Archiv der Kategorie: Stadtteile

Don’t feed the rats

Die Aktionswoche „Kiel gegen Ratten“ vom 23.- 31. Oktober 2021 wurde letzte Woche im Sozialausschuss diskutiert. Es lag ein Ergebnisbericht vor. Fazit: Die Rattensichtungen haben 2021 gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Eine präzisere Erfassung der Anzahl der Ratten gibt es nicht. Die Sichtungen wurden hauptsächlich von Mitarbeitern des ABK gemeldet. Sie scheuchen beim Leeren der Mülltonnen häufig Ratten auf.

Neben einer Serie von Plakaten mit der Aufschrift „Don’t feed the rats“, die im ganzen Stadtgebiet angebracht wurden, konzentrierten sich die Maßnahmen auf Gaarden-Ost. Dieser Stadtteil hat augenscheinlich ein massives Müllproblem. In keinem anderen Stadtteil sind überquellende Mülltonne, spontane Müllablagerungen und Littering so verbreitet wie in Gaarden-Ost. Der Vorsitzende des Ausschusses Ratsherr Nesimi Temel (SPD) wehrte sich in der Diskussion dagegen, dass Gaarden auf Ratten und Müll reduziert wird, und verwies auf das Programm Gaarden hoch zehn, für das es bald einen neuen Bericht geben wird. Allerdings ist der nachlässige Umgang mit dem Abfall ein hartnäckiges Gaardener Problem, das den Stadtteil auch optisch prägt.

Ein Müllgipfel vor der Pandemie bot eine Bühne für Analysen und Lösungsvorschläge, siehe Link unten.

Don’t feed the rats. Plakate und Aktionen in Gaarden-Ost

  • Die Eigentümer im Gaarden-Ost bekamen Tipps, wie sie ihre Grundstücke von Ratten freihalten und wurden ermuntert, Rattenbefall zu melden.
  • Auf den städtischen Grundstücken und im Sport-und begegnungspark sollten bodenbedeckende Begrünungen soweit zurückgeschnitten werden, dass die Ratten dort nicht unterschlüpfen können.
  • Mitglieder des Kommunalen Ordnungsdienstes begleiteten die Müllabfuhr, um zu kontrollieren, wie es auf den Hinterhöfen aussieht.
  • Nach der neuen Kieler Rattenverordnung kostet es Eigentümer bzw Hausverwaltungen mindesten 250 Euro, wenn nicht für Ordnung auf dem Hof gesorgt wird. Es dürfen keine Nahrungsmittel, auch nicht in Abfalltüten verpackt, außerhalb der Tonnen liegen.
  • Der ABK tauscht regelmäßig Tonnen mit Löchern aus. Die Löcher sind ein Zeichen, dass Ratten sich einen Zugang geschaffen haben.
  • Vermieter erhielten Infomaterial in verschiedenen Sprachen zum Aushängen in den Hausfluren.

Das sporadische Auslegen von Rattengift in der Stadt ist nicht mehr erlaubt. Ausnahme ist ein plötzlicher Anstieg des Rattenbefalls. Hier kann es konzertierte, zeitlich begrenzte Aktionen von Verwaltung und Bürgeschaft geben. Ansonsten ist das Mittel der Wahl in der Rattenbekämpfung: Don’t feed the rats!

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mit paywall: Kiel hat ein Rattenproblem: So soll es gelöst werden

Müllgipfel: vorsichtiger Optimismus

Debatte um Mobilitätswende in Kiel

Kein Thema bringt Kiel so in Wallung wie das Thema Mobilitätswende. In der letzten Ratsversammlung schlugen die Wellen hoch während der Aktuellen Stunde über den Themenkomplex Parken, Tempo 30 und Fahrradverkehr. Dabei spielte eine fiktive ältere Person mit Rollator eine gewisse Rolle, diente sie doch sowohl den Befürwortern als auch den Gegnern des Gehweg-Parkens als Begründung der jeweiligen Position. Aber nun der Reihe nach:

Genügen 1,20 Breite für Gehwege?

Das aufgesetzte Parken soll in Kiel allmählich verboten werden. Die Vorgehensweise: wenn sich ein Anwohner beschwert, dass der Gehweg nicht breit genug ist, gibt es eine Begehung, und wenn es sich herausstellt, dass die Breite des Gehwegs wegen parkender Autos nicht dem Gesetz entspricht, sind Parkverbote die Folge. Das Beispiel, das in der Aktuellen Stunde besonders hervorgehoben wurde, ist die Clausewitzstraße in der Nähe des Blücherplatzes. Hier parken Autos auf beiden Seiten der Straße auf dem Gehweg. Ratsherr Florian Weigel (CDU) hat nachgemessen und meint, es wären durchweg noch 1,20 bis 1,40 Meter Platz für Fußgänger. Allerdings fordert das Gesetz 1,80 Meter, darauf wies Ratsherr Max Dregelies (SPD) hin. Und im Verkehrsentwicklungsplan von 2008 habe man eine Ende des Gehweg-Parkens auch mit den Stimmen der CDU beschlossen.

