Archiv der Kategorie: Stadtteile

Zwischen Sorge und Optimismus im Meimersdorfer Moor

Meine Gespräche mit einigen Menschen vom Meimersdorfer Moor über die drohende Südspange sind typisch für den Umgang von Betroffenen mit diesem Thema: Viele stecken den Kopf in den Sand und glauben einfach nicht, dass ihre Heimat bedroht ist. Und vielleicht werden sie mit ihrem Optimismus am Ende sogar recht haben.

Idylle am Stadtrand droht unter Autobahnkreuz zu verschwinden

Die Straße Meimersdorfer Moor verläuft am Stadtrand von Kiel parallel zur B404. Fünf Häuser, dahinter ein Gänseacker, ein Reitplatz und die ausgedehnten Wiesen des gleichnamigen Moors mit Einstieg in den Eidertal-Wanderweg. Einige der Häuser sind alt: eines stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert, bei der Renovierung fanden sich Bierflaschen von 1790, erzählt der Besitzer. Ein anderes Haus datiert von um 1900. Trotz Nähe zur stark befahrenen Bundesstraße ist es erstaunlich ruhig. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Straße Meimersdorfer Moor sehr tief liegt.

Auf der anderen Seite der B404 befinden sich die Kleingärtenkolonien Weinberg und Bielenbergkoppel. Im Norden grenzt das Vieburger Gehölz an. Hier lässt es sich also gut leben. Leider gibt es für diese Idylle keine Bestandsgarantie.

Anwohner zwischen Sorge und Optimismus

Denn über dem Fünf-Häuser-Dorf hängt wie ein Damokles-Schwert die Möglichkeit eines gigantischen Straßenbauprojekts. Sollte die Südspange gebaut werden, würde ein Autobahnkreuz diese Häuser vernichten. „Dann werden wir platt gemacht“, drückt es Susanne Schlüter ganz drastisch aus. Sie betreibt in einem der Häuser einen Second Hand Laden.

Andere Bewohner sind optimistischer eingestellt. Fritz Wolter überlegt, seine Wohnung zu renovieren, denn er glaubt nicht, dass die Südspange kommt.

Eines der Häuser wird gerade aufwendig saniert: Das Parterre ist schon hinter Dämmung und Verblendung mit Ziegeln versorgt.

Ich sprach mit Herrn Hüttmann, der selber nicht in dieser Straße wohnt, aber ihm und seiner Familie gehören hier Hinterland und drei Immobilien. Er erzählt, dass die Stadt ihm vor 30 Jahren erzählte, es würde bald losgehen mit der Südspange. Er habe dennoch seine Häuser renoviert. Und jetzt ist er ganz optimistisch, dass die Südspange nie kommen wird. „Ich glaube da nicht mehr dran.“

Noch keine Entschädigungsverhandlungen

Herr Hüttmann sagt, es habe noch keine Entschädigungsverhandlungen gegeben. Das bestätigt mir auch die DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH ). Eine Variantenprüfung sei noch in Arbeit. „Mit dem Flächenmanagement werden wir uns befassen, sobald es eine Vorzugsvariante gibt bzw. die DEGES in die Vorplanung ginge“, so Pressesprecher Herr Evert.

Morgen ist die Anbindung der A21 und die Südspange Thema eines Antrags von der Ratsfraktion Die Linke in der Ratsversammlung. „Die Ratsversammlung appelliert an den Bund, von der Umsetzung des Baus der „Ostuferentlastungsstraße Kiel“, der sogenannten „Südspange“ und dem Ausbau der A21 in Kiel bzw. dem Ausbau der B404 auf dem Kieler Stadtgebiet Abstand zu nehmen und die weiteren Planungen für diese Projekte umgehend einzustellen.“ Diese Straßenbaupläne sind tatsächlich Planungen des Bundes, allerdings würden sie wohl kaum gegen den erklärten Willen der Stadt durchgedrückt werden.

Meine Gespräche mit Betroffenen zeigen die typische Mischung aus Sorge und Optimismus, die mir bei diesem Thema begegnen. Ob der Optimismus berechtigt ist, wird sich zeigen, wenn das Gutachten zur Variantenprüfung öffentlich gemacht wird und die Entscheidung für eine Vorzugsvariante fällt.

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Südspange oder nicht Südspange, das ist hier die Frage

Südspange und A21-Anbindung: über die Zusammenarbeit zwischen Deges und LHKiel

Südspange Kiel – Ausbau B404/ A21

Sophienkontor ist fast fertig

Das „Sophienkontor“ gegenüber dem Hauptbahnhof steht kurz vor der Eröffnung. Das Baugerüst ist abgebaut und Ende April/ Anfang Mai können die ersten Mieter einziehen. Bis auf fünf sind alle Büroflächen vermietet. Andre Schmidt vom Investor „urban space“ berichtet, dass auch schon Interessenten für die verbleibenden Flächen in Verhandlung getreten sind.

