der 80er jahre war in flensburg solches trauervoll zu beobachten, obwohl gleich nah an der straße, gute parkplätze vorhanden ect… das problem ist nicht die autofreie stadt… es wäre leicht zu lösen mit bus- u. kleinen autochattels.* das problem ist, daß man immer noch auf koste es wem , die marode wirtschaft unterstützen will, die auf internationalen tourismus gebeugt ist. * im osten hat man dieses problem schon besser gelöst….

    2. Also ich fühle mich auf der Holstenstr. / Kieler Planschbecken wieder wohler. Das ich da keine Abgase mehr einatmen und wenn ich dort im Cafe sitze, meinen Gesprächspartner nicht anbrüllen muss, empfinde ich als absolute Verbesserung. Auch das dort viele Sitzgelegenheiten entstanden sind, Hut ab. Allerdings gefällt ein Betonkorset nicht jedem, auch wenn es teilweise mit Holz verkleidet ist.

  3. Allein der Bestand des Internets kann es einfach nicht sein. Anderswo funktioniert ja “trotzdem” noch Umsatz gemacht, und nicht wenig.
    Das Internetangebot kann nicht nur Kunden wegnehmen, nein, es macht auch User neugierig und wäre die Möglichkeiten da, nach dem Betrachten des Artikels/Gegenstandes am Monitor denselben vorort einmal in die Hand zu nehmen … Hmmmhh? So nach dem Motto: haben die Geschäfte zu, nachts, am Wochenende oder wann auch immer … DA kann man so in aller Ruhe “rumspökern/scouten” nenne ich es, meistens gar nicht mit einem unbedingten Bedarf, einfach ‘mal so 😉
    Doch findet man diese Geschäfte in Kiel nicht mehr in der Holstenstraße … dann in der Woche, tagsüber … dann höchstens noch auf der Wiesen oder in den zentralen Einkaufzentren. Isso …
    Also deshalb herumjammern und da die Schuld suchen, geht nicht oder besser nicht richtig.
    Dass ganze Familienbetriebe eingebrochen sind, aus ganz natürlicher Tradition wie keine Nachfolger, kein Käufer … weil die Zeit sich geändert hat, DAS ist ein wesentlicher Grund. Die Mieten waren immer schon hoch … in meinen Augen unverhältnismäßig …
    EG 150,00 Mark/m² und im OG nur 50,00 Mark/m² … aber pro Quadratmeter, und so ein Laden braucht mit den Nebenflächen nicht wenig davon. Kein Eis-Str.verkauf, aber ein Schuhladen … Verkaufs-u. Lagerfläche, Personal- evtl auch Büroräume … schnell waren das etliche Zigtausend Märker im Monat erforderlich.
    Ja und kam es zum Leerstand so halfen ja die beschriebenen “Hilfsmöglichkeiten”. Familienbesitz wurde veräußert und die Großkonzerne haben es durch die Bücher gehen lassen 🙁 … damals und auch heute. DAS weiß jeder, der mit Immobilien zu tun hat und auch die Stadtverwaltung/-kämmerei, die davon ja auch leben sollten.
    Gegen den Verfall hat die Stadt leider nicht viel getan, eher im Gegenteil. Lukrativ geplant von anderen geht anders als für sich selbst planen.
    Nur Vorgaben und Auflagen, Veränderungen und Zwangsmaßnahmen geht nicht auf Dauer gut, Sorry … im Nachherein kann man sicher gut kritisieren … aber es steckt verdammt viel Wahrheit dahinter. Viele Private haben dafür bezahlen müssen.
    Und wer heute da noch freie Flächen hat, wird sich nicht gerne in dem Zustand vertragsmäßig binden wollen … alle warten auf die versprochenen “Goldenen Zeiten”
    Ist ja bald, oder doch nicht?

    1. Die Besitzer warten auf “Goldene Zeiten”, genau so ist es. Und sie können die entgangenen Mieteinnahmen eben locker wegstecken. Irgendwie funktioniert die Marktwirtschaft hier nicht so richtig, ist mein Eindruck.

