Archiv der Kategorie: Allgemein

Kieler Stadtteil Wik leidet unter Geflüchteten

Geflüchtete, die zum Teil in der Unterkunft Arkonastraße leben, machten sich im Stadtteil Wik unbeliebt. In der Presse werden sie teilweise als die „Puschen-Gang“ bezeichnet. Dies ist aber irreführend, denn wie die Polizei auf Anfrage klarstellte, handelt es sich nicht um eine Bande im Sinne einer homogenen Gruppe mit festen Strukturen. Vereinzelt gibt es zwar Verwandschaftsbeziehungen oder schon in der Heimat bestandene Verbindungen. Von einer Bande könne man aber nicht sprechen.

Das sind die Delikte

Im Zeitraum 01.10.2023 – 30.09.2024 leitete die Polizei eine hohe dreistellige Zahl an Ermittlungsverfahren gegen knapp 200 Personen, die zum Zeitpunkt der Tat in der Unterkunft Arkonastraße gemeldet waren. Dabei fielen zehn Personen mit jeweils mehr als zehn Straftaten auf. Von diesen zehn Personen leben aktuell sechs Personen nicht mehr in der Arkonastraße. Die Straftaten wurden nicht nur in der Wik sondern im ganzen Stadttgebiet und teilweise auch außerhalb von Kiel begangen.

Bei den Delikten handelt es sich laut Polizei überwiegend um Diebstahl und Hausfriedensbruch sowie – mit deutlichem Abstand geringer – Körperverletzungen. Letztere geschahen hauptsächlich unter Bewohnern der Unterkunft.

Aus dem Stadtteil Wik gingen zahlreiche Beschwerden wegen Ruhestörung oder Müllablagerung ein. 21 Einsätze in 2024, also rechnerisch alle zwei Wochen eine, bezogen sich auf gemeldete Ruhestörungen.

Insgesamt ist die Wik kein Kriminalitätsschwerpunkt in Kiel.

Diese Geschichte katapultierte Kiel mal wieder in die überregionale Presse. BILD, Welt und Zeit berichteten. Als ich letztes Wochenende in Sachsen-Anhalt war, kam ich mit einer Frau ins Gespräch, der beim Stichwort Kiel gleich die Probleme mit der „Flüchtlingsbande“ einfiel!

Hilfe für die Wik und für die Unterkunft

In der Unterkunft Arkonastraße leben zur Zeit 646 Menschen, davon sind 220 unter 18 Jahre alt. Durch verschiedene Maßnahmen soll die Situation in der Unterkunft und auch im Stadtteil entspannt werden:

  • Es wurden Umzüge innerhalb der Unterkunft Arkonastraße angeordnet. Ein Teil der Konflikte findet ja unter den Bewohnern und Bewohnerinnen statt, sodass eine andere Raumzuteilung schon die Lage entspannen kann.
  • Der Sicherheitsdienst in der Nacht wurde um zwei Personen erhöht.
  • 2025 sollen einige der Bewohner in die neue Unterkunft in der Feldstraße umziehen.
  • Der Ortsbeirat möchte in Gruppen mit Menschen aus verschiedenen Bereichen in der Wik Workshops gestalten, bei denen Herausforderungen „intensiv, moderiert und professionell“ besprochen werden.
  • Auch wenn sich die Zahl der Geflüchteten verringern sollte, soll es nicht weniger Personal in der Arkonastraße geben.

Der Ausdruck Puschen-Gang stammt daher, dass einige Frauen aus der Unterkunft in ihren Puschen in den gegenüberliegenden Supermarkt gehen. Was hier unüblich aber nicht verboten ist.

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Starker Anstieg der Flüchtlingszahlen

Kiel: „Sie werden bedroht!

Kiel: Wagengruppe Schlagloch in Holtenau

Anfang Juli zog die Wagengruppe Schlagloch auf das MfG5-Gelände in Holtenau-Ost. Mit der Sicherheit eines Pachtvertrages für ein Jahr. Es ist leider nicht der auf Dauer angelegte Wohnort für ihr Projekt, den sie suchen, aber erst einmal überwiegt die Freude, überhaupt einen legalen Platz für ihr Projekt zu haben.