Im Parterre wird es ein Café geben. Die Krankenkasse „IKK – Die Innovationskasse“ wird ein Kundenzentrum hier eröffnen. Für eine der Flächen im Parterre sucht „urban space“ noch Mieter.

Ursprünglich sollte das „Sophienkontor“ schon letztes Jahr fertig werden. Aufgrund schwieriger Bodenarbeiten hat es länger gedauert. Ökologisch hat das Gebäude einen ehrgeizigen Standard verfolgt. Die Zertifizierung für den Goldstandard der DGNB ( Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) läuft. Gold ist die zweitbeste Kategorie (nach Platin).

Das Gebäude fügt sich harmonisch zwischen einem Altbau auf der einen Seite und einem neueren Gebäude auf der anderen Seite ein und nimmt thematisch die unterschiedlichen Höhen auf. Bei bedecktem Himmel wirkt die Fassade zwar ziemlich monoton. Anders soll es bei Sonnenschein aussehen, denn die Ziegelsteine wurden so gesetzt, dass sie das Licht in verschiedene Richtungen reflektieren.

Die Eckdaten des Büro- und Geschäftshauses „Sophienkontor“:

Baubeginn war 2019.

Bruttogeschossfläche Gesamt: ca. 11.719 qm
Planung/Realisierung: 2017 – 2021
Architekten: Florian Fischötter Architekten Hamburg

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Portfolio Sophienkontor

So sah es vorher aus

Kiel: Zwei Männer durch Messerstiche verletzt

Polizieliche Meldung: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden zwei Männer in der Kieler Innenstadt durch Messerstiche verletzt. Die Kriminalpolizei und das 2. Polizeirevier haben die Ermittlungen aufgenommen und suchen Zeuginnen und Zeugen.

Um kurz nach 02:00 Uhr in der Nacht habe ein 21-jähriger Mann in einer Bushaltestelle am Martensdamm auf seine Freundin gewartet. Diese habe ihn abholen wollen. Plötzlich sei ein ihm unbekannter Mann auf ihn zugekommen und habe ihm unvermittelt zweimal mit einem Messer in den Oberschenkel gestochen. Nach derzeitigem Ermittlungsstand habe der Täter den 21-Jährigen zur Herausgabe seines Portemonnaies aufgefordert. Als der Geschädigte dies verneint habe, soll der Täter zwei weitere Male zugestochen haben. Im Anschluss daran sei der Täter in unbekannte Richtung geflohen. Der Geschädigte kam nach einer notärztlichen Behandlung mit einem Rettungswagen in eine Kieler Klinik. Lebensgefahr besteht nicht.

Der Täter wurde als circa 20 bis 25 Jahre alt und 180 cm groß mit dunklen Haaren beschrieben. Er sei dunkel gekleidet gewesen. Der Geschädigte habe den Phänotyp als arabisch beschrieben.

Das Kommissariat 13 der Kieler Kriminalpolizei hat die Ermittlungen bezüglich einer versuchten schweren Raubstraftat mit einem Messer aufgenommen.

Circa zwanzig Minuten zuvor habe sich eine ähnliche Tat im Bereich einer Bushaltestelle in Höhe der Straße Lehmberg ereignet. Dort trafen die eingesetzten Beamten auf einen 16-Jährigen mit einer stark blutenden Wunde am Oberschenkel. Es besteht der Verdacht, dass er durch ein Messer verletzt worden ist. Wo die Tat sich genau ereignet hat, ist derzeit noch unklar. Zu einer Raubstraftat ist es in diesem Fall nach derzeitigem Stand nicht gekommen. Der unbekannte Tatverdächtige sei vermutlich in Richtung Dreiecksplatz geflüchtet. Der 16-Jährige kam ebenfalls zur weiteren Behandlung mit einem Rettungswagen in eine Kieler Klinik. Es wird ein Verfahren wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung eingeleitet.

Personen, die Angaben zu den Tatgeschehen oder möglichen Tatverdächtigen machen können, werden gebeten, sich mit den Beamtinnen und Beamten der Kieler Kriminalpolizei unter der Rufnummer 0431 / 160 3333 in Verbindung zu setzen.

Bremerskamp: der Campus wächst

Die Pläne für die Campus-Erweiterung an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) sind schon relativ weit gediehen. Im Rahmen der „frühzeitigen Beteiligung“ stellten die Veranwortlichen der CAU das Projekt am 21. Januar in einer Online-Veranstaltung vor.

