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Hashtag Hiergeblieben

Am 12. Juni rufen die Seebrücke, Jugendliche Ohne Grenzen und viele weitere Unterstützer*innen zur Hiergeblieben! Gegen Abschiebung, Polizeiallmacht und Rassismus- Demo auf. Anlass ist die Innenministerkonferenz 2019 in Kiel. Treffpunkt der Demonstrierenden: Platz der Matrosen, um 18 Uhr am 12. Juni.

Pressemitteilung: “ In Bund und Ländern werden Gesetze und Maßnahmen vorangetrieben, die den Schutzanspruch von Geflüchteten und das Engagement der mit ihnen solidarischen Bürger*innen in Frage stellen.
Anlässlich der Frühjahrskonferenz der Innenminister des Bundes und der Länder vom 12. bis zum 14.6.2019 in Kiel fordern wir ein angstfreies Leben und Bleiberecht für alle Geflüchteten sowie das Ende der Kriminalisierungsversuche solidarischen Engagements von Bürger*innen!

Durch Abschottung der nationalen und europäischen Grenzen sowie die soziale Isolierung Geflüchteter in Lagern und Abschiebungen u. a. in Kriegs- und Krisengebiete wie Afghanistan und den Irak wollen Innenpolitiker*innen Deutschland vor Schutzsuchenden „schützen“. Mit solcher Politik werden jedoch nur rassistische Stimmungen in der Gesellschaft befördert.
Geflüchtete und nichtweiße Menschen, werden zunehmend Opfer rassistischer Anfeindungen. Sie fühlen sich bedroht und unerwünscht in Deutschland. Rassistische Hetze passiert längst nicht nur in den sogenannten sozialen Medien, sondern auch öffentlich im Alltag. Sie hat auch Einzug in den Bundestag und in Länderparlamente gefunden.
Zu den Diskriminierungserfahrungen kommt bei 180.000 Geduldeten bundesweit – davon sind 50.000 Kinder und Jugendliche – die Angst, gegen ihren Willen zur „freiwilligen“ Rückkehr überredet oder abgeschoben zu werden. Auch gut integrierte Menschen laufen Gefahr, aus ihrem Arbeitsumfeld, einer Ausbildung, aus Schule, Kita und Nachbarschaft gerissen zu werden. Sie werden Gefahren für Leib, Leben und Freiheit im Herkunftsländern ausgesetzt oder erleiden soziale Nöte und Kettenab-schiebungsrisiken im Dublin-Vertragsstaat.
Eine solche Hau-ab-Politik wird weder durch die Zahl der Schutzsuchenden, noch die herrschenden demographischen und sozialen Bedarfe auch des Arbeitsmarkts gerechtfertigt.

Wir sagen: Statt Angst zu verbreiten muss der Staat Sicherheit geben!

Während des Asylverfahrens und während der oft jahrelangen Duldung gelten vielerlei bürokratische Hürden. Eine Teilhabe an der Gesellschaft wird erschwert: Erwerbsarbeit und eine Ausbildung unter-liegen bürokratischen Hindernissen, die ohne Unterstützung kaum zu überwinden sind, oder sind gleich ganz verboten. Bildungsförderung wird in der Regel nicht gewährt.
Das gilt insbesondere für Geflüchtete, die in Lagern und Sammelunterkünften leben müssen. Die dort geltende soziale Isolierung, handgreifliche Konflikte und Kontrollen machen Betroffene krank. Hier kann nicht gelernt oder gearbeitet, können keine sozialen Kontakte geknüpft und gepflegt werden. Unterstützer*innen haben zu diesen Orten oft nur einen erschwerten Zugang.

Wir sagen: Menschen müssen an der Gesellschaft durch Arbeit und Bildung teilhaben können!

