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Alte Mu stellt Bauvoranfrage

2013 begannen die ersten Aktiven, das Gelände der früheren Muthesius Kunsthochschule zu bespielen. Das Gelände war damals sehr zugewachsen. Heute ziert Permakultur die Grünanlagen. Die Kunsthochschule ist ausgezogen, die neuen Kreativen haben die Gebäude mit neuem Leben gefüllt. Der Verein „Alte Mu Impuls-Werk e.V.“ arbeitet schon lange auf das Ziel hin, die 2,1 Hektar große Liegenschaft am Lorentzendamm zu erwerben und umzubauen. Nun stellte der Verein an die Stadt Kiel eine Bauvoranfrage. Ein positiver Bescheid auf die Bauvoranfrage ist wichtig für den Verein, weil es die Voraussetzung für die Kreditfinanzierung ist. Die Verwaltung und das Land Schleswig-Holstein als Eigentümerin der Liegenschaft stehen dem Projekt grundsätzlich wohlwollend gegenüber. Deshalb – so erläuterte es Herr Schmuck vom Stadtplanungsamt im Ortsbeirat Mitte – würde anstatt eines Bebauungsplans eine Zielvereinbarung angestrebt werden. Das Land nimmt dann die vereinbarten Ziele in den Erbbauvertrag auf. Das ist ein einfacheres Verfahren.

Fünftausend zusätzliche Quadratmeter bauen

Der Plan ist, 5.448 Quadratmeter zusätzlich zu bauen, was die Fläche in etwa verdoppelt. “Wir wollen die Bestandssubstanz belassen und aufstocken”, so Lorenz Wittkugel von „gradweise Architektur Atelier“. Bei geschätzten drei Millionen Euro Baukosten beträgt die Sanierung der Bestandsgebäude 12 Prozent. Alle Gebäude außer einem Teil der südlichen Ateliers werden aufgestockt. Die Ateliers erhalten Dachgärten. Das würde einen attraktiven Übergang zum Park bilden.

Wie würde die Alte Mu nach den Baumaßnahmen aussehen?

Zur Zeit wohnt niemand in der Alten Mu. Nach Realisierung der Um- und Neubauten wären über die Hälfte der Fläche Wohnungen.

  • Der “Turm” bekommt drei zusätzliche Geschosse. Hier sind weitgehend Mikrowohnungen von 20 Quadratmeter geplant, jeweils mit eigenem Bad und Gemeinschaftsküche auf der Etage. 100 Studierende würden hier wohnen.
  • Der Nordteil wird ebenfalls aufgestockt. Mit 60 Bewohnern wird hier das Experiment des Cluster-Wohnens geprobt, also eine Mischung aus Privat- und Gemeinschaftsräumen.
  • Im Kopfteil ist Platz für temporäres Wohnen für vierzig Personen.

Insgesamt wird Wohnraum für 200 Personen geschaffen, zusätzlich zu den Büros und Werkstätten, die jetzt die Alte Mu ausmachen. Ein Makerspace , also eine offene Werkstatt , schafft Synergien und spart Kosten für die Künstler*innen und Fabrikant*innen.

Diskussion zum Thema Autostellplätze

Wenn 200 Menschen in einigen Jahren in der Alten Mu wohnen, was bedeutet das an zusätzlichen Autos? Diese berechtigte Frage wurde im Ortsbeirat Mitte gestellt. Auch wenn viele Studierende kein Auto haben, verbieten kann man es ihnen nicht . Außerdem gibt es da Vorgaben für Stellplätze , die ein Bauvorhaben vorhalten muss. Der Kieler Stellplatzschlüssel sieht 0,7 Stellplätze pro Wohneinheit vor; wenn es sich um geförderten Wohnraum handelt, verringert sich die Zahl auf 0,3; für Studierende gilt die Richtzahl 0,25. Durch moderne Mobilitätskonzepte wie etwa ein Carsharing-Stellplatz kann diese Vorgabe noch heruntergehandelt werden. Felix Wenning von der Alten Mu sagte dem Ortsbeirat Mitte, sie würden alles berücksichtigen, was rechtlich notwendig sei, aber sie wären grundsätzlich für Carsharing, Bikesharing und für möglichst wenig Parkplätze.

Ökologische Bauweise

Die Neubauten sollen aus Ökobaustoffen nach dem Cradle to Cradle Prinzip gebaut werden. Michael Päpke vom „Planungsbüro für urbane Transformation“ bedauerte, dass manche ökologisch sinnvollen Vorgehensweisen leider nach vorgeschriebenen Standards nicht zugelassen seien. Auf jeden Fall soll soviel wie möglich mit Holz gebaut werden. Die Alte Mu möchte zeigen, wie man anders bauen kann.

Wenn Planung und Finanzierung klappen, kann in zwei oder drei Jahren mit dem Bau begonnen werden. Mit der Bauvoranfrage ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan.

KoolKiel-Turm : Vorstellung im Ortsbeirat Gaarden

Das Votum im Ortsbeirat Gaarden zum ambitionierten Bauprojekt KoolKiel war überwiegend positiv. Fedor Mrozek (CDU) stimmte als Einziger gegen den Vorentwurf, weil er – wie viele in seiner Partei- Probleme mit der Höhe des Turms hat.

Das Projekt umfasst Grundstücke zwischen Werftbahnstraße, Gablenzstraße und Werftstraße. Zuerst wird der nördliche Teil geplant. Hier sollen zwei Türme und ein Zwischengebäude entstehen. Der südliche Teil hat dagegen erst einmal nur den Status einer Ideenskizze. Hier ist eine Überbauung der Bürohalle W8 geplant und dahinter entlang der Werftstraße würfelförmige Gebäude mit Wohnungen.