    2. >…es macht auch User neugierig und wäre die
      >Möglichkeiten da, nach dem Betrachten des
      >Artikels/Gegenstandes am Monitor denselben vorort
      >einmal in die Hand zu nehmen
      > … So nach dem Motto: haben die Geschäfte zu, nachts,
      >am Wochenende oder wann auch immer

      Die Loesung waere ein eleganter Einbruch

      Aber mal realistisch: natuerlich wird der Internethandel
      noch mehr Geschaefte platt machen.

      Ausgenommen ziemlich sicher Lebensmittel etc. und
      vermutlich Bekleidung.

      Sehr viele Leute die ich kenne, gehen nur noch in die Geschaefte um so ein Produkt mal in die Haende zu nehmen, sagen ‘ich ueberleg mir’s noch’ und bestellen
      wenig spaeter bei Amazon.

      Einerseits konsequent, andererseits fuettern die ein Monopol hoch.

      ‘Leider’ wird der Versand auch immer schneller so dass man ein Produkt aus dem Netz schon fast schneller hat als bis man Zeit findet, in ein Geschaeft zu gehen.

      NB ich selbst finde so ein Verhalten ziemlich unanstaendig und praktiziere es nicht.

      Und die Alternative ‘Shoppen als Spasserlebnis’?
      Mag sein fuer manche Kundinnen

      J

  4. Wenn man sich die Situation in Flensburg ansieht, dort geht es auch und die Stadt ist voll.
    Wismar, Schwerin, Rostock haben auch mehr kleinräumige interessante Läden. Auch das ist eine Chance.

    1. Danke für diese Beobachtung. Ich denke auch, wenn die Besitzer der Holstenstraßen-Immobilien mit ihren Mieten auf das Niveau der Holtenauer Straße beispielsweise runter gehen würden, würden sich interessante Geschäfte dort ansiedeln.

  5. dieser Artikel wurde auf Facebook intensiv diskutiert (150 Beiträge). Hier ein anonymisierter Auszug:
    A: Die Tatsache, dass Innenstädte zu reinen Anlageobjetken verkommen sind mag man bemängeln – ich bin dabei. Aber man darf bezweifeln, dass die Fratze die diese Marktwirtschaft mit fortschreitender Globalisierung zeigt, sich in jüngster Zukunft wieder in ein positives Gegenteil verkehrt. Im Gegenteil – leider ! Aber das ist ja beileibe kein rein auf Kiel bezogenes Problem. Was die Holstenstraße angeht: Meines Erachtens lösen niedrigere Mieten nicht das Grundproblem: Wofür brauchen wir noch eine Holstenstraße. Die Holstenstraße – anders als zum Beispiel als die Holtenauer – hat nichts zu bieten, dass es nicht schon im Citti-Park, Schwentinental oder im Outlet-Center in Neumünster gibt – nur aus Kundensicht besser und komfortbaler. Und angesicht mieser Beratung in den meisten Ladengeschäften angesichts billig eingekaufter Kräfte die dort zu schlechter Bezahlung gute Arbeit leisten sollen (hier ist wieder die Fratze) schlägt das Internet mittlerweile den gesamten stationären Handel um Längen. Und was den Kiel Kanal oder andere Bauprojekte angeht – ich bin da ein Befürworter – aber am Niedergang der Holstenstraße wird das alles nichts mehr ändern. Es bleibt zu hoffen, das der Niedergang dieser nicht am Ende dazu führt, dass diese ambitionierten Bauvorhaben eher durch dieses schlechte Umfeld mit in den Abgrund gezogen werden (siehe Nordlicht). Gleichzeitig folgt die Wohnbebauung die derzeit in der Kieler Innenstadt entsteht, leider bisher auch nur dem Ziel, ausschließlich besserverdienendes Klientel in der Innenstadt anzusiedeln. Für ein echtes neues Quartier “Kiel Mitte” braucht es aber mehr als nur SUV und S-Klasse.

    Ursula: Du fragst, wozu wir noch die Holstenstraße brauchen. Gute Frage! Aber mit niedrigeren Mieten könnten sich eventuell eine andere Art von Geschäft niederlassen, Inhaber-geführte Geschäfte , vielleicht mit einem nachhaltigerem Angebot. Wie in der Holtenauerstaße. Oder ist das unrealistisch?

