Busstreik auch in Kiel

Die Gewerkschaft ver.di ruft Busfahrer und -fahrerinnen von privaten Omnisbusunternehmen in Schleswig-Holstein zu einem Warnstreik am 19. und 20. September auf. In Kiel betrifft das vor allem die Linien der Autokraft sowie Überlandbusse. Welche Busse noch fahren, ist nicht bekannt. Es empfiehlt sich, kurzfristig inMobilitätsapps wie Bahn.de oder nah.sh zu schauen. Hier die Pressemitteilung von Verdi:

Wie die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di Nord) mitteilt, sind die Verhandlungen mit dem Omnibusverband Nord (OVN) am gestrigen Mittwoch (14.09.2022) erneut, ohne dass ein neues Angebot vorgelegt wurde, beendet worden.

„Es ist schon ein starkes Stück, sich zu Verhandlungen zu treffen und kein Angebot vorzulegen. So kann man eigentlich nur agieren, wenn man als Arbeitgeber auf Zeit spielen und lieber die Nutzer*innen des OVN zum unbeteiligten Spielball machen will, statt ordentlich zu verhandeln“, so Sascha Bähring, Verhandlungsführer von ver.di Nord.

Die Tarifkommission hat entschieden, eine deutliche Antwort zu geben und die Beschäftigten zu einem weiteren zweitägigen Warnstreik und zu einer Kundgebung aufzurufen.

„Natürlich kann so ein Verhalten nicht unbeantwortet bleiben und wenn das so weitergeht, werden wir hier auf einen knallharten Arbeitskampf hinauslaufen – das kann niemand ernsthaft wollen. Wir fordern die Arbeitgeber auf, sofort konstruktive Angebote vorzulegen und deutlich vor dem 10.10.22 mit einem guten Angebot wieder an den Verhandlungstisch zu kommen. Sonst wird der jetzige Warnstreik nicht der letzte sein“, so Bähring weiter.

Der Warnstreik wird am kommenden Montag (19.09.22) mit Dienstbeginn starten und bis zum Dienstag (20.09.22) zum jeweiligen Schichtende andauern.

Der Warnstreik wird weite Teile des gesamten Bundeslandes betreffen.

Am Dienstag wird eine Demonstration mit Kundgebung in Kiel stattfinden. Hierzu werden Busfahrer*innen aus dem gesamten Land in Kiel erwartet. Nähere Informationen dazu erfolgen am Montag.

ver.di fordert eine Erhöhung von 1,95 Euro pro Stunde mehr, bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 12 Monaten, weitere 1,95 Euro mehr für Werkstattmitarbeiter sowie die Übernahme des Jahresbeitrages der GUV/FAKULTA – einer Solidarkasse der Arbeitnehmerschaft. 

Globaler Klimastreik auch wieder in Kiel

Nachtrag mit Ortsänderung : Start ist jetzt an der Wiese am Geomar an der Kiellinie.

Zubringerdemos fahren um 13.14 vom Audimax ab.

Aus der Pressemitteilung: Am 23. September geht Fridays For Future auch in Kiel neben mehreren hundert Orten in Deutschland und vielen Ländern weltweit auf die Straße.


Die Demonstration beginnt in Kiel am 23. September um 14 Uhr an der
Reventlouwiese. (Neuer Treffpunkt: Wiese neben dem Geomar an der Kiellinie. )

Unter dem Motto „Wasser unterm Kiel, statt Kiel unter Wasser“ will Fridays For Future Kiel auf den steigenden Meeresspiegel und die Folgen der Klimakrise, insbesondere für Schleswig-Holstein aufmerksam machen.

Bei einem Tempereturanstieg von 1.5 Grad wird durch das Schmelzen der Westantarktis und Grönlandeises der Meereasspiegel um durchschnittlich zwölf Meter ansteigen. Das hätte verheerende Konsequenzen für küstennahe Regionen wie Schleswig-Holstein.

