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Straßenparty auf dem Theodor-Heuss-Ring

Straßenparty statt Rush Hour am 26. April um 14 Uhr. Beginn am Platz der Kieler Matrosen.

Die WHO schätzt, dass jährlich 1,35 Millionen Menschen an den Folgen von Verkehrsunfällen sterben. Irgendwo habe ich die Zahl 30 Millionen Verkehrstote seit Erfindung des Automobils gelesen. Hört sich angesichts der WHO-Schätzung plausibel an. In Deutschland sinkt die Zahl der Verkehrstoten glücklicherweise kontinuierlich. 2018 waren es aber immer noch 3.256 Menschen . Dazu kommen Verletzungen durch Verkehrsunfälle und frühzeitige Todesfälle durch schlechte Luft. Das Auto ist also wesentlich gefährlicher als Terrorismus oder sagen wir mal Masern. Im Gegensatz zur Hysterie um die Impfquote bei Masern werden die Gefahren des Autoverkehrs jedoch kollektiv verdrängt.

Aber nicht mehr lange! Die Initiative TKKG und zahlreiche andere Unterzeichner rufen zu einer Demonstration auf, die eine von Kiels Hauptverkehrsadern vorübergehend in eine autofreie Zone verwandeln wird. Hier die Pressemitteilung:

Straßenparty statt Rush Hour!
Erst Mitte März sind in Kiel 7000 Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen. Wir wollen daran anschließen und eines der größten Klimaprobleme Kiels direkt angehen: den Autoverkehr.
Dieser…
… verursacht mehr als 17% der CO2-Emissionen Deutschlands
… sorgt für Luftverschmutzung, Flächenversiegelung, Lärm, Stau und Unfälle
… bedeutet Mobilität für wenige Privilegierte auf Kosten der Biosphäre und des Globalen Südens
… führt zu Kriegen um Ressourcen wie Öl oder Metalle

Noch versteht die Politik unsere Stadt als Raum, der zuallererst bequem für Autofahrer*innen sein muss. Deswegen wollen wir dahin, wo es unbequem wird: Wir veranstalten eine Demo mitten in der Rush Hour auf dem Theodor-Heuss-Ring. Wir träumen von einem Kiel ohne Autos, mit kurzen Wegen, breiten Fahrradspuren und gut ausgebauten kostenlosen ÖPNV, damit Mobilität auch nicht mehr vom Einkommen abhängig ist.

Schließt euch uns an – zu Fuß, mit Fahrrädern, Kinderwägen, Skateboards, Transpis und Bannern, mit eurer Kreativität und Ideen. (Nur bitte ohne Parteifahnen.)

Unterstützt wird dieser Aufruf von folgenden Gruppen. Weitere
Unterstützer*innen sind willkommen!

ADFC Regionalgruppe Kiel
AStA der CAU
BioGaarden
BUND Kreisgruppe Kiel
BUND Campus Kiel
Bielenbergkoppel.de
Ende Gelände Kiel
Ende Geländewagen
Extinction Rebellion
Fukushima Mahnwache Schönberg
Hochschulgruppe Klimagerechtigkeit
IL Kiel
Initiative gegen Kreuzfahrt
Kieler Initiative gegen Atomanlagen
Linksjugend [’solid]
TurboKlimaKampfGruppe (TKKG)
VCD Ortsgruppe Kiel
Wagengruppe Schlagloch

Ende der Pressemitteilung.

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Auf dem Theodor-Heuss-Ring wird die Luft gefiltert

Ein Luftreiniger der Firma Purevento steht seit heute wieder auf dem Abschnitt des Theodor-Heuss-Rings, der am stärksten von Stickoxiden betroffen ist. In der ersten Testphase ging es um das Ansaugen von Luft. Ab heute wird die angesaugte Luft auch von Stickoxiden gereinigt. Außerdem hat die Firma Purevento ein eigenes vom Bundesumweltamt zertifiziertes Messgerät neben das offizielle Messgerät aufgestellt. Dahinter parkt der Security-Dienst auf dem Bürgersteig. Er bewacht das Gerät rund um die Uhr, damit es nicht beschädigt wird und wohl auch damit es nicht fortbewegt wird.