Schon lange wird nach Afghanistan abgeschoben. Internationale Menschenrechtsorganisationen und Medien zählen täglich in Afghanistan die Toten, die Zivilbevölkerung wird in einem Klima ständiger Angst und Attentatsgewalt zermürbt und außer Landes getrieben, Rückkehrer*innen kommen um: Alles tut offenbar nichts zur Sache. Bei der Innenministerkonferenz steht die Ausweitung der Abschiebungen auf der Tagesordnung. Selbst eine Rückkehr nach Syrien und in den Irak halten Innenpoliti-ker*innen für zumutbar.
Wir sagen: Schäm dich Deutschland!
Europa macht dicht und hat seine humanitären Ziele in libyschen Folterzentren, in informellen franzö-sischen Elendscamps, bulgarischen und griechischen Internierungslagern und auf dem Grund des Mittelmeers begraben.
2.297 Geflüchtete fanden 2018 den Tod im Mittelmeer. Flüchtlingen wird das Entkommen aus der Gewalt, Not und Verfolgung in Herkunftsländern und der Folter und Versklavung in den Transitländern versperrt. Anstatt selbst die Rettung zu organisieren, lassen EU-Staaten ihre Polizei und Staatsan-waltschaften gegen zivile Seenothelfer*innen ermitteln und Schiffe beschlagnahmen. Obwohl sich allein in Deutschland bereits mindestens 30 Städte und Kreise zu sicheren Häfen erklärt haben, blo-ckiert das Bundesinnenministerium weiterhin, dass Geflüchtete dort Aufnahme finden können. Das Mittelmeer ist derweil zum Massengrab verkommen.
Auch in Deutschland wird die Justiz in Marsch gesetzt. Neue Polizeigesetze sollen Identitätsfeststel-lungshaft ohne richterliche Kontrolle ermöglichen. Festsetzung und Freiheitsentzug wegen pauschalen Generalverdachts und rassistische Kontrollen gegen (vermeintlich) Nichtdeutsche drohen Alltag zu werden. Pastor*innen finden sich wegen ihrer Kirchenasyle unter Anklage. Das Bundesinnenminis-terium bedroht inzwischen auch Flüchtlingsräte mit langjährigen Haftstrafen.

Wir sagen: Nein zu Kriminalisierung von Flucht, Flüchtlingshilfe und Seenotrettung!

Das alles wollen wir nicht hinnehmen. Darum rufen wir anlässlich der Innenministerkonferenz (IMK) für Mittwoch, den 12.06.2019, in Kiel gemeinsam zur Demonstration auf gegen eine Politik, die sich in der Ausgrenzung der Schutzsuchenden und ihrer Unterstützenden genügt.

Wir fordern von den Innenministern des Bundes und der Länder eine Politik ein, die allen Men-schen in Deutschland ein Leben frei von Angst, Ausgrenzung, rassistischer Gewalt und Abschiebung gewährleistet.
Flucht ist kein Verbrechen! Kein Menschenleben ist verhandelbar!

WIR FORDERN:
• Bedingungsloses Bleiberecht für alle Geflüchteten!
• Sichere Fluchtwege nach Europa! Schafft sichere Häfen! Unterstützung für kommunale Aufnahmebereitschaft!
• Bildungszugänge für Kinder und Jugendliche unabhängig vom Aufenthaltsstatus!
• Chancengleichheit bei Bildung, Ausbildung und Arbeit!
• Abschaffung ALLER ausgrenzenden Gesetze und Regelungen wie Residenzpflicht, Asylbewerberleistungsgesetz, Lagerunterbringung (z.B. in AnkER-Zentren)!
• Abschaffung der Abschiebehaft!
• Legalisierung von Menschen ohne Papiere!
• Vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention für Flüchtlingskinder auch in der Praxis!“

Ende der Pressemitteilung

Kiel liebt Grün in der Europawahl 2019

Am 26. Mai verteilten sich die Stimmen laut vorläufigem Endergebnis folgendermaßen:

  • CDU 16,8 %
  • SPD 16,4 %
  • Grüne 37 %
  • AfD 5,9 %
  • Die Linke 6,0 %
  • FDP 4,8 %
  • Sonstige 13,1 %

Hier die beliebtsten Kleinparteien unter den „Sonstigen“:

  • Piraten 1,3 %
  • Tierschutzpartei 1,4 %
  • Die Partei 4,6 %
  • Volt 1 %

Die größten Veränderungen betrafen die SPD mit minus 18 Prozentpunkten und die Grünen mit einem Plus von 17,9 Prozentpunkten.

Hier die Höchstwerte der einzelnen Parteien in den Stadtteilen:

  • Die CDU erhielt 29,0 % der Wählerstimmen in Schilksee
  • Die SPD erzielte 22,9 % in Pries/ Friedrichsort
  • Die Grünen 46,1 % in Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook
  • AfD 12,1 % in Mettenhof.
  • Die Linke 13,4 % in Gaarden
  • FDP 7,0 % in Schilksee
  • „Sonstige“ wurden am häufigsten in Gaarden gewählt.