Auf zehn Hektar, nordöstlich angrenzend an den bestehenden Campus, in der Beuge der Olshausenstraße, sollen Gebäude für Forschung und Verwaltung, Studierendenwohnheime, ein Rechenzentrum, ein Parkhaus, ein Mobilitätszentrum und eine Mensa entstehen. Auch ein neuer Teich wird angelegt.

In der Zukunft könnte noch ein weiteres Institut und ein zweiter Mobilitätshub dazukommen. Die Baufelder, das sind jetzt Wiesen und Gärten, können in den nächsten Wochen vorbereitet werden.

Für die Studierenden und die Lehrenden wurde die Campus-Erweiterung in der Video-Präsentation als Gewinn dargestellt. Die CAU ist für weniger Studierende als die jetzt 28.000 ausgelegt. „Deshalb dienen die Bauvorhaben mehr der Verbesserung der Bedingungen“, sagte Claudia Meyer auf die Frage, ob sie mit einer Zunahme an Studierendenzahlen rechne.

Platz zum Arbeiten, mal mehr mal weniger

In der neuen Zentralbibliothek sollen mehr Arbeitsplätze für für Einzel- , Gruppen- und digitale Arbeit entstehen. In allen Gebäuden soll es Arbeitsplätze für Studierende geben, mit besserer WLAN-Verbindung für unterschiedliche Endgeräte. Auch im Außenbereich werden Studierende Steckdosen für ihre digitalen Endgeräte vorfinden.

Angestellte in Verwaltung und im Labor müssen sich dagegen auf weniger Platz einstellen. Im Sinne einer „Flächensuffizienz“ fallen die Arbeitsplätze kleiner aus, einige Mitarbeiter werden sich den Schreibtisch oder Laborplatz teilen müssen. Es werden dennoch attraktive Arbeitsplätze versprach Dr. Uwe Pfründer vom CAU Gebäudemanagement.

CO2-armes Bauen, aber auch Naturzerstörung

Im parallelen Chat konnte das Publikum Fragen stellen. Viele Fragen betrafen die Flora und Fauna. Insgesamt wird viel Natur zerstört, sagte Alice Vollenbroeker vom Gebäudemanagement. Aber die wesentlichen der großen Bäume entlang der Olshausenstraße bleiben stehen, und es wird eine Flugschneise mit Bäumen quer durch das Gebiet für die Fledermäuse geben. Ausgerechnet für das Ökozentrum müssen jedoch Bäume fallen.

Die Gebäude sollen möglichst CO2-neutral konstruiert werden. Das bedeutet: ein hoher Dämmstatus mit passiver Lüftung wird angestrebt. Als Baumaterialien wird recycelter Beton oder Kalksandstein oder Holz verwendet. Urban Mining, das Recyceln von Baumaterialien ist das neue Buzzword.

„Die Abwärme der Labore wollen wir für alle anderen Gebäude nutzen“, sagte Dr. Uwe Pfründer. Ein ausgeklügeltes System aus Wärmepumpen und Speicher soll die Wärme speichern bis sie gebraucht wird. Auch die IT-Abwärme aus dem Rechenzentrum kann so umgeleitet werden.

Mobilität am Bremerskamp

Alle Neubauten erhalten eine Fahrradinfrastruktur: Duschen, überdachte Stellplätze, Ladestation für E-Bikes und Anbindung an die Veloroute.

Ein Mobility-Hub verbindet die unterschiedlichen Verkehrsmittel. Die meisten der Fahrradstellplätze kommen in den Mobilitätshub. Eventuell wird auch die Straßenbahn durch die Olshausenstraße zum Bremerskamp fahren. Parkplätze und ein Parkhaus wird es natürlich auch geben.

Ein weiteres Parkhaus entsteht am Westring. Langfristig könnte Parkraum auch zurückgebaut werden.

Die Visualisierung im Beitragsbild ist nur eine Möglichkeit. Die genaue Ausgestaltung der Gebäude steht noch nicht fest.

Die meisten Gebäude werden fünf Geschosse haben. Ganz im Nordosten soll das Max-Rubner-Institut entstehen, ein Bundesforschungsinstitut.

Die Mensa wird Essen auch an Stationen in den Fakultätsgebäuden ausliefern.

Die Planungsunterlagen können vom 17. Januar bis 4. Februar 2022 im Rathaus, Fleethörn 9, 24103 Kiel, während der allgemeinen Dienstzeiten in den Schaukästen auf dem Flur im Bereich des Zimmers 462a/b (4. Geschoss) eingesehen werden. Die Schaukästen sind frei zugänglich.

