Der Kieler Bildungsreport 2023 beschreibt die Elternbildung und die Kindertagesbetreuung von Kindern unter drei Jahren in den Jahren 2022 und 2023. Im Report zeichnen sich drei Problembereiche ab: zu wenig Personal, viele zugewanderte Kinder sowie Defizite in der Eltern-Kind-Beziehung. Dieser Artikel fasst den 108 Seiten langen Bericht für euch zusammen.
Einige Zahlen zur Lage in Kiel:
- Mit 6.321 Kindern unter drei Jahren ist die Anzahl gesunken.
- 3.063 Kindern unter drei Jahren haben einen Migrationshintergrund, das sind 48,5 Prozent in dieser Altersgruppe.
- 924 Kinder leben bei nur einem Elternteil.
- 1.422 Kinder leben in Haushalten mit staatlicher Unterstützung (Bedarfsgemeinschaft).
- Am 1.3. 2023 befanden sich 2.612 Kinder in Kindertagesbetreuung, davon 439 in Kindertagespflege (Tagesmütter). Davon waren 31 unter einem Jahr, 1.049 ein bis zwei Jahre alt, und 1.532 zwei bis drei Jahre alt.
- Alle Betreuungsplätze waren belegt.
- 90 Prozent der Kinder in Kindertagesbetreuung sind dort ganztägig, also mindestens acht Stunden.
- Die häufigsten Staatsangehörigkeiten der ausländischen Kinder sind Syrien, Ukraine, Irak und Bulgarien.
Obwohl fast 50 Prozent der Kinder unter drei Jahren einen Migrationshintergrund haben, machen sie nur 28 Prozent der Kinder in der Kindertagesbetreuung aus. Der Grund ist, dass sie erst später in die Kita gegeben werden.
Die Integration von Familien, die zu Hause nicht deutsch sprechen, ist eine große Herausforderung.
Personalmangel ist ein riesiges Problem
Durch den Rechtsanspruch auf einen Kitapatz für 1-3-Jährige ist der Personalbedarf in den letzten zehn Jahren um 75% gestiegen! Zitat aus dem Bericht: „Es wird deutlich, dass momentan nicht mehr ausreichend Fachkräfte vorhanden sind, um die Bedarfe der Träger zu decken!“ (Seite 34).
Der Fachkräftemangel führte in den Berichtsjahren regelmäßig zu tageweisen Schließungen von Gruppen oder ganzen Einrichtungen.
Bei den Erziehern und Erzieherinnen führt die dünne Personaldecke zu Überlastungen, zu Krankschreibungen, letztlich zu Erschöpfung und sogar Burn-Out. Auch die Kinder leiden unter häufigem Personalwechsel, da sie in einem Alter sind, in dem Bindung besonders wichtig ist.
Insgesamt stellt der Report fest, dass die festgelegten Standards in der Kitabetreuung nicht immer eingehalten werden können.
Und die Eltern?
Der Bericht beschreibt auch Defizite in der Eltern-Kind-Beziehung, etwa dass manche Eltern zuviel auf ihr Smartphone schauen. Eine Kita aus Gaarden berichtet auch über zunehmende Betroffenheit von Drogenabhängigkeit, direkt oder indirekt in der weiteren Familie.
Auch wenn es bestimmt nur einen kleinen Teil der Eltern betrifft, macht mich dieses Zitat aus dem Bericht einer Brennpunkt-Kita doch richtig traurig: „Man könnte sagen: „Früher wussten Eltern nicht, wie sie ihre Kinder erziehen sollen, heute wissen Eltern nicht, dass sie ihre Kinder erziehen sollen.“ (S. 25)
Beitragsbild von y_tanaka0 auf Pixabay
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