Das Projekt: Eine kleine Ansammlung von Wohnwagen und umgebauten LKWs, ein Zelt, eine gemeinsame Küche im Freien. Die Adresse Schusterkrug 25 ist etwas irreführend, da man von Schusterkrug abbbiegt in Richtung MfG5-Gelände. Auf halbem Weg weist ein Schild den Weg an einem Sportplatz vorbei. Oder bei google maps schauen. Da ist der Wagenplatz Schlagloch eingetragen!

Wie der letzte Wagenplatz im Meimersdorfer Moor liegt auch der neue im Grünen. Solange nicht gebaut wird, ist es sehr idyllisch an diesem Ort.

Die„Schlaglöcher“ suchen die solidarische Gemeinschaft und wollen einen nicht kommerziellen Ort für Kultur und Begegnung schaffen. Außerdem wohnen sie kostengünstig und nachhaltig. Sie setzen sich zwar für mehr Wohnungsbau ein, suchen für sich selber aber keine Wohnung. Das einfache ressourcenschonende Leben in der Natur und in einer Hierarchie freien Gemeinschaft ist – zumindest lebensphasenweise – ihre gewählte Wohnform.

Schön, dass sie jetzt einen legalen Wohnort haben, auch wenn es erst einmal nur eine Zwischennutzung ist.

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Homepage der Wagengruppe Schlagloch

Vision für Holtenau-Ost

Bericht von 2019 über die Wagengruppe

Artenreiches Naturland soll doch bebaut werden

Das designierte Gewerbegebiet Boelcke Süd in Holtenau soll nun doch ganz bebaut werden. Zur Einordnung: Das Gewerbegebiet Boelckestraße besteht aus dem Teil nördlich der Boelckestraße (Boelcke Nord) und dem Teil südlich der Boelckestraße (Boelcke Süd), auf dem die Feuerwache gebaut wurde.

Es gab den Beschluss vor drei Jahren, das Baufeld 7 aus dem Gewerbegebiet Bölckestraße Süd doch nicht für gewerbliche Bebauung zu nutzen sondern als artenreiches Naturland zu belassen. Jetzt vollzog die Politik wieder eine Kehrtwende. Das Baufeld 7 soll doch auch bebaut werden. Es handelt sich um sieben Hektar südlich der Boelckestraße zwischen Feuerwache, Kleingärten und Taxiway des Flughafens.

Vergessen sind die Ausrufung von Climate Emergency sowie der Aktionsplan „100 Prozent Klimaschutz“. Und auch die gerade in der letzten Ratsversammlung auf den Weg gebrachte „ökologische Flächenstrategie“, bei der jede Flächenversiegelung durch eine Entsiegelung in gleicher Größe auf dem Stadtgebiet kompensiert werden soll, wurde nicht erwähnt.

Flächenbedarf der Wirtschaft und Bau der Feuerwache

Als Begründung für die Opferung dieses Naturgebiets wurde zum einen der Flächenbedarf der Wirtschaft vorgebracht. Hier hat sich tatsächlich etwas verändert. Während vor drei Jahren noch 75 Prozent der Parzellen auch im gegenüberliegenden Gewerbegebiet Boelcke Nord unverkauft waren, ist das Verhältnis jetzt in etwa umgekehrt.

Außerdem hätte der Bau der neuen Feuerwache Verwüstungen auf dem Gelände angerichtet. Dann könne man jetzt gleich alles roden, so hörte sich die Argumentation an. Jemand fragte, wie viele Bäume dort überhaupt noch stehen. Diese Frage blieb unbeantwortet. Allerdings habe ich mir das Gelände gestern angesehen und kann versichern, dass es noch reichlich schützenswerte Natur dort gibt, trotz Feuerwache und Pumpenhäuschen. Da ist eine Reihe ehrwürdiger Eichen direkt neben der Feuerwache. Es schließen sich von Bäumen umrahmte Wiesen an. Im Hintergrund ein kleines Waldstück. Das Beitragsfoto zeigt eine der Wiesen.

Florian Gosmann vom Stadtplanungsamt sagte, es würden als Ausgleich Bäume im Umland von Kiel gepflanzt. Aber auf dem Baufeld selber würde die Natur zerstört.