    A: Unrealistisch ist das in meinen Augen aus zweierlei Gründen: 1. Weil es die Holtenauer Straße ja bereits gibt. Ich kaufe dort gerne mal ein – gerade, weil sie eben einen individuellen Mix bietet. Aber ich habe nicht en Eindruck, dass diese aus allen Nähten platzt und nach Verdoppelung ruft. 2. Baulich bieten viele Ladenlokale in der Holstenstraße – ohne nötige aber eben auch teure Umbauten – nicht die Voraussetzungen für kleine, inhabergeführte Geschäfte. Gerade die “Großen” wie Knutzen, Anson’s, Esprit, H&M bieten eben – wenn überhaupt – nur Raum für andere Große – und die haben eben kein Interesse mehr.

    Ursula:Vielleicht gibt es in Kiel mittlerweile ein Überangebto an Geschäften aller Art. Wie du oben geschrieben hast, spielt da auch das Internet eine Rolle.

    A: Ja das denke ich auch. Wobei das Überangebot ja zunächst mal auch ohne Internet schon gegeben wäre. Als ich in den 70ern, frühen 80er-Jahren die Kieler Innenstadt – noch als Kind – bewusst wahrgenommen habe, beschränkten sich die EInkaufmsöglichkeiten auf den Bereich zwischen Alter Markt und Holstentörn – und das war schon ein riesen Angebot. Die ganzen heutigen Akteuere gab es noch nicht und Kiel hat sich seither samt Einzugsbgebiet ja nicht verdreifacht. Bezeichnenderweise ist bei steigender Anzahl von Einkaufsmöglichkeiten die Vielfalt massiv gesunken. Lagerhaltung gibt es kaum noch. Und so bedienen heutige Geschäfte oft nur noch den Massengeschmack. Im Ergebnis gibt es vermutlich nicht den einen Grund – was aber am Ende auch bedeutet, dass es ebenso wenig nicht die eine Lösung gibt um Kiel’s Innenstadt neues – aber aben auch anderes – neues Leben einzuhauchen.

    Ursula: Ja das Überangebot gab es auch schon vor dem Internet. Wie du sagst, immer mehr Einkaufsmöglichkeiten bei gleich viel Menschen, im Grunde weniger Menschen, denn in denn in den 70er Jahren hatte Kiel 270.00 Einwohner, heute knapp 250.000. 🙂

    1. Hmmh,

      was fuer eine Informationsfuelle…

      Ich muss gestehen, dass ich nach 10 Zeilen aufgehoert habe zu lesen.

      Da unten kommt noch so ein Textblob …

      Nett gemeint – das meine ich aufrichtig – aber nee
      TLDR

      🙂
      J

  6. weitere Facebook-Kommentare zu diesem Artikel:

    B:Es wird abgewartet, bis sich Mobiltät derart verteuert hat, *urbaner Wohnraum* attraktiv wird und horrende Mieten ermöglicht. Es wäre die Aufgabe des Gesetzgebers eine Quotenregelung zu treffen, dass frei finanzierter und nicht subventionierter Wohnraum bis zum Tage X fertig zu stellen ist, eine Quotenregelung von nicht subventionierten Sozialwohnungen, für eine verbliebene Fläche von 20% vorgesehen wird. NUR SO kann eine Konkurrenzsituation entstehen. Aber *irgendwie* rechne ich damit nicht…andere offenbar auch nicht ?

    UrsulaS:Es wird tatsächlich in der Politik laut darüber nachgedacht, die Holstenstraße auch als Wohnraum zu nutzen.

    C: ja aber nur für Menschen ohne Auto weil sie nirgends parken können

    D:Oh, für die wird es schon Parkplätze geben…

    E: Wann rafft Ihr das endlich? In der Stadt benötigt man kein Auto!

    C: Dann bleibt mal schön unter euch . Wir vom Land wollen auch mal in die Stadt finden aber keine gratis Parkplätze mehr überall wird abkassiert. Dann lieber zu citti,Ikea, schwentinental und alles ist gut .
    Ihr wollt uns ja nicht als Kunden

    E: Blödsinn, wer ist denn “Wir vom Land”? “Möglichst günstig wohnen, aber keine brauchbare Infrastruktur in Kauf nehmen und mindestens zwei PKW benutzen um überhaupt ein geregeltes Leben auf die Beine stellen zu können” Ironie aus! Und dann hier meckern, das Parken etwas kostet. Wer seinen PKW im Stadtgebiet abstellen will, sollte überall “zur Kasse gebeten” werden. Es gibt in Deutschland kein Recht auf freies Parken im öffentlichen Raum. Auf dem eigenen Privatgrundstück natürlich schon.

