Am 28. November eröffnete New Yorker einen Laden in der Holstenstraße. Auf drei Etagen präsentieren sich Textilien für Frauen und Männer. Die Kollektion besteht aus Eigenmarken mit unterschiedlichen Namen.
Die Mode ist schick und jugendlich. Auf meinem Gang durch den Laden sehe ich junge Leute, die auch in etwa das tragen, was hier an den Ständern hängt oder auf Tischen liegt. Ein Blick auf die Waschzettel, allerdings nur stichprobenmäßig, zeigte viel Polyester und Polyacryl als Material. Die Artikel, die ich in der Hand hatte, kamen aus Ägypten, Bangladesh oder China.
Wenn du faire Mode suchst, ist dies wahrscheinlich nicht der richtige Ort. Im Ranking der Seite directory.goodonyou.eco erhält New Yorker die schlechteste Note fünf, sogar Primark schneidet besser ab. Grund für das schlechte Abschneiden auf dieser Seite ist die mangelnde Transparenz des Unternehmens. Wohlgemerkt, dieses Ranking ist auch nur ein Versuch, die sehr komplexe Problematik der Textilwirtschaft auf ein Bewertungssystem zu reduzieren.
Nach dem Laden im Sophienhof ist New Yorker nun auch in der Holstenstraße 46-50 in Kiel präsent. Öffnungszeiten Montag – Samstag 10 – 20 Uhr.
Die Holstenstraße macht eine schwierige Zeit durch. Mit Primark, New Yorker und demnächst einem Edeka Supermarkt hat möglicherweise eine nachhaltige Belebung von Kiels einst wichtigster Shopping Meile begonnen.
Eine große Menge von überwiegend jungen Menschen versammelte sich am 29. November zur Fridays for Future Klima-Demo auf dem Exerzierplatz. Nach Angaben der Polizei waren es in der Spitze 7,500 Personen, nach Angaben der Veranstalter 11,500. So oder so war es eine der größeren Kieler Demonstrationen , wenn auch nicht so zahlreich wie die Demonstration im September. Dazu mag das kalte Wetter beigetragen haben. An diesem Global Day of Climate Action gingen 630.000 Menschen in Deutschland auf die Straße.
Die Redebeiträge: einige hoffnungsvoll, andere verzweifelt.
Ein Thema war die
Industrie, die unsere Lebensgrundlage zerstöre. Nur durch Boykott
könne man die Kohle- und Erdölindustrie stoppen. Vor allem der
Braunkohleabbau machte wütend: “Unsere Regierung behauptet,
Windräder würden die Landschaft verschandeln. Die gleiche Regierung
siedelt ganze Dörfer um wegen der Braunkohle”, so ein Sprecher.
Aus etlichen Wortbeiträgen klang Kapitalismuskritik und auch
Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Politik an. “Statt an Politiker
zu appellieren, müsse wir selbst aktiv werden”, war ein anderer
Satz, den ich hörte.
Ein Thema war
Rojava , das Gebiet unter kurdischer Selbstverwaltung, in dem stark
auf ökologische Gesichtspunkte geachtet wurde. “Die
Rojava-Revolution muss verteidigt werden!”
Erna Lange
von der Bürgerinitiative Klimanotstand sagte, wichtige Erdsysteme
seien gefährdet und damit die Stabilität der Erde. Die Folgen von
Untätigkeit würden katastrophal sein.
Ein
spezielles Kieler Thema: Die Südspange und A21-Anbindung wurden als
politisches No-Go bezeichnet und ein Planungsstopp für diese
Straßenbauprojekte im Kieler Süden gefordert.
Extinction
Rebellion, bekannt für ihre fantasievollen Aktionen, wartete mit
einer Gesangseinlage auf. Ein Zeile lautete: “Put the planet
before economic growth.”
Für Dirk Mirow, dem plötzlich verstorbenen Kanzler der Muthesius Kunsthochschule, wurde eine Schweigeminute eingehalten. Dirk Mirow war u.a. ein engagierter Förderer der Alten Mu, die sich in Kiel zum Zentrum für den nachhaltigen Lebensstil entwickelt hat.
