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Frauenhaus in Kiel platzt aus allen Nähten

Im Jahr 2018 wurden 126 Personen in das Kieler Frauenhaus aufgenommen, davon 58 Frauen und 68 Kinder. Leider mussten 313 Personen abgewiesen werden, davon 145 Frauen und 168 Kinder. “Kiel ist unterversorgt, auch im Vergleich zu anderen Städten in Schleswig-Holstein” sagt Frau Schiemann vom Kieler Frauenhaus.

Ich stellte mir ein Frauenhaus immer wie ein Heim vor, mit Kantine und Rundumversorgung. Völlig falsch! Der Aufenthalt im Kieler Frauenhaus ist zwar kostenlos, aber ansonsten kaufen die Frauen selber ein und kochen in der Gemeinschaftsküche . Die Frage der Finanzierung steht für die Frauen also von Anfang an im Vordergrund. Sie brauchen ein eigenes Konto, und wenn sie kein Geld verdienen, müssen Sie beantragen, dass Kindergeld, und andere Hilfen zum Leben an sie direkt überwiesen werden. Nach einigen Tagen der Orientierung beginnt dann auch schon die Organisation des neuen Lebens ohne den gewalttätigen Partner.

Beratung im Frauenhaus

Frau Rosenau ist eine der fünf Mitarbeiterinnen im Frauenhaus, die dort viele Beratungsgespräche führt. “Ich orientiere mich daran, was zur Unterstützung gebraucht wird “ sagt sie. Meistens geht es um Finanzen, Gesundheit, berufliche Orientierung und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Manche Frauen machen ihren Führerschein, beginnen eine Ausbildung oder suchen aufgrund bestehender Qualifikationen eine Arbeitsstelle. Natürlich gehen auch Frauen ins Frauenhaus, die berufstätig sind und finanziell auf eigenen Füßen stehen. Häufiger jedoch sind es Frauen, die aus einer sehr abhängigen Situation kommen. Frau Rosenau sagt, besonders schön sei es, wenn eine Frau mit wenig Selbstwertgefühl hier ihren Weg zu einem selbstbestimmteren Leben findet.

Schritte ins Frauenhaus

  • Viele Frauen suchen zunächst das Gespräch in der Beratungsstelle Die Lerche. Hier wird zunächst sondiert, ob die Wohnung zugewiesen werden kann. Das ist eine juristische Anordnung, die dem Mann untersagt, die Wohnung zu betreten. Kurzfristig kann die Polizei dies anordnen, langfristig kann eine Frau bei Gericht beantragen, dass sie die Wohnung ein halbes Jahr ohne den Partner nutzen darf. Das ist aber nur aussichtsreich, wenn es Beweise für die Gewalt gibt. Und es macht auch nur Sinn, wenn zu erwarten ist, dass der Mann sich daran halten wird und nicht seiner Frau bei nächster Gelegenheit auf der Straße auflauert.
  • Einige Frauen, die schon einmal im Frauenhaus waren, und wieder in Not geraten, gehen direkt dort hin, da sie wissen , wo sich das Haus befindet. Ansonsten wird die Adresse geheim gehalten. Auch die Kinder aus dem Frauenhaus dürfen niemandem sagen, wo sie wohnen.
  • Bei einem Polizeieinsatz kann es sein, dass die Polizei eine bedrohte Frau direkt ins Frauenhaus bringt. Bei nächtlichen Einsätzen werden Frauen und Kinder auch immer aufgenommen, selbst wenn eigentlich kein Platz da ist.

Was ist Gewalt?

Frau Schiemann, die mit einer Kollegin in der Beratungsstelle arbeitet, unterscheidet zwischen situativer und systemischer Gewalt. Die situative Gewalt entsteht aus einer Situation heraus. Wenn wir in die Enge getrieben werden, können wir wohl alle wütend und auch handgreiflich werden. Die systemische Gewalt ist dagegen ein System aus Macht und Kontrolle mit dem Ziel das Opfer – in diesem Fall die Frau – zu isolieren und zu verunsichern. Dieses System ist sehr schwer zu durchbrechen. Auch wenn der Mann bereit ist, ein Anti-Aggressionstraining zu absolvieren, klappt es oft nicht, diese eingefahrenen Verhaltensmuster im Alltag zu ändern. Wir kamen auf dieses Thema, weil ich vermutete, dass viele Männer ihr Verhalten ändern würden , wenn sie sehen, die Frau geht ins Frauenhaus, sie holt sich Hilfe. Aber so einfach ist das nicht. Die Rückkehr zum Partner erweist sich oft als Fehler.

Zwei große Problemfelder

Frau Schiemann und Frau Rosenau sehen die Wohnungssuche als eine ganz zentrale Schwierigkeit. Gerade für Leute mit wenig Geld ist der Wohnungsmarkt in Kiel ziemlich eng. Es gibt zwar ein Landesprojekt, dass den Frauen bei der Wohnungssuche hilft. Schutzwohnungen gibt es in Kiel dagegen nicht. Die Frauen suchen also auf dem ganz normalen Wohnungsmarkt. Ein anderes großes praktisches Problem ist das Umgangsrecht des Vaters. Der Vater bleibt umgangsberechtigt, das heißt er darf Zeit mit seinem Kind verbringen. Dabei ist gerade die Übergabe des Kindes erfahrungsgemäß die gefährlichste Situation für die Frau während der Zeit im Frauenhaus. Für das Kind, das eventuell auch physische Gewalt miterlebt hat, ist es auch besonders traumatisch , dann Zeit mit diesem Vater zu verbringen!