Unterhaltungen mit Anwohner*innen

Ich fand drei Leute, die an diesem Abschnitt wohnen und bereit waren , mit mir zu sprechen: eine junge Frau, ein junger Mann und ein Mann mittleren Alters. Alle drei nannten den Lärm als für sie subjektiv am schwersten zu ertragen. Und tatsächlich ist es sehr laut, obwohl ich gegen 15 Uhr dort war, also noch nicht mal zur Hauptverkehrszeit. Als ich in einen offenen Hauseingang hineintrat, schien es dort sogar noch lauter zu sein. Ob die Schallwellen dort von den Wänden prallen? “Es ist unerträglich”, sagte die junge Frau, die von hier wegziehen wird. Ihre WG hat sogar dreifach-verglaste Fenster, aber es ist dennoch auch mit geschlossenen Fenstern unerträglich. Der Mann mittleren Alters klagt auch hauptsächlich über den Lärm. Aber er denkt, dass die Abgase auch so nicht gut für ihn sind, weil er Asthma hat. Er hatte diese Krankheit zwar auch schon, als er vor 19 Jahren hierher zog. Aber seitdem ist es schlechter geworden. Dieses Jahr schlimmer als letztes Jahr zu gleichen Jahreszeit. “Es ist nicht optimal”, sagt er philosophisch über seine Wohnsituation. Besonders ungünstig ist für ihn, dass er im ersten Stock wohnt. Wie ich gelernt habe, bewegen sich die Stickoxide nicht weit weg vom Entstehungsort, sodass man im ersten Stock stärker betroffen ist als im fünften.

Luftreiniger ist Thema im Innen- und Umweltausschuss

Die „Fraktion“ beantragte gestern, den Luftreiniger vom Fahrradweg auf die Fahrbahn zu stellen. Der 2,40 x 2,8 Meter große Container steht auf dem Fahrradweg, wodurch die Fahrradfahrer*innen ausweichen müssen. Um dem ernstgemeinten Antrag eine satirische Note zu geben, forderte Herr Wischmann von “der Partei” zusätzlich, den Filter so aufzustellen, dass er gleich beide Fahrbahnen blockiert. Das hätte dann einen messbaren Einfluss auf die Schadstoffwerte. Der Antrag der “Fraktion” wurde abgelehnt, weil das Filtergerät bei dem dort üblichen Verkehr arbeiten soll, alles andere würde keinen Sinn ergeben. Wenn die Ergebnisse gut sind, würde der Hersteller eventuell schmalere Geräte bauen, die dann an weniger störender Stelle aufgestellt werden könnten. Am 26. April wird sich vorraussichtlich eine Demonstration vom Hauptbahnhof zum Theodor-Heuss-Ring begeben. Sollten bei dieser Gelegenheit einige Demonstrant*innen auf die Fahrbahn treten und somit den Verkehr blockieren, wäre es interessant , den Einfluss auf die Messwerte zu sehen.

Stickoxide als Indikator für andere Gefahren

In der “Zeit” (14.2.2019, Seite 32, Hervorhebung von mir) las ich ein Interview mit dem Epidemiologen Heinz-Erich Wichmann. Er sagte über Stickoxide. “Man kann das Gas zwar gut messen, etwa an Straßen, man weiß aber nicht genau, ob es wirklich das NO2 selbst ist, das den Schaden anrichtet, oder ob das Gas nicht eher ein Indikator für einen Schadstoffmix ist, in dem neben NO2 auch ultrafeine Partikel oder Dieselruß enthalten sind.Man kann die Wirkung des NO2 nicht sauber abgrenzen von der der anderen Stoffe.” Im weiteren Interview bestätigt er, dass Stickstoffdioxid schlecht für die Atemwege ist . Aber besonders interessant fand ich die Feststellung, dass hohe Stickoxidwerte ein Indikator für eine Reihe von anderen Problemen sind. Mit anderen Worten: die Stickoxide herausfiltern würde nur einen Aspekt der Problematik lösen. Für die Anwohner wäre eine Reduzierung des Verkehrs immer noch die effektivere Entlastung.

(Auf dem Foto sieht man das Messgerät der Firma Purevento mit einer Ecke des Securitywagen dahinter.)

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Eine Stadtbahn für Kiel: auf Rädern oder Schiene oder beides?

