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Björn Thoroe kandidiert für das Amt des Oberbürgermeisters

Thilo Pfennig vom Blog kielkontrovers und ich trafen uns mit Björn Thoroe (34), um über seine Ziele für Kiel zu sprechen. Als seine wichtigsten Themen nannte Thoroe eine soziale Wohnungspolitik und Klimaschutz. Außerdem wünscht er mehr Transparenz und Bürgernähe. Das Gespräch folgte unseren Fragen und somit setzt dieser Artikel eigene Schwerpunkte .

Warum Thoroe für das Amt des Oberbürgermeisters kandidiert?

Björn Thoroe und seine Partei Die Linke waren sehr überrascht, dass die Grünen nach ihrem sensationellem Erfolg bei der Europawahl keine eigene Kandidat*in aufstellten. Damit es demokratisch zu geht und bei der Wahl auch mehrere Personen zur Auswahl stehen, erklärte sich Thoroe zu einer Kandidatur bereit. Seit letztem Samstag ist er jetzt auch offiziell vom Kreisparteitag der Linken als Kandidat aufgestellt. Mit Florian Wrobel von der Satire-Partei, Ulf Kämpfer von der SPD und Andreas Ellendt von der CDU stellen sich also vier Männer zur Wahl.

Wohnungspolitik ist ein Schwerpunkt von Thoroe

Er würde als Oberbürgermeister die Gründung der beschlossenen Wohnungsbaugesellschaft vorantreiben und in den nächsten zehn Jahren 13.000 Wohnungen kaufen oder bauen. Dieses Jahr sind viele Wohnungen aus der sozialen Preisbindung herausgefallen. Thoroe meint, es würden deshalb vor allem günstige Wohnungen und Sozialwohnungen fehlen. In diesem Zusammenhang möchte er auch gegen Luxussanierungen angehen und Modernisierungen genehmigungspflichtig machen. Das würde den Verhandlungsspielraum gegenüber Vonovia und anderen Immobiliengesellschaften erhöhen. Zu den Modernisierungen gehören nicht nur energetische Maßnahmen sondern auch der Einbau von Balkonen und Fahrstühlen. Modernisierungen können Wohnungen so verteuern, dass die jetzigen Mieter*innen sie sich nicht mehr leisten können. Interessant fand ich Thoroes Ansicht , dass immer mehr Bauen nicht unbedingt die Lösung für Wohnungsnot sei. Es müsse schon auch gebaut werden, aber aus Klimaschutzgründen so wenig wie möglich.

Thoroe nimmt den Klimanotstand ernst.

Für eine Kommune ist der Verkehr der wichtigste Ansatz für mehr Klimaschutz. Thoroe würde als Oberbürgermeister folgende Maßnahmen befürworten:

  • die Entwicklung einer Stadtbahn
  • das 1-Euro Tagesticket für Bus/ Stadtbahn
  • autofreie Innenstadt
  • Theodor-Heuss-Ring: nur eine Autospur in jede Richtung
  • keine Südspange

Außerdem möchte er Landstrom für anlegende Schiffe verpflichtend machen. Das Küstenkraftwerk sollte möglichst mit Biogas befeuert werden.

Die große Wiese von Katzheide erhalten

Eine Stadt braucht schöne Plätze , aber auch Plätze zum Grillen und Chillen. In diesem Zusammenhang kamen wir auf die großzügige Liegewiese vom Freibad Katzheide zu sprechen, ein Thema , dass diesen Blog sehr beschäftigt hat. Thoroe sprach sich dafür aus, Katzheide in seinen jetzigen Ausmaßen zu erhalten, samt 50-Meter-Becken und Liegewiese in ihrem jetzigen Umfang: “Es kann nicht sein, dass sich die Ratsversammlung einem Bürgerbegehren anschließt und dann den Zaun eng ums Becken zieht”. Zur Erinnerung: Es gab ein Bürgerbegehren zum Erhalt des Freibads und eine anschließende Bürgerbeteiligung , in der die Bürger*innen sich sehr deutlich für den Erhalt des Freibads in seinen jetzigen Ausmaßen ausgesprochen hatten.

Wilhelmplatz und Flugplatz

Thoroe könnte sich den “Willi” autofrei und mit Randbebauung vorstellen. In der Zukunft würde Thoroe auch eine Bebauung und Ansiedlung von Gewerbe auf dem Flughafen anstreben, wobei er für die nächsten Jahre das Ergebnis des diesbezüglichen Bürgerentscheids respektiert. Aber in ein paar Jahren könnte es einen neuen Anlauf zur Schließung des Flughafens geben.

