Archiv der Kategorie: Stadtteile

Gaarden Gallery Einweihung

Die Farbe der open air Gaarden Gallery ist gerade getrocknet. Am Samstag, den 23. November werden die bemalten Fassaden und Poller eingeweiht. Die Rede ist vom Café Jupiter und von der Trinkhalle Hempels und elf Poller, an der Kreuzung Medusastraße und Kaiserstraße in Kiel-Gaarden. Um 14 Uhr gibt es zum Auftakt eine Führung, um 15 Uhr spielt das Bedahé Trio.

Die Künstler:

  • Das Café Jupiter: Benjamin Mastaglio
  • Hempels: Jihea Ann und Jenny Reißmann
  • Elf Poller: Yeongbin Lee
  • Leitung: Jihea Ann und Ju Hyun Lee

Vorausgegangen ist eine Aktion, bei der 600 Zeichnungen angefertigt wurden. Sie wurden an die Fassade der Trinkhalle Hempels angebracht und übermalt. Die Kunden des Hempels hatten großes Interesse an der Aktion und freuen sich über die Aufhübschung der vormals tristen Fassade. (Die Trinkhalle ist eine feste Institution in Gaarden – ein Ort an dem Alkoholiker und Obdachlose im Warmen sitzen und Bier trinken dürfen. )

Frau Ju Hyun Lee, eine südkoreanische Künstlerin und Besitzerin des Café Jupiter, hatte die Idee zur Gaarden Gallery. Sie träumt schon lange von einer “Kultur-Gasse”, wie sie sagt, da gleich zwei Galerien in der Nähe sind, das K34 und OnSpace, außerdem das Kulturzentrum Medusa. Jetzt ist diese Ecke von Gaarden auf jeden Fall die Bunteste und Kreativste, mit zwei Parklets und vier bemalten Gebäude. Neben den in dieser Aktion bemalten Gebäude, haben auch schon der Growshop Buschwerk und die neueröffnete Kinderboutique Krümel & Monster bemalte Fassaden. Sieht alles richtig gut aus. Irgendwie psychedelisch.

Vieburger Gehölz – ein alter Wald ist in Gefahr

Das Vieburger Gehölz im Süden von Kiel ist ein sehr alter Waldstandort. Es war früher Teil des Eisenwaldes, auf altsächsisch Isarnho genannt. Dieser Wald erstreckte sich seit Menschengedenken von der Schlei über Kiel bis nach Lübeck. Die Bezeichnung Eisenwald stammt aus dem Mittelalter und bezieht sich wahrscheinlich auf die Undurchdringlichkeit dieses Waldes, “Eisen” also wie in “eiserner Wille” oder “eiserne Lady”. Möglicherweise bezieht sich der Name aber auch auf die Eisenverhüttung, die es hier auch gab.

Der Eisenwald in der Geschichte

Bis etwa Mitte des ersten Jahrtausends nach Christi wohnten Germanen im Eisenwald. Man muss sich das wohl so vorstellen, dass sie ihre Hütten auf Lichtungen und kleinen Rodungen bauten. Zwischen 400 und 500 nach Christi zogen die Germanen weg, und die ganze Gegend war erst einmal so ziemlich menschenleer. Der Wald wuchs und wurde wieder dichter. Im 10. Jahrhundert zogen dann wieder Menschen in den Eisenwald: Wikinger aus dem Norden und Sachsen aus dem Osten. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung Isarnho, was als Eisenwald oder eiserne Höhe übersetzt werden kann. In dieser Zeit wurde der Eisenwald wahrscheinlich auch Rückzuggebiet für Heiden, die im christianisierten Umland nicht mehr ihre Religion leben durften. Übrigens hat dieser Wald die Menschen auch schon in der damaligen Zeit beeindruckt. So schreibt der mittelalterliche Chronist Helmold von Bosau, der den Wald aus eigener Anschauung kannte, im 12. Jahrhundert von “seiner unermesslichen und fast undurchdringlichen Einsamkeit” und von “riesigen Urwaldstämmen”.

Warum ist historischer alter Wald besonders wertvoll?

Als historisch alten Wald bezeichnet man Waldstandorte, die seit mindestens 100 Jahren bestehen und auf historischen Karten nachgewiesen werden können. Das ist zumindest die Definition in Deutschland. Es muss sich nicht um Urwald handeln, und es müssen nicht einmal besonders große und alte Bäume vorhanden sein. Es geht vielmehr um den Standort. Standorte, an denen sich schon lange Wald befindet, sind besonders bedeutsam für die Biodiversität. Das liegt am Ausbreitungsverhalten von typischen Waldpflanzen. Sie vermehren sich meistens nicht über Samen sondern über Wurzeln und Ableger, breiten sich also nur langsam aus. Selbst wenn sie sich über Samen vermehren, sind es Waldameisen, die die Samen weiter transportieren. Die Ameisen bewegen sich ebenfalls kaum in der Fläche.

