Wir haben zwar ein Fernwärmenetz in Kiel, es reicht aber nicht flächendeckend über alle Stadtteile. Ob eine Erweiterung für deine Adresse in frage kommt, wird zur Zeit durch die kommunale Wärmeplanung geprüft. Denn die Fernwärme muss wirtschaftlich sein.
Bis 2025 müssen Städte eine „kommunale Wärmeplanung“ vorlegen. In Kiel sollen die Ergebnisse der Kieler Wärmeplanung schon in diesem Herbst in den Ortsbeiräten vorgestellt werden. Die Eile ist auch geboten, denn von der zukünftigen Verfügbarkeit von Fernwärme hängen auch individuelle Investitionsentscheidungen ab. Wärmepumpe Einbauen, das ist teuer und macht vermutlich wenig Sinn, wenn ein Anschluss an das Fernwärmenetz oder ein Nahwärmenetz in Aussicht steht.
Unabhängig von der Kieler Wärmeplanung hat das Land Schleswig-Holstein das „Bürgschaftsprogramm Wärmenetze“ aufgelegt. Hier handelt es sich um Kredite für Kommunen, Unternehmen o.ä., die in kommunale Wärmenetze investieren möchte. Auch Kiel könnte dieses Programm nutzen.
Umweltdezernentin Alke Elisabeth Voß beschrieb den Prozess der Wärmeplanung so: „…das gesamte Stadtgebiet wird im Rahmen der Wärmeplanung betrachtet. Die Gebiete außerhalb des Fernwärmegebiets werden geprüft, ob der Aufbau von Nahwärmenetzen möglich ist. Ist dies nicht der Fall werden dezentrale Versorgungslösungenlösungen empfohlen. Dies beinhaltet auch eine Eignungsprüfung für den Einsatz von Wärmepumpen.“
Was ist Fernwärme überhaupt?
Fernwärme gilt als klimafreundlicher als individuelle Öl- oder Gasheizungen. Zwar werden auch für die Fernwärme fossile Brennstoffe eingesetzt. Aber durch die in Kiel praktizierte Kraft-Wärme-Kopplung werden die Brennstoffe effizienter genutzt. Die meiste Fernwärme stammt in Kiel aus dem Küstenkraftwerk. Ans Westufer kommt das heiße Wasser in einer Röhre unter der Förde und in einer zweiten Röhre fließt es wieder zurück . Irgendwann einmal wird auch die Fernwärme dekarbonisiert. Und zwar plant das Küstenkraftwerk den Bau von zwei Großwärmepumpen. Außerdem sollen die Turbinen künftig mit Wasserstoff angetrieben werden. In zehn Jahren soll die Fernwärme dann tatsächlich klimaneutral erzeugt werden!
Was ist Nahwärme?
Beim Nahwärmenetz versorgt eine zentrale Heizanlage die Gebäude in einem Quartier. Der Begriff Nahwärme sagt noch nichts über die Art der Erzeugung aus. Das können fossile Brennstoffe sein, möglich ist aber auch eine größere Wärmepumpe oder Sonnenenergie.
Wer kann die Nahwärme in Kiel umsetzen? Das ist noch nicht klar. Möglich sind: ein städtischer Eigenbetrieb, eine Projektgesellschaft, eine Genossenschaft, die Wohnungswirtschaft.
Die bange Frage: wer kann Fernwärme beziehen?
Kann meine Wohnung, mein Haus an das Fernwärmenetz? Auf der Homepage der Stadtwerke kannst du den Fernwärmecheck machen: Adresse eingeben und schon erfährst du, was möglich ist. Darüberhinaus können sich aber auch Haushalte in Gebieten, die jetzt noch nicht im Bezug von Fernwärme sind, zusammentun und Interesse bekunden. Je mehr Haushalte mitmachen, desto wirtschaftlicher wird es. So geschehen im Philosophenviertel in Kiel.
Bislang sind 73.500 Wohnungen an das Fernwärmenetz angeschlossen. Das Wärmenetz zeigt einen Flickenteppich, von dem sich aber sagen lässt, dass große Teile der Innenstadt Fernwärme beziehen können. Schilksee oder Teile von Ellerbek liegen dagegen nicht im Einzugsbereich. Um es genau zu wissen, muss man wirklich die konkrete Adresse in das Suchformular angeben.
Unter Umständen erhält man folgende Mitteilung:
- „Die von Ihnen genannte Adresse liegt zurzeit nicht ausreichend nah an unserem Fernwärmenetz, aber in einer potenziellen Erweiterungsfläche.“
- Für manche Adressen heißt es dagegen „Die von Ihnen genannte Adresse liegt zu weit von unserem Fernwärmenetz entfernt.“
- Glücklich können sich diejenigen schätzen, für die bereits ein Anschluss vorhanden ist.
In einer Großen Anfrage zum Thema Wärmeplanung in der Ratsversammlung vom Juni kam auch die Frage auf, ob Gasleitungen abgebaut werden können. Das ist bislang nicht möglich, weil die Gasversorger jetzt noch gesetzlich verpflichtet sind, auch das entlegenste Haus mit Gas zu versorgen.
Die Frage, wie wir zukünftig heizen werden, berührt essentielle finanzielle Fragen. Viele Menschen sorgen sich, ob sie noch in ihrem Haus leben können, wenn die Öl- oder Gasheizung kaputt geht und nicht wieder durch eine Öl- oder Gasheizung ersetzt werden darf. Die kommunale Wärmeplanung soll Orientierung geben. Ratsfrau Christina Schubert (SPD) sagte in der Debatte: „Im Herbst hatten manche Menschen wirklich Angst. Jetzt äußern sich viele hoffnungsvoller. „
Beitragsbild: Bild von Victoria auf Pixabay
Quellen:
Drucksache 0486/2024: Große Anfrage zur Wärmeplanung
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Die Zeit, als jede/r über die warmeversorgung seines Hauses / Wohnung Gedanken machte, sind vorbei. Wärmeversorgung ist genau wie Bildung Gemeinschaftsaufgabe, also auch gemeinsame Finanzierungs Aufgabe. Wir müssen uns von fossilen Energieträgern verabschieden und kleine, mittlere und große Gebiete erschließen. Aufgabe der Stadt ist der Kontakt zu den Eigentümern und die Ermittlung der Wärme Bedarfe. In der jüngsten Vergangenheit habe ich in mehreren Gebieten auf dem Ostufer dafür geworben. Für die meisten war es neu, einige waren begeistert, weil sie wussten, daß es auf sie zu kommen wird.
Lieber Ulrich Hühn,
Fern- und Nahwärmenetze sind mit Sicherheit eine gute Idee! Vor allem da sie ja perspektivisch auch ohne fossile Energie betrieben werden könnten. Schön, dass du dich dafür in Gaarden einsetzt!