Im Frauenhaus leben viele Kinder.

Eigentlich ist das Frauenhaus ein Kinderhaus! Wie die Zahlen oben zeigen, gehen mehr Kinder als Frauen ins Frauenhaus! Für die Kinder ist es erst einmal schön dort. Sie kommen aus einer sehr angespannten Situation in die relative Sicherheit des Frauenhauses, wo schon viele ander Kinder wohnen. Die Frauen helfen einander, es bilden sich Freundschaften, und bei aller Problematik wird auch zusammen gefeiert. “Wir erleben auch viele schöne Momente im Haus” ,sagt Frau Rosenau.

Letztes Jahr feierte das Kieler Frauenhaus sein 40-jähriges Bestehen. Das sind 40 Jahre Bemühen, Frauen in Notlagen einen Ort der Zuflucht zu geben.

Kontakt: Beratungsstelle Die Lerche, Olshausenstraße 13, Tel: 0431 / 67 54 78

www.frauenhaus-kiel.de

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Diskussion um Kieler Luft

“Die gute Nachricht: Generell hat Kiel saubere Luft”, sagt Andreas von der Heydt vom Umweltschutzamt. Aber es gibt eine Strecke, auf der sehr hohe Stickoxidwerte gemessen werden. Etwa 190 Meter Theodor-Heuss-Ring westlich des Barkauer Kreuzes sind hoch belastet. Hier werden bei Stickoxiden die viert-höchsten Werte in Deutschland gemessen! Weil die Politik das Problem bisher nicht in den Griff bekommen hat, hat der Umweltschutzverein DUH (Deutsche Umwelthilfe) gegen das Land Schleswig-Holstein geklagt. Eine Maßnahme würde die Stickoxidwerte effektiv senken, das wären Fahrverbote für Diesel-Autos. Bislang sträubt sich die Verwaltung und auch die Landesregierung dagegen. Es kann sein, dass die Politik aber vom Oberverwaltungsgericht gezwungen wird, eben diese Fahrverbote anzuordnen.

Podiumsdiskussion

Das ist der Hintergrund für eine Podiumsdiskussion, zu der der BUND in das Haus des Sports am 18. Januar einlud. Nach einer ziemlich langen Einführung durch von der Heydt und Peter Bender (Tiefbauamt) gab es dann eine Podiumsdiskussion und anschließend konnte das zahlreich erschienene Publikum Fragen auf Karteikarten einreichen. Es diskutierten:

  • Dr Ulf Kämpfer, OB von Kiel
  • Tobias Goldschmidt , Staatssekretär aus dem Umweltministerium
  • Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH)
  • Kirsten Kock vom BUND

Fahrverbote möglicherweise schon im Frühjahr

Jürgen Resch (DUH) rechnet noch vor der Sommerpause mit einem Urteil beim Oberverwaltungsgericht. Dabei brachte er die außergerichtliche Einigung , die in Darmstadt erzielt wurde, ins Gespräch. Wenn man sich gemeinsam an den Tisch setzt, könnte man in wenigen Wochen effektive Maßnahmen beschließen. Das wären Fahrverbote für bestimmte Diesel auf dem betroffenen Abschnitt oder besser noch in einer Zone, um Ausweichverkehre in die umliegenden Straßen zu vermeiden. OB Kämpfer sagte, er wolle erst einmal den Prozess abwarten. Der Verlauf ist dann aber so, dass das Gericht vor dem eigentlichen Urteil eine Tendenz der Rechtsprechung äußert. An diesem Punkt, der wahrscheinlich im Frühjahr erreicht wird, würde eine außergerichtliche Einigung für ihn in Frage kommen, sagte der OB.

Verkehrswende und Theodor-Heuss-Ring

Kirsten Kock sagte, die absolute Zahl der Autos muss drastisch abnehmen. Die wenigen Autos, die im Idealszenario dann noch fahren , wären Elektroautos. Der Umstieg vom Verbrennungsmotor auf das Elektroauto allein reiche aber nicht, um die Klimaziele zu erreichen. Alle Diskutanten waren sich einig, dass langfristig spürbar weniger Autos auf der Straße sein dürfen. Allerdings – auch hier herrschte Einigkeit – sind wir noch weit von einer echten Verkehrswende in Kiel entfernt. Die verschiedenen Maßnahmen, die in der Diskussion sind, hätten auch keine direkte spürbare Auswirkung auf den Theoder-Heuss-Ring. Mehr Fahrradwege, billiger und besserer ÖPNV, vielleicht eine Tram – das sind alles sinnvolle Schritte in Hinblick auf die Verkehrswende generell. Für den Theodor-Heuss-Ring sind jedoch kurzfristig andere direkt wirksame Maßnahmen nötig.

Was hat die Stadt vor, um die Luft auf dem Theodor-Heuss-Ring zu verbessern?