Eine andere Geschichte sind die gewachsenen Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren, die sich über hunderte oder sogar tausende von Jahren gebildet haben. Sie können nicht an einem anderen Ort wieder hergestellt werden. Sogar manche Tiere, die theoretisch mobil sind, weisen eine große Verbundenheit mit einem bestimmten Ort auf. Beispiel: Fledermäuse, die gerne über Generationen die gleichen Schlafplätze besiedeln. Es hat mich einigermaßen schockiert zu lesen, dass es zwei Jahrhunderte braucht, bis junge Wälder wieder von typischen Waldpflanzen besiedelt werden. Wenn man dann noch lernt, dass viele Waldpflanzen ausschließlich in historischen alten Wäldern vorkommen, erscheinen diese Wälder umso schützenswerter.

Wie alt ist der Waldstandort Vieburger Gehölz?

Auf der Kiel Seite stand früher : “ Das knapp 70 ha große Vieburger Gehölz ist ein sehr alter Waldstandort. Es gehörte wahrscheinlich zum großen Isarnho (Eisenwald), einem Wald, der sich von der Schlei bis nach Kiel und von hieraus weiter nach Lübeck erstreckte.” Dieser Passus wurde leider entfernt. Ich sprach mit Forstwirtschaftsmeister Bronnmann (Kiels Forstverwaltung), um mehr zu erfahren. Gehörte das Vieburger Gehölz nun zum Eisenwald oder nicht, warum nur wahrscheinlich? Herr Bronnmann sagte, das Vieburger Gehölz wäre auf jeden Fall in Karten aus dem 18. Jahrhundert belegt. Also ist dieser Standort ein historisch alter Wald nach der deutschen Definition. Der Standort war auch auf jeden Fall Teil des Eisenwaldes. Allerdings lässt sich nicht völlig ausschließen, dass gerade dieser Teil des Eisenwaldes im Laufe der Jahrhunderte einmal abgeholzt wurde. Da fehlen einfach die Nachweise. Man kann also nur sagen, dass das Vieburger Gehölz wahrscheinlich in ungebrochener Kontinuität Teil des Eisenwaldes war und somit bestünde an diesem Standort wahrscheinlich seit Menschengedenken Wald.

Ausblick trübe

Leider planen Bund und Land ein Autobahnkreuz an der jetzigen B404 nördlich der Bahnstrecke. Diese Betonorgie würde einen kleinen Teil des Vieburger Gehölzes zerstören. Der zerstörte Bereich wäre größer als die Karte zeigt, weil für solche Arbeiten auch umfangreiche Behelfsstraßen gebaut werden. Der Ausdruck Betonorgie ist nicht übertrieben. Das Vieburger Gehölz ist Teil des Kieler Grüngürtels, der mittlerweile ziemlich durchlöchert ist.

Vieburger Gehölz als Erholungsgebiet.

Dieser Wald am Rande der Stadt ist ein beliebtes Erholungsgebiet für die Kieler*innen. Der Wald besteht aus Buchen-, Eichen- und Ahornbäumen, weniger Birken, Fichten und Tannen. Es ist ein lichter Laub-Misch-Wald, angenehm zum spazieren gehen. Auch das Waldhaus für Veranstaltungen und ein Waldkindergarten fanden hier Platz. Das Vieburger Gehölz ist aus vielen Gründen – Naturschutz, Klimaschutz, Stadtklima, Naherholung und nicht zuletzt aus Respekt für die Historie des Ortes – schützenswert.

Kaffee Trinken vor dem Waldhaus
Kaffee Trinken vor dem Waldhaus

Weiterlesen: http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/J01_3_Benesch_Isarnho.pdf

Wilfried Stichmann: Kennzeichen und Wert alter Wälder

Monika Wulf: Historisch alte Wälder – Definition, Sachstand und Ziele

Beide Artikel hier: https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Publikationen/Schriftenreihe/Schriftenreihe_Sonderheft_Kennzeichen_Wert_historische_Waelder.pdf

Wer sich ein Bild vom Leben der alten Germanen machen möchte, dem sei dieser Film empfohlen: https://www.youtube.com/watch?v=rft-8jKZ3gA

Offener Brief zu den Möbelhaus-Bauplänen im Kleingartengebiet Prüner Schlag/Brunsrade

