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Fahrradbügel und Poller: Streit in Kieler Ratsversammlung

Die FDP stellte in einer Großen Anfrage 15 Fragen zum Thema Fahrradbügel und Poller in der Stadt. Aus den Antworten ergab sich: Es soll 14- 15 Tausend Fahrradbügel geben, die genaue Zahl ist unbekannt. Ratsfrau Musculus-Stahnke: „Weiß die Verwaltung, was sie da tut?“

Auch der CDU wird es langsam zu bunt. Ob überhaupt der Bedarf jemals erhoben wurde, möchte Ratsherr Kreutz wissen. Er vermutet, Fahrradbügel würden da hinkommen, wo gerade Platz ist. Er verwies auf die Harriesstraße, in der 15 Parkplätze wegfallen sollen, um Platz für Fahrradbügel zu machen. Im Ortsbeirat hatte es Unmut zu diesem Thema gegeben.

Ratsherr Dregelies (SPD) konterte, dass es um Barrierefreiheit geht. Die Stadt würde Poller aufstellen , um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, vor allem für Kinder, Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollator.

Eigentlich geht es um das Thema Parken

Ratsherr Dregelies verstand die Anfrage dann aber auch so, wie sie gemeint war: Eigentlich geht es der FDP nicht um zu viele Fahrradbügel und Poller sondern um zu wenige Parkplätze. Als Hauptproblem sieht er aber nicht die wegfallenden Parkplätze sondern die zunehmende Anzahl an Pkw, darunter ein zunehmender Anteil an größeren Fahrzeugen.

Gab es 2010 erst 100.000 Pkw in Kiel, so waren es 2020 schon 130.000 Pkw. Nur um diese zusätzlichen Autos unterzustellen, bräuchte Kiel 40 Parkhäuser von der Größe des Parkhauses am ZOB! Aber es kommt noch schlimmer: die neuen Autos sind länger und brauchen mehr Platz. Beispiel: Der Golf 8 ist 30 cm länger als der Golf 2.

„Nichts nimmt so viel Parkraum weg wie ein zusätzlicher Pkw“, so die nüchterne Analyse von Max Dregelies.

Ratsherr Halle appellierte an die Bürger, sich nicht das größte Auto zu kaufen. „Es ist genug Platz für alle da, wenn alle etwas sparsam sind.“

Ratsherr Stenger (Grüne) verwies auf die Klimakatastrophe. Er sagte, wir würden vor allem im Verkehrsbereich die Ziele zur dringend gebotenen CO2-Reduktion verfehlen.

Verkehrspolitik der SPD in den Kieler Nachrichten

In der Debatte wurden die “Kieler Nachrichten” mehrfach erwähnt. Sie berichtete am 19. Mai über eine neue Strategie der Kieler SPD in der Verkehrspolitik, die den Autofahrern mehr Verständnis entgegenbringen möchte. Kristian Blasel kann sich in seinem Kommentar gut vorstellen, dass die Grünen nächstes Jahr stärkste Fraktion in der Kieler Ratsversammlung werden. Daraus zieht Blasel den Schluss, dass die SPD sich von den Grünen absetzen sollte.

Aber ob das der richtige Weg ist, um Wählerstimmen zu gewinnen?

Man könnte auch den gegenteiligen Schluss ziehen, dass es sich für die SPD lohnte, von den Grünen zu lernen. Das Wahlverhalten in den letzten Jahren zeigt doch deutlich, dass die Kieler ausgesprochen grün ticken.

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Debatte um Mobilitätswende in Kiel

Grüne Kiel: Fahrradbügel und Poller

Podiumsdiskussion: Verkehrswende für die Stadt

Nachtrag: Die Veranstaltung fällt leider krankheitsbedingt aus!

Am Donnerstag, 24. März, 20 – 22 Uhr, Hansa48: Es diskutieren Morten Kabell (ehemaliger Bürgermeister von Kopenhagen, Carolin Klaubke (VCD) und Niklas Hielscher (Blog Bielenbergkoppel.de)

Aus der PM: Am Gemeinwohl orientierte und ökologisch nachhaltige Mobilitätskonzepte können einen wichtigen Beitrag zu Umweltschutz und Klimagerechtigkeit leisten und gleichzeitig das Grundbedürfnis der Menschen nach Bewegungsfreiheit flächendeckend befriedigen. Aber welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit eine gerechte sozial-ökologische Verkehrswende gelingen kann, wie sie gegenwärtig zum Beispiel in Kopenhagen eingeleitet wurde? Wie greift soziale und ökologische Verkehrspolitik in weitere Felder der Stadtplanung ein? Welche Instrumente können diese neuen Formen der Mobilität für alle zugänglich machen? Die Autos werden zurückgedrängt, aber was ersetzt sie? Kann es eine ausdrücklich soziale orientierte Verkehrswende überhaupt geben?