Wirtschaftspolitik

Björn Thoroe findet, dass in Kiel Gewerbeflächen fehlen. Hier wäre der Flughafen ein Lösung gewesen. Ganz wichtig ist ihm der Erhalt der Alten Mu und die Förderung von kreativen Zentren. Eher skeptisch ist er dagegen, was den weiteren Hotelbau betrifft. An zu vielen neuen Gästezimmern könnten bestehende Hotels zugrunde gehen. Ein wichtiges Thema ist die Nahversorgung in den Stadtteilen. Seine Vision in Bezug auf das Shoppen: Supermärkte und Apotheken in den Stadtteilen und manchmal mit dem 1-Euro -Ticket in die autofreie Innenstadt. Das brachte uns zum Thema Holstenstraße. Bekanntlich macht Kiels zentrale Shoppingmeile eine sehr schwierige Zeit durch, was am Unwillen der Eigentümer*innen liegt, mit den Mietpreisvorstellungen realistisch zu werden. Thoroe sagt, manche Länder hätten ein Wohnraumschutzgesetz, das der Kommunalpolitik eine Handhabe gibt, aber Schleswig-Holstein hat dieses Gesetz nicht. Die Holstenstraße ist ein kniffliges Problem, für das er auch keine schnelle Lösung parat hat.

Die ersten 100 Tage

Als Kiels Oberbürgermeister würde er als Projekt für die ersten 100 Tagen dafür sorgen, dass Bürger*innen schneller einen Termin im Rathaus für ihre Anliegen bekommen. Er meint, mit Hilfskräften würde sich der Berg von Unerledigtem abbauen lassen.

Herr Thoroe freut sich auf den Wahlkampf, zu dem Podiums-Dikussionen aber auch auch der direkte Kontakt zu den Wähler*innen gehören. Mehr Info und Termine auf seiner Homepage.

MUT-Lauf 2019

24. August, Moorteichwiesen, Startzeiten siehe unten:

Pressemitteilung: Der MUT-LAUF, organisiert vom KIELER FENSTER, dem LTV Kiel-Ost und der Kibis Selbsthilfekontaktstelle, ist ein Lauf-Event ohne Leistungsanspruch und Zeitmessung für die Entstigmatisierung von Menschen mit Depression und anderen seelischen Erkrankungen.

Wir wollen durch diese Aktion den Themen Depression & psychische Erkrankung vermehrte Aufmerksamkeit verschaffen und der Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Störungen entgegenwirken. Bewegung und Sport sind neben medizinischen & therapeutischen Maßnahmen hervorragend geeignet, um präventiv zu wirken und üben einen positiven Einfluss auf psychische wie somatische Störungen aus. Daher wollen wir mit dem MUT-LAUF Menschen mit und ohne Depressionen dazu ermutigen, sich sportlich zu betätigen und in den Kontakt mit anderen Menschen zu treten. Auch Menschen die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, sind herzlich willkommen am Lauf teilzunehmen.

Auf dem zeitgleich stattfindenden Markt der Möglichkeiten präsentieren sozialpsychiatrische Anbieter, Selbsthilfegruppen, Kliniken, Sportvereine etc. ihre Angebote – Ratsuchende können sich hier eingehend über seelischen Erkrankungen und Hilfsmöglichkeiten informieren.

2019 wird zum ersten Mal der von der KIBIS Kiel organisierte 22. Kieler Selbsthilfetag, zentraler Bestandteil des Markts der Möglichkeiten werden. Zudem wird der Markt für ein kulinarisches und musikalisches Angebot sorgen und auch Angebote für Familien beinhalten.

Wir freuen uns sehr darüber, dass die Schirmherrschaft und die Eröffnung des MUT-LAUF‘s 2019 wieder von Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer übernommen wird.

Der MUT-LAUF ist Teil des Aktionsprogramm der MUT-TOUR, von Sebastian Burger. https://www.mut-lauf.de/

• Veranstaltungsort / Datum: Auf den Kieler Moorteichwiesen am Samstag den 24.08.2019.

• Startzeiten / generelle Zeiten:
13:30-19:30 Uhr Markt der Möglichkeiten
15:00 Uhr: Start des Kids MUT-LAUF, 830 Meter für 3-7 Jährige.
15:30 Uhr: Startschuss MUT-LAUF / 1,55 km Runden bis 17:30 Uhr.
17:30 Uhr: Live-Musik bis 19:00 Uhr

Große Tombola unter allen LäuferInnen. Veranstaltungsende um 19:30 Uhr.

