Archiv der Kategorie: Themen

Alte Mu stellt Bauvoranfrage

2013 begannen die ersten Aktiven, das Gelände der früheren Muthesius Kunsthochschule zu bespielen. Das Gelände war damals sehr zugewachsen. Heute ziert Permakultur die Grünanlagen. Die Kunsthochschule ist ausgezogen, die neuen Kreativen haben die Gebäude mit neuem Leben gefüllt. Der Verein „Alte Mu Impuls-Werk e.V.“ arbeitet schon lange auf das Ziel hin, die 2,1 Hektar große Liegenschaft am Lorentzendamm zu erwerben und umzubauen. Nun stellte der Verein an die Stadt Kiel eine Bauvoranfrage. Ein positiver Bescheid auf die Bauvoranfrage ist wichtig für den Verein, weil es die Voraussetzung für die Kreditfinanzierung ist. Die Verwaltung und das Land Schleswig-Holstein als Eigentümerin der Liegenschaft stehen dem Projekt grundsätzlich wohlwollend gegenüber. Deshalb – so erläuterte es Herr Schmuck vom Stadtplanungsamt im Ortsbeirat Mitte – würde anstatt eines Bebauungsplans eine Zielvereinbarung angestrebt werden. Das Land nimmt dann die vereinbarten Ziele in den Erbbauvertrag auf. Das ist ein einfacheres Verfahren.

Fünftausend zusätzliche Quadratmeter bauen

Der Plan ist, 5.448 Quadratmeter zusätzlich zu bauen, was die Fläche in etwa verdoppelt. “Wir wollen die Bestandssubstanz belassen und aufstocken”, so Lorenz Wittkugel von „gradweise Architektur Atelier“. Bei geschätzten drei Millionen Euro Baukosten beträgt die Sanierung der Bestandsgebäude 12 Prozent. Alle Gebäude außer einem Teil der südlichen Ateliers werden aufgestockt. Die Ateliers erhalten Dachgärten. Das würde einen attraktiven Übergang zum Park bilden.

Wie würde die Alte Mu nach den Baumaßnahmen aussehen?

Zur Zeit wohnt niemand in der Alten Mu. Nach Realisierung der Um- und Neubauten wären über die Hälfte der Fläche Wohnungen.

  • Der “Turm” bekommt drei zusätzliche Geschosse. Hier sind weitgehend Mikrowohnungen von 20 Quadratmeter geplant, jeweils mit eigenem Bad und Gemeinschaftsküche auf der Etage. 100 Studierende würden hier wohnen.
  • Der Nordteil wird ebenfalls aufgestockt. Mit 60 Bewohnern wird hier das Experiment des Cluster-Wohnens geprobt, also eine Mischung aus Privat- und Gemeinschaftsräumen.
  • Im Kopfteil ist Platz für temporäres Wohnen für vierzig Personen.

Insgesamt wird Wohnraum für 200 Personen geschaffen, zusätzlich zu den Büros und Werkstätten, die jetzt die Alte Mu ausmachen. Ein Makerspace , also eine offene Werkstatt , schafft Synergien und spart Kosten für die Künstler*innen und Fabrikant*innen.

Diskussion zum Thema Autostellplätze

Wenn 200 Menschen in einigen Jahren in der Alten Mu wohnen, was bedeutet das an zusätzlichen Autos? Diese berechtigte Frage wurde im Ortsbeirat Mitte gestellt. Auch wenn viele Studierende kein Auto haben, verbieten kann man es ihnen nicht . Außerdem gibt es da Vorgaben für Stellplätze , die ein Bauvorhaben vorhalten muss. Der Kieler Stellplatzschlüssel sieht 0,7 Stellplätze pro Wohneinheit vor; wenn es sich um geförderten Wohnraum handelt, verringert sich die Zahl auf 0,3; für Studierende gilt die Richtzahl 0,25. Durch moderne Mobilitätskonzepte wie etwa ein Carsharing-Stellplatz kann diese Vorgabe noch heruntergehandelt werden. Felix Wenning von der Alten Mu sagte dem Ortsbeirat Mitte, sie würden alles berücksichtigen, was rechtlich notwendig sei, aber sie wären grundsätzlich für Carsharing, Bikesharing und für möglichst wenig Parkplätze.

Ökologische Bauweise

Die Neubauten sollen aus Ökobaustoffen nach dem Cradle to Cradle Prinzip gebaut werden. Michael Päpke vom „Planungsbüro für urbane Transformation“ bedauerte, dass manche ökologisch sinnvollen Vorgehensweisen leider nach vorgeschriebenen Standards nicht zugelassen seien. Auf jeden Fall soll soviel wie möglich mit Holz gebaut werden. Die Alte Mu möchte zeigen, wie man anders bauen kann.

Wenn Planung und Finanzierung klappen, kann in zwei oder drei Jahren mit dem Bau begonnen werden. Mit der Bauvoranfrage ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan.

Kiel/Rendsburg: 15-jährige aus Kiel vermisst

Nachtrag vom 18. 10.: Die seit Sonntagnacht vermisste 15-Jährige aus Kiel ist gestern Nachmittag wieder wohlbehalten bei ihrer Familie aufgetaucht

Polizeiliche Mitteilung: Seit Sonntagnacht, 00:00 Uhr, wird die 15-Jährige Walaa A. aus Kiel vermisst. Da die bisherigen polizeilichen Maßnahmen zu keinem Erfolg geführt haben, bitten wir nun die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Suche.

Das Mädchen ist ca. 160 cm groß, hat eine schlanke Statur und langes, dunkles, gewelltes Haar. Sie ist vermutlich mit einer grauen Winterjacke bekleidet.

Die 15-Jährige hält sich häufig im Kieler Stadtzentrum, insbesondere am Bahnhof, auf. Vor ihrem Verschwinden wurde sie allerdings auch öfters im Raum Rendsburg gesehen.

