Archiv der Kategorie: Stadtteile

Bombenentschärfung im Schwentinental

Quelle: Stadt Schwentinental

Auch ein Teil von Elmschenhagen ist betroffen. Diese Karte ist vorläufig!

Freitagvormittag wird eine britische Fliegerbombe in Schwentinental entschärft. Betroffen ist auch ein Teil Elmschenhagens. Die Bundesstraße 76 ist ebenfalls betroffen und wird während der Entschärfung gesperrt. Die 500lbs-Bombe, die über einen Heckzünder verfügt, liegt im Umfeld einer am 14. August 2020 entschärften Bombe.

Um 09 Uhr werden am Freitag die Straßensperren eingerichtet. Bis 10 Uhr müssen alle Anwohner bzw. Angestellten ihre Häuser bzw. Arbeitsstätten verlassen haben. Die Bundesstraße 76 wird ab etwa 09:45 Uhr gesperrt. Die Entschärfung beginnt, sobald sichergestellt ist, dass sich niemand mehr im Sperrbereich aufhält. Über die Dauer der Maßnahmen können keine Angaben gemacht werden.

Anwohner werden mit Handzetteln über die Entschärfung informiert. Da erfahrungsgemäß nicht alle Betroffenen über Medien und Handzettel erreicht werden, bitten wir darum, sich mit Nachbarn auszutauschen und sich gegenseitig zu informieren.

Für Anwohner, die keine Möglichkeit haben, sich anderweitig aufzuhalten, ist ab 07 Uhr die Schwentinehalle (Aubrook 6, 24222 Schwentinental) als Notunterkunft geöffnet. Die Halle wird entsprechend vorbereitet, sodass Abstände zwischen den Personen eingehalten werden können. Die Stadt Schwentinental weist darauf hin, dass in der Halle Mund- und Nasenschutzmasken getragen werden müssen.

Da das Platzangebot in der Halle begrenzt ist, sollten sich betroffene Personen bereits jetzt Gedanken über einen alternativen Aufenthaltsort machen und sich grundsätzlich auf eine mehrstündige Abwesenheit einrichten.

Für Anwohner, die ihre Wohnungen nicht eigenständig verlassen können, richtet die Stadt Schwentinental ab Donnerstag ein Bürgertelefon unter der Rufnummer 04307 / 811-228 ein. Auch bei sonstigen Rückfragen soll die genannte Telefonnummer genutzt werden.

An einer exakten Karte sowie den betroffenen Straßen samt Hausnummern wird derzeit noch gearbeitet. Grundsätzlich gilt jedoch der gleiche Radius wie bei der Entschärfung im August. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die angehängte Karte und das Straßenverzeichnis daher zunächst bis zur Fertigstellung der neuen Karten lediglich als Anhalt dienen. Sobald das aktuelle Kartenmaterial vorliegt, wird dieses veröffentlicht.

Etwaige Fahrplanänderungen des ÖPNV können auf den Seiten www.kvg-kiel.de bzw. www.vkp.de nachgelesen werden.

Die Polizei wird am Einsatztag über die Sozialen Medien laufend informieren. Die Facebook-Seite ist unter http://t1p.de/pdkielfacebook abrufbar, der Twitter-Account lautet @SH_Polizei.

Pressevertreter haben nach der Entschärfung die Möglichkeit, Aufnahmen der Bombe zu fertigen und von Pressesprechern der Polizei sowie Mitarbeitern des Kampfmittelräumdienstes O-Töne zu erhalten. Treffpunkt für Medienvertreter ist ab 09:30 Uhr an der Notunterkunft. Hier erfolgt die Betreuung und anschließende Begleitung zum Entschärfungsort durch Pressesprecher der PD Kiel. Aufgrund der Bodenverhältnisse im Umfeld des Bombenfundorts empfehlen wir festes Schuhwerk. 🙂

Gezerre um das Hörn-Gebiet

Beitrag von Ulrich Hühn. Viele Vorstellungen zur Bebauung des ehemaligen Schwerindustrie-Standortes an der Hörn sind bereits verworfen worden. Jetzt aber gibt es eine aktuelle Planung aus Wohnungen mit abgerungenem Sozialbindungs-Anteil, mit Gewerbe und Freizeit-Gestaltung.

Das Areal wird sicher in naher Zukunft eine schöne Mischung aus verschieden wertigen Wohnungen, Verwaltung, Arbeitsplätzen und Promenade an der Wasserkante bieten, wäre da nicht eine Frage, die sich vor allem den Vermarktungs-Strategen aus dem Westufer unserer Stadt stellt:

Wozu gehört dieser Teil des Ostufers?

An der Brücke über die Werftstraße, der jüngst aufgewerteten Gaardener Brücke, die wohl bald vollendet wird, ist es deutlich kundgetan, hier geht`s zum Zentrum Gaardens, zum Vinetaplatz. Also gruppiert sich der Stadtteil um den Vinetaplatz herum, im Osten bis hin zu den beruflichen Schulen und zum Freibad Katzheide und im Westen bis zur Kaikante, zum Willy Brandt Ufer.

Da scheint ein Mißverständnis zu bestehen zwischen den Stadtteilen Gaarden und Vorstadt. Dieses ist bereits häufiger in Ratsausschüssen beschrieben worden, wenn das Hörn-Gebiet als zur Vorstadt zugehörig beschrieben wurde.

In der überregionalen Darstellung hat Gaarden ein „Schmuddel-Image“, gilt als Brennpunktstadtteil. Soll das Baugebiet Hörn etwa der Vorstadt zugeschlagen werden, damit es keinen Image-Schaden durch die Assoziation mit Gaarden erhält? Über dieses Thema geriet der Ortsbeirat Gaarden regelmäßig in Rage.

Gaarden beginnt doch erst ab der Werftstraße, oder? Die Frage stellt sich aktuell, wenn man die Hörnbrücke passiert und das Stadtteil-Schild „Gaarden“ auf einmal verhüllt ist.

Sollten sich Teile der Kiel-Vermarkter, wenn es ums Hörn-Gelände geht, nun durchgesetzt haben und diesen Teil von Gaarden okkupiert haben? Oder ist es nur ein Versehen und der Germania Hafen erhält einen neuen, auffälligen Hinweis?

