Buchvorstellung „Demokratie für morgen“ am 24.10.2023 im FahrradKinoKombinat der alten Mu

Ein Gastbeitrag von Ulrich Hühn und Gabriele Wenk

Thomas Eisenkrätzer, Fotograf und Journalist bei den Kieler Nachrichten eröffnete den Abend im Namen von Mehr Demokratie und der Partei Die Humanisten und dankte den Anwesenden für ihr Kommen.

Ulrich Hühn stellte sich als Sprecher der Kieler Gruppe vor und erklärte, warum es heute nicht um Parteien-Demokratie geht, sondern um das Ganze, die Demokratie als Zusammenhalt der Gesellschaft.

Karl Martin Hentschel begann sein Referat mit der Geschichte und dem Ursprung der Demokratie in der ersten Demokratie in Pingvellir auf Island im Jahr 930 und erklärte den Beginn der heutigen Demokratie durch Charles de Montesquieu, der eigentlich ein Freund der Monarchie war, aber den Monarchen direkt wählen lassen wollte, weil dann der Adel zuviel Macht gehabt hätte.

Hentschel zog eine Linie von der Demokratie in den USA, in der nur Millionäre vertreten sind, über gewählte Diktaturen bis hin zu den Ursprüngen der EU.

Gefahren für die Demokratie sieht er in der völligen Ungleichverteilung des Reichtums, dem Ausschluß von Bildung für immer größere Teile der Bevölkerung und dem zunehmenden Rechtsruck, das heißt abwenden einiger Staaten von der Demokratie. In der Welt kristallisieren sich derzeit drei Wege des Aufbaus der Staaten-Verwaltung auf: Plutokratien als Aufteiler der Macht weniger großer Einflußnehmer (Konzerne) auf der Welt; Meritokratien als große Staaten ohne demokratisch gewählte Parlamente und der Erneuerung der Demokratien. Die Demokratie hat auch heute viele Feinde, die geschickt vorgehen: Konzerne, Medien und neue Autokraten, „starke Männer“.

Die direkte Demokratie ist die stärkste Waffe gegen den Populismus, da es um die Sache geht und nicht um Personen. Sie zwingt die Politik zur Kommunikation. Die alten Konzepte sind dabei die Präsidialdemokratie (größter Fehler der Verfassung der USA [P. Khanna]), die Mehrheitsregierung (Deutschland, UK) und eine Minderheitsregierung nach Skandinavischem Vorbild.

Regierungen sind erfolgreich, wenn das Volk in den sie direkt berührenden Angelegenheiten mitbestimmen kann. Es ist nicht teuer, da die Bürger die kommunalen Investitionen durch geringe Steuererhöhungen selbst finanzieren. In der „Los-Demokratie“ bestimmen geloste Bürger nach vielen Kriterien, die eine Gesellschaft ausmachen, Vorschläge zu Themen, die den Parlamenten vorgelegt werden, Klima: erfolgreich abgeschlossen, Ernährung: gerade in Arbeit, nächstes großes Thema ist die neue europäische Verfassung, in die die Ziele Europas hineingeschrieben werden müssen, z. B. keine nationalen Armeen mehr, Reform der Landwirtschaft, Migration, Zahler- und Empfänger-Staaten, Mehrheitsbildung, Volksabstimmungen.

Eine weitere wichtige Veränderung ist das Wahlrecht, bei dem nicht mehr Parteien gewählt werden, in denen sich immer weniger Menschen wiederfinden, sondern Personen. Eine deutlichere Gewaltenteilung ist erforderlich, weil die Dreiteilung zu viel Machtkonzentration innerhalb der Parlamente hat entstehen lassen, eine Publikative, eine Monetative und eine Regulative werden vorgeschlagen.

Frau Prof. Pioch ergänzte mit Gedanken zu dem Wahlverhalten einzelner Schichten, wie Arme und Reiche, mehr oder weniger Gebildete, Organisierte (Gewerkschaften, Sozialverbände, Kirchen) und sozial Ausgegrenzte

Die Politik muß versuchen, den Ausgleich der gesellschaftlichen Gruppen abzubilden. Es dürfen keine Gruppen das Empfinden bekommen, in den Parlamenten nicht vertreten zu sein. Das ist ein Grundsatz der Politikwissenschaft, der offensichtlich nicht umgesetzt wird, ein Grund für geringe Wahlbeteiligung und aufkommenden Populismus.