• Anmeldung zum Lauf: https://www.davengo.com/event/overview/3-mut-lauf-2019

Ein Abschied vom Wochenmarkt

Seit den 50er Jahren betreibt Rosemarie Hansens Familie einen Marktstand in Kiel. Rosemarie, die Rosi genannt wird, begann in den 70ern mit ihrer Schwiegermutter auf dem Markt zu arbeiten. Vor einigen Jahren zog sich die Schwiegermutter Erika Hansen mit 88 Jahren aus dem Marktgeschehen zurück. Jetzt macht Rosi Hansen den Stand allein, und Ende des Jahres soll Schluss sein.

Sie verkauft norddeutsches Gemüse, teils aus eigenem Anbau und teils aus der Region dazugekauft. Exoten sucht man hier vergeblich. Zur Zeit gibt es an ihrem Stand Kartoffeln, Rote Bete, Erbsen, grüne Bohnen, Zucchinis, Gurken, Radieschen, Möhren und was in unserem Klima im Freien gedeiht, auch Tomaten, aber keine Auberginen oder Paprika. Auch eine kleine Auswahl an Blumen zieren den Stand.

Rosi Hansen hört mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf. Es war eine schöne Zeit, aber seitdem sie alles allein macht, wächst ihr die Arbeit über den Kopf. Außerdem würden einige Investitionen anstehen, die sich nicht mehr lohnen, sagt sie mit Blick auf ihren Transporter, dessen anstehende TÜV-Prüfung ihr Sorge bereitet.

Ein Grund für ihren Abschied hat uns verwundert: sie sagt, es wird immer schwieriger Ware zu beschaffen, weil es immer weniger Gemüsegärtner und -bauern gibt. Die jungen Leute setzen auf bio, aber damit will sie nicht mehr anfangen. Ihre alten Lieferanten hören nach und nach auf.

Uns scheint es, dass der Kieler Wochenmarkt in der letzten Zeit geschrumpft ist. Rosi Hansen bestätigt das. Etliche Marktbeschicker hätten aufgegeben, ein vermuteter Grund mögen die Vorschriften sein. Die Marktordnung funktioniert so, dass die Marktmeisterin auf ein vielfältiges Angebot achtet und dabei Eigenerzeugnisse bevorzugt. Ein Beispiel: Wenn mehr Honig aus eigener Erzeugung angeboten wird, kann anderen Ständen die Zulassung für zugekauften Honig entzogen werden. Für einzelne Stände kann das bedeuten, dass jahrelang angebotene Produkte nicht mehr auf den Tisch gelegt werden dürfen.

Zu den Traditionen eines Wochenmarktes gehören auch Stände, die über eine lange Zeit präsent sind, davon gibt es noch einige. Für Rosi Hansen kommt nun Ende des Jahres der Abschied . Zum Glück hat sie noch ein Leben jenseits der Kieler Wochenmärkte. Aber viele Stammkunden werden sie vermissen!

Wochenmärkte in Kiel

(Das Foto zeigt Rosemarie Hansen an ihrem Marktstand auf dem Exerzierplatz.)

Von Green Fan und UrsulaS

Neuer Zentralbau auf dem UKSH Campus macht Tag der Offenen Tür

Großer Andrang herrschte am Tag der Offenen Tür, als sich der neue Zentralbau der UKSH der Öffentlichkeit vorstellte. Ich war dabei und sah mir die Ambulanzen im Erdgeschoss an. Die Veranstaltung war sehr gut organisiert, denn in jedem Bereich hielt sich Fachpersonal auf und konnte detaillierte Auskunft geben. Im OP erklärte ein Mitarbeiter, wie toll es ist, eine chirurgische Ambulanz zu haben. Davor war es für ambulante Patient*innen sehr umständlich, weil sie erst auf der entsprechenden Station einchecken musst, um dann in den OP – möglicherweise in ein anderes Gebäude – gebracht zu werden. Dann wieder zurück auf Station . Jetzt können ambulante Patient*innen wenige Türen vom Operationssaal entfernt einchecken und sich umziehen. Von der Logistik her ein großer Fortschritt.

Neubau der Superlative

In fünf Gebäudeteilen und vier Stockwerken, auf insgesamt 65.000 Quadratmetern entstanden folgende Stationen:

  • Kindernotaufnahme
  • Kindertagesklinik
  • Ambulanzen
  • Ambulanz OP
  • Urologie
  • Endoskopie
  • Transplant
  • Gynäkologie/ Pränatal/ Schwangere
  • Intensivstation
  • Kreißsaal/ Entbindung
  • Neonatologie
  • Normalstation
  • Wöchnerinnen und Neugeborenenstation

Der Neubau wurde in vier Jahren für 312 Millionen Euro gebaut und eingerichtet. Es gab zwar Verzögerungen und Kostensteigerungen, aber für einen Großbau dieser Art ist das nicht ungewöhnlich. Die Weltkriegsbombe, die bei den Bauarbeiten gefunden wurde, und andere Probleme konnten eben nicht eingeplant werden. Das Gebäude ist schmucklos und funktional mit einem hellen und freundlichen Eingangsbereich. Etwas Flughafenatmosphäre, aber das hebt eventuell die Stimmung. Nicht nur mir fiel leider die muffige Luft auf: hoffentlich nur die vorübergehenden Ausdünstungen eines Neubaus.