Eva Schleifenbaum (SPD), die sich bei der Abstimmung enthielt, fragte, welches Gewerbe sich dort denn ansiedeln möchte. Auch diese Frage blieb unbeantwortet.

Sophie Spargel (Die LINKE, die Partei) nannte es einen fatalen Schritt, weitere Flächen zu versiegeln.

In der Abstimmung stimmte Die LINKE/Die PARTEI dagegen, Frau Schleifenbaum enthielt sich, alle anderen stimmten dafür. Damit ist diese Angelegenheit entschieden. Das Einzige, was die Natur auf Boelcke Süd noch retten könnte, wäre mangelndes Interesse an den Grundstücken.

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Saatbombenautomaten oder echtes Stadtgrün?

Über den Beschluss vor drei Jahren auf KN online

Geisterdiskussion um Gewerbegebiet

25-Jähriger durch Messerstiche verletzt

Bei einer Messerstecherei in Kiel-Gaarden erlitt ein 25-Jähriger am Montag schwere Verletzungen. Aus den Pressemitteilungen von Polizei und Staatsanwaltschaft:

Am 07.10.2024 kam es im Kieler Stadtteil Gaarden zu einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen, in deren Folge ein beteiligter 25-Jähriger durch Messerstiche erheblich verletzt wurde. Die Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdeliktes auf und sucht Zeuginnen und Zeugen der Tat.

Gegen 17:50 Uhr gingen die ersten Anrufe von Zeugen bei der Leitstelle ein, welche zunächst von einer Auseinandersetzung unter Beteiligung mehrerer Männer zwischen Kaiser- und Medusastraße berichteten. Nach jetzigem Ermittlungsstand kam es zunächst zu einem Streit zwischen vier beteiligten Personen. Im Verlauf dessen kam eine weitere Person dazu, welche unmittelbar mit einem Messer auf eine der Personen einstach. Die weiteren Beteiligten ergriffen daraufhin die Flucht.

Ein Rettungswagen verbrachte das 25-jährige Opfer mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus. Die Identitäten des Täters, der das Messer einsetzte, und des Beteiligten an der ursprünglichen Auseinandersetzung, der mit einer Weste bekleidet war, sind nicht bekannt. Beide Personen sind flüchtig. Sowohl zu den Hintergründen der Tat, dem Gesundheitszustand des Verletzten als auch zu den weiteren Beteiligten können derzeit keine weiteren Angaben gemacht werden. Insoweit werden derzeit intensiv weitere Ermittlungen geführt.

Das Kommissariat 11 der Kieler Bezirkskriminalinspektion sucht Zeuginnen und Zeugen, die die Tat beobachtet haben oder Angaben zum Sachverhalt machen können. Für Hinweise, die zur Ermittlung der bislang nicht identifizierten Tatbeteiligten oder deren Ergreifung führen, ist von der Staatsanwaltschaft Kiel eine Belohnung in Höhe von 2.000,00 Euro ausgelobt worden. Hinweise nehmen die Beamtinnen und Beamten unter der Rufnummer 0431 / 160 3333 entgegen.

Die Ermittlerinnen und Ermittler der Kriminalpolizei schließen nicht aus, dass Personen Handy-Aufnahmen der Auseinandersetzung am Montagabend im Bereich der Kaiser- und Medusastraße in Kiel Gaarden gefertigt haben. Diese könnten einen wichtigen Beitrag zu den Ermittlungen leisten.

Daher ist ab sofort das Hinweisportal der Landespolizei Schleswig-Holstein freigeschaltet, auf dem unter folgendem Link Videos oder Fotos hochgeladen werden können: https://sh.hinweisportal.de/.

Nach der Auseinandersetzung in Gaarden, bei der ein 25-Jähriger erhebliche Verletzungen durch Messerstiche erlitt, veröffentlicht die Polizei nun mit richterlichem Beschluss Bilder des Tatverdächtigen, der die Stiche ausführte.

Quelle: Polizeidirektion Kiel

Ratsversammlung will Ökologische Flächenstrategie

In der letzten Sitzung beauftragte die Ratsversammlung die Verwaltung mit der Erstellung einer ökologischen Flächenstrategie. Im Kern soll es um die Kompensation von versiegelter Fläche auf dem Stadtgebiet gehen.