Wege, die es in und für eine Demokratie gibt, alle Menschen zu repräsentieren: Quotierung, Direkte Demokratie, Kommunalisierung, lokale Demokratie (entgegen dem Trend, in Kommunalwahlen geringste Wahlbeteiligung) Zufalls Zusammensetzung / Lotterie.

Das Einkommen, also ganz simpel die Existenz, muß gesichert sein. Sollte das wirtschaftliche Umfeld es nicht ermöglichen, muß unbürokratisch geholfen werden.

Frau Pioch zeichnet einen gangbaren Weg vom ALG II übers Bürgergeld (Leistungs- und Bedarfsgerechtigkeit) zum Grundeinkommen (Teilhabegerechtigkeit bei faktisch ungleichen Chancen), Entkoppelung von Arbeit und Einkommen, Individualprinzip

In der Diskussion nach der Pause wurde die Skepsis gegenüber den Parlamenten zu Umsetzung der Veränderungen und einer wahrnehmbaren Gerechtigkeit deutlich.

Der Wunsch eines großen Teiles zumindest der Anwesenden, zur Einführung des bedingungslosen Grundeinkommen war hörbar.

Joachim Winters, ehemaliger Netzwerkrat des Netzwerkes Grundeinkommen, verdeutlichte die Widersprüchlichkeit der Begriffe Arbeitslos und Erwerbslos und beschrieb die großen Vorteile einer Gesellschaft mit Grundeinkommen, bezogen auf Einkommen- und Chancen Gerechtigkeit (wie es Hentschel beschrieben hat) und die einfache Finanzierung, wenn es denn gewollt ist und an den Steuer-, Erbschafts- und Vermögens Privilegien gerüttelt werden soll.

Unsere Kieler Gruppe wird im November eine Nachbesprechung der Veranstaltung durchführen und ruft alle Interessierten an dem Vortrag zur Teilnahme auf.

Gabriele Wenk und Ulrich Hühn , 24148 Kiel und 24226 Heikendorf, 27.10.2023

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Mehr Info zum Autor Karl Martin Hentschel auf Wikipedia

Gedenken am 24. Februar 2023 aus Anlass der Einmarsches der russischen Armee in die Ukraine

Sturmschäden an der Steilküste in Schilksee

Das Beitragsfoto von der Steilküste in Schilksee zeigt oben rechts einen Gulli, der halb in der Luft hängt. Laut Auskunft des Tiefbauamts handelt es sich um einen stillgelegten Stauraumkanal für einen alten Versickerungsschacht. Dieser befindet sich auf der Höhe der Straße Windjammer in Schilksee. „Ein direkter Schaden ist hier somit für das Kanalnetz nicht entstanden. Die Einleitstellen in die Förde liegen deutlich tiefer und verlaufen unterhalb des Strandes bzw. des Hafenvorfeldes.“ Ob es zu Schäden der Kanalisation durch Unterspülungen gekommen ist, muss noch geprüft werden.

Das Foto zeigt sehr deutlich den fortschreitenden Abbruch der Steilküste an dieser Stelle in Schilksee-Süd . Zwischen der Kante der Steilküste und der ersten Häuserreihe sind es nur etwa 60 Meter. In dem Grünstreifen dazwischen verlaufen Versorgungsleitungen. Auch für die Häuser und ihre Bewohner wird es irgendwann ungemütlich, denn bei jeder Sturmflut bricht wieder ein größeres Stück ab. Im Durchschnitt weicht die Steilküste jährlich um etwa 0,7 Meter zurück.

Das Konsortium Deutsche Meeresforschung geht davon aus, dass der Schutz der Ostseeküste bei einer ungebremsten Erderwärmung nicht mehr finanzierbar sein könnte. Aber da sich 195 Staaten im Pariser Klimaabkommen verpflichtet haben, die Erderwärmung nach Möglichkeit auf unter 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu beschränken, macht der Küstenschutz jetzt doch noch Sinn.

Ein integriertes Konzept für den Küstenschutz fehlt bis jetzt

Durch den Klimawandel beschleunigt sich der natürliche Abbau der Steilküste. Während tiefliegende Gebiete, wie etwa das Zentrum von Kiel, eher durch Überflutungen gefährdet sind, spielt für die Steilküsten der Abbruch bei Sturmfluten die größere Rolle. Ein integriertes Konzept, dass Siedlungen sowohl an Steilküsten als auch an flachen Küstengebieten sinnvoll schützt, fehlt bis jetzt.

Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat vor vier Jahren ein Gutachten in Auftrag gegeben, das Vorschläge erarbeiten soll, wie die Ostseeküste bei steigendem Meeresspiegel geschützt werden könnte. Dieses Gutachten namens „Entwicklung Ostseeküste 2100“ ist noch nicht fertig. Die „Schleswig-Holsteinische Landeszeitung“ berichtete heute (27.Oktober, S. 3), dass bis Ende dieses Jahres Empfehlungen von der Technischen Uni Hamburg-Harburg für einen nachhaltigen Küstenschutz an der Ostseeküste vorliegen sollen.

In Schilksee Süd sind derweil alle Strandzugänge zerstört und der Küstenbereich ist gesperrt.

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SHZ: Opposition fordert mehr Tempo bei Strategie für die Ostseeküste

Ein Bericht von 2020: Absperrungen in Schilksee-Süd

Nach der Sturmflut in Kiel

Die Sturmflut vom 20. Oktober hat Kiel weniger stark getroffen als beispielsweise Flensburg. Aber auch in Kiel gab es erhebliche Schäden. Unterspülte Mauern, verschwundener Strand, gesunkene oder zerstörte Schiffe und kaputte Strandkörbe – wie genau die Schadensbilanz aussehen wird, eruieren zur Zeit Tiefbauamt, Grünflächenamt, KOD und anderes Personal der Stadt Kiel. Und so mancher Segler steht wahrscheinlich erschüttert am Hafen, wo das geliebte Boot einmal lag.

Sturmflut trifft Schilksee hart

In Kiel entstand der größte Schaden in Schilksee. Die Steilküste in Schilksee-Süd musste wegen Unterspülungen komplett gesperrt werden. Im Olympiahafen ist wahrscheinlich ein Schaden in Millionenhöhe entstanden, mutmaßte Stadtrat Gerwin Stöcken. 37 Yachten und Boote sollen im Schilkseeer Olympiahafen zerstört oder gesunken sein. Sie müssen möglichst schnell geborgen werden, damit auslaufendes Schmieröl den Hafen nicht weiter verunreinigt. Ölverschmiertes Seegras liegt tonnenweise am Ufer. Besonders teuer könnte die Reparatur der Stützwand am Anleger Schilksee werden.

In Falckenstein ist ein Meter Strand weggespült worden. Die Kiellinie dagegen blieb weitgehend unversehrt. Die Überflutung der Hörnbrücke führte zu einem Ausfall der Elektronik.

Wasserstand in Kiel 1,95 über Normal

Die Sturmflut fällt in die Kategorie „Schwere Sturmflut“ gemäß der etablierten Systematik. Der Wasserstand erreichte 1,50 Meter über Normal. In Flensburg wurde sogar ein Wasserstand von 2,27 über Normal gemessen. In Kiel wurde stand das Wasser 1,95 Meter über Normal um 21 Uhr 33 am 20. Oktober, danach sank der Pegel wieder langsam. Bemerkenswert bei dieser Sturmflut war die lange Verweildauer des Hochwassers.

Starke Luftdruckunterschiede zwischen einem Hoch über Skandinavien und einem Tief über Westeuropa verursachten den Sturm. Während das Wasser der Nordsee von der Küste weggedrückt wurde, und dort Niedrigwasser herrschte, kam es an der Ostseeküste zur Sturmflut. Betroffen waren auch andere Länder: Schottland, England, Schweden und Dänemark.

(Das Foto vom Olympiahafen in Schilksee ist von Thomas Bebensee, kontakt@streetsnap.de)

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Sturmfluten

Kiel, der Klimawandel und die Ostsee

Kultur-Rausch wieder da!

Ein ganzer Monat „Kultur-Rausch“ beginnt mit der Nacht der Clubs am 14. Oktober. Für 10 Euro kommst du an diesem Tag in alle teilnehmenden Clubs, und wirst sogar mit einem kostenlosen Shuttle im 20-Minutentakt von einer Location zur anderen gefahren. Es nehmen teil:

  • Anna Club und Discostadl, Kaistr. 54-56
  • Ben Briggs, Lange Reihe 21-22
  • Hansa 48, Hansastr. 48
  • Luna, Bergstr. 14a
  • MAX Nachttheater, Eichhofstraße 1
  • Pumpe/ Bar/ Roter Salon, Haßstr. 22
  • Schaubude, Legienstr. 40

Das Ticket kannst du in jedem dieser Clubs erwerben.

Auch an den anderen Tagen hat das Clubleben einiges zu bieten. Hier eine Auswahl aus dem Programm vom 14. Okober bis zum 11. November:

Zum Beispiel das Statt-Quartett plus Stefan Kuchel im Statt-Café am 16. Oktober. Eintritt ist frei, der Hut geht herum.