Wenn Studierende direkt auf dem Campus wohnen, wird das ein belebteres Quartier, so die Hoffnung.

(Foto: Eine Visualisierung von Schmieder-Dau-Architekten)

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Neues Stadtviertel an der Christian-Abrechts-Universität

Grünhunger im Lockdown

Geisterdiskussion um Gewerbefläche

Ende 2021 revidierte die rot-grüne Kooperation einen Beschluss: Sie verkleinerte das designierte Gewerbegebiet Boelckestraße Süd um ein Baufeld. Dieses soll artenreiches Grünland bleiben dürfen. Die Linke hatte das Projekt Boelckestraße Süd kritisiert und auch die Grünen waren unglücklich mit dem ursprünglichen Aufstellungsbeschluss.

Die FDP sieht das als wirtschaftsunfreundliche Tendenz. Ratsherr Dr. Soll (FDP) sagte in der Ratsversammlung vom 20. Januar: „Wir wollen nicht noch einmal erleben, dass Gewerbeflächen verkleinert werden.“

Der Antrag von FDP und CDU sah vor, dass die Belange der Betriebe in der Flächenkonkurrenz zwischen Ökologie und gewerblichen Bedarf immer zugunsten der Betriebe entschieden werden, wenn ein Ansiedlungswunsch besteht.

Oder wie Ratsherr Ove Schroeter es sarkastisch umformulierte: „Wir zerstören den Planeten, um die Wirtschaft zu retten.“

Der Antrag „Gewerbefläche sichern“ hatte keine Chance angenommen zu werden, sondern wurde ganz klar als Falle angeboten nach dem Motto: Wer nicht für mehr Gewerbefläche eintritt, ist wirtschaftsunfreundlich. Die Mehrheit der Ratsversammlung spielte nicht mit, denn es gibt viele Gründe, warum Kiel nicht immer mehr Gewerbefläche braucht.

Wenig Interesse der Wirtschaft am Gewerbegebiet Boelckestraße

Für Boelcke Süd gibt es noch gar keine Interessenten. OB Kämpfer: „Da gibt es noch nicht konkret den Betrieb , der da hinzieht.“ Das schräg gegenüberliegende Gewerbegebiet Boelcke Nord, das schon Baurecht hat, steht noch zu 75 Prozent leer.

Generell wird der wachsende Flächenbedarf angezweifelt. In Debatten über Gewerbeflächen – und auch wieder in dieser Debatte – fällt regelmäßig die Behauptung, Kiel würde jedes Jahr zusätzliche Gewerbefläche in Höhe von 6 Hektar benötigen. Ratsherr Langniß (Grüne): „Diese Zahl wird einfach immer weiter fortgeschrieben.“

Ratsherr Scheelje mokierte sich: „Dieser Aufschrei kommt gar nicht aus der Wirtschaft, sondern aus der FDP.“

Defizitärer Haushalt und andere Gründe für Bedarf an Gewerbeansiedlung

Es gibt gute Gründe für den Wunsch nach mehr Gewerbeansiedlung, die Ratsherr Dr. Soll aufzählte. Mehr Gewerbesteuer würde das Haushaltsdefizit verringern. Mehr Arbeitsplätze würde weniger Kosten für soziale Leistungen bedeuten. Studenten hätten nach dem Studium eine bessere Aussicht, hier einen ansprechenden Arbeitsplatz zu finden.

Allerdings ist es gar nicht so, wie wenn im großen Stil Gewerbeflächen verschwinden würden. In Boelcke Süd verschwinden 0,7 Hektar, gleichzeitig werden im Kieler Norden andere Gewerbeflächen entwickelt. Allein in Friedrichsort erwarb Kiel einen gewerblichen Altstandort in der Größe von 34 Hektar, der revitalisiert werden wird.

Ratsherr Scheelje plädierte generell für eine intensivere Nutzung bestehender Gewerbeflächen. Es gäbe überhaupt keinen Grund, warum Fabriken und Bürogebäude immer einstöckig sein müssen. Gleichzeitig bezeichnete er den derzeitigen „Flächenfraß“ als mit dem Leben auf diesem Planeten nicht zu vereinbaren. Auch Ratsfrau Schubert (SPD) erinnerte an die vielen Beschlüsse der Ratsversammlung für mehr Umweltschutz und Klimaverträglichkeit.

Es gibt genug Gewerbefläche

Insgesamt war es eine Geisterdiskussion. Es gibt in Kiel ausreichend Gewerbefläche, wie in der Diskussion in mehreren Redebeiträgen festgestellt wurde. Eine sinnlose Ausweitung von Gewerbegebieten schadet Umwelt und Klima, das war der mehrheitliche Konsens.