Auftritt der fiktiven älteren Person mit Rollator: Die einen argumentierten, dass diese Person ein Auto, das vor der Tür parkt, braucht, weil sie nicht bis zur nächsten Bushaltestelle gehen kann. Ganz davon abgesehen, dass es keine Garantie für einen Parkplatz direkt vor der Tür gibt, argumentierten die anderen, dass es oft kein Durchkommen auf dem zugeparkten Gehweg gäbe, vor allem wenn möglicherweise ein Rollstuhl entgegenkommt. Bezeichnenderweise macht sich gerade der Seniorenbeirat für das Freihalten von Gehwegen stark.

Die Mobilitätswende ist notwendig wegen der steigenden Zahl von PKWs

Im Grunde zeigte sich bei dieser Debatte wie so oft: die eigentlichen Feinde der Autofahrer sind weder Fußgänger (mit oder ohne Rollator), noch Fahrradfahrer noch die Politik, sondern die anderen Autofahrer. Es gibt zu viele. Während die Einwohnerzahl von Kiel stagniert, nimmt die Zahl der angemeldeten Fahrzeuge zu.

In der Debatte bestand Einigkeit, dass manche Leute ein Auto wirklich brauchen. Aber tatsächlich werden viele Autos nur selten benutzt. In solchen Fällen wäre es möglich, auf das Carsharing auszuweichen.

Kein Tempo 30 auf dem Theodor-Heuss-Ring

Wie in der selben Ratsversammlung zu späterer Stunde beschlossen, tritt Kiel dem Bündnis „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ bei. Dieses Bündnis will sich dafür einsetzen, dass Kommunen eigenständig auf bestimmten Straßenabschnitten Tempo 30 anordnen können. Das ist jetzt aus rechtlichen Gründen nicht immer möglich. Als Beispiel wurde die Rathausstraße genannt: hier liegen die Voraussetzungen für Tempo 30 nicht vor, aber die Verwaltung würde dennoch gerne den Verkehr auf dieser innerstädtische Rennstrecke verlangsamen.

Oberbürgermeister Kämpfer versicherte: niemand will den Theodor-Heuss-Ring zur Tempo-30-Zone erklären! Die FDP war sich da nicht so sicher. „Früher oder später werden wir überall Tempo 30 haben.“

Die Vorteile von Tempo 30 liegen auf der Hand: weniger Verkehrsunfälle insgesamt und weniger schwere Verkehrsunfälle.

In der Debatte wurde wieder einmal klar: der öffentliche Raum ist nicht unendlich groß. Irgendwie muss der Platz gerecht aufgeteilt werden für alle Menschen, ob zu Fuß, mit dem Rad, dem Auto oder womöglich dem Wohnmobil unterwegs!

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kn online: Rat beschliesst mit rot grüner Mehrheit: Kiel tritt Tempo-30-Bündnis bei

Die Weberstraße und das Gehweg-Parken

Südspange oder nicht Südspange? Das ist hier die Frage

Ein Vereinszentrum für die Bielenbergkoppel

Das ehemalige Vereinsheim der Kleingartenanlage Bielenbergkoppel lag so versunken in der Vegetation, dass viele Leute nichts von seiner Existenz wussten. Niklas Hielscher pachtet seit 20 Jahren einen Garten in dieser Anlage und kannte das Vereinsheim nicht. Aber als das Gebäude vom Dschungel befreit war, stellte sich heraus, dass es von innen trocken und scheinbar in gutem Zustand ist. Eine positive Überraschung für alle Beteiligten. Der Dornröschenschlaf ist beendet.

Niklas Hielscher vom Vorstand des Kleingärtnervereins Kiel-Gaarden-Süd stellte das Projekt im Ortsbeirat Hassee/ Vieburg vor. Das Gemeinschaftshaus steht in der Anlage Bielenbergkoppel, die zwar zum KGV Kiel-Gaarden-Süd gehört, aber tatsächlich im Ortsteil Vieburg liegt. Der Ortsbeirat nahm den Antrag auf Förderung durch den Fond „Gemeinsam Kiel gestalten“ einstimmig an. Ortsbeiratsvorsitzender Christian Jopen (SPD) begrüßte die Idee, diesen Ort der Gemeinschaft zu neuem Leben zu erwecken.