    D: Naja, das geht eben nicht in den Kopf der Leute rein, dass die Öffentlichkeit oder Stadt oder Gemeinden nicht dafür zuständig sind, den ruhenden privatverkehr unterzubringen…

  7. Wie schön dass es FlohMARKT gibt, da platzt die stadt aus die nähte raus und bald ist der Kanal fertig gebaut. dann können die besoffskies MännekenPiss machen. Der durftder großen weltstadt am Kanal breitet sich aus- Stadtluft macht frei:)

  8. Alles was hier gesagt wurde ist grundsätzlich richtig.Ich meine aber das ein Hauptgrund für den Niedergang der Innenstadt und auch die mangelnde Attraktivität eigentlich die Bausünden der Vergangenheit sind.Das darf man keinesfalls unterschätzen.Die Stadt Kiel hat wirklich alles getan,um nach den verheerenden Zerstörungen des Weltkrieges die Stadt so unattraktiv wie möglich wieder aufzubauen.Alte Bauzubstanz wurde wenn noch vorhanden nicht gewollt und ohne Not abgerissen.Alleine der megahässliche Alte Markt ist ein Paradebeispiel für vollkommene Hässlichkeit.Keine altertümliche Fassaden in der Altstadt,nicht mal als Retrodeko,nichts historisch einladenes.Ich bin in der Umgebung des Blücherplatzes aufgewachsen und hätte mir nie vorstellen können,das das Wohngebiet einmal zu einem Nobelsceneviertel wird,lässt sich aber auch durch die erhaltene Gründerzeitarchitektur gut erklären.
    Und kommt mir nicht damit,das nach dem Krieg alles zerstört war.Danzig war auch zerstört und die Polen hätten alle Gründe gehabt,die Stadt nicht wieder so aufzubauen,wie sie war,aber die Polen hatten nach dem Krieg auch nichts und seht Euch Danzig heute an.Wenn ich das Kieler Schloss sehe……grausam….Holsatiamühle abgerissen…Gasthaus Stadt Kiel weg,Nicoleikirche ohne Türmchen…..usw….das Rächt sich jetzt …..Man könnte ja mal mit dem Alten Markt anfangen….

    1. >Die Stadt Kiel hat wirklich alles getan,um nach den
      >verheerenden Zerstörungen des Weltkrieges die Stadt so
      >unattraktiv wie möglich wieder aufzubauen.

      Mag sein, wobei das nicht den Punkt trifft und jahrzehnte spaeter auch nichts mehr nuetzt.

      _meine_ Erfahrung ist dass da von einer Spezialpartei ein Typ namens Flagge mit dem Ziel angetreten ist, Kiel autofrei zu machen und dass alle ihn gewaehren liessen.

      Er war in gewisser Weise seiner Zeit voraus, hat aber
      nicht fuer eine Alternative fuer die Autofahrer gesorgt.

      Shuttleservice oder guenstige und gut erreichbare Parkplaetze waren zu komplex fuer den.

      Wie gesagt, absolut subjektiv: _ich_ habe seit damals
      nicht mehr in der Innenstadt eingekauft. ehemals Raisdorf war die Alternative.