Der Besuch von Grundstücksbesitzer, Investor, Bauleitplanerin und Architekt im Ortsbeirat Gaarden ist Teil der “frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung.” Angestrebt wird ein vorhabenbezogener Bebauungsplan. Bei dieser Art von auf den Investor zugeschnittenen Bebauungsplan muss das Projekt dann auch so umgesetzt werden, nachdem unterschrieben wurde.

KoolKiel -der Verrückbare Turm

Der große Turm soll nach dem Prinzip des Jenga-Turms verschiebbare Ebenen bekommen. Dadurch entstehen Loggias und freischwebende Zimmer. Verrückbar oder verrückt? Auf jeden Fall keine 08/15-Architektur. Das Gebäude soll eine Höhe von 67 Meter über dem Gelände oder 73 Meter über dem Nullpunkt haben und 18 Geschosse bekommen. Nach außen wird das Gebäude mit Symbolen verziert. Die Visualisierung gibt eine Idee davon. Für die unteren Etagen ist eine gewerbliche Nutzung angedacht. Hier könnten Unternehmen aus dem W8 mehr Büroräume oder Werkstätten finden. Darüber kommt ein Hotel und ganz oben die Skybar.

Kleiner Turm und Podium

Neben dem großen Turm soll ein kleinerer 55-Meter Turm entstehen. Zwischen den Türmen plant der Architekt ein “öffenbares” Podium. Diese Wortschöpfung des Architekten aus einem niederländischen Büro ist nicht etwa ein Übersetzungsfehler, sondern soll verdeutlichen, dass die Wände sich komplett auffalten können.So kann das Podium für größere öffentliche Veranstaltungen genutzt werden.

W8-Halle

Die ehemalige LKW-Werkstatt war zwischenzeitlich Druckerei und dient nun als Büroraum für zahlreiche Mieter. (Portrait W8). Die einstöckige breite Fassade hat den buntzusammengewürfelten Charme einer Bauklötze-Konstruktion. Genau diesen verspielten Geist will der Architekt im Turm durch die bunten Fassadenmotive aufnehmen. Das Innere wurde vom Besitzer Jens Nieswand liebevoll und geschmackvoll renoviert. Der Investor hat Jens Nieswand verspochen, das W8 unangetastet zu lassen. Die Ideenskizze sieht hier einen Überbau der Halle in Form einer leichten Holzkonstruktion vor. Das sorgt für ein gutes Raumklima. Die Module sollen unterschiedlich groß sein (aber maximal 250 Quadratmeter) , je nach Bedarf der Käufer*innen. Sie können als Büros und individuelle Wohnungen genutzt werden. Dieses Baukastensystem lässt viel Flexibilität in der Nutzung.

Die tanzenden Würfel

Erst Ideenskizze: die vier würfelförmigen drei- bis viergeschossigen Wohnhäuser sind schräg zueinander auf einem Sockel angeordnet. Die Zwischenräume können als Dachgarten genutzt werden.

Wer baut?

An der Vorstellung im Ortsbeirat waren Stadtplaner, Bauleitplanerin, Investor , und Grundstücksbesitzer vertreten:

  • Lutz Lester, Vorstandsvorsitzender von Neander Motors ,vertrat die Grundstückseigentümer (Kap Horn GmbH)
  • Felix Kramer ist Architekt bei MVRDV
  • Markus Aluta als Investor hat Erfahrung mit Hotelbau und finanziert das Projekt.
  • Armin Roth vom Kieler Stadtplanungsamt ist zuständig für den Bebauungsplan (Nr 1017)
  • Gesa Schwab von Evers & Küssner hat den Auftrag, den Bebauungsplan mit der Verwaltung und den Architekten auszuarbeiten.

Die Bedeutung des Investors

Diese Art von Architektur kostet mehr als 08/15-Bau. Der Investor verzichtet also auf Rendite. Als Grund nannte Lutz Lester, dass sie gemeinsam noch mehr in Kiel verändern wollen. Der KoolKiel-Turm soll erst der Auftakt sein. Ein anderer Grund für das Engagement ist Alutas Begeisterung für die Werner Comics. Was ist die Verbindung? Als W8 noch ein Verlag war, druckte es die Werner Comics. Aluta las sie gerne, weil er aus einer Baufamilie kommt und Bauen war ein Thema der Comics. Bekanntlich geht es da um die Abeneuer eines Sanitärinstallateurs.

Edina Dickhoff fragte, ob die Eigentümer bestimmte Nutzungen um sie herum einschränken könnten. Das passiert in Schleswig-Holstein. Da unterbinden Eigentümer, dass Kinovorstellungen oder ähnliches in ihrer Nähe stattfinden. Frau Schwab von der Bauleitplanung sagte, im Bebauungsplan würde festgelegt werden, dass gewerbliche Nutzung im Turm stattfinden darf. Es würde auch eine Durchwegung des Geländes für alle festgeschrieben werden. Eine andere Frage bezog sich auf Sozialwohnungen. Sie kommen in die Tanzenden Würfel an der Werftsraße.

Wenn man vor einigen Jahren über die Gablenzbrücke nach Gaarden kam, fuhr man zuerst an einem Parkplatz für Gebrauchtwagen vorbei. Der architektonisch anspruchsvolle KoolKiel-Turm würde an dieser Stelle schon ein ganz anderer Hingucker sein.