Die Formulierung ist etwas schwammig: „Die ökologische Flächenstrategie orientiert sich an dem Leitbild der Minimierung von Flächeninanspruchnahme durch effizientere Flächennutzung und dem Ziel, eine weitere Neuversiegelung von Flächen auf dem Stadtgebiet zu vermeiden bzw. zusätzliche Versiegelung durch eine quantitativ und qualitativ zumindest gleichwertige Entsiegelung auf dem Stadtgebiet zu kompensieren. Eine ökologische Aufwertung stark versiegelter Wohngebiete ist anzustreben. „

Jürgen Meereis (GRÜNE) begründete den Antrag mit dem Klimawandel. Es sei wohl unstrittig, dass es mehr Hitze- und Trockenperioden und mehr Starkregen geben wird. „Wir brauchen mehr Grünflächen. Sie nehmen Regen auf und kühlen. Sie erhalten die Biodiversität.“

Meereis forderte, wenn irgendwo versiegelt wird, muss woanders entsiegelt werden. Ganz so klar ist der Antrag hier leider nicht, denn im weiteren Text wird das Spannungsverhältnis von Bautätigkeit und Erhalt von Grünflächen zumindest angesprochen. „Für Zielkonflikte zwischen ökologischen und wohnungsbaupolitischen Anliegen soll ein Mechanismus zur Lösung entwickelt werden. „

In der Diskussion zeigte sich schnell, dass es gar nicht so leicht sein wird, Flächen zu finden, die entsiegelt werden könnten. Vorgeschlagen wurden die Parkplätze von Supermärkten, Schulhöfen und Schottergärten. Da Parkplätze von Supermärkten in Privatbesitz sind, wird das schwierig. Schottergärten sind schon verboten, hier könnte das Verbot konsequenter durchgesetzt werden. Bei Schulhöfen lässt sich vielleicht noch etwas machen. Insgesamt zeigen die Vorschläge schon eine gewisse Hilflosigkeit. Parkplätze, die der Stadt gehören, könnten tatsächlich zu Blühstreifen oder -wiesen umgewandelt werden.

Aber trotz offensichtlicher Schwierigkeiten hinsichtlich der Umsetzung waren sich alle einig. Der interfraktionelle Antrag von GRÜNE, SPD und SSW wurde einstimmig angenommen. Die Verwaltung soll das Konzept 2025 vorlegen.

Es macht schon misstrauisch, wenn ein Antrag einstimmig von allen Fraktionen angenommen wird. Ist es ein Feel-Good-Antrag, von dem alle wissen, dass er keine Spuren in der Wirklichkeit hinterlassen wird? Man darf gespannt sein, ob das Konzept mehr als eine Absichtserklärung sein wird.

Bild von Jeyaratnam Caniceus auf Pixabay

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Rede von Jürgen Meereis zum Thema

Kiel: 18 alte Bäume in Gefahr

18 alte Bäume sollen aufgrund einer Kanalsanierung gefällt und stattdessen eine zweite Straßenspur samt Parkplätzen gebaut werden.

Das wurde auf der Bauausschuss-Sitzung vom 28.03.2024 mit dem Ratsbeschluss Drucksache 0355/2024 unverändert beschlossen.

In der Esmarchstraße zwischen der Holtenauer Straße und dem Wasserturm befindet sich ein kleiner Park mit Bäumen und Wiese und der Keramik-Statue „Blumenpflücker“, vom Künstler Alwin Blaue im Jahr 1955 angefertigt. Es wachsen dort 18 schöne alte und schützenswerte Bäume.

Diese Grünfläche mit dem prächtigen Baumbestand soll nun nach diesem Ratsbeschluss komplett verändert werden. Die jetzige Stadtidylle und die Heimeligkeit für die Anwohner:innen und Nachbar:innen werden vernichtet.

Die Interessengemeinschaft Blumenpflücker wünscht sich eine Prüfung und Überarbeitung der bestehenden Baupläne. Sie setzt sich ein für eine Trennung der Kanalsanierungsarbeiten von der anschließenden Gestaltung der bisherigen Grünfläche. Diese sollte bestenfalls unter Beteiligung der Anwohner*innen stattfinden. Im Fokus der erforderlichen Kanalsanierung solle dabei nicht der Bau einer zweiten Fahrbahn, sondern der höchstmögliche Erhalt des ökologisch wertvollen Baumbestandes und der Grünanlage stehen. Dies würde viel mehr der bisherigen Inanspruchnahme und den aktuellen Bedarfen in diesem Straßenabschnitt entsprechen, so die Interessengemeinschaft.