Dazu sagt Gunde Kaiser von Fridays For Future Kiel „Die Bundesregierung dreht gerade von uns erkämpfte Fortschritte, wie den Kohleausstieg zurück. Damit unterstützt die Ampel-Regierung weiter ein ungerechtes fossiles System, dass unser Klima zerstört. Die aktuelle Energiekrise ist vor allem eine Krise der fossilen Energieträger, trotzdem wird lieber weiter in veraltete, klimaschädliche Energieträger wie Kohle, Atom und Gas investiert, als jetzt eine große Ausbauoffensive für Erneuerbare Energien zu finanzieren.“

Till Zeyn von Fridays For Future Kiel ergänzt: „Wir brauchen jetzt dringend solidarische und global gerechte Lösungen für die Krisen dieser Zeit. Leider werden wir in diesem Punkt von der Bundesregierung im Stich gelassen. Gleichzeitig haben die letzten Wochen gezeigt, dass die
Klimakrise längst da ist. Dieser Sommer war in Europa der heißeste Sommer seit 500 Jahren, und während hier die Böden durch die Dürre austrocknen erlebt Pakistan gerade eine der verheerensten Fluten der letzten Jahre. Die Klimakrise kostet schon längst tausende Menschenleben bei uns und im globalen Süden.“

Die Demonstration wird nach einer Startkundgebung an der Reventlouwiese an der Kiellienie Richtung Schlossgarten gehen und von dort über die Brunswiker Straße, Holtenauer Straße, Beselerallee und Reventlouallee zurück zur Reventlouwiese zu ziehen.

Zusätzlich wird an der Kielline ein Teil der Demo auf Booten auch auf dem Wasser auf die Folgen der Klimakrise aufmerksam machen.

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Globaler Klimastreik in Kiel 2021, so war es letztes Jahr!

Homepage von Fridays for Future Deutschland

Quartiers-Parkhäuser für Kiel?

Die Parksituation ist schwierig in Kiel. Vor allem das aufgesetzte Parken ist immer wieder ein Ärgernis für die Anwohner und Anwohnerinnen. Mancherorts ist es auch eigentlich nicht erlaubt, wird jedoch als „Gewohnheitsrecht“ toleriert. Allerdings nur solange bis sich jemand aus der Nachbarschaft beschwert.

In Europa breitet sich eine Idee aus, die Abhilfe schaffen könnte: die Quartiers-Parkhäuser. Ratsfrau Swoboda (SSW) berichtete von einer Exkursion nach Wien. Hier sind die Autos in manchen Quartieren in Parkhäusern untergebracht. Die Autos dürfen kurz vor dem Wohnhaus halten, etwa um Einkäufe in die Wohnung zu bringen. Dann ab ins Parkhaus, wobei die Plätze dort nicht die Welt kosten. Dadurch entsteht viel Platz im Straßenraum. Kopenhagen und Göteborg gehen auch diesen Weg. In allen Fällen sind die Quartiers-Parkplätze allerdings nur eine von vielen Maßnahmen im Bemühen um einen auto-freieren öffentlichen Raum. Könnten diese Städte ein Vorbild für Kiel sein?

Zustimmung und Skepsis in Bezug auf Quartiers-Parkhäuser

Generell stieß die Idee von Quartiers-Parkhäusern als Alternative zum Parken auf der Straße in der letzten Ratsversammlung auf positives Interesse. Allerdings könnte die Suche nach Standorten für die unter- oder überirdischen Parkhäuser in den dicht besiedelten Stadtteilen schwierig sein.

Der Vergleich mit anderen Städten zeigt allerdings auch andere Bedingungen dort.

  • In Wien werden 40 Prozent der Fahrten mit dem ÖPNV zurückgelegt; In Kiel lediglich 9 Prozent.
  • In Kopenhagen und Göteborg sind Parkgebühren sehr hoch.
  • Kieler und Kielerinnen gehen einfach nicht gerne in Parkhäuser. Aktuell wird ein Parkhaus in der Lornsenstraße zurückgebaut, da von den 6.000 Plätzen nur 4.000 genutzt wurden.
  • Kiel ist eine relativ dicht bebaute Stadt. Es ist nicht einfach, im Bestand Flächen für Quartiers-Parkhäuser zu finden.

Der letzte Punkt erscheint mir besonders wichtig! Wie in der Diskussion klar wurde, geht der Bau von Quartiers-Parkhäusern zu Lasten von Freizeitflächen oder steht in Konkurrenz zum Bau von Wohnhäusern oder Kitas.

