Blick in die Holstenstraße

Soll die Holstenstraße “urbanes Gebiet “ werden?

Die Novellierung des Baurechts würde das Wohnen in der Holstenstraße zulassen. “Urbanes Gebiet” heißt das Zauberwort. Darüber wurde im letzten Bauausschuss (6. Juni) beraten, allerdings nicht abschließend, denn es blieben noch zu viele Fragen offen. Wenn die Holstenstraße oder ein definierter Innenstadtbereich zum “urbanen Gebiet” deklariert würde, könnten Ladenlokale bzw die oberen Stockwerke der zumeist zwei- bis vierstöckigen Gebäude als Wohnraum vermietet werden. „Die Verwaltung wird aufgefordert, die Entwicklung der Holstenstraße oder Teilen hiervon und ggf. weiterer innerstädtischer Lagen (z.B. Gaardener-Post-Areal, alter Markt, Altstadtinsel) zu einem sog. „Urbanen Gebiet“ i.S.v. § 6a BauNVO vorzubereiten”, so heißt es im Antrag der CDU. Die Vorteile liegen auf der Hand: zum einen würde Wohnraum geschaffen werden und zum anderen wäre die Holstenstraße belebter. Die Sache hat aber auch ein paar Nachteile, die zum Teil am Gesetz und zum Teil an der Art der Eigentümer liegen. Dazu gleich mehr.

Der Charme eines urbanen Gebiets

Der von der CDU eingebrachte Antrag ist in seiner Grundidee sehr sympathisch. Man könnte sich eine Holstenstraße vorstellen, in der Leute wohnen, in der sich mehr Gastronomie niederlässt, und vielleicht auch ein kleiner Obst- und Gemüsemarkt oder ein Bioladen. So wie es in der Holtenauer Straße gut klappt. Damit es dazu kommt, müsste allerdings das Mitwirken der Eigentümer erreicht werden. Rainer Kreutz (CDU) betonte die Wichtigkeit einer Konferenz mit den Eigentümern.

Leerstand in den oberen Etagen in der Holstenstraße

Die Holstenstraße ist nicht nur insgesamt von leer stehenden Geschäften geplagt. Auch in den vermieteten Ladenlokalen steht das Obergeschoss häufig leer. Früher wurden diese Räume für das Lager und die Verwaltung gebraucht. Heute geschieht die Verwaltung häufig in der Zentrale, denn die meisten Geschäfte sind Filialen. Lagerhaltung ist weniger umfangreich als früher. Da wäre also Platz zum Wohnen.

Würden die Eigentümer vermieten?

Es macht nur Sinn, aus der Holstenstraße ein “urbanes Gebiet” zu machen, wenn die Aussicht bestünde, dass diese höheren Etagen auch vermietet würden. Damit ist aber eigentlich nicht zu rechnen. Darauf wies Baudezernentin Doris Grondke hin. Diese Ladenlokale gehören Immobilienfonds, manche mit Sitz im Ausland, die an gut zahlende Ketten vermieten wollen oder sonst lieber Verluste von der Steuer abschreiben. Frau Grondke erzählte, dass sie einmal in Kontakt mit Eigentümern trat um ein Ladenlokal für das Zentrum für Baukultur anzumieten. Als ihr die Miete mitgeteilt wurde, fragte sie erschrocken, ob das die Jahresmiete wäre. Nein, das war die Monatsmiete! Wenn die Eigentümer schon kein Interesse haben, ihr Ladenlokal zu einem realistischen Preis zu vermieten, kann man sich vorstellen, wie wenig Interesse sie an der Vermietung von privatem Wohnraum hätten!

Keine großen Verkaufsflächen im urbanen Gebiet

Das Gesetz erlaubt in einem urbanem Gebiet keine Verkaufsflächen über 800 Quadratmeter. Und das wäre in der oberen Holstenstraße zur Zeit auch kein Problem , denn dort gibt es kein Geschäft von dieser Größe in der Holstenstraße. Aber mit der Umdeklarierung der Holstenstraße wäre dann auch ausgeschlossen , dass sich in Zukunft dort ein Geschäft etwa von der Größe des ehemaligen Intersport Knudsen niederlässt.

Das Thema kommt wieder!

In der Diskussion sahen alle Fraktionen Positives an der Idee, aber es gab noch zu viele offene Fragen:

  • Wie lässt sich verhindern, dass Wohnen in der Holstenstraße mehr Autos in die Innenstadt bringt?
  • Will Kiel wirklich auf großflächige Geschäfte in der Holstenstraße verzichten?
  • Würden die Eigentümer überhaupt ein Interesse daran haben, Wohnraum zu vermieten?
  • Wenn Urbanes Gebiet, warum dann nur die Holstenstraße?

Es stellte sich heraus, dass die Expertise der Verwaltung benötigt wird, um dieses Thema abschließend beurteilen zu können. Deshalb wurde der Antrag einstimmig zurückgestellt.

Weiter lesen:

Vor dem Bauauschuss war der Vorschlag der CDU auch schon in der Ratsversammlung beraten worden. Darüber berichteten die Kieler Nachrichten. https://www.kn-online.de/Kiel/CDU-Plan-soll-mehr-Wohnraum-Gastro-und-Supermaerkte-in-Kiels-City-bringen

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