Nelly Waldeck
von Fridays for Future in Kiel fragte, wo man in hundert Jahren noch
würde ernten können und beantwortete die Frage gleich selber: Es
komme auf den Breitengrad an. Sie forderte ein Ende von
Subventionen, die in fossile Energie und in die Fleischwirtschaft
fließen. Außerdem forderte sie einen CO2-Preis von 180 Euro pro
Tonne, alles darunter würde keine Lenkungswirkung entfalten.
Luca Brunsch
von Wind of Change bedauerte die im Klimapaket vorgesehene neue
Abstandsregel von 1 Kilometer zu Siedlungen. Dadurch würde der
Ausbau von Windenergie stark ausgebremst.
Aktionen nach der
Demonstration
Die Route war relativ kurz, vom Exerzierplatz ging es über den Wilhelmplatz zum Schrevenpark und zurück an den Ausgang. Im Anschluss boten zahlreiche Gruppen Aktionen an. Da gab es mehrere Straßenblockaden, u.a. am Dreiecksplatz. Eine andere Gruppe lief gemeinsam singend durch die Stadt. Im Hiroshimapark thematisierte eine Installation die Südspange. Die Farmers for Future führten ihre Aktion schon während der Demo durch und zwar verteilten sie Brötchen und Rohkost, als kleine Erinnerung, dass unser Überleben auch von einer nachhaltigen Landwirtschaft abhängt.
Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) macht Druck und fordert energische Maßnahmen, um die Stickoxid-Werte auf dem Theodor-Heuss-Ring effektiv zu senken. „Fakt ist, dass mit den gegenwärtig von der Stadt geplanten Maßnahmen der zulässige Grenzwert für Stickstoffdioxid bereits im Jahr 2020 nicht einzuhalten sein wird……Entweder muss sie sich zur Umleitung alter Diesel-Pkw bekennen oder umgehend wirksame Alternativmaßnahmen ergreifen”, so zitieren die Kieler Nachrichten den Minister. https://www.kn-online.de/Kiel/Lutreinhalteplan-fuer-Kiel-Land-viel-pessimistischer-als-die-Stadt
Besonders belastet sind etwa 190 Meter
des Theodor-Heuss-Rings westlich vom Barkauer Kreuz. Hier wird der
Grenzwert von 40 Mikrogramm deutlich überschritten. Ein Grenzwert
ist übrigens ein Wert, der eigentlich nie erreicht werden sollte. Es
besteht also dringender Handlungsbedarf.
Am Montag erhielt die Stadt den neuen
Luftreinhalteplan vom Ministerium. Er wurde noch nicht
veröffentlicht.
Druck macht auch die Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Hier geht es allerdings nicht voran. Diese Klage liegt seit einem Jahr beim Oberverwaltungsgericht.
Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer
möchte keine Fahrverbote. Würde er sich noch weigern, wenn das
Umweltministerium darauf besteht?
Ein Dieselfahrverbot würde die Werte
unter 40 Mikrogramm bringen, da sind sich die Experten einig. Andere
Maßnahmen wären Tempo 30 , Absauganlagen und Sperrungen von
weiteren Zufahrten.
Die Stadt hat schon Regelungen in Kraft gesetzt, die den Verkehr verringern sollen:
Tempo 50
mehrere Zufahrten wurden gesperrt
der LKW:Verkehr wurde umgeleitet
Diese Maßnahmen reichen aber in der
Praxis nicht aus, um die Stickoxide unter den Grenzwert zu bringen.
Für 2021 rechnet das Umweltministerium sogar mit Werten von 50
Mikrokgramm, wennn die Maßnahmen nicht verschärft werden.
Minister Albrecht hält ein
Dieselfahrverbot als zumutbar für die umliegenden Straßen. Sie
würden zwar durch Ausweichverkehre zusätzlich belastet, aber die
Grenzwerte würden nicht überschritten.
Während Ulf Kämpfer Fahrverbote nach Möglichkeit verhindern will, sieht Jan Philipp Albrecht Fahrverbote als zumutbare Maßnahme. Am Donnerstag treffen sich die beiden zu einem Gespräch. Konfliktstoff gibt es ausreichend.