Befreiung des Vereinszentrums vom Dschungel

Eine Gruppe von Aktiven aus dem Kleingartenverein sind bereit ganz viel in Eigenleistung zu machen und haben das Gelände auch schon vom „Dschungel“ befreit. Aber sie brauchen auch Geld für (Solar-)Strom, Komposttoilette, Heizung, Sitzgelegenheiten.

Auf dem Grundstück stehen einige Tannenbäume, die auf das Haus fallen könnten und gefällt werden müssen. Es wäre schön, stattdessen Obstgehölze anzupflanzen.

Verwaltungstechnisch gab es eine kleine Überraschung: der Verein ist gar nicht Pächter dieses Grundstücks. Man ist aber im Gespräch mit der Kieler Immobilienwirtschaft, die das Grundstück vermessen und dann an den Verein verpachten wird.

Vereinsfeste, Gartenstammtische, Saatgut-Börse

Die eigentliche Geschäftsstelle des Vereins befindet sich in der Segeberger Landstraße, ist von der Anlage Bielenbergkoppel durch die Bahnlinie getrennt, dadurch schwer zu erreichen und auch räumlich nicht für Geselligkeiten vorgesehen. Das Gemeinschaftshaus, das jetzt zum Leben erweckt wird, ist dagegen sehr geeignet für gesellige Zwecke. Früher gab es hier sogar eine Gastronomie. Jetzt ist angedacht, dass das Gebäude ein Ort etwa für Vereinsfeste, Gartenstammtische oder Saatgut-Börsen sein könnte. Gerne auch mit ein bisschen Spielplatz auf dem Grundstück. So würde die Anlage Bielenbergkoppel und auch die angrenzende Anlage Weinberg wieder einen gemeinschaftsbildenden Treffpunkt bekommen.

Seit der Corona-Pandemie sind Kleingärten sehr gefragt, auch bei jungen Menschen. Auf der Bielenbergkoppel werden zur Zeit verwilderte und vermüllte Parzellen hergerichtet, denn der Bedarf ist gegeben. Im Kleingarten eigenes Gemüse anzubauen, liegt im Trend.

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Sackgasse Südspange

Freie Gärten pachten?

Kiel: altes Industriegebiet in Friedrichsort wird StrandOrt

Neuer Name, neuer Look: das 150 Jahre alte Gewerbe-und Industriegebiet in Kiel-Friedrichsort wird „revitalisiert“ . Seit Mitte 2020 ist die LHKiel Eigentümerin der Fläche. Die gesamte Erschließung soll in acht bis zehn Jahren abgeschlossen sein. Stadt und Land werden etwa 50 Millionen Euro in die Sanierung des Gebiets investieren in der Hoffnung, Gewerbe und Industrie nach Friedrichsort zu locken.

Es handelt sich um etwa 34 Hektar, darauf 11 Hektar Hallenfläche verteilt auf 30 Fabrik- oder Lagerhallen. Im südlichen Teil befindet sich die Zentrale von Caterpillar.

Auf einem Spaziergang rund um das eingezäunte Areal sehe ich Fabrik- oder Lagerhallen aus Backstein, Überdachungen auf Ständern, vieles sieht hundert Jahre alt und einige der Gebäude versinken allmählich in der Vegetation. Ein Blick in die Historie zeigt: auf diesem Areal siedelte sich vor etwa 150 Jahren Industrie an.

alte Hallen und Unterstände

Wie könnte eine Revitalisierung aussehen?

  • Von den 30 Hallen werden mit großer Wahrscheinlichkeit einige oder sogar viele abgerissen.
  • Die Gleisanschlüsse sollen wieder in Betrieb genommen werden.
  • Ein Mobilitätskonzept muss u.a. die Frage beantworten, wie Schwerlaster dort hin gelangen.
  • Es wird einen Bereich ohne Zugang für die Öffentlichkeit geben in Abhängigkeit vom Geheimhaltungsbedarf der angesiedelten Industrie.
  • Es wird aber einen öffentlichen Weg durch das Areal zum Strand geben.

Festung Friedrichsort bleibt ohne Autozufahrt

Wie im Bauausschuss vom 3. März erläutert wurde, wird die Festung wahrscheinlich weiterhin nur vom Deichweg mit Fahrrad oder zu Fuß erreichbar sein. Die Festung liegt zwischen dem Falckensteiner Strand und dem Caterpillar Werksgelände.

Wo genau liegt der StrandOrt?