In manchen Städten heißt dieses Verkehrsmittel Straßenbahn, in anderen Tram. In Kiel scheint sich die Bezeichnung Stadtbahn zu etablieren . Wobei noch nichts beschlossen ist. Erst einmal wird eine Lenkungsgruppe aufgebaut, die sich ergebnisoffen mit den verschiedenen Möglichkeiten befasst. Wird die Stadtbahn auf Schienen oder auf Rädern laufen? Welche Trassen sollen befahren werden? Was kosten die verschiedenen Möglichkeiten? Bevor diese Lenkungsgruppe ihre Arbeit überhaupt aufnehmen konnte, gab es Aufregung in der Ratsversammlung. Die CDU-Fraktion forderte in einem Antrag, die Diskussion auf Systeme ohne Schiene zu begrenzen. So würde man schneller vorankommen. Dieser Antrag wurde von der Ratsmehrheit abgelehnt. Gerade erst hatte man im November 2018 eine fraktionsübergreifende Einigkeit hergestellt, das Projekt Stadtbahn wieder aufzugreifen und alle Möglichkeiten zu sondieren. Nun wollten die Fraktionen nicht hinnehmen, dass die Diskussion schon wieder verengt wird.

Was sind die Vor- und Nachteile einer Stadtbahn?

Generell herrscht in der Kieler Ratsversammlung Einigkeit darüber, dass eine Stadtbahn viele Vorteile hat.

  • Sie gilt als wirtschaftlich, weil die Wagen länger halten als Busse.
  • Es werden weniger Fahrer*innen benötigt. Auch das erhöht die Wirtschaftlichkeit.
  • Es können mehr Personen gleichzeitig befördert werden. In Kiel gerät das Bussystem derzeit gerade auf der Holtenauer Straße an seine Grenzen. Die Busse fahren hier wochentags im 4-Minuten-Takt und sind immer voll.
  • Wenn die Stadtbahn elektrisch betrieben wird, würde das die Kieler Luft verbessern.

Nachteile gibt es natürlich auch. Vor allem die schienengebundene Variante würde jahrelange Baustellen für die Verlegung der Schienen bedeuten. Für inhabergeführte Geschäfte kann so eine Situation die Existenz bedrohen.

Vorteile einer Stadtbahn auf Rädern

Diese Idee ist jetzt noch nicht vom Tisch. Die Lenkungsgruppe wird sich auch mit dieser Variante beschäftigen. Der Vorteil einer Stadtbahn auf Rädern wären die geringeren Bauprobleme. OB Ulf Kämpfer sagte: “eine Stadtbahn ohne Schiene nennt man Bus.” Tatsächlich wäre es aber ein besonderer Bus, länger als ein normaler , und mit einer eigenen Spur, und wahrscheinlich elektrischem Antrieb. Diese “Langbusse” könnten eine flexiblere Streckenführung ermöglichen und z.B. den Kieler Norden oder das Ostufer bedienen oder sogar Orte in der Umgebung anfahren. Dieses System hat aber auch einen gravierenden Nachteil: Es befindet sich noch in der Entwicklung. Die verschiedenen schienengebundenen Straßenbahnen sind dagegen auf dem Markt und werden in anderen Städten eingesetzt.

OB Dr. Ulf Kämpfer fand am Ende versöhnliche Worte. Er meinte, möglicherweise kommt ein Systemmix. Die Kieler Stadtbahn könnte auf der Schiene durch die Innenstadt und weiter auf Gummirädern in die Vororte fahren. Das Thema Stadtbahn beschäftigt die Kieler Politik übrigens schon lange. Ein früherer Anlauf zu einer Stadtregionalbahn war gescheitert , als ein Landkreis aus der Finanzierung ausstieg. Seit November 2018 ist das kleinere Projekt – die Stadtbahn für Kiel – wieder aktuell.

(Das Foto von David Shelton zeigt die Mainzer Straßenbahn.)