Interessant wird es, weiter zu verfolgen, wie die Entwicklung dieses Stadtteils weiter verläuft, eine Mischung aus „nicht der sauberste Stadtteil“ aber der kreativste, mit funktionierendem Multikultur Anspruch, endlos großer sozialer Bindung, vielfältiger Kunst- und Kultur-Szene und viel sinnvoll investiertem Geld.

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Kiel – Hörnbebauung

Das Kieler Hörn-Areal

Pop-up Politik im Französischen Viertel?

Für das Französische Viertel steht möglicherweise eine umfangreiche Überplanung an. Der Ortsbeirat Schreventeich/Hasseldieksdamm beantragte: “Die Verwaltung wird gebeten, für das „Französische Viertel“ (Bereich zw. Westring, Kronshagener Weg, Wilhelmplatz und Eckernförder Str.) ein ganzheitliches Quartierentwicklungs-und Mobilitätskonzept zu entwickeln, um die gravierenden Mängel im Sinne des Green City Plans zu beheben und die Aufenthaltsqualität für die Anwohner*innen und die Funktion des Quartiers als Nahversorgungszentrum zu verbessern.“

Was sind die Mängel im Französischen Viertel?

Vor allem die parkenden Autos sind ein großes Ärgernis. Als ich um 16 Uhr fotografierte , war es noch nicht so schlimm. Ich musste sogar länger suchen, um ein Motiv wie das Beitragsfoto zu finden. Aber – so eine erboste Anwohnerin – ab 18 Uhr wird es “kriminell”. Dann wären zahlreiche Kreuzungen zugeparkt und einige Autos würden sogar quer auf den Gehweg gestellt, wodurch Kinderwagen und Rollstühle blockiert würden.

Der Ortsbeirat wünscht sich mehr Straßengrün und vor allem größere Baumscheiben für den Baumbestand.

Mehr Fahrradfreundlichkeit könne durch mehr Fahrradbügeln und Ausbessern des Kopfsteinpflasters erreicht werden.

Das ganze Quartier könnte eine “Fahrradzone” werden. Nach den neuen Regeln der Straßenverkehrsordnung gelten die Regeln einer Fahrradstraße dann für eine ganze Zone. In Kombination mit dem Schild “Kfz-frei” oder “Anlieger frei”, wäre dennoch der Vorrang des Fahrrads gegeben. Autos müssten 30 fahren und hinter den Fahrrädern bleiben. https://www.adfc-nrw.de/aktuelles/aktuelles/article/neue-stvo-alle-aenderungen-im-ueberblick.html

Die Einrichtung weiterer Einbahnstraßen könnte Gefahren mindern. Zusätzlich könnten bauliche Maßnahmen das gefährliche Zuparken von Kreuzungen verhindern.

Auch ein Absenken der Bordsteine für mehr Barrierefreiheit wird vom Ortsbeirat gewünscht.

Wann kommt die Bürgerbeteiligung?

Ein Antrag auf Bürgerbeteiligung wurde im Ortsbeirat gestellt, aber vom Ortsbeirat abgelehnt. Die Mehrheit des Ortsbeirats dachte, es wäre sinnvoller erst einmal die Verwaltung prüfen zu lassen. Dann wüsste man, was die Spielräume sind. So würden Enttäuschungen vermieden.

Als erstes muss auf jeden Fall der Kanalzustand geprüft werden. Peter Bender, Leiter des Tiefbauamts, vermutete, dass es da viel zu tun gibt aufgrund des Alters der Kanalisation in diesem Quartier.

Ratsherr Rainer Kreutz (CDU) bedauerte, dass keine frühe Bürgerbeteiligung stattfindet. Denn möglicherweise möchte die Mehrheit der Bewohner*innen keine Veränderung der Parksituation.

Pop-up Maßnahmen

Bis etwaige Maßnahmen tatsächlich umgesetzt würden, könnte es ein Jahrzehnt dauern. Im Bauausschuss entwickelte sich vor diesem Zeithorizont eine Diskussion über ein Reallabor. Unter diesem Begriff versteht man temporäre Maßnahmen. Ein Beispiel wären die Pop-up Bike Lanes der letzten Monate.

Ratsherr Arne Langniß (Grüne) sieht das Reallabor als ein zielführendes politisches Instrument, weil ein Problem in kleine Teile zerlegt wird. Eine temporäre andere Nutzung gibt die Möglichkeit, etwas auszuprobieren. Wenn die Veränderung nicht gefällt, kann man sie wieder zurücknehmen.

Zur Abstimmung im Bauausschuss standen aber nicht das Reallabor sondern der Antrag des Ortsbeirats, der mit den Stimmen von SPD, FDP, Grüne, Linke angenommen wurde. CDU und AfD stimmten dagegen.

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https://www.kn-online.de/Kiel/Franzoesisches-Viertel-in-Kiel-Wie-sollen-die-Anwohner-beteiligt-werden

Parken auf dem Gehweg

Lebensqualität gibt’s nur autofrei

(Beitrag von Ulrich Hühn). Gemeinsame Sitzung der Ortsbeiräte Brunswik, Ravensberg, Düsternbrook mit dem der Wik am 28. 10. 2020 in der Aula der Hebbelschule in der Feldstraße.

Haupt-Tagesordnungs Punkt war die Aussprache zum Thema autofreie Kiellinie. Ein Vertreter der Verwaltung stellte in einer Powerpoint-Präsentation die bisherigen Verwaltungsschritte zur Umgestaltung der Kiellinie vor.

In den Jahren 2018 und 12019 ist die Kiellinie jeweils einmal für den Autoverkehr gesperrt gewesen. Während einer Sperrung gab es eine öffentliche Veranstaltung zum Thema autofreie Stadt, mit vielen Referenten, Präsentationen und der Vorstellung eines autonom fahrenden Kleinbus.