Die Freunde des Punkrocks gehen in die Pumpe am 19. Oktober, wenn die Offenders ihr Album „Orthodoxy of New Radicalism“ vorstellen.

Die drei Damen von SBK (Stefanie Ehlers, Barbara Hertz-Kleptow und Kerstin Kopp) singen Ed Sheeran oder Bruno Mars im Statt-Café am 19. Oktober.

Dopelord spielt am 19. Oktober in der Schaubude. „Inspiration zieht die Band aus alten Horrorfilmen, 70s Rock und magischen Kräutern.“ Genre: Doom. Karten nur im Vorverkauf online.

Der Gitarrist Eric Abtan, der auch Doktor der Philosphie ist, spielt im Pogue Malone am 19. Oktober. Der Gitarrist Eric Abtan ist als Studio- und Sessionmusiker mit einigen der berühmtesten Künstler und Bands der Welt aufgetreten: Phil Collins, Mick Jagger, Oasis, Christina Aguilera, Jane‘s Addiction, Manfred Mann, Eric Burdon, Joni Mitchell, Saxon.

Am 21. Oktober laden diverse Kieler Djs zur Party ins Mum*Dad, Ziegelteich 14 ein.

Auch einige Lesungen sind dabei. Etwa die Norwegerin Vigdis Hjorth mit ihrem Roman „Die Wahrheiten meiner Mutter“ im Literaturhaus SH, Schwanenweg 13. Oder Dennis Gastmann mit „Dalee“ im Studio am Dreiecksplatz.

Das ganze Programm findet ihr hier. Einige der Veranstaltunge sind kostenlos, einige bieten Abendkasse, andere nur Karten im Vorverkauf.

Corona kann warten, erst einmal wird wieder ausgegangen und gefeiert! Der Kieler Herbst hat mal wieder einiges an Nightlife zu bieten. Nach vier Jahren Pause wurde es mal wieder Zeit für den Kultur-Rausch.

Programm Kultur-Rausch

Momiji in der Brunswiker hat leckere japanische Suppen

Für Momiji Ramen & Rice stehen Suppen im Vordergrund der Speisekarte. Wie ich mich bei einem Besuch überzeugen konnte, sind sie extrem lecker und wahrscheinlich auch gesund.

Momiji Ramen & Rice zog Ende September in die ehemalige Filiale von Campus Suite in der Brunswiker Straße 23 ein. Frau Chan Shan und ihr Mann betreiben schon länger den Momiji Sushi Takeaway und Lieferservice in der Wilhelminenstraße. Und jetzt ein Restaurant für japanische Suppen.

Auf der Speisekarte von Momiji Ramen & Rice findest du etwa 17 Suppen sowie eine kleine Getränkeauswahl. Die meisten Suppen enthalten Fleisch, aber es gibt auch einige vegetarische und vegane Varianten. Sie enthalten Reis oder Ramen, eine japanische Nudel aus Weizen, die an Spätzle erinnert. Alle Suppen kosten um die 16 Euro.

Neu auf der Speisekarte sind Bento-Boxen für das Mittagesssen, vor Ort oder auch als Take-away. Sie enthalten Reis, Salat und Gemüse. Dieses gesunde Essen spricht das Personal des UKSH gegenüber besonders an!

Das Ambiente ist bunt und exotisch, japanische Schriftzüge auf den Fotos und Reissäcken versetzen dich in eine Nudelküche in Tokio. Momiji ist japanisch für Ahornbaum, ein Ahorn-Blatt ziert das Namenslogo.

Die Öffnungszeiten sind zur Zeit: Dienstag – Freitag: 12 – 15 Uhr und 17 – 21.30. Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 12 – 22 Uhr.

Eine Vorbestellung ist bei diesem beliebten Lokal sicher sinnvoll: 0431 5708 11112.