Wer das Mädchen gesehen hat oder Hinweise auf ihren Aufenthaltsort geben kann, wird gebeten, sich mit der Kriminalpolizei in Kiel unter der Telefonnummer 0431-1603333 in Verbindung zu setzen oder den Polizeiruf 110 zu wählen.

Statement der Antifa Jugend Kiel zum Klimacamp

Die Antifa Jugend Kiel (AJK) sandte mir dieses Statement als Antwort auf die Pressemitteilung von Fridays for Future (FfF). Ich veröffentliche es gekürzt, weil es sehr lang und zum Teil nicht direkt auf den Vorfall im Klimacamp eingeht. In einer persönlichen Mitteilung bestätigte eine Frau aus der Antifa Jugend, dass ihre Gruppe maßgeblich an der Organisation der Solidaritäts-Demo beteiligt war, sich dabei aber eng mit einzelnen Personen von FfF absprach.

Statement (gekürzt)

[…..] Die Klimagerechtigkeitsbewegung ist eine wahnsinnig diverse, bunte, weltweite Gemeinschaft. Fridays For Future, Ende Gelände, Free The Soil, Smash Cruiseshit, indigene Kämpfe wie die von Autumn Peltier, vom Hambi bis nach Rojava. Auch wir stehen dafür ein, sind persönlich seit langem ein Teil davon. Wir alle träumen von einer menschenwürdigen Zukunft, von einem guten und schönen Leben –für Alle! Den Planeten und alles Leben darauf nicht zugrunde zurichten ist dabei unverzichtbar, das wissen Alle. Im Gedenken der Vergangenheit Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen eint unsund ist unsere antifaschistische Tradition.Auf die Klimagerechtigkeitsbewegung, auf diese Gemeinschaft wurdehierin Kiel ein feiger Anschlag verübt, den wir, obwohl keine Personen zu Schaden kamen so ernst nehmen müssen, wie er gemeint ist. In der Nacht Dienstag auf Mittwoch und auch an weiteren Tagenund in weiteren Nächten kam es zu verschiedenen Angriffen auf das Fridays For Future Klimacamp. Noch ist nicht bewiesen wer es war, warum, und was sonst noch zu beweisen sein soll. Ein Transparent hat gebrannt, unter anderem, und die Erfahrung lehrt, dasssolche Angriffe nur der Anfang sind. Wir müssen von einem Brandanschlag sprechen, einem Anschlag auf einen Ort, wo progressive, linke Politik stattfinden soll, wo darüber gesprochen wird, wie ein gutes und schönes Leben auch besonders für zukünftige Generationen zu verwirklichen ist, wie der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu bewerkstelligen ist, wo miteinander diskutiert, voneinander gelernt, gemeinsam gegessen und getrunken wird.Wer auch immer und aus welchen Gründen auch immer das angreifenwollte, diese Personen waren damit nicht einverstanden. Nicht einverstanden mit Tierrechten und Umweltschutz, nicht einverstanden mit Freiheitsliebe und Solidarität, diese Personen waren nicht einverstanden mit Antikapitalismus, Antirassismus, Antisexismus, Antifaschismus, den grundlegendenund notwendigenBausteinen der Klimagerechtigkeit. Aufgrund der Vorfälle dieser Nacht von rechten, reaktionären Angriffen zu sprechen braucht keine polizeilichen Beweise, keine Geständnisse und auch keine fünf Plena. Es ist ein Anschlag, der uns alle meint. Uns alle, die wir für Klimagerechtigkeit und gegen den Raubbau am Planeten und gegen die Ausbeutung von Menschen und Tieren auf die Straße gehen. [……..]Wir können nicht erwarten, den Planeten zu rettenund die Welt zu verändern nur mit Spaziergängen, Singen, Händchen halten und einer trägen Blindheit gegenüber der sich formierenden faschistoiden Gefahr. Wir können nicht erwarten die Menschheit und alle anderen Lebewesen der Erde zu befreien und die ganze sich selbst-reproduzierende Struktur des Kapitalismus, die ganze strukturelle, zerstörerische, ausbeuterische Gewalt der Gesellschaft, der wir und der ganze Planet ausgesetzt sind lassen es einfach geschehen. Das muss uns bewusst sein, damit müssen wir einen Umgang finden–durch Solidarität, durch Organisierung, durchSelbstschutz.