Initiative „Kiellinie für alle“

Da die Planungen der Stadt Kiel für eine Sperrung der Straße für den Individualverkehr mittlerweile eine Bürgerinitiative „Kiellinie für alle“, hervor gerufen hat, bekam die Sprecherin dieser Initiative, Frau Magdalena Drewes, als Erste die Möglichkeit für einleitende Worte zu ihrer Initiative: Die Verkehrsbelastung in der Feldstraße, den angrenzenden Wohnvierteln bis zum Wasserturm seien von 10.000 Fahrzeugen am Tag auf 17.000 gestiegen. In den Hauptverkehrszeiten sei ein Öffnen der Fenster, eine Unterhaltung und an saubere Luft nicht mehr zu denken, es müssen täglich die Fenster geputzt werden und ein Überqueren der Straßen ist erschwert.

Frau Drewes ist sehr erfreut darüber, daß der OB nun eine „ergebnissoffene“ Prüfung zugesagt hat, ob die Umgestaltung der Kiellinie mit oder ohne Autoverkehr durchgeführt wird. Diese Entscheidung wird erst nach Abschluß eines Wettbewerbes getroffen, dessen durchführende Firma gerade per Ausschreibung gesucht wird.

Bürger äußern sich zur Kiellinie

Der Ortsbeiratsvorsitzende Benjamin Walzcak gab nun abwechselnd den anwesenden Bürgern und den Ortsbeirats Mitgliedern das Wort und ließ so zu, alle Meinungen und Befürchtungen zu artikulieren.

Alexander Blazek, Ortsbeirats Mitglied der CDU, behauptete allen Ernstes, die Stadt habe keinen ergebnisoffenen Wettbewerb erlaubt!

Jens Knutzen bemängelte, es sei kein fundiertes Informationsmaterial zur Verfügung gestellt worden,nun freue er sich über die Einsicht des Oberbürgermeisters. Er und auch mehrere andere Anwesende regten ein „Bauen ins Wasser“ an.

Matthias Weiland kritisierte, in Kiel gäbe es keinen Zugang zum Wasser, es sei keine Gelegenheit zumSegeln gegeben.

Susanne Schiemen wünschte sich eine autofreie Feldstraße, in der Zeit der Sperrung der Kiellinie war die Situation in der Feldstraße eine Katastrophe, andere Besucher beklagten täglich zu reinigende Fensterscheiben.

Eine Dame aus Schilksee, ihres Zeichens FDP Mitglied sah keine andere Möglichkeit ans Wasser zu kommen, als mit dem Auto, auch sie äußerte den Wunsch, „auf`s Wasser zu bauen“.

Herr Timm, CDU, kann sich nicht vorstellen, daß der Verkehr weniger wird.

„Lebensqualität gibt’s nur autofrei“

Es gab aber auch andere Stimmen im Publikum, wie Hartmut Rudolphi vom Naturschutzbund, der feststellte, eine Aufenthaltsqualität gibt`s nur Autofrei.Eine Vollsperrung wurde nur für Wochenenden angeregt, Benjaman Walczak stellte die Möglichkeit der Entlastung der Feldstraße durch auf Tempo 30 getaktete Ampeln und durch Bushaltestellen in der Fahrbahn und nicht in Haltebuchten vor.

Ein demokratisches Miteinander aller Verkehrsteilnehmer wurde ebenso gefordert, wie emotionale Einstellungen zur Verkehrswende: Fahrradfahren ist geil, das Auto NICHT zu haben, macht Spaß….

Die Ortsbeiratsmitglieder Matthias Triebel und Magda Franzke hoffen auf die Einrichtung des Mobilitätsbeirates in 2021 als Instrument zur aktiven Begleitung der Verkehrswende.

Fahrrad gegen Auto

Ich hatte den Eindruck, viele Bürger konnten sich keine Abkehr von ihrer autoaffinen Lebensweise vorstellen, andere wünschten sich Naherholung, Aufenthalt am Wasser und Genuß ihrer Förde ohne Autos. Wenn die verschiedenen Verkehre gleichberechtigt neben einander bestehen sollen, brauchen die schwächeren Verkehsarten Fußgänger und Fahrrad eine starke Lobby.

(Das Foto zeigt die autofreie Kiellinie anlässlich der Kieler Woche 2018.)

Kulturschiff Freedom jetzt in Kiel

Weder Corona noch Wetter konnten die „Freedom“ aufhalten. Gestern legte sie gegen 15 Uhr an ihrem Platz am Bahnhofskai an. Auf dem Weg von der Werft in Wladyslawow (Polen) musste sie wegen starkem Westwind einen längeren Stopp auf Rügen einlegen. Aber von dort ging die Fahrt durch die Nacht ohne weitere Zwischenfälle nach Kiel. Die leicht übernächtigte Crew freute sich dann über die Freund*innen und Unterstützer*innen , die zur Begrüßung vor Ort waren.

Die „Freedom“ ist vom Typ her ein Gaffelschoner, 34 Meter lang, mit einer Masthöhe von 22 Metern. Mit ihren 75 Jahren hat sie eine bewegte Geschichte hinter sich: Erst Fischkutter, dann wahrscheinlich Spionageschiff, dann Gaffelschoner und jetzt auf ihre alten Tage frisch renoviert ein Kulturschiff.

120 Planken später: Renovierung der „Freedom“

Als die Schiffsbegeisterten die „Freedom“ entdeckten, rottete sie so langsam vor sich hin im Hafen von Eckernförde. Jens Broschell, einer der jetzigen Besitzer, verliebte sich in sie und nahm Kontakt zum damaligen Besitzer und Kapitän Rieke Boomgarden auf, der sich auf die Idee mit der Genossenschaft einließ. Das Kollektiv umfasst jetzt 14 Personen.

Der Einsatz, den historischen Kutter wieder flott zu machen, war beträchtlich.

  • 120 Planken wurden ausgetauscht.
  • Alles im sichtbaren Bereich wurde von der Crew renoviert.
  • Um den Unterwasser-Bereich kümmerte sich ein Bootsbauer.
  • Insgesamt ca 3.000 Arbeitsstunden stecken in der Renovierung

Das Ergebnis lässt sich jetzt schon sehen, aber weitere Taten sind geplant: Die Zahl der Schlafplätze soll von 19 auf 14 reduziert werden um Platz für eine etwas größere Kombüse zu schaffen. An Deck soll noch etwas aufgehübscht werden. Vor allem schwebt den Besitzer*innen eine Verlängerungen der Reling vor, sodass sich die Gäste anlehnen können. Außerdem stehen Segel auf der Wunschliste.