Diesen offenen Brief sandte die Initiative Projekt Prüner Park an Kurt Krieger von der Krieger Gruppe und an Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer. Die Initiative kämpft um den Erhalt der Bäume am Westring und um den Erhalt des ehemaligen Kleingartengebiets Prüner Schlag als Park. In Vorbereitung zu den Bauarbeiten sollten im November schon 26 Bäume gefällt werden. In dieser Angelegenheit gibt es einen Aufschub bis zum 3. Dezember, das war zumindest die mündliche Auskunft der Bauarbeiter. Hier nun der Text:

Sehr geehrter Herr Krieger, sehr geehrter Herr Dr. Kämpfer,

wir sind eine Gruppe Kieler Bürger, die sehr darüber besorgt sind, dass der Prüner Schlag, ein so großes Grüngelände in der Stadt, verkauft wurde, um als Gewerbegebiet verbaut und damit versiegelt zu werden.

Der Schadstoffgehalt der Luft in der gesamten Stadt, besonders im Bereich des Theodor-Heuss-Ringes, ist bedenklich hoch. Der Prüner Schlag ist ein wertvoller Teil des Kieler Grüngürtels, der als innerstädtische Ausgleichsfläche eine enorme Wichtigkeit hat und in Zeiten der Klimaerwärmung erhalten werden sollte.

Dass bisher immer noch nicht gebaut wurde, gibt uns den Mut nachzufragen, ob es mög-lich wäre, auf den Bau der Möbelhäuser zu verzichten, bzw. sie an anderer Stelle in Leerstände schon vorhandener Gewerbegebiete zu verlegen.

Wir haben die Idee des Prüner Parks entwickelt! Der Prüner Schlag wird zum Park für Alle mit vielen Bäumen und bleibt damit als Grüne Lunge Kiels erhalten. Er wird zur grünen Oase für Mensch und Tier. Für die Bürger Kiels, für die Zukunft unserer Kinder und Enkel-kinder, für eine lebenswerte Zukunft…

Da viele Kieler Bürgerinnen und Bürger dem Vorhaben der Versiegelung inzwischen kritisch gegenüberstehen, würden wir gerne einen konstruktiven Dialog mit Ihnen beginnen und freuen uns auf Ihre Antworten.

Mit freundlichen Grüßen

Zum Weiterlesen: Bäume haben einen schweren Stand in Kiel und Klimanotstand? Möbelmarktzentrum!

SciFi-Dinner mit Star-Trek Quiz

Pressemitteilung: Zum Thema STAR TREK haben wir wieder leichte bis richtig fiese Fragen zusammengestellt. Wir werden alle Bereiche des Trek-Universums abzudecken versuchen – von „TOS“ mit Spock, Kirk & Co bis „Star Trek Discovery“ und den heftig verfemten neuen Kinofilmen. Und die kommende neue „Picard“-Serie wird sicher auch Beachtung finden.
https://www.facebook.com/events/478955609620826/

Über zahlreichen Besuch freuen wir uns wie immer –  eine Tischreservierung für Gruppen wird im/vom Godot empfohlen. Wobei Einzelpersonen immer die Möglichkeit haben werden, sich bestehenden Gruppen anzuschließen.
Der Eintritt ist natürlich wie immer frei.

15. November, 19 Uhr, im Café Godot, Gutenbergstr. 18 .

Foto: Jens Dombek. Der Fotograf hat eine interessante Facebookseite: https://www.facebook.com/germanspock/

Textildiscounter Primark eröffnet in Kiel

Die vor 50 Jahren gegründete irische Modekette ist auf Expansionskurs, nun auch in Kiel. Am 6. November um 10 Uhr eröffnet das neu gebaute Kaufhaus Primark. Auf 4,100 Quadratmetern stapeln sich Textilien zu Niedrigstpreisen. Beispiel: T-Shirt für 5 Euro. Nach eigenen Angaben kann Primark so günstig produzieren, weil sie auf Werbung weitgehend verzichten und keine teuren Kleiderbügel verwenden. Die meisten Artikel liegen auf Stapeln, die Größen sind auf Klebestreifen angegeben. Allerdings wird Primark auch für die Arbeitsbedingungen in der Produktion und für seine preisdrückenden Verhandlungen kritisiert.

Toplage am Berliner Platz

Die neue Filiale befindet sich am Berliner Platz, zwischen Bootshafen, Holstenstraße und Andreas-Gayck-Straße, da wo das alte Woolworth-Gebäude stand. Dieser Bereich der Innenstadt erfährt derzeit eine Aufwertung durch den Kleinen Kiel Kanal, der bis Ende des Jahres fertig sein soll.