Visualisierung: MVRDV

Die Nacht der Clubs: für einmal 8 Euro in alle

Einmalig 8 Euro Einlass zahlen und in alle teilnehmenden Clubs gehen, das ist die Idee für die Nacht der Clubs am 12. Oktober. Kostenlose Shuttle-Busse fahren von Club zu Club, einmal im linksherum und einmal rechtsherum. Die Clubs warten auf mit DJs oder live Bands. Es nehmen teil:

Medusa , Eintritt 20 Uhr

Hansa48, 20 Uhr

ANNA Club &Discostadl , 22 Uhr

Die Villa Club , 22 Uhr

Ben Briggs, 23 Uhr

LOOM, 23 Uhr

Rathausbunker, 23.55 Uhr

Schaubude. 23.59 Uhr

Programm

Die Nacht der Clubs ist der Auftakt zum Kultur-Rausch vom 13. April bis zum 12. Mai.

(Foto: Medusa in der Medusastraße , Kiel-Gaarden)

Bombenentschärfung in Dietrichsdorf

Samstag wird eine britische Sprengbombe im Kieler Stadtteil Dietrichsdorf durch Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes entschärft. Anwohner müssen bis 09.00 Uhr ihre Häuser verlassen haben. Straßensperrungen werden ab 08.00 Uhr eingerichtet.

Die 250 Kilo-Bombe wurde im Rahmen von geplanten Bauarbeiten und der damit verbundenen Überprüfung einer Verdachtsfläche durch eine Fachfirma im Bereich der Fachhochschule am Sokratesplatz gefunden. Sie verfügt über einen Heckzünder. Ein Teil der Zündkette soll am Samstag aufgrund der hohen Gefährlichkeit vor Ort gesprengt werden. In einem gemeinsamen Gespräch mit Beteiligten des Kampfmittelräumdienstes, der Polizei, der Stadt Kiel, der Rettungsdienste und Weiteren wurde entschieden, dass die Entschärfung am Samstag stattfinden soll.

Um einen reibungs- und gefahrlosen Ablauf der Entschärfung zu gewährleisten, ist es erforderlich, dass sämtliche Anwohner in einem Radius von etwa 500 Metern ihre Wohnungen verlassen müssen. Dies betrifft nach Angaben der Stadt Kiel etwa 4000 Menschen. Auch die Fachhochschule und der gesamte Ostuferhafen sind von der Sperrung betroffen. Ab 08 Uhr werden die Straßensperrungen eingerichtet. Bis 09.00 Uhr müssen sämtliche betroffene Bürger ihre Wohnungen verlassen haben.

Für Anwohner, die keine Möglichkeit haben, sich anderweitig aufzuhalten, ist ab 08 Uhr die Toni-Jensen-Gemeinschaftsschule im Masurenring 6 geöffnet. Kranke Personen sollten an ihre Medikamente denken, Eltern von Kleinkindern an entsprechende Nahrung.

Die Berufsfeuerwehr Kiel schaltet Freitag im Zeitraum von 14 Uhr bis 20 Uhr und Samstag von 07 Uhr bis 10 Uhr die Leitungen des Bürgertelefons frei. Die Rufnummer lautet 0431 / 5905 555. Hier sollten sich insbesondere Bürger melden, die nicht in der Lage sind, ihre Wohnungen eigenständig zu verlassen. Seitens der Stadt werden Handzettel an alle betroffenen Haushalte und Gewerbebetriebe verteilt, die sämtliche Informationen rund um die Entschärfung beinhalten.

Gesamtübersichten des Evakuierungsgebiets und der betroffenen Straßen sind den angehängten PDF-Dateien zu entnehmen.

Die Polizei wird die Entschärfung über ihren Facebook-Account begleiten und am Einsatztag laufend informieren. Die Facebook-Seite ist unter http://t1p.de/pdkielfacebook abrufbar.

Pressevertreter haben nach der Entschärfung die Möglichkeit, entsprechende Aufnahmen der Bombe zu fertigen und von Pressesprechern der Polizei sowie Mitarbeitern des Kampfmittelräumdienstes O-Töne zu erhalten. Treffpunkt für Medienvertreter ist ab 09:00 Uhr an der Notunterkunft in der Toni-Jensen-Gemeinschaftsschule. Hier erfolgt die Betreuung und anschließende Begleitung zum Entschärfungsort durch Pressesprecher der PD Kiel.

Tag der Einheit in Kiel mit Prominenz, Party, Protest und Polizei

Am 2. und 3. Oktober richtet Schleswig-Holstein in Kiel das diesjährige Fest zum Tag der Deutschen Einheit aus. Einerseits Volksfest, andererseits auch ein umfangreicher Einsatz der Polizei, um die prominenten Gäste zu schützen. Mit Sperrungen und Einschränkungen ist zu rechnen. Es haben sich mehrere Demonstrationen angemeldet.

Prominenz in Kiel am Tag der Einheit.

Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundesverfassungsgerichtspräsident Andreas Voßkuhle, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und viele andere hochrangige Gäste, darunter auch ausländische Regierungschefs, treffen sich in Kiel zu Gottesdienst und Festakten.

Die drei Bühnen und die Kiellinie

  • Auf dem Rathausplatz bietet die LH Kiel ud R.SH ein buntes Programm. Highlight wahrscheinlich Michael Schulte (3. Oktober um 21.45)
  • NDR-Bühne am Bernhard-Harms-Weg mit Talkrunden und Musik. Am Donnerstag, 3. Oktober spielt Johannes Oerding ab 18.15. ein kurzes Konzert.
  • Auf dem Bahnhofsvorplatz präsentieren sich Shanty-Chöre , Volkstanzgruppen und Nachwuchsmusiker.

Alle Bühnenprogramme sind kostenlos.

Auf der Kiellinie und im Düsternbrooker Weg gibt es viel zu sehen und zu schmecken. Die Bundesländer stellen sich unter anderem mit regionaler Küche vor. Polizei, DLRG, Feuerwehr und zahlreiche Organisationen informieren über ihre Tätigkeiten.