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Ostermarsch in Kiel

Das Kieler Friedensforum und viele andere Initiativen rufen auf zum diesjährigen Ostermarsch. Er steht unter dem Motto: Abrüstung, Entspannung und Sicherheit. Am 20. April 2019 um 11 Uhr auf dem Asmus-Bremer-Platz. Hier der Text des Aufrufs:

Den INF-Vertrag erhalten
Nach der Kündigung des INF-Vertrages eröffnen sich für die USA weltweit Möglichkeiten, nukleare und konventionelle Mittelstreckenwaffen landgestützt aufzustellen. Insbesondere steht dafür das NATO-Gebiet in Europa offen. Besonders in Frage kämen dafür jene Regionen, die nahe an der russischen Grenze liegen (Baltikum, Polen, Bulgarien, Rumänien), aber auch der Westen Deutschlands. Die Friedensgefährdung übersteigt dann jene, die durch die Stationierung von Pershing II und Cruise Missiles Anfang der 80er Jahre in Westeuropa virulent war. Damals haben Millionen Menschen in Europa gegen die atomare Gefahr protestiert und so zum Abzug und zur Vernichtung der damaligen atomaren Mittelstreckenraketen beigetragen. Heute wie damals gilt: Sicherheit in Europa gibt es nicht durch Konfrontation, sondern nur durch Zusammenarbeit- auch mit Russland. Eine Stationierung atomarer Raketen in Europa würde insbesondere Deutschland zum Ziel einer militärischen Auseinandersetzung machen.


Abrüsten statt aufrüsten – damit Steuergelder sinnvoll eingesetzt werden

Schulen sind marode und es fehlen Kitaplätze, der soziale Wohnungsbau muss ausgebaut werden, dem öffentlichen Nahverkehr fehlen Gelder, die kommunale Infrastruktur verkommt, Alterssicherung und Pflege sind unterfinanziert, Schutzsuchende aus zahlreichen Kriegsschauplätzen werden aus Kostengründen in Lager gepfercht, der ökologische Umbau stagniert und Finanzen für Klimagerechtigkeit sind nicht vorhanden.

Rekordhaushalt 2019 – mehr Aufrüstung

Aber Geld für die Rüstung ist vorhanden. Der Rüstungsetat 2019 wurde aktuell von der Bundesregierung um 12,1% auf fast 43 Milliarden Euro erhöht. Für die Abschiebung von Geflüchteten in Überlebensnöte stehen Unsummen bereit. Das Gesundheitsministerium wurde hingegen mit einem Plus von unter einem Prozent abgespeist.

Gefährliche und teure Militarisierung

Zunehmend will die Bundesregierung im Konzert der großen Militärmächte mitspielen. 60 Milliarden für Rüstung soll das nächste Ziel sein, um den Etat – wie die Stiftung Wissenschaft und Politik errechnete – bis zum Jahr 2024 auf 85 Milliarden steigern. Militarisierung der Ostsee stoppen Wir sind beunruhigt über die militärischen Entwicklungen in der Ostsee. Zunehmend konzentriert die deutsche Marine ihre Aktivitäten in der Ostsee. Sie wird so zum maritimen Austragungsort von Interessenkonflikten und Provokationen. Vor allem sind es Großmanöver wie BALTOPS oder NorthernCoasts, die beunruhigen, weil in deren Rahmen ein Seekrieg trainiert wird. Wir lehnen militärische Provokationen in der Ostsee ab, weil die politischen Konsequenzen der Manöver und Truppenbewegungen kaum absehbar sind. Die weltpolitische Lage ist angespannt. Das Säbelrasseln der NATO vor der russischen Haustür erhöht die Kriegsgefahr und führt zwangsläufig zu Umweltschäden.


Wir sagen nein Uns alarmiert die Militarisierung der Außenpolitik und des öffentlichen Lebens wie auch die Geschäfte mit todbringenden Waffen. Auslandseinsätze der Bundeswehr sind zur Normalität geworden. Sicherheit ist unteilbar, wir treten ein für eine neue Sicherheitspartnerschaft in Europa. Die Militarisierung der EU lehnen wir ab. Eine Mehrheit lehnt die Hochrüstungspolitik ab. Wir tragen den Protest auf die Straßen und Plätze der Republik. 140.000 Unterschriften unter den Aufruf Abrüsten statt aufrüsten sind erst der Anfang. Wir wollen eine breite und vielfältige Bewegung für Abrüstung. Wer die Zukunft gewinnen will, muss für die Zukunft und nicht in den Krieg investieren. Abrüsten statt aufrüsten.
Wir fordern: – Die Ostsee soll ein Meer des Friedens sein. – Keine Drohnen in Jagel oder anderswo. – Keine Militärtransporte über Kiel nach Osteuropa.