Primarks Verhaltenskodex

Laut Eigendarstellung hält sich Primark an einen Verhaltenskodex, der Kinderarbeit verbietet, wobei die Kindheit mit 14 endet. Allerdings sind 48 Arbeitsstunden in der Woche vom Verhaltenskodex erlaubt, was schon sehr viel ist. Primark unterhält keine eigenen Fabriken, sondern lässt in Fabriken produzieren, die auch für andere Kunden arbeiten. Nach eigenen Angaben werden die Fabriken sorgfältig ausgewählt. Dass die Bedingungen des Verhaltenskodex nicht immer eingehalten werden, bestätigte Primark in drei Fällen. Eine Recherche der Christlichen Initiative Romero (CIR) hatte über Fabriken berichtet, in denen Arbeiter*innen 80 Wochenstunden arbeiteten und dabei weniger als den gesetzlichen Mindestlohn ihrer Landes verdienten. Die Frankfurter Rundschau berichtete darüber.

Proteste begleiten die Eröffnung

Rund um die Eröffnung des Textildiscounters wird in Kiel demonstriert. ATTAC ruft für den Samstag, 9. November um 14 Uhr zu einer Kundgebung vor der Primark-Filiale auf. “Fast Fashion Kills – Primark verdient, wir alle zahlen den Preis”, ist das Motto. ATTAC nimmt Primark zum Anlass, um generell gegen Textilien als Wegwerf-Artikel zu protestieren. Der günstige Preis ermöglicht einen verschwenderischen Umgang mit Kleidung.

Die BUNDjugend Schleswig-Holstein beklagt die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und den hohen Einsatz von Chemikalien in Teilen der Textilindustrie. Sie lädt zu einer Silent Line am Freitag, 8. November um 14 Uhr und am Samstag, 16. November um 12 Uhr ein, jeweils vor der Filiale.

Für den 9. November (16- 18 Uhr) lädt die Grüne Jugend zum Kleidertausch vor Primark ein.

Wenn du nach fairer Mode in Kiel suchst, könnte dich diese Zusammenstellung interessieren: Fairkleidet in Kiel

Burn Candles, not Oil: Klima-Demo auf dem THR

Der Theodor-Heuss-Ring wird allmählich zu einem beliebten Ort für Demonstrationen. Heute riefen Fridays for Future Gaarden und TKKG Turboklimakampfgruppe Kiel zu einem Laternen-Laufen auf dem Theodor-Heuss-Ring auf. Etwa 340 Menschen folgten dem Aufruf . Die Route der Klima-Demo ging vom Vinetaplatz über die Gablenzbrücke zum Theodor-Heuss-Ring und endete gegen 19 30 am Schützenpark.

Um 17 Uhr sammelten sich die Leute mit fantasievollen Laternen, die meisten selbst-gebastelt, auf dem Vinetaplatz in Gaarden. Ich unterhielt mich im Vorfeld mit einigen Leuten, und war erstaunt, dass einige nicht aus politischen Gründen teilnahmen, sondern weil sie die Idee lustig fanden. Anders ein Student der Stadtentwicklung, der die Stadt mit gestalten möchte und zwar in Richtung weniger Verkehr und mehr Klimaschutz. Das entspricht auch der Intention dieser Demonstration.

Als es dunkel wurde, sahen die Laternen schön aus. Die Demonstration verlief friedlich und war auch sehr ruhig, weil es keine Beschallung durch Lautsprecher gab. Die Demonstration stand unter dem Motto: Burn Candles, not Oil. Brennt Kerzen anstatt Erdöl. “ Der Verkehrssektor ist einer der größten CO2-Verursacher, die es gibt. Autos sind durchaus nützlich und viele von uns sind auf sie angewiesen – doch sie schaden dem Klima, der Luftsauberkeit, und sie nehmen unglaublich viel Platz weg, der sich so viel schöner nutzen lässt“, so stand es im Aufruf.

Für den 29. November haben Fridays for Future zu einem erneuten globalen Klimastreik aufgerufen. Zeit und Ort sind für Kiel noch nicht bekannt gegeben. Es darf wohl vermutet werden, dass es wieder über den symbolträchtigen Theodor-Heuss-Ring (B76) gehen wird. Das ist die Straße, die an einer Mess-Stelle bis vor Kurzem die dritt-höchsten Stickoxidwerte in ganz Deutschland hatte.