Die Landeshauptstadt Kiel feiert 2025 dreißig Jahre Klimaschutzstadt. Sie hat 2019 den Klimanotstand ausgerufen – als eine der ersten Städte Deutschlands. Im Ratsbeschluss zum Klimanotstand heißt es unter anderem: „Ziel ist es, bei allen Maßnahmen die Auswirkung auf das Klima so gering wie möglich zu halten bzw. Maßnahmen mit höherer Klimafreundlichkeit zu fördern.“ Wird diesem Grundsatz bei dem geplanten Bauvorhaben entsprochen? Wohl eher nicht! Weiter heißt es im Ratsbeschluss: „Die Eindämmung des Klimawandels und seiner Folgen hat für uns Priorität. Die Landeshauptstadt Kiel unterstützt zudem ausdrücklich das Engagement all derjenigen, die sich für den Klimaschutz einsetzen.“

Die Interessengemeinschaft Blumenpflücker zeigt genau dieses Engagement, wenn Sie die Stadt an ihre Ziele für den Klimaschutz erinnert und anhand eines Flyers und eigens hierfür initiierten Nachbarschaftsaustausches auf das geplante Bauvorhaben aufmerksam macht. Der Nachbarschaftsaustausch fand am Samstag, den 28.09.2024 im Park der oberen Esmarchstraße statt. Gerahmt von Live Musik, Vorträgen, Zeitzeugenberichten und Klönschnack bei Kaffee und Kuchen, wurde dort auf die Baumaßnahmen aufmerksam gemacht und es konnten weitere Unterstützer:innen für den Schutz des Parks gewonnen werden.

Homepage der Interessengemeinschaft Blumenpflücker

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Goethestraße: Mehr Sicherheit für Fußgänger

Mehr Solarstrom auf Kieler Dächer

Auf dem Dach des Alten Rathaus prangen noch keine Photovoltaik Paneele. Das könnte sich ändern, nachdem die Mehrheit in der letzten Ratsversammlung für mehr Solarenergie auf Kieler Dächern stimmte. Nur die AfD stimmte dagegen.

Ratsherr Marcel Schmidt (SSW) brachte den Antrag ein. Wenn Kiel bis 2035 klimaneutral werden will, sollte es mit der Stromerzeugung durch Photovoltaik voran gehen. Warum nicht auch auf dem Dach des Alten Rathauses?

Ratsherr Sönke Klettner (SPD) nannte den Klimawandel die größte Herausforderung der Menschheit. Die Investition in Strom vom Dach würde sich außerdem amortisieren.

Was steht dagegen? Vor allem der Denkmalschutz. Ratsherr Jürgen Meereis (Grüne) wünschte sich, dass der Denkmalschutz konstruktiv mit solchen Themen umgeht. Ratsherr Klettner äußerte sich dagegen unglücklich darüber, dass der Denkmalschutz als der natürliche Feind gesehen wird. Die Menschen würden gerne in einer schönen Stadt leben, und dafür wäre der Denkmalschutz wichtig.

Ob eine PV-Anlage auf dem Dach schön ist , darüber lässt sich streiten. Ratsherr Dr. Andreas Ellendt (CDU) bemerkte, dass sich in puncto Design viel getan habe. Seine eigene Solaranlage findet er ganz hübsch.

Ratsherr Fabian Voss (AfD) zweifelte den Sinn von mehr Photovoltaik an, solange die Leitungen für den Abtransport überschüssigen Solarstroms nicht da wären. (Tatsächlich gab es letztes Jahr 301 Stunden, an denen es an der Strombörse ein Überangebot gab.)

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Erneuerbare Energien Bund kürzt Solarförderung

Verzögerung bei der Energiewende kostet Milliarden

Vierte Kieler Klimawoche

Austritt aus Partei: Landesvorstand der GRÜNEN JUGEND

Der Landesvorstand der GRÜNEN JUGEND Schleswig-Holstein tritt aus der Grünen Partei aus und kündigt Mitgliederversammlung an, um Vorstand neu zu wählen.