Digitales Krankenhaus

WLAN und Bluetooth im ganzen Gebäude und ein Infotainment-System am Bett wie im Flugzeug – die Digitalisierung hat das System Krankenhaus erfasst. Ein Chirurg erklärte im OP, wie Computer für Operationen eingesetzt werden. Auf den Stationen werden Putzroboter wischen. In vielfältiger Weise erleichtern und verändern digitale Techniken den Krankenhausalltag . Dazu gehört auch die Möglichkeit für PatientInnen, sich am Monitor selber einzuchecken – wie am Flughafen.

Die Eröffnung des Zentralbaus

Laut Kieler Nachrichten besuchten 5.000 Personen den Zentralbau am Tag der Eröffnung am Freitag, 16. August. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther besuchte die Feier, ebenso wie Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender der Klinik, und Sarah Connor, deren Auftritt ein echter Herzenswunsch für sie war, da ihre Tochter Summer im UKSH erfolgreich operiert worden war.

Eine der größten Klinikbauten in Deutschland ist damit abgeschlossen. Als nächstes steht der Umzug in das neue Gebäude an.

Mehr Info: https://www.uksh.de/masterplan/

KIV plant Service-Haus am Ostring

Jürgen Akkermann , Geschäftsführer der KIV sagte, “Die Zeit ist reif, wir wollen bauen”. Die KIV besitzt und verwaltet Immobilien in Gaarden und Ellerbek. Die meisten Gaardener kennen wohl die KIV-Verwaltung Ecke Ostallee/Preetzer Straße. Dieses Gebäude muss weichen, denn genau an dieser Stelle ist ein Neubau geplant. Es soll ein Haus für Service Wohnen (früher Betreutes Wohnen) werden. Gemeinsam mit der Diakonie Ostholstein plant die KIV hier kleine Appartments für Senioren.

Noch steht die Planung ganz am Anfang. Mit einer Bauvoranfrage wird erst einmal Baurecht geschaffen. Es ist also noch alles offen. Dennoch haben die Architekt*innen schon eine Visualisierung vorbereitet. So könnte es aussehen, wenn das Bauamt einverstanden ist: zwei Riegel in relativ massiver Bauweise. Die Tiefe der Gebäude würde man von vorne nicht wahrnehmen.

Angedacht sind 100 Apartments à 45 Quadratmeter zu einem Mietpreis von etwa 10 Euro pro Quadratmeter, also 450 Euro pro Wohnung. Lediglich drei Aufzüge werden gebraucht. Eine Tiefbaugarage stellt 50 Parkplätze zur Verfügung, das sind mehr als der Kieler Stellschlüssel verlangt. Die Finanzierung steht vorläufig, wobei die Planung noch in vielen Punkten geändert werden kann. Die KIV-Verwaltung wird ebenfalls in den neuen Gebäuden unterkommen. Möglich wäre auch etwas Gewerbe, wie etwa ein Apotheke oder eine Bäckerei. Ein größerer Versammlungsraum könnte von der Verwaltung wie auch von den Bewohnern genutzt werden.

Die KIV hat viele ältere Gebäude im Bestand, oft aus den 30er Jahren, wie das Ensemble in Ellerbek bestehend aus Sören, Hollwisch, Röhbarg und de Twiel. Typisch für diese Gebäude ist die halbe Treppe im Eingangsbereich. Gerade die ältere Mieter*innen müssen ihre Wohnungen oft verlassen, weil sie diese halbe Treppe nicht mehr schaffen. Die Überlegung war, für diese Senior*innen barrierefrei und mit Betreuung zu bauen, damit sie weiter bei der KIV bleiben. Die Lage an der Ecke Ostring/ Preetzerstraße ist auch sehr günstig für ältere Menschen, weil vier Bushaltestellen in der Nähe sind. Auch mit Rollator kommt man so zum Vinetaplatz oder zum Penny. Ansonsten bedeutet Service-Wohnen auch die Möglichkeit, den Einkaufszettel an der Rezeption abzugeben.