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Bericht in den Kieler Nachrichten über das Momiji Ramen & Rice

Gosch Sylt jetzt an der Hörnbrücke

Kiel: Institut für Weltwirtschaft fordert Flugreise von Mitarbeiter

Dem Forscher Dr. Gianluca Grimalda droht die Entlassung aus dem Kieler Institut für Weltwirtschaft, weil er sich weigert, mit dem Flugzeug von seiner Feldarbeit in Papua-Neuguinea zurückzukehren. Er möchte stattdessen auf dem Land- und Seeweg reisen und ist bereit, für die Zeit der Reise unbezahlten Urlaub zu nehmen. Eine Gruppe namens Scientist Rebellion setzt sich für den Wissenschaftler ein. Hier ihre Pressemitteilung vom 4.10. 2023:

Am 28. September hat das Direktorium des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) seinen Mitarbeiter Dr. Gianluca Grimalda offiziell abgemahnt und aufgefordert, von einer Feldforschung in Papua-Neuguinea (PNG) per Flugzeug nach Kiel zurückzukehren. Andernfalls wird ihm gekündigt. Dr. Grimalda weigert sich, dieser Aufforderung nachzukommen und begründet dies mit den hohen Umweltbelastungen, die das Fliegen im Vergleich zu Reisen auf dem Land- und Seeweg mit sich bringt. Das IfW begründet seine Entscheidung mit der am 10. September auslaufenden Genehmigung für den Auslandsaufenthalt. Dr. Grimalda wendet ein, dass sich die Dauer seiner Feldforschung aufgrund erheblicher Sicherheitsbedrohungen und logistischer Hindernisse um zwei Monate verlängert hat.

Dr. Gianluca Grimalda ist Senior Researcher am IfW Kiel. Während seines sechsmonatigen Forschungsaufenthalts in Bougainville, PNG, untersuchte er die sozialen Auswirkungen des Klimawandels. Er ist ein engagierter Umweltaktivist, der versucht, die Klimaauswirkungen seiner Forschung zu minimieren und plant mit Frachtschiffen, Fähren, Zügen und Bussen nach Europa zurückzukehren, so wie er es bereits bei seiner Hinfahrt durchgeführt hat. Das würde etwa 50 Tage dauern und die Emissionen um das Zehnfache reduzieren – von 4.000 kg Treibhausgasen (Flug) auf 400 kg durch langsames Reisen (siehe [1]).

„Da ich nicht lehre und Arbeitsbesprechungen online abgehalten werden können, ist meine Anwesenheit in Kiel nicht erforderlich“, sagt Dr. Grimalda. „Ich kann effektiv arbeiten, während ich auf Reisen bin. Auch habe ich angeboten, so lange unbezahlten Urlaub zu nehmen, wie es das IfW für angemessen hält. Das Institut hat mein Angebot jedoch abgelehnt und die Zahlung meines September-Gehalts fristlos einbehalten.“

„Es ist außergewöhnlich, dass ein Forschungsinstitut damit droht, einen Forscher zu entlassen, weil er seine Arbeit zu gewissenhaft ausführt und vermeidet, während des Klimanotstands zu fliegen“, sagt Julia Steinberger, Professorin für gesellschaftliche Herausforderungen des Klimawandels an der Universität Lausanne und Hauptautorin des jüngsten Berichts des Weltklimarats IPCC. „Das IfW Kiel scheint sich vor allem für Gianlucas frühere Teilnahme am zivilen Ungehorsam gegen den Klimawandel mit der Scientist Rebellion zu rächen“, schließt sie.

Unterstützende Materialien:[1] Dokumentation der Treibhausgasauswirkungen von Reisen, aufgeschlüsselt nach Verkehrsmitteln: https://t.co/ZVVtS1927D[2] Text von Dr. Grimalda, in dem er seine Beweggründe erläutert: https://t.co/TxTYJkyz7c [3] Tweet, der die Feldarbeit in Bougainville dokumentiert (mit Fotos): https://twitter.com/GGrimalda/status/1670440361226031106 [4] Tweet, der die CO2-arme Hinreise von Deutschland nach Bougainville dokumentiert (mit Fotos): https://twitter.com/GGrimalda/status/1626344390196068352[5] Wissenschaftliche Belege für die Überschreitung von 6 der 9 planetaren Grenzen: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adh2458[6] Wissenschaftliche Belege dafür, dass mehrere Ökosysteme kurz vor dem Zusammenbruch stehen: https://www.science.org/doi/10.1126/science.abn7950 [7] Szenarienbewertung der Hamburger Klima-Zukunftsprognose, die zu dem Schluss kommt, dass das Ziel, den Temperaturanstieg auf 1,5°C (gegenüber dem vorindustriellen Niveau) zu begrenzen, nicht mehr erreichbar ist: https://www.cliccs.uni-hamburg.de/de/results/hamburg-climate-futures-outlook.html

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Ein neuer Kustos für die Kieler Antikensammlung

Was macht das Kieler Marinearsenal?