Ich durfte unter Deck schauen und die schönen historischen Tischlerarbeiten bewundern. Der Platz wurde hier optimal ausgenutzt, mit kuscheligen Kojen und ganz kleinen Toiletten. Sogar eine Dusche ist an Bord.

Bistro und kleine Touren

Marc Fahrenkrog , Vorstand der 14-köpfigen Genossenschaft, hofft, bis Frühjahr die geplanten Umbauten gewuppt zu haben. Finanziell ist es eine große Herausforderung. Neben einem Crowdfunding, das 11.000 Euro gebracht hat, sind nicht wenig private Ersparnisse in dieses Projekt geflossen. Aber am Ende soll es ein schöner Treffpunkt für Kieler*innen sein. Natürlich wird die „Freedom“ auch ab und zu für einen Törn die Segel setzen.

Der Liegeplatz ist in etwa schräg gegenüber vom Bahnhof im Hörnbecken. Einerseits gut zu erreichen und ziemlich zentral. Andererseits doch nicht ganz optimal, weil hier kaum Laufkundschaft vorbei kommt. Zu hoffen ist, dass sich das Kulturschiff „Freedom“ als Geheimtipp herumspricht.

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Großsegler „Freedom“: ein Kulturschiff für den Bahnhofskai

Holsteiner Quartier: Parken auf dem Gehweg

Letzte Woche sprach Herr Stamer vom Kieler Tiefbauamt in der Ortsbeiratssitzung Gaarden über die Parkplatzsituation im Holsteiner Quartier in Gaarden.

Gemeint sind die Straßen im Winkel von Ostring und Theodor-Heuss-Ring. Sie heißen nach Holsteiner Städten: etwa Eutiner , Ascheberger oder Oldenburger Straße. Von den Häuserzeilen am Ostring und am Theodor-Heuss-Ring abgesehen, wohnt man hier ganz schön im Grünen.

Ordungsamt gegen Gehweg-Parker im Holsteiner Quartier

In diesem Quartier parken viele Menschen ihre Autos und Transporter auf den Gehwegen. Das wird zwar seit Jahrzehnten so gemacht, ist aber – darauf wies Herr Stamer wiederholt hin – häufig nicht konform mit der Straßenverkehrsordnung. Durch dieses Parken auf den Gehwegen werden Rettungswege zugeparkt. Außerdem ist die Gehweg-Nutzung eingeschränkt. Seit dem Behindertengleichstellungsgesetz müssen 2,70 Meter Gehweg frei bleiben, sodass zur Not zwei Rollstühle auch noch aneinander vorbei kommen.

Diese Probleme gibt es nicht nur im Holsteiner Quartier. Auch im Stinkviertel, am Südfriedhof und anderswo hat sich das Parken auf den Bürgersteigen eingebürgert, teils ist es legal und teils nicht. Insgesamt stehen täglich etwa 5.000 PKW auf Gehwegen in Kiel.

Viele Autos werden nur selten bewegt

Die Stadt hat die parkenden Autos im Holsteiner Quartier gezählt. Das war zwar nur eine Momentaufnahme, hat aber doch eine wichtige Erkenntnis gebracht.

  • Morgens vor dem Berufsverkehr parkten 530 PKW, davon nur 214 STVO-konform!
  • Mittags parkten nur etwa 200 PKW.

Aus diesen Zahlen lässt sich schließen, dass etwa die Hälfte der PKW nur selten benutzt werden. Da wird vielleicht mal eine Tour zum Supermarkt oder ein Ausflug gemacht. Wenn nur die Autos dort parken würden, mit denen die Besitzer*innen morgens zur Arbeit fahren, gäbe es annähernd genug legale Parkplätze.

Aktuell hat man die Kontrollen wieder etwas eingeschränkt, denn die Stadt sieht durchaus die Problematik, dass die Zahl der Parkplätze nicht der Zahl der Autos entspricht. Allerdings muss nur eine Beschwerde kommen, und das Ordnungsamt würde wieder einschreiten.

Keine Patentlösung in Sicht

Eine Ausweitung des Parkraums wird es nicht geben. In der Ortsbeiratssitzung wurden zwar unterschiedliche Möglichkeiten diskutiert aber auch wieder verworfen. So ist es nicht praktikabel nur einen Gehweg pro Straße zu nutzen und den anderen zum Parken freizugeben. Denn die Hauseingänge müssten freibleiben und es müsste möglich sein, an diesen Stellen über die Straße zu gehen. Schrägparkplätze womöglich auf den Grünflächen werden nicht genehmigt, unter anderem wegen der Kampfmittel, die eventuell geräumt werden müssten. Außerdem bemerkte Bruno Levtzov, der Ortsbeiratsvorsitzende zu recht: “Es ist angenehmer eine Wiese als Autos vor dem Fenster zu haben.” Herr Stamer gab auch zu bedenken, dass Scheinwerfer nicht in die Wohnungen leuchten dürfen.

Die Umwandlung in eine Spielstraße oder shared space ist auch nicht zielführend. Es würde einen Komplettumbau erfordern, da Spielstraßen keine Bordsteine haben dürfen. Mehr Parkraum würde durch diese Maßnahme außerdem gar nicht entstehen.

Eine Möglichkeit für die Autofahrer*innen ist die Anmietung eines Parkplatzes im Umfeld.

Schon angedacht in der Politik ist die Nutzung von Parkplätzen vor Baumärkten und Supermärkten außerhalb der Öffnungszeiten. Für das Holsteiner Quartier würde sich Hornbach anbieten. Allerdings hat Hornbach bis 20 Uhr geöffnet, sodass es doch unpraktikabel ist für Autofahrer*innen, die vielleicht ab 17 Uhr einen Parkplatz suchen.