Das zur Bebauung vorgesehene Grundstück grenzt an die denkmalgeschützte Kruppsche Siedlung an. Das sind Arbeiterwohnungen von 1900, die mit ihren Grünanlagen damals als fortschrittlich galten. Einer der Riegel aus dieser Siedlung wird in den Innenhof hineinragen, wenn so gebaut wird, wie die Visualisierung es zeigt. Die Neubauten müssen sich stimmig an die Kruppsche Siedlung anpassen, das wird baurechtlich die größte Herausforderung sein. Ob die sehr massive Bauweise da passt?

Bruno Levtzow, Vorsitzender des Ortsbeirats Gaarden ist zwar traurig, dass die ehemalige Kruppsche Bierhalle verschwindet, aber er freut sich über bezahlbaren Wohnraum. Wenn ältere Mieter*innen in das Service-Haus ziehen, werden ihre bisherigen Wohnungen frei. Das entspannt den Wohnungsmarkt in Gaarden und Ellerbek, zumindest bei gleichbleibender Bevölkerungsdichte.

Nach dem ökologischen Standard gefragt, äußerte sich der Geschäftsführer im Ortsbeirat eher ausweichend. Als Baubeginn wird Ende 2020 anvisiert.

(Das Foto zeigt die ehemalige Kruppsche Bierhalle , jetzt Sophie-Lützen Haus. )

Neue Aktion der „Möbel-Kraft“-Gegner auf dem Prüner Schlag

„Natur statt Möbel“ eingesät

Im April dieses Jahres jährte sich, weitgehend unbeachtet, zum fünften Mal der erste Bürgerentscheid, der in Kiel je stattgefunden hat. Es ging dabei um die Frage, ob ein Möbelmarktzentrum auf Teilen der Kleingartenanlagen Prüner Schlag und Brunsrade, gelegen im Westen Kiels, gebaut werden soll. Der Plan für diese Gewerbeansiedlung war im Sommer 2011 veröffentlicht worden, worauf sich in den folgenden Monaten und Jahren eine recht große und aktive Bewegung entwickelt hatte, die sich für den Erhalt dieses Grüngeländes engagierte. Dieses Engagement gipfelte im Bürgerentscheid, bei dem die Gegner der Ansiedlung mit 47,5% der Stimmen knapp unterlagen.

Heute, 5 Jahre später, steht aber aber immer noch kein Möbelmarktzentrum auf dem Gelände. Der Investor Kurt Krieger verschob immer wieder den Baubeginn und verkündete schließlich Ende 2018, anstelle des ursprünglich vorgesehenen Möbel-Kraft-Hauses wolle er nun lieber einen Höffner-Markt errichten. Für den Oktober 2019 sind Arbeiten an einer neuen Kreuzung auf dem Westring mit Zufahrt zum Gelände angekündigt worden. Abgesehen vom Abriss der über 300 Kleingärten haben ansonsten noch keine baulichen Tätigkeiten stattgefunden.

Was aber ist aus der einstmals so aktiven Bewegung geworden, die sich bis 2014 gegen die Bebauung des Geländes engagiert hatte? Hat sie resigniert und sich aufgelöst? Oder haben die Debatten um Klimaschutz und Insektensterben ihren Zielen und Forderungen neue Aktualität gegeben?

Tatsächlich wurde nun beobachtet, dass auf dem Brachgelände von unbekannter Seite neue Beete in Form von Buchstaben angelegt wurden, die den Schriftzug „NATUR STATT MÖBEL“ bilden; in den mit Steinen eingefassten Buchstaben wurde eine Blumenmischung ausgesät. Die Gesamtlänge des Schriftzuges beträgt immerhin etwa 75 Meter; von Drohnen aus ist er gut erkennbar (siehe Photo). Die Verantwortung für die Aktion hat eine geheimnisvolle Gruppierung namens „Erstes Kieler Guerilla-Gardening-Bataillon“ übernommen.

Offenbar ist die Bewegung für den Erhalt dieses Grüngeländes auch 5 Jahre nach dem Bürgerentscheid noch lebendig. Die Anlage dieses Schriftzuges reiht sich ein in eine Tradition phantasievoller Aktionen in früheren Jahren, wie etwa die als “Möbel-Kraft-Ausgleichsflächen” gekennzeichneten Blumentöpfe, die plötzlich überall in der Stadt standen und hingen, oder lustige Bekanntmachungen, die sich als amtliche Mitteilungen tarnten. Mal sehen, was als nächstes kommt!

So sehen die einzelnen Buchstaben aus!

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Kostenlose Angebote im Chancen-Patenschaftsbüro

Anfang Mai 2019 eröffnete das Chancen-Patenschaftsbüro in der Herzog-Friedrich-Straße 52 mit vielen kostenlosen Angeboten. Deutschkurse, Elternberatung, Frauencafé, Hausaufgabenhilfe, Hilfe bei der Jobsuche oder Bewerbungstraining sind nur einige der angebotenen Hilfen.