Einen ersten Schritt haben wir gleich am Mittwochabendmit einer gemeinsamen Spontigemacht. Es möge uns unserenergischerund kämpferischerStil verziehenwerden, unsere Aufgebrachtheit und unser Zorn.Auf einen Anschlag mit Weg-Ducken, Zaudern, Angst zu reagieren ist der falsche Weg, erst rechtweiter zu kämpfen für eine richtige und gerechte Sache muss die Antwort sein. Wir als Antifaschistische Jugend Kiel und viele weitere antifaschistische Zusammenschlüsse und Einzelpersonen, viele weitere linke Kräfte haben gezeigt, trotz inhaltlicher und methodischer Differenzen in solchen Momenten und im gemeinsamen Kampf um Klimagerechtigkeit und eine menschenwürdige Zukunft unverbrüchlich zusammenzustehen. Wir sind verwundert und enttäuscht, wie wir öffentlichkeitswirksam verleumdet wurden und werden, unsere Solidarität und unsere Beteiligung unerwünscht und negiertund unsere Mitarbeitin Zukunft erschwert werden soll.Aussage gegen Aussage, Kampagne gegen Kampagne, Schlammschlachten und Beleidigt-Spielen sind nicht der Stil unseres Umgangs mit den Anfeindungen, die wir leider in den letzten Tagen erleben müssen. Wir werden somit die Falschdarstellungen, Vorwürfe, Beleidigungen nicht weiter kommentieren. Gesetzt den Fall, die Ortsgruppe Kiel findet intern wieder zu sich und wünscht einen Dialog auf Augenhöhe, um die Geschehnisse der letzten Woche gemeinsam aufzuarbeiten, wollen wir uns dem aber keinesfalls verwehren –die Vertrauensbasis ist im Moment aber verloren und wir wollen, werden und können uns nicht anbiedern im Versuch, diese einseitig wieder herzustellen. Wir sind dankbar für die breite Welle von Positionierungen und Solidarisierungen, die herzliche und entschlossene Art, wie wir unterstützt werden ist keinesfalls selbstverständlich.Besonders möchten wir dabei die OG Steinfurt/ Mielkendorf hervorheben, welche immer schon besonders fancy war und nun auch Sammlungsbecken für Vertriebene der OG Kiel wurde und mit welcher wir in enger Zusammenarbeit und Kooperation in Zukunft aktiv sein wollen. Die OG Steinfurt/ Mielkendorf steht ihrerseits unter großem Druck und wird von vielen Seiten delegitimiert und angegriffen, wir möchten hier an dieser Stelle zu Solidarität mit ihnen aufrufen!Abschließend können wir die Ortsgruppe Kiel und die ganze Bewegung nur auffordern, sich aus gegebenen Anlässen mit ihren Privilegien auseinanderzusetzen, mit ihren Cis-, Hetero-, männlichen, weißen, Bildungs-und Wohlstands-Privilegienund so vielen mehr, die nicht wahrhaben zu wollen oder bewusst auszuspielenwir Alle Gefahr laufen

A21-Anbindung Thema im Bauausschuss

Bekanntlich plant der Bund, die A21 bis zum Barkauer Kreuz zu bauen, und zusätzlich eine Südspange genannte Straße an das Ostufer zu bauen. Die Linke hatte einen Antrag in die letzte Ratsversammlung eingebracht, in dem sie Kiel auffordert, sich stärker in die Planung dieser A21-Anbindung einzubringen. Der Wunsch der Linken ist es, Natur und Umwelt zu schützen und den Verkehr zu verringern. “Vor dem Hintergrund des durch die Ratsversammlung anerkannten Klimanotstands (Drucksache 0443/2019) und des strategischen Ziels der “Klimaschutzstadt” wird der Oberbürgermeister gebeten, dem Innen-und Umweltausschuss, dem Bauausschuss und der Ratsversammlung zeitnah, Vorschläge zu unterbreiten, wie es gelingen kann, im Zuge des Ausbaus der B404 zur A21, die Auswirkungen auf Umwelt und Natur im Kieler Stadtgebiet möglichst gering zu halten und die Verkehrsströme so zu steuern, dass das Aufkommen motorisierten Individualverkehrs im innerstädtischen Bereich so weit wie möglich minimiert wird.” Hier der ganze Antrag: „Ausbau der B404 vor dem Hintergrund des Klimanotstands gestalten“.

Bevor ich zur Diskussion im Bauausschuss komme, eine kurze Beschreibung, was die Probleme mit der geplanten Anbindung sind. Es würde nördlich der Bahnbrücke am Knotenpunkt Karlsburg ein Autobahnkreuz entstehen, das in das Vieburger Gehölz hineinragt. Dieses Gehölz ist so eine Art norddeutscher Urwald, insofern als hier schon seit Menschengedenken Wald war. Dieses Gehölz ist deshalb besonders wertvoll für Fauna und Flora.

Noch schlimmer trifft es die 300 Kleingärten, die auf der geplanten Trasse der Südspange liegen. Sie würden zerstört werden. Hier hat sich – auch wegen Leerständen – ein besonders artenreiches Biotop entwickelt, mit Kreuzottern, Ringelnattern, Zauneidechsen und anderen gefährdeten Arten. Die Nähe zum Vieburger Gehölz und zum Meimersdorfer Moor tragen zum Wert dieses Gebiets bei, weil zusammenhängende Gebiete ein größeres vernetztes Ökosystem bedeuten. Gleichzeitig – und das verdeutlicht den vollen Irrsinn dieses Projekts – wird die vom Bund geplante Anbindung der A21 zu einer Zunahme des Verkehrs um 25 Prozent auf dem Theodor-Heuss-Ring westlich des Barkauer Kreuzes führen. Also das Gegenteil einer Entlastung. Gerade dieser Abschnitt des Theodor-Heuss-Rings ist stark mit Stickoxiden belastet. Wenn noch 25 Prozent mehr Verkehr dazu kommt, ist eine Sperrung wahrscheinlich unausweichlich. Aber nun zur Diskussion im Bauausschuss:

Klimaschutz und A21-Anbindung

Detlef Bautz-Emmerich (Linke) bezog sich auf den Klimanotstand: “Wir können die B404 nicht einfach weiter ausbauen, wie wenn nichts passiert wäre.” Niclas Köser („Die Fraktion“) führte diesen Gedanken weiter aus und fragte, ob Infrastrukturausbau überhaupt noch Sinn mache. “Straßenbau ist schlecht für die Klimabilanz“, sagte er.