(Foto: Messgerät der Firma Purevento auf dem Theodor-Heuss-Ring)
Sind Weihnachtsmärkte Ausdruck christlicher Gesinnung oder
einfach Gelegenheiten, mit Kollegen Glühwein zu trinken?
Wahrscheinlich ein wenig von beidem. Denn nur im Advent überkommt
die Menschen das Bedürfnis, abends mit einem Glas Wein in der Hand
in der Kälte draußen zu stehen. Alle Jahre wieder. Wenn es Spaß
machen würde, würde man es jeden Tag machen. Aber da man es nur im
Advent macht, hat es ganz klar den Charakter einer Kulthandlung.
Der Norden wurde erst spät christlich. Dennoch entwickelt sich Kiel anscheinend allmählich zu einer Hochburg der Adventsmärkte. Alt-Kieler kennen nur den Weihnachtsmarkt auf dem Holstenplatz. Dieses Jahr dagegen gleich an vier Standorten und mit einer der größten Pyramiden der Welt.
Seit letztem Jahr ist ein kleiner Weihnachtsmarkt auf dem
Bernhard-Minetti-Platz dazugekommen, der dieses Jahr mit einer
Riesen-Pyramide punktet. 26 Meter hoch, mit einem begehbaren
Sockel, der Platz für 200 Menschen bietet. Hier kann man ihm Warmen
Falafel, Waffeln oder Flammkuchen genießen. Wieder dabei das
Kinderkarussell.
Die größeren Märkte befinden sich am Rathausplatz, auf dem Alten Markt, auf dem Holstenplatz und auf dem Asmus-Bremer-Platz. Hier laden die Buden ein zum Treffen mit Freunden oder KollegInnen. Es gibt Glühwein, schwedische Waffeln , Würstchen, Elchburger und andere Leckereien. Wer noch Geschenke sucht, findet hier Weihnachtssdeko, Holzartikel, Tücher, Mützen, Handschuhe, Bürsten und allerlei Kunsthandwerk .
Zum dritten mal dabei: das Weihnachtsdorf auf dem Rathausplatz, bestehend aus Hütten im Stil schneereicher Länder. Manche Buden wirken skandinavisch, andere vielleicht russisch. Und darüber schwebt Wichtel Kilian in der Kogge, täglich um 16, 18 und 19:30 Uhr.
Der Klassiker wie jedes Jahr auf dem Holstenplatz
ist traditionell eine Mischung aus Kunsthandwerk und Imbissbuden.
Meine Empfehlung: die schwedische Waffel mit Preiselbeeren.
Auch am Fuß der St. Nikolai-Kirche auf dem Alten Markt
verbreiten Buden ein weihnachtliches Flair. Hier wird am 6. Dezember
der Heilige Nikolaus erwartet. Traditionell klettert er um 16 Uhr vom
70 Meter hohen Kirchturm herab und verteilt Süssigkeiten an die
staunenden Kinder.
Die Pyramide auf dem Asmus-Bremer-Platz ist
jetzt nur noch die zweitgrößte in Kiel. Sie verbreitet dennoch
adventliche Stimmung für alle, die hier heißen Käse oder
Spanferkel genießen mögen. Dieser Markt bleibt als Einziger auch
noch nach Weihnachten stehen, für alle die noch nicht genug
Weihnachtsmarkt erlebt haben. Am 30. Dezember wird dann aber auch
hier abgebaut.
Geöffnet: Montag bis Samstag: 10-20 Uhr Sonntag:
11-20 Uhr Bei Bedarf jeweils bis 22 Uhr! Bei erhöhtem
Besucheraufkommen ist eine Ausweitung der Öffnungszeit bis 22 Uhr
möglich
Beginn der Weihnachtsmärkte am Montag, 25. November um 18:30 .
Ende am 23. Dezember (Ausnahme Asmus-Bremer-Platz: bis 30.12.)
Foto von 2018: Der Bürstenstand, hoffentlich wieder dabei!
Die Farbe der open air Gaarden Gallery ist gerade getrocknet. Am Samstag, den 23. November werden die bemalten Fassaden und Poller eingeweiht. Die Rede ist vom Café Jupiter und von der Trinkhalle Hempels und elf Poller, an der Kreuzung Medusastraße und Kaiserstraße in Kiel-Gaarden. Um 14 Uhr gibt es zum Auftakt eine Führung, um 15 Uhr spielt das Bedahé Trio.