Viel Polizeipräsenz

Die Einsatzkräfte aus Kiel bekommen Unterstützung aus dem gesamten Land Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern. Es handelt sich um den größten Polizeieinsatz in diesem Jahr. Angaben zur Zahl der Einsatzkräfte liegen nicht vor. Am 2. und 3. Oktober sind Waffen und Drohnen im ganzen Stadtgebiet verboten. Einige Ecken von Kiel, an denen Protokollveranstaltungen stattfinden, werden teilweise für Verkehr und Publikum gesperrt. Das betrifft die Nikolaikirche, die Sparkassenarena und das Schifffahrtsmuseum. Da auch einige Demonstrationen angemeldet sind, kann es auf den entsprechenden Routen zu Beeinträchtigungen des Verkehrs kommen.

Protest

Für den 3. Oktober um 11 Uhr ab Bahnhof hat die Antifa Kiel zu einer Demonstration aufgerufen. Weitere Demonstrationen sind bei der Polizei angemeldet.

Verkehr

Es wird auf jeden Fall voll und etliche Straßen werden gesperrt. Es ist bestimmt sinnvoll, den Bus zu nehmen, der am 3. Oktober auch kostenlos ist, und sich außerdem Zeit zu lassen!

Alle Infos und Programm: /https://mut-verbindet.de/

A21-Anbindung Thema im Bauausschuss

Bekanntlich plant der Bund, die A21 bis zum Barkauer Kreuz zu bauen, und zusätzlich eine Südspange genannte Straße an das Ostufer zu bauen. Die Linke hatte einen Antrag in die letzte Ratsversammlung eingebracht, in dem sie Kiel auffordert, sich stärker in die Planung dieser A21-Anbindung einzubringen. Der Wunsch der Linken ist es, Natur und Umwelt zu schützen und den Verkehr zu verringern. “Vor dem Hintergrund des durch die Ratsversammlung anerkannten Klimanotstands (Drucksache 0443/2019) und des strategischen Ziels der “Klimaschutzstadt” wird der Oberbürgermeister gebeten, dem Innen-und Umweltausschuss, dem Bauausschuss und der Ratsversammlung zeitnah, Vorschläge zu unterbreiten, wie es gelingen kann, im Zuge des Ausbaus der B404 zur A21, die Auswirkungen auf Umwelt und Natur im Kieler Stadtgebiet möglichst gering zu halten und die Verkehrsströme so zu steuern, dass das Aufkommen motorisierten Individualverkehrs im innerstädtischen Bereich so weit wie möglich minimiert wird.” Hier der ganze Antrag: „Ausbau der B404 vor dem Hintergrund des Klimanotstands gestalten“.

Bevor ich zur Diskussion im Bauausschuss komme, eine kurze Beschreibung, was die Probleme mit der geplanten Anbindung sind. Es würde nördlich der Bahnbrücke am Knotenpunkt Karlsburg ein Autobahnkreuz entstehen, das in das Vieburger Gehölz hineinragt. Dieses Gehölz ist so eine Art norddeutscher Urwald, insofern als hier schon seit Menschengedenken Wald war. Dieses Gehölz ist deshalb besonders wertvoll für Fauna und Flora.

Noch schlimmer trifft es die 300 Kleingärten, die auf der geplanten Trasse der Südspange liegen. Sie würden zerstört werden. Hier hat sich – auch wegen Leerständen – ein besonders artenreiches Biotop entwickelt, mit Kreuzottern, Ringelnattern, Zauneidechsen und anderen gefährdeten Arten. Die Nähe zum Vieburger Gehölz und zum Meimersdorfer Moor tragen zum Wert dieses Gebiets bei, weil zusammenhängende Gebiete ein größeres vernetztes Ökosystem bedeuten. Gleichzeitig – und das verdeutlicht den vollen Irrsinn dieses Projekts – wird die vom Bund geplante Anbindung der A21 zu einer Zunahme des Verkehrs um 25 Prozent auf dem Theodor-Heuss-Ring westlich des Barkauer Kreuzes führen. Also das Gegenteil einer Entlastung. Gerade dieser Abschnitt des Theodor-Heuss-Rings ist stark mit Stickoxiden belastet. Wenn noch 25 Prozent mehr Verkehr dazu kommt, ist eine Sperrung wahrscheinlich unausweichlich. Aber nun zur Diskussion im Bauausschuss:

Klimaschutz und A21-Anbindung

Detlef Bautz-Emmerich (Linke) bezog sich auf den Klimanotstand: “Wir können die B404 nicht einfach weiter ausbauen, wie wenn nichts passiert wäre.” Niclas Köser („Die Fraktion“) führte diesen Gedanken weiter aus und fragte, ob Infrastrukturausbau überhaupt noch Sinn mache. “Straßenbau ist schlecht für die Klimabilanz“, sagte er.

CDU für die Anbindung

In der Person von Rainer Kreutz positionierte sich die CDU eindeutig für die vom Bund geplante Variante der Anbindung. Rainer Kreutz sagte. “Wir brauchen die Anbindung. Ohne sie bildet sich ein Flaschenhals und Stau.” (Leider wies an dieser Stelle niemand darauf hin, dass die Autobahn auch mehr Verkehr bringt und ein Flaschenhals eventuell die einzige Möglichkeit ist, diese Verkehrszunahme zu verhindern. )

Gründe für die Zurückstellung des Antrags

Der Antrag wurde zurückgestellt aus einem Grund, den ich nicht ganz nachvollziehen konnte. André Wilkens (SPD) brachte die Frage in die Diskussion, inwieweit die Verwaltung an dieser Sache dran sei, also an den Auswirkungen auf Natur und Verkehrsvolumen. Er hätte gerne eine geschäftliche Mitteilung in dieser Angelegenheit. Daraufhin antwortete Peter Bender vom Tiefbauamt, die Verwaltung wäre überhaupt nicht mit dieser Angelegenheit befasst. Das wäre eine Planung des Bundes, der natürlich alle umweltrechtlichen Grundsätze beachten würde. Aber bei diesem konkreten Ausbauprojekt würde kein Kieler Amt mitmischen. Dennoch wurde der Antrag zurückgestellt bis eine geschäftliche Mitteilung der Verwaltung vorliegt. Was mich etwas wunderte, denn laut Peter Bender befasst sich die Verwaltung nicht damit.