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Diskussion in der Ratsversammlung im Februar 2021 über Boelcke Süd

Grünland statt Gewerbe (KN-Artikel mit paywall)

Zukunftsareal Friedrichsort

Von Zellen und Bettensälen

Die Rathaus-Kooperation setzt sich für den Erhalt des ehemaligen Marineuntersuchungsgefängnis in der Wik ein. Es könnte zu einem Ort der Erinnerung an die grausame Nazidiktatur entwickelt werden. Auch Haus 3 im angrenzenden Anscharpark soll in das Sanierungskonzept eingebunden werden. Der Anscharpark in der Wik enthält eine Reihe von historischen Gebäuden.

Das Marineuntersuchungsgefängnis liegt an der Ecke Weimarer Straße und Rostocker Straße. Hier wurden während der Nazizeit etwa 100 Matrosen eingebuchtet, während sie auf ihre Hinrichtung warteten.

Das Marineuntersuchungsgefängnis ist in einem schlechten baulichen Zustand. Bettina Aust (Grüne) berichtet von einem Rundgang: Es riecht muffig. Die Zellen sind klein und dunkel. Manche haben Kettenringe an den Wänden.

Den Verfall aufhalten

Zur Zeit wird das Gebäude nur geheizt, um dem Verfall Einhalt zu gebieten. Durch den Beschluss der Ratsversammlung kann jetzt ein Konzept entwickelt werden, wie es weiter gehen könnte.

Das Haus 3 ist augenscheinlich in einem noch schlechteren baulichen Zustand. Hier handelt es sich um das frühere Garnisonslazarett mit großen Bettensälen. Während das Marineuntersuchungsgefängnis der Stadt gehört, befindet sich Haus 3 in Privatbesitz.

Baudezernentin Doris Grondke meinte, der Antrag würde sich auch gut in das Entwicklungskonzept für die Wik fügen.

CDU und FDP sorgten sich um die finanzielle Belastung und ob es genügend externe Fördermittel geben würde.

Der Antrag der Kooperation, der sich durchsetzte, sieht folgenden Stufenplan vor:

  • Ideensammlung mit allen Akteuren der Erinnerungskultur, der Kultur und des Stadtteils – offene Ausschreibung
  • Konzeptentwicklung
  • Konzeptabstimmung – mit Akteuren aus Erinnerungskultur – Kultur und Stadtteil
  • Sanierungsgutachten durch Architekturbüro auf Basis des Konzepts einschließlich Kostenschätzung
  • Machbarkeitsstudie auf Basis der Ergebnisse der Sanierungsgutachtens 

Am Ende könnte sich das Projekt als zu teuer herausstellen, aber zunächst einmal soll die Idee des Marineuntersuchungsgefängnis als Erinnerungsort entwickelt werden. Dabei spielt nicht nur die Zeit des Nationalsozialismus eine Rolle, sondern auch die Nähe zum Hafen. Die mutige Erhebung der Matrosen und Arbeiter leitete 1918 die erste deutsche Demokratie ein. Das Gebäude fungierte auch schon während der Kaiserzeit als Marine Arrestanstalt. So könnte das Gebäude ein wertvolles Teil der Kieler Erinnerungskultur werden, mit vielfältigen Bezügen zur deutschen Geschichte.

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MUG-Kiel, Marineuntersuchungsgefängnis

Matrosenaufstand ist Thema in Kiel

Kiel: Rohrbruch in der Holtenauer Straße

Aufgrund eines Rohrbruchs im Kieler Stadtteil Brunswik ist die Fernwärmeversorgung seit 7:30 Uhr vorübergehend unterbrochen. Die Stadtwerke Kiel isolierten den betroffenen Bereich rund um die Holtenauer Straße und konnten gegen 12 Uhr die Versorgung im restlichen Versorgungsgebiet stabilisieren. Eine Grundwärme für die nicht direkt durch den Rohrbruch betroffenen Haushalte in Kiel baut sich somit wieder langsam auf.

„Rund 500 Kunden rund um den Rohrbruch in der Holtenauer Straße sind im Zuge der Reparaturarbeiten jedoch noch ohne Wärme. Zur voraussichtlichen Dauer können wir leider noch keine Aussagen machen. Wir arbeiten weiter unter Hochdruck und bitten um Geduld. Wir sind uns bewusst, dass die Einschränkungen aktuell unangenehm sind“, teilt Sönke Schuster, Sprecher der Stadtwerke Kiel AG, mit.

Grünes Wasser im Kleinen Kiel

Durch das rund 374 Kilometer lange Leitungsnetz fließt bis zu 115 Grad heißes Wasser. Dieses ist zur besseren Lokalisierung bei Rohrbrüchen eingefärbt. Das ausgetretene Wasser führt nun auch zur Grünfärbung in angrenzenden Gewässern, wie auch dem Kleinen Kiel.