Der StrandOrt wird im Norden durch die Straße Brauner Berg,den Palisadenweg und Grünfläche begrenzt. Im Osten trennt der Deichweg den Falckensteiner Strand vom Industrie-Areal StrandOrt. Im Westen begrenzen bestehende Gleisanlagen das Areal. Jenseits der Gleise liegt das Friedrichsorter Stadtteilzentrum. Im Süden schließen die Falckensteiner Straße und Caterpillar das Areal ab.

Bis vor einigen Jahren baute Vossloh Locomotives hier Lokomotiven, die dann auf dem bestehenden Gleis aus dem Werk rollten. Seit 2017 hat sich der Betrieb nach Suchsdorf verlagert und Vossloh gehört der chinesischen Firma CRRC (China Railway Rolling Stock Corporation Ltd).

Einerseits ist es schade um die romantischen Hallen. Andererseits macht es mehr Sinn, ein bestehendes Gewerbe- und Industriegebiet zu entwickeln als ein neues auszuweisen. Aus der Diskussion im Bauausschuss lernte ich, dass es fast unmöglich ist, in Deutschland noch ein Industriegebiet auszuweisen. Kiel hat die Genehmigung auf diesem Standort, nicht nur Gewerbe sondern auch produzierende Industrie anzusiedeln, also ein klarer Standortvorteil für den „StrandOrt“.

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Geisterdiskussion um Gewerbefläche

Ein kleiner Film über den StrandOrt: 60 Sekunden Strandort

Zwischen Sorge und Optimismus im Meimersdorfer Moor

Meine Gespräche mit einigen Menschen vom Meimersdorfer Moor über die drohende Südspange sind typisch für den Umgang von Betroffenen mit diesem Thema: Viele stecken den Kopf in den Sand und glauben einfach nicht, dass ihre Heimat bedroht ist. Und vielleicht werden sie mit ihrem Optimismus am Ende sogar recht haben.

Idylle am Stadtrand droht unter Autobahnkreuz zu verschwinden

Die Straße Meimersdorfer Moor verläuft am Stadtrand von Kiel parallel zur B404. Fünf Häuser, dahinter ein Gänseacker, ein Reitplatz und die ausgedehnten Wiesen des gleichnamigen Moors mit Einstieg in den Eidertal-Wanderweg. Einige der Häuser sind alt: eines stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert, bei der Renovierung fanden sich Bierflaschen von 1790, erzählt der Besitzer. Ein anderes Haus datiert von um 1900. Trotz Nähe zur stark befahrenen Bundesstraße ist es erstaunlich ruhig. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Straße Meimersdorfer Moor sehr tief liegt.

Auf der anderen Seite der B404 befinden sich die Kleingärtenkolonien Weinberg und Bielenbergkoppel. Im Norden grenzt das Vieburger Gehölz an. Hier lässt es sich also gut leben. Leider gibt es für diese Idylle keine Bestandsgarantie.

Anwohner zwischen Sorge und Optimismus

Denn über dem Fünf-Häuser-Dorf hängt wie ein Damokles-Schwert die Möglichkeit eines gigantischen Straßenbauprojekts. Sollte die Südspange gebaut werden, würde ein Autobahnkreuz diese Häuser vernichten. „Dann werden wir platt gemacht“, drückt es Susanne Schlüter ganz drastisch aus. Sie betreibt in einem der Häuser einen Second Hand Laden.

Andere Bewohner sind optimistischer eingestellt. Fritz Wolter überlegt, seine Wohnung zu renovieren, denn er glaubt nicht, dass die Südspange kommt.

Eines der Häuser wird gerade aufwendig saniert: Das Parterre ist schon hinter Dämmung und Verblendung mit Ziegeln versorgt.

Ich sprach mit Herrn Hüttmann, der selber nicht in dieser Straße wohnt, aber ihm und seiner Familie gehören hier Hinterland und drei Immobilien. Er erzählt, dass die Stadt ihm vor 30 Jahren erzählte, es würde bald losgehen mit der Südspange. Er habe dennoch seine Häuser renoviert. Und jetzt ist er ganz optimistisch, dass die Südspange nie kommen wird. „Ich glaube da nicht mehr dran.“

Noch keine Entschädigungsverhandlungen

Herr Hüttmann sagt, es habe noch keine Entschädigungsverhandlungen gegeben. Das bestätigt mir auch die DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH ). Eine Variantenprüfung sei noch in Arbeit. „Mit dem Flächenmanagement werden wir uns befassen, sobald es eine Vorzugsvariante gibt bzw. die DEGES in die Vorplanung ginge“, so Pressesprecher Herr Evert.

