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Tatsachen für die Zukunft: Asphalt statt Kleingärten bei Holstein

Ein Beitrag von KS.

Der Plan*:Ein neues Parkhaus mit 1200 Stellplätzen auf dem Gelände der KSV Holstein, das auch für ein im VIP-Bereich des Stadions integriertes Veranstaltungszentrum zu nutzen ist. Verbunden damit der Traum von der 1. Liga in einem auf 25.000 Besucher ausgebauten Stadion. Auf den 1. Blick gar nicht so falsch: Das Stadion bleibt in der Stadt, für viele Fußballfans zu Fuß, mit Fahrrad oder Bus erreichbar. Die Stadt will dafür insgesamt 1500 Fahrradbügel errichten. Allerdings: Parkplätze für Fußballfans gibt es auch auf dem Unigelände, im ständig ungenutzten Tesla-Parkhaus im Wissenschaftspark, im RBZ am Westring…

Und bei näherer Betrachtung läuft so manches mehr mal wieder schief, wenn es um Holstein geht:

Wir erinnern uns: 2013 wurden via KN die Pläne für ein Sportleistungszentrum für THW und Holstein am Gelände des Nachwuchszentrums des Fußballclubs in Projensdorf bekannt.** Es gab fertige Investorenpläne, der damalige Bürgermeister Todeskino sprach von “einer großen Chance für Kiel”. Doch der Plan wurde ohne eine betroffene Kleingärtnerin gemacht, die die Presse mit allerlei Hinterzimmerdokumenten versorgen konnte. So geriet das Ganze in massive Kritik, insbesondere da ja zeitgleich die Kleingärten auf dem Prüner Schlag abgewickelt wurden. THW entschied sich relativ schnell für ein Leistungszentrum in Altenholz und wenige Jahre später wurde der Aufstellungsbeschluss für das Leistungszentrumam Steenbeker Weg mangels Interesse wieder zurückgenommen.

Was also läuft diesmal wieder falsch?

Den hier betroffenen Kleingärtner*innen ist jetzt schon zum Ende des Jahres gekündigt worden. Dabei hat es noch nicht einmal die Auslegung des Vorentwurfs eines Bebauungsplans gegeben, zu der die betroffene Bevölkerung ebenso wie Umweltverbände und Träger öffentlicher Belange Stellung nehmen können. Es gibt keine Diskussion über den Sinn einer 500m langen Zufahrt zu diesem Parkhaus, die verkehrstechnisch notwendig ist, aber die Versiegelung von momentanen Kleingarten- und Waldflächen zur Folge hat.Was ist mit dem geplanten Veranstaltungszentrum im VIP-Bereich der Fußballarena, das weitüber 2000 Besucher*innen aufnehmen soll? Der Investor wünscht sich sicherlich eine maximale Auslastung 24/07. Was bedeutet das an Lärm, an Verkehr, an zusätzlicher Unruhe im Quartier?…

Am Holstein Stadion Kiel Foto: Hier soll die mindestens 2 spurige Zufahrt zum Parkhaus längs führen.

Was ist das für ein Zeichen für die Klimaschutzstadt Kiel, die den Climate Emergency ausgerufen hat, die einen Nachhaltigkeitspreis im letzten Jahr stolz entgegengenommen hat?Und nicht zuletzt werden wieder einmal entgegen der Versprechungen von Grün- und Kleingartenkonzepten aus den letzten Jahren für die Zufahrt zu einem privaten Parkhaus Grünflächen versiegelt, Kleingärten zerstört, der Grüngürtel weiter verkleinert. Die Mobilitätswende soll kommen, das gilt aber nicht für Holstein. Öffentliche Beteiligung nach Tatsachen schaffen erinnert zudem an ein anderes großes Projekt, dass dieser Tage wieder Kieler Gemüter bewegt – auf dem Prüner Schlag wurden die Kleingärten auch lange vor dem Ratsbeschluss geräumt und so Tatsachen geschaffen…

* https://www.kn-online.de/Kiel/Kiel-Das-sind-die-Plaene-fuer-das-neue-Holstein-Stadion