52 Hektar eingezäuntes Gelände am Ostufer sind militärischer Sicherheitsbereich, und ohne sachliche Berechtigung haben Kieler und Kielerinnen keinen Zutritt. Durch den Zaun sieht man Grünanlagen, Hallen, Garagen, Pier. Das Gelände teilen sich das Marinearsenal (im Norden) und der Wehrtechnische Dienst (im Süden). Es gibt (noch) keine Tage der Offenen Tür, und in der Presse liest man auch nur selten etwas. Was machen die da eigentlich hinter dem Zaun in Ellerbek? Diese Frage beantwortete LDirMars Sacher sehr ausführlich.

Der Leitende Direktor des Marinearsenals (LDirMars) Rainer Sacher (58) ist verantwortlich für die drei Standorte des Marinearsenals: Wilhelmshaven, Rostock und Kiel, von denen Wilhelmshaven der bedeutendste ist. Perspektivisch soll Kiel aber auch an Bedeutung gewinnen.

Insgesamt 90 Hektar Sperrgebiet

Die Dimension des Areals ist beeindruckend und sicher hatte sich schon mancher auf Bauland gefreut, als das Marinearsenal in Kiel in Folge der Finanzkrise geschlossen werden sollte. Die Maße:

  • 52 Hektar an Land
  • 1550 Meter Kailänge
  • 38 Hektar Wasserfläche

Es kam dann doch anders: Seit dem Krieg in der Ukraine soll das Marinearsenal in Kiel nicht nur erhalten bleiben sondern mehr Aktivität entfalten.

Das Marinearsenal repariert und wartet

Der Wehrtechnische Dienst hat die Aufgabe, zu prüfen, ob bestellte Schiffe alle Funktionen erfüllen, die bestellt wurden. Das Marinearsenal ist dagegen mit Reparaturen betraut. Die Schiffe werden turnusmäßig instand gesetzt, da gibt es für jede Schiffsklasse einen eigenen Zyklus. Und natürlich werden Schiffe mit Defekten repariert. Der Standort Kiel, um den es hier geht, kümmert sich um U-Boote und Minenabwehrboote. Heute lag kein Schiff mit Wartungsbedarf an der Pier, aber letzte Woche wurde ein U-Boot repariert.

Reparaturen , die nicht militärisch sensible Teile der Schiffe betreffen, werden an Werften vergeben. Aber die Reparaturen an Waffen, Sensoren, Sehrohren erfolgen im Marinearsenal.

Für die U-Boote steht eine „Garage“ bereit, damit bei jedem Wetter gearbeitet werden kann. Die Sehrohrwerkstatt ist in einem Turm untergebracht, weil es manchmal notwendig ist, das Rohr ganz auszufahren.

Als ich heute zu Besuch war, lagen hauptsächlich Schiffe an der Pier, die entmilitarisiert werden. Das bedeutet, dass nicht nur Geschütze entfernt werden, sondern auch ihre Fundamente zerstört werden. Im Anschluss kommen die Schiffe zum Recyceln auf zivile Werften.

Feilen, Sägen, Hämmern

Eines der sanierten Gebäude beherbergt die Ausbildungswerkstätten. In vier Jahren lernen die Azubis mechanische, elektronische oder IT-Berufe. Ich war erstaunt, dass im ersten Ausbildungsjahr noch von Hand gefeilt, gesägt und gebohrt wird. Herr Sacher und der kommissarische Ausbildungsleiter Herr Kirchhoff erklärten mir, dass die Facharbeiter an Bord von Schiffen ziemliche Allrounder sein müssen. Auch Elektriker müssen da in der Lage sein, ein Loch in eine Metallplatte zu bohren. Deshalb die gründliche Ausbildung, die auch Basistechniken der Metallverarbeitung beinhaltet.

Wie geht es weiter mit dem Marinearsenal?

Ich fragte den Leitenden Direktor, was sein Pläne und Hoffnungen für die nächste Zukunft sind. Er hofft, in den nächsten fünf Jahren von jetzt 200 auf mindestens 350 Beschäftigte zu kommen. Und er möchte die Zahl der Auszubildenden von jetzt 32 auf 50 bringen. Ein weiteres großes Thema, das ihn beschäftigt, ist die Infrastruktur. Die meisten Hallen auf dem Gelände stammen aus den 60er Jahren, und bedürfen einer Sanierung. Bauarbeiten sind im militärischen Bereich allerdings noch bürokratischer als in der Privatwirtschaft, weil alle Firmenmitarbeiter, die auf dem Gelände oder an Bord arbeiten, eine Sicherheitsprüfung bestehen müssen. In diesem Bereich sind die Kriterien seit dem Ukraine-Krieg sogar strenger geworden.