10 Mitglieder des aktuellen und des ehemaligen Landesvorstands der GRÜNEN JUGEND Schleswig-Holstein geben Parteiaustritt bekannt und kündigen eine neue Mitgliederversammlung an.

Am heutigen Sonntag, den 29.09., hat der Landesvorstand der GRÜNEN JUGEND Schleswig-Holstein bekannt gegeben, dass er in großen Teilen die Partei Bündnis 90/Die Grünen verlassen wird und hat eine neue Mitgliederversammlung angekündigt. Begleitet wird dieser Schritt von einigen Mitgliedern des vorherigen Landesvorstands.

Dazu sagt Lars Brommann, Landessprecher der GRÜNEN JUGEND Schleswig-Holstein:

„Wir alle sind zu den Grünen gekommen, weil wir Hoffnung hatten auf echte Veränderung für soziale Gerechtigkeit und eine menschliche Asylpolitik. Dafür haben wir jahrelang gekämpft. Wir glauben: Das wofür wir kämpfen, lässt sich an diesem Ort nicht erreichen. Stattdessen trägt die Partei Sozialleistungskürzungen und Asylrechtsverschärfungen mit und fördert so gesellschaftliche Spaltung. Die Rhetorik bezüglich Migrationspolitik ähnelt zunehmend der rechter Parteien. Wir wollten an diesem Widerspruch vorbei Politik machen, aber müssen einsehen, dass die Partei und wir grundsätzlich unterschiedliche Ziele verfolgen. Daher schließen wir uns der Analyse des Bundesvorstands an und verlassen die Partei.”

Katharina Kewitz, Landessprecherin der GRÜNEN JUGEND Schleswig-Holstein, ergänzt:

“Ich treffe die Entscheidung, die Grüne Partei zu verlassen, weil ich sie für politisch notwendig halte. Ich treffe sie für Freunde und Familie, die sich in der Pflege kaputtarbeiten, während Konzerne auf ihrem Rücken und auf Kosten unserer Gesundheit Profite machen. Ich verlasse die Grüne Partei, weil sie nicht bereit ist, sich mit den Reichen und Konzernen anzulegen, um die gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegend zu ändern.

Ich bin politisch aktiv geworden, weil ich Politik für die machen möchte, die in großen Teilen den Glauben an Veränderung verloren haben. Heute denke ich, dass die Grüne Partei nicht der Ort dafür ist. Wir sehen aktuell, wie die Grüne Partei den Abbau des Sozialstaats mitträgt. Das können wir nicht länger mittragen und deswegen gehen wir den konsequenten Schritt und verlassen die Partei. Was die Gesellschaft gerade braucht, ist eine starke linke Kraft, die soziale Politik im Sinne der arbeitenden Menschen macht, daran wollen wir mitwirken.”

Johanna Schierloh, ehem. Landessprecherin der GRÜNEN JUGEND Schleswig-Holstein von September 2022 bis September 2024, ergänzt:

“Vor knapp 4 Jahren bin ich während der Corona-Pandemie zur Grünen Jugend und zur Partei Bündnis 90/Die Grünen gekommen. Ich war bewegt von der Klimakrise und dem Gefühl, dass vieles in unserer Gesellschaft schief läuft. Das wollte ich nicht hinnehmen, sondern etwas dagegen tun. In den letzten 2 Jahren als Landessprecherin habe ich aber auch gelernt, dass sich meine Vorstellung von politischem Handeln immer weiter von der Partei entfernt hat. Kompromisse sind zwangsläufig Teil von Koalitionen – Regieren aber nicht zwangsläufig Hauptzweck von Parteien, erst recht nicht um jeden Preis. Zu oft gab es Kompromisse, die mitgetragen wurden aber “mit Bauchschmerzen”. Wenn eine Partei nicht erkennt, dass unsere Probleme systemisch sind und sie sich folglich mit denjenigen anzulegen, die dieses System immer weiter befeuern – dann ist das keine Partei, in der ich länger Mitglied sein möchte. Es ist an der Zeit, die realen Probleme der Menschen ernst zu nehmen, anstatt mit Bauchschmerzen dabei zuzuschauen, wie Arme immer ärmer und Reiche immer reicher werden.”