Für neue Quartiere wie das MfG-5-Gelände wären Quartiers-Parkhäuser dagegen eventuell eine gute Sache, so das Fazit der Diskussion.

Die Verwaltung hat vor einiger Zeit ein Konzept zum ruhenden Verkehr vorgelegt, und in der Ratsversammlung war man sich dann einig, erst dieses Konzept zu diskutieren, und eventuell später um die Idee des Quartiers-Parkhauses zu erweitern. Demnächst im Bauausschuss….

Das Beitragsfoto von Christian Otto zeigt die Düppelstraße.

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Dass es auch in Wien noch ein hartes Stück Arbeit sein wird, die parkenden PKWs von der Straße zu bekommen, zeigt dieser Artikel: Wem gehört der öffentliche Raum?

Herbstfest im Kollhorst

Endlich ist es wieder soweit im Kollhorst. Im Naturerlebnisraum und im angrenzenden Fachhallenhaus feiert der Kollhorst e. V. mit vielen befreundeten Natur- und Umweltvereinen sein Herbstfest am 11. September von 14 – 17:30.

Wie üblich gibt es Bastelstationen, eine Herbstrallye und Apfelsaftpressen. Natur- und Umweltverbände informieren wieder an ihren Ständen. In der wunderbaren Tenne entspannt ihr dann bei Kaffee und Kuchen.

Wenn du diesen zauberhaften Ort mit seinen acht Hektar Gelände und hundert Apfelbäumen noch nicht kennst, ist das Herbstfest eine gute Gelegenheit für einen herbstlichen Spaziergang. Wiesen, Weiden, Teiche, Hügel und Wäldchen beherbergen eine bunte Artenvielfalt, die kleine und große Leute zum Naturerleben und -entdecken reizen.

Mehr Info?

Kollhorst e. V.
Kollhorster Weg 1
24109 Kiel

0431-237 29 38
verein@nez-kollhorst.de

Homepage

Beinah Votum gegen Südspange

Südspange und A21 auf Stadtgebiet samt Nebenstraßen? Eigentlich besteht mittlerweile eine reelle Chance, dass sich die Ratsversammlung gegen die Straßenbaupläne im Kieler Süden ausspricht. Aber als es in der letzten Ratsversammlung zur Abstimmung kam, votierten Grüne und SPD doch für eine Zurückstellung bis das Gutachten der DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) vorliegt.

Zur Abstimmung standen zwei Anträge:

  • Verzicht auf Ostuferentlastungsstraße (Drucksache 0620/2022)
  • Straßenbauprojekte stoppen! (Drucksache 0683/2022)

Die beiden Anträge wurden gemeinsam abgehandelt.

Über Sinn und Unsinn der Südspange

Die Ostringentlastungsstraße (kurz Ostring II) wird wahrscheinlich nie gebaut werden, und das verringert die Sinnhaftigkeit der Südspange. Burkhardt Gernhuber (Linke) wies darauf hin, dass die Südspange ohne Ostring II entbehrlich sei. Außerdem hält er den Ausbau der B404 zur A21 auf Stadtgebiet für eine schlechte Idee vor allem wegen der dann notwendigen Nebenstrecken. Das wäre eine große Verschwendung von Flächen.

Auch der SSW möchte auf die Südspange verzichten und ist dafür, die B404 auf Kieler Stadtgebiet weiter als Bundesstraße zu belassen.

Für die Grünen sprach Dirk Scheelje. Er meinte, der Ostring II würde niemals gebaut werden. Denn zu dem Zeitpunkt, wo er eventuell gebaut werden könnte (2055-260), wird es keinen Straßenbau mehr geben. Er sagte, die Südspange ohne Ostring II würde mehr Verkehr anziehen. Es würden dann mehr und nicht weniger LKWs auf das Ostufer gelangen.

Straßenbau in Zeiten des Climate Emergency

Marcel Schmidt (SSW) möchte generell ein Zeichen gegen überdimensionierte Straßenbauprojekte setzen. Auch Svenja Bierwirth (Die Politiker*innen) wunderte sich, dass immer noch diese Diskussionen geführt werden. „Wenn wir unseren Titel als Klimastadt und den Beschluss zu Climate Emergency ernst nehmen, heißt das auch, auf unnötige Straßenbauprojekte zu verzichten.“ Burkhardt Gernhuber meinte, dass ein Prozent mehr Straße generell spätestens nach zehn Jahren zu einem Prozent mehr Verkehr führen würde, sodass der Entlastungseffekt von „Entlastungsstraßen“ eigentlich nie eintritt.