Die “Soziale Dienst und Jugendhilfe gGmbH” vom Zentralrat der Muslime initiierte die Organisation “Wir sind Paten” mit jetzt 15 Standorten in Deutschland. Das Kieler Büro nennt sich Chancen-Partnerschaftsbüro und kooperiert mit der jüdischen Gemeinde Kiel. Es wird vom Bundesfamilienministerium über das Programm “Menschen stärken Menschen” finanziert. Zwei Projektleiter (Ali Beytur und Julia Kharytonova) und ansonsten Ehrenamtliche leiten die Hilfsangebote.

Wie funktioniert das Prinzip Patenschaft?

Ein Schwerpunkt des Chancen-Patenschaftsbüro ist das Bilden von Tandems aus Paten und Mentees. Die eine Person möchte etwas lernen oder erfahren und die andere Person hilft dabei. Es können sich auch Gruppen bilden. Wenn sich mehrere Personen finden, die Gitarre lernen wollen, können sie einen Paten suchen, der die Gruppe anleitet. Das Chancen-Patenschaftsbüro funktioniert ein wenig wie ein selbstorganisiertes Kollektiv, erklärt mir Co-Projektleiter Ali (Botan) Beytur. Das ganze Kursangebot entsteht aus den Wünschen und den Fähigkeiten der Teilnehmer, die sich auch über Whatsapp- und Facebook-Gruppen untereinander vernetzen. “Falls ihr eine andere Form der Hilfe braucht, dann meldet euch und wir organisieren für euch die Hilfe”, so steht es unter dem aktuellen Stundenplan des Büros, den mir Ali Beytur aushändigt. Es ist auch möglich und sogar wünschenswert, gleichzeitig Pate und Mentee zu sein.

Besuch einer Stunde im Chancen-Patenschaftsbüro

“Migrationsspezifisch”, immer wieder spricht die Syrerin das Wort aus, bis der Lehrer zufrieden ist. Das ist die Situation , als ich den A1/2 Kurs besuche. Daniel aus Ägypten, Radfan aus Jemen, Sekail aus der Türkei , Pei aus China, insgesamt zwei Frauen und vier Männer, die meisten unter 30 Jahre und alle Akademiker, üben an diesem Nachmittag für die A1 und A2-Prüfungen. Nicht alle sind geflüchtet, einige sind auch zum Studieren oder Arbeiten hier . Einer in der Runde hat sogar schon die B1-Prüfung abgelegt, aber spürt das Bedürfnis, noch mal die Grundlagen im A-Kurs zu vertiefen. Die Teilnehmer*innen erhalten eine Teilnahmebestätigung. Die Prüfungen werden allerdings nicht hier abgenommen.

Bildung und Integration

In Kiel stehen zwar die Themen Bildung und Integration im Vordergrund. Aber es ist durchaus gewünscht, dass auch Kultur und soziale Orientierung Thema sein können. So könnte man gemeinsam ins Theater oder Museum gehen, oder einander in unterschiedliche Familiensysteme und religiöse Gemeinschaften einführen. Es geht auch nicht nur um die Integration von Ausländern. Ali Beytur betont: “ Wir sind für alle Menschen da, mit und ohne Migrationshintergrund.”

Anlaufstellen:

Herzog-Friedrich-Straße 52 (Der Eingang befindet sich im Königsweg.)

E-Mail: a.beytur@wirsindpaten.de

Tel: 0431 / 596 767 81

Wirsindpaten

facebook: Chancenpatenschaftsbüro Kiel

Instagram: WIR_SIND_PATEN_KIEL

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Veloroute 10 und nextbike in Kiel

Zwei Meilensteine bringen Kiel voran auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Stadt. Im Mai wurde ein neuer Abschnitt der Veloroute 10 fertigestellt. Seit Wochen wird außerdem ein System von Leihfahrrädern aufgebaut: die flotten Sprotten von nextbike. Bis August sollen 245 Fahrräder an 32 Stationen bereitstehen. Das Radeln auf der autofreien Veloroute und die Möglichkeit, sich ein Fahrrad zu leihen sind zwei wesentliche Verbesserungen für die Mobilität auf zwei Rädern.