Quelle: www.kiel.de

Europaweite Fridays for Future Demo auch in Kiel

In Kiel und in etwa 1,300 weiteren Städte demonstrieren Schüler*innen und Studierende am Freitag, den 24. Mai für mehr Klimaschutz. Die Demonstration in Kiel beginnt um 9:30 auf dem Rathausplatz. Hier der Aufruf von Fridays for Future Kiel:

“ Wir machen die Europawahl zur Klimawahl!
Am 24.05. wollen wir die Politiker*innen daran erinnern, dass nicht nur lokal und regional gehandelt werden muss. Die Klimakrise ist die aktuell größte Bedrohung unserer Menschheit. Um sie zu stoppen braucht es supranationale Lösungen, die auch über Europas Grenzen hinaus wirken. Europa ist also ein wichtiger Schlüssel.

Deshalb streiken wir in Kiel zusammen mit anderen jungen Menschen in Europa und in der ganzen Welt. „

Kiel: Climate Emergency

In der Ratsversammlung vom 16. Mai beschlossen SPD, Grüne, FDP, Linke, die Partei Und SSW, dass in Kiel Climate Emergency (Klimanotstand) ausgerufen wird. Das bedeutet eine höhere Priorität für den Klimaschutz : “Bei allen Handlungen und Beschlüssen der Landeshauptstadt Kiel und der Selbstverwaltung werden wir die Auswirkung auf das Klima berücksichtigen. Ziel ist es, bei allen Maßnahmen die Auswirkung auf das Klima so gering wie möglich zu halten bzw. Maßnahmen mit höherer Klimafreundlichkeit zu fördern. Diesen Grundsatz werden wir auf die städtischen Beteiligungen übertragen.”

Außerdem sollen Maßnahmen aus dem Masterplan „100 Prozent Klimaschutz“ zügiger umgesetzt werden. Da müssen dann mehr Radwege eingerichtet und die Stadtbahn energisch vorangetrieben werden. In der Diskussion in der Ratsversammlung wurde sogar ein autofreier Sonntag angedacht. Obwohl auch die Fraktion der CDU die Notwendigkeit von mehr Klimaschutz anerkennt, hat sie sich dem Beschluss nicht angeschlossen. Sie hält den Begriff Emergency (Notstand) für übertrieben.

Was steht im Masterplan Klimaschutz?

Letztendlich sind es die Bürger*innen, die den Klimaschutz leben oder auch nicht. Aber einige Stellschrauben hat auch die Kommunalpolitik. Wie der Bericht zum Masterplan Klimaschutz darlegt, ist der Verkehr der wichtigste Einflussbereich für die Verwaltung. Dabei geht es nicht nur um mehr Elektromobilität, sondern um weniger Verkehr insgesamt. Das Mittel der Wahl ist hier die Parkraumverknappung. Wichtig sind aber auch alle Alternativen zum Individualverkehr. Ob Fahrradwege, günstiger und guter öffentlicher Nahverkehr oder Carsharing: alle Maßnahmen, die das Auto überflüssig machen, sind im Sinne des Klimaschutzes.

Fridays for Future zeigt Wirkung: Kiel ruft den Klimanotstand aus

Der anhaltende Protest der Kinder und Jugendlichen, die in Kiel und weltweit freitags in den „Schulstreik“ treten, zeigt Wirkung. Die Kinder und Jugendlichen fordern mehr Klimaschutz, denn sie sind es, die die Auswirkungen der Klimakatastrophe am meisten zu spüren bekommen werden. Darauf hat die Ratsversammlung jetzt reagiert: “Ziel ist es, als Teil der Weltgemeinschaft zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens mit den verfügbaren kommunalen Einflussmöglichkeiten beizutragen“, so steht es im Antrag. Auch wenn die Ausrufung des Klimanotstands nur eine politische Selbstverpflichtung ist, bedeutet sie doch, dass das Klima in Zukunft ein wichtigeres Thema sein wird. Bei allen anstehenden Beschlüssen kann darauf verwiesen werden. Diesen Weg gehen auch Konstanz, Vancouver, Oakland, Los Angeles, Basel und Großbritannien. Auf Englisch heißt das Climate Emergency, und das ist auch der Begriff, den der Beschluss verwendet. Der englische Begriff wurde gewählt, um die juristischen Konnotationen des Wortes Notstand zu umgehen. Außerdem kann sich Kiel so in eine internationale Bewegung einreihen.