Für die CDU sprach Florian Waigel. Er sieht ein, dass die Südspange lediglich das Barkauer Kreuz entlastet, aber auch dafür würde es sich in seiner Einschätzung lohnen. Außerdem hofft er weiterhin auf den Bau des Ostring II, damit der Schwerlastverkehr nicht weiter durch Wohngebiete fährt.

Warten auf das Gutachten zur Variantenprüfung

Die SPD hat parteiintern einen Beschluss gefasst, der die sogenannte Südspange in Frage stellt und auf den Bau der A21 bis zum Barkauer Kreuz verzichtet. Max Dregelies hat den Parteitagsbeschluss seiner Partei zu diesem Thema wahrgenommen, möchte aber erst das Gutachten, das die DEGES in Aussicht gestellt hat, abwarten, bevor seine Fraktion sich endgültig positioniert.

Auch die Grünen wollen das neue Gutachten der DEGES, mit dem schon Ende 2021 gerechnet wurde, abwarten.

Gegen dieses Abwarten sprach sich Marcel Schmidt (SSW) aus, damit die Menschen im Stadtteil Gewissheit haben. „Wir sollten so schnell wie möglich zu einer Entscheidung kommen. Eigentlich sind wir uns einig.“

Interessant an der Debatte war auch, was nicht gesagt wurde. Anders als in ähnlichen früheren Debatten versteckte sich niemand mehr hinter dem Bund. Formal gesehen sind die Anbindung der A21 und die Südspange zwar Projekte des Bundes. Aber klar war eigentlich auch von Anfang an, dass der Bund keine teuren Straßenbauprojekte gegen den erklärten Willen der Kieler Ratsversammlung durchdrücken würde.

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Südspange/ A21: Positionspapier der SPD

Energiekrise und eine Kieler Rathauskooperation, die sich weigert zu handeln

Filme für das Traum-Kino

Andreas Steffens ist verantwortlich für die Auswahl der Filme im Traum-Kino der TraumGmbH. Dieses Kulturzentrum Im Industriestil im Grasweg 19 bietet neben Kino auch ein ganztägig geöffnetes Restaurant sowie zwei Säle für Konzerte und Events. Andreas Steffens und ich führten das Gespräch per Email.

Frage: Sie sind verantwortlich für die Auswahl der Kinofilme. Wie gehen Sie da vor? Nach welchen Kriterien wählen sie Filme aus?

Das Traum-Kino gibt es seit 35 Jahren, seit 1987 und es hat ein Programm-Profil als Arthouse. Das bedeutet: Keine aktuellen Blockbuster sondern Filme mit wichtigen Themen, über die man auch nach dem Kinobesuch noch länger diskutieren kann. Filme, die Aufmerksamkeit, Sensibilität, Empathie erfordern. Überwiegend Frauen sind im Publikum.

Ein Auswahl-Kriterium ist sicherlich, ob ein neuer Film einem zuvor bei uns erfolgreichen Film ähnelt. Aber man probiert auch immer etwas Neues aus.


Auch wer schon sehr viele Filme gesehen hat, kann immer wieder festsstellen, dass es neue, sehr interessante, originelle Filme gibt, die jeden Zuschauer überraschen können. Da steckt enorm viel Kreativität hinter und ich finde das sehr faszinierend.

Frage: Wie hat sich das Kino verändert in der letzten Zeit? Kommen die Leute nach der langen Zeit der Corona-Beschränkungen wieder ins Kino? Verändert sich das Publikum?