Alternative Mobilität für das Holsteiner Quartier

Car Sharing bietet sich an für gelegentliche Nutzer*innen. Es würde den Parkdruck verringern, denn ein geteiltes Auto ersetzt zehn eigene. Bis jetzt gab es seitens der Anbieter*innen aber kein Interesse, weil noch keine Aussicht auf Wirtschaftlichkeit in diesem Quartier gegeben ist. Das könnte sich natürlich ändern, wenn das Ordnungsamt rigoros gegen Falschparker vorgehen würde. Das Gleiche gilt für Fahrradabstellanlagen. Die Aktzeptanz des Fahrrads steigt , wenn die tägliche Suche nach einem Autoparkplatz mühsam ist und weite Fußwege zur Folge hat!

Eine Parkraumbewirtschaftung auf den legalen Parkplätzen gepaart mit Kontrollen auf den nicht-legalen würde eventuell diejenigen dem Auto entwöhnen, die nicht unbedingt darauf angewiesen sind.

Unmut und Unverständnis

In der Diskussion wurde speziell das Parken an Einmündungen und auch rücksichtsloses und aggressives Parken ohne Rücksicht auf Schwächere kritisiert, auch von Bewohner*innen des Quartiers. Bei diesem Punkt wurde auch bemerkt, dass das Quartier insgesamt nicht barrierefrei ist. Es stammt aus einer Zeit, als es diesbezüglich wenig Sensibilität gab. So haben viele Häuser kleine Treppen vor dem Haus und auch innen noch zu den Erdgeschosswohnungen. Das darf aber keine Entschuldigung dafür sein, zusätzlich die schmalen Gehwege zuzuparken.

In der Ortsbeiratssitzung wurde auch Unmut über die parkenden Transporter geäußert. Teilweise gehören sie zum Unternehmen Sixt, teilweise sind es aber auch Fahrzeuge der Quartiersbewohner*innen selber, von denen viele ein Handwerk ausüben.

Dieses an sich schöne und grüne Quartier mit etwa 600 Wohnungen (ohne Ostring und Theodor-Heuß-Ring) wurde gebaut zu einer Zeit, als es weniger Autos gab. Der Ortsbeirat forderte die Verwaltung auf, zu prüfen, wie eine vernünftige Parkraumlösung aussehen könnte. Ratsherr Nesimi Temel brach noch eine Lanze für die Alternativen. Ob Sprottenflotte, Car Sharing oder mehr Fahrradbügel: Es würde Menschen, die schon mal daran gedacht haben, ihr Auto loszuwerden, eine alternative Perspektive geben.

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Nördliche Innenstadt. Diesmal ist es anders.

Höffner: die Planier-Arbeiten beginnen

Der Prüner Schlag verwandelt sich zur Zeit in eine Mondlandschaft. Die Planier-Arbeiten haben begonnen, um den Bau von zwei Möbelhäusern vorzubereiten. Ich traf einige Aktivist*innen der Initiative “ Projekt Prüner Park” auf dem Gelände.

Wo gestern noch eine Wildblumenwiese die Spaziergänger erfreute, wurde der Mutterboden abgeräumt und zu einem mannshohen Erdwall aufgeschüttet: “Mount Höffner” oder “Monte Kraft” wir er in den sozialen Medien genannt, in Anspielung auf eines der Möbelhäuser. Erst sollte hier ein Möbel Kraft gebaut werden, jetzt ein Möbel Höffner.

Laut Kieler Nachrichten erfuhr Baudezernentin Doris Grondke vom Investor per SMS den neuen Eröffnungstermin: am 2. September 2021 sollen Möbel Höffner und Skonto fertig sein. Das ist ein halbes Jahr später als der zuletzt angepeilte Termin.

Möbel Höffner und Skonto Vorgeschichte

Zur Vorgeschichte: Der Prüner Schlag war Kiels älteste Kleingartenanlage mit 330 Gärten und Teil des historischen Grüngürtels. Die Krieger-Gruppe erwarb 2012 das Gelände von der LH Kiel. Ab diesem Jahr wurden die Pächter*innen mit Abfindungen zur Aufgabe ihrer Parzellen bewogen. Das Gelände verwahrloste zunehmend. In Kiels Bevölkerung war der Verkauf dieser Kleingartenanlage ein sehr umstrittenes Thema und führte 2014 zu Kiels erstem Bürgerbegehren, das die Möbel-Kraft-Befürworter dann knapp gewannen. Die Baugenehmigung wurde erteilt. Seitdem ist nicht viel passiert. Statt einem Möbel Kraft möchte die Krieger Guppe lieber ein Möbel Höffner bauen. Die Stadt konnte nachträglich erreichen, dass die Fassade von Skonto nicht grell-gelb sondern dunkelgelb wird.

Noch im März 2020 erklärte Kurt Krieger, dass er nun erst im April 2021 eröffnen wolle. Zuletzt teilte er der Baudezernentin einen neuen Eröffnungstermin mit: 2. September 2021.

Projekt Prüner Park

In der Zwischenzeit hat sich eine Gruppe von Gegnern dieser Möbelhausbaupläne gebildet. Einige der Aktiven sind schon seit Zeiten des Bürgerbegehrens dabei, andere erst in den letzten Jahren dazu gekommen. Unter dem Namen “Projekt Prüner Park” setzen sie sich in fantasievollen Aktionen für den Erhalt des Prüner Parks als Park ein. Besonders spektakulär war ein aus Blumen bestehender riesiger Schriftzug auf dem Gelände. Ausgerechnet auf diesem Schriftzug wurde der Berg von Mutterboden aufgehäuft . Ein Zufall?

Ich traf die Gruppe im ehemaligen Garten von Andreas Galka, der als letzter legaler Pächter auf dem Prüner Schlag in die Lokalgeschichte einging. Auch dieser Garten ist vor einiger Zeit beim Abriss der Hütte verwüstet worden. Aber immerhin steht noch die äußere Hecke, jetzt mit “Mount Höffner” im Hintergrund.