Morgen ist die Anbindung der A21 und die Südspange Thema eines Antrags von der Ratsfraktion Die Linke in der Ratsversammlung. „Die Ratsversammlung appelliert an den Bund, von der Umsetzung des Baus der „Ostuferentlastungsstraße Kiel“, der sogenannten „Südspange“ und dem Ausbau der A21 in Kiel bzw. dem Ausbau der B404 auf dem Kieler Stadtgebiet Abstand zu nehmen und die weiteren Planungen für diese Projekte umgehend einzustellen.“ Diese Straßenbaupläne sind tatsächlich Planungen des Bundes, allerdings würden sie wohl kaum gegen den erklärten Willen der Stadt durchgedrückt werden.

Meine Gespräche mit Betroffenen zeigen die typische Mischung aus Sorge und Optimismus, die mir bei diesem Thema begegnen. Ob der Optimismus berechtigt ist, wird sich zeigen, wenn das Gutachten zur Variantenprüfung öffentlich gemacht wird und die Entscheidung für eine Vorzugsvariante fällt.

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Südspange oder nicht Südspange, das ist hier die Frage

Südspange und A21-Anbindung: über die Zusammenarbeit zwischen Deges und LHKiel

Südspange Kiel – Ausbau B404/ A21

Sophienkontor ist fast fertig

Das „Sophienkontor“ gegenüber dem Hauptbahnhof steht kurz vor der Eröffnung. Das Baugerüst ist abgebaut und Ende April/ Anfang Mai können die ersten Mieter einziehen. Bis auf fünf sind alle Büroflächen vermietet. Andre Schmidt vom Investor „urban space“ berichtet, dass auch schon Interessenten für die verbleibenden Flächen in Verhandlung getreten sind.

Im Parterre wird es ein Café geben. Die Krankenkasse „IKK – Die Innovationskasse“ wird ein Kundenzentrum hier eröffnen. Für eine der Flächen im Parterre sucht „urban space“ noch Mieter.

Ursprünglich sollte das „Sophienkontor“ schon letztes Jahr fertig werden. Aufgrund schwieriger Bodenarbeiten hat es länger gedauert. Ökologisch hat das Gebäude einen ehrgeizigen Standard verfolgt. Die Zertifizierung für den Goldstandard der DGNB ( Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) läuft. Gold ist die zweitbeste Kategorie (nach Platin).

Das Gebäude fügt sich harmonisch zwischen einem Altbau auf der einen Seite und einem neueren Gebäude auf der anderen Seite ein und nimmt thematisch die unterschiedlichen Höhen auf. Bei bedecktem Himmel wirkt die Fassade zwar ziemlich monoton. Anders soll es bei Sonnenschein aussehen, denn die Ziegelsteine wurden so gesetzt, dass sie das Licht in verschiedene Richtungen reflektieren.

Die Eckdaten des Büro- und Geschäftshauses „Sophienkontor“:

Baubeginn war 2019.

Bruttogeschossfläche Gesamt: ca. 11.719 qm
Planung/Realisierung: 2017 – 2021
Architekten: Florian Fischötter Architekten Hamburg

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Portfolio Sophienkontor

So sah es vorher aus

Kiel: Zwei Männer durch Messerstiche verletzt

Polizieliche Meldung: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden zwei Männer in der Kieler Innenstadt durch Messerstiche verletzt. Die Kriminalpolizei und das 2. Polizeirevier haben die Ermittlungen aufgenommen und suchen Zeuginnen und Zeugen.

Um kurz nach 02:00 Uhr in der Nacht habe ein 21-jähriger Mann in einer Bushaltestelle am Martensdamm auf seine Freundin gewartet. Diese habe ihn abholen wollen. Plötzlich sei ein ihm unbekannter Mann auf ihn zugekommen und habe ihm unvermittelt zweimal mit einem Messer in den Oberschenkel gestochen. Nach derzeitigem Ermittlungsstand habe der Täter den 21-Jährigen zur Herausgabe seines Portemonnaies aufgefordert. Als der Geschädigte dies verneint habe, soll der Täter zwei weitere Male zugestochen haben. Im Anschluss daran sei der Täter in unbekannte Richtung geflohen. Der Geschädigte kam nach einer notärztlichen Behandlung mit einem Rettungswagen in eine Kieler Klinik. Lebensgefahr besteht nicht.

Der Täter wurde als circa 20 bis 25 Jahre alt und 180 cm groß mit dunklen Haaren beschrieben. Er sei dunkel gekleidet gewesen. Der Geschädigte habe den Phänotyp als arabisch beschrieben.

Das Kommissariat 13 der Kieler Kriminalpolizei hat die Ermittlungen bezüglich einer versuchten schweren Raubstraftat mit einem Messer aufgenommen.