Kann Kiel überhaupt Einfluss nehmen?

Es wurde auch über die Zuständigkeiten diskutiert. Dass der Bund dieses Projekt plant, wurde mehrfach klar gestellt. Aber kann Kiel Einfluss nehmen? Detlef Bautz-Emmerich meinte ja, denn der Bund wäre froh über jeden Pfennig, den er nicht in ein Projekt stecken müsse. Niclas Köser meinte, es würde viele Möglichkeiten geben, auf den Bund Einfluss zu nehmen. André Wilkens, der die Zurückstellung beantragt hatte, war etwas nachdenklich. Er sagt: “Wir werden es nicht mehr aufhalten können, aber was diese Anbindung für Kiel bedeutet, das sollten wir uns in Ruhe ansehen”.

In Bezug auf die geplante Anbindung der A21 schwanken die Fraktionen also zwischen Zustimmung (CDU), Fatalismus (SPD) und Gegenwehr (Linke). Der einzige Grüne, der in dieser Angelegenheit sprach, war Arne Langniß, der leider ins Mikrofron flüsterte, sodass ich seine Redebeiträge nicht verstehen konnte.

Dieser Artikel beschreibt die Variantenprüfung durch eine Machbarkeitsstudie: https://kielaktuell.com/2019/09/20/bis-wohin-wird-die-a21-gefuehrt/

Nachtrag vom 1.10. : In Folge dieses Artikels erhielt ich eine Email von Arne Langniß, Grüner Ratsherr, mit einem klaren Statement gegen die Südspange. Die Email steht unten im Kommentar.

Antrag der Linken zum Ausbau der B404

Hier folgt der Antrag der Ratsfraktion Die Linke. Dieser Text hat mich berührt, da er ausführlich zeigt, was die Planung des Bundes für die A21 für Schäden an der Natur anrichten würde.

Antrag:

Vor dem Hintergrund des durch die Ratsversammlung anerkannten Klimanotstandes (Drs. 0443/2019) und des strategischen Ziels der „Klimaschutzstadt“ wird der Oberbürgermeister gebeten, dem Innen- und Umweltausschuss, dem Bauausschuss und der Ratsversammlung zeitnah Vorschläge zu unterbreiten, wie es gelingen kann, im Zuge des Ausbaus der B404 zur A21, die Auswirkungen auf Umwelt und Natur im Kieler Stadtgebiet möglichst gering zu halten und die Verkehrsströme so zu steuern, dass das Aufkommen motorisierten Individualverkehrs im innerstädtischen Bereich so weit wie möglich minimiert wird.


Begründung:

Die bisherigen Planungen zum Ausbau der B404 zur A21 stellen eine deutliche Gefährdung des bislang noch verbliebenen Rests des Kieler Grüngürtels dar und würden den Verlust von über 300 Kleingärten bedeuten.

Insbesondere für den Bereich des geplanten Autobahnkreuzes Karlsburg am Viehburger Gehölz gilt: Etliche Tiere von den „Roten Listen“ gefährdeter Arten in Schleswig-Holstein sind hier heimisch. Dokumentiert und/oder teilweise seit vielen Jahren im Kleingartengebiet bekannt.

Vom Aussterben bedrohte Kreuzottern, stark gefährdete Ringelnattern oder Zauneidechsen, und etliche Arten von der sogenannten „Vorwarnliste“ wie Rotmilan oder Grünspecht. Dazu noch unzählige Arten, die laut Naturschutzgesetz „besonders oder streng geschützt“ sind wie Fledermäuse, Hornissen oder Sperber. Für den „Prüner Schlag“ wurden im Zusammenhang mit dem Bau von Möbel Kraft mindestens 8 Fledermausarten und 59 Brutvogelarten nachgewiesen.

Es ist wahrscheinlich, dass der nun bedrohte Teil des Kieler Grüngürtels noch sensibler ist.

Denn was für den betroffenen Kleingartenverein eine finanzielles Fiasko ist, ist ökologisch ein absoluter Glücksfall: Etliche Gärten im Bereich des geplanten Autobahnkreuzes sind seit vielen Jahren nicht verpachtet und werden es vermutlich auch nie wieder sein. Die Natur hat sich diesen Bereich längst zurück erobert. Die Nähe zum Meimersdorfer Moor und zum Viehburger Gehölz tut ihr Übriges.

Die bisher von der Landeshauptstadt untersuchten Planfällen zur Führung der übergeordneten Verkehre im Verknüpfungsbereich der B 404 / A 21 mit der B 76 (vgl. Drs. 0778/2010). In der Begründung der (zurückgezogenen) Beschlussvorlage zur Bewertung der Planfälle zur Führung der übergeordneten Verkehre im Verknüpfungsbereich der B 404 / A 21 mit der B 76 (vgl. Drs. 0277/2016) wird deutlich, dass bislang bei den Planungen die Bedürfnisse des Autoverkehrs ungleich höher gewichtet wurden als städtebauliche Aspekte und Belange von Natur und Umwelt. Hinzukommt, dass Gesichtspunkte wie der Verlust klimafreundlicher und temperaturregulierender Grünflächen inzwischen vor dem Hintergrund des Klimawandels sicherlich anders zu bewerten sind, als dies noch in den Jahren der Gutachtenerstellung der Fall war.

