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Grünhunger im Lockdown

Aus dem Rundbrief der BUND Kreisgruppe Kiel, leicht gekürzt: “Ansturm auf die Küste in Schwedeneck”, “Parkärger im Stiftungsland” – Die Schlagzeilen der KN vom Januar und Februar 21. Und auch in Kiel werden Parks, Kleingärten, Gehölze, Förde, Wildtiergehege von ungewöhnlich vielen Menschen in diesem Winter besucht. Natur tut gut im Lockdown – und es ist zu hoffen, dass diese neue Genügsamkeit, das “zur Ruhe kommen” uns auch nach den Lockerungen erhalten bleibt. Doch parallel dazu werden, durch die Ratsversammlung beauftragt, etliche Bebauungspläne für Großprojekte erstellt, die unsere Auslauffläche weiter reduzieren dürften: Bremerskamp (geplante Erweiterung der Uni und Neubau der Milchwirtschaft (MaxRubner Institut), Torfmoorkamp (geplantes Wohngebiet mit 800 Wohneinheiten (WE) südlich des Steenbeker Weges, Kieler Süden (1. Bauabschnitt: geplantes Wohngebiet mit 1500 WE südlich Neu-Meimersdorf).

Wenn es so weiter geht, wird in noch größerem Maße die Flucht aus Kiel angetreten, mit entsprechender Zunahme an Verkehrswegen und der Ausweisung weiterer Neubaugebiete in den Umlandgemeinden. Wo soll das enden? Was für Lösungen kann es geben?Die versiegelte Fläche nimmt in Kiel kontinuierlich zu, und dass obwohl die Bevölkerungshöchstzahl Ende der 60er Jahre erreicht war. Deswegen fordert die BUND-Kreisgruppe Kiel :

  • eine hohe Zweitwohnsteuer, die auch für mehr als 3 Monate ungenutztes Wohnungseigentum gilt (z. Zt gelten Immobilien als sichere Geldanlage)
  • einen Grünflächenfaktor, der festlegt wieviel Grünfläche pro Einwohner*in zur Verfügung stehen muss. Konzepte dazu gibt es seit vielen Jahren. Städte wie Duisburg, Hamburg, Bremen, Regensburg führen entsprechende Berechnungen durch. Damit wäre keinesfalls weitere Stadtentwicklung ausgeschlossen: Für Neuversiegelung müsste allerdings entsiegelt werden, und ein Neubau auf Parkplatz ist immer möglich..
  • eine Verpflichtung bestehende Gewerbegebiete maximal zu nutzen, d.h. auch in die Höhe zu bauen, Parkplätze auf Parkpaletten zu planen, und ÖPNV/Fahrradverbindung gleich mitzudenkendie grundsätzliche bauökologische Überwachung, wenn schützenswerte Bäume und Gehölze im Bebauungsplan festgelegt wurden.
  • Die Ausweisung von ganz Suchsdorf-West als Landschaftsschutzgebiet (z.Zt als Potentialfläche im Wohnbauflächenatlas)

Das Foto zeigt eine Asphaltwüste nahe Holstein-Stadion.

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Kieler Bauprojekt Torfmoorkamp

Eines der größeren Baugebiete der nächsten Jahre ist der Torfmoorkamp. Auf einer Fläche von 6,5 Hektar sollen 700 Wohneinheiten entstehen, davon 30 Prozent als geförderter Wohnraum. Das Plangebiet liegt im Carré zwischen B76, Torfmoorkamp und Steenbeker Weg. Zur Zeit befinden sich hier Koppeln und entlang des Steenbeker Wegs vier Einfamilienhäuser.

Als Investoren konnten die Firma Ditting aus Rendsburg und die Lindhorst-Gruppe aus Winsen (Aller) gewonnen werden. Die Lindhorst-Gruppe spezialisiert ihren Immobilienbereich zunehmend auf altersgerechtes Wohnen und wird für die Senioreneinrichtungen im Torfmoorkamp verantwortlich sein. Das Areal war vorher weitgehend in städtischem Besitz.

Geplant ist ein gemischtes Wohngebiet mit vier- bis fünfgeschossigen Wohneinheiten. Darunter auch geförderter Wohnungsbau und Wohnraum für Studierende. Außerdem soll es Seniorenwohnungen und ein Pflegeheim geben. Für die Nahversorgung sind ein Café, eine Bäckerei und ein Kiosk angedacht. Insgesamt können hier 60.000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Nach der neuen Kieler Stellplatz-Ordnung bekommt jede Wohneinheit 0,7 Autostellpätze, Sozialwohnungen 0,3 Plätze. Wenn Car-Sharing eingeplant wird, können sich diese Sätze noch verringern. Da die Bus-Linie 62 an Wochentagen alle 15 Minuten fährt, braucht man hier eigentlich nicht zwingend ein Auto.

Drei der vier Einfamilienhäuser entlang des Steenbeker Weges wurden verkauft und werden abgerissen. Das große weiße Haus an der Ecke Torfmoorkamp/ Steenbeker Weg bleibt dagegen stehen.

Die Investoren haben einen Architektenwettbewerb ausgelobt und die Entwürfe wurden auch schon vorgestellt, allerdings ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Eine große Herausforderung bei diesem Projekt wird der Lärm- und Immissionsschutz sein. Bei der letzten Messung brausten 33.300 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden auf der angrenzenden B76 vorbei, darunter 1.700 LKWs. Es ist schon laut. Ein Anwohner sagte mir, der Wind steht leider auch meistens so, dass diese Seite die lautere ist. Nicht nur der Lärm , auch die Qualität der Luft ist eine Herausforderung an die Architektenbüros.

Bebauungsplan 1000: Torfmoorkamp https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/kiel_plant_baut/torfmoorkamp.php

(Das Foto zeigt den Blick auf die Koppeln des Torfmoorkamps. Rechts im Bild ein Reetdach-gedecktes Haus, das für den Abriss bestimmt ist.)

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