Circa zwanzig Minuten zuvor habe sich eine ähnliche Tat im Bereich einer Bushaltestelle in Höhe der Straße Lehmberg ereignet. Dort trafen die eingesetzten Beamten auf einen 16-Jährigen mit einer stark blutenden Wunde am Oberschenkel. Es besteht der Verdacht, dass er durch ein Messer verletzt worden ist. Wo die Tat sich genau ereignet hat, ist derzeit noch unklar. Zu einer Raubstraftat ist es in diesem Fall nach derzeitigem Stand nicht gekommen. Der unbekannte Tatverdächtige sei vermutlich in Richtung Dreiecksplatz geflüchtet. Der 16-Jährige kam ebenfalls zur weiteren Behandlung mit einem Rettungswagen in eine Kieler Klinik. Es wird ein Verfahren wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung eingeleitet.

Personen, die Angaben zu den Tatgeschehen oder möglichen Tatverdächtigen machen können, werden gebeten, sich mit den Beamtinnen und Beamten der Kieler Kriminalpolizei unter der Rufnummer 0431 / 160 3333 in Verbindung zu setzen.

Bremerskamp: der Campus wächst

Die Pläne für die Campus-Erweiterung an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) sind schon relativ weit gediehen. Im Rahmen der „frühzeitigen Beteiligung“ stellten die Veranwortlichen der CAU das Projekt am 21. Januar in einer Online-Veranstaltung vor.

Auf zehn Hektar, nordöstlich angrenzend an den bestehenden Campus, in der Beuge der Olshausenstraße, sollen Gebäude für Forschung und Verwaltung, Studierendenwohnheime, ein Rechenzentrum, ein Parkhaus, ein Mobilitätszentrum und eine Mensa entstehen. Auch ein neuer Teich wird angelegt.

In der Zukunft könnte noch ein weiteres Institut und ein zweiter Mobilitätshub dazukommen. Die Baufelder, das sind jetzt Wiesen und Gärten, können in den nächsten Wochen vorbereitet werden.

Für die Studierenden und die Lehrenden wurde die Campus-Erweiterung in der Video-Präsentation als Gewinn dargestellt. Die CAU ist für weniger Studierende als die jetzt 28.000 ausgelegt. „Deshalb dienen die Bauvorhaben mehr der Verbesserung der Bedingungen“, sagte Claudia Meyer auf die Frage, ob sie mit einer Zunahme an Studierendenzahlen rechne.

Platz zum Arbeiten, mal mehr mal weniger

In der neuen Zentralbibliothek sollen mehr Arbeitsplätze für für Einzel- , Gruppen- und digitale Arbeit entstehen. In allen Gebäuden soll es Arbeitsplätze für Studierende geben, mit besserer WLAN-Verbindung für unterschiedliche Endgeräte. Auch im Außenbereich werden Studierende Steckdosen für ihre digitalen Endgeräte vorfinden.

Angestellte in Verwaltung und im Labor müssen sich dagegen auf weniger Platz einstellen. Im Sinne einer „Flächensuffizienz“ fallen die Arbeitsplätze kleiner aus, einige Mitarbeiter werden sich den Schreibtisch oder Laborplatz teilen müssen. Es werden dennoch attraktive Arbeitsplätze versprach Dr. Uwe Pfründer vom CAU Gebäudemanagement.

CO2-armes Bauen, aber auch Naturzerstörung

Im parallelen Chat konnte das Publikum Fragen stellen. Viele Fragen betrafen die Flora und Fauna. Insgesamt wird viel Natur zerstört, sagte Alice Vollenbroeker vom Gebäudemanagement. Aber die wesentlichen der großen Bäume entlang der Olshausenstraße bleiben stehen, und es wird eine Flugschneise mit Bäumen quer durch das Gebiet für die Fledermäuse geben. Ausgerechnet für das Ökozentrum müssen jedoch Bäume fallen.

Die Gebäude sollen möglichst CO2-neutral konstruiert werden. Das bedeutet: ein hoher Dämmstatus mit passiver Lüftung wird angestrebt. Als Baumaterialien wird recycelter Beton oder Kalksandstein oder Holz verwendet. Urban Mining, das Recyceln von Baumaterialien ist das neue Buzzword.

„Die Abwärme der Labore wollen wir für alle anderen Gebäude nutzen“, sagte Dr. Uwe Pfründer. Ein ausgeklügeltes System aus Wärmepumpen und Speicher soll die Wärme speichern bis sie gebraucht wird. Auch die IT-Abwärme aus dem Rechenzentrum kann so umgeleitet werden.

Mobilität am Bremerskamp

Alle Neubauten erhalten eine Fahrradinfrastruktur: Duschen, überdachte Stellplätze, Ladestation für E-Bikes und Anbindung an die Veloroute.