Das Foto zeigt ein Stück „Urwald“ mitten in Kiel. Für den Klimaschutz wäre es auch wünschenswert, Grünflächen zu erhalten.

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Bericht in den Kieler Nachrichten

Fridays for Future: Schule verpassen fürs Klima

Neulich am Ende einer Fridays for Future Demo in Kiel hatte ich die Gelegenheit mit einigen Schüler*innen zu sprechen. Ich wollte wissen, ob ihre Teilnahme zu Problemen mit der Schule führt. Der jüngste Schüler war 10 Jahre alt, der älteste ging in die 10. Klasse, war also etwa 15 Jahre alt. Es regnete, und wir standen gemeinsam an einer Bushaltestelle.

Was passiert, wenn man unentschuldigt fehlt?

Die verpassten Stunden kommen als unentschuldigte Fehltage ins Zeugnis. Eine Schülerin war zum ersten Mal demonstrieren und hatte sich für den ganzen Vormittag abgemeldet. Die Routinierteren gehen aber nach der Demo wieder in die Schule.

Wie ist es mit verpasstem Stoff?

Das kann tatsächlich ärgerlich sein. Die Schüler*innen erklären mir, dass es nichts macht, Unterricht zu verpassen in Fächern, in denen sie gut sind. Aber da, wo sie schwächeln, ist es mühsam, sich den Stoff dann privat anzueignen.

Wie gehen die Kieler Schulen mit dem Phänomen Fridays for Future um?

Es kommt vor, dass freitags Klassenarbeiten geschrieben werden. Dann gehen sie nicht demonstrieren, da sind sich meine Gesprächspartner*innen einig. Natürlich müssen Schulleiter*innen ihrem Amt gemäß für die Schulpflicht eintreten. Dennoch scheint es Unterschiede zu geben. Die Hebbelschule wird als besonders streng empfunden. “Am Tag der großen Demo haben sie uns nicht rausgelassen”, sagt eine Schülerin dieser Schule. Dagegen wurde die Vermutung geäußert, dass die Schulleiterin der Gelehrtenschule insgeheim Sympathie für die Bewegung hegt.

Es gehen nicht alle Schüler*innen demonstrieren.

Meistens entscheidet eine Gruppe von Freunden, gemeinsam zur Demo zu gehen. Aber es bleiben auch immer viele Schüler*innen im Unterricht. Es ist eine ganz individuelle Entscheidung, die von den anderen respektiert wird. Das zumindest ist die Erfahrung der Kinder und Jugendlichen, mit denen ich sprach. Nur am Tag der großen Demonstration war es anders. “Da sind in meiner Klasse nur drei Leute in der Schule geblieben”, erzählt eine Schülerin.

Das größte Opfer, das die Jugendlichen für Fridays for Future erbringen, scheint der verpasste Unterricht zu sein. Bei schwächeren Schüler*innen kann das die Noten drücken, was ihre weiteren Ausbildungsmöglichkeiten einschränkt. Andererseits ist die Teilhabe an einer Bewegung, die möglicherweise die Welt verändert, auch eine wichtige Erfahrung. Vielleicht wichtiger als Noten.

Anlässlich der Europawahl wird in mindestens 250 Orten am Freitag, den 24. Mai gestreikt. Auch in Kiel – um 9:30 Uhr am Rathaus. https://fridaysforfuture.de/klimawahl/

Rentnerin vermisst

Nachtrag vom 5.5. um 15.33: Die Vermisste ist gefunden worden!

Polizeiliche Mitteilung: Seit Samstagabend wird die 71 Jahre alte Edeltraut Rennemann aus Kiel-Hassee vermisst. Sie ist orientierungslos und könnte sich im gesamten Kieler Stadtgebiet aufhalten. Bisherige Suchmaßnahmen der Polizei haben zu keinem Erfolg geführt. Wir bitten Medien und Bevölkerung um Mithilfe.

Frau Rennemann ist 168cm groß und auffallend dünn. Ebenfalls auffallend sind große Zahnlücken und eine frische Wunde am Kinn. Sie dürfte einen Wintermantel aus Kunstfell tragen und insgesamt dunkel gekleidet sein.