Höffner: Was passiert auf der Ausgleichsfläche?

Auf der Ausgleichsfläche (im Bebauungsplan als „Maßnahmenfläche“ bezeichnet) neben dem Möbelmarkt-Zentrum am Prüner Schlag haben erste Vorbereitungen begonnen. Ein Minibagger entfernt Brombeeren auf der 6,2 Hektar großen Fläche.

Die eigentlichen Arbeiten zur Wiederherstellung der Vegetation und auch zur ökologischen Aufwertung sind in einem nun veröffentlichten Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) festgehalten. Die Wiederherstellung ist ein wichtiger Punkt, denn bekanntlich wurde das Areal Ende 2020 sehr rabiat gerodet. Unter anderem wurden fast 900 Meter Hecke herausgerissen, die jetzt überwiegend nachgepflanzt werden sollen. Andreas Galka von der Initiative „Projekt Prüner Park“ sagte auf einem gemeinsamen Rundgang dazu: „Es ist schön, dass es diese Vorgabe gibt, aber ich möchte sehen, dass es auch wirklich geschieht.“

Die Initiative „Projekt Prüner Park“ kritisierte dem Bau- und Umweltdezernat gegenüber die Anlage eines Schotterwegs für die Feuerwehr, weil der Schotter bis in den Wurzelbereich einer Weißdornhecke geschüttet wurde. Mittlerweile ist dieser Schotter wieder entfernt worden, allerdings sind die Heckenpflanzen an vielen Stellen sichtbar beschädigt.

Ziel: Wie Kleingärten, nur ohne Kleingärtner

Das Ziel der Maßnahmen besteht in einer kleinteiligen Landschaft mit Wiesen, Hecken und Saumbiotopen, die vielen Vögel-, Insekten- und Fledermausarten Nahrung und Lebensraum bietet. Unter den hier 2013 nachgewiesenen 59 Vogelarten gab es neben weitverbreiteten Arten auch spezialisiertere wie etwa Gartenrotschwanz, Trauerschnäpper und Girlitz. Auch war das Areal vor 2013 ein bedeutsames Biotop für Fledermäuse in Kiel, und das soll es wieder werden.

Der PEP , erstellt von Kieler Ingenieursbüro ipp, sieht im Einzelnen vor:

a) Säuberungs- und Vorarbeiten
b) Knicklückenschließungen
c) Schnittheckenpflanzungen und -ergänzungen
d) Pflanzmaßnahmen von Obstbäumen vorrangig „Alter Sorten“, sowie von
Insekten- und Bienenweidegehölzen und Nadelgehölzgruppen
e) Entwicklung von Blüten-Wiesenbereichen aus Regiosaat
f) Entwicklung von Kleingewässern in vorh. Geländemulden
g) Uferinitialpflanzungen, Lese- und Totholzhaufen als Kleinbiotope
h) Pflanzung von Gehölz- und Waldmantelflächen
i) Einzäunung der Wanderwege und Maßnahmenflächen
j) Integration von öffentlichen Wanderwegen
k) Umsetzung und Dokumentation artenschutzrechtlich erforderlicher Maß-
nahmen (z.B. Installation und Wartung von Fledermaus- und Vogelkästen)
l) Darstellung in Karten, Text und Tabellen
m) Umgang mit Ausbreitungsflächen von invasiven Pflanzenarten (u.a. Rie-
senbärenklau/Herkulesstaude)
n) Neupflanzung von Ziergehölzen
o) Erhaltung von Stauden – und Frühjahrszwiebelbereichen

Der Pflege und Entwicklungsplan (PEP) für die Höffner Ausgleichsfläche geht ins Detail

Auf 59 Seiten geht der Plan ins Detail, was Ort, Art und Pflege der Pflanzungen anbetrifft. Hier einige der Vorgaben:

  • Die Fledermauskästen müssen bis zur „Fledermaussaison“ im März 2022 wieder hängen.
  • Für die Girlitze werden fünf Wacholder- und Eibengruppen gepflanzt.
  • Die Kammmolche, die es einst auf dem Areal gab, bekommen vier Teiche.
  • An der Zufahrt zur „Großen Grünen Schützengilde“ sollen zehn Winterlinden gepflanzt werden.
  • Unter den 174 zu pflanzenden Obstbäumen sind auch seltene Arte wie „Altländer Pfannkuchen“ und „Doppelter Prinzenapfel“.
  • Zu den zerstörten Hecken schreibt der PEP: „Anhand der Bestandskartierungen des Büros GRIMM wurden insgesamt 885 m Hecken zerstört. Diese Heckenlücken müssen, wenn sie nicht für Pflegewege benötigt werden, alle wieder mit Heckenpflanzen hergestellt werden.“ Zusätzlich sind 1.500 Meter Hecke neu zu pflanzen.
  • Die Blühwiesen haben eine Fläche von insgesamt 6.000 Quadratmeter.