Dieser Artikel könnte dich auch interessieren: Bericht von der Klima-Demo am 20. September

Apfelbörse auf dem Europaplatz

Zum neunten Mal lädt die BUND Kreisgruppe Kiel zur Apfelbörse ein. Am 19. Oktober von 11 -14 Uhr können Äpfel bestimmt werden, zu Apfelsaft gepresst oder getauscht werden. Bitte eigenen Flaschen mitbringen! Der Naturerlebnisraum Kollhorst präsentiert alte Apfelsorten, die gegen Spende erhältlich sind, ebenso gibt es Apfelkuchen von der SoLaWi Schinkeler Höfe. (BUND, AKOWIA, Kollhorst, Kiel im Wandel) . Auf dem Europaplatz, am 19. Oktober von 11 – 14 Uhr! https://www.bund-kiel.de/service/presse/detail/news/apfelboerse-2019/

Alte Mu stellt Bauvoranfrage

2013 begannen die ersten Aktiven, das Gelände der früheren Muthesius Kunsthochschule zu bespielen. Das Gelände war damals sehr zugewachsen. Heute ziert Permakultur die Grünanlagen. Die Kunsthochschule ist ausgezogen, die neuen Kreativen haben die Gebäude mit neuem Leben gefüllt. Der Verein „Alte Mu Impuls-Werk e.V.“ arbeitet schon lange auf das Ziel hin, die 2,1 Hektar große Liegenschaft am Lorentzendamm zu erwerben und umzubauen. Nun stellte der Verein an die Stadt Kiel eine Bauvoranfrage. Ein positiver Bescheid auf die Bauvoranfrage ist wichtig für den Verein, weil es die Voraussetzung für die Kreditfinanzierung ist. Die Verwaltung und das Land Schleswig-Holstein als Eigentümerin der Liegenschaft stehen dem Projekt grundsätzlich wohlwollend gegenüber. Deshalb – so erläuterte es Herr Schmuck vom Stadtplanungsamt im Ortsbeirat Mitte – würde anstatt eines Bebauungsplans eine Zielvereinbarung angestrebt werden. Das Land nimmt dann die vereinbarten Ziele in den Erbbauvertrag auf. Das ist ein einfacheres Verfahren.

Fünftausend zusätzliche Quadratmeter bauen

Der Plan ist, 5.448 Quadratmeter zusätzlich zu bauen, was die Fläche in etwa verdoppelt. “Wir wollen die Bestandssubstanz belassen und aufstocken”, so Lorenz Wittkugel von „gradweise Architektur Atelier“. Bei geschätzten drei Millionen Euro Baukosten beträgt die Sanierung der Bestandsgebäude 12 Prozent. Alle Gebäude außer einem Teil der südlichen Ateliers werden aufgestockt. Die Ateliers erhalten Dachgärten. Das würde einen attraktiven Übergang zum Park bilden.

Wie würde die Alte Mu nach den Baumaßnahmen aussehen?

Zur Zeit wohnt niemand in der Alten Mu. Nach Realisierung der Um- und Neubauten wären über die Hälfte der Fläche Wohnungen.

  • Der “Turm” bekommt drei zusätzliche Geschosse. Hier sind weitgehend Mikrowohnungen von 20 Quadratmeter geplant, jeweils mit eigenem Bad und Gemeinschaftsküche auf der Etage. 100 Studierende würden hier wohnen.
  • Der Nordteil wird ebenfalls aufgestockt. Mit 60 Bewohnern wird hier das Experiment des Cluster-Wohnens geprobt, also eine Mischung aus Privat- und Gemeinschaftsräumen.
  • Im Kopfteil ist Platz für temporäres Wohnen für vierzig Personen.

Insgesamt wird Wohnraum für 200 Personen geschaffen, zusätzlich zu den Büros und Werkstätten, die jetzt die Alte Mu ausmachen. Ein Makerspace , also eine offene Werkstatt , schafft Synergien und spart Kosten für die Künstler*innen und Fabrikant*innen.

Diskussion zum Thema Autostellplätze

Wenn 200 Menschen in einigen Jahren in der Alten Mu wohnen, was bedeutet das an zusätzlichen Autos? Diese berechtigte Frage wurde im Ortsbeirat Mitte gestellt. Auch wenn viele Studierende kein Auto haben, verbieten kann man es ihnen nicht . Außerdem gibt es da Vorgaben für Stellplätze , die ein Bauvorhaben vorhalten muss. Der Kieler Stellplatzschlüssel sieht 0,7 Stellplätze pro Wohneinheit vor; wenn es sich um geförderten Wohnraum handelt, verringert sich die Zahl auf 0,3; für Studierende gilt die Richtzahl 0,25. Durch moderne Mobilitätskonzepte wie etwa ein Carsharing-Stellplatz kann diese Vorgabe noch heruntergehandelt werden. Felix Wenning von der Alten Mu sagte dem Ortsbeirat Mitte, sie würden alles berücksichtigen, was rechtlich notwendig sei, aber sie wären grundsätzlich für Carsharing, Bikesharing und für möglichst wenig Parkplätze.