Die Künstler:
Das Café Jupiter: Benjamin Mastaglio
Hempels: Jihea Ann und Jenny Reißmann
Elf Poller: Yeongbin Lee
Leitung: Jihea Ann und Ju Hyun Lee
Vorausgegangen ist eine Aktion, bei der
600 Zeichnungen angefertigt wurden. Sie wurden an die Fassade der
Trinkhalle Hempels angebracht und übermalt. Die Kunden des Hempels
hatten großes Interesse an der Aktion und freuen sich über die
Aufhübschung der vormals tristen Fassade. (Die Trinkhalle ist eine
feste Institution in Gaarden – ein Ort an dem Alkoholiker und
Obdachlose im Warmen sitzen und Bier trinken dürfen. )
Frau Ju Hyun Lee, eine südkoreanische Künstlerin und Besitzerin des Café Jupiter, hatte die Idee zur Gaarden Gallery. Sie träumt schon lange von einer “Kultur-Gasse”, wie sie sagt, da gleich zwei Galerien in der Nähe sind, das K34 und OnSpace, außerdem das Kulturzentrum Medusa. Jetzt ist diese Ecke von Gaarden auf jeden Fall die Bunteste und Kreativste, mit zwei Parklets und vier bemalten Gebäude. Neben den in dieser Aktion bemalten Gebäude, haben auch schon der Growshop Buschwerk und die neueröffnete Kinderboutique Krümel & Monster bemalte Fassaden. Sieht alles richtig gut aus. Irgendwie psychedelisch.
Das Vieburger Gehölz im Süden von
Kiel ist ein sehr alter Waldstandort. Es war früher Teil des
Eisenwaldes, auf altsächsisch Isarnho genannt. Dieser Wald
erstreckte sich seit Menschengedenken von der Schlei über Kiel bis
nach Lübeck. Die Bezeichnung Eisenwald stammt aus dem Mittelalter
und bezieht sich wahrscheinlich auf die Undurchdringlichkeit dieses
Waldes, “Eisen” also wie in “eiserner Wille” oder “eiserne
Lady”. Möglicherweise bezieht sich der Name aber auch auf die
Eisenverhüttung, die es hier auch gab.
Der Eisenwald in der Geschichte
Bis etwa Mitte des ersten Jahrtausends
nach Christi wohnten Germanen im Eisenwald. Man muss sich das wohl so
vorstellen, dass sie ihre Hütten auf Lichtungen und kleinen Rodungen
bauten. Zwischen 400 und 500 nach Christi zogen die Germanen weg, und
die ganze Gegend war erst einmal so ziemlich menschenleer. Der Wald
wuchs und wurde wieder dichter. Im 10. Jahrhundert zogen dann wieder
Menschen in den Eisenwald: Wikinger aus dem Norden und Sachsen aus
dem Osten. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung Isarnho, was als
Eisenwald oder eiserne Höhe übersetzt werden kann. In dieser Zeit
wurde der Eisenwald wahrscheinlich auch Rückzuggebiet für Heiden,
die im christianisierten Umland nicht mehr ihre Religion leben
durften. Übrigens hat dieser Wald die Menschen auch schon in der
damaligen Zeit beeindruckt. So schreibt der mittelalterliche Chronist
Helmold von Bosau, der den Wald aus eigener Anschauung kannte, im 12.
Jahrhundert von “seiner unermesslichen und fast undurchdringlichen
Einsamkeit” und von “riesigen Urwaldstämmen”.
Warum ist historischer alter Wald
besonders wertvoll?
Als historisch alten Wald bezeichnet man Waldstandorte, die seit mindestens 100 Jahren bestehen und auf historischen Karten nachgewiesen werden können. Das ist zumindest die Definition in Deutschland. Es muss sich nicht um Urwald handeln, und es müssen nicht einmal besonders große und alte Bäume vorhanden sein. Es geht vielmehr um den Standort. Standorte, an denen sich schon lange Wald befindet, sind besonders bedeutsam für die Biodiversität. Das liegt am Ausbreitungsverhalten von typischen Waldpflanzen. Sie vermehren sich meistens nicht über Samen sondern über Wurzeln und Ableger, breiten sich also nur langsam aus. Selbst wenn sie sich über Samen vermehren, sind es Waldameisen, die die Samen weiter transportieren. Die Ameisen bewegen sich ebenfalls kaum in der Fläche.