Ein Mobility-Hub verbindet die unterschiedlichen Verkehrsmittel. Die meisten der Fahrradstellplätze kommen in den Mobilitätshub. Eventuell wird auch die Straßenbahn durch die Olshausenstraße zum Bremerskamp fahren. Parkplätze und ein Parkhaus wird es natürlich auch geben.

Ein weiteres Parkhaus entsteht am Westring. Langfristig könnte Parkraum auch zurückgebaut werden.

Die Visualisierung im Beitragsbild ist nur eine Möglichkeit. Die genaue Ausgestaltung der Gebäude steht noch nicht fest.

Die meisten Gebäude werden fünf Geschosse haben. Ganz im Nordosten soll das Max-Rubner-Institut entstehen, ein Bundesforschungsinstitut.

Die Mensa wird Essen auch an Stationen in den Fakultätsgebäuden ausliefern.

Die Planungsunterlagen können vom 17. Januar bis 4. Februar 2022 im Rathaus, Fleethörn 9, 24103 Kiel, während der allgemeinen Dienstzeiten in den Schaukästen auf dem Flur im Bereich des Zimmers 462a/b (4. Geschoss) eingesehen werden. Die Schaukästen sind frei zugänglich.

Wenn Studierende direkt auf dem Campus wohnen, wird das ein belebteres Quartier, so die Hoffnung.

(Foto: Eine Visualisierung von Schmieder-Dau-Architekten)

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Neues Stadtviertel an der Christian-Abrechts-Universität

Grünhunger im Lockdown

Geisterdiskussion um Gewerbefläche

Ende 2021 revidierte die rot-grüne Kooperation einen Beschluss: Sie verkleinerte das designierte Gewerbegebiet Boelckestraße Süd um ein Baufeld. Dieses soll artenreiches Grünland bleiben dürfen. Die Linke hatte das Projekt Boelckestraße Süd kritisiert und auch die Grünen waren unglücklich mit dem ursprünglichen Aufstellungsbeschluss.

Die FDP sieht das als wirtschaftsunfreundliche Tendenz. Ratsherr Dr. Soll (FDP) sagte in der Ratsversammlung vom 20. Januar: „Wir wollen nicht noch einmal erleben, dass Gewerbeflächen verkleinert werden.“

Der Antrag von FDP und CDU sah vor, dass die Belange der Betriebe in der Flächenkonkurrenz zwischen Ökologie und gewerblichen Bedarf immer zugunsten der Betriebe entschieden werden, wenn ein Ansiedlungswunsch besteht.

Oder wie Ratsherr Ove Schroeter es sarkastisch umformulierte: „Wir zerstören den Planeten, um die Wirtschaft zu retten.“

Der Antrag „Gewerbefläche sichern“ hatte keine Chance angenommen zu werden, sondern wurde ganz klar als Falle angeboten nach dem Motto: Wer nicht für mehr Gewerbefläche eintritt, ist wirtschaftsunfreundlich. Die Mehrheit der Ratsversammlung spielte nicht mit, denn es gibt viele Gründe, warum Kiel nicht immer mehr Gewerbefläche braucht.

Wenig Interesse der Wirtschaft am Gewerbegebiet Boelckestraße

Für Boelcke Süd gibt es noch gar keine Interessenten. OB Kämpfer: „Da gibt es noch nicht konkret den Betrieb , der da hinzieht.“ Das schräg gegenüberliegende Gewerbegebiet Boelcke Nord, das schon Baurecht hat, steht noch zu 75 Prozent leer.

Generell wird der wachsende Flächenbedarf angezweifelt. In Debatten über Gewerbeflächen – und auch wieder in dieser Debatte – fällt regelmäßig die Behauptung, Kiel würde jedes Jahr zusätzliche Gewerbefläche in Höhe von 6 Hektar benötigen. Ratsherr Langniß (Grüne): „Diese Zahl wird einfach immer weiter fortgeschrieben.“

Ratsherr Scheelje mokierte sich: „Dieser Aufschrei kommt gar nicht aus der Wirtschaft, sondern aus der FDP.“

Defizitärer Haushalt und andere Gründe für Bedarf an Gewerbeansiedlung

Es gibt gute Gründe für den Wunsch nach mehr Gewerbeansiedlung, die Ratsherr Dr. Soll aufzählte. Mehr Gewerbesteuer würde das Haushaltsdefizit verringern. Mehr Arbeitsplätze würde weniger Kosten für soziale Leistungen bedeuten. Studenten hätten nach dem Studium eine bessere Aussicht, hier einen ansprechenden Arbeitsplatz zu finden.