Wir wollen mit Aktivist*innen aus Bewegungen in Kiel und Kopenhagen über linke Perspektiven für eine klimagerechte Mobilität für alle am Beispiel gelingender Praxen auf lokaler Ebene diskutieren. Unser Haupt-Referent ist Morten Kabell aus Kopenhagen. Morten war Bürgermeister für Technik und Verkehr in der dänischen Metropole.

Weitere Diskutant*innen:
Carolin Klaubke (VCD)
Niklas Hielscher. Niklas betreibt die Seite bielenbergkoppel.de und setzt sich als Teil des Bündnisses “Vorfahrt für den Klimagürtel” für die Verkehrswende und gegen Straßenbauprojekte im Kieler Grüngürtel ein.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Schleswig-Holstein.

Die Veranstaltung findet entsprechend des Hygieneplans der Hansa48 statt. Höchstwahrscheinlich als 2g plus – Veranstaltung.

Debatte um Mobilitätswende in Kiel

Kein Thema bringt Kiel so in Wallung wie das Thema Mobilitätswende. In der letzten Ratsversammlung schlugen die Wellen hoch während der Aktuellen Stunde über den Themenkomplex Parken, Tempo 30 und Fahrradverkehr. Dabei spielte eine fiktive ältere Person mit Rollator eine gewisse Rolle, diente sie doch sowohl den Befürwortern als auch den Gegnern des Gehweg-Parkens als Begründung der jeweiligen Position. Aber nun der Reihe nach:

Genügen 1,20 Breite für Gehwege?

Das aufgesetzte Parken soll in Kiel allmählich verboten werden. Die Vorgehensweise: wenn sich ein Anwohner beschwert, dass der Gehweg nicht breit genug ist, gibt es eine Begehung, und wenn es sich herausstellt, dass die Breite des Gehwegs wegen parkender Autos nicht dem Gesetz entspricht, sind Parkverbote die Folge. Das Beispiel, das in der Aktuellen Stunde besonders hervorgehoben wurde, ist die Clausewitzstraße in der Nähe des Blücherplatzes. Hier parken Autos auf beiden Seiten der Straße auf dem Gehweg. Ratsherr Florian Weigel (CDU) hat nachgemessen und meint, es wären durchweg noch 1,20 bis 1,40 Meter Platz für Fußgänger. Allerdings fordert das Gesetz 1,80 Meter, darauf wies Ratsherr Max Dregelies (SPD) hin. Und im Verkehrsentwicklungsplan von 2008 habe man eine Ende des Gehweg-Parkens auch mit den Stimmen der CDU beschlossen.

Auftritt der fiktiven älteren Person mit Rollator: Die einen argumentierten, dass diese Person ein Auto, das vor der Tür parkt, braucht, weil sie nicht bis zur nächsten Bushaltestelle gehen kann. Ganz davon abgesehen, dass es keine Garantie für einen Parkplatz direkt vor der Tür gibt, argumentierten die anderen, dass es oft kein Durchkommen auf dem zugeparkten Gehweg gäbe, vor allem wenn möglicherweise ein Rollstuhl entgegenkommt. Bezeichnenderweise macht sich gerade der Seniorenbeirat für das Freihalten von Gehwegen stark.

Die Mobilitätswende ist notwendig wegen der steigenden Zahl von PKWs

Im Grunde zeigte sich bei dieser Debatte wie so oft: die eigentlichen Feinde der Autofahrer sind weder Fußgänger (mit oder ohne Rollator), noch Fahrradfahrer noch die Politik, sondern die anderen Autofahrer. Es gibt zu viele. Während die Einwohnerzahl von Kiel stagniert, nimmt die Zahl der angemeldeten Fahrzeuge zu.

In der Debatte bestand Einigkeit, dass manche Leute ein Auto wirklich brauchen. Aber tatsächlich werden viele Autos nur selten benutzt. In solchen Fällen wäre es möglich, auf das Carsharing auszuweichen.