Die Aktiven der Gruppe äußerten sich sehr erschüttert und enttäuscht über die Zerstörung des Prüner Schlags. Nach den letzten Erdarbeiten hatte sich gerade wieder ein lebendiges Biotop auf der Brachfläche entwickelt. Matthias Zimmermann formulierte für die Gruppe: “Wir missbilligen das starrsinnige Festhalten an Ansiedlungsplänen und Wirtschaftsmodellen, die durch die Entwicklung der Online-Wirtschaft längst überholt sind. Mit Blick auf die Klimakrise fordern wir dringend dazu auf, auf jede zusätzliche Versiegelung der Grünflächen zu verzichten.”

Einige der Aktivist*innen betreiben eigene Kleingärten. Im Gespräch mit ihnen spürt man die Liebe zu Kiels Grünflächen und das Verständnis für den Wert der Kleingärten. Matthias Zimmermann: “Kleingärten sind wertvolle Lebensräume und dürfen nicht aus Profitinteresse oder für aus der Zeit gefallene Straßenbaupläne vernichtet werden.” Damit spielte er auf die Pläne für die Anbindung der A21 mit Südspange an. Auch dadurch würden wieder 300 Kleingärten zerstört werden.

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Bäume haben einen schweren Stand.

kn online: Möbel Höffner will im September 2021 eröffnen

Zeigen, wie schön die Natur ist

Ausstellung: Spiegelbilder und die Poesie der Physik.

Seit seiner Pensionierung hat der ehemalige Physik- und Mathematiklehrer Jochim Lichtenberger noch mehr Zeit für die Kunst. In seiner siebten Ausstellung präsentiert er Fotografien zu drei Themenbereichen: Bäume, Schilf und Wasser. Immer führt sein spezieller Blick auf die Natur zu ungewöhnlichen Bildern, die surrealistisch oder sehr abstrakt wirken. Er sagt: “Ich glaube, ich sehe Dinge, die mir ohne physikalisches Wissen nicht aufgefallen wären.”

Auf der Vernissage wurde er mehrfach gefragt, wie er die Fotos nachbearbeitet, um die Effekte zu erzielen. Tatsächlich sind seine Fotos kaum nachbearbeitet. Er wählt die Einstellungen absichtlich so, dass sie seinem optischem Eindruck ganz nahe kommen. Der surrealistische Effekt kommt eher dadurch zustande, dass er ungewöhnliche Motive wählt.

Die Baumserie zeigt die Reflexion von Bäumen in Teichen. Dabei leuchtet, was immer auf dem Wasser schwimmt, während die reflektierten Objekte dunkel erscheinen. Immer überlagern sich zwei Ebenen. Diese Bilder stellt er auf den Kopf und wählt auch einen Ausschnitt, der nur Bäume zeigt. . Auf diese Art und Weise erscheinen beispielsweise dunkle Bäume mit großen orange-farbenen Blättern. Die funkelnden Sterne im Beitragsbild entstanden, weil sich Wasserhügel um Borkenstücke auf der Wasseroberfläche bildeten und sich das Licht darin reflektierte. Auf einigen Bildern sieht man schimmernde Farben. Dieser sehr seltene Effekt entsteht, wenn Staub oder Pollen auf dem dem Wasser liegt. Die Bilder aus dieser Serie wirken mystisch und seltsam.

Schilf hat eine große Faszination für den Fotografen. Er liebt es, wenn sich das Schilf im Wasser spiegelt. Manchmal sieht es aus, wie eine Runenschrift.

Meereswellen sind das dritte Motiv. Das Wasser wirkt ölig, weil Öl langsamer fließt als Wasser und das Foto den Moment einfängt , sozusagen die Bewegung verlangsamt. Diese Fotos wirken gleichzeitig dynamisch und statisch.

Lichtenberger verbringt sehr viel Zeit damit, seine Motive zu suchen. Für die Baumbilder suchte er – auch über google earth – Teiche von einer bestimmten Größe. Seine Fotos konnte er nur während weniger Wochen machen, solange das Laub in der richtigen Menge und Frische vorhanden war. Für die Serie mit abgebrochenen Schilfrohren verbrachte er viele Stunden damit, in Gummistiefeln am Uferrand nach Motiven zu suchen. Einen bestimmten Effekt kann man nur in manchen Jahren beobachten: wenn der See friert, bricht das Schilf. Im kommenden Frühling braucht es dann einen windstillen Tag um diese abgebrochenen Schilfrohre so zu fotografieren, dass sie sich im Wasser auf die gewünschte Weise spiegeln. Wenn Wasseroberfläche und Lichtverhältnisse stimmen, kann das Wasser seltsame Farben annehmen. z.B: monochrom gelb.

Die Farbe des Wassers – das ist ein Thema, dem er eine eigene Ausstellung gewidmet hat. Diese pastelligen Meeresansichten können in der Ausstellung in einer Mappe angesehen werden.

Eine Auswahl der Bilder seht ihr hier. Oder besser noch analog im Galeriecafé160. Die Bilder kosten 280 Euro inklusive Rahmen. Weitere Rundgänge mit dem Künstler: 23. Oktober und 20 November, jeweils um 16 Uhr. Anmeldung per Email oder telefonisch erforderlich: info@galerie160.de oder Tel: 0431 88 85 96 99.

Ausstellung: Spiegelbilder und die Poesie der Physik, 29. September bis 20. November

Galeriecafé160, Holtenauerstraße 160, Öffnungszeiten: Di – Sa, 14 – 19 Uhr.

Foto: Ausschnitt aus „Waldteiche 4“

Die Südspange und die Bielenbergkoppel

Das Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel lud zu einer Begehung der Bielenbergkoppel ein. Dieses Kleingartengebiet mit etwa 300 Gärten auf ca 205.000 Quadratmetern würde von Autobahnkreuz, Südspange und Nebenstrecke weitgehend zerstört werden. Weil viele Bürger*innen und im Übrigen auch Politiker*innen dieses biologisch besonders wertvolle Stück Erde nicht kennen, wollten die Aktivist*innen ganz konkret und sinnlich zeigen, welche Auswirkungen der Straßenbau hätte.