Veranstalter: Kieler Friedensforum, zum Ostermarsch 2019 in Kiel rufen auf: Attac Kiel; aufstehen Kiel Arbeitskreis Frieden; Friedensforum Neumünster; DGB Kiel Region; Die Linke S-H; IPPNW Kiel (Ärzte gegen Atomkrieg); DFV (Deutscher Freidenkerverband) Nord e.V.; DKP Kiel; Zusammenarbeitsausschuss der Friedensbewegung Schleswig-Holstein (ZAA); Gesprächskreis für christliche Friedensarbeit/Friedensgruppe Altenholz; MC Kuhle Wampe Kiel; NachDenkSeiten Gesprächskreis Nachdenken in Südholstein; Runder Tisch gegen Rassismus und Faschismus Kiel; SDAJ Kiel; VVN-BdAKV Kiel; �solid Kiel; ver.di Kiel-Plön; Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.; marxistische linke SH; Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für Migrant*innen

Freitags-Demo für Klimaschutz

Nochmals größer ist die heutige Demo für Klimaschutz in Kiel. Die Streiks der Schüler, die Greta Thunberg zum Vorbild nehmen, weiten sich aus. In immer mehr Städten finden Freitags Demonstrationen für Klimaschutz statt. Die Forderung: „Tut endlich was!“ Immer mehr Menschen bekunden ihre Zustimmung:

„Die haben schon recht!“

„Man muss eben anfangen sonst passiert Nichts!“

sind Meinungen von Passanten. Und in dem Moment gibt es eine neue Losung: „Ich wollte nie SUV!“ Eine mehr als deutliche Kritik an der autozentrierten Verkehrsplanung und einer ebenso „eingefahrenen“ Politik.

Auch Slogans zu mehr Bus- und Bahn-Nutzung werden als Positiv Forderung erhoben.

Geklaute Zukunft

In der Menge erschallt mit der größten Kraft immer wieder der Aufruf „Wir sind hier, sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ Und aus einzelnen durch Megaphone verstärkten Stimmen werden ganze Chöre. Und diese Forderung nach Klimaschutz richtet sich an den Unterricht in den Schulen, an die lokalen Politiker in Kiel, den Oberbürgermeister der Stadt, an die Entscheider im Küstenland Schleswig-Holstein, die Agrar-Ministerin und Kanzlerin in Berlin, die Abgeordneten in Europa, ja sogar an die Regierungen weltweit.

Und auch dazu kann ich einige Lehrer-Stimmen, Zuspruch von Ordnungskräften und vielen eher „betagten“ Schüler des 3 Lebensabschnitts einfangen.

Denkwende, Blaue Briefe, politischer Klimawandel!

Tatsächlich: Auf dem Rathausplatz in Kiel zeigt mir eine junge Frau einen Live-Stream aus „The Guardian“. Weltweit trudeln dort Texte und Fotos ein. „Das sind die Wählerstimmen von morgen“, ist ein Statement, das mich aufhorchen lässt.

Wenn nicht bald eine Verkehrswende und eine Denkwende kommen, könnten Blaue Briefe an der Wahlurne folgen. Und das zu einem abstrakten Ding namens Klimaschutz! Diesmal dann nicht Blaue Briefe an junge und engagierte Bürger. Nein, diese Blauen Briefe wären an Politiker adressiert. An uninteressierte Politiker. An unentschlossene Politiker. An Politiker, die in Wahlperioden denken und deren größte Sorge eine Wiederwahl sein könnte. Dann könnte eine ausbleibende Denkwende bei den „Volksparteien“ für Klimaschutz zum Blauen Brief per Wahlzettel führen. Der Klimaschutz wird zum politischen Klimawandel!

Kiel als Wahlort

Die nächste Wahl dürfte für die älteren Schüler die Europawahl oder die Wahl zum Oberbürgermeister werden.

  • Für die Europawahl wird die zögerliche Agrarwende und seit Dekaden unveränderte Subventionitis der Großbetriebe hinterfragt. Gerade in Schleswig-Holstein mit einem Gülleproblem geradezu stinkt das schon mal gen‘ Himmel.
  • Für die Wahl zum Oberbürgermeister in Kiel wird der Diesel-Skandal und die Feinstaub-Probleme von Kiel (Theodor-Heuss-Ring) und (Kreuzfahrer) ein Prüfstein. Papiertiger zu 100% Klimaschutz sind dann mangelhaft. Setzen „6“! Vielleicht wird eine ausbleibende Denkwende auch hier zum politischen Stolperstein.