Kein Tempo 30 auf dem Theodor-Heuss-Ring

Wie in der selben Ratsversammlung zu späterer Stunde beschlossen, tritt Kiel dem Bündnis „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ bei. Dieses Bündnis will sich dafür einsetzen, dass Kommunen eigenständig auf bestimmten Straßenabschnitten Tempo 30 anordnen können. Das ist jetzt aus rechtlichen Gründen nicht immer möglich. Als Beispiel wurde die Rathausstraße genannt: hier liegen die Voraussetzungen für Tempo 30 nicht vor, aber die Verwaltung würde dennoch gerne den Verkehr auf dieser innerstädtische Rennstrecke verlangsamen.

Oberbürgermeister Kämpfer versicherte: niemand will den Theodor-Heuss-Ring zur Tempo-30-Zone erklären! Die FDP war sich da nicht so sicher. „Früher oder später werden wir überall Tempo 30 haben.“

Die Vorteile von Tempo 30 liegen auf der Hand: weniger Verkehrsunfälle insgesamt und weniger schwere Verkehrsunfälle.

In der Debatte wurde wieder einmal klar: der öffentliche Raum ist nicht unendlich groß. Irgendwie muss der Platz gerecht aufgeteilt werden für alle Menschen, ob zu Fuß, mit dem Rad, dem Auto oder womöglich dem Wohnmobil unterwegs!

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kn online: Rat beschliesst mit rot grüner Mehrheit: Kiel tritt Tempo-30-Bündnis bei

Die Weberstraße und das Gehweg-Parken

Südspange oder nicht Südspange? Das ist hier die Frage

Traditionsschiff Lovis bringt Klimaaktivist*innen nach Kiel

Unter dem Motto “Turning The Tide for Climate Justice” wird am 10. September das Traditions- und Bildungsschiff Lovis (https://lovis.de/) die Kieler Förde erreichen. Seit dem 28. August, segeln eine Gruppe von Klimagerechtigkeitsaktivist*innen aus verschiedenen Ländern (Argentinien, Dänemark, Deutschland, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Türkei) über die Ostsee und demonstrieren gegen den Imperialismus, Kolonialismus und Rassismus Europas und für eine klimagerechte Welt. Eine Auswahl der Aktivitäten:

Gesprächsrunde zu Mobilitätswende & Klimagerechtigkeit

Am 10.9. laden die Klimaaktivist*innen zu einer Gesprächsrunde am Bahnhofskai/Ecke Hörntreppen direkt vor dem Bildungsschiff Lovis ein. Aktivist*innen aus der internationalen Klimagerechtigkeitsbewegung berichten von aktuellen Kämpfen und Aktionen der Klimagerechtigkeitsbewegung in Deutschland. U.a. gibt es inhaltliche Beiträge zu folgenden Themen: Das Klimagürtel-Bündnis und der Protest gegen die A21/Südspange in Kiel (https://www.klimaguertel-kiel.de/), die Ende-Gelände-Blockade des Nord-Ostsee-Kanals (https://www.ende-gelaende.org/), die Kriminalisierung der Klimagerechtigkeitsbewegung in Deutschland und die Inhaftierung von Ella (UP1) (https://freethemall.blackblogs.org/), den Protest gegen die Internationale Automobilausstellung (IAA) am 10. und 11. September in München (https://sand-im-getriebe.mobi/) und die Reise der Zapatista nach und durch Europa. 3. Kurzfilm-Abend auf dem Lovis-Segel (10.9., 22:30 Uhr, Bahnhofskai/Ecke Hörntreppen)

Konzert auf dem Gaffelschoner Freedom und Filme auf der Lovis

10. September 20:30 – 22:00: The Baltic Scots erobern stilecht in Kilts die Bühne der Freedom. Aus der Leidenschaft des Scottish Folk, der Rauheit des Rock´n Roll und der Sehnsucht nach der endlosen Weite der Highlands destillieren sie besten Celtic Folk Rock = SchottenRock. Die Freedom liegt in der Hörn auf der Westseite. (https://freedom-kiel.de/events/ )

Im Anschluss an das Konzert der Celtic Folk Rock Band »The Baltic Scots« auf dem Gaffelschoner Freedom werden Kurzfilme rund um das Thema Klimagerechtigkeit auf das Segel der Lovis projiziert.

(Das Foto zeigt das Tradidionsschiff Freedom, hier findet das Konzert statt.)