Veloroute 10 verbindet den Campus mit der Stadt

Die Veloroute 10 verläuft jetzt vom Hasseldieksdammer Weg bis zur Mensa II der CAU. Neu sind die 1,3 Kilometer vom Kronshagener Weg bis zur Uni. Das Teilstück vom Hasseldieksdammer Weg bis zum Kronshagener Weg gibt es schon seit 2013. In Planung ist der Abschnitt vom Citti-Park in Hassee bis zum Hasseldieksdammer Weg, dem jetzigen Beginn der Route. An der Uni wurde die Veloroute noch durch Fußwege und Fahrradbügel komplementiert. Neulich stellte ich mich an die Veloroute , um einige Kommentare von Radfahrer*innen zu bekommen. Aber ich hatte keine Chance bei dem Tempo, indem die Fahrräder auf der vier Meter breiten Fahrbahn an mir vorbei sausten. Auf einer Veloroute ohne Fußgänger, Autos und mit viel Platz lässt es sich ganz anders radeln als im normalen Straßenverkehr. Lediglich an der Querung Kronshagener Weg muss aufgepasst werden.

Leihräder “Sprottenflotte” von nextbike

KielRegion hatte das Projekt “bike sharing” (Fahrradverleih) ausgeschrieben und sich für das System von nextbike aus Leipzig entschieden. In Kiel nennen sich die grauen Fahrräder die “Sprottenflotte”. Und so funktioniert es:

  • Anmeldung unter www.sprottenflotte.de oder telefonisch. 030 69 20 50 46 oder über die nextbike App
  • Die erste halbe Stunde ist zumindest in der Testphase kostenlos.
  • Danach kostet die Fahrt einen Euro pro 30 Minuten oder 9 Euro für 24 Stunden.
  • Das Rad muss an eine der 32 Stationen zurückgebracht werden.

Die Servicemitarbeiter bei nextbike sind fest angestellt. Sie sammeln falsch abgestellte Fahrräder ein, führen Reparaturen durch und sorgen für eine sinnvolle Verteilung der Räder. Wenn du nur ab und zu Fahrrad fährst oder mit Bahn oder Bus von weiter her kommst oder wenn dir gerade das eigene Fahrrad gestohlen wurde, ist ein Leihrad eine prima Möglichkeit. Wenn sich die Sprottenflotte bewährt, soll auch das Kieler Umland einbezogen werden.

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Matchmaking: Kiel und Silicon Valley

Seit August 2018 bemüht sich das Northern Germany Innovation Office (NGIO) um Kontakte zwischen Startups in Kalifornien und norddeutschen mittelständischen Unternehmen. Die Idee dahinter: im Silicon Valley sitzen viele kleine Startups mit innovativen Ideen, die nicht ahnen, dass ausgerechnet Kieler Firmen daran Interesse haben könnten. Und Kieler Firmen wissen nichts von den eventuell für sie lukrativen neuen Ideen aus dem Silicon Valley. Im Wirtschaftsausschuss letzte Woche stellten die beiden Mitarbeiter*innen des NGIO ihre Arbeit vor.

Tim Ole Jöhnk arbeitet im amerikanischen Büro und macht Trend-Scouting in der San Francisco Bay Area. Seine Kollegin Kristin Asmussen unterstützt derweil von Kiel aus deutsche Unternehmen bei ihrer Innovationsstrategie. Gemeinsam überlegen sie, was deutsche Unternehmen aus dem Silicon Valley übernehmen könnten. Welche Trends gibt es, welche Fehler lassen sich vermeiden, was ist derzeit die “best practice”. Ganz konkret konnten auch schon Kontakte zwischen Unternehmen vermittelt werden.

Kiel ist Hafenstadt und am Beispiel Hafen verdeutlichte Jöhnk , welche Rolle Automatisierung und Digitalisierung in einem modernen Hafen spielen. Die folgenden Beispiel für clevere Ideen stammen nicht aus Kiel, aber sie zeigen, was möglich ist. Tatsächlich hat es Nachfragen aus dem Bereich Hafenlogistik gegeben.

1. Die Hafentiefe erfassen

Früher fuhr das Sonarboot einmal in der Woche durch den Hafen, um die sich ständig verändernde Bodenlandschaft zu kartieren. Mittlerweile haben die meisten Schiffe ein eigenes Sonar. Es werden also ständig Daten von der Meerestiefe erhoben. Ein Startup machte sich diese Tatsache zu nutze. Die kooperienden Schiffe senden ihre Daten an eine Cloud, sodass ein tagesaktuelles auf zehn Quadratzentimeter genaues Bild entsteht, das allen zur Verfügung gestellt wird.

2. Robo-Detektive

Mittlerweise sind Roboter als Detektive im Einsatz. Die “security robots” von Knightscope können sehen und riechen, weshalb sie bestimmte Veränderungen in ihrer Umgebung wahrnehmen können. Man mag es gruselig finden, dass diese “Robocops” durch amerikanische Schulen rollen. In Häfen werden sie eingesetzt , um auf den riesigen Parkplätzen diejenigen Fahrzeuge zu identifizieren, die verladen werden sollen. Diese Aufgabe war vorher ein nicht ganz einfaches logistisches Problem!