CDU für die Anbindung

In der Person von Rainer Kreutz positionierte sich die CDU eindeutig für die vom Bund geplante Variante der Anbindung. Rainer Kreutz sagte. “Wir brauchen die Anbindung. Ohne sie bildet sich ein Flaschenhals und Stau.” (Leider wies an dieser Stelle niemand darauf hin, dass die Autobahn auch mehr Verkehr bringt und ein Flaschenhals eventuell die einzige Möglichkeit ist, diese Verkehrszunahme zu verhindern. )

Gründe für die Zurückstellung des Antrags

Der Antrag wurde zurückgestellt aus einem Grund, den ich nicht ganz nachvollziehen konnte. André Wilkens (SPD) brachte die Frage in die Diskussion, inwieweit die Verwaltung an dieser Sache dran sei, also an den Auswirkungen auf Natur und Verkehrsvolumen. Er hätte gerne eine geschäftliche Mitteilung in dieser Angelegenheit. Daraufhin antwortete Peter Bender vom Tiefbauamt, die Verwaltung wäre überhaupt nicht mit dieser Angelegenheit befasst. Das wäre eine Planung des Bundes, der natürlich alle umweltrechtlichen Grundsätze beachten würde. Aber bei diesem konkreten Ausbauprojekt würde kein Kieler Amt mitmischen. Dennoch wurde der Antrag zurückgestellt bis eine geschäftliche Mitteilung der Verwaltung vorliegt. Was mich etwas wunderte, denn laut Peter Bender befasst sich die Verwaltung nicht damit.

Kann Kiel überhaupt Einfluss nehmen?

Es wurde auch über die Zuständigkeiten diskutiert. Dass der Bund dieses Projekt plant, wurde mehrfach klar gestellt. Aber kann Kiel Einfluss nehmen? Detlef Bautz-Emmerich meinte ja, denn der Bund wäre froh über jeden Pfennig, den er nicht in ein Projekt stecken müsse. Niclas Köser meinte, es würde viele Möglichkeiten geben, auf den Bund Einfluss zu nehmen. André Wilkens, der die Zurückstellung beantragt hatte, war etwas nachdenklich. Er sagt: “Wir werden es nicht mehr aufhalten können, aber was diese Anbindung für Kiel bedeutet, das sollten wir uns in Ruhe ansehen”.

In Bezug auf die geplante Anbindung der A21 schwanken die Fraktionen also zwischen Zustimmung (CDU), Fatalismus (SPD) und Gegenwehr (Linke). Der einzige Grüne, der in dieser Angelegenheit sprach, war Arne Langniß, der leider ins Mikrofron flüsterte, sodass ich seine Redebeiträge nicht verstehen konnte.

Dieser Artikel beschreibt die Variantenprüfung durch eine Machbarkeitsstudie: https://kielaktuell.com/2019/09/20/bis-wohin-wird-die-a21-gefuehrt/

Nachtrag vom 1.10. : In Folge dieses Artikels erhielt ich eine Email von Arne Langniß, Grüner Ratsherr, mit einem klaren Statement gegen die Südspange. Die Email steht unten im Kommentar.

Kieler Fridays for Future distanzieren sich von Antifa

Pressemitteilung: Distanzierung von der Kieler Antifa und Antifajugend

FridaysForFuturezeichnet sich durch Überparteilichkeit aus. Unser Anliegen ist ausschließlich konsequenter Klimaschutz. Wir begrüßen, dass Menschen mit verschiedenen politischen Ansichten Teil unserer Demonstrationen sind.In den letzten Tagen kam es vermehrt zu Vorfällen, die nicht den Grundsätzen von FridaysForFuture entsprechen. Eine Solidarisierung der Kieler Antifa, die sich gegen die vorausgegangenen Angriffe auf das Klimacamp richtete, wurde als Plattform genutzt, um die eigene politische Agenda kundzutun.UnsereDemonstration am Mittwoch gegen die Angriffe auf unserer Klimacamp wurde durch laute Sprechchöre der Antifa/Antifajugend Kiel übertönt. Daraufhin mussten wir die Demonstration leider abbrechen. Desweiteren wurden nach Abbruch der Demonstration einzelne Mitglieder FridaysForFutures beleidigt und bedroht. Ereignisse wiederholten sich bei der Freitagsdemonstration am 27.09.Wir distanzieren uns von der Kieler Antifa/Antifajugend und von weiteren Kooperationen mit der Kieler Antifa/Antifajugend. Die Antifa brach mehrfach Absprachen und zeigte sich uns gegenüber nicht solidarisch, sondern dominant. Andere Gruppen kontaktierten uns und unterstützten uns ohne eigene politische Agenda. Unser Dank richtet sich an dieser Stelle besonders an die People4Future, die Seebrücke und an alle Menschen, die unseren Aufruf geteilt und geholfen haben.Wir haben aus den Geschehnissen der vergangenen Tage gelernt und werden eine Wiederholung der Ereignisse mit allen Mitteln unterbinden. Jeder soll sich auf unseren Demonstrationen wohlfühlen. Wir wollen einen sicheren Raum schaffen, der es weiterhin allen Menschen ermöglicht, parteiunabhängig und ohne aufgezwungene politische Positionierung für Klimaschutz zu demonstrieren. Dabei sprechen wir uns klar für unsere freiheitlichen, demokratischen und rechtstaatlichen Grundwerte aus.“Auf der Demonstration gegen die Angriffe auf das FridaysForFuture Klimacamp wurde der Begriff Solidarität von der Antifa Kiel ad absurdum geführt“, sagte Pauline Engfer, eine Besucherin der Demonstration.“Wir bleiben weiterhin bunt, vielfältig und überparteilich.“, sagte Lina Kaltenberg, Mitorganisatorin bei FridaysForFuture.

Annikas Rede auf der Klimademo am 20.9.

Annika vom Projekt Prüner Schlag hielt auf der großen Klimademo am 20.9. die einzige Rede zu einem Kieler Thema. Ähnliche Geschichten gibt es wahrscheinlich auch in anderen Städten. Hier zeigt sich das große Problem im Kleinen. Hier ist die Rede:

Liebe Kielerinnen und Kieler!

Spätestens seit brennende Regenwälder in den Medien omnipräsent sind, hat wohl auch der letzte Mensch verstanden, dass Bäume wichtig sind für den Klimaschutz!
Sie binden nicht nur CO­₂ aus der Luft, sondern produzieren auch den Sauerstoff, den wir alle zum Atmen brauchen. Bäume sind Lebensraum und Schutz für zahlreiche Tierarten wie Insekten, Vögel und Fledermäuse.