Im Zuge der Variantenprüfung wurde außerdem prognostiziert, dass nach der Fertigstellung der westliche Teil des Theodor-Heuss-Rings – auch im Bereich der Messstelle – mit einer Zunahme des Verkehrs um 25% gegenüber dem Bezugsjahr 2013 zu rechnen sei. Dies würde die Anstrengungen der Stadt, Fahrverbote in diesem Bereich zu vermeiden konterkarieren.

Auch wenn die Planung und Umsetzung des Vorhabens letztlich dem Bund obliegt, ist es Aufgabe und erklärter Wille der Landeshauptstadt Kiel, dafür zu sorgen, dass die betroffenen öffentlichen und privaten Belange umfassend in den Planungs- und Abwägungsprozess einfließen (vgl. Drs. 0551/2019).

In Zeiten, in denen Kiel wegen der enormen Belastungen am Theodor-Heuss-Ring bundesweit für Schlagzeilen sorgt, die Proteste gegen verkehrsbedingte Umweltbelastungen im Zuge des Klimawandels auch und gerade in Kiel verständlicherweise ständig zunehmen und die Landeshauptstadt Kiel den Klimanotstand offiziell anerkennt, ist daher von Seiten der Stadt die Suche nach umweltverträglicheren Möglichkeiten und die Prüfung auch neuer, bislang unberücksichtigter Varianten, bei einer deutlich anderen Gewichtung der unterschiedlichen Interessen als bei der Untersuchung der bisherigen Planfälle, dringend angezeigt.

gez. Stefan Rudau    f.d.R.

Ratsherr

Es tut sich was am Prüner Schlag

Einerseits gibt es nach längerem Stillstand Bewegung in der Bauplanung. Zur Erinnerung: Die Unternehmensgruppe “Krieger” plant auf dem ehemaligen Kleingartengebiet Prüner Schlag seit 2011 ein Möbelmarktzentrum. Andererseits formierte sich eine neue Widerstandsgruppe namens “Projekt Prüner Park”, die sich für den Erhalt der Natur auf diesem Gelände einsetzt.

Die Bauplanung für den Prüner Schlag

Vor Kurzem erteilte Kiel die Baugenehmigungen für die beiden Möbelhäuser Höffner und Skonto. Als Baubeginn peilt “Krieger” 2020. an. Mit der Zufahrt vom Westring aus sollte im Oktober 2019 begonnen werden. Dieser Termin verschiebt sich. Nach der neuen Planung beginnen Tief- und Hochbau nächstes Jahr parallel. Davor wird in Zusammenarbeit mit den Kieler Stadtwerken eine Gasleitung umgelegt.

Die Bäume entlang des Westrings

Entlang des Geländes wachsen Bäume, meist Buchen, viele von einem stattlichen Umfang. Für die Zufahrt müssen einige Bäume gefällt werden. Wahrscheinlich werden mehr Bäume gefällt als notwendig, um die Möbelhäuser vom Westring aus sichtbar zu machen. An den gefährdeten Bäumen hängen seit einigen Tagen Banner mit Aufschriften wie “Ich will leben” oder “Höffner go home”. Diese Aktion macht auf den drohenden Verlust dieser Bäume aufmerksam.

Projekt Prüner Schlag

Die Initiative „Projekt Prüner Schlag“ fordert auf ihrem Flyer, das 18 Hektar große Gelände zu einem städtischen Park zu entwickeln. “Die Stadt Kiel muss alle verfügbaren Hebel in Bewegung setzen, um den Bau der Möbelhäuser zu verhindern und das Gelände zurückzukaufen”, so steht es auf dem Flyer. Auf der großen Klimademo am 20. 9. in Kiel durfte eine Aktivistin aus der Initiative eine Rede halten, die diese Geschichte sehr gut auf den Punkt bringt.

Mehr Info: Facebook : Projekt Prüner Park

Gläserne Akte Möbel Kraft (mittlerweile Möbel Höffner): https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/kiel_plant_baut/moebel_kraft.php

Dieser Artikel könnte dich auch interessieren: Neue Aktion der Möbel Kraft Gegner auf dem Prüner Schlag . Wohlgemerkt: Es gibt zwar personelle Überschneidungen mit den „alten“ Möbel Kraft Gegnern aus der Zeit des Bürgerentscheids, aber das Projekt Prüner Park ist eine neue Gruppe, die Wert auf Eigenständigkeit legt!

Annikas Rede auf der Klimademo am 20.9.

Annika vom Projekt Prüner Schlag hielt auf der großen Klimademo am 20.9. die einzige Rede zu einem Kieler Thema. Ähnliche Geschichten gibt es wahrscheinlich auch in anderen Städten. Hier zeigt sich das große Problem im Kleinen. Hier ist die Rede:

Liebe Kielerinnen und Kieler!

Spätestens seit brennende Regenwälder in den Medien omnipräsent sind, hat wohl auch der letzte Mensch verstanden, dass Bäume wichtig sind für den Klimaschutz!
Sie binden nicht nur CO­₂ aus der Luft, sondern produzieren auch den Sauerstoff, den wir alle zum Atmen brauchen. Bäume sind Lebensraum und Schutz für zahlreiche Tierarten wie Insekten, Vögel und Fledermäuse.