Eine andere Geschichte sind die gewachsenen Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren, die sich über hunderte oder sogar tausende von Jahren gebildet haben. Sie können nicht an einem anderen Ort wieder hergestellt werden. Sogar manche Tiere, die theoretisch mobil sind, weisen eine große Verbundenheit mit einem bestimmten Ort auf. Beispiel: Fledermäuse, die gerne über Generationen die gleichen Schlafplätze besiedeln. Es hat mich einigermaßen schockiert zu lesen, dass es zwei Jahrhunderte braucht, bis junge Wälder wieder von typischen Waldpflanzen besiedelt werden. Wenn man dann noch lernt, dass viele Waldpflanzen ausschließlich in historischen alten Wäldern vorkommen, erscheinen diese Wälder umso schützenswerter.
Wie alt ist der Waldstandort Vieburger
Gehölz?
Auf der Kiel Seite stand früher : “ Das knapp 70 ha große Vieburger Gehölz ist ein sehr alter Waldstandort. Es gehörte wahrscheinlich zum großen Isarnho (Eisenwald), einem Wald, der sich von der Schlei bis nach Kiel und von hieraus weiter nach Lübeck erstreckte.” Dieser Passus wurde leider entfernt. Ich sprach mit Forstwirtschaftsmeister Bronnmann (Kiels Forstverwaltung), um mehr zu erfahren. Gehörte das Vieburger Gehölz nun zum Eisenwald oder nicht, warum nur wahrscheinlich? Herr Bronnmann sagte, das Vieburger Gehölz wäre auf jeden Fall in Karten aus dem 18. Jahrhundert belegt. Also ist dieser Standort ein historisch alter Wald nach der deutschen Definition. Der Standort war auch auf jeden Fall Teil des Eisenwaldes. Allerdings lässt sich nicht völlig ausschließen, dass gerade dieser Teil des Eisenwaldes im Laufe der Jahrhunderte einmal abgeholzt wurde. Da fehlen einfach die Nachweise. Man kann also nur sagen, dass das Vieburger Gehölz wahrscheinlich in ungebrochener Kontinuität Teil des Eisenwaldes war und somit bestünde an diesem Standort wahrscheinlich seit Menschengedenken Wald.
Ausblick
A21 nach Kiel
Leider planen Bund und Land ein Autobahnkreuz an der jetzigen B404 nördlich der Bahnstrecke. Diese Betonorgie würde einen kleinen Teil des Vieburger Gehölzes zerstören. Der zerstörte Bereich wäre größer als die Karte zeigt, weil für solche Arbeiten auch umfangreiche Behelfsstraßen gebaut werden. Der Ausdruck Betonorgie ist nicht übertrieben. Das Vieburger Gehölz ist Teil des Kieler Grüngürtels, der mittlerweile ziemlich durchlöchert ist.
Vieburger Gehölz als Erholungsgebiet.
Dieser Wald am Rande der Stadt ist ein
beliebtes Erholungsgebiet für die Kieler*innen. Der Wald besteht aus
Buchen-, Eichen- und Ahornbäumen, weniger Birken, Fichten und
Tannen. Es ist ein lichter Laub-Misch-Wald, angenehm zum spazieren
gehen. Auch das Waldhaus für Veranstaltungen und ein
Waldkindergarten fanden hier Platz. Das Vieburger Gehölz ist aus
vielen Gründen – Naturschutz, Klimaschutz, Stadtklima, Naherholung
und nicht zuletzt aus Respekt für die Historie des Ortes –
schützenswert.