Kiel hat einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, der jetzt vom Land geprüft wird. Dazu gehört auch die Sperrung der Bahnhofsstraße für LKWs von der StenaLinie. Diese Sperrung würde bewirken, dass Navis eine Route vorschlagen, die auch jetzt schon von ortskundigen Fahrern genutzt wird, und zwar über Stresemannplatz – Ziegelteich – Schützenwall. Andere Maßnahmen sind ein Spurwechsel für Diesel, Tempo 50, Sperrung von Zufahrten und die Beschichtung der Fahrrad- und Gehwege mit Titanoxid – alles auf dem Theodor-Heuss-Ring. Geprüft wird auch eine mechanische Absauganlage, die allerdings frühestens in fünf Jahren zur Verfügung stünde. Die Frage ist jetzt, ob diese Maßnahmen vom Oberverwaltungsgericht für ausreichend angesehen werden, und auch ob sie in der Praxis tatsächlich ausreichen. Diese von der EU vorgegebenen Grenzwerte sind nämlich keine Zielvorgaben, die irgendwann mal erreicht werden sollen. Im Gegenteil: laut Umweltrecht soll es gar nicht erst zu Überschreitungen der Grenzwerte kommen. Auf dem betroffenen Abschnitt kommt es aber leider seit Jahren zu kontinuierlichen und erheblichen Überschreitungen der Stickoxid-Grenzwerte.

Dicke Luft mit Diesel-Autos?

Erst die Aufdeckungen des Dieselskandals haben klar gemacht, dass die Testwerte und die echten Werte auf der Straße in vielen Fällen erheblich voneinander abweichen. So erklärt es sich, dass immer mehr Stickoxide in der Luft sind, obwohl die Diesel-Autos theoretisch immer sauberer sein sollten. Jürgen Resch berichtete von den Messungen der DUH an verschiedenen Stellen. Im März wird er an Tausend Stellen im Bundesgebiet messen. Ein Passivsammler kostet wenige hundert Euro , und Jürgen Resch würde sich wünschen, dass mehr Leute auf eigene Initiative Messungen vornehmen.

An die Betroffenen denken

Jürgen Resch sagte: “Es wird immer von den Betroffenen geredet, und assoziativ denken die Leute dann an die Dieselfahrer, nicht an die Leute, die die Luft einatmen.” Die Menschen , die an stark befahrenen Straßen leben, sind oft die Ärmsten der Gesellschaft. Sie wagen es oft nicht aufzumucken, weil sie Angst vor den Behörden haben. Sie leiden auch nicht nur unter den Stickoxiden, sondern auch oder sogar vor allem unter dem Lärm.

Bericht auf dem Blog Kielkontrovers

https://www.duh.de/

Kiel: Nebelkerzenwerfen im Straßenbau

Am 15. Januar lud der Ortsbeirat Meimersdorf /Moorsee zu einer besonderen Sitzung ein. Peter Bender vom Kieler Tiefbauamt stellte Ideen für die Nebenstrecken der geplanten A21 auf der Höhe von Wellsee und Meimersdorf vor. Das Interesse an dieser Sitzung war groß. Etwa 80 Personen drängten sich in das Feuerwehrhaus, manche ergatterten nur Stehplätze. Und die Sitzung verlief turbulent, aus mehreren Gründen.

Zunächst gab der Vorsitzende des Ortsbeirats Carsten Rockstein eine kurze Einführung in das Thema des Abends. Danach klickte sich ein Mitarbeiter des Tiefbauamts in Windeseile durch eine Powerpointpräsentation. Ein subjektiver Eindruck: Es sollte nicht so genau hingeschaut werden. Es kamen dennoch sofort die ersten Fragen. Peter Bender versuchte zu relativieren: Es wären nur Ideen, noch nichts fest geplant.

Seit zwanzig Jahren gibt es schon Pläne für die Nebenstrecken.

An den Plänen für die Trasse der zukünftigen A21 wird keinen Millimeter abgewichen. Die Meimersdorfer waren aber sehr verblüfft, dass die Pläne für die Nebenstrecken, die es auch schon seit zwanzig Jahren gibt, nunmehr hinfällig sind. Hier wird alles wieder auf Null gesetzt. Die Nebenstrecken einer Autobahn sind die Straßen und Wege für langsamere Fahrzeuge wie Busse und Traktoren. Auch Fuß- und Fahrradwege gehören dazu. Laut Bender sind neue Umweltgesetze und neue Zuständigkeiten dafür verantwortlich. Die ganze Zeit und Mühe, die in die alten Pläne gesteckt worden war, sind also umsonst gewesen.

Die neuen Ideen gefallen nicht.

Die kurze Vorstellung der neuen Ideen zeigte, dass sich alles an Nebenbautätigkeiten auf der westlichen Seite abspielen würde. Durch eine Brücke oder Unterführung sollen Fahrradfahrer auf die westliche Seite kommen, wo es dann eine Premium-Veloroute mit Beleuchtung geben soll . Leider ist für die östliche Seite der Autobahn kein Fahrradweg mehr geplant. In den alten Plänen waren Fahrradwege auf beiden Seiten vorgesehen.

Sehr viel Unmut entzündete sich an der Abfahrt Edisonstraße

Der Bund finanziert Autobahnanbindungen in Abständen von zehn Kilometern. Wenn dazwischen eine Anbindung gewünscht wird, muss die Kommune das finanzieren. Peter Bender stellte nun die neue Idee für die Edisonstraße vor. Ihm schwebt eine halbe Anbindung vor. Und das heißt nur eine Ausfahrt , aber keine Auffahrt. An dieser Stelle der Diskussion sagte jemand aus dem Publikum , dann könne man ja auf die Südspange verzichten. (Als Südspange wird eine angedachte Schnellstraße durch ein Kleingartengebiet in Gaarden bezeichnet – ein Kieler Reizthema.) Es herrschte Stille im Raum. Die Person führte aus, dass man den Anschluss Edison zu einer kompletten Anschlussstelle gestalten könnte, um darauf den Verkehr von der Autobahn auf das Ostufer zu leiten. Aber auch aus anderen Gründen wurde der Wunsch eines kompletten Anschlusses auf der Höhe der Edisonstraße geäußert.