Wer die Frau gesehen hat oder Angaben zu ihrem Aufenthaltsort machen kann, wird gebeten, sich mit der Polizei über 110 oder 0431 / 160 3333 in Verbindung zu setzen.

Arbeiten mit Kind am Rockzipfel

Das Coworking-Büro Rockzipfel verbindet Kinderbetreuung mit Arbeitszeit für die Eltern. Es richtet sich an Eltern, die keinen Kitaplatz finden oder die ganz bewusst ihr Kind erst spät oder gar nicht in Fremdbetreuung geben möchten. Was früher normal war – die Kinder selber erziehen – ist heute ein neuer Trend und heißt Attachment Parenting. Dazu gleich mehr.

Rockzipfel in einer geräumigen Wohnung.

Die geräumige Altbauwohnung ganz in der Nähe des Blücherplatzes hat ein großes Spielzimmer, eine Küche, einen Büroraum und einen Ruheraum mit Kinderbett und Matratzen. Wenn niemand ruht, kann der Ruheraum auch zum Telefonieren genutzt werden. 16 Stunden kosten 100 Euro für Mitglieder und 120 Euro für Nichtmitglieder. Die Mitgliedschaft im Verein Rockzipfel wird eigentlich gewünscht, weil die Gemeinschaft und nicht der Service im Mittelpunkt stehen soll. Eine Schnupperwoche ist möglich. Die Eltern beaufsichtigen abwechselnd die Kinder während die anderen Eltern am Laptop arbeiten oder die Zeit nutzen , um zu lesen oder Emails zu beantworten. Von den 16 Stunden sollten etwa vier Stunden für Kinderbetreuung eingeplant werden. Die Kinder, die zur Zeit das Angebot nutzen rangieren im Alter von 10 Monaten bis zu fünf Jahren.

Attachment Parenting

Der Rockzipfel sieht sich in der Tradition des Attachment Parenting. Diese pädagogische Richtung orientiert sich radikal an den Bedürfnissen des Kindes. Maßgebliche Bücher sind Benjamin Spocks “Säuglings- und Kinderpflege” von 1946, dann Jean Liedloffs “Auf der Suche nach dem verlorenen Glück” von 1975 und William Sears “Creative Parenting” von 1982. Der Begriff Attachment Parenting bürgerte sich erst später ein. Empfohlen wird , die Babys viel zu tragen, sie bei den Eltern schlafen zu lassen, und sie erst in den Kindergarten zu schicken, wenn sie sprechen können. Die Idee ist, dass Kinder, deren Bedürfnis nach Geborgenheit maximal erfüllt wird, zu seelisch robusten Erwachsenen werden. Das Attachment Parenting verlangt den Eltern einiges an Zeit und Geduld ab. Vor allem das Erziehen zu Hause wird immer schwieriger, da immer mehr Kinder in die Kita gehen und somit nicht mehr als Spielkameraden in der Nachbarschaft zur Verfügung stehen. So entstand bei den Gründerinnen des Rockzipfels die Idee, die Kinder gemeinsam zu betreuen, sodass sie mit anderen Kindern spielen können und die Eltern gleichzeitig ein wenig arbeiten können.

Rockzipfel eröffnete im August 2018

Das Gründerteam um Sabrina Theophil und Gina Jaschik recherchierte nach Modellen, wie man Kinder gemeinsam aufwachsen lässt, ohne sie von den Eltern zu trennen. Leitidee war das afrikanische Sprichwort, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen. In Leipzig fanden sie ein Vorbild für das Konzept des Rockzipfels: ein Coworking-Space mit gemeinsamer Kinderbetreuung. Sie lernten, wie man einen Verein gründet und suchten eine Wohnung. Im August 2018 war es dann so weit: der Verein konnte seine Arbeit aufnehmen. Sie erreichten auch eine Finanzhilfe vom Jugendamt von knapp 6.000 Euro für das Jahr 2019, was nicht viel ist im Vergleich zu den Zuwendungen, die Kitas erhalten.

