Lotte Laserstein – die wiederentdeckte Künstlerin

Lotte Laserstein war eine bekannte Künstlerin in der Weimarer Republik, und geriet dann in Vergessenheit, bis sie in den 80er Jahren von englischen Galeristen wiederentdeckt und mit einer großen Ausstellung gewürdigt wurde. Jetzt ist sie in der Kunsthalle zu Kiel zu sehen. Es lohnt sich wirklich sehr!

Sie malte im Stil der “neue Sachlichkeit” Portraits von russischen Flüchtlingen, von Intellektuellen, von modernen Frauen. Oft stand ihre Freundin Traute Rose Modell, auch als Aktmodell. Es entstanden respektvolle, nicht voyeuristische Darstellungen des weiblichen Körpers. Lasersteins technisches Können ist außergewöhnlich.

Sie konnte ihr Leben lang von ihrer Kunst leben. In den 20er und 30er Jahren war eine Malschule ihre Haupteinnahmequelle. Während der NS-Diktatur wurde ihre Malschule geschlossen und sie konnte keine Gemälde mehr verkaufen. Glücklicherweise konnte sie eine Ausstellung in Schweden dazu nutzen, sich selber und viele Werke in Sicherheit zu bringen. In Schweden bestritt sie dann ihren Lebensunterhalt mit Auftragsarbeiten. Sie potraitierte die schwedische Oberschicht. Insgesamt umfasst ihr Werk 10.000 Bilder. Der breiten Öffentlichkeit war sie aber nach ihrer Emigration nicht mehr bekannt – bis zu ihrer Wiederentdeckung.

Es hat mich wirklich gewundert, wie eine so interessante Künstlerin vergessen werden konnte. “Ihre Werke sind weder politisch aufgeladen noch karikierend oder sozial anklagend”, schreibt Alexander Eiling im Ausstellungskatalog Lotte Laserstein. Dieser konservative Stil mag ein Grund gewesen sein. Ein anderer Grund war ihr sozialer Absturz, nachdem sie von den Nazis als Jüdin eingestuft wurde. Es gelang ihr nicht, sich in der Emigration als autonome Künstlerin durchzusetzen, wobei sie nie aufhörte zu malen. Aber ihre Auftragsarbeiten gelten als gefälliger und die Themen waren nicht selbst gewählt.

Vielleicht hatte sie es auch als Frau schwerer in der öffentlichen Wahrnehmung? Für mich wäre diese Erklärung sehr logisch, nachdem ich gerade die Fernsehserie “Die neue Zeit” gesehen habe, in der es um das Bauhaus in der Weimarer Republik geht. Im Mittelpunkt der Serie steht eine Kunststudentin , dargestellt von Anna Maria Mühe. Sie kämpft darum, sich in der Männerwelt der Kunst zu behaupten und sich nicht in das Seminar für Weben und Handarbeiten abdrängen zu lassen. Mein Tipp: Erst in die Ausstellung und dann die Serie sehen.

Ausstellung “Lotte Laserstein: Von Angesicht zu Angesicht”, 21. September 2019 – 19. Januar 2020. http://www.kunsthalle-kiel.de/de/ausstellungen/Laserstein.html

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Internationaler Klimastreik auch in Kiel

Fridays For Future kündigt Aktionstag für den 29.11. an. In Kiel beginnt die Demonstration um 11:56 auf dem Exerzierplatz.

Pressemitteilung:

Nach der Veröffentlichung des Klimapakets der Bundesregierung kündigt Fridays For Future einen weiteren globalen Aktionstag für den 29. November 2019 an.

In einem offenen Brief an die Bundesregierungstellen Aktivistinnen und Aktivisten die Handlungsfähigkeit der Koalition im Angesicht der Dringlichkeit der Klimakrise in Frage und fordern die Bundesregierung auf, das unzureichende Klimapaket grundlegend zu überarbeiten.

“Der CO2-Preis kommt zu spät und in einer lächerlich geringen Höhe, die Erhöhung der Pendlerpauschale ist eine fossile Subvention, die klimaschädlichen Verhalten fördert anstatt es unattraktiver zu machen, der Ausbau der erneuerbaren Energien wird erschwert und der viel zu späte Kohleausstieg wird gar nicht angetastet – dieses Klimapaket verdient seinen Namen nicht”, erklärt Pauline Brünger, Schülerin und Fridays For Future-Aktivistin aus Köln.