Was sich noch klein, aber weltweit vernetzt abzeichnet, ist eine veritable Volksbewegung. Eine Volksbewegung, die mit steten Demos den sogenannten Volksparteien nun Beine macht. Und ein mehr als sympathische Bewegung, die sich auf eine positive Gestaltung der Zukunft richtet.

Text und Foto von Siegfried Exner

Planungstreffen Kieler Rundbeet

Café Ann, Dreiecksplatz, 17 Uhr, 1. März 2019. Mittlerweile ist das Rundbeet eine Kieler Institution! Seit sieben Jahren wird dieses Urban-Gardening-Projekt bepflanzt und gepflegt. Die personelle Besetzung der Rundbeet-Gruppe hat sich in den sieben Jahren zwar gewandelt, aber die Gründungsidee ist geblieben: ein Selbsterntebeet für die Nachbarschaft und ein Experimentierfeld für alle, die immer schon mal gärtnern wollten, es sich aber allein nicht zutrauten.

Das Rundbeet liegt etwa in der Mitte der Grüntangente zwischen Holtenauer Straße und Koldingstraße, ganz in der Nähe des Dreiecksplatzes. Immer freitags um 17 Uhr treffen sich die Aktiven am Beet oder bei schlechtem Wetter im Café Ann am Dreiecksplatz. Nächster Freitag (1. März) findet das jährliche Planungstreffen statt. Hier wird entschieden, was wo ausgesät oder gepflanzt werden soll. Wenn du Lust hast, die Truppe kennen zu lernen und dich eventuell hier zu engagieren, bist du herzlich eingeladen, zum Planungstreffen zu kommen.

Das Rundbeet befindet sich in engem Kontakt und sogar teilweise in Personalunion mit einer anderen Initiative, der Parzellen-Pacht-Gruppe. Diese Gruppe pachtet in der Nähe voneinander Kleingärten, sodass man sich gegenseitig unterstützen kann. Gemeinsam werden auch verlassene Parzellen hergerichtet, damit sie wieder verpachtet werden. Ziel ist es, Kiels Kleingärten zu erhalten.

Facebook: Rundbeet Kiel

Blog: Rundbeet Kiel

Kundgebung – Free the Ships

Die Initiative Seebrücke Kiel ruft zu einer Kundgebung auf. Pressemitteilung: “ #FreeTheShips
Mittwoch, den 20.02.2019
Beginn: 14.30 Uhr – Italienisches Konsulat in der Brunswiker Str. 40 .

Im Juni 2018 beschloss die italienische Regierung die Häfen des Landes für die Seenotrettungsschiffe der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zu schließen. Angeführt wurde dieses Vorhaben vom Innenminister und Parteivorsitzenden der rassistischen Lega Nord Matteo Salvini. Ursprünglich sollte die Schließung der Häfen über die Sommermonate durchgesetzt werden, was aufgrund der ruhigen See und der somit steigenden Zahlen der Flüchtenden noch perfider erschien. Die Schließung der Häfen dauert inzwischen bis zum heutigen Tag an.

Aber nicht nur das Einlaufen der NGO-Schiffe in italienische Häfen wird erschwert, zusätzlich werden diese Schiffe nach dem Einlaufen am erneuten Auslaufen gehindert. So werden bereits seit Sommer 2017 die IUVENTA von Jugend Rettet und seit Ende Januar 2019 nun auch die SEA WATCH 3 von Sea Watch im Hafen von Catania festgehalten. Die SEA WATCH 3 durfte im Januar erst nach zweiwöchigem Ausharren auf dem Mittelmeer mit 47 Menschen an Bord den italienischen Hafen anlaufen, nachdem sich mehrere EU-Staaten zur Aufnahme der Geflüchteten bereit erklärt hatten.

Am 20.02.2019 um 14.30 Uhr wollen wir, die Seebrücke Kiel, gemeinsam mit euch vor dem italienischen Honorarkonsulat in Kiel eine Kundgebung abhalten, um somit den Druck auf die italienische Regierung zu erhöhen. Wir möchten das Konsulat mit einem Appell dazu bewegen, die Forderung nach der Freigabe der NGO-Schiffe bei der italienischen Regierung einzureichen. Diesen Appell werden wir vor dem Konsulat verlesen und anschließend an den italienischen Konsul übergeben.