Ein Teil der entstandenen Schäden kann nicht vor Ort wieder gut gemacht werden, dafür kauft die Krieger-Gruppe Ausgleichsflächen im Kreis Rendsburg-Eckernförde.

Die spannende Frage wird sein, ob diese Maßnahmen auch umgesetzt werden. Nicht nur eine biologische Fachbegleitung, sondern auch die Initiative „Projekt Prüner Park“ werden ein wachsames Auge auf die Entwicklung werfen.

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https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/kiel_plant_baut/_dokumente_moebel_kraft/_2021-11-24__PEP_Gesamt-2021(Abgabe).pdf

Zaun um die Höffner-Ausgleichsfläche

Bericht über die Rodung Ende 2020

Wagengruppe Schlagloch: Alternative zu teurem Wohnraum

Die Wagengruppe Schlagloch plädiert in einem offenen Brief für einen legalen Platz auf dem MFG-5-Gelände. Mit ihrer klimafreundlichen Lebensart in Bauwagen und umgebauten LKWs würden sie gut in dieses Quartier passen, das besonders nachhaltig sein soll. Hier der ganze Text:

Offener Brief an alle Ratsmitglieder, den Bauausschuss, Sozialausschuss
und den Oberbürgermeister Kämpfer – Wagengruppe Schlagloch jetzt auf das MFG 5 Gelände!
 
In Zeiten, in denen die Klimaschutzstadt Kiel eine Vorreiterrolle einnehmen will, in denen Wohnraum zu teurem Luxus geworden ist und unkommerzielle Räume für Kultur- und zwischenmenschliche Begegnung bedroht sind (obwohl diese alltägliche Solidarität aufbauen, wie z.B. das Li(e)ber Anders zeigt.), müssen wir, die Wagengruppe Schlagloch, welche bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und kulturelles sowie solidarisches miteinander verbindet, in Unsicherheit leben. 


Seit 4 nervenzehrenden Jahren müssen wir weiter Flächen besetzen und für gemeinschaftliches Leben kämpfen! Eine legalisierte Lösung ist nicht in Sicht! Die Stadt Kiel ignoriert uns bisher weitgehend. Die zahlreichen von uns vorgeschlagenen Flächen für alternative Wohnformen und der Schaffung eines unkommerziellen und solidarischen Ortes wurden unter fadenscheinigen Begründungen von der Verwaltung abgelehnt. Es bleibt bei einem Alibi-Angebot einer nicht nutzbaren Fläche.


Uns ist sehr wohl klar, dass wir nicht im Mittelpunkt einer marktförmigen Stadtentwicklung stehen und im kommunalen und regionalen Standortwettbewerb nicht die Investor:Innen mit großen Brieftaschen sind, die sich die Stadt Kiel für ihre Flächen wünscht. Das zeigt sich, nur um einige von vielen Beispielen zu nennen, am Bau von Luxuswohnungen an der Hörn neben dem Schwimmbad, an dem nicht Nutzen des Vorkaufsrechts beim ehemaligen Postgelände in Gaarden (auf dem hunderte Wohnungen mit städtisch gefördertem und bezahlbarem Wohnraum
hätten entstehen können), oder am nicht Einhalten der selbst schon viel zu niedrig gesteckten Ziele an gefördertem Wohnraum im Neubaugebiet Hörn (14,7% statt 30% sozialer Wohnungsbau).


Uns ist aber genauso klar, dass wir Teil einer konkret umsetzbaren Alternative zu teurem Wohnraum, Klimazerstörung, sowie gesellschaftlicher Isolation und Vereinsamung sind, für die es sich lohnt, weiter zu streiten! Die Stadt Kiel kann und darf das nicht weiter ignorieren!


Mit dem MFG 5 Gelände hat die Stadt eine Chance zu beweisen, wofür sie in Zukunft stehen will! Weiter für Privatisierung im Wohnungsbau, welcher die Wohnungsnot und die gesellschaftliche Spaltung weiter zuspitzt oder für eine Stadt in der Alle gut und gerne Leben können.
Hierzu gehören, neben geförderten und bezahlbaren Wohnraum, sowie nachhaltiger Energiegewinnung, eben auch Wagenplätze als alternative, kostengünstige Wohnformen und Orte der Begegnung.

