Kleingärten sind Teil des Kieler Grüngürtels

100 Jahre Grüngürtel und 50 Jahre Grüngürtelzerstörung

Kiel feiert dieses Jahr ein tolle städteplanerische Idee: vor 100 Jahren konzipierten Stadtbaurat Willy Hahn und Landschaftsarchitekt Leberecht Migge den Kieler Grüngürtel. Rund um die Stadt sollte es einen breiten Streifen Grünland aller Art geben, die weitere Ausdehnung der Stadt sollte jenseits des Grüngürtels erfolgen. Leider hat der Grüngürtel an zahlreichen Stellen doch der Bebauung weichen müssen und dieser Prozess ist noch nicht zu Ende. Letztendlich ist es jedes mal eine politische Entscheidung, ob der Grüngürtel bewahrt oder überbaut wird.

Der Grüngürtel besteht aus Kleingärten, Wäldern, Parks, Friedhöfen, Tiergehegen, Naturschutzflächen, Sportanlagen , dem Naturerlebnisraum Kollhorst und dem Botanischen Garten der Uni Kiel. Auch einige Seen gehören dazu: der Langsee, der Tröndelsee und der Drachensee.

Der Grüngürtel als Teil der Gartenstadt

Der Grüngürtel passt in die städtebauplanerische Vorstellung der „Gartenstädte“, die vor 100 Jahren beliebt war. Die Mietskasernen der Arbeiter sollten von Grünanlagen umgeben sein, dies wurde in Kiel an vielen Stellen umgesetzt. Die Kieler Schröder-Schulen mit den einstöckigen Klassenräumen umgeben von Gärten drücken ebenfalls diesen Gedanken aus. In Zeiten der Klimakatastrophe bekommt die Gartenstadt als städtebauliches Ideal zur Zeit wieder neue Bedeutung.

Grüngürtel zerlöchert

Durch Industrie- und Gewerbeansiedlung und durch Straßenbau ist der ursprüngliche Grüngürtel kleiner geworden. Ein Beispiel aus den letzten Jahren: der Bau von Möbel Höffner und Skonto nebst gigantischem Parkplatz auf dem ehemaligen Kleingartengebiet Prüner Schlag. Andere Bauprojekte waren: IKEA, Gewerbegebiet rechts der Hochbrücke, B76/ Theodor-Heuss-Ring, A215/Westring, Olof-Palme-Damm, Wohngebiet Bremerskamp, diverse Universitätsgebäude, Skandinaviendamm, Gewerbegebiet Wittland, B503 mit Hochbrücke, Cittipark, Gewerbegebiet Grasweg, Holsteinstadion.

Noch sind die Pläne für die Autobahn A21 auf Stadtgebiet, eventuell mit Schnellstraße (“Südspange”) nebst Nebenstraßen nicht vom Tisch. Sie würden weitere herbe Verluste für den Grüngürtel bedeuten.

Kiel feiert den Grünflächen- und Siedlungsplan von 1922

1922, also vor 100 Jahren, wurde der Grünflächen- und Siedlungsplan verabschiedet. Die Stadt feiert dies als Geburtstag des Kieler Grüngürtels mit einer Reihe von Veranstaltungen.

Es ist möglich, den Grüngürtel auf einem Weg von 44,5 Kilometer zu durchwandern. Dieser Stadt.Garten.Wander.Weg führt von Schilksee bis zum Strand Hasselfelde in Neumühlen-Dietrichsdorf, und wäre von der Länge her sogar für einen Marathonlauf geeignet.

Leberecht Migge entwickelte eine Vision der Selbstversorgung in Kiel. Dabei spielten sowohl Gärten am Haus eine Rolle als auch Kleingärten. Wie aktuell seine Gedanken sind, zeigt die Transition Town Bewegung in letzter Zeit, die eine lokale Versorgung zur Abwendung der Klimakatastrophe propagiert. Angesichts der Nahrungsmittelkrise durch den Ukraine-Krieg erscheint die Möglichkeit zur Selbstversorgung so wichtig wie schon lange nicht mehr. Es gibt gute Gründe, den Kieler Grüngürtel nicht nur zu feiern sondern auch zu erhalten!

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