Wir fordern die Entkriminalisierung der Seenotretter*innen und rufen die italienische Regierung zur Freigabe der IUVENTA und der SEA WATCH 3 auf, damit diese wieder ihrer Arbeit nachgehen können: Der Rettung von Menschenleben!

Wir freuen uns über eure Unterstützung!“


Kiel: Feminismus Demo 2019

Kiel, Hauptbahnhof, 8. März um 16 Uhr: Auftaktkundgebung . Unter dem Motto “Feminists strike back! Queerfeministisch – kämpferisch – solidarisch” trefffen sich Feminist*innen am 8. März zu einer Demonstration in Kiel. Thematisch geht es am Frauentag um die wahrgenommene Diskriminierung, Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen. Ein besonderes Thema wird die Ausbeutung von Frauen in sorgenden Berufen sein. Ein anderes Thema ist – wie auch schon letztes Jahr – die Solidarität zwischen Frauen, Trans- und Intersexuellen weltweit.

Die Redebeiträge stehen noch nicht fest. FLTI (Frauen, Lesben, Trans und Inter) , die sich einbringen möchten , können sich bei 8maerz-orga-kiel@riseup.net melden oder zum Orga-Treffen am 17. Februar um 16 Uhr in das Hansa48 begeben. facebook: 8.maerzorgakiel

Die Feminismus-Demo von 2018 war mit etwa 800 Teilnehmer*innen eine der größeren Demonstrationen, die Kiel erlebt hat. Das Foto ist von dieser Demo.

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Bauausschuss Februar 2019

sIm sehr gut-besuchten Bauausschuss ging es um KoolKiel, um den Langseehof , um Vorgärten und eine Brücke nach Gaarden, um nur einige der Themen zu nennen, die Kiel baulich betreffen.

KoolKiel – der Hochhaus-Komplex in der Werftbahnstraße

Der niederländische Architekt Jacob van Rijs von MVRDV stellte das Projekt vor. Ein Ensemble von zwei Hochhäusern und kleineren Häusern und einer Überbauung der bestehenden W8-Halle. Diese W8-Halle gefällt ihm gut, und er möchte den Spirit dieses Gebäudes aufnehmen. Wie auf dem Foto zu sehen, besteht das Hochhaus aus “tanzenden Würfeln”, die Fassade wird mit Motiven oder Icons auf Glas dekoriert werden. Diese Icons sollen einen Bezug zu Kiel oder sogar zum Kreativzentrum W8 haben. Wie viele Icons es am Ende werden, sei eine Kostenfrage. Überhaupt besteht erst ein Entwurf und Vieles müsse noch ausgearbeitet werden. In der Planung ist auch eine überdachte Terrasse zwischen den beiden Türmen, die für Märkte oder andere Events genutzt werden könnte. Dieses Projekt wird in einem beschleunigten Verfahren mit weniger Umweltprüfung genehmigt. Eines der Hochhäuser wird ein Hotel beherbergen. Der österreichische Investor war auch zu Präsentation angereist. Auf die Frage, welche Kategorie das Hotel haben würde, antwortete er ausweichend. In der modernen Hotellerie spielten Sterne-Bewertungen keine Rolle mehr, es ginge um das Erlebnis rund um das Hotel herum. Er zeichnete ein Bild von Kreuzfahrttouristen, die zum W8 pilgern und dann dort übernachten. Insgesamt fand dieses Projekt , dass die Holländischen Architekten KoolKiel nennen, einstimmige Zustimmung.

Thema Langseehof

Der Langseehof (Preetzerstraße 130) steht wieder einmal zum Verkauf. Baudezernentin Doris Grondke bezeichnete einen Kaufinteressenten als sehr interessiert und man sei sich beim Kaufpreis auch schon einig. Dennoch wurde dieses Projekt zurückgestellt, es gab noch zu viele offene Fragen. Da war die Sorge, dass der Investor doch nicht saniert, sondern das Gebäude verfallen lässt. Frau Grondke hielt diese Sorge zwar nicht für berechtigt, denn das Gebäude ist denkmalgeschützt und an der Stelle kann kein Wohnungsbau stattfinden. Andere Einwände: Frau Musculus-Stahnke (FDP) würde gerne den Vertrag sehen. Herr Schmidt (SSW) vermisste Angaben, was mit dem Anwesen passieren soll. Auch der Kaufpreis soll dem Bauausschuss offen gelegt werden. Frau Grondke sagte, alle anderen Interessenten von 2017 seien zurückgetreten , wegen der Leitungen, die durch den Langsee gehen.