Der weltweite Aktionstag findet am Freitag vor Beginn der Weltklimakonferenz in Chile statt.

Gegen Ende des Jahres wird zudem das Gesetzgebungsverfahren für den Kohleausstieg erwartet. Dieses wird – wie auch das Klimapaket – nicht ausreichen, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten.

“Den Kohleausstieg auf 2038 zu verschieben ist ein Schlag ins Gesicht der jungen Generation und der Menschen im globalen Süden, wo bereits jetzt die dramatischen Folgen der Klimakrise zu spüren sind”, ergänzt Nick Heubeck, Student und Fridays For Future-Aktivist aus Bamberg.

Bereits jetzt haben Aktivistinnen und Aktivisten aus über 100 Städten ihre Beteiligung am Aktionstag angekündigt. Neben klassischen Streiks werden sowohl in Deutschland als auch weltweit kreative Proteste erwartet, die den Druck auf die Regierungen erhöhen. Ende der Pressemitteilung.

Mehr Info: https://fridaysforfuture.de/neustartklima/#map

(Das Foto stammt von der großen Klimademo in Kiel am 20. September.)

Textildiscounter Primark eröffnet in Kiel

Die vor 50 Jahren gegründete irische Modekette ist auf Expansionskurs, nun auch in Kiel. Am 6. November um 10 Uhr eröffnet das neu gebaute Kaufhaus Primark. Auf 4,100 Quadratmetern stapeln sich Textilien zu Niedrigstpreisen. Beispiel: T-Shirt für 5 Euro. Nach eigenen Angaben kann Primark so günstig produzieren, weil sie auf Werbung weitgehend verzichten und keine teuren Kleiderbügel verwenden. Die meisten Artikel liegen auf Stapel, die Größen sind auf Klebestreifen angegeben. Allerdings wird Primark auch für die Arbeitsbedingungen in der Produktion und für seine preisdrückenden Verhandlungen kritisiert.

Toplage am Berliner Platz

Die neue Filiale befindet sich am Berliner Platz, zwischen Bootshafen, Holstenstraße und Andreas-Gayck-Straße, da wo das alte Woolworth-Gebäude stand. Dieser Bereich der Innenstadt erfährt derzeit eine Aufwertung durch den Kleinen Kiel Kanal, der bis Ende des Jahres fertig sein soll.

Primarks Verhaltenskodex

Laut Eigendarstellung hält sich Primark an einen Verhaltenskodex, der Kinderarbeit verbietet, wobei die Kindheit mit 14 endet. Allerdings sind 48 Arbeitsstunden in der Woche vom Verhaltenskodex erlaubt, was schon sehr viel ist. Primark unterhält keine eigenen Fabriken, sondern lässt in Fabriken produzieren, die auch für andere Kunden arbeiten. Nach eigenen Angaben werden die Fabriken sorgfältig ausgewählt. Dass die Bedingungen des Verhaltenskodex nicht immer eingehalten werden, bestätigte Primark in drei Fällen. Eine Recherche der Christlichen Initiative Romero (CIR) hatte über Fabriken berichtet, in denen Arbeiter*innen 80 Wochenstunden arbeiteten und dabei weniger als den gesetzlichen Mindestlohn ihrer Landes verdienten. Die Frankfurter Rundschau berichtete darüber.

Proteste begleiten die Eröffnung

Rund um die Eröffnung des Textildiscounters wird in Kiel demonstriert. ATTAC ruft für den Samstag, 9. November um 14 Uhr zu einer Kundgebung vor der Primark-Filiale auf. “Fast Fashion Kills – Primark verdient, wir alle zahlen den Preis”, ist das Motto. ATTAC nimmt Primark zum Anlass, um generell gegen Textilien als Wegwerf-Artikel zu protestieren. Der günstige Preis ermöglicht einen verschwenderischen Umgang mit Kleidung.

Die BUNDjugend Schleswig-Holstein beklagt die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und den hohen Einsatz von Chemikalien in Teilen der Textilindustrie. Sie lädt zu einer Silent Line am Freitag, 8. November um 14 Uhr und am Samstag, 16. November um 12 Uhr ein, jeweils vor der Filiale.

Für den 9. November (16- 18 Uhr) lädt die Grüne Jugend zum Kleidertausch vor Primark ein.

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