Der Klimastreik erfasst ganz Kiel. Am 20.09. wird um 11:55 Uhr ein voller Rathausplatz erwartet. Wieder einmal! Schüler und Studierende verteilen jetzt massenweise Aufrufe in Mensen, Einkaufsstraßen. Plakate werden von Unterstützern aufgehangen. Eltern wollen mitmachen.
Kiel ist Nachzügler
Die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein hatte sich nach eigenen Angaben schon 1995 dem Klimaschutz verschrieben. Doch das gegenwärtige Konzept soll erst 2050 die Stadt „klimaneutral“ werden lassen. Link: Kiel.de „Masterplan“ Klimaschutzstadt.Kiel100%
Damit hinkt die Stadt vielen Gemeinden aus Schleswig-Holstein nun hinterher: Die meisten haben sich das Ziel für 2030 vorgenommen. Sie folgen damit den Empfehlungen von Experten und der UN.
Meine Ansicht: Kiel ist vom Vorreiter zum Nachzügler geworden!
Kiel – Klima-Konzepte mit Defiziten
Die in Kiel ausgearbeiteten Konzepte weisen inzwischen jedoch starke Defizite auf. Mal drei schwerwiegende Beispiele:
- Andere Städte haben längst Umsetzung bis in Ämter und Stadtteile ausgearbeitet.
- Detail-Konzepte sind veröffentlicht und damit transparent. Auch Ortsbeiräte, Bauwirtschaft und Stadtplanung können sich so gemeinsam auf die Herausforderungen einstellen und die Chancen nutzen. Denn die Umsetzung („Implementierung“) braucht langfristig-vorsorgende Planung, sonst wird es richtig teuer …!
- Klima-Anpassung ist für Kiel trotzdem kein Schwerpunkt geworden, obwohl z.B. Karlsruhe schon seit 2013 ein eigenes Konzept ausgearbeitet hat.
Auch die Kommunikation mit Bürgern ist nicht mehr „state of the art“.
Meine Meinung: Es ist höchste Zeit, die Klima-Politik erneut öffentlich anzumahnen.
Klimastreik oder Bürgerbeteiligung
Wie sehr der Klimawandel Kiel trifft, wollen viele Einwohner nicht wahr haben. Der Klimastreik von Schülern wird vielfach kritisiert. Dabei geht es gar nicht darum, ob der Klimawandel „vom Menschen gemacht ist“. Wir müssen mit dem was passiert auch dann umgehen, wenn es „nur“ und „ausschließlich“ der Lauf der Natur ist.
Leider ist dies schon 2018 gescheitert, als erste städtische Bäume verdurstet sind. Statt hier allein auf städtische Mittel bzw. das Grünflächenamt zu setzen, könnten die Bürger helfen.
Vorschlag: Wenn allein die Klimastreikenden eigenes Duschwasser (sog. Grauwasser) sammeln würden, kämen täglich Tonnen (jeweils 1.000 L!) von Gießwasser zusammen. O.K., seifenfreies Wasser sollte es schon sein. Doch auch das bekommt man mit ein bisschen Praxis in 3 Minuten jeden Morgen hin. 2-3 Liter täglich sollten drin sein, ich schaffe seit 2018 meist 3 bis 5 Liter jeden Tag.
Bei nur 10.000 Teilnehmern wären dies mindestens 20. bis 30.000 Liter am Tag. Oder 20 bis 30 Tonnen echtes „Recycling“-Wasser! Dies ist Wasser, welches sonst nutzlos als Abwasser verschwindet. Trotz Dürre. Klimastreik und Wasser spenden – eine gute Kombination.
- Laut Kieler Nachricht (Chr. Jahns, 17.07.2018) wurde in der Landeshauptstadt für Schleswig-Holstein zwar gießen „erlaubt“, ein Aufruf aber nicht für nötig erachtet.
Aufrufe zum Gießen hat es dagegen auch 2019 gegeben:
- Leipzig > mit Link auch zu 2018 MDR „Leipzig ruft zum Gießen der Stadtbäume auf“
- Jüterbog auf eigener Stadtseite: „Bitte helfen Sie den Bäumen! Aufruf zum Gießen“
Meine Meinung: Das nenne ich echte Bürgerbeteiligung! Angesichts der vielfältigen ökologischen Funktion der Bäume muss man einfach mit kleinen Beiträgen helfen. Und die Stadt? Die muss sich endlich „helfen“ lassen! Im Kleinen und beim so genannten Klima-Masterplan. Auch dafür sollten wir zum Klimastreik gehen.