Rettet die (Vor)Gärten!

Ein interessantes Thema, bei dem sich Grüne und CDU auch recht einig waren, betraf die Vorgärten in einem bestimmten Innenstadt-Gebiet (Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan 947). Es handelt sich um ein Gebiet im Düsternbrook für das es zur Zeit keine gestalterischen oder städtebaulichen Vorgaben gibt. In diesem Gebiet gibt es große Gärten, die für die Natur und auch als Spaziergehgebiet wertvoll seien, sagte Herr Weigel (CDU). Die CDU beantragte, dieses Projekt in die Kategorie mit der höchsten Priorität zu ziehen, damit die Stadt bald eine Handhabe hat. “Die Grünflächen dort sind in ihrer Existenz stark bedroht. Weil es keinen Bebauungsplan gibt, wird abgerissen und zubetoniert” so Weigel. Die Vorgärten würden platt gemacht um Parkraum zu schaffen. Auch die Grünen sehen dieses Problem, hätten aber lieber eine Veränderungssperre. Im Gespräch ist auch eine Vorgartenordnung. Herr Gosmann vom Stadtplanungsamt favorisierte einen handfesten Bebauungsplan und sobald der nächste Bebauungsplan abgearbeitet ist, könnte Nummer 947 aufrücken.

Brücken bauen nach Gaarden

Dieser Antrag wurde nach einem leidenschaftlichen Appell von Bruno Levtzow , Versitzender des Ortsbeirats Gaarden , zurückgezogen. “Wenn sich die verkehrliche Situation so zuspitzt, wie es vorhergesagt wird, würden wir an Herrn Bender (Tiefbauamt) herantreten. Aber eigentlich wollen wir vom Auto loskommen. Damit wir nicht so viel Verkehr bekommen. Wir wollen lieber eine Straßenbahn”. Die CDU, die die Autobrücke eingebracht hatte, zog ihren Antrag daraufhin zurück.

In der Visualisierung von KoolKiel haben die Architekten übrigens schon eine Straßenbahn eingezeichnet. Siehe Foto oben.

Foto: ein Visualisierung von MVRDV

Gespräch über solidarische Ökonomie

Die Wagengruppe Schlagloch und das FahrradKinoKombinat laden am 8. Februar 2019 zu einer Veranstaltung in der Alten Mu ein. 19 -22 Uhr:

„Am 8.2. haben wir eine Kommunardin aus der Kommune Rossee eingeladen, um mit ihr über solidarische Ökonomie zu reden. Sie lebt dort seit 2001 gemeinschaftlich mit anderen Erwachsenen und Kindern.
Solidarische Ökonomie kann vielfältig gelebt werden und eine allgemein greifbare Definition scheint schwer. Eine mögliche Annäherung ist folgende Beschreibung: „Danach bezeichnet solidarische Ökonomie Formen des Wirtschaftens, die menschliche Bedürfnisse auf der Basis freiwilliger Kooperation, Selbstorganisation und gegenseitiger Hilfe befriedigen. Das Prinzip Solidarität sehen sie im Gegensatz zur Orientierung an Konkurrenz, zynischer Eigenverantwortung und Gewinnmaximierung in kapitalistischen Marktwirtschaften“ (Rippest, 1997). Hierbei kann es um bedürfnisorientierte, soziale, demokratische und ökologische Ansätze gehen (vgl. Notz, 2012. Theorien alternativen Wirtschaftens. Schmetterling Verlag).

Nach einem Input der Referentin können Fragen wie
„Wie gestaltet sich das Leben in einer solidarischen Ökonomie?“ „Was sind Vor- und Nachteile?“
„Wie organisiert sich die Gruppe?“
„Wie kann mit Spannungsfeldern mit der uns umgebenden marktwirtschaftlich orientierten Ökonomie umgegangen werden?“

Bleibt danach gern zur Punkigen Krawall Kaschemme mit Radical Raisin und Criminal Cranberry!
https://www.facebook.com/events/378735592704170/