Kiel auf dem Weg zur „smart city“

Kiel ist bundesweit die einzige Stadt, die selber eine Verbindung zum Silicon Valley gestaltet. Der Weg zur “smart city” ist aber noch weit, und es ist nicht einmal sicher, dass es eine wünschenswerte Entwicklung ist. Auf die Frage, was denn bei zunehmender Automatisierung mit den Arbeitsplätzen passiere, antwortete Tim Jöhnk: “Aus Kutschern wurden Chauffeure.” Aber ob diese “Umschulungen” auch noch in einer digitalen Zukunft möglich sein werden, kann natürlich niemand mit Sicherheit wissen.

Eine bienenfreundliche Ecke in Kieler Kleingartenanlage

Eine mit Brennnesseln bewachsene Brachfläche in der Kleingartenanlage Prüner Schlag 1-8 inspirierte drei befreundetet Kleingärtner*innen dazu, eine bienenfreundliche Ecke einzurichten. Brennnesseln gelten ja gemeinhin als hässliches Unkraut, sind aber tatsächlich sehr wertvoll für Insekten und Vögel. Manche Schmetterlinge ernähren sich ausschließlich von Brennnesseln. Die drei Freunde dachten also, es wäre schön, die Brennnesseln etwas aufzuhübschen und das Ganze mit Geselligkeit und Information anzureichern. Antonia: “Wir haben uns überlegt, wie wir eine größere Akzeptanz für die Brennnessel bekommen. Das war eigentlich der Ursprung dieser Aktion.”

Die Anlage der bienenfreundlichen Ecke

Mit Erlaubnis des Koppelobmanns investierten sie einen Nachmittag Arbeit. Sie rodeten am Weg und rund um die Brennnesseln schmale Flächen , die sie mit insgesamt 25 verschiedenen Wildblumensorten einsäten und bepflanzten. Hier ein Auswahl: Natternkopf, Kornblume, Ringelblume, Dill, gemeine Schafgarbe, Färberkamille, Borretsch, Mohn, eine Sonnenblume, Nachtviolen, Löwenmäulchen, Wiesenglockenblume, Margerite, Seifenkraut und hinter der Bank Alant und Engelwurz. Da ist jetzt wirklich für fast jeden Insekten-Geschmack etwas dabei, vor allem aber für Bienen, Hummeln und Nachtschwärmer. An einer anderen Stelle bauten sie eine Benjeshecke, legten einen Steinhaufen an und bauten eine Trockenmauer. Dazu kam noch eine Infotafel, mit Erklärungen und der Einladung, sich an den Pflegearbeiten zu beteiligen. Auf dieser Infotafel wird ausdrücklich auf den Wert der Brennnesseln hingewiesen , die damit also in den Stand einer wertvollen Pflanze gehoben wird.

Das Angebot wird angenommen

Mit einem naturkundigen Bekannten besuchte ich das Beet Mitte Juli. „Auf der Fläche konnten wir in paar Minuten schon Honigbienen und mehrere Wildbienen-Arten feststellen. Dazu zählten besonders zahlreich Acker- und Stein-Hummeln (Bombus pascuorum und Bombus lapidarius). Auch einzelne Dunkle Erdhummeln (Bombus terrestris) und eine Baumhummel (Bombus hypnorum) sammelten Nektar und verteilten Pollen.“ stellte Siegfried Exner vom NABU und der Betreiber von bienen-blumen.net fest. Stichwort Erdhummel: Weil sie im nackten Boden nisten, ist für sie ein kleiner Sandhaufen in Planung!

Der Zeitaufwand für den Erhalt des Bienenbeets

Der Arbeitsaufwand hält sich in überschaubaren Grenzen. Die Anlage im Frühling war etwas zeitintensiver, aber die Hoffnung ist, dass sich das Beet weitgehend selbst erhält und nur behutsames gärtnerischen Eingreifen erfordert. Dazu treffen sich die Bienenfreund*innen alle zwei Wochen. Im Herbst wird das Beet teilweise abgemäht, aber ein Teil der Brennnesseln bleiben stehen, weil ihr Samen für Vögel im Winter eine wertvolle Nahrung ist. Wer sich das mal ansehen oder sogar mitmachen möchte, kann gerne zu einem Treffen kommen: jeden zweiten Mittwoch um 16:30 (31.7., 14.8., 28.8. usw.).

Es ist wirklich schön, auf der Bank zu sitzen und dem Summen und Brummen der Bienen und Hummeln zu lauschen!

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