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OB-Kandidat Andreas Ellendt im Gespräch

Dr. Andreas Ellendt (55) war der Überraschungskandidat der CDU für die Oberbürgermeisterwahl, die im Oktober ansteht. Was sind seine Vorstellungen und Prioritäten für Kiel? Was wäre sein Stil als Oberbürgermeister? Als seine zentralen Themen nannte er Schule, Soziales und umweltfreundliche Mobilität. Wir trafen uns im Statt-Café um diese Themenbereiche zu vertiefen.

Warum Ellendt als Kandidat?

Er ist zwar innerparteilich schon länger unterwegs, aber bis zu seiner Kandidatur nicht wirklich sichtbar gewesen für die Kieler Wählerschaft. Aber genau das hat seine Partei gesucht – einen Kandidaten, den man nicht gleich mental in eine Schublade steckt. Als Lehrer bringt er zudem eigene Erfahrung aus dem Bildungsbereich ein. Zu seiner politischen Vita zählen Stationen im Ausschuss für Schule und Sport in Kiel, im Umwelt- und Innenausschuss in Kiel, im Ortsbeirat Mettenhof. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Abfallwirtschaft Plön sammelte er Fachwissen in Umweltfragen.

Ellendt hat einen moderierenden Stil

Im Gespräch betonte er immer wieder, dass er keinen Zwang wünscht, sondern aufklären, ermutigen, Gespräche führen und in kniffligen Fragen alle Beteiligten in ein Boot bekommen möchte. “Man muss Leuten manchmal auch auf die Nerven gehen. Durch dieses Prinzip der Beharrlichkeit kommt man ans Ziel.” Es ist allerdings auch eine sehr behutsame Vorgehensweise, die möglicherweise ihr Ziel nicht erreicht. Zum Beispiel: Er wünscht sich mehr grüne Dächer und Fassadenbegrünung und möchte zu diesem Thema mit Vermieter*innen ins Gespräch kommen. Oder das Beispiel Schottergärten; Er möchte sie nicht verbieten, wie es einige Kommunen schon machen, sondern über die Vorteile von blühenden Wiesen aufklären. Erst wenn das nichts nützt, könnte er sich doch eine Regelung auf dem Verordnungsweg gegen Versiegelungen von Vorgärten vorstellen. Er betonte, dass letztendlich die Ratsversammlung viele Fragen entscheidet und der Oberbürgermeister als Spitze der Verwaltung die Vorgaben umsetzt. Aber natürlich kann ein Oberbürgermeister auch Akzente setzen und Prozesse steuern.

Umwelt und Mobilität

Der Individualverkehr wird bleiben, da ist sich Ellendt sicher. Dennoch wünscht auch er sich mehr Fahrradfreundlichkeit. Wie er die Kieler*innen auf das Fahrrad bringen will, wurde im Gespräch nicht ganz klar. Er ist auf jeden Fall gegen eine autofreie Innenstadt, könnte sich aber in manchen Bereichen der Innenstadt shared spaces vorstellen. Bei diesem Konzept nutzen alle Verkehrsteilnehmer*innen den Raum gleichberechtigt, die schnellsten nehmen Rücksicht auf die langsamsten. Ansonsten möchte er mehr Raum für das Fahrrad, ob als Velorouten oder Fahrradspuren. Eine Stadtbahn befürwortet er auch. Hier sieht er die Festlegung auf die Trassen als die vorrangige Entscheidung. Die Holtenauer Straße würde er gerne auschließen, da eine jahrelange Baustelle die meist inhabergeführten Geschäfte dort zu sehr belasten würde. Dagegen würde er gerne auch die entlegeneren Stadtteile wie etwa Schilksee mit erfassen. Zu einem attraktiven ÖPNV gehören für ihn definitiv auch mehr Fähren über die Förde. Dazu müssten auch Anleger ausgebaut werden. Letztlich würde er sich für Park & Ride Parkplätze im Umland einsetzen. Hier könnten Leute, die von außerhalb nach Kiel fahren, ihr Auto abstellen und mit Bus oder Stadtbahn weiter fahren.

Schulbau neu organisieren

Zahlreiche Kieler Schulgebäude müssen saniert werden, weil sie schimmeln oder andere bauliche Mängel im Laufe der Jahre entwickelt haben. Hier befürwortet Ellendt eine Ausgliederung als Sondervermögen. Dabei geht das gesamte Schulgebäude-Vermögen in diese Gesellschaft ein. Das hat vergaberechtliche Vorteile, weil das Sondervermögen nicht die strengen Regeln der Stadt befolgen muss. Lohndumping soll zwar dennoch vermieden werden, aber durch die Beauftragung von externen Planungsbüros erhofft sich Ellendt mehr Flexibilität, Effizienz und geringere Kosten. Auf diese Weise möchte er bei den anstehenden Schulsanierungen und auch bei Neubauten Tempo machen.

