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Albert Aereboe, ein wenig bekannter Meister

Zur Zeit sind Gemälde des Malers Albert Aereboe in der Kunsthalle zu sehen. Er wurde am 31. Januar 1889 in Lübeck geboren, und begann seine Karriere als Maler in der Manier des Jugendstils. Typisch für seine Bilder aus dieser Zeit sind realistische Portraits vor flächigem musterhaften Hintergrund.

Am besten gefiel mir das Portrait eine jungen Frau. Man meinte, sie könnte gleich in Lachen ausbrechen. Viele seiner Portraits haben diesen Schnappschuss-Charakter.

Er war ein meisterhafter Technniker, der wenn er wollte, auch beinahe fotorealistisch malen konnte. Zu bewundern im Bild “Der Einsiedler.”

Obwohl ich mich sehr für Kunst interessiere, hatte ich von diesem fabelhaften Maler noch nie gehört. Und das geht wohl auch anderen so. Der Grund für seine relative Unbekanntheit mag daran liegen, dass ein großer Teil seines Werks im 2. Weltkrieg zerstört wurde.

Die Ausstellung zeigt zahlreiche Portraits, aber auch Bilder von Landschaften, Blumen, Stilleben, und von seiner Heimatstadt Lübeck, der er sehr verbunden war.

Manche Gemälde sind stark stilisiert, z.B. das Bild “Wald vor Abendhimmel” oder die “Komposition C” , in der eine nackte Frau in ein Muster eingebettet ist, das den Bildrahmen einbezieht. Es überwiegen jedoch die realistischen Portraits von Bekannten und von sich selber.

Von 1919 bis 1926 wirkte er an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Kassel, wo er seine Frau kennenlernte. Julie Katz war ebenfalls Malerin und Professorin. 1926 verließen sie Kassel und zogen nach Sylt, um sich dort ganz der Malerei zu widmen.

Noch zu sehen bis 5. September. Zu beachten sind die Corona-Regeln: Abstand wahren, keine großen Gruppen, Kontaktdaten werden aufgenommen.

https://www.kunsthalle-kiel.de/de/ausstellungen/Aereboe.html

https://www.kielerexpress-online.de/allgemein/wer-ist-albert-aereboe/

Bericht über eine frühere Ausstellung: Lotte Laserstein, die wiederentdeckte Künstlerin

Lotte Laserstein – die wiederentdeckte Künstlerin

Lotte Laserstein war eine bekannte Künstlerin in der Weimarer Republik, und geriet dann in Vergessenheit, bis sie in den 80er Jahren von englischen Galeristen wiederentdeckt und mit einer großen Ausstellung gewürdigt wurde. Jetzt ist sie in der Kunsthalle zu Kiel zu sehen. Es lohnt sich wirklich sehr!

Sie malte im Stil der “neue Sachlichkeit” Portraits von russischen Flüchtlingen, von Intellektuellen, von modernen Frauen. Oft stand ihre Freundin Traute Rose Modell, auch als Aktmodell. Es entstanden respektvolle, nicht voyeuristische Darstellungen des weiblichen Körpers. Lasersteins technisches Können ist außergewöhnlich.

Sie konnte ihr Leben lang von ihrer Kunst leben. In den 20er und 30er Jahren war eine Malschule ihre Haupteinnahmequelle. Während der NS-Diktatur wurde ihre Malschule geschlossen und sie konnte keine Gemälde mehr verkaufen. Glücklicherweise konnte sie eine Ausstellung in Schweden dazu nutzen, sich selber und viele Werke in Sicherheit zu bringen. In Schweden bestritt sie dann ihren Lebensunterhalt mit Auftragsarbeiten. Sie potraitierte die schwedische Oberschicht. Insgesamt umfasst ihr Werk 10.000 Bilder. Der breiten Öffentlichkeit war sie aber nach ihrer Emigration nicht mehr bekannt – bis zu ihrer Wiederentdeckung.

Es hat mich wirklich gewundert, wie eine so interessante Künstlerin vergessen werden konnte. “Ihre Werke sind weder politisch aufgeladen noch karikierend oder sozial anklagend”, schreibt Alexander Eiling im Ausstellungskatalog Lotte Laserstein. Dieser konservative Stil mag ein Grund gewesen sein. Ein anderer Grund war ihr sozialer Absturz, nachdem sie von den Nazis als Jüdin eingestuft wurde. Es gelang ihr nicht, sich in der Emigration als autonome Künstlerin durchzusetzen, wobei sie nie aufhörte zu malen. Aber ihre Auftragsarbeiten gelten als gefälliger und die Themen waren nicht selbst gewählt.

Vielleicht hatte sie es auch als Frau schwerer in der öffentlichen Wahrnehmung? Für mich wäre diese Erklärung sehr logisch, nachdem ich gerade die Fernsehserie “Die neue Zeit” gesehen habe, in der es um das Bauhaus in der Weimarer Republik geht. Im Mittelpunkt der Serie steht eine Kunststudentin , dargestellt von Anna Maria Mühe. Sie kämpft darum, sich in der Männerwelt der Kunst zu behaupten und sich nicht in das Seminar für Weben und Handarbeiten abdrängen zu lassen. Mein Tipp: Erst in die Ausstellung und dann die Serie sehen.

Ausstellung “Lotte Laserstein: Von Angesicht zu Angesicht”, 21. September 2019 – 19. Januar 2020. http://www.kunsthalle-kiel.de/de/ausstellungen/Laserstein.html

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