Anonymisierung des Straßenbaus

Peter Bender vom Tiefbauamt betonte immer wieder, dass er nur Ideen präsentierte. Am Ende würde eine ganz andere Organisation die festen Pläne machen, und zwar eine Autobahngesellschaft des Bundes, die zur Zeit aufgebaut wird. Es handelt sich um die Infrastrukturgesellschaft für Autobahnen und andere Bundesfernstraßen, kurz IGA . Auch die Südspange, wenn sie denn kommt, wird wahrscheinlich von dieser neuen Gesellschaft geplant werden. Bender sagte, er wäre nur da um Ideen zu präsentieren, die finalen Planungen würde dann diese Gesellschaft machen. Dennoch erwartete er vom Ortsbeirat einen Beschluss zu diesen Ideen.

Der Ortsbeirat verweigerte den Segen

Der Vorsitzende sah sich nicht imstande, dass der Ortsbeirat ohne weitere Beratungen diese “Ideen” absegnet. “Wir beschließen hier erst einmal gar nichts.” Stattdessen will der Ortsbeirat die Planungen des Tiefbauamts auf dem Tisch haben, um sich mit dieser neuen Situation zu befassen.

Zusammenfassend erregten diese Punkte die Gemüter:

  • Alle alten Pläne für die Nebenbautätigkeiten sind Makulatur.
  • Es ist nur eine halbe Anschlussstelle für die Edisonstraße vorgesehen
  • Fahrradwege und überhaupt Nebenwege sind nur auf einer Seite der Autobahn vorgesehen.
  • Die finalen Planungen werden wahrscheinlich von der neuen Autobahngesellschaft des Bundes vorgenommen. Kiel hätte dann nur ein Vorschlagsrecht.
  • Der Ortsbeirat Meimersdorf / Moorsee fühlt sich überrumpelt.

Unser Fazit

Besonders schlimm finden wir, dass die Planung von Straßen mit erheblicher Auswirkung auf Kieler Stadtteile demnächst von einer Gesellschaft des Bundes vorgenommen werden! Sozusagen in der Anonymität.

UweW und UrsulaS

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Foto: Ausfahrt an der B404 nach Kronsburg und Meimersdorf

Demo für die Klimarettung

Demo für Klimarettung in Kiel – Der Schülerprotest fordert „Tut endlich was! # Klimarettung“. Jungen Menschen dauert es zu lang, bis Politiker entscheiden. Nach dem langen Kohlesterben wollen sie schnell den Einstieg in regenerative Energie.

Demo in Kiel

Es war der Lärm in der Holtenauer Straße, der mich auf die Demo eben aufmerksam machte. Von dort zogen die Schüler – und wohl nur wenige Studierende – über die Bremer Straße Richtung Westring. Neben handgemalten Plakaten auch Gelbe Westen in Kiel für die Klimarettung. Das gibt es nicht jeden Tag. Zudem viele grüne Umhänge, sämtliche vom Hambacher Forst.

Klimarettung – Vorbild aus Skandinavien

Die Schüler haben sich die 15-jährige Schwedin, Greta Tunberg zum Vorbild genommen. Diese hat in ihrem junge Alter eine wichtige Entscheidung getroffen: Es muss endlich mehr für die Klimarettung getan werden. Weiteres Abwarten würde schwere Folgen für die Umwelt und Menschen haben. Sie trat daher in einen „Schulstreik“. Und dies regelmäßig, jeden Freitag. Kein Wunder also, dass die Demo zum Klimawandel in Kiel ebenfalls auf einen Freitag fällt.

Klimarettung – eine individuelle Entscheidung?

Bislang ist Politik meist auf Wirtschaft, Soziales und Bildung ausgerichtet. Auch die so genannten Volksparteien. Zumindest dann, wenn es um Schüler und Studierende geht. Biologie, Umweltschutz und Geologie/Klima sind scheinbar immer nur Inhalte der Wissensvermittlung. Doch ist es nicht wichtig, auch diese neuen Themen stärker und unabhängig zu entscheiden? Klimarettung, Artenschutz und Biotope brauchen politische Fürsprecher. Es braucht Strukturen, die diese neuen Themen aufgreifen und zu Verbesserungen führen. Es darf nicht allein der Wirtschaft und Lobby-Forschern überlassen sein, das was und wann zu bestimmen. Auch Schüler und Studenten sollten erkennen können, wie über ihre Zukunft entschieden wird. Die Frage nach gemeinsamen Maßnahmen zum Klimaschutz geht also weit über den Einzelnen hinaus. Der streikende Schüler oder Student fordert wohl zu Recht „mehr“ für seine Zukunft.

Klima-Demo in Kiel
Hambacher- Forst-Aktive demonstrieren für die Klimarettung

Positive Forderungen der Schüler und Studenten

Der Protest richtet sich also nicht allein gegen die zögerlichen oder gar fehlenden Entscheidungen. Der Protest fordert eine Diskussion. Auch und gerade eine Diskussion um langfristige, d.h. heute meist „nachhaltige“ Maßnahmen. Wenn dies nicht ausreichend geschieht, so wird ein Teil des „Generationenvertrags“ stur durchgezogen. Doch das neue Thema „Klima“ muss irgendwann Eingang finden: Der Generationenvertrag ohne Kohle aus dem Hambacher Forst, Hochwasserschäden, Insekten- und Vogelsterben, Extremsommer und massive Ernteausfälle, den gibt es nicht. Das wird später auch auf die Wirtschaft und soziale Belange durchschlagen. Die jungen Menschen haben das verstanden. Wenn der wirtschaftliche Start der „Generation Praktikum“ und auch noch die Umwelt-Themen aber nur zögerlich und nicht wirksam aufgegriffen werden, dann ist Kritik erlaubt.