Nun stehen hierzulande viele da und erheben den Zeigefinger gegen brasilianische Politiker. Das ist auch sicher nicht verkehrt, aber was passiert derweil im eigenen Land, in unserer Stadt Kiel?
Da müssen über 300 Kleingärten und andere Grünflächen weichen für dubiose Baumaßnahmen, die immer wieder umgeplant werden, bis der einfache, kleine Bürger keinen Überblick mehr hat, ob da noch etwas passiert, und wenn ja, was. Nun gibt es Pläne, für eben diese Baumaßnahmen, von denen niemand wirklich sicher zu sein scheint, dass sie auch stattfinden werden, etwa 60 Bäume, größtenteils Buchen, am Westring zu fällen.

Dort soll eine Zufahrt entstehen, mit freiem Blick auf das zukünftige Verkaufsgebäude.


Wir jammern brasilianischen Bäumen hinterher und fällen dafür Bäume direkt vor unserer Haustür. Irgendwie paradox, oder?

Ja, haben wir in Kiel nun den Klimanotstand ausgerufen oder tun wir nur so als ob?

Der Klimawandel ist real und wird uns alle treffen, ja, trifft uns teilweise bereits jetzt! Man denke nur daran, wie trocken die letzten beiden Sommer waren, wie heiß das letzte Jahr und wie die Stürme zunehmen.

Bäume sind ein prima Mittel um den Wind zu brechen. Durch die Verdunstung über die zahlreichen Blätter befeuchten sie die Luft und bessern gerade an heißen Sommertagen für alle Stadtbewohner das Kleinklima. Eine Buche kann in 80 Lebensjahren etwa eine Tonne CO­₂ binden. Oder anders gerechnet: 80 Buchen schaffen das in einem Jahr. Etwa 60 sollen nun gefällt werden, das entspräche rein rechnerisch 750 kg CO­₂. Es geht hier um ausgewachsene, stattliche Buchen. Neupflanzungen werden viele Jahrzehnte brauchen, bis sie diese Größe erreichen, Zeit, die wir nicht mehr haben.

Zeitgleich kommen jedes Jahr mehr Kreuzfahrtschiffe und mit ihnen jede Menge Emissionen.

Kiel braucht seinen Grüngürtel! Jetzt mehr denn je!

Aus dem Prüner Schlag, der nun seit Jahren brach liegt, könnte man wunderbar eine Oase für uns alle machen. Als Prüner Park mit Bäumen, Büschen, Beeten und all den Tieren, die dadurch unterstützt werden würden, könnte man der Stadt die Natur zurückgeben, die sie braucht.

Aber unsere Politiker lassen lieber bauen. Nur eben nicht die Wohnungen, die wir wirklich bräuchten, an Orten, wo es sinnvoll wäre, sondern Geschäfte, die wir nicht brauchen, an Orten wo sie schaden.

Es ist ja auch viel einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen. „Da ist es ja viel schlimmer als bei uns. Der Regenwald macht ja viel mehr aus.“
Ja, sicher geht da mehr Fläche verloren als am Westring.  Aber wenn wir nicht bald aufhören, die Schuld bei den anderen zu suchen und selbst nichts zu tun, wird sich auch nichts ändern. Jeder muss das tun, was er eben tun kann, jeder Baum zählt.

Daher unser Aufruf:
Lasst die Bäume stehen! Überdenkt das Bauvorhaben noch einmal!

Es gibt hier in diversen Industriegebieten Leerstand, warum wird nicht zuerst der genutzt? Warum muss neue Fläche versiegelt werden? Als Ausgleich werden dann irgendwo im Kieler Umland Bäume gepflanzt, wo es eh schon grün ist. Aber auch Wiesen sind Ökosysteme, die wichtig sind, auch da gibt es Tiere und Pflanzen, die genau diese Bedingungen brauchen. Pflanzt man dort Bäume, zerstört man etwas. Man wandelt dann das eine Ökosystem in ein anderes um. Man schafft aber kein neues.

Echter Ausgleich wäre, eine bereits versiegelte Fläche wieder aufzubrechen, leer stehende Gebäude abzureißen und die Fläche der Natur zurückzugeben. Aber wo passiert das schon?

Ich habe gehört, die Stadt Kiel möchte zum 3.10. ganze 40.000 Bäume pflanzen. Da fragt man sich, wo im Stadtgebiet noch Platz dafür ist. Die Fläche des Prüner Schlags bietet sich hier doch wunderbar an, warum nicht diese nehmen?

Es ist so einfach, die Bäume am Westring stehenzulassen. Dabei entstehen keine Personalkosten, keine Arbeitszeit. Tatsächlich ist hier „Nichtstun“ einmal das richtige!

Einfach nichts tun, dann produzieren diese alten Bäume noch lange Sauerstoff für uns, und binden CO­₂ aus der Luft. Dann können sie unsere Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel sein.

Danke.

Bericht von der Klimademo am 20. September

Das war wahrscheinlich die größte Demo, die Kiel seit hundert Jahren (Matrosenaufstand!) erlebt hat. Laut Polizeischätzung knapp 15,000 Menschen schlossen sich dem Aufruf von Fridays for Future zum Klimastreik an. Beginn der Klimademo war der Rathausplatz. Als der Lautsprecherwagen am Bahnhof ankam , sprach ich mit Polizisten vom Kommunikationsteam. Sie sagten, in diesem Moment würden andere erst den Rathausplatz verlassen. Das gibt einen anschlaulichen Eindruck der Massen an Menschen, die sich durch Kiel bewegten, vom Rathausplatz über den Bahnhof, dann zum Theodor-Heuss-Ring, über den Schützenwall zum Exerzierplatz. Jung und Alt und viele Kinder nahmen an dieser sehr friedlichen Demonstration teil .