Wilfried Stichmann: Kennzeichen und
Wert alter Wälder
Monika Wulf: Historisch alte Wälder –
Definition, Sachstand und Ziele
Beide Artikel hier:
https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Publikationen/Schriftenreihe/Schriftenreihe_Sonderheft_Kennzeichen_Wert_historische_Waelder.pdf
Diesen offenen Brief sandte die Initiative Projekt Prüner Park an Kurt Krieger von der Krieger Gruppe und an Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer. Die Initiative kämpft um den Erhalt der Bäume am Westring und um den Erhalt des ehemaligen Kleingartengebiets Prüner Schlag als Park. In Vorbereitung zu den Bauarbeiten sollten im November schon 26 Bäume gefällt werden. In dieser Angelegenheit gibt es einen Aufschub bis zum 3. Dezember, das war zumindest die mündliche Auskunft der Bauarbeiter. Hier nun der Text:
Sehr geehrter Herr Krieger, sehr geehrter Herr Dr. Kämpfer,
wir sind eine Gruppe Kieler Bürger, die sehr darüber besorgt sind, dass der Prüner Schlag, ein so großes Grüngelände in der Stadt, verkauft wurde, um als Gewerbegebiet verbaut und damit versiegelt zu werden.
Der Schadstoffgehalt der Luft in der gesamten Stadt, besonders im Bereich des Theodor-Heuss-Ringes, ist bedenklich hoch. Der Prüner Schlag ist ein wertvoller Teil des Kieler Grüngürtels, der als innerstädtische Ausgleichsfläche eine enorme Wichtigkeit hat und in Zeiten der Klimaerwärmung erhalten werden sollte.
Dass bisher immer noch nicht gebaut wurde, gibt uns den Mut nachzufragen, ob es mög-lich wäre, auf den Bau der Möbelhäuser zu verzichten, bzw. sie an anderer Stelle in Leerstände schon vorhandener Gewerbegebiete zu verlegen.
Wir haben die Idee des Prüner Parks entwickelt! Der Prüner Schlag wird zum Park für Alle mit vielen Bäumen und bleibt damit als Grüne Lunge Kiels erhalten. Er wird zur grünen Oase für Mensch und Tier. Für die Bürger Kiels, für die Zukunft unserer Kinder und Enkel-kinder, für eine lebenswerte Zukunft…
Da viele Kieler Bürgerinnen und Bürger dem Vorhaben der Versiegelung inzwischen kritisch gegenüberstehen, würden wir gerne einen konstruktiven Dialog mit Ihnen beginnen und freuen uns auf Ihre Antworten.
Eine Gruppe von Fridays for Future (FfF) besuchte den Innen- und Umweltausschuss – als Auftakt für einen regelmäßigen Austausch. Am 14. Dezember 2018 fand der erste bedeutsame Klimastreik in Kiel statt, seitdem streiken die Schüler*innen jede Woche. Die Ratsversammlung hat beschlossen, dass der Innen-und Umweltausschuss in einen Dialog mit der Umweltbewegung Fridays for Future tritt.
Die jungen Leute von FfF durften zum
Auftakt der Sitzung ihre Forderungen erläutern.
Sie halten das aktuelle Klimapaket
für absolut nicht ausreichend, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
Sie hatten gefordert, bis Ende
2019 alle Subventionen in fossile Energie zu streichen.
Sie halten eine CO2-Steuer von
mindestens 180 Euro , besser 600 Euro pro Tonne CO2 für notwendig.
Außerdem ärgern sie sich, dass
sie in der Schule Müll trennen und die Putzleute den Müll dann
zusammen kippen.
Sie wünschen mehr Stadtbegrünung.
Alle Ausgaben der Stadt müssen
auch ökologisch sein.
Schiffe sollten Landstrom abnehmen
müssen.
Alle Energie sollte erneuerbar
sein.
Hannah Lüthje sagte, sie
persönlich fände eine CO2-Steuer, die an die Bürger zurückgeben
wird, sehr gut, weil das den sozialen Ausgleich schaffen würde.
Klimaschutz und Realpolitik
Max Dregelies (SPD) antwortete zunächst zustimmend: “Vieles, was ihr angesprochen habt, teilen die Mitglieder dieses Ausschusses.” Dann wies er aber auf die Realitäten der Kommunalpolitik hin, wo Vieles aus rechtlichen Gründen oder aus finanziellen Gründen nicht möglich sei. So komme eine Kommune nicht an der Straßenverkehrsordnung vorbei. Oder Beispiel Bus: sowohl ein günstiger oder sogar kostenloser Tarif als auch ein besserer Takt koste Geld. “Wenn wir 20 Millionen Euro für kostenlosen ÖPNV ausgeben, müssen wir diskutieren, wo sparen wir. An Schulen? An Fahrradwegen? Wir können keine Steuern erhöhen”. Das 1-Euro-Ticket ist eigentlich auch schon beschlossen, aber es wird nicht umgesetzt, weil das Geld fehlt.