Ein ‚heißes‘ Wochenende

Weitere, ähnliche Themen stehen an diesem Wochenende an:

1. Kiel, den 18.01. – ab 18:00 Uhr – Eine Diskussion über Diesel und Feinstaub im Haus des Sports
Angekündigte Teilnehmer: Gf. der DUH, Ressch und der Oberbürgermeister Kämpfer mit einem neuen Konzept für den Theodor-Heuss-Ring in Kiel sein; Organisation BUND

2. Berlin am 19.01. – ab 12:00 Uhr – Wir-haben-es-satt.de – eine Großdemo

Dort wird u.a. für eine nachhaltige Landwirtschaft, neue Förderungsansätze in der EU und gesündere Lebensmittel demonstriert.

Siegfried Exner

Fotos: (1) Titelfoto, (2) Klimarettung, Aktive für Hambacher Forst und Kieler Protest. – Exner, Kiel 2019

Straßenportrait: Werftstraße zwischen Gablenz- und Preetzerstraße

Im Rahmen der Straßenportraits geht es diesmal um das Ende der langen Werftstraße. Wenn du vom Westufer über die Gablenzstraße nach Gaarden fährst und rechts in die Werftstraße einbiegst, kommst du in ein Gewerbegebiet, das sich in den nächsten Jahren stark verändern wird. Im Kleinen zeigen sich Prozesse, die sich in ganz Kiel beobachten lassen: Bautätigkeit, Renovierungen, Verschwinden von Freiflächen, Erfolge der Kieler Kreativwirtschaft. Auf der einen Seite beginnt dieser Straßenabschnitt mit einer Brachfläche. Einigen ist dieses Grundstück noch als Gebrauchtwagenplatz in Erinnerung. Zur Zeit residieren hier etwa 13 Personen in ihren Bauwagen und umgebauten LKWs. Anschließend die ehemalige Autowerkstatt Wulf & Sohn und der AVIS Fahrzeugverleih. Auf der anderen Straßenseite der KVG-Betriebshof mit seinen Busgaragen, dann ein mittelalterlich anmutender Turm mit dem Musikverein Kieler Musketiere , eine Jet-Tankstelle und ein Penny Markt mit großem Parkplatz davor.

Wagengruppe in der Werftstraße

Die Wagengruppe Schlagloch hat ihr derzeitiges Winterdomizil auf dem leeren Grundstück Ecke Werftstraße/ Gablenzbrücke. Das Grundstück gehört einigen Aktiven des Kreativzentrums W8 gleich nebenan. Hier dürfen die 13 Wagen bis zum 15. April stehen bleiben, danach beginnt an dieser Stelle dann der Bau eines Hochhauses. Den Sommer über waren die “Schlaglöcher” auf der Straße. “Es war ätzend”, so eine Aktive. Sie erhielten alle drei Tage vom Tiefbauamt die Aufforderung zur Räumung, immer mit einer Frist von 24 Stunden. Ende September gab es die Wagenaktionstage in Kiel, die mit der Besetzung dieses leeren Grundstücks endete. Einigen ist dieses Grundstück noch als Platz eines Gebrauchtwagenhändlers bekannt. Das Verhältnis zum W8 ist entspannt, und der Platz gefällt der Gruppe gut, weil sie hier an der Nahtstelle von Gaarden und Westufer viel Besuch bekommt. Ein kommunikativer Ort zu sein gehört zur Intention der Gruppe. Einige Wallung verursachte der Klau ihrer am Bauzaun aufgehängten Banner. Diese wurden auf den Tag zwei Monate später vor dem linken Lokal Li(e)ber Anders in der Iltisstraße verbrannt. Da die Feuerwehr schnell zur Stelle war, konnte das Brennmaterial klar erkannt werden. Die Täter wurden noch nicht identifiziert. Die Aussicht der Wagengruppe Schlagloch für die Zukunft sieht etwas düster aus, weil die Gruppe einfach keinen Platz für sich findet, den sie pachten dürfte und wo sie willkommen wäre. Eine nette Art , das Leben im Wagen kennenzulernen, bietet sich am 20 Januar, 15 – 19 Uhr. Hier kann in jedem Wagen ein anderes Brett- oder Kartenspiel gespielt werden. Eingang über Werftbahnstraße.

Geplanter Hotelbau

Ein sehr originelles Hochhaus soll soll auf diesem leeren Grundstück entstehen. 9.100 Quadratmeter Nutzfläche auf 17 Stockwerken beherbergen ein Vier-Sterne- Hotel mit 250 Zimmer, aber auch anderes Gewerbe , Wohnen und Gastronomie. Zur Ausschreibung gehörte die Aufgabe, auch Ideen für das südliche Umfeld zu entwickeln. Diese Gebäude sind aber aktuell nicht geplant. Das Kreativzentrum W8 in der urigen alten LKW-Reparatur-Werkstatt bleibt -fürs Erste zumindest – in der jetzigen Form erhalten. Bauherrin des neuen Hochhauses ist die Kap Horn AG, deren Gesellschafter aus dem W8 stammen. Lutz Lester ist Vorstandsvorsitzender der Neander Motors AG, angesiedelt im W8 . Jens Nieswand ist Gründer des Kreativzentrums W8, das Büroräume und Werkstätten vermietet.