Ausblick und Zukunftssorgen

Da es zur Zeit wenig Nutzer*innen gibt, hat das Büro nur an zwei Tagen in der Woche geöffnet und zwei Ehrenamtliche arbeiten mit, damit die Eltern auf ihre Stunden kommen. Geplant sind aber weitere Öffnungstage. Svenja, mit der ich sprach sagt, der Verein suche dringend Familien, die sich von diesem Konzept angesprochen fühlen. “Die nächsten Monate sind entscheidend für unser Fortbestehen“. Es wäre doch schade, wenn eine so kinderfreundliche Idee keinen Fortbestand in Kiel hätte.

Kontakt:

Rockzipfel Kiel e.V., Esmarchstraße 44, 24105 Kiel, Tel 0431 6966 3835

www.rockzipfel-kiel.de

facebook.com/Rockzipfel.Kiel

Infos über Attachment Parenting: https://de.wikipedia.org/wiki/Attachment_Parenting

www.naturalchild.org

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Große Kieler Demo für eine autofreie Stadt

Etwa 2.000 Teilnehmer*innen (Schätzung VCD) , oder 1.600 (Schätzung Polizei) demonstrierten für eine autofreie Stadt. Es ist eine der größeren Demonstrationen, die Kiel erlebt hat. Es begann mit einer Auftaktveranstaltung auf dem Platz der Matrosen. Dann bewegte sich der Demonstrationszug zum Theodor-Heuss-Ring westlich vom Barkauer Kreuz. Eine Seite der Straße war für die Demonstration genehmigt worden. Am Ende machten etwa 200 Personen eine Sitzblockade. Die letzten 20 Personen wurden nach 19 Uhr von der Polizei von der Straße weggetragen.

Straßenparty auf dem Theodor-Heuss-ring
autofrei-Demonstration in Kiel

Die Klimaaktivisten TKKG hatten zur Demonstration aufgerufen. Das Motto war: Straßenparty statt rush hour! Zahlreiche verkehrspolitisch oder klimapolitisch engagierte Gruppen schlossen sich dem Aufruf an.

Bevor es losging, fragte ich einige der Demonstrierenden nach ihren Motiven. Es sei wichtig, auf die verfehlte Verkehrspolitik zu reagieren, sagte eine Person. Sie nannte Kiel eine autofreundliche Stadt. Der ÖPNV sei zu teuer, sagte eine andere Person. Zwei leidenschaftliche Fahrradfahrerinnen stören sich an den Abgasen, die sie einatmen müssen. Und auch an die armen Anwohner*innen des Theodor-Heuss-Rings wurde gedacht.

Aus Holz gezimmerte Gehrahmen veranschaulichten den Platz , den jedes Auto beansprucht.

Eine Sprecherin von Extinction Rebellion bedauerte, dass sich die Welt vom 1,5 Grad Ziel anscheinend verabschiedet hat. Verheerende Naturkatastrophen wären die Konsequenz. Eine Sache könne jede*r für das Klima tun: Das Auto stehen lassen. Der Sprecher von der Antifaschistischen Jugend Kiel brachte die Problematik auf die knackige Formel: “March now, swim later.” Sehr passend für Kiel mit seiner Lage am Meer!

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Wagengruppe Schlagloch jetzt in der Stormarnstraße

Für die Wagengruppe Schlagloch beginnt wieder eine Zeit der Unsicherheit. Sie haben sich letzten Freitag auf dem Parkplatz gegenüber dem ehemaligen Baumarkt Bauhaus in der Stormarnstraße niedergelassen. Die Besitzerin scheint eine Frau Merle Glüsing von der Firma Glüsing aus Cuxhaven zu sein, die über die Besetzung ihres Grundstücks nicht so glücklich sein soll. Aber man ist im direkten Kontakt. Die Gruppe wäre bereit, eine angemessene Pacht zu zahlen. Ihre Anwesenheit hätte auch für die Besitzerin den Vorteil, dass der Parkplatz nicht zu einem spontanen Müllabladeplatz verkommt.

Abschied von der Werftbahnstraße

Davor hatte die Gruppe Schlagloch für ca ein halbes Jahr auf einem ehemaligen Gebrauchtwagenplatz an der Ecke Werftstraße/ Werftbahnstraße ihr Domizil. Es war mit den Besitzern abgemacht , dass sie den Platz bis zum 15. April räumen. Daran haben sie sich gehalten. Nach einem rauschenden Abschiedsfest mit über 400 Teilnehmer*innen, zog die Gruppe weiter. Hannah sagte: “Wir wollen zuverlässig sein, denn es gibt ja immer wieder Möglichkeiten der Zwischennutzung.” Auf dem Gelände in der Werftbahnstraße, das mit der Kreativschmiede W8 zusammenhängt, soll “Kool-Kiel” entstehen, ein Hochhaus mit Hotel und Wohnraum.