Perspektivisch könnte das Dock B wieder von Wilhelmshaven nach Kiel zurückkehren. Das hängt davon ab, ob es Mittel für ein neu zu bauendes Dock in Wilhelmshaven geben wird.

Für die nahe Zukunft hofft Herr Sacher auf „grünes Licht“, eine Fregatte unter Wasser anzusprengen. Damit soll getestet werden, ob die technischen Anlagen danach noch so funktionieren wie die Berechnungen vorgeben. Weil so ein großer Knall eine Belastung für die Umwelt, vor allem für das Gehör der Säugetiere des Meeres ist, hatte der frühere Umweltminister von Schleswig-Holstein Robert Habeck keine Genehmigung erteilt.

Im Gespräch grämte sich Herr Sacher über das mangelnde Verständnis in der Bevölkerung für militärische Ausgaben. Ob diese Wahrnehmung noch stimmt?

(Das Beitragsbild zeigt den Leitenden Direktor des Marinearsenals Rainer Sacher vor dem Foschungsschiff Elisabeth Mann Borgese. Rechts im Bild die U-Boot-Garage.)

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Marinearsenal Werftzyklus

Sohststraße, das alte Fischerdorf

    Starker Anstieg der Flüchtlingszahlen

    Die Flüchtlingszahlen sind stark gestiegen und Sozialdezernent Stöcken weiß nicht mehr, wo er die geflüchteten Menschen unterbringen soll. Er möchte vermeiden, wieder Sporthallen anzumieten. Mehr Menschen in die Container packen, geht auch aus logistischen Gründen nicht, da oft Familien in Containern leben, und da könne man nicht einfach eine fremde Person zuweisen. „Wir kommen an die Grenzen der Kapazitäten“, so das Fazit des Sozialdezernenten, als er gestern die Lage im Sozialausschuss beschrieb. Wenn kein Wunder geschieht, etwa in Form eines angebotenen Gebäudes, wird er dem Land melden, dass Kiel keine weiteren Menschen aufnehmen könne.

    Die Herkunft der Geflüchteten

    Zur Zeit kommen viele Ukrainer, an zweiter Stelle stehen junge syrische Männer.

    Bis Ende 2022 kamen über 2.500 Menschen aus der Ukraine nach Kiel. Rund 1.000 davon mussten untergebracht werden, die anderen fanden private Unterkünfte. Im laufenden Jahr 2023 (Stichtag 31.07.2023) wurden bereits weitere 317 Personen aus der Ukraine aufgenommen. Weitere 837 Menschen aus anderen Ländern wurden Kiel in der Zeit von Januar 2022 bis Ende Juli 2023 zugewiesen.

    Arkonastraße und andere Unterkünfte

    In kürzester Zeit war die Landeshauptstadt Kiel gezwungen, neue Unterbringungskapazitäten zu schaffen sowie dezentralen Wohnraum anzumieten.

    Einige Unterkünfte wurden reaktiviert, bzw. neu in Betrieb genommen. Dazu gehören:

    – Gemeinschaftsunterkunft Arkonastraße, Block A

    – Gemeinschaftsunterkunft Herthastraße

    – Gemeinschaftsunterkunft Hof Hammer

    – Gemeinschaftsunterkunft Düvelsbeker Hof, Feldstraße

    – Gemeinschaftsunterkunft Diedrichstraße (Schließung zum 31.08.2022, Rückgabe an Wohnungslosenhilfe)

    – Gemeinschaftsunterkunft Königsweg

    – Gemeinschaftsunterkunft Poggendörper Weg (ehemaliges Pflegeheim, Inbetriebnahme ab September 2023)

    – Anmietung von 75 Wohnungen

    – Zudem wird die Gemeinschaftsunterkunft Tempest erneut aufgebaut und wird voraussichtlich im Januar 2024 in Betrieb gehen.

    Insgesamt betreut die Kommune 5.000 Menschen mit Ersatzunterkünften. Dazu gehören auch Deutsche, die obdachlos geworden sind.

    Das Beitragsbild zeigt die Unterkunft Arkonastraße.

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    Überwältigende Hilfsbereitschaft für ukrainische Geflüchtete

    Highlights der Physik in Kiel

    Vom 25. bis zum 30. September 2023 kommt das Wissenschaftsfestival „Highlights der Physik“ nach Kiel. Zentrale Elemente der Veranstaltung sind eine Mitmachausstellung auf dem Rathausplatz und ein vielfältiges Vortragsprogramm. Außerdem gibt es ein umfangreiches Angebot für Kinder und Jugendliche mit Shows und spannenden Experimenten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, kommt einfach vorbei!