KVG- Betriebshof wird renoviert

Auf dem Gelände des KVG-Betriebshofs in der Werftstraße stehen Renovierungen an. Im März beginnen die Abrissarbeiten. Die Hauptwerkstatt wird komplett neu gebaut, die Abstellhalle und das Verwaltungsgebäude saniert. Das jetzige Ensemble stammt aus den 50ger Jahren , ist zu klein bzw entspricht nicht den modernen Standards. Die zunehmende Umstellung auf Hybrid- bzw Elektrobusse bedeutet für das Umfeld ein gute Nachricht: Es wird in Zukunft deutlich leiser!

Unterhaltungen mit Anwohner*innen der Werftstraße

Da es sich hier nicht um eine Wohnstraße handelt, waren insgesamt auch wenig Leute an diesem Samstag Vormittag unterwegs. Ich begegnete einem Mann mit Kind, der in der Gegend wohnt. Er freut sich auf das neue Hörnbad, findet es allerdings etwas zu teuer. Traurig ist er über das Ende von Katzheide. In diesem Punkt konnte ich ihn beruhigen. Das Freibad Katzheide schließt nicht, es wird nur verkleinert. Er meinte: „Gerade die Liegewiese war so schön“. Dann unterhielt ich mich noch länger mit zwei Frauen auf dem Wagenplatz, die schon sehr frustriert waren angesichts der zunehmenden Aussichtslosigkeit, einen Platz in Kiel für ihr Projekt zu finden.

Gaarden verändert sich

Die Bauprojekte auf dem Postareal und auf der Hörn und jetzt das Hochhaus zwischen Werftbahnstraße und Werftstraße zeigen in die selbe Richtung: Gaarden wird schicker. Bleibt zu hoffen, dass die kleinteilige Wirtschaft mit den vielen Kiosken und orientalischen Läden erhalten bleibt und dass es zu keiner Verdrängung der Mieter mit kleinem Geldbeutel kommt. Das Bauprojekt auf der Hörn ist auch als dicht bebaut und „ungrün“ im Ortsbeirat kritisiert worden. Denn mit der Bautätigkeit verschwinden auch Brach- und Grünflächen.

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Kieler Kurden demonstrieren


Etwa 100 Menschen trafen sich am 5. Januar auf dem Bahnhofsvorplatz, um Solidarität mit den Hungerstreikenden zu zeigen. Am 7. November 2017 sollen 10.000 kurdische politische Gefangene und andere Unterstützer Öcalans in den Hungerstreik getreten sein. Abdullah Öcalan ist eine Führungspersönlichkeit des kurdischen Volkes und Gründer der ehemaligen militanten kurdischen Arbeiterpartei PKK. Seit 1999 sitzt Öcalan in türkischer Isolationshaft. Ich sprach auf der Kundgebung mit Kurden aus der Türkei und aus Syrien. Sie sagten, sie wollten ihre Solidarität mit den Menschen im Hungerstreik zeigen. In Begleitung von einem großem Polizeiaufgebot bewegte sich der Zug nach der Kundgebung in Richtung Exerzierplatz.

Alte Mu geht mit Geldsorgen ins neue Jahr

Das “kreative Dorf” im Herzen von Kiel, die Alte Mu , hat aktuell einige Geldsorgen. Ganz akut geht es um die Umsetzung der Brandschutzbestimmungen. Grundsätzlich um die Zukunft des gesamten Projekts nachdem die Zusammenarbeit mit der Stiftung Trias teurer als gedacht werden würde. Der Reihe nach:

Geldsorge Brandschutz

90 Prozent der Brandschutzauflagen sind erledigt, aber einige Arbeiten stehen noch aus. Was richtig teuer wird, ist die Leitungsprüfung. Denn aufgrund der dezentralen Bauweise der ehemaligen Kunsthochschule mit ihren zahlreichen Ateliers gibt es ungewöhnlich viele Leitungen. Des Weiteren bekommt das Atelier Werk Statt Konsum Gucklöcher vom zweiten in den ersten Stock. Dann müssen die Haupttüren mit Schnapper versehen werden , damit sie auch im abgeschlossenen Zustand noch von innen geöffnet werden können.

Stiftung Trias

Die Verhandlungen mit der Stiftung Trias sind zur Zeit ausgesetzt, weil sich dieses Finanzierungsmodell als zu teuer herausstellt. Die Idee, die in zwei Jahren zur Unterschrift gebracht werden sollte, sah so aus: Die Stiftung Trias kauft das 7500 Quadratmeter große Areal und verpachtet es an das Impulswerk Alte Mu. Das Land Schleswig-Holstein wäre bereit, das Areal für 3,1 Millionen Euro an die Stiftung Trias zu verkaufen. Die Stiftung Trias verlangt durchschnittlich 12.000 Euro pro Monat an Pacht, die von den Aktiven aufgebracht werden müssten. Langfristig sollen ja 200 Wohnungen entstehen, aber zur Zeit sind die meisten Aktiven Künstler*innen und Startups, die diesen Betrag nicht aufbringen können. Es erscheint auch weder fair noch zumutbar, dass die derzeit Aktiven, darunter viele Künstler und Non-profit-Leute, die Pacht und dann noch zusätzlich die Baukosten bestreiten sollten .