Sprachscreening für Kinder

Er findet den Vorschlag von Bildungsministerin(SH) Karin Prien sehr gut. Wenn Kinder im Alter von 4 1/2 auf ihre Deutschkenntnisse getestet werden, könnten sie im Anschluss besser gefördert werden. In diesem Zusammenhang befürwortet Ellendt die Schaffung von mehr Kitas in Gaarden. Ansonsten stellt er sich eine freiwillige Förderung in kleinen Gruppen vor. Da die bestehenden Kitagruppen in Gaarden teilweise zu 100 Prozent aus Kindern mit Migrationshintergrund bestehen, machte ich den Vorschlag, Kinder vom Ostufer in Westufer-Kitas zu fahren. Ellendt sagte, es gäbe kein Patentrezept, da würde nur Ausprobieren helfen. Und es wird Geld kosten. Aber am Ende soll jedes Kind bei der Einschulung ausreichend Deutsch können.

Wohnungsbau

Als wichtigste soziale Maßnahme nannte Ellendt den Wohnungsbau. Er würde sich einsetzen für mehr geförderten Wohnungsbau und auch für mehr Wohnungen für Familien und für Menschen mit mittleren Einkommen. Neben der beschlossenen Kieler Wohnungsbaugesellschaft findet er auch genossenschaftliches Bauen gut. Ob Nachverdichtung oder Aufstockung, es soll gebaut werden. Es würden zur Zeit etwa 10.000 Sozialwohnungen fehlen.

Kieler Reizthemen

Katzhheide und das Möbelmarktzentrum auf dem Prüner Schlag sind zwei Themen, die in Kiel für viel Wallung gesorgt haben. Andreas Ellendt bezog zu beiden Themen Stellung:

  • Katzheide: Ellendt findet die Verkleinerung richtig, um den Park ganzjährig zu nutzen.
  • “Möbel Kraft”: Ellendt möchte den Prüner Schlag bei der nächsten vertraglichen Möglichkeit zurückkaufen.

Andreas Ellendt ist jetzt im Wahlkampf. Mehr Infos und seine öffentlichen Termine: www.andreas-ellendt.de

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OB-Wahl: Kandidaten-Karussell

Vier Monate vor der Kieler Oberbürgermeisterwahl am 27. Oktober ringen die Parteien um die Aufstellung von Kandidaten. Die Grünen entschieden sich am Wochenende definitiv dafür, den amtierenden Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer (SPD) zu unterstützen, wie es die Findungskommission schon vorher empfohlen hatte. Dr. Philipp Schmagold wurde nicht aufgestellt. Die CDU nominierte den Gymnasiallehrer Dr. Andreas Ellendt zum Kandidaten. Überraschend stellte die Linke einen eigenen Kandidaten auf, der noch bestätigt werden muss: Björn Thoroe.

Jahreshauptversammlung der Grünen diskutiert die OB-Wahl

Auf der Jahreshauptversammlung der Grünen am vergangenen Wochenende unterblieben alle sonstigen Antragsdiskussionen, weil sich die Versammlung ausschließlich mit der Frage des Kandidaten beschäftigte. Am Ende bekam der Kandidat der SPD Ulf Kämpfer die meiste Zustimmung mit 68 von 112 Stimmen. Der Grüne Umweltexperte Dr. Philipp Schmagold bemühte sich um eine Nominierung, bekam aber nicht genug Stimmen. Man sah bei ihm keine ausreichende politische Erfahrung für eine erfolgreiche Kandidatur. Im Gespräch war auch eine Kandidatur von Arne Stenger, die aber nicht zur Abstimmung kam. Arne Stenger kritisierte vor allem die Waffenauslieferungen, die von Kiel aus gehen.

CDU nominiert Andreas Ellendt

Die CDU nominierte erwartungsgemäß Dr. Andreas Ellendt. Er ist Lehrer für Chemie und Physik an der Kieler Gelehrtenschule. Er ist außerdem ausgebildeter Waldorfschullehrer. Seine Themenschwerpunkte sind Umwelt und Bildung.

Überraschende Kandidatur bei der Linken

Björn Thoroe (Linke) bezeichnet sich selbst als “unbefristet angestellter Teilzeitberufsrevolutionär”, konkret ist er ein Geschäftsführer des Landesverbandes von Die Linke und studiert gleichzeitig Geschichte mit Soziologie und VWL im Nebenfach. Außerdem sitzt er für seine Partei im Kieler Innen- und Umweltausschuss. Die Sache mit dem Teilzeitberufsrevolutionär hat aber auch noch einen anderen Hintergrund: man trifft ihn auf sehr vielen Demonstrationen – häufig sogar als Redner. In einem Gespräch mit den Kieler Nachrichten nannte er soziale Wohnungspolitik, eine konsequente Klimapolitik, Sanktionsfreiheit für Hartz-IV-Empfänger und den Kita-Bau in sozial benachteiligten Stadtteilen als seine vorrangigen Themen, sollte er Oberbürgermeister werden.

Insgesamt stehen somit folgende Kandidaten zur Wahl:

  • Dr. Ulf Kämpfer für die SPD. Er hat die Unterstützung von Grünen und SSW
  • Dr. Andreas Ellendt für die CDU
  • Björn Thoroe für Die Linke; seine Bestätigung gilt als wahrscheinlich.
  • Florian Wrobel für die Satire-”Partei”

Die FDP hat sich noch nicht entschieden, in welcher Weise sie sich in den OB-Wahlkampf einbringen wird.

