Schlagwort-Archive: Wilhelmplatz

Kiel, nördliche Innenstadt, diesmal ist es anders

popup bikelane/ temporäre Fahrradspur

Von Ulrich Hühn. Kiel, nördliche Innenstadt, am Donnerstag, dem 14. Mai 2020, nachmittags: Da fährt ein Radfahrer am Nachmittag vom Exer nach Hause , wie immer Richtung Wilhelmplatz, biegt in die Eckernförder Straße ab und erwartet dort den üblichen Streß mit Fußgängern, Restaurantbesuchern und langsameren Radfahrern und -fahrerinnen zu haben. Aber heute ist es anders.

Einer Aktivität des VCD zur Folge war für acht Stunden die rechte Fahrspur, die sonst ohnehin von in der zweiten Reihe Parkenden versperrt ist, für Radfahrende bis zum Westring frei.Aus Anlaß der Aktion auch mit zahlreichen Demo Schildern, Fahrbahn-Markierungen und auffälligen Hüten markiert, die auf das – noch – Besondere dieses Tages hinweisen sollen. Die vielen anwesenden Umwelt-Aktivisten wiesen auch bei Kuchen, Obst und Tee auf den Sinn der Aktion dieses Tages hin und daß bald Weitere folgen werden.

Die Aktion war überfällig, nachdem eine entsprechende Erklärung der Kieler Kooperation nicht umgesetzt wurde. Nach dem Organisator Maik Kristen, war es die FDP, die sonst zwar immer modern sein möchte, aber hier als Bremser fungiert. Im Einzelnen erklärt die Kieler Rathaus Kooperation, es sei „neben dem Ausbau, auch die Instandhaltung bestehender Radwege ein wichtiger Beitrag zur Mobilitätswende in Kiel“. Anregungen und Vorschläge für mögliche Sanierungsmaßnahmen kamen aus den Ortsbeiräten und dem Fahrradforum, die von der Verwaltung auf Machbarkeit geprüft wurden.

Dazu stellt der VCD-Sprecher Frederick Meißner fest, daß „in einer außergewöhnlichen Situation außergewöhnliche Maßnahmen erforderlich sind“, und führt im Detail aus: „Dort, wo Radwege nicht breit genug sind oder der Bürgersteig zu schmal ist, damit sich Fußgänger und Radfahrer mit Sicherheitsabstand begegnen können, müssen gesicherte Radspuren auf der Fahrbahn eingerichtet werden“, und weiter: „Auf vielen Straßen wird den parkenden Autos mehr Platz eingeräumt, als den Bürgerinnen und Bürgern, die zu Fuß gehen.“

Michaela, allein erziehende Mutter eines schulpflichtgen Kindes an der Friedrich-Junge-Schule, zum Beispiel fand diese Aktion für den Radverkehr sehr schön. Auch die Fahrradstraße in der Langenbeckstraße freut sie, jedoch ist die Planung nicht für alle Verkehrsteilnehmer durchdacht, denn es fahren auf dieser Fahrradstraße Kinder, langsamere und schnelle Radfahrer und auch Autos zusammen, was wiederum Konflikte beschert. Unachtsam geöffnete Autotüren können Schulkinder in bedrohliche Situationen bringen.

Für alle Radfahrer waren es schön gestaltete 250 m rechte Spur, die zum Radweg umgestaltet wurde,viele kamen ins Gespräch und äußerten sich zufrieden. Die einzige häufig angesprochene Kritik galt den zu schnellen und rücksichtslosen Radfahrern, die dem Ruf schadeten. Der Apell an Radfahrende,bis zu einer zufrieden stellenden Umsetzung der Maßnahmen, muß sein, daß sie die aufmerksamstenVerkehrsteilnehmer sein müssen, immer auf die Wahrnehmung durch abgelenkte Autofahrer zu achten.

Ulrich Hühn, leidenschaftlicher Freizeit Radfahrer und aktiv an der Mobilitätswende beteiligt.

Weiterlesen?

Corona-Update 10. Mai

Zapata: Ein Buchladen trotzt der Corona-Krise

Wie geht es Unternehmen in der Corona-Krise? Hier das Beispiel des Kieler Buchladens Zapata.

Inhaber Harald Mücke sagt, es wäre schon ein komisches Gefühl, Krisenprofiteur zu sein. Aber tatsächlich hat sein kleiner Buchladen am Wilhelmplatz in der Corona-Krise neue Kund*innen gewonnen. Das ist erstaunlich, da der Trend für kleine Buchläden eher in die umgekehrte Richtung geht: in den letzten zehn Jahren sind Hunderte von Buchläden untergegangen. Das müsste nicht sein, denn wegen der Buchpreisbindung sind die kleinen unabhängigen Buchläden nicht teurer als Hugendubel oder Thalia.

Warum neue Kundschaft gerade jetzt? Vermutlich wird mehr gelesen. Einige Leute sagen aber auch bei ihrer Bestellung, sie wollten den stationären Buchhandel unterstützen.

Lieferservice Zapata

Bis letzte Woche war es möglich, bestellte Bücher persönlich an der Tür abzuholen. Ab jetzt werden die Bücher nach Hause gebracht. Zapata hat glücklicherweise die Unterstützung von jungen Leuten, die gerade nichts zu tun haben und es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kieler*innen mit Lesestoff zu versorgen . Meisten wird mit dem Fahrrad ausgeliefert, aber bei einer größeren Bestellung auch mit dem Auto. Übrigens: wer außer einem Buch auch noch andere Sachen braucht, kann das bei der telefonischen Bestellung angeben. Die Fahrradkuriere können dann auch gerne noch etwas aus einer Drogerie oder einem Supermarkt auf dem Weg besorgen. Bezahlt wird normalerweise bar an der Tür. Die Kuriere freuen sich über einen kleinen Obulus. Natürlich geht auch eine Bestellung per Post und auf Rechnung.

Für Bestellungen steht das komplette Sortiment des Buchgroßhandels Libri zur Verfügung. Also deutlich mehr als im Laden vorrätig. Meistens kann am nächsten Tag ausgeliefert werden. Das ist oft schneller als bei Amazon, dem großen Konkurrenten des Buchhandels.

Buchladen mit alternativem Ansatz

Zapata besteht seit etwa 50 Jahren an verschiedenen Standorten und unter verschiedenen Namen. Die Anfänge verlieren sich etwas im Nebel der Kieler “Frühgeschichte”. Der jetzige Inhaber Harald Mücke ist seit 15 Jahren dabei. Ursprünglich war der Buchladen entstanden aus dem Bedürfnis, linke Texte anzubieten, die es anderswo nicht zu kaufen gab. Zu diesem immer noch vorhandenen links-alternativen Sortiment gesellten sich aber in den letzten Jahren auch Krimis, Romane, eine kleine aber feine Kinder- und Jugendbuchauswahl, DVDs und CDs. Nicht ins Regal kommen dagegen Texte mit rassistischen, sexistischen oder rechten Tendenzen.

Wenn es so gut weiter geht, wird Zapata keinen Zuschuss beantragen. “Wir haben bis jetzt keine Umsatzeinbußen”, sagt Inhaber Harald Mücke . Diese glückliche Situation verdankt er auch seinem Ladenteam und den solidarischen Leser*innen.

Info:

www.zapata-buch.de

(Foto von Svenja Zuleger)

Auch diese Artikel könnte dich interessieren:

Sonne am Corona-Himmel

Kieler Solidarität mit Afrin