Viele Menschen sind froh, dass die Kinos wieder geöffnet sind. Statistisch fehlen bundesweit über 30 % des Vor-Corona-Publikums. Untersuchungen besagen, dass Blockbuster wie z.B. Bond und Spiderman ihre Vorgänger sogar überflügeln konnten; Im Arthouse-Bereich fehlen bundesweit die Erfolge. Das geht allen Alternativ-Kinos so. Das mag mit den Filmen zusammenhängen, auf jeden Fall mit einer großen Vorsicht und Zurückhaltung des älteren Publikums, das früher häufiger ins Filmkunstkino gegangen ist.
Blickt man bis in die 70er Jahre zurück, waren die Begriffe Kino und Krise immer eng verbunden und lieferten Gesprächsstoff. Im Kino erscheinen die Neuheiten zuerst: Kino ist an der Spitze, aber auch am Rand. Das Kino hat überlebt, aber die Filmproduktion ist immer neu und anders, eine Kontinuität wünscht man sich, aber sie ist schwer herzustellen. Neben anderen Medien mit Spielfilmangebot (BluRay, Streaming, PayTV) setzen Fussball und einfach schönes sonniges Wetter dem Kino ziemlich zu.
Früher hat man sich über viele Kinobesucher gefreut, heutzutage freut man sich über jeden einzelnen Gast.

Frage: Vielleicht möchten Sie einen kleinen Ausblick auf die nächste Zeit geben? Etwas Werbung für das Traum-Kino machen?

Es gibt viele lohnende Filme. Zum Beispiel eine spektakuläre Doku über David Bowie „Moonage Daydream“, 140 Minuten lang und zu einem erhöhten Preis als Alternativer Content nur kurze Zeit in den Filmtheatern (15. – 18.9.). Oder der französische Feel-Good-Film „Das Leben, ein Tanz“ von Cedric Klapisch, der auch die Auberge-Espagnole-Filme gedreht hat (ab 22.9.). Einfach immer neugierig bleiben! Wir freuen uns auf die Kinogäste!

Danke für das Gespräch!

Hier geht es zur Homepage mit aktuellem Programm: https://traumgmbh.de/

Kiel möchte soziale Härten in der Energiekrise abfedern

Gestern debattierte die Ratsversammlung in einer Aktuellen Stunde zur Energiekrise. Sozialdezernent Gerwin Stöcken berichtete, wie die Stadt Kiel soziale Härten abmildern will. Sein Dezernat versucht gerade abzuschätzen, wie viele Haushalte betroffen sind oder sein werden. Es gibt eine Gruppe von Menschen, denen die Heizkosten größtenteils sowieso ersetzt werden. Schlimmer trifft es Menschen, die unabhängig von Transferleistungen leben, und jetzt durch die gestiegenen Energiepreise in Not geraten. Das sind Menschen, die wenig verdienen oder keine üppige Rente beziehen, die vielleicht Kredite nicht mehr bedienen können.

Bürgertefon ab 1. Oktober

Geplant ist ein Bürgertelefon, um anonym die finanzielle Notlage zu besprechen, und Hilfsmöglichkeiten aufzeigen zu lassen. Gleichzeitig soll eine Clearingstelle finanzielle Hilfen für das untere Einkommenssegment anpassen, sodass Wohngeld oder Sozialhilfe schnell gewährt oder erhöht werden können.

Außerdem arbeitet ein „Runder Tisch“ , an dem u.a. das Jobcenter und die Stadtwerke beteiligt sind, an Antworten auf die Energiekrise. Stromsperren sollen möglichst vermieden werden. Sozialdezernent Gerwin Stöcken sagte aber auch, dass es schwierig wird, auf private Stromanbieter Einfluss zu nehmen.

Energiekrise: die Lage ist ernst

In der Aktuellen Stunde herrschte große Einigkeit in der Einschätzung, dass die Lage ernst ist.

Ratsherr Burkhardt Gernhuber (die Linke) sagte: „Die steigenden Preise dürfen keine Abrissbirne für unser soziales und kulturelles Zusammenleben sein.“

Ratsherr Falk Stadelmann (SPD) erwartet, dass auch in Kiel Gewerbetreibende und Kultureinrichtungen Hilfe brauchen werden.

Ratsfrau Christina Schubert (SPD) beschrieb die Angst der Menschen, im Winter in einer kalten Wohnung zu sitzen. Sie sagte, das Beantragen von Hilfen sollte weniger schambehaftet sein.