Wo kommt das Umspannwerk hin?

Tennet plant ein gigantisches Umspannwerk im Süden von Kiel. Es soll mindestens 30 Hektar groß sein, das entspricht 40 Fußballfeldern. Anvisiert wird wohl ein Areal südlich von Kiel.

In einer Pressemitteilung bemängelt die SPD mangelnde Transparenz in der Vorgehensweise von Tennet:

Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet befindet sich momentan auf der Suche nach einem geeigneten Standort für ein neues Umspannwerk im Kieler Süden.

Mit Blick auf die aktuellen Diskussionen bedauert Sönke Klettner, baupolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, dass alternative Planungen zu einem Standort im Kieler Süden offenbar nicht weiterverfolgt werden. „Das ist derzeit kein wirklich transparentes Verfahren. Tennet könnte sich am Ende auch ins eigene Fleisch schneiden, wenn im Planfeststellungsverfahren der voreilige Ausschluss möglicher alternativer Standorte gerügt wird.“ Es sei bedauerlich, dass im Bauausschuss keine konkreten Informationen über den Planungsstand einschließlich bereits vorliegender Unterlagen gegeben wurden. „Wichtig ist uns, dass aktuelle und potenziell langfristige Siedlungsentwicklungen nicht verhindert werden.“

Axel Schnorrenberg, stellv. Vorsitzender des Ortsbeirats Wellsee/Kronsburg/Rönne, ergänzt: „Die Begründung für den schon beschlossenen Ausschluss eines dritten möglichen Standorts war inhaltlich nicht überzeugend dargestellt.“

Bild von Andreas Haunold auf Pixabay

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30 Hektar großes Umspannwerk in Kiel

Präsentation von Tennet im Ortsbeirat Wellsee/Kronsburg/Rönne am 3.9. 2024

Kein Beitritt von SH zu Dänemark

Die Satire-Partei Die PARTEI ist immer für einen Lacher gut. Diesmal blieb das Lachen allerdings im Hals stecken. Denn die Begründung des Antrags auf den Beitritt von Schleswig-Holstein zu Dänemark klang eher verzweifelt als lustig. „Für die Zukunft sehe ich braun“, sagte Ratsherr Ove Schroeter über seinen Antrag.

Der Antrag für den SH-Exit: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, Gespräche mit den anderen kreisfreien Städte und Kreisen Schleswig-Holsteins einzugehen mit dem Ziel, eine Initiative zur Loslösung Schleswig-Holsteins von der (derzeitig noch) Bundesrepublik Deutschland und der Angliederung an Dänemark zu gründen. „

Begründet wird der Antrag mit der Angst, dass faschistische Parteien in Deutschland die Macht an sich reißen und aus unserer Demokratie einen totalitären Staat machen. „Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um das sinkende Schiff zu verlassen und den Anschluss an einen stabil demokratischen Staat zu suchen. Es darf nicht abgewartet werden, bis es Faschist*innen tatsächlich gelingt, auch nur in einem Bundesland die Macht an sich zu reißen und damit auch die Kontrolle über bewaffnete Exekutivkräfte zu erlangen! „

Auch ein wahrscheinlich nicht ernst gemeinter Antrag wird zur Abstimmung freigegeben und in diesem Fall wurde auch eine Diskussion in der Ratsversammlung zugelassen.

Ratsfrau Janine Blöhdorn (GRÜNE) lehnte den Antrag aus mehreren Gründen ab:

  • Grenzverschiebungen seien ein Denken von gestern.
  • Die schleswig-holsteinischen Rechtsextremen wären auch bei einem SH-Exit dabei.
  • Auch Dänemark ist Mitglied der EU und der NATO.

Am Ende rügte sie auch Die PARTEI für zu viele Spaßanträge in der Ratsversammlung. Ein Ratsherr der AfD bezeichnete den Antrag sogar als verfassungswidrig.

Der Antrag wurde mit Mehrheit abgelehnt, mit Ja stimmten nur DIE LINKE und Die PARTEI. Alles bleibt wie es ist! Schleswig-Holsteins Austritt grade noch mal abgewehrt!

Bild von jorono auf Pixabay