Zum Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel gehören fast alle Gruppierungen, die in Kiel Bezug zum Klima- oder Naturschutz haben: Greenpeace Kiel, Fridays for Future Kiel, Scientists for Future Kiel, Students for Future Kiel, People for Future Kiel, BUND Kreisgruppe Kiel, VCD, Waldhaus Kiel, extinction rebellion, Projekt Prüner Park, Bürgerinitiative Klimanotstand Kiel, bielenbergkoppel.de, TKKG, cradle to cradle ev, NABU Kiel.

Wir spazierten über den Eidertalwanderweg , durch den BUND-Garten und einen Teil der Kleingartenanlage Bielenbergkoppel. Die Gärten und Wege waren geputzt für die Presse, überall hingen Poster, Banner, Schilder mit Aufschriften gegen die Südspange. Es fielen allerdings auch die zahlreichen verwilderten Gärten auf. Während es in anderen Teilen von Kiel mittlerweile in manchen Vereinen Wartelisten gibt, hielt sich der Andrang hier in der Bielenbergkoppel in Grenzen. Das mag auch daran liegen, dass der eventuelle Bau der Südspange wie ein Damoklesschwert über den Gärten hängt.

Die Bielenbergkoppel ist Teil des Kieler Grüngürtels und ein wichtiger Teil der Biotopvernetzung! Christian Herold vom BUND erklärte uns die Zusammenhänge: Dachse, Abendsegler, Singvögel, Insekten ziehen durch diesen Gürtel. Fledermäuse aus dem Vieburger Gehölz kommen hier zum Jagen her. Für Singvögel ist die Bielenbergkoppel Teil des großräumigen Wechsels vom Eidertal bis zur Ostseeküste und nach Skandinavien.

Die Karte zeigt, wie die Straßen verlaufen könnten.

An verschiedenen Stationen hatten die Aktivist*innen Markierungen angebracht um den Straßenverlauf zu zeigen. Besonders eindrucksvoll: Die ca 28 Meter breite Brücke über den Eidertalwanderweg hatten sie mit Stäben und schwarzer Plane andeutungsweise nachgebaut, um die Dimension dieses Bauwerks aufzuzeigen. Während wir dort standen, kamen uns zahlreiche Radfahrer*innen entgegen, denn der Eidertalwanderweg ist ein beliebter stadtnaher Wanderweg. Sie schlossen sich mit Interesse den Erläuterungen der Expert*innen an.

Nachbildung der Brücke: 28 Meter breit!

Die Nebenstrecke zur Südspange würde direkt auf dem Eidertalwanderweg verlaufen und in die Flintbeker Straße münden. Wie eine so schmale Straße wie die Flintbeker einen Busverkehr in beide Richtungen bewältigen soll, ist noch nicht ganz klar.

Christian Herold von der BUND-Kreisgruppe erklärte uns den Artenreichtum von einer Anlage wie dieser mit teils bestellten und teils verwilderten Gärten und auch Naturbäumen, von denen einige sehr groß sind. Die Bäume fallen wirklich auf. Auf dem Rundgang sprachen wir mit einem Gärtner namens Lindenberg, der eine 200 Jahre alte Eiche auf seiner Doppelparzelle stehen hat. Auf der Gemeinschaftswiese steht ein alter stattlicher Walnussbaum. Der BUND-Naturgarten hat eine Sondererlaubnis, auf seinen 5.000 Quadratmetern auch Naturbäume wachsen zu lassen. Alte Bäume bieten mit iheren Baumhöhlen Unterschlupf und Brutmöglichkeiten für zahlreiche Tierarten. Manche Vögel und Insekten brauchen die hohen Wipfel der Habitatbäume, so nennt man die stattlichen alten Bäume. Christian Herold sagte, auf Grund des Klimawandels wird es zunehmend schwieriger, Bäume groß zu ziehen. Insofern sind die vorhandenen großen Bäume besonders erhaltenswert.

Die Straßenbauplane für den Kieler Süden sehen als eine Variante die sogenannte Südspange vor, eine Schnellstraße, die von der B404/ A21 nach Osten führt und in die B76 mündet. Geplant und eventuell gebaut wird sie von einer staatlichen Gmbh, der DEGES. (Allerdings haben die Kieler Verwaltung und Selbstverwaltung Möglichkeiten der Einflussnahme. ) Auch der Bau der Nebenstrecke für Busse und langsamere Verkehrsteilnehmer würde durch die Bielenbergkoppel führen. Zum jetzigen Zeitpunkt hat die DEGES lediglich mit Kartierungen angefangen und eine weitere Variantenprüfung in Auftrag gegeben. Der Protest gegen die Südspange kann jetzt noch Wirkung zeigen.

Die Forderung des Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel ist einfach und klar: Die A21 soll bei Wellsee enden und dort in die B404 auslaufen. Niklas Hielscher vom Bündnis sagte, zu alternativen Vorschlägen, beispielsweise Ausbau des Wellseedamms, äußert sich das Bündnis nicht. Da herrsche das Sankt Florians Prinzip, denn kein Stadtteil möchte eine Belastung bei sich zu Hause.

Die Zerstörung der Bielenbergkoppel hätte auch einen direkten Einfluss auf die Lebensqualität in Kiel. Es würde lauter und wärmer werden. Als wir auf dem Eidertalwanderweg standen, wurde uns bewusst, dass es jetzt sehr ruhig ist. Die Bäume schlucken den Lärm der B404. Mit dem Bau der Südspange würde der Lärm viel näher an bebaute Gebiete kommen. Die Bielenbergkoppel ist außerdem Teil der Kaltluftschneise von Kiel. Sie bringt frische Luft und Kühlung in die Stadt, was gerade in Zeiten des Klimawandels besonders wichtig ist. Asphalt statt Gärten und Bäume machen die Stadt spürbar heißer. Eine Straße unterbricht den Luftaustausch, in etwa so wie die Heißluftsperre am Eingang zu Kaufhäusern.

Übrigens, wer mal wie ich an einer Autobahnbaustelle gewohnt hat, weiß aus eigener Anschauung, welche unglaublichen Erdbewegungen mit so einem Bauwerk verbunden sind. Auch an Stellen, die am Ende nicht asphaltiert sind, ist die Landschaft hinterher völlig umgestaltet und die verschiedenen Erdschichten vermischt.