Suche nach einem Platz

Optimal wäre ein dauerhafter Platz, erklärten mir meine Gesprächspartner*innen, aber Zwischennutzungen von einigen Monaten sind auch eine willkommene Option. “Wir sind ja mobil”, sagte einer der Bewohner über ihre Häuser auf Rädern. Der Parkplatz in der Stormarnstraße gefällt der Gruppe sehr gut. Sie haben hier einen ausreichend großen Platz mit festem Untergrund. Der Platz ist relativ zentral und ruhiger als in der Werftbahnstraße. Es sind keine Wohnhäuser in direkter Nähe, sodass sie nicht stören. Der Parkplatz wird nicht genutzt, seitdem Bauhaus schloss. Hier würden sie gerne eine Weile bleiben. Auf ihrer Webseite findet sich eine Liste von möglichen anderen Standorten, für die sie aber in keinem Fall eine Erlaubnis haben. Es ist also ganz ungewiss, wie es weiter geht.

Keine Hilfe aus der Verwaltung

In der Verwaltung dürfen sie sich erst wieder Mitte Mai melden, sagen sie. Die Verwaltung steht bis jetzt auf dem Standpunkt, sie könnten in den Aubrook ziehen. Der Aubrook 100 ist ein bislang geduldeter Bauwagenplatz. Allerdings ist der Aubrook anders organisiert. Im Aubrook hat jeder Bauwagen seine eigene Parzelle. Der einzige freie Platz dort zur Zeit ist ein etwas abschüssiges Gelände, auf dem die umgebauten LKWs nicht stehen können, vor allem können sie nicht bequem von dort wegfahren. Einige der Leute von der Wagengruppe Schlagloch fahren mit ihren umgebauten LKWs, in denen sie wohnen, auch zur Arbeit. Das war schon ein Problem , als sie in Wellsee auf der Wiese standen und dort allmählich in die Vegetation versanken.

Schlagloch seit zwei Jahren in Kiel

Vor zwei Jahren besetzte die damals neu gegründete Wagengruppe Schlagloch den Ausgleichsstreifen des Prüner Schlags. Auf diesem Gelände ist der Bau von zwei Möbelhäusern geplant. Zwei Jahre später und zehn Wagen stark, allerdings nicht ganz in der ursprünglichen Besetzung, sind die “Schlaglöcher” immer noch in Kiel und laden ein: am 27. April ab 15 Uhr. Ab 20 Uhr mit Musik.

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Tödlicher Streit in der Muhliusstraße

Am 13. April gegen 19:00 Uhr erschien ein 48-Jähriger beim Kriminaldauerdienst in Kiel. Dort berichtete er den Kriminalbeamten von einem handfesten Streit, den er mit seinem Bekannten in dessen Wohnung in der Muhliusstraße gehabt haben wolle.

Mehrere Streifenwagenbesatzungen begaben sich daraufhin zu der vom Tatverdächtigen benannten Wohnung in der Muhliusstraße. Die Beamten brachen die Wohnungstür auf und fanden den 59-jährigen Wohnungsmieter schwerverletzt vor. Rettungskräfte und ein eingesetzter Notarzt konnten dem Mann trotz intensiver Bemühungen nicht mehr helfen. Er verstarb noch in seiner Wohnung.

Die Staatsanwaltschaft Kiel und das Kommissariat 11 der Bezirkskriminalinspektion Kiel haben die Ermittlungen aufgenommen. Der offensichtlich alkoholisierte 48-jährige Tatverdächtige wurde vorläufig festgenommen . Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kiel wurde er einem zuständigen Haftrichter vorgeführt, der antragsgemäß Untersuchungshaftbefehl wegen Totschlag erließ.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei zu Hintergründen der Tat dauern an. Die rechtsmedizinische Untersuchung des Getöteten ergab, dass er aufgrund massiver Verletzungen am Oberkörper, ausgeführt durch einen stumpfen Gegenstand, zu Tode kam. Der 48-jährige Tatverdächtige war zum Tatzeitpunkt alkoholisiert.