Legales Wohnen auf Wagenplätzen ist durch Flächenumschreibungen oder dauerhafte Duldungen,
realisierbar!


Hierfür bietet das MFG 5 Gelände beste Bedingungen. Bis zum tatsächlichen Baubeginn werden noch ein paar Jahre ins Land gehen, in denen wir diesen Ort bereits mit Leben füllen, dort wohnen und einen Treffpunkt des Austauschs, der Begegnung und kultureller sowie politischer Aktivität gestalten können.

Nach 4 Jahren rastloser Besetzung von mehr als 20 Orten, wird es Zeit für eine Legalisierung!
Das fordern wir von der Stadt Kiel:


  • Eine Zwischennutzung, auf einem Stück Grünstreifen vom MFG 5 Gelände für die Wagengruppe Schlagloch bis zum Baubeginn. Einer Sanierung von Gebäuden stehen wir dabei nicht im Weg.
  • Weiter fordern wir eine Einbindung des Wagenplatzes Schlagloch in die zukünftige städtische Planung für das MFG 5 Gelände. Wir passen maßgeschneidert in die
    Planungen für ein Quartier der Nachhaltigkeit, Mobilität, Klimaneutralität und Innovation, wie es in der Pressemitteilung zur Verkündung der Gewinner:Innen des Planungswettbewerbes für das Gelände heißt.

Wir haben nach über 4 Jahren Ignoranz und Ablehnung seitens der Stadt, keine großen Hoffnungen mehr. Trotzdem sind wir weiterhin dazu bereit mit der Stadt Kiel gemeinsam an einer Realisierung einer legalisierten Fläche für den Wagenplatz Schlagloch zu arbeiten!


Wir haben das Recht, als Teil dieser Stadt, einen Ort zum Leben und zum Bleiben zu haben. Und bis dahin werden wir zur Not weiter Flächen besetzten. 
Für legale Wagenplätze! Jetzt! 

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Website der Wagengruppe

MFG-5-Gelände

Wagengruppe Schlagloch in der Stormanstraße

Möbel Höffner: Hunderte von Sitzgarnituren

Seit Beginn dieses Blogs im Jahr 2014 berichten wir über das Möbelmarktzentrum am Westring. Jetzt steht der große rote Kasten am Westring, und ich war gespannt, was mich erwartet.

Das Kiesbeet vor dem Haupteingang zum Möbelhaus lässt an den gärtnerischen Fähigkeiten des Krieger-Konzerns schon einmal zweifeln. Was doch relevant ist, da noch die Wiederherstellung der angrenzenden Ausgleichsfläche ansteht.

Im Inneren erschlägt mich das Angebot. Auf vier Etagen und insgesamt 40.000 Quadratmeter Verkaufsfläche präsentieren sich Tische, Betten, Sofas, Kühlschränke, Teppiche, Gardinen und und und….. Es sollen allein über 700 Sitzgarnituren zur Auswahl stehen!

Der Stil der Möbel gefällt mir, aber hier etwas auszuwählen, wäre mir unmöglich. Vielleicht blind abzählen!

Ich hatte erwartet, dass ein so großes Möbelhaus unterschiedliche Stile anbietet, von jugendlich flippig über skandinavisch bis klassisch-edel. Tatsächlich sind die Möbel in einem einheitlichen Stil, den ich als unaufgeregten Schick beschreiben würde. Somit sind alle Möbel problemlos untereinander kombinierbar.

Im obersten Stock befindet sich eine Cafeteria, mit Salatbar und frisch im Wok zubereiteten Gerichten. Ich wählte das einzige vegetarische Gericht, das dann vor meinen Augen mit ganz viel Gemüse gekocht wurde.

Deko-Artikel findet man bei Möbel Höffner nicht, denn die Abmachung war, dass keine zentren-relevanten Güter verkauft werden dürfen. Gewundert habe ich mich dann doch über das beachtliche Sortiment an Küchengeräten wie Toaster oder Wasserkocher. Das sind Artikel, die man eigentlich ebenfalls im Zentrum kaufen kann, etwa bei Saturn oder Karstadt.

Möbel Höffner eröffnete Ende Oktober und Ende Dezember auch der Discounter Möbel Sconto nebenan. Auf zwei Etagen präsentieren sich hier Möbel zum Mitnehmen. Nach dem IKEA-Prinzip erhalten die Kunden ihre Ware an der Ausgabe im Karton verpackt. Mit etwas Geschick wird dann zu Hause montiert.

Habt ihr schon das Möbelzentrum besucht? Was war euer Eindruck? Ich freue mich über Kommentare!

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Höffner eröffnet neuen Standort in Kiel

Hoffnung statt Höffner