** https://www.kn-online.de/Sport/THW-Kiel/Zebra-Trainingszentrum-begeistert-auch-die-Stoerche-Kiels-sportliche-Alphatiere-hoffen-auf-Realisierung-einer-gemeinsamen-Vision-in-Projensdorf

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Die Südspange und die Bielenbergkoppel

Kiel: Climate Emergency

In der Ratsversammlung vom 16. Mai beschlossen SPD, Grüne, FDP, Linke, die Partei Und SSW, dass in Kiel Climate Emergency (Klimanotstand) ausgerufen wird. Das bedeutet eine höhere Priorität für den Klimaschutz : “Bei allen Handlungen und Beschlüssen der Landeshauptstadt Kiel und der Selbstverwaltung werden wir die Auswirkung auf das Klima berücksichtigen. Ziel ist es, bei allen Maßnahmen die Auswirkung auf das Klima so gering wie möglich zu halten bzw. Maßnahmen mit höherer Klimafreundlichkeit zu fördern. Diesen Grundsatz werden wir auf die städtischen Beteiligungen übertragen.”

Außerdem sollen Maßnahmen aus dem Masterplan “100 Prozent Klimaschutz” zügiger umgesetzt werden. Da müssen dann mehr Radwege eingerichtet und die Stadtbahn energisch vorangetrieben werden. In der Diskussion in der Ratsversammlung wurde sogar ein autofreier Sonntag angedacht. Obwohl auch die Fraktion der CDU die Notwendigkeit von mehr Klimaschutz anerkennt, hat sie sich dem Beschluss nicht angeschlossen. Sie hält den Begriff Emergency (Notstand) für übertrieben.

Was steht im Masterplan Klimaschutz?

Letztendlich sind es die Bürger*innen, die den Klimaschutz leben oder auch nicht. Aber einige Stellschrauben hat auch die Kommunalpolitik. Wie der Bericht zum Masterplan Klimaschutz darlegt, ist der Verkehr der wichtigste Einflussbereich für die Verwaltung. Dabei geht es nicht nur um mehr Elektromobilität, sondern um weniger Verkehr insgesamt. Das Mittel der Wahl ist hier die Parkraumverknappung. Wichtig sind aber auch alle Alternativen zum Individualverkehr. Ob Fahrradwege, günstiger und guter öffentlicher Nahverkehr oder Carsharing: alle Maßnahmen, die das Auto überflüssig machen, sind im Sinne des Klimaschutzes.

Fridays for Future zeigt Wirkung: Kiel ruft den Klimanotstand aus

Der anhaltende Protest der Kinder und Jugendlichen, die in Kiel und weltweit freitags in den “Schulstreik” treten, zeigt Wirkung. Die Kinder und Jugendlichen fordern mehr Klimaschutz, denn sie sind es, die die Auswirkungen der Klimakatastrophe am meisten zu spüren bekommen werden. Darauf hat die Ratsversammlung jetzt reagiert: “Ziel ist es, als Teil der Weltgemeinschaft zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens mit den verfügbaren kommunalen Einflussmöglichkeiten beizutragen”, so steht es im Antrag. Auch wenn die Ausrufung des Klimanotstands nur eine politische Selbstverpflichtung ist, bedeutet sie doch, dass das Klima in Zukunft ein wichtigeres Thema sein wird. Bei allen anstehenden Beschlüssen kann darauf verwiesen werden. Diesen Weg gehen auch Konstanz, Vancouver, Oakland, Los Angeles, Basel und Großbritannien. Auf Englisch heißt das Climate Emergency, und das ist auch der Begriff, den der Beschluss verwendet. Der englische Begriff wurde gewählt, um die juristischen Konnotationen des Wortes Notstand zu umgehen. Außerdem kann sich Kiel so in eine internationale Bewegung einreihen.

Das Foto zeigt ein Stück “Urwald” mitten in Kiel. Für den Klimaschutz wäre es auch wünschenswert, Grünflächen zu erhalten.

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Bericht in den Kieler Nachrichten