Gespräche mit einigen Leuten auf der Klimademo

Ich fragte einige Leute, was ihr persönlicher Grund war, heute hier zu sein. Die Sorge um das Leben der nachfolgenden Generationen war Thema, auch das Gefühl, dass die Politik mehr machen muss.

  • Ich bin für meine Kinder hier, sagte eine junge Frau mit Baby im Tragetuch.
  • Eine Gruppe von Schülerinnen sagte, sie würden schon klimabewusst leben, aber die Regierung müsste auch viel ändern, etwa weniger Massentierhaltung zulassen.
  • Zwei junge Männer wollten für zukünftige Generationen Präsenz zeigen. Sie würden selber auch auf Dosenbier verzichten und mit Fahrrad oder ÖPNV fahren.

Die Auftaktkundgebung der Klimademo

In der Auftaktrede beklagte Nikolas von Fridays for Future, dass fossile Energieträger subventioniert werden. Erna Lange von der BI Klimanotstand forderte eine Vervierfachung der Windenergie. Annouk von der Naturschutzgruppe Kiel gab einer Politik die Schuld, die auf mehr Wachstum, mehr Konsum und mehr Waffenverkäufe setzt. “Menschen sind nicht die einzigen Wesen auf diesem Planeten”, sagte sie und verwies auf das Leid und Aussterben von Tieren bei fortschreitender Erderwärmung.

Der beliebteste Chant war “Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut”. Vor allem die Kinder hatten Spaß , diesen Satz zu schreien.

Die Plakate

Klimastreik in Kiel

FFF wünschten sich, dass keine Parteiposter oder -banner gezeigt werden, woran sich auch überwiegend gehalten wurde. Einige kleine sehr linke Parteien konnten es doch nicht lassen. Die MLPD verteilte sogar eigene Flugblätter. Die meisten Plakate waren aber Marke Eigenbau und viele sehr witzig. Wir rätselten über “Sexify the planet” und freuten uns über zwei Kinder mit ihrem selbstgeschriebenen Plakat in eigenwilliger Rechtschreibung: “Fart nicht soo vil Auto”. Häufiger zu sehen: “ Es gibt keinen Planet B “. Hilfreich auch das Angebot von Geologiestudierenden: “Biete Erdkunde- Nachhilfe für Entscheidungsträger*innen” !

Die Reden

Auf der Zwischenkundgebung sprach Dörte Zorn von der Fukushima Mahnwache Schönberg. Eine Verlängerung der AKWs oder sogar Neubau hielte sie für eine Scheinlösung, denn bei der Erzeugung und Entsorgung würde sehr viel CO2 freigesetzt. Außerdem gibt es die Probleme des hochradioaktiven Mülls und die Gefahr eines Supergaus wie in Tchernobyl oder Fukushima. Sie plädierte für Energieeinsparung und regenerative Energie.

Die Rednerin von TKKG klagte über die Kriminalisierung von Klimaaktivist*innen. So wären die 60 Leute, die im April bei der autofrei Demo den Theodor-Heuss-Ring blockierten zu Bußgeldern von 100 Euro pro Person verklagt worden. Sie sagte, “Ihr müsst den Klimaschutz selber in die Hand nehmen, wenn die Stadt nicht aktiv wird.” Auch hätten die Aktivist*innen, die im Frühjahr ein Kreuzfahrtschiff blockierten, ihre Boote noch nicht zurückerhalten.

Die Kundgebung endete auf dem Exerzierplatz mit weiteren Reden. Der einzige Redebeitrag mit Lokalbezug kam von Annika von der Initiative Projekt Prüner Park. Für die Zuwegung, die der Investor Krieger zum geplanten Möbelhaus Höffner bauen will, sollen 60 stattliche Bäume, meist Buchen, gefällt werden. “ Wir jammern brasilianischen Bäumen hinterher und fällen dafür Bäume direkt vor unserer Haustür. Irgendwie paradox, oder? Ja, haben wir in Kiel nun den Klimanotstand ausgerufen oder tun wir nur so als ob?”

Dr Tobias Bayr von Geomar sagte , die derzeitigen Maßnahmen im Klima- und Artenschutz reichten nicht aus. Bei einer Erwärmung von 3 Prozent oder mehr, wäre ein Kollaps der menschlichen Zivilisation möglich.

Skadi von Extinction Rebellion hielt eine sehr gekonnte Rede. Sie zitierte aus dem Grundgesetz, dass der Staat die Natur und die Tiere schützen soll. “Ich fühle mich nicht geschützt”, sage sie. Der Amazonas brenne und neun Millionen Menschen aus Indonesien müssten umgesiedelt werden. Sie beklagte den Verlust von Ackerböden und Insekten.

Uwe Stahl vom Volksbegehren zum Schutz des Wassers sagte: “Mächtige Ölkonzerne möchten bei uns fracken.” Auch Naturschutzgebiete wären in Gefahr.

Sascha von der Seebrücke Kiel berichtete, dass dieses Jahr durchschnittlich vier Menschen pro Tag im Mittelmeer ertrunken seien. Er forderte, den Klimawandel als Fluchtgrund anzuerkennen.

Luca Brunsch von Winds of Change zeltet unter Windrädern um zu zeigen, dass sie nicht so schlimm sind. Er sagte , nicht nur einige hyperaktive Windkraftgegner sondern auch sehr viele Menschen in der Politik wären gegen Windkraft, obwohl die Anzahl der Windenergie seiner Meinung nach verfünffacht werden müsste.

Das Schlusswort hatte Nelly von Fridays for Future. Sie lobte den Handlungsdruck, den die Bewegung auf die Politik ausübe. Sie sagte , man müsse Wohlstand neu definieren. Wahrer Wohlstand bedeute, die Natur zu schätzen.

Die Stimmung war friedlich. Die Demonstration endete mit einem Konzert und tanzenden Menschen auf dem Exerzierplatz.