Ökologische Bauweise

Die Neubauten sollen aus Ökobaustoffen nach dem Cradle to Cradle Prinzip gebaut werden. Michael Päpke vom „Planungsbüro für urbane Transformation“ bedauerte, dass manche ökologisch sinnvollen Vorgehensweisen leider nach vorgeschriebenen Standards nicht zugelassen seien. Auf jeden Fall soll soviel wie möglich mit Holz gebaut werden. Die Alte Mu möchte zeigen, wie man anders bauen kann.

Wenn Planung und Finanzierung klappen, kann in zwei oder drei Jahren mit dem Bau begonnen werden. Mit der Bauvoranfrage ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan.

KoolKiel-Turm : Vorstellung im Ortsbeirat Gaarden

Das Votum im Ortsbeirat Gaarden zum ambitionierten Bauprojekt KoolKiel war überwiegend positiv. Fedor Mrozek (CDU) stimmte als Einziger gegen den Vorentwurf, weil er – wie viele in seiner Partei- Probleme mit der Höhe des Turms hat.

Das Projekt umfasst Grundstücke zwischen Werftbahnstraße, Gablenzstraße und Werftstraße. Zuerst wird der nördliche Teil geplant. Hier sollen zwei Türme und ein Zwischengebäude entstehen. Der südliche Teil hat dagegen erst einmal nur den Status einer Ideenskizze. Hier ist eine Überbauung der Bürohalle W8 geplant und dahinter entlang der Werftstraße würfelförmige Gebäude mit Wohnungen.

Der Besuch von Grundstücksbesitzer, Investor, Bauleitplanerin und Architekt im Ortsbeirat Gaarden ist Teil der “frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung.” Angestrebt wird ein vorhabenbezogener Bebauungsplan. Bei dieser Art von auf den Investor zugeschnittenen Bebauungsplan muss das Projekt dann auch so umgesetzt werden, nachdem unterschrieben wurde.

KoolKiel -der Verrückbare Turm

Der große Turm soll nach dem Prinzip des Jenga-Turms verschiebbare Ebenen bekommen. Dadurch entstehen Loggias und freischwebende Zimmer. Verrückbar oder verrückt? Auf jeden Fall keine 08/15-Architektur. Das Gebäude soll eine Höhe von 67 Meter über dem Gelände oder 73 Meter über dem Nullpunkt haben und 18 Geschosse bekommen. Nach außen wird das Gebäude mit Symbolen verziert. Die Visualisierung gibt eine Idee davon. Für die unteren Etagen ist eine gewerbliche Nutzung angedacht. Hier könnten Unternehmen aus dem W8 mehr Büroräume oder Werkstätten finden. Darüber kommt ein Hotel und ganz oben die Skybar.

Kleiner Turm und Podium

Neben dem großen Turm soll ein kleinerer 55-Meter Turm entstehen. Zwischen den Türmen plant der Architekt ein “öffenbares” Podium. Diese Wortschöpfung des Architekten aus einem niederländischen Büro ist nicht etwa ein Übersetzungsfehler, sondern soll verdeutlichen, dass die Wände sich komplett auffalten können.So kann das Podium für größere öffentliche Veranstaltungen genutzt werden.

W8-Halle

Die ehemalige LKW-Werkstatt war zwischenzeitlich Druckerei und dient nun als Büroraum für zahlreiche Mieter. (Portrait W8). Die einstöckige breite Fassade hat den buntzusammengewürfelten Charme einer Bauklötze-Konstruktion. Genau diesen verspielten Geist will der Architekt im Turm durch die bunten Fassadenmotive aufnehmen. Das Innere wurde vom Besitzer Jens Nieswand liebevoll und geschmackvoll renoviert. Der Investor hat Jens Nieswand verspochen, das W8 unangetastet zu lassen. Die Ideenskizze sieht hier einen Überbau der Halle in Form einer leichten Holzkonstruktion vor. Das sorgt für ein gutes Raumklima. Die Module sollen unterschiedlich groß sein (aber maximal 250 Quadratmeter) , je nach Bedarf der Käufer*innen. Sie können als Büros und individuelle Wohnungen genutzt werden. Dieses Baukastensystem lässt viel Flexibilität in der Nutzung.