      Vorschriftenmacher haben oft nur scheinbare Erfolge

      J

      TMdamals … war IIRC in den1980ern

  9. Eine stadtplanerische Maßgabe der 80er/90er war die stärkere Verknüpfung von West- und Ostufer, d. h. die Verlagerung/Ausdehnung des innerstädtischen Schwerpunkts in Richtung Süden mit einer fußläufig attraktiven Verbindung nach Gaarden (Hörnbrücke). Bis in die 80er-Jahre hinein gab es rund um den Bahnhof Areale, die nach Kriegsende nur für eine provisorische Nutzung instand gesetzt worden waren. So kam es zu dem neuen Sophienhof, in dem Kaufen als kompaktes Rundum-Erlebnis gestaltet und beworben wurde. Der Bitte verschiedener Geschäftsinhaber des nördlichen Abschnitts der Holstenstraße nach einer gläsernen Überdachung (als Gegengewicht) wurde nicht entsprochen. Mehrere Geschäfte in der Fußgängerzone eröffneten Zweit-Filialen im Sophienhof, der noch um den sog. “Kleinen Herzog” erweitert wurde. Im Stadtbauamt befürchtete man eine “Verslummung” der Altstadt für den Fall, dass sich Karstadt, das inklusive Parkhaus einen Großteil des Innenraums zwischen Holstenstraße und Eggerstedtstraße füllte, dort verabschiedet. Als das tatsächlich eintrat, wäre eigentlich Raum für visionäre Stadtentwicklungskonzepte gewesen. Meine Lieblingsvorstellung war, die Universität (z. B. mit der philosophischen Falkultät), die ursprünglich ja am Alten Markt an der Ecke Dänische Straße/Küterstraße gegründet wurde, (zurück) ins Zentrum zu holen. Mit den gleichzeitig (noch) bestehenden Optionen bzgl. Wohnungsbau (Bereich “Alte Feuerwache” und Schloßstraße) hätte etwas entstehen können, was dem Erlebnis- und Lebenswert dieser Stadt sehr zuträglich geworden wäre.

    1. Die Uni am Hauptmarkt! Das wäre schön gewesen!

      Der Sophienhof als Konkurrenz zur Holstenstraße, das sehe ich auch so. Der Sophienhof zieht der Holstenstraße mit Sicherheit Kundschaft ab.

    2. Ich habe ja nicht unbedingt etwas gegen Parkgebühren, aber wenn sie deutlich höher liegen, als Umwege nach Raisdorf oder der Paketversand (inclusive möglichem Rückversand) wird eine Innenstadt ohne optimalen Parkraum für Kunden uninteressant. Auch der ÖPNV ist oft unattraktiv und bietet keine gute Anbindung für externe Kunden (P&R!?).
      Warum kann man mit der (guten!) ‚Brötchen-Taste‘ eine halbe Stunde kostenlos parken, aber es muss für die 1. Stunde voll bezahlt werden??
      …die Brötchen-Taste/n sollten individuell angepasst werden und die erste Bezahl-Stunde erhält einen Rabatt (monetär oder zeitlich)…
      Busfahren finde ich (persönlich) unattraktiv/unangenehm – ich fahre jedoch in Großstädten oft S- u/o. U-Bahn… und die fahren auch bei Wind und Wetter und ‚streiken‘ nicht gleich mit der kleinsten Schneeflocke
      Parkflächen / Erreichbarkeiten sind auch nicht nur für Kunden wichtig, sondern auch für die Belegschaften der Unternehmen…
      Ende der 80.er Jahre habe ich einige Zeit in der Holstenstraße gearbeitet – es war erstaunlich wie sie sich wandelte und später auch erschreckend wie der quasi Verfall begann… u.a. über den Umweg über Billigmode-Ketten
      Wenn man wenig Muße / Lust verspürt an einem Ort zu verweilen, da die Parkgebühren/Parkzeiten oder Fahrpläne einem im Nacken liegen, legt dann auch wenig Interesse an Attraktivität. Es ist nicht zwangsläufig ein Teufelskreis, aber es ein symbiotisches Verhältnis …

