Florian Wrobel (26) von der Satire-Partei “Die Partei” stellt sich als Kandidat zur Oberbürgermeisterwahl am 27. Oktober. Er wäre , wenn er gewählt würde, der erste blinde Bürgermeister Europas. Das würde Kiel in die überregionale oder sogar in die internationale Presse katapultieren, was sehr gut wäre für das Selbstbewusstsein der Kieler*innen, meint er. Denn noch ist Kiel kein Venedig, was die Attraktivität der Stadt angeht. Mehr dazu weiter unten.
Florian Wrobel ist sehr lustig, und es wurde herzhaft gelacht während des Gesprächs, das auch einige ernste Komponenten hatte. Er sagt: “Wir nutzen die Hilfsmittel der Comedy. Aber alle unsere Forderungen basieren auf Problemen , die die Stadt wirklich hat”.
Wie Florian Wrobel die Innenstadt beleben würde
Florians Wrobels Partei ist so begeistert von dem im Bau befindlichen Kiel-Kanal, dass sie schon im Kommunalwahlkampf eine Ausweitung des Konzepts anvisierte. Als Oberbürgermeister von Kiel würde Florian Wrobel die Vision “Venedig 2.0” energisch vorantreiben und mit allen Mitteln, die einem Oberbürgermeister zur Verfügung stehen, die ganze Innenstadt mit einem Netz von Kanälen durchziehen. Das Streitthema, ob die Innenstadt autofrei sein sollte oder nicht, hätte sich dabei erledigt, denn innerhalb der Innenstadt käme man nur zu Fuß oder mit Gondel weiter. Genial!
Und die Kreuzfahrtschiffe?
Bekanntlich betreiben die Kreuzfahrtschiffe gerne ihre Motoren mit Diesel, während sie im Hafen liegen. Die Abgase driften über die Förde in die Wohngebiete. Auch hier hat Florian Wrobel eine bestechende Lösung parat. Er würde gerne Laboe als Hafen für die Kreuzfahrtschiffe sehen. Die Touristen , die in die Kieler Innenstadt möchten, würden mit nicht-motorisierten Segelbooten ans Kieler Westufer gebracht. Das ist sauber, hübsch anzusehen und schafft auch noch Arbeitsplätze. Vielleicht sind noch ein paar Gespräche mit den Laboern notwendig, aber so ist das in der Welt der Diplomatie. Es könnte eine absolute „Win-Win-Solution“ sein.
Wohin mit dem Verkehr und den Abgasen?
Kiel schlägt sich schon länger mit den Stickoxiden auf dem Theodor-Heuss-Ring herum. Jetzt kommt auch noch die A21 dazu, die eventuell an die Stadt herangeführt wird. Komplexes Thema, zu dem ich hier nur sagen möchte, dass hierfür ein umfangreiches Straßenbauprogramm mit Autobahnkreuz, Stadtautobahn ans Ostufer und Nebenstrecken durchs Viehburger Gehölz losgetreten werden könnte. Diese Sorge sprach ich im Gespräch mit Florian Wrobel an und bin erleichtert. Seine Lösung ist die Übertunnelung. Die Autos fahren in einer abgeschlossenen Tunnelbrücke. Darunter bleiben die Biotope von Ringelnattern, Kreuzottern und seltenen und nicht so seltenen Fledermäusen unangetastet. Und das Beste: Auf der Tunnel-Brücke könnte auch noch Wohnraum entstehen, was der Wohnungsknappheit entgegenwirken würde. Im Gespräch mit Florian Wrobel stelle ich fest, dass ich viel zu oft in Gegensätzen denke. Ich denke Autos oder Ringelnattern oder Menschen, aber das ist völlig falsch gedacht. Es geht alles gleichzeitig. Die Abgase werden übrigens im Tunnel durch Filter aufgefangen, sodass die Bewohner auf der Brücke saubere Luft atmen.
Gestresste Schüler*innen
Unser nächstes Thema betraf die Schulsituation. Florian Wrobel meint, dass die Schülerschaft durch marode Gebäude und zu viele Schulreformen total gestresst ist. Jetzt kommt auch noch der Klimawandel dazu, weswegen freitags gestreikt werden muss. Florian Wrobel hat auch hier innovative Vorstellungen. Durch die Digitalisierung der Klassenzimmer könnten die Schüler gemütlich im Bett bleiben und online Unterricht (eventuell sogar zeitversetzt möglich) wahrnehmen. Als Anreiz, doch ab und zu ins Schulgebäude zu gehen, schlägt er den Einbau von Saunas in den Schulen vor. Alles gegen den Stress.
Fridays for Future
Florian Wrobel möchte gerne die Vorstellungen von Fridays for Future in Kiel umsetzen und würde sich freuen, wenn eine Abordnung dieser Gruppe einmal in den Kieler Innen- und Umweltausschuss eingeladen würde. Einen eigenen Vorschlag zur Befriedung der Klimaaktivisten machte er selber. Da er es für nicht hinnehmbar hält, die Atomtransporte durch den Nord-Ost-See-Kanal ziehen zu lassen, schlägt er den Kieler Düsternbrook als atomares Endlager vor . Das würde dort die Mieten senken und zudem Kiel eine “strahlende Zukunft” bescheren. Das Ganze natürlich nur in Absprache mit Fridays for Future, versteht sich.
Wir sprachen noch über andere Kieler Probleme, zu denen Wrobel überraschende Lösungsansätze skizzierte. Als eine von Natur aus eher ernste und zu Sorgen neigende Person verließ ich das Gespräch mit einem Gefühl der Heiterkeit und sogar Erleichterung. Denn jetzt vermute ich, dass Kiels Probleme möglicherweise lösbar sind, wenn man sie nur mit Humor angeht.
Ihr erreicht Florian Wrobel über Facebook: Florian Wrobel – DER Oberbürgermeister oder per Email: florian.wrobel@die-partei-kiel.de