Zum Abschluss noch einige Aussagen von Gärtner*innen, die wir antrafen:

Heidrun Kusserow, Leiterin des BUND-Gartens: “Die Südspange ist völlig sinnlos, wenn der Ostring II nicht gebaut wird.“ Zur Erläuterung: Die Südspange sollte ursprünglich den Verkehr in einen Ostring II leiten, der den Ostring I entlasten sollte. Dieser Ostring II steht zwar noch im Bundesverkehrswegeplan , hat aber nicht den Status des vordringlichen Bedarfs und würde sehr teuer werden. Der Bau des Ostring II ist also wirklich ganz unwahrscheinlich.

Herr Lindenberg trauerte, weil die Stadt ihn zwang 60 Naturbäume auf seinen Parzellen zu fällen. Einzig die 200-jährige Eiche durfte stehen bleiben.

Eine Gärtnerin bewirtschaftet ihrem Garten mit ihrer Schwester in dritter Generation. “Wir haben die schönste Kindheit hier gehabt, konnten herumstöbern und Höhlen bauen. Für Oma, die 93 wurde, war der Garten Fluchtpunkt.”

Ich lernte aus den Gesprächen: Der Kieler Grüngürtel dient der Biotopvernetzung und ist Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Für die Menschen ist er Naherholungsgebiet. Er dient als CO2-Senke und nimmt Starkregen auf. Und für uns Menschen ist die Natur generell Grundlage für unser Überleben, und das nicht nur in Zeiten des Klimawandels. Ich persönlich empfinde gerade die Bielenbergkoppel als einen besonders schönen Ort, wobei ich etwas Wildheit gerne mag.

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Südspange und A21-Anbindung

Bielenbergkoppel, Schöner als die Südspange Kiel

Südspange und A21-Anbindung

Die A21 bis zum Barkauer Kreuz und zusätzlich eine Schnellstraße nach Osten, die sogenannte Südspange: das galt lange als gesetzt. Aber mit Beginn der Planung ist das jetzt nicht mehr der Fall. Auf einmal sind alle möglichen Varianten offen, denn an den Beginn der Planung setzt die DEGES ein neues Gutachten, in dem auch neue Varianten möglich sind. Die DEGES ist als GmbH des Bundes für Planung und Bau von Fernstraßen verantwortlich.

Christian Merl, Projektleiter bei der DEGES schrieb: “Die Fragestellung des neuen Planungsauftrags unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der in 2016 durchgeführten Variantenuntersuchung. Es soll aber auf Basis aktueller Daten ein gegenüber der 2016er Studie vertiefter Variantenvergleich erstellt werden. Dabei können auch neue oder abgewandelte Varianten entwickelt werden.”

Enger Austausch zwischen DEGES und der Verwaltung über Südspange/A21

Ich kommunizierte mit Christian Merl über das Thema Stadtbahn. Laut Kieler ÖPNV Grundlagenstudie wäre es gut, auch den Kieler Süden mit der Stadtbahn zu versorgen. Die Studie beschreibt das große Neubaugebiet Neu-Meimersdorf (auf S. 336) als ein sehr auto-abhängiges Stadtteil und empfiehlt eine Trasse der Stadtbahn von Wellsee nach Neu-Meimersdorf. Das würde sich aber mit einer Autobahn plus Südspange auf Kieler Stadtgebiet “beißen”. Ich fragte Herrn Merl, ob es in dieser und anderen Fragen Konsultationen mit der Kieler Verwaltung und Selbstverwaltung geben würde. Er antwortete: ”Wir stehen in einem beständigen und engen Austausch mit der Verwaltung der Stadt Kiel und wir beteiligen die Stadt intensiv an unseren Planungen. Wir sind überzeugt, dass uns die Stadt Kiel informieren wird, wenn entsprechende Entscheidungen der Stadt hinsichtlich neuer Mobilitätsangebote beschlossen werden, die unser Projekt tangieren.”

Es ist also nicht so, wie wenn die Autobahn völlig autonom vom Bund (durch die DEGES) geplant wird und als höheres Schicksal hingenommen werden muss. Wenn die Lokalpolitik beherzt eigene Pläne vorschlägt, könnte die Autobahn auch bei Wellsee enden, wie es das Bündnis Vorfahrt für den Klimagürtel vorschlägt.

Südspange und A21-Anbindung: Am Beginn der Planung

Die DEGES beginnt jetzt mit der Vorplanung, bei der noch unterschiedliche Varianten geprüft werden. Hier geht es um den Einfluss auf die Verkehre, auf die Umwelt. Geprüft werden Kosten und Realisierbarkeit. In dieser Stufe wird eine Vorzugsvariante entwickelt. Die nächsten Schritte sind dann die Entwurfsplanung, die Genehmigungsplanung und das Planfestellungsverfahren.

Umdenken in der Politik, Proteste aus der Bevölkerung

Mittlerweile gerät die Zustimmung zur den Straßenbauplänen im Kieler Süden in der Kieler Politik ins Wanken. Die Grünen , der SSW und die Satire-Fraktion sind mittlerweile gegen die Anbindung der A21. Die Linke war schon immer gegen die Autobahn in Kiel und hat das Thema beharrlich immer wieder in Form von Anträgen auf die politische Tagesordnung gesetzt. Die SPD ist noch ambivalent.

Bestimmt haben die Protestaktionen der letzten Monate bei diesem Umdenken eine Rolle gespeilt. Eine Postkartenaktion im Winter, Baumbesetzungen, Demonstrationen , Blockade der B404 und Stellungnahmen der Umweltverbände haben das Thema Straßenbau im Kieler Süden in das öffentliche Bewusstsein gehoben. Es hat sich herum gesprochen: Die Südspange und die A21 auf Kieler Stadtgebiet entlasten nicht, sondern bringen zusätzliche Verkehre. Sie widersprechen auch den erklärten Klimazielen der Stadt Kiel, die eine Verkehrsreduktion um 40 Prozent anstrebt. Eigentlich.

(Das Foto zeigt eine Protestaktion gegen die Südspange am 15. August. )

Stimmen gegen die Südspange

KN: Bund beginnt Vorplanung der Südspange