Energiekrise und Klimawandel

Etliche Ratsleute wiesen darauf hin, dass jetzt Maßnahmen möglich sind und umgesetzt werden, die für den Klimaschutz eigentlich schon lange sinnvoll gewesen wären. Ratsherr Arne Stenger (Grüne): „Wir müssen ja auch wegen dem Klimawandel Energie sparen.“ Ratsherr Andreas Halle (Klima,Verkehr & Meer) begrüßte auch, dass jetzt Maßnahmen denkbar sind, die vorher nicht möglich waren, weil sofort die Keule von der Ökodiktatur ausgepackt wurde. Manche der Energiesparmaßnahmen würden nicht einmal wirklich weh tun. „Das Bewusstsein, dass die Dinge nicht unendlich verfügbar sind, ist vielleicht auch etwas Positives.“

Einerseits wird die Energiewende durch die hohen Preise beschleunigt, andererseits gibt es auch Rückschritte , denn es wird wieder mehr Kohle verfeuert und wir diskutieren über längere Laufzeiten von Kernkraftwerken, so die Einschätzung von Arne Stenger.

Kiels Einfluss ist begrenzt

Auch die Gasumlage war Thema in der Aktuellen Stunde, auf diese Maßnahme des Bundes hat Kiel allerdings keinen direkten Einfluss.

Die Verzehnfachung des Gaspreises führt auch in Kiel zu großen sozialen und wirtschaftlichen Problemen, in diesem Punkt waren sich alle einig Der vorgelegte Energiesparplan der Verwaltung wurde als erster Schritt gewürdigt. Einigkeit bestand auch in der Einschätzung, dass die Menschen, die es am härtesten trifft, gezielte Hilfen brauchen.

Bild von Thomas Breher auf Pixabay

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Ratsversammlung in Kiel tagt im Zeichen der Energiekrise

Energieparen Jetzt

Energiesparplan der LH Kiel

Mädchen vermisst

Update: Lea-Marie wurde wohlbehalten aufgefunden!

Seit Montagabend wird die 13-jährige Lea-Marie S. aus einer Wohngruppe in Kiel-Pries vermisst. Da bisherige Suchmaßnahmen der Polizei nicht zu ihrem Auffinden führten, bitten wir die Medien und die Bevölkerung um Mithilfe.

Zuletzt gesehen wurde Lea-Marie am Montagabend auf dem Sportgelände der Gemeinschaftsschule Friedrichsort. Das dort besuchte Training verließ sie jedoch vorzeitig. Es ist davon auszugehen, dass die 13-Jährige mit einem Bus in Richtung Stadtzentrum fuhr. Möglich ist, dass sie von dort aus nach Mecklenburg-Vorpommern in Richtung Grenzhausen reiste.

Lea-Marie S. ist aufgrund einer Erkrankung auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen. Eine Straftat dürfte nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht in Zusammenhang mit ihrem Verschwinden stehen.

Personen, die Lea-Marie gesehen haben oder Angaben zu ihrem Aufenthaltsort machen können, werden gebeten, sich mit der Kriminalpolizei unter 0431 – 160 3333 in Verbindung zu setzen oder den Notruf 110 zu wählen.

Energiesparplan der LH Kiel

„Rund 800 städtische Immobilien werden derzeit unter dem Aspekt der Energieeinsparung geprüft“, sagt Stadträtin Doris Grondke. „Erste Maßnahmen sind bereits umgesetzt. So werden wir zu einer deutlichen Einsparung kommen, ohne das Angebot unserer Einrichtungen und die Arbeit der Verwaltung qualitativ einzuschränken.“

Folgende Maßnahmen sind dabei zunächst geplant:

In der kommenden Heizperiode sollen in den öffentlichen Gebäuden die Büros mit maximal 19 Grad beheizt werden. Dies sieht auch der Verordnungsentwurf des Wirtschaftsministeriums so vor. Bisher gilt nach den Arbeitsstättenvorschriften eine Mindesttemperatur von 20 Grad. In Nebenräumen und in den Fluren wird ebenfalls auf niedrigere Temperaturen abgesenkt. Die technischen Vorbereitungen an den städtischen Heizungsanlagen laufen bereits. Allerdings müssen diese Maßnahmen teilweise noch durch das Bundeswirtschaftsministerium und durch Verordnungen ermöglicht werden.