Bis wohin wird die A21 geführt?

Zur Zeit wird die B404 zur A21 ausgebaut. Der Teil der B404 , der schon Autobahn geworden ist, endet momentan zwischen Nettelau und Löptin. Außerdem ist ein kleines Teilstück vor Kiel fertiggestellt. Bis Wellsee ist der Verlauf der A21 weitgehend festgelegt. Ab Wellsee plant der Bund die Anbindung, die als Planfall 1 bezeichnet wird (wie weiter unten beschrieben). Parallel zur Planung des Bunds verabschiedete Kiel 2008 einen Verkehrsentwicklungplan (VEP), in dem Planfall 2 favorisiert wird. Formal gesehen liegt die Entscheidung, wie die A21 angebunden wird, jedoch beim Bund. Weder die Ratsversammlung noch der Oberbürgermeister können dies entscheiden. Aber wahrscheinlich würde der Bund keine Anbindung durchdrücken, die von der Lokalpolitik entschieden abgelehnt würde.

2010 erschien eine von Kiel in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie. Sie untersuchte noch zwei weitere Varianten, was zeigt, dass die Variante des Bundes alles andere als alternativlos wäre. Also insgesamt vier Varianten werden im Detail beschrieben und nach bestimmten Kriterien bewertet. Die vier Varianten werden als Null+, Planfall 1 , Planfall 2 und Planfall 3 bezeichnet. Sie werden im Folgenden beschrieben. Ein Gruppe von Umweltschützer*innen macht sich stark für eine fünfte Variante, die noch keinen Namen hat. Ich nenne sie Variante Kronsburg.

Die rot-gestrichelte Linie zeigt den geplanten Verlauf der Anbindung der A21 an Kiel

Planfall Null+

Bei dieser Variante endet die A21 nördlich der Bahnbrücke bei der Anschlussstelle Karlsburg. Diese Variante wird unter Umweltaspekten als die beste der vier offiziellen Varianten bewertet.

Planfall 1

Die A21 wird bis zum Barkauer Kreuz durchgezogen. Zusätzlich wird eine Bundesstraße auf Höhe der Bahnbrücke bis zur B76 – die sogenannte Südspange – gebaut, um den Verkehr an das Ostufer abzuleiten. Diese Südspange würde aber, solange kein Ostring 2 gebaut wird, lediglich das Barkauer Kreuz entlasten. Sie würde ein ökologisch wertvolles Kleingartengebiet zerstören und Nebenstrecken für die angrenzenden Wohngebiete erfordern. Diese Variante plant der Bund . Das ist was passieren wird, wenn sich in Politik und Bevölkerung kein Widerstand bildet.

Planfall 2

Hier verläuft die A21 ab der Anschlussstelle Karlsburg in einem Bogen zur B76. Die Südspange würde also Autobahn. Der Verkehr zum Westufer würde ab Karlsburg so verlaufen wie jetzt. Ab diesem Punkt wären also keine Nebenstrecken für die Wohngebiete Grünes Herz und Hofteichstraße und für die Stadtteile Kronsburg und Neumeimersdorf nötig.

Planfall 3

Hier verläuft die A21 auf der Trasse der jetzigen B404 und der Neuen Hamburger Straße bis zum Barkauer Kreuz, wie im Planfall 1, aber ohne Südspange.

Unter Umweltaspekten bewertet die Machbarkeitsstudie die Null+ Variante als deutlichen Gewinner. Aber weil die anderen Varianten unter verkehrlichen und städtebaulichen Gründen auch punkteten, ergab sich ein Punktegleichstand, sodass die Macher der Studie sich zu keiner Empfehlung durchringen konnten.

Mit der Studie beauftragt waren eine Arbeitsgruppe bestehende aus BDC Dorsch Consult und BHF Landschaftsarchitekten. Ihr Auftrag: “Zur Vorbereitung der Entscheidung der Kieler Ratsversammlung ist eine Bewertung der erarbeiteten Varianten vorzunehmen, mit dem Ziel, wenn möglich eine Vorzugsvariante auszuwählen”. Allerdings liegt die Entscheidung formal gesehen nicht bei der Ratsversammlung. Wahrscheinlich würde der Bund aber nicht gegen den Willen der Ratsversammlung planen.

Nun zur Variante Kronsburg

Hier würde die Autobahn südlich der Bahnbrücke enden. Es würde keine Südspange geben. Die Variante Kronsburg hat den Charme, dass ab Kronsburg alles beim Alten bliebe. Die Natur (Vieburger Gehölz und Kleingärten) würde geschützt und die Innenstadt von Kiel vor dem Verkehrskollaps bewahrt. Ein Zusammenschluss verschiedener Initiativen und Einzelpersonen organisiert sich gerade, um diese Variante ins Gespräch zu bringen. Denn es wäre hilfreich, wenn sich die Ratsversammlung etwa per Resolution – gegen die Südspange und gegen die Weiterführung der A21 über die Bahnbrücke hinaus aussprechen würde.

Das Foto zeigt die B404 nördlich der Bahnbrücke.

Klimademo in Kiel doch auf dem Theodor-Heuss-Ring

Die Route der Demo zum globalen Klimastreik am 20. September durch Kiel liegt jetzt fest. Am Donnerstag gab das Verwaltungsgericht Schleswig einem Eilantrag der Fridays for future Organisator*innen recht und erlaubte, dass der Demonstrationszug ein längeres Stück auf dem Theodor-Heuss-Ring geht, als die Stadt es gerne wollte. Somit wird der Theodor-Heuss-Ring in Richtung Eckernförde in beide Richtungen komplett für den Verkehr gesperrt.

