Gymnasium KGS

Kieler Gelehrtenschule : Tradition und Moderne

Am 16. Februar lud die Kieler Gelehrtenschule zum Tag der offenen Tür ein. Der Termin war kein Zufall, sondern der Vortag des 799. Geburtstag dieser 1320 gegründeten Kieler Schule. An der derzeitigen Adresse (Feldstr. 19) ist die Kieler Gelehrtenschule allerdings erst seit den 50er Jahren. Das besondere an diesem ältesten Kieler Gymnasium: Latein ist Pflicht, Altgriechisch möglich. Alle Kinder starten mit Latein in der 5. oder 6. Klasse, bzw Sexta oder Quinta, wie es hier heißt. Später kann Latein abgewählt werden.

Warum Latein?

Sinja Wischtukat, seit letztem Jahr Schulleiterin, und Dr. Sven Rausch, Mittelstufenleiter, bezeichneten sich als “leidenschaftliche Altsprachler”. Sie stellten in einer launigen Präsentation die Vorzüge des Lateinunterrichts vor.

  • Nicht ganz ernst gemeint stellten sie einen Bezug zwischen dem alten Rom und der heutigen Zeit her. War der römische Stammvater Aeneas, der aus Troja nach Italien floh, nicht auch ein Flüchtling? Mehr noch, ein Flüchtling, der über das Mittelmeer floh! Außerdem erst Problemjugendlicher und dann Alleinerziehender. Aktueller geht es ja kaum!
  • Latein hilft beim Nachdenken. Aufgrund der Komplexität dieser Sprache hat jeder Satz ein wenig den Charakter eines Kreuzworträtsels.
  • Latein schult das Verständnis von Grammatik. Nicht nur, weil die lateinische Grammatik besonders komplex ist, sondern auch weil sie auf Deutsch erklärt wird im Gegensatz zu den modernen Sprachen, bei denen die Grammatik in der Fremdsprache erklärt wird.
  • Latein ist die Mutter vieler europäischer Sprachen. Man könnte sie als Grundlagensprache bezeichnen.
  • Die römische Geschichte ist eine Wurzel der europäischen Kultur. Vieles in unserer Kultur kommt aus dieser faszinierenden Welt.
  • Latein schafft Vertrauen in die Struktur des Lernens. Die moderne Latein-Didaktik ist zwar spielerischer als früher, aber die Struktur des Unterrichts ist gleich geblieben. Grammatik verstehen, Vokabeln lernen, Texte übersetzen – so sieht der Lateinunterricht immer noch aus, auch wenn mit Rätseln und Legobausteinen gearbeitet wird. Interessant die Legolyse: hier bauen Kinder Satzteile mit farbigen Legosteinen nach und vergleichen dann ihre Türme. Es sei dann schon bemerkenswert, wenn zwei Zehnjährige sich angeregt über Grammatik unterhalten: “Ist das nicht eine Konjunktion?”

Was hat sich im Lateinunterricht geändert?

Es werden längst nicht mehr so viele Vokabeln gefordert. Wurden früher 1250 Vokabeln bis zur zehnten Klasse vorausgesetzt, sind es jetzt nur noch 500. Aber auch das sind noch fünf bis sechs Vokabeln pro Tag. Dann sind die Textbücher bunter und kindgerechter geworden. Es wird auf Lateinisch gespielt und gesungen. Die Welt des Lateinischen wird lebendig gemacht. An der Gelehrtenschule haben die Kinder, die in der fünften Klasse mit Latein anfangen wöchentlich zwei Doppelstunden und zwei Einzelstunden. Die Gelehrtenschule favorisiert allgemein die Doppelstunde mit kurzer Pause, aber Kontinuität sei auch wichtig, deshalb Latein an vier Tagen in der Wochen.

Der Charme von früher

„Die Schule wirkt altmodisch“ sagte eine Mutter, die den Offenen Tag besuchte. Den Eindruck hatte ich auch . Es gibt weder Epochenunterricht noch selbstbestimmtes Lernen. In den unteren Klassen endet der Unterricht mittags und die Kinder , die nicht das Angebot der offenen Ganztagsschule nutzen, können dann nach Hause gehen. Die Kieler Gelehrtenschule war übrigens die Kieler Schule, die am längsten am Samstagsunterricht festhielt. Wenn etwas besonders ist an dieser Schule, dann ist es ihr Festhalten an Traditionen. Was nicht schlecht sein muss. Auf jeden Fall machten die Schüler*innen, die diesen Offenen Tag mitgestalteten, einen aufgeschlossenen, interessierten und humorvollen Eindruck. Und die meisten werden wohl ihr Abitur schaffen. So ganz wie früher ist die Schule dann aber doch nicht. Immerhin gibt es das Fach Informatik und eine Computer-AG und einen neuen Wissenschaftstrakt mit modernster Ausstattung. Die Neuerungen im Lateinunterricht wurden schon erwähnt. Änderungen der allgemeinen Lehrpläne gehen auch an dieser Schule nicht vorbei. Die Schulleiterin begrüßte die Rückkehr zum Abitur in neun Jahren (G9) in Schleswig-Holstein, weil die Kinder so mehr Zeit zum Lernen habe.

Tolles Musikprogramm

Ein Schwerpunkt der Schule ist die musikalische Bildung. Wer möchte, kann ab der fünften Klasse in einer Bläsergruppe ein entsprechendes Instrument lernen. Wer schon ein anderes Instrument spielt, kann sofort ins Vororchester eintreten. Neben dem Symphonieorchester hat sich zur Zeit auch die Kombo Nr 5 profiliert. Der Tag der offenen Tür endete mit einem Konzert, das Lust auf mehr macht.

Anmeldungen sind ab 27. Februar möglich. Genaue Zeiten auf der Schul-Homepage: http://www.kieler-gelehrtenschule.de/index.phpp

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