Robert Vollborn (CDU) kritisierte die
Windkraft wegen dem Töten von Vögeln. Eine der jungen FfF Frauen
sagte, viele mehr Vögel würden an Fensterscheiben sterben. Wenn es
um Vogelschutz ginge , sollte man erst einmal Streifen an alle
Fensterscheiben kleben, bevor man etwas gegen Windräder sagt.
Von einigen Ratsleuten wurde FfF
angegangen, weil sie sehr fordernd auftreten. “Wenn wir nicht
fordern, wenn wir nicht Druck ausüben, passiert nichts”, sagte
Dorothea Lötzel. Sie erhielt für diese Position auch Unterstützung.
Etwa durch Björn Thoroe, der Klimastreiks, Ende Gelände und
Extinction Rebellion für wichtig hält, weil es Druck aufbaut.
Für Fridays for Future hat Klimaschutz Priorität, aber nicht für die Kommunalpolitiker*innen
In der Debatte ging es immer wieder um
Prioritäten, weil die kommunale Selbstverwaltung auch noch andere
Ziele verfolgt als den Klimaschutz. Beispiele sind Bildung,
Digitalisierung oder Wohnungsbau. Baudezernentin Grondke wies darauf
hin, dass 23 Maßnahmen aus dem Masterplan Klimaschutz vorgezogen
werden, wenn die Ratsversammlung zustimmt. Bildung und Wohnungsbau
wären jetzt aber ebenfalls wichtig. “Es ist immer ein
Abwägungsprozess.”
Neben der Machbarkeit und dem Konflikt mit anderen Zielen, stand auch noch der soziale Aspekt von Klimaschutz in der Debatte. Beispiel : energetische Sanierungen, die auf die Miete umgelegt werden, treffen Mieter*innen unter Umständen hart. Hannah Lüthje (FfF) sprach sich für den Ökobonus aus, dabei wird die CO2-Steuer als Kopfpauschale an die Bürger zurückgegeben, sodass sogar ein Einkommenstransfer stattfindet. Arne Stenger (Grüne) formulierte den großen Zusammenhang sehr schön: “Wir müssen uns erst einmal klar werden, was wir tun müssen, und das dann mit sozialer Fürsorge umsetzen. Eigentlich ist Klimaschutz weltweit gesehen, ein sehr soziales Projekt”. Er sagte, als Industrieland können wir Dämme bauen, und wir können versuchen, Dithmarschen trocken zu pumpen. Aber Bangladesch könne so etwas nicht.
Am Ende verabredeten sich Baudezernentin Doris Grondke mit den FfF-Leuten zu einem weiteren Gespräch . Auch der Dialog mit dem Innen- und Umweltausschuss soll fortgesetzt werden, wenn Fridays for Future das wünschen.
Gestern Abend wurde eine 23-jährige Rollerfahrerin bei einem
Zusammenstoß mit einem Pkw in der Preetzer Straße lebensgefährlich
verletzt. Der 41-jährige Pkw-Fahrer entfernte sich unverletzt vom
Unfallort, konnte jedoch kurze Zeit später aufgrund von Zeugenhinweisen
ermittelt werden. Mehrere Passanten kümmerten sich bis zum Eintreffen
eines Rettungswagens um die Verunfallte.
Nach jetzigem
Ermittlungsstand befuhr die 23-Jährige gegen 19:30 Uhr mit ihrem
Motorroller die Preetzer Straße in Fahrtrichtung Schwedendamm. An der
Kreuzung Iltisstraße wurde sie vermutlich von dem 41-jährigen BMW-Fahrer
übersehen, der verbotswidrig vom Schwedendamm kommend nach links in die
Iltisstraße abbog.
Nach Zeugenaussagen habe sich der Fahrer des BMW anschließend vom Unfallort entfernt, ohne anzuhalten.