Allerdings ist es gar nicht so, wie wenn im großen Stil Gewerbeflächen verschwinden würden. In Boelcke Süd verschwinden 0,7 Hektar, gleichzeitig werden im Kieler Norden andere Gewerbeflächen entwickelt. Allein in Friedrichsort erwarb Kiel einen gewerblichen Altstandort in der Größe von 34 Hektar, der revitalisiert werden wird.

Ratsherr Scheelje plädierte generell für eine intensivere Nutzung bestehender Gewerbeflächen. Es gäbe überhaupt keinen Grund, warum Fabriken und Bürogebäude immer einstöckig sein müssen. Gleichzeitig bezeichnete er den derzeitigen „Flächenfraß“ als mit dem Leben auf diesem Planeten nicht zu vereinbaren. Auch Ratsfrau Schubert (SPD) erinnerte an die vielen Beschlüsse der Ratsversammlung für mehr Umweltschutz und Klimaverträglichkeit.

Es gibt genug Gewerbefläche

Insgesamt war es eine Geisterdiskussion. Es gibt in Kiel ausreichend Gewerbefläche, wie in der Diskussion in mehreren Redebeiträgen festgestellt wurde. Eine sinnlose Ausweitung von Gewerbegebieten schadet Umwelt und Klima, das war der mehrheitliche Konsens.

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Diskussion in der Ratsversammlung im Februar 2021 über Boelcke Süd

Grünland statt Gewerbe (KN-Artikel mit paywall)

Zukunftsareal Friedrichsort

Von Zellen und Bettensälen

Die Rathaus-Kooperation setzt sich für den Erhalt des ehemaligen Marineuntersuchungsgefängnis in der Wik ein. Es könnte zu einem Ort der Erinnerung an die grausame Nazidiktatur entwickelt werden. Auch Haus 3 im angrenzenden Anscharpark soll in das Sanierungskonzept eingebunden werden. Der Anscharpark in der Wik enthält eine Reihe von historischen Gebäuden.

Das Marineuntersuchungsgefängnis liegt an der Ecke Weimarer Straße und Rostocker Straße. Hier wurden während der Nazizeit etwa 100 Matrosen eingebuchtet, während sie auf ihre Hinrichtung warteten.

Das Marineuntersuchungsgefängnis ist in einem schlechten baulichen Zustand. Bettina Aust (Grüne) berichtet von einem Rundgang: Es riecht muffig. Die Zellen sind klein und dunkel. Manche haben Kettenringe an den Wänden.

Den Verfall aufhalten

Zur Zeit wird das Gebäude nur geheizt, um dem Verfall Einhalt zu gebieten. Durch den Beschluss der Ratsversammlung kann jetzt ein Konzept entwickelt werden, wie es weiter gehen könnte.

Das Haus 3 ist augenscheinlich in einem noch schlechteren baulichen Zustand. Hier handelt es sich um das frühere Garnisonslazarett mit großen Bettensälen. Während das Marineuntersuchungsgefängnis der Stadt gehört, befindet sich Haus 3 in Privatbesitz.

Baudezernentin Doris Grondke meinte, der Antrag würde sich auch gut in das Entwicklungskonzept für die Wik fügen.

CDU und FDP sorgten sich um die finanzielle Belastung und ob es genügend externe Fördermittel geben würde.

Der Antrag der Kooperation, der sich durchsetzte, sieht folgenden Stufenplan vor:

  • Ideensammlung mit allen Akteuren der Erinnerungskultur, der Kultur und des Stadtteils – offene Ausschreibung
  • Konzeptentwicklung
  • Konzeptabstimmung – mit Akteuren aus Erinnerungskultur – Kultur und Stadtteil
  • Sanierungsgutachten durch Architekturbüro auf Basis des Konzepts einschließlich Kostenschätzung
  • Machbarkeitsstudie auf Basis der Ergebnisse der Sanierungsgutachtens 

Am Ende könnte sich das Projekt als zu teuer herausstellen, aber zunächst einmal soll die Idee des Marineuntersuchungsgefängnis als Erinnerungsort entwickelt werden. Dabei spielt nicht nur die Zeit des Nationalsozialismus eine Rolle, sondern auch die Nähe zum Hafen. Die mutige Erhebung der Matrosen und Arbeiter leitete 1918 die erste deutsche Demokratie ein. Das Gebäude fungierte auch schon während der Kaiserzeit als Marine Arrestanstalt. So könnte das Gebäude ein wertvolles Teil der Kieler Erinnerungskultur werden, mit vielfältigen Bezügen zur deutschen Geschichte.

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MUG-Kiel, Marineuntersuchungsgefängnis

Matrosenaufstand ist Thema in Kiel