    Eröffnet werden die „Highlights der Physik“ am 25. September im Kieler Opernhaus von Harald Lesch mit einem musikalischen Abendvortrag über „Sonne, Mond und Sterne“. Und auch zum Abschluss der Veranstaltungswoche gibt es einen besonderen Abendvortrag: Communicator-Preisträger Metin Tolan fragt, ob Stunts und Effekte der berühmten James-Bond-Filme mit den Gesetzen der Physik vereinbar sind. Der Vortrag wird mit passender Musik von den Kieler Philharmonikern begleitet. Der Einlass zu allen Angeboten ist frei (teilweise sind kostenlose Einlasskarten erforderlich).

    Euch erwarten Vorträge, Live-Experimente, Gespräche und Workshops. Mehr Info. https://www.highlights-physik.de/

    Antifaschistisches Bündnis gegen Freie Schleswig-Holsteiner

    Die Initiative „Runder Tisch gegen Rassismus und Faschismus in Kiel“ ruft zu einer Gegen-Kundgebung auf. Anlass ist eine geplante Kundgebung der „Freien Schleswig-Holsteiner“ auf dem Exerzierplatz am 30. 9. um 15 Uhr. Die Gegendemo trifft sich um 14.30 an der Ecke Walkerdamm/ Hopfenstraße.

    Hier der Text der Pressemitteilung vom „Runden Tisch gegen Rassismus und Faschismus in Kiel:

    Kein Platz für rassistische Hetze, AfD und rechte Provokationen auf unseren Straßen!

    Für Samstag, 30. September 2023 kündigen die „Freien Schleswig-Holsteiner“ eine „Großdemo“ in Kiel an. Unabhängig davon, wie groß die „Großdemo“ tatsächlich wird, ist die Ankündigung dieser von der AfD beeinflussten Veranstaltung in Kiel eine Provokation!

    Die „Freien Schleswig-Holsteiner“ verorten sich unverhohlen rechts und vernetzen sich landesweit, vor allem über Messenger-Gruppen im Internet. Dabei gibt es eine große, auch personelle Nähe zur AfD. Der AfD – Bundestagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein, Gereon Bollmann, hatte schon in der Vergangenheit als Schnittstelle zum verschwörungsideologischen Milieu fungiert. Auch seine inhaltliche Nähe zu dem Faschisten Björn Höcke ist kein Geheimnis. Jetzt wird Bollmann, neben zwei sächsischen Abgeordneten der AfD, als Redner bei den „Freien Schleswig-Holsteinern“ angekündigt.

    Es ist kein Zufall, dass die „Freien Schleswig-Holsteiner“ auch mit Schlagworten wie „Massenmigration“ und „Invasion“ eine rassistische Mobilisierung nach dem Vorbild „Pegidas“ vom Zaun brechen wollen. Die AfD in Schleswig-Holstein vertritt zu großen Teilen die Positionen des extrem rechten Flügels um Björn Höcke.

    Mit einem konstruierten Notstandsszenario wird in ganz Europa eine Hysterie vor Menschen auf der Flucht herbeigehetzt. Gesetzesänderungen im EU-Parlament und der weitere Abbau des Asylrechts durch die bundesdeutsche Ampelregierung fördern Rassismus, Gewalt und Hetze gegen Geflüchtete. Auch diese Politik verschafft der AfD und ihren Anhänger*innen den Rückenwind.

    Sie wollen dies nun nicht nur in Wahlumfragen, sondern auch auf der Straße ausdrücken.

    Dagegen gibt es unseren Widerspruch!

    Systemkrisen von Inflation über Klimakollaps bis zur eskalierenden Kriegsgefahr stellen wachsende

    Herausforderungen dar. Eine sichere Zukunft für alle Menschen auf dieser Welt erreichen wir nur durch Solidarität, Respekt und eine menschenwürdige Gesellschaftsvision. Dazu gehört das uneingeschränkte Recht auf Asyl für diejenigen, die zur Flucht gezwungen sind. Dazu gehört genauso eine umfassende soziale Absicherung für alle Menschen.

    Geht mit uns am 30. September gegen rechte Hetze auf die Straße!

    Kommt zu unserer Bündnis-Kundgebung, die von einem breiten antifaschistischen Spektrum Kiels getragen wird!

    Berichte aus einer spannenden Stadt