Schon kurzfristig wird darauf verzichtet, Waschbecken durch Boiler oder Untertischgeräte mit Warmwasser zu versorgen, wenn keine zwingenden hygienischen Gründe dagegensprechen.

Auch beim Stromverbrauch in den Gebäuden soll mit einem Verzicht auf nicht zwingend benötigte Elektrogeräte (beispielsweise Heizlüfter) und die auf die tatsächliche Benutzung eingeschränkte Inbetriebnahme von technischen Geräten und Beleuchtungen noch intensiver gespart werden. Dazu werden die städtischen Mitarbeiter*innen beraten, welchen Beitrag sie individuell leisten können.

Die Außenbeleuchtungen der Gebäude, die rein repräsentativen Zwecken dienen, werden jetzt unmittelbar aus dem Betrieb genommen. So bleiben nachts der Kieler Rathausturm, der Warleberger Hof und das Schifffahrtsmuseum bereits unbeleuchtet und weitere Gebäude werden noch überprüft.

Auf den Sportplätzen sollen Flutlichtanlagen sparsam eingesetzt werden und es wird geprüft, ob sich die Temperaturen in den Sporthallen noch einmal reduzieren lassen.

Für Menschen in Notlagen werden Anlaufstellen eingerichtet, wo soziale Ansprüche erfragt und koordiniert werden. Die Schuldnerberatung wird aufgestockt. Die Landeshauptstadt stellt Energiespar-Maßnahme-Pakete zusammen, um Energieverbraucher*innen in die Lage zu versetzen, zu sparen.

Hafenanlagen: Haupteinsparpotenzial ist hier die Außenbeleuchtung der Terminals. Das Dimmen der Außenbeleuchtung im Ostuferhafen spart bei einer Dimmstufe weniger die Energie von 33 Haushalten, bei zwei Dimmstufen demzufolge die Energie von 66 Haushalten (245.000 KW/h -> 82.000 KW/h). Daher wird künftig die Außenbeleuchtung, wann immer es geht und die Arbeitsabläufe im Hafen nicht erschwert werden, gedimmt.

Schwimmhallen:

  • keine zusätzliche Beheizung des Außenbeckens 
  • Reduzierung der Wassertemperaturen im Sportbereich: Sportbecken 25°C (vorher 26°C), Lehrbecken 27°C (vorher 28°C)
  • Saunabetrieb nur von Mittwoch bis Sonntag
  • Lüftung im Automatikbetrieb
  • Absenkung der Duschwassertemperaturen um 8°C
  • Kein Betrieb des Außenbeckens im Herbst/Winter

Darüber hinaus wird das Freibad Katzheide nicht wie geplant im kommenden Winter überdacht, sondern wie in den Vorjahren aus dem Betrieb genommen. Die Errichtung einer Traglufthalle wird aus energetischen Gründen auf einen späteren Zeitpunkt verlegt.

Die eigene Stromerzeugung mit Solaranlagen ist eine Maßnahme, die sich mittlerweile sehr gut rechnet. Um den Ausbau der Solarstromerzeugung im Kieler Stadtgebiet zu beschleunigen, fördert die Landeshauptstadt Privatpersonen und Unternehmen seit April dieses Jahres.

Quelle: Pressemitteilung der LH Kiel. Der komplette Text: https://www.kiel.de/de/politik_verwaltung/meldung.php?id=119381

Lasst den Europaplatz in Ruhe!

Mein Lieblingsplatz in Kiel ist der Europaplatz: Er ist verspielt, hat gute „Vibes“ und wird viel genutzt. Das liegt an den verschiedene Arten von Gastonomie aber auch an Sitzgelegenheiten ohne Konsumzwang. Das fließende Wasser, meistens sauber, gefällt Kindern sehr gut. Die Platzgestaltung nimmt auf originelle Art und Weise Bezug auf die Lokalität einer Stadt am Wasser: Die Pavillons haben Dächer in Form von Booten, die Steinwälle sollen Wellen darstellen. Die Wasserkaskaden sollen auch an den ehemaligen Mühlenbach erinnern. Dieser zentrale Platz vereint also viele Vorteile.