Die tanzenden Würfel

Erst Ideenskizze: die vier würfelförmigen drei- bis viergeschossigen Wohnhäuser sind schräg zueinander auf einem Sockel angeordnet. Die Zwischenräume können als Dachgarten genutzt werden.

Wer baut?

An der Vorstellung im Ortsbeirat waren Stadtplaner, Bauleitplanerin, Investor , und Grundstücksbesitzer vertreten:

  • Lutz Lester, Vorstandsvorsitzender von Neander Motors ,vertrat die Grundstückseigentümer (Kap Horn GmbH)
  • Felix Kramer ist Architekt bei MVRDV
  • Markus Aluta als Investor hat Erfahrung mit Hotelbau und finanziert das Projekt.
  • Armin Roth vom Kieler Stadtplanungsamt ist zuständig für den Bebauungsplan (Nr 1017)
  • Gesa Schwab von Evers & Küssner hat den Auftrag, den Bebauungsplan mit der Verwaltung und den Architekten auszuarbeiten.

Die Bedeutung des Investors

Diese Art von Architektur kostet mehr als 08/15-Bau. Der Investor verzichtet also auf Rendite. Als Grund nannte Lutz Lester, dass sie gemeinsam noch mehr in Kiel verändern wollen. Der KoolKiel-Turm soll erst der Auftakt sein. Ein anderer Grund für das Engagement ist Alutas Begeisterung für die Werner Comics. Was ist die Verbindung? Als W8 noch ein Verlag war, druckte es die Werner Comics. Aluta las sie gerne, weil er aus einer Baufamilie kommt und Bauen war ein Thema der Comics. Bekanntlich geht es da um die Abeneuer eines Sanitärinstallateurs.

Edina Dickhoff fragte, ob die Eigentümer bestimmte Nutzungen um sie herum einschränken könnten. Das passiert in Schleswig-Holstein. Da unterbinden Eigentümer, dass Kinovorstellungen oder ähnliches in ihrer Nähe stattfinden. Frau Schwab von der Bauleitplanung sagte, im Bebauungsplan würde festgelegt werden, dass gewerbliche Nutzung im Turm stattfinden darf. Es würde auch eine Durchwegung des Geländes für alle festgeschrieben werden. Eine andere Frage bezog sich auf Sozialwohnungen. Sie kommen in die Tanzenden Würfel an der Werftsraße.

Wenn man vor einigen Jahren über die Gablenzbrücke nach Gaarden kam, fuhr man zuerst an einem Parkplatz für Gebrauchtwagen vorbei. Der architektonisch anspruchsvolle KoolKiel-Turm würde an dieser Stelle schon ein ganz anderer Hingucker sein.

Visualisierung: MVRDV

A21-Anbindung Thema im Bauausschuss

Bekanntlich plant der Bund, die A21 bis zum Barkauer Kreuz zu bauen, und zusätzlich eine Südspange genannte Straße an das Ostufer zu bauen. Die Linke hatte einen Antrag in die letzte Ratsversammlung eingebracht, in dem sie Kiel auffordert, sich stärker in die Planung dieser A21-Anbindung einzubringen. Der Wunsch der Linken ist es, Natur und Umwelt zu schützen und den Verkehr zu verringern. “Vor dem Hintergrund des durch die Ratsversammlung anerkannten Klimanotstands (Drucksache 0443/2019) und des strategischen Ziels der “Klimaschutzstadt” wird der Oberbürgermeister gebeten, dem Innen-und Umweltausschuss, dem Bauausschuss und der Ratsversammlung zeitnah, Vorschläge zu unterbreiten, wie es gelingen kann, im Zuge des Ausbaus der B404 zur A21, die Auswirkungen auf Umwelt und Natur im Kieler Stadtgebiet möglichst gering zu halten und die Verkehrsströme so zu steuern, dass das Aufkommen motorisierten Individualverkehrs im innerstädtischen Bereich so weit wie möglich minimiert wird.” Hier der ganze Antrag: „Ausbau der B404 vor dem Hintergrund des Klimanotstands gestalten“.

Bevor ich zur Diskussion im Bauausschuss komme, eine kurze Beschreibung, was die Probleme mit der geplanten Anbindung sind. Es würde nördlich der Bahnbrücke am Knotenpunkt Karlsburg ein Autobahnkreuz entstehen, das in das Vieburger Gehölz hineinragt. Dieses Gehölz ist so eine Art norddeutscher Urwald, insofern als hier schon seit Menschengedenken Wald war. Dieses Gehölz ist deshalb besonders wertvoll für Fauna und Flora.