Nun stehen hierzulande viele da und erheben den Zeigefinger gegen brasilianische Politiker. Das ist auch sicher nicht verkehrt, aber was passiert derweil im eigenen Land, in unserer Stadt Kiel?
Da müssen über 300 Kleingärten und andere Grünflächen weichen für dubiose Baumaßnahmen, die immer wieder umgeplant werden, bis der einfache, kleine Bürger keinen Überblick mehr hat, ob da noch etwas passiert, und wenn ja, was. Nun gibt es Pläne, für eben diese Baumaßnahmen, von denen niemand wirklich sicher zu sein scheint, dass sie auch stattfinden werden, etwa 60 Bäume, größtenteils Buchen, am Westring zu fällen.

Dort soll eine Zufahrt entstehen, mit freiem Blick auf das zukünftige Verkaufsgebäude.


Wir jammern brasilianischen Bäumen hinterher und fällen dafür Bäume direkt vor unserer Haustür. Irgendwie paradox, oder?

Ja, haben wir in Kiel nun den Klimanotstand ausgerufen oder tun wir nur so als ob?

Der Klimawandel ist real und wird uns alle treffen, ja, trifft uns teilweise bereits jetzt! Man denke nur daran, wie trocken die letzten beiden Sommer waren, wie heiß das letzte Jahr und wie die Stürme zunehmen.

Bäume sind ein prima Mittel um den Wind zu brechen. Durch die Verdunstung über die zahlreichen Blätter befeuchten sie die Luft und bessern gerade an heißen Sommertagen für alle Stadtbewohner das Kleinklima. Eine Buche kann in 80 Lebensjahren etwa eine Tonne CO­₂ binden. Oder anders gerechnet: 80 Buchen schaffen das in einem Jahr. Etwa 60 sollen nun gefällt werden, das entspräche rein rechnerisch 750 kg CO­₂. Es geht hier um ausgewachsene, stattliche Buchen. Neupflanzungen werden viele Jahrzehnte brauchen, bis sie diese Größe erreichen, Zeit, die wir nicht mehr haben.

Zeitgleich kommen jedes Jahr mehr Kreuzfahrtschiffe und mit ihnen jede Menge Emissionen.

Kiel braucht seinen Grüngürtel! Jetzt mehr denn je!

Aus dem Prüner Schlag, der nun seit Jahren brach liegt, könnte man wunderbar eine Oase für uns alle machen. Als Prüner Park mit Bäumen, Büschen, Beeten und all den Tieren, die dadurch unterstützt werden würden, könnte man der Stadt die Natur zurückgeben, die sie braucht.

Aber unsere Politiker lassen lieber bauen. Nur eben nicht die Wohnungen, die wir wirklich bräuchten, an Orten, wo es sinnvoll wäre, sondern Geschäfte, die wir nicht brauchen, an Orten wo sie schaden.

Es ist ja auch viel einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen. „Da ist es ja viel schlimmer als bei uns. Der Regenwald macht ja viel mehr aus.“
Ja, sicher geht da mehr Fläche verloren als am Westring.  Aber wenn wir nicht bald aufhören, die Schuld bei den anderen zu suchen und selbst nichts zu tun, wird sich auch nichts ändern. Jeder muss das tun, was er eben tun kann, jeder Baum zählt.

Daher unser Aufruf:
Lasst die Bäume stehen! Überdenkt das Bauvorhaben noch einmal!

Es gibt hier in diversen Industriegebieten Leerstand, warum wird nicht zuerst der genutzt? Warum muss neue Fläche versiegelt werden? Als Ausgleich werden dann irgendwo im Kieler Umland Bäume gepflanzt, wo es eh schon grün ist. Aber auch Wiesen sind Ökosysteme, die wichtig sind, auch da gibt es Tiere und Pflanzen, die genau diese Bedingungen brauchen. Pflanzt man dort Bäume, zerstört man etwas. Man wandelt dann das eine Ökosystem in ein anderes um. Man schafft aber kein neues.

Echter Ausgleich wäre, eine bereits versiegelte Fläche wieder aufzubrechen, leer stehende Gebäude abzureißen und die Fläche der Natur zurückzugeben. Aber wo passiert das schon?

Ich habe gehört, die Stadt Kiel möchte zum 3.10. ganze 40.000 Bäume pflanzen. Da fragt man sich, wo im Stadtgebiet noch Platz dafür ist. Die Fläche des Prüner Schlags bietet sich hier doch wunderbar an, warum nicht diese nehmen?

Es ist so einfach, die Bäume am Westring stehenzulassen. Dabei entstehen keine Personalkosten, keine Arbeitszeit. Tatsächlich ist hier „Nichtstun“ einmal das richtige!

Einfach nichts tun, dann produzieren diese alten Bäume noch lange Sauerstoff für uns, und binden CO­₂ aus der Luft. Dann können sie unsere Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel sein.

Danke.

Bericht von der Klimademo am 20. September

Das war wahrscheinlich die größte Demo, die Kiel seit hundert Jahren (Matrosenaufstand!) erlebt hat. Laut Polizeischätzung knapp 15,000 Menschen schlossen sich dem Aufruf von Fridays for Future zum Klimastreik an. Beginn der Klimademo war der Rathausplatz. Als der Lautsprecherwagen am Bahnhof ankam , sprach ich mit Polizisten vom Kommunikationsteam. Sie sagten, in diesem Moment würden andere erst den Rathausplatz verlassen. Das gibt einen anschlaulichen Eindruck der Massen an Menschen, die sich durch Kiel bewegten, vom Rathausplatz über den Bahnhof, dann zum Theodor-Heuss-Ring, über den Schützenwall zum Exerzierplatz. Jung und Alt und viele Kinder nahmen an dieser sehr friedlichen Demonstration teil .

Gespräche mit einigen Leuten auf der Klimademo

Ich fragte einige Leute, was ihr persönlicher Grund war, heute hier zu sein. Die Sorge um das Leben der nachfolgenden Generationen war Thema, auch das Gefühl, dass die Politik mehr machen muss.