Zur symbolischen Uhrzeit von 11.55 (fünf vor 12!) geht es am 20. September mit einer Auftaktkundgebung auf dem Rathausplatz los. Es folgt die erste Zwischenkundgebung am Bahnhof, eine weitere Zwischenkundgebung auf dem Theodor-Heuss-Ring, die nächste Zwischenkundgebung am Schützenwall. Die Demonstration endet mit einer Schlusskundgebung auf dem Wilhelmplatz.

(Das Foto zeigt die autofrei Demonstration vom 26. April 2019.)

Kämpfer beginnt Wahlkampagne

OB Ulf Kämpfer (SPD) möchte wieder gewählt werden. Am Donnerstag stellte er seine Wahlkampagne vor. Sein Slogan lautet „viel mehr vor“, wohl auch als Antwort auf den Slogan von Andreas Ellendt, dem Herausforderer von der CDU .

Kämpfer möchte nur wenige Großveranstaltungen bestreiten, da zu solchen Veranstaltungen eher schon Überzeugte kommen. Stattdessen möchte er viele Einzelgespräche führen, in dem er von Haustür zu Haustür geht oder sich auf den Wochenmarkt stellt. Er freut sich auch über Facebook- und Whatsapp-Nachrichten. Dieser direkte Austausch bringt seiner Meinung nach mehr Stimmen.

Er bedauerte etwas, dass Vieles, was er angeschoben hat, noch nicht sichtbar ist. So sind die großen Bauprojekte Hörn und Torfmoorkamp geplant und beschlossen, aber noch nicht sichtbar. Das möchte er vollenden.

Seine Plakate berühren folgende Themen, die auch die zentralen Themen seiner Wahlkampagne sein sollen: Klimaschutz, Bildung, Innenstadt, Wohnungsbau, Mobilität.

Klimaschutz

Auf dem Klimaplakat steht Kämpfer vor einem der neuen Hybridbusse der KVG. Zu seinen Klimamaßnahmen gehören vor allem die Umstellung auf Hybrid- und Elektrobusse und -fähren. Er freut sich auf die Inbetriebnahme des neuen Gasheizkraftwerks. Er möchte ÖPNV und Fahrradfahren fördern und verweist auf den Ausbau der Veloroute 10. An der Umsetzung des Masterplans 100 % Klimaschutz soll weiter gebastelt werden. Die Ausrufung des Climate Emergency beginnt erste Wirkungen zu zeigen.

Bildung

Das Bildungsplakat hat den Text: “Du willst Rückenwind. Kiel fördert dich.” Es wurden in den vergangenen Jahren Millionen Euro in Schulen und Kitas investiert. Das soll aber erst der Anfang sein. In den nächsten Jahren sollen mit ihm als Oberbürgermeister u.a. 800 zusätzliche Kitaplätze entstehen.

Innenstadt

Das Plakat zum Thema Innenstadt ist ungewöhnlich in sofern als es nur Text enthält. Die Analyse: Online-Handel und Konkurrenz durch u.a. den Sophienhof, aber auch zu hohe Mieten und zu wenig “Zusammenarbeit” der Kaufleute in der Holstenstraße. Als Grund zum Optimismus nennt er die Investitionen im Umfeld: der Kleine Kiel-Kanal, im Ahlmann-Gebäude , am Bootshafen, Neubau an der Stelle des Woolworthgebäudes etc. Dazu kommen die Kreuzfahrer und die Bewohner des Schlossquartiers und demnächst der Hörn. Kämpfer ist optimistisch, dass all diese Maßnahmen noch weitere 50 Millionen Euro an Investitionen auslösen.

Wohnen

Das Thema Wohnen erscheint mir eigentlich als Kämpfers Hauptthema. Er verweist auf die Erfolge, die schon erzielt wurden. So wurde das Personal in der Verwaltung aufgestockt. Mehr als 1.000 Sozialwohnungen sind auf den Weg gebracht. Große Bauprojekte wie der Kieler Süden, Hörn, Postareal Gaarden , Torfmoorkamp, MfG-5 Gelände werden entwickelt. Mit der Kieler Baugesellschaft wird Kiel wieder selber bauen. Außerdem ist er dafür, dass Kiel seine Vorkaufsrechte öfter wahrnimmt.

Mobilität

Das Plakat zur Mobilität zeigt Kämpfer auf dem Fahrrad auf der Veloroute 10. Er selber besitzt kein Auto. In Bezug auf den Verkehr möchte er noch viel mehr erreichen: etwa Auto- und Bikesharing Stationen, Premiumfahrradrouten, Ausbau des ÖPNV einschließlich günstigerer Tickets, mehr Fährverbindungen über die Förde.

Ulf Kämpfer hat die Unterstützung von vier Parteien: neben seiner SPD noch Grüne, SSW und FDP. Das würde ihm auch Gestaltungsspielraum geben, da diese Parteien in der Ratsversammlung kooperieren.

Anstelle eine Wahlprogramms stellt Kämpfer seine Ideen in einem sehr persönlich geschriebenem Heft vor. Es liest sich flott und verbindet autobiografische Details mit politischen Zielen und Beobachtungen. Besonders zu Denken gab mir ein Satz, den er im Zusammenhang mit Kiels Partnerstadt San Francisco schreibt. Das ist eine Stadt, die so teuer geworden ist, dass Lehrer*innen, oder Polizist*innen sich nicht mehr leisten können, dort zu wohnen. Kämpfer schreibt: “Es ist ein Dilemma: je erfolgreicher, je lebenswerter Kiel wird – wofür ich jeden Tag arbeite – umso größer die Gefahr der Verdrängung und Ausgrenzung. Die Balance zu halten, müssen wir besser hinkriegen als unsere tolle Partnerstadt an der amerikanischen Westküste“.

Ulf Kämpfer sieht der Wahl optimistisch, aber auch demütig entgegen, denn während des Wahlkampfes kann noch viel passieren.

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Facebook: Ulf Kämpfer – OB für Kiel

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