  10. Vieles gesagt, manches richtig. Die Kieler Innenstadt, mit der ersten Fußgängerzone Deutschlands, war bis in die 80.er hinein, eine 1A-Lage. Dann allerdings setzte der „Verfall“ ein; steigende Ladenmieten, ausbleibende Modernisierung der Gebäude etc.
    Auch die Gier der Landeshauptstadt spielt bis heute eine Rolle: Parkgebühren, wegfallende Stellflächen; kurz gesagt, die Verteufelung des Individualverkehrs begann erste Blüten zu treiben. Parallel dazu die Errichtung von vorstädtischen Einkaufszentren, vor allem der Cittipark, als Pendant zum, zumindest von den Stadtkämmerern, eifersüchtig beäugten Raisdorfer Einkaufschaos, welches ja bekanntlich zum benachbarten Kreis Plön gehört. Der Beliebtheit bei Bürger*innen tat das jedoch keinen Abbruch, kann man doch dort das bekommen, was in der Innenstadt so vermisst wird: kostenfreies Parken und kurze Wege, neben einem umfangreichen Warenangebot.
    Dem ganzen wird dann noch durch die, völlig unsinnige, Ansiedelung eines, gerade im Baubeginn steckenden, Möbelpalastes die Krone aufgesetzt. Die letzten Möbelgeschäfte im Innenstadtbereich machen jetzt leider gerade die Pforten für immer zu. Alles andere, als hilfreich für eine prosperierende Stadtentwicklung.
    Dabei hat sich die innerstädtische Parkplatzkapazität, genau genommen, in den letzten Jahren verbessert.
    Etliche Parkhäuser, in durchaus respektabler Qualität und im Nahbereich, sind entstanden und verfügen im allgemeinen über ausreichend freie Kapazitäten.
    Aber, das kostet natürlich etwas. Vielleicht hilft ja auch hier mal ein Blick ins vielgelobte Kopenhagen.
    Ja richtig, die Kopenhagener Altstadt ist weitestgehend für den Individualverkehr geschlossen, aber….. drumherum gibst jede Menge Parkhäuser und das beste daran ist, dass die Benutzung für die ersten 2 Stunden frei (sprich: kostenlos) ist. Allemal ausreichend, um gezielte Einkäufe in unterschiedlichen Geschäften zu erledigen und damit zumindest in dieser Beziehung wettbewerbsfähig mit Einkaufszentren zu sein.
    Und wenn man noch etwas Gutes tun will, dann ist sicherlich eine moderat gestaltete Parkgebühr für die nächsten beiden Stunden sehr hilfreich, weil dann auch noch Zeit genug ist, für ausgiebigen Bummel und einen Restaurantbesuch.
    Angesichts der Tatsache, dass der ÖPNV zur Zeit nur von einer max. 15%-igen Minderheit bevorzugt wird (mit annehmender Tendenz!), ist es nichts als Träumerei, wenn jemand glaubt, das hierin die Rettung bestehen könnte, geschweige denn, von der irrationalen Hoffnung auf eine dominierende Fahrradnutzung. Nichts ist für Einkäufe und Warentransport schlechter geeignet, als ein Fahrrad; außer ner Tüte Brötchen.
    Und wer ernsthaft daran glaubt, dass sich die Anzahl der Privatfahrzeuge auf absehbare Zeit verringern wird, der oder die müssen schon etwas ganz spezielles geraucht haben. Die Antriebsart der Fahrzeuge wird sich verändern, aber das war’s.
    Pop-Up-Läden mag man ja ganz erbaulich finden, aber es glaubt doch ernsthaft niemand, dass hieraus jemals kostendeckende Raumkosten erwirtschaftet werden können und, dass hierdurch kaufwilliges Publikum angelockt wird.
    Hilfreich wäre natürlich ein Verzicht, oder zumindest eine weitgehende Einschränkung des Online-Einkaufs, auch unter ökologischen Gesichtspunkten.
    Fazit: es muss wohl an vielen Stellen um- und neu-gedacht werden, dann klappt das auch wieder mit City

  11. Solange die Immobilienfirmen aus einem Leerstand noch Profit schlagen, wird sich leider nichts ändern.
    Warum wird keine drastische “Leerstandsabgabe” gefordert, die keine steuerliche Berücksichtigung finden darf?
    Hier müsste die EU einheitlich und geschlossen vorgehen, damit es keine Schlupflöcher im benachbarten Ausland gibt.
    Diese Abgabe müsste deutlich höher sein, als die Abschreibung bringt. Nur so kann man die Finanzriesen dazu bekommen derartige Praktiken einzustellen. …

    Alles natürlich aus Laiensicht 🙂 Wenn es denn so einfach wäre, hätte die Politik doch bestimmt schon reagiert. Gell!

    1. DAnke, für den Kommentar, das sind sehr gute Vorschläge. Dann würden die Vermieter auch realistisch werden mit ihren Mietvorstellungen.

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