Um so entsetzter war ich, als ich von den Wünschen der Verwaltung nach einer Umgestaltung meines Lieblingsplatzes erfuhr. Dieser Umgestaltungswunsch wird mit Kriterien begründet, die ich hier auseinanderpflücken möchte.

Unsinnige Kriterien

„Der Europaplatz besitzt erhebliche funktionale, städtebauliche und gestalterische Defizite: Die vielfältigen funktionalen und verkehrlichen Beziehungen, vor allem aber die Pavillonbauten wirken zergliedernd. Die Proportionen des Platzes sind schwer zu erfassen, der Platzraum ist nicht definiert bzw. wird als solcher kaum wahrgenommen, da die Platzränder nicht ablesbar sind. Das Umfließen der Räume um die Pavillons führt zur Bildung von Rückseiten und Resträu­men. Die räumlich unbefriedigende Gestaltung setzt sich auch im westlichen Abschluss des Platzes bis zur Wunderino-Arena fort. Die Raumbezüge und die funktional-nutzungsbezogenen Zusammenhänge zwischen dem öffentlichen Raum und der Tiefgarage sowie die topografischen Verhältnisse erfordern eine umfassende planerische Auseinandersetzung.“ Aus dem Antrag der Verwaltung .

„Die Pavillons wirken zergliedernd“.

Das stimmt und es war Absicht, entspricht es doch der Ästhetik der 70er und 80er Jahre als man versuchte, Symmetrien aller Art aufzubrechen. Es gibt auch keinen ästhetischen Grund, warum ein Platz nicht „zergliedert“ sein darf, das ist eigentlich auch nur eine Frage der Wortwahl. Ein Platz mit vielfältiger Nutzung , ein Platz in Bewegung, ein dynamischer Platz, so könnte man es auch bezeichnen und schon hört sich das viel positiver an!

Sind Platzränder wichtig?

„….der Platzraum ist nicht definiert bzw wird als solcher kaum wahrgenommen, da die Platzränder nicht ablesbar sind.“ Ich muss zugeben, dass ich nicht genau weiß, wo die Schevenbrücke endet und der Europaplatz beginnt. Aber ist das wichtig? Und wenn es wichtig wäre, könnte man eine Linie einpinseln. Die Platzränder zu den umliegenden Gebäuden sind fließend, insofern als es sowohl auf als auch um den Platz herum viele Lokale mit Außengastronomie gibt. Ist doch wunderbar!

„Das Umfließen der Räume um die Pavillons führt zur Bildung von Rückseiten und Resträu­men“. Hier muss ich zugeben, dass einige Rückseiten der Pavillons nicht so schön sind, allerdings könnten Blumenkästen hier schnell für eine Aufhübschung sorgen.

Kiel hat Platz für viele unterschiedliche Plätze

Der Europaplatz bekam seinen Namen 1978, wurde aber erst in den 80ern so umgestaltet, wie wir ihn heute kennen.

Eine Stadt sollte viele verschiedene Plätze haben, für unterschiedliche Nutzungen und gerne auch aus unterschiedlichen Epochen. Es darf elegante, repräsentative Plätze geben aber auch Plätze zum Grillen & Chillen. Es darf begrünte und gepflasterte Plätze geben. Ich sehe durchaus auch einen Sinn in Plätzen wie dem Exerzier- oder dem Wilhelmplatz, die im Grunde Stellflächen für Wochen- und Jahrmärkte sind.

Da sich kein Betreiber für die Europa Parkgarage findet, wird diese wohl geschlossen, und daraus ergibt sich eine gewisse Veränderung. Aber es muss keinesfalls der ganze Platz umgestaltet werden.

Erst abreißen, dann trauern?

Ich habe jahrelang in Städten gelebt, die ihr historisches Erbe schätzen und schützen (Paris, Trier). Aus dieser Lebenserfahrung heraus stelle ich immer wieder fest, dass Kielerinnen und Kieler unheimlich schnell dabei sind, alles was nicht mehr ganz dem Zeitgeschmack entspricht, abreißen zu wollen. Und hinterher wird ausgiebig in Nostalgiegruppen auf Facebook getrauert! Aber dann ist es zu spät.

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Kiel in den 70er Jahren

Bildergalerie Europaplatz, die Fotos sind allerdings ungwöhnlich menschenleer

Berichte aus einer spannenden Stadt