Ein
Rettungswagen brachte die lebensgefährlich verletzte 23-Jährige, die
ansprechbar war, in Begleitung eines Notarztes in ein Krankenhaus.
Mehrere Passanten hatten sich bis zum Eintreffen des Rettungswagens
vorbildlich um die 23-Jährige gekümmert, die Unfallstelle abgesichert
und sie mit Schirmen vor dem Regen geschützt.
Nach Rücksprache
mit der Staatsanwaltschaft Kiel wurde über die Einsatzleitstelle ein
Sachverständiger zur Unfallaufnahme angefordert.
Aufgrund von
Zeugenaussagen konnte kurze Zeit später der 41-jährige BMW-Fahrer
ermittelt werden, der sich in der Nähe des Unfallortes aufhielt.
Gegen
den Mann wurde eine Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung, wegen
des unerlaubten Entfernens vom Unfallort und wegen unterlassener
Hilfeleistung gefertigt. Aufgrund eines Zeugenhinweises besteht auch der
Verdacht der Gefährdung des Straßenverkehrs infolge körperlicher
Mängel.
Der BMW, der Führerschein und das Smartphone des 41-Jährigen wurden beschlagnahmt.
Lotte Laserstein war eine bekannte
Künstlerin in der Weimarer Republik, und geriet dann in
Vergessenheit, bis sie in den 80er Jahren von englischen Galeristen
wiederentdeckt und mit einer großen Ausstellung gewürdigt wurde.
Jetzt ist sie in der Kunsthalle zu Kiel zu sehen. Es lohnt sich
wirklich sehr!
Sie malte im Stil der “neue
Sachlichkeit” Portraits von russischen Flüchtlingen, von
Intellektuellen, von modernen Frauen. Oft stand ihre Freundin Traute
Rose Modell, auch als Aktmodell. Es entstanden respektvolle, nicht
voyeuristische Darstellungen des weiblichen Körpers. Lasersteins
technisches Können ist außergewöhnlich.
Sie konnte ihr Leben lang von ihrer Kunst leben. In den 20er und 30er Jahren war eine Malschule ihre Haupteinnahmequelle. Während der NS-Diktatur wurde ihre Malschule geschlossen und sie konnte keine Gemälde mehr verkaufen. Glücklicherweise konnte sie eine Ausstellung in Schweden dazu nutzen, sich selber und viele Werke in Sicherheit zu bringen. In Schweden bestritt sie dann ihren Lebensunterhalt mit Auftragsarbeiten. Sie potraitierte die schwedische Oberschicht. Insgesamt umfasst ihr Werk 10.000 Bilder. Der breiten Öffentlichkeit war sie aber nach ihrer Emigration nicht mehr bekannt – bis zu ihrer Wiederentdeckung.
Es hat mich wirklich gewundert, wie
eine so interessante Künstlerin vergessen werden konnte. “Ihre
Werke sind weder politisch aufgeladen noch karikierend oder sozial
anklagend”, schreibt Alexander Eiling im Ausstellungskatalog Lotte
Laserstein. Dieser konservative Stil mag ein Grund gewesen sein. Ein
anderer Grund war ihr sozialer Absturz, nachdem sie von den Nazis als
Jüdin eingestuft wurde. Es gelang ihr nicht, sich in der Emigration
als autonome Künstlerin durchzusetzen, wobei sie nie aufhörte zu
malen. Aber ihre Auftragsarbeiten gelten als gefälliger und die
Themen waren nicht selbst gewählt.
Vielleicht hatte sie es auch als Frau schwerer in der öffentlichen Wahrnehmung? Für mich wäre diese Erklärung sehr logisch, nachdem ich gerade die Fernsehserie “Die neue Zeit” gesehen habe, in der es um das Bauhaus in der Weimarer Republik geht. Im Mittelpunkt der Serie steht eine Kunststudentin , dargestellt von Anna Maria Mühe. Sie kämpft darum, sich in der Männerwelt der Kunst zu behaupten und sich nicht in das Seminar für Weben und Handarbeiten abdrängen zu lassen. Mein Tipp: Erst in die Ausstellung und dann die Serie sehen.