Andere Optionen zur Finanzierung

Michael Päpke aus dem Vorstand der Alten Mu äußerte sich vorsichtig optimistisch, dass noch andere Finanzierungen möglich sein könnten. Ein Wunsch der Alten Mu wäre, vom Land einen günstigen Erbbauvertrag zu erhalten. Eine andere Option wäre der Kauf des Areals mittels eines Bankkredits. Für diese Möglichkeit sprechen die zur Zeit günstigen Kreditzinsen und der Wert dieses Grundstücks in bester Innenstadtlage zur Absicherung des Kredits.

Zeitplan für die Alte Mu

Auf dem Weg zum innovativen Wohnen und Arbeiten sind noch einige Hürden zu überwinden. So soll bis 2024 Wohnraum für 200 Menschen geschaffen werden. Dafür muss der “Turm” genannte Baukörper umgebaut werden. Angedacht sind dabei intelligente Mischungen aus Gemeinschaftsräumen und privaten Rückzugsräumen. Dadurch können die Mieten und auch der individuelle Quadratmeterbedarf niedrig gehalten werden. Beispielsweise könnten Küchen, Wirtschaftsräume und Werkstätten gemeinsam genutzt werden. Bis 2020 gilt noch der derzeitige Mietvertrag für die Alte Mu. Für die Zeit danach wird noch nach einer Finanzierung gesucht, wobei sich positiv auswirken könnte, dass die Landesregierung das Projekt politisch unterstützt. Auflage ist aber die Schaffung von günstigem Wohnraum für 200 Personen. Zur Zeit zahlt die Alte Mu eine vergleichsweise günstige Miete , die gestaffelt auf die Aktiven umgelegt wird. Non-profit Initiativen zahlen 5 Euro pro Quadratmeter, Startups 8 Euro und Etablierte 10 Euro .

Die Alte Mu ist ein faszinierender Ort mit zahlreichen nachhaltigen Projekten und Kulturangeboten . Ein fantasievoller Ort der Begegnung für Menschen, die weniger konsumlastig leben möchten, und ein Gewinn für Kiel als studentische Stadt. Bleibt zu wünschen, dass kreative Lösungen zur Finanzierung gefunden werden.

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Allgemeine Infos zur Alten MU: http://altemu.de/

(Das Foto zeigt den Waldgarten , den die Permakulturgruppe im Außenbereich angelegt hat.)

Kiel: Dieselfahrverbote – aber nur auf einer Spur

Altes Problem, neuer Lösungsansatz: auf dem Theodor-Heuss-Ring sollen die Anwohner entlastet werden. Die seit Jahren zu hohen Stickoxid-Werte sollen durch ein Bündel von Maßnahmen verringert werden. Hintergrund dieser Bemühungen ist eine anhängige Klage eines Umweltschutzvereins gegen das Land Schleswig-Holstein. Wenn der Klage stattgegeben wird, müssten die Werte effektiv gesenkt werden, zur Not mit Fahrverboten.

Was plant die Stadt um Fahrverbote zu vermeiden?

Am 17. Dezember legte die Stadt Kiel ein Konzept vor, das folgende Maßnahmen umfasst:

  • Tempo 50 ( ab Osterferien)
  • eine Fahrspur wird für alle Diesel-Fahrzeuge gesperrt, und zwar die in Richtung Eckernförde rechte Spur. (ab April)
  • Sperrung bestimmter Zufahrten zum Theodor-Heuss-Ring
  • Sperrung der Bahnhofstraße für LKW, die von den Schwedenfähren kommen (ab Oktober 2019)
  • eine Pflasterung des Geh- und Radweges mit Stickoxid-absorbierenden Pflastersteinen. Diese Steine sind mit Titanoxid beschichtet und sollen Stickoxide absorbieren können , wenn die Sonne scheint.
  • Siehe auch:https://www.kiel.de/de/umwelt_verkehr/umwelt_naturschutz/luftreinhaltung.php /

Die DUH (Deutsche Umwelthilfe) hat vor einem Jahr geklagt.

In der Klage gegen das Land Schleswig-Holstein forderte die DUH Maßnahmen, die die Stickoxide auf dem Theodor-Heuss-Ring effektiv unter den Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft bringen. Das wäre auf jeden Fall durch Fahrverbote für Dieselautos zu erreichen. Aber gerade diese Maßnahme möchte Kiels Oberbürgermeister vermeiden. In dieser Angelegenheit hatte der OB bis jetzt die Zeit auf seiner Seite. Denn aufgrund eines Krankheitsfalls ging es bis November am Verwaltungsgericht Schleswig nicht voran. Im November 2018 erklärte sich dieses Gericht dann als nicht zuständig und verwies den Fall an das Oberverwaltungsgericht. Die juristische Auseinandersetzung könnte jetzt also wieder Fahrt aufnehmen – nach einem Jahr des Stillstands.

Wie geht es weiter mit Kiels Luftreinhalteplan?

Das Landesumweltamt wird die Maßnahmen prüfen und der Öffentlichkeit dann einen Entwurf vorlegen, der zwei Wochen lang von der Bürgerschaft und der Verwaltung geprüft werden kann. Danach gibt es noch finale Abstimmungen. Mit der Umsetzung könnte im Frühjahr 2019 begonnen werden. Ob die Maßnahmen jedoch das Gericht überzeugen, ist ungewiss. In einem Interview mit den Kieler Nachrichten bezeichnete Jürgen Resch von der DUH die Sperrung nur einer Fahrbahn schon mal als “lächerlich”.