Noch schlimmer trifft es die 300 Kleingärten, die auf der geplanten Trasse der Südspange liegen. Sie würden zerstört werden. Hier hat sich – auch wegen Leerständen – ein besonders artenreiches Biotop entwickelt, mit Kreuzottern, Ringelnattern, Zauneidechsen und anderen gefährdeten Arten. Die Nähe zum Vieburger Gehölz und zum Meimersdorfer Moor tragen zum Wert dieses Gebiets bei, weil zusammenhängende Gebiete ein größeres vernetztes Ökosystem bedeuten. Gleichzeitig – und das verdeutlicht den vollen Irrsinn dieses Projekts – wird die vom Bund geplante Anbindung der A21 zu einer Zunahme des Verkehrs um 25 Prozent auf dem Theodor-Heuss-Ring westlich des Barkauer Kreuzes führen. Also das Gegenteil einer Entlastung. Gerade dieser Abschnitt des Theodor-Heuss-Rings ist stark mit Stickoxiden belastet. Wenn noch 25 Prozent mehr Verkehr dazu kommt, ist eine Sperrung wahrscheinlich unausweichlich. Aber nun zur Diskussion im Bauausschuss:

Klimaschutz und A21-Anbindung

Detlef Bautz-Emmerich (Linke) bezog sich auf den Klimanotstand: “Wir können die B404 nicht einfach weiter ausbauen, wie wenn nichts passiert wäre.” Niclas Köser („Die Fraktion“) führte diesen Gedanken weiter aus und fragte, ob Infrastrukturausbau überhaupt noch Sinn mache. “Straßenbau ist schlecht für die Klimabilanz“, sagte er.

CDU für die Anbindung

In der Person von Rainer Kreutz positionierte sich die CDU eindeutig für die vom Bund geplante Variante der Anbindung. Rainer Kreutz sagte. “Wir brauchen die Anbindung. Ohne sie bildet sich ein Flaschenhals und Stau.” (Leider wies an dieser Stelle niemand darauf hin, dass die Autobahn auch mehr Verkehr bringt und ein Flaschenhals eventuell die einzige Möglichkeit ist, diese Verkehrszunahme zu verhindern. )

Gründe für die Zurückstellung des Antrags

Der Antrag wurde zurückgestellt aus einem Grund, den ich nicht ganz nachvollziehen konnte. André Wilkens (SPD) brachte die Frage in die Diskussion, inwieweit die Verwaltung an dieser Sache dran sei, also an den Auswirkungen auf Natur und Verkehrsvolumen. Er hätte gerne eine geschäftliche Mitteilung in dieser Angelegenheit. Daraufhin antwortete Peter Bender vom Tiefbauamt, die Verwaltung wäre überhaupt nicht mit dieser Angelegenheit befasst. Das wäre eine Planung des Bundes, der natürlich alle umweltrechtlichen Grundsätze beachten würde. Aber bei diesem konkreten Ausbauprojekt würde kein Kieler Amt mitmischen. Dennoch wurde der Antrag zurückgestellt bis eine geschäftliche Mitteilung der Verwaltung vorliegt. Was mich etwas wunderte, denn laut Peter Bender befasst sich die Verwaltung nicht damit.

Kann Kiel überhaupt Einfluss nehmen?

Es wurde auch über die Zuständigkeiten diskutiert. Dass der Bund dieses Projekt plant, wurde mehrfach klar gestellt. Aber kann Kiel Einfluss nehmen? Detlef Bautz-Emmerich meinte ja, denn der Bund wäre froh über jeden Pfennig, den er nicht in ein Projekt stecken müsse. Niclas Köser meinte, es würde viele Möglichkeiten geben, auf den Bund Einfluss zu nehmen. André Wilkens, der die Zurückstellung beantragt hatte, war etwas nachdenklich. Er sagt: “Wir werden es nicht mehr aufhalten können, aber was diese Anbindung für Kiel bedeutet, das sollten wir uns in Ruhe ansehen”.

In Bezug auf die geplante Anbindung der A21 schwanken die Fraktionen also zwischen Zustimmung (CDU), Fatalismus (SPD) und Gegenwehr (Linke). Der einzige Grüne, der in dieser Angelegenheit sprach, war Arne Langniß, der leider ins Mikrofron flüsterte, sodass ich seine Redebeiträge nicht verstehen konnte.

Dieser Artikel beschreibt die Variantenprüfung durch eine Machbarkeitsstudie: https://kielaktuell.com/2019/09/20/bis-wohin-wird-die-a21-gefuehrt/

Nachtrag vom 1.10. : In Folge dieses Artikels erhielt ich eine Email von Arne Langniß, Grüner Ratsherr, mit einem klaren Statement gegen die Südspange. Die Email steht unten im Kommentar.