So kommt etwas Spannung in den Wahlkampf. Und für die Demokratie ist es gut, wenn mehrere Optionen zur Auswahl stehen.

(Das Foto zeigt einen Vorort von Kiel.)

Bislang drei Kandidaten zur OB-Wahl

Am 27. Oktober 2019 wählen die Kieler*innen einen neuen Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin. Wird es wieder der amtierende OB Dr. Ulf Kämpfer? Seit Mai hat auch die CDU einen Kandidaten: Dr. Andreas Ellendt. Er muss noch vom Kreisparteitag bestätigt werden. Nachdem die Kieler Grünen mit 37 % so überragend gut in der Europawahl abgeschnitten haben, erwarten viele, dass sie auch ein*e Kandidat*in ins Rennen schicken. Die Satire-Partei „Die Partei“ hat Florian Wrobel nominiert.

Grüne Kandidatur bei OB-Wahl?

Bei der letzten OB-Wahl 2014 unterstützten die Grünen Ulf Kämpfer von der SPD. So wollten sie eigentlich bei der anstehenden Wahl wieder vorgehen. Nun haben 37 % der Kieler*innen bei der Europawahl am 26. Mai den Grünen ihre Stimme gegeben. Das sind mehr als doppelt so viel, als CDU (16,8 ) und SPD (16,4) zusammen erhielten. Deshalb ist die Erwartung jetzt berechtigt, dass die Grünen auch mit eigener Kandidatur in die OB-Wahl gehen. Im Gespräch war schon einmal die Kieler Grüne Luise Amtsberg, Mitglied des Bundestags. Zwar hat die Findungskommission gestern empfohlen, Ulf Kämpfer zu unterstützen. Die Spannung wird bleiben bis zur Jahreshauptversammlung der Kieler Grünen am 15. Juni.

Dr. Andreas Ellendt für die CDU

Der Vater von vier Kindern ist Lehrer für Physik und Chemie an der Kieler Gelehrtenschule. Davor unterrichtete er auch eine zeitlang in einer Waldorfschule. In einem Gespräch mit den Kieler Nachrichten nannte er die Schulpolitik und die Umwelt als seine Schwerpunkte. Er lebt mit seiner zweiten Frau in Suchsdorf. Politische Erfahrung sammelte er in seiner Funktion als Vorsitzender der christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) in Kiel und als Vorsitzender des Ortsverbands Mettenhof/ Hasseldieksdamm.

Dr. Ulf Kämpfer möchte noch mal OB werden

Der amtierende Oberbürgermeister Ulf Kämpfer bewirbt sich für eine zweite Amtszeit. Seine erste Amtsperiode wird bestimmt mit einer regen Bautätigkeit in Verbindung gebracht werden. Als er 2014 das erste Mal zum Oberbürgermeister gewählt wurde, war die Bevölkerung Kiels seit dem Jahr 2000 von Jahr zu Jahr gewachsen. Die gefühlte Wohnungsnot war eine Herausforderung. Mittlerweile stagniert das Bevölkerungswachstum seit zwei Jahren und sank zuletzt sogar leicht. Die Bauprojekte sind aber angeschoben und entweder die Bevölkerung wächst wieder oder der Wohnungsmarkt entspannt sich. Schlossquartier (fertiggestellt), Neumeimersdorf (1,600 Wohneinheiten!) , Hörn, Postareal Gaarden, MFG-5 Gelände – ganz neue Quartiere entstehen. Einige dieser Bauprojekte waren schon in der Pipeline, andere stehen erst am Anfang der Planung. Auf jeden Fall verändert sich Kiel stark. Andere Themen der letzten Jahre waren die Digitalisierung, die Umwelt, der Klimaschutz, die Innenstadt, die Integration der Geflüchteten. Der Verwaltungsjurist Kämpfer hat den Ehrgeiz, diese Themen weiter zu entwickeln und stellt sich der Wahl.

Die Satirepartie „Die Partei“ möchte „Den Bürgermeister“ stellen

Florian Wrobel ist als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl bereits gesetzt.

Schicksalstag 15. Juni

Etliche Weichen werden am 15. Juni gestellt:

  • Die Kieler Grünen beraten auf ihrer Jahreshauptversammlung über eine Kandidatur fürs Amt des OB.
  • Die CDU wird wahrscheinlich den Kandidaten Dr. Andreas Ellendt auf ihrem Kreisparteitag bestätigen
  • Die Linke entscheidet auf ihrer Mitgliederversammlung , in welcher Form sie sich in die Oberbürgermeisterwahl einbringen will.

Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass noch andere Personen kandidieren. Auch eine aussichtslose Kandidatur kann durchaus Sinn machen, weil es eine Möglichkeit ist, Themen in die öffentliche Diskussion zu bringen. Für die Demokratie ist es auf jeden Fall gut, wenn es Wahlmöglichkeiten gibt.