Stickoxid ist der Oberbegriff für zwei unterschiedliche Reizgase

Direkt am Auspuff tritt Stickstoffmonoxid aus. Es reagiert mit der Luft zu Stickstoffdioxid. Da man normalerweise nicht die Nase direkt am Auspuff hat, ist das Stickstoffdioxid das relevante Gas für den Menschen und darauf bezieht sich auch der Grenzwert von 40 Mikrogramm. Dieser Grenzwert wird auf einem Teilabschnitt des Theodor-Heuss-Rings, und zwar westlich vom Barkauer Kreuz, dauerhaft deutlich überschritten. Stickstoffdioxid gilt als besonderes Gesundheitsrisiko u.a. für Kinder, Senioren und Asthmatiker. Dieser Monitor zeigt sowohl die Werte für Stickstoffmonoxid als auch für Stickstoffdioxid an. Stickoxide sind übrigens nicht sehr mobil . Sie bleiben in der Straße, in der sie entstehen, weitgehend „hängen“. Tatsächlich kann deshalb auch das Sperren einer Spur schon einen messbaren Effekt haben. Ob es reicht, ist eine andere Frage.

Entlastung für die Anwohner des Theodor-Heuss-Rings

Bei allem Fokus auf die Stickoxide sollte man nicht die generelle Belastung der Anwohner von verkehrsreichen Straßen vergessen. Nicht nur Stickoxide können krank machen, sondern auch Lärm, andere Bestandteile der Abgase und sogar der Abrieb von Reifen und Bremsen. Subjektiv leiden die Menschen besonders unter dem Lärm. Dabei ist Lärm nicht nur eine gefühlte Beeinträchtigung der Lebensqualität, sondern kann tatsächlich krank machen. Eine Reduzierung der Verkehrsdichte -nicht nur der Dieselfahrzeuge sondern auch der Benziner – wäre sehr wünschenswert. Auf dem Theodor-Heuss-Ring und auf anderen verkehrsreichen Straßen.

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Anschlag auf Li(e)ber Anders

In der Nacht vom 19. auf den 20. Dezember 2018 verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf den linken Treffpunkt Li(e)ber Anders in der Iltisstraße in Kiel. Sowohl das nara Netzwerk als auch die Wagengruppe Schlagloch berichten, dass als Brennstoff Plakate verwendet wurden, die vorher am Platz der Wagengruppe Schlagloch hingen. Bekanntlich hat diese Wagengruppe ein vorübergehendes Domizil in der Werftbahnstaße gefunden. Vor zwei Monaten waren die Plakate entwendet worden.

Der Treff Li(e)ber Anders begann als Infoladen und fungiert jetzt als Treffpunkt für verschiedene linke und antirassistische Gruppen. Dass ausgerechnet Plakate von der links-orientierten Wagengruppe für den Anschlag auf das Li(e)ber Anders verwendet wurde, lässt auf einen politischen Hintergrund schließen.

Für heute um 17 Uhr ist ein Treffen der antifaschistischen Solidarität vor dem Li(e)ber Anders in der Iltisstr. 34 geplant.

http://schlagloch.blogsport.eu

(Das Foto zeigt das Li(e)ber Anders vor dem Brandanschlag.)

Für Kieler Yogis und Yoginis

Gleich zwei tolle Workshops für Yoga-Begeisterte stehen im Winter an. Sundaram wird eine Yogastunde mit Mantras anleiten und Kai Hill eine Masterclass in Anusara-Yoga anbieten.

Ich habe Sundaram schon mehrfach erlebt und verspreche nicht zuviel, wenn ich Flow-Erlebnisse in Aussicht stelle. Einmal fingen wir während einer Mantra-Yoga-Stunde an, spontan zu singen während wir Asanas praktizierten. Es war eine unglaubliche Erfahrung! Sundaram ist ausgebildeter Sänger, man merkt es an seiner wunderbaren Stimme und perfekten Stimmbeherrschung. Er sagt: “Nach der indischen Tradition ist das ganze Universum aus einem Ton-Tropfen entstanden. “ Das mag die Erklärung sein, warum Musik mehr als andere Kunstformen mit Spiritualität verbunden ist, nicht nur im Hinduismus sondern auch im Christentum und im Islam.

Workshop Yoga & Mantra, Sonntag , 3. Februar, 16.30 -19.30: Yogastunde begleitet durch Mantras und anschließendes gemeinsames Singen. 40, -Euro. Im ZIWAGO Ganzheitliches Gesundheitszentrum, Stadtrade 18, 24113 Kiel. Kontakt: www.bjung50.de

Kai Hill leitet eine Masterclass in Anusara Yoga an. Bei dieser Gelegenheit wird auch das Anusara Teacher Training und die Prinzipien dieser Richtung vorgestellt. Für alle , die Anusara Yoga nicht kennen: typisch für diese Lehrmethode sind sehr detaillierte Anweisungen, die manchmal nur in der Vorstellung durchführbar sind, aber sie bewirken, dass du leichter in die Stellungen hineinkommst. Typisch für Anusara sind auch bestimmte mentale Einstellungen, so etwa das Prinzip “open to grace”, also sich der göttlichen Gnade öffnen. Man muss es ausprobieren! Mich hat diese Richtung überzeugt. Open To Grace mit Kai Hill: Basic Yogastunde & anschließendes Informationstreffen. Freitag, 11. Januar 2019. 17 – 18.30 Yogastunde, und anschließend Informationstreffen für die Yogalehrerausbildung bei Baltic Yoga. 24,- Euro- https://www.baltic-yoga.de/aktuelles/