  • Ich bin für meine Kinder hier, sagte eine junge Frau mit Baby im Tragetuch.
  • Eine Gruppe von Schülerinnen sagte, sie würden schon klimabewusst leben, aber die Regierung müsste auch viel ändern, etwa weniger Massentierhaltung zulassen.
  • Zwei junge Männer wollten für zukünftige Generationen Präsenz zeigen. Sie würden selber auch auf Dosenbier verzichten und mit Fahrrad oder ÖPNV fahren.

Die Auftaktkundgebung der Klimademo

In der Auftaktrede beklagte Nikolas von Fridays for Future, dass fossile Energieträger subventioniert werden. Erna Lange von der BI Klimanotstand forderte eine Vervierfachung der Windenergie. Annouk von der Naturschutzgruppe Kiel gab einer Politik die Schuld, die auf mehr Wachstum, mehr Konsum und mehr Waffenverkäufe setzt. “Menschen sind nicht die einzigen Wesen auf diesem Planeten”, sagte sie und verwies auf das Leid und Aussterben von Tieren bei fortschreitender Erderwärmung.

Der beliebteste Chant war “Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut”. Vor allem die Kinder hatten Spaß , diesen Satz zu schreien.

Die Plakate

Klimastreik in Kiel

FFF wünschten sich, dass keine Parteiposter oder -banner gezeigt werden, woran sich auch überwiegend gehalten wurde. Einige kleine sehr linke Parteien konnten es doch nicht lassen. Die MLPD verteilte sogar eigene Flugblätter. Die meisten Plakate waren aber Marke Eigenbau und viele sehr witzig. Wir rätselten über “Sexify the planet” und freuten uns über zwei Kinder mit ihrem selbstgeschriebenen Plakat in eigenwilliger Rechtschreibung: “Fart nicht soo vil Auto”. Häufiger zu sehen: “ Es gibt keinen Planet B “. Hilfreich auch das Angebot von Geologiestudierenden: “Biete Erdkunde- Nachhilfe für Entscheidungsträger*innen” !

Die Reden

Auf der Zwischenkundgebung sprach Dörte Zorn von der Fukushima Mahnwache Schönberg. Eine Verlängerung der AKWs oder sogar Neubau hielte sie für eine Scheinlösung, denn bei der Erzeugung und Entsorgung würde sehr viel CO2 freigesetzt. Außerdem gibt es die Probleme des hochradioaktiven Mülls und die Gefahr eines Supergaus wie in Tchernobyl oder Fukushima. Sie plädierte für Energieeinsparung und regenerative Energie.

Die Rednerin von TKKG klagte über die Kriminalisierung von Klimaaktivist*innen. So wären die 60 Leute, die im April bei der autofrei Demo den Theodor-Heuss-Ring blockierten zu Bußgeldern von 100 Euro pro Person verklagt worden. Sie sagte, “Ihr müsst den Klimaschutz selber in die Hand nehmen, wenn die Stadt nicht aktiv wird.” Auch hätten die Aktivist*innen, die im Frühjahr ein Kreuzfahrtschiff blockierten, ihre Boote noch nicht zurückerhalten.

Die Kundgebung endete auf dem Exerzierplatz mit weiteren Reden. Der einzige Redebeitrag mit Lokalbezug kam von Annika von der Initiative Projekt Prüner Park. Für die Zuwegung, die der Investor Krieger zum geplanten Möbelhaus Höffner bauen will, sollen 60 stattliche Bäume, meist Buchen, gefällt werden. “ Wir jammern brasilianischen Bäumen hinterher und fällen dafür Bäume direkt vor unserer Haustür. Irgendwie paradox, oder? Ja, haben wir in Kiel nun den Klimanotstand ausgerufen oder tun wir nur so als ob?”

Dr Tobias Bayr von Geomar sagte , die derzeitigen Maßnahmen im Klima- und Artenschutz reichten nicht aus. Bei einer Erwärmung von 3 Prozent oder mehr, wäre ein Kollaps der menschlichen Zivilisation möglich.

Skadi von Extinction Rebellion hielt eine sehr gekonnte Rede. Sie zitierte aus dem Grundgesetz, dass der Staat die Natur und die Tiere schützen soll. “Ich fühle mich nicht geschützt”, sage sie. Der Amazonas brenne und neun Millionen Menschen aus Indonesien müssten umgesiedelt werden. Sie beklagte den Verlust von Ackerböden und Insekten.

Uwe Stahl vom Volksbegehren zum Schutz des Wassers sagte: “Mächtige Ölkonzerne möchten bei uns fracken.” Auch Naturschutzgebiete wären in Gefahr.

Sascha von der Seebrücke Kiel berichtete, dass dieses Jahr durchschnittlich vier Menschen pro Tag im Mittelmeer ertrunken seien. Er forderte, den Klimawandel als Fluchtgrund anzuerkennen.

Luca Brunsch von Winds of Change zeltet unter Windrädern um zu zeigen, dass sie nicht so schlimm sind. Er sagte , nicht nur einige hyperaktive Windkraftgegner sondern auch sehr viele Menschen in der Politik wären gegen Windkraft, obwohl die Anzahl der Windenergie seiner Meinung nach verfünffacht werden müsste.

Das Schlusswort hatte Nelly von Fridays for Future. Sie lobte den Handlungsdruck, den die Bewegung auf die Politik ausübe. Sie sagte , man müsse Wohlstand neu definieren. Wahrer Wohlstand bedeute, die Natur zu schätzen.

Die Stimmung war friedlich. Die Demonstration endete mit einem Konzert und tanzenden Menschen auf dem Exerzierplatz.