So könnte die Kieler Stadtbahn aussehen.

Eine Stadtbahn für Kiel: auf Rädern oder Schiene oder beides?

In manchen Städten heißt dieses Verkehrsmittel Straßenbahn, in anderen Tram. In Kiel scheint sich die Bezeichnung Stadtbahn zu etablieren . Wobei noch nichts beschlossen ist. Erst einmal wird eine Lenkungsgruppe aufgebaut, die sich ergebnisoffen mit den verschiedenen Möglichkeiten befasst. Wird die Stadtbahn auf Schienen oder auf Rädern laufen? Welche Trassen sollen befahren werden? Was kosten die verschiedenen Möglichkeiten? Bevor diese Lenkungsgruppe ihre Arbeit überhaupt aufnehmen konnte, gab es Aufregung in der Ratsversammlung. Die CDU-Fraktion forderte in einem Antrag, die Diskussion auf Systeme ohne Schiene zu begrenzen. So würde man schneller vorankommen. Dieser Antrag wurde von der Ratsmehrheit abgelehnt. Gerade erst hatte man im November 2018 eine fraktionsübergreifende Einigkeit hergestellt, das Projekt Stadtbahn wieder aufzugreifen und alle Möglichkeiten zu sondieren. Nun wollten die Fraktionen nicht hinnehmen, dass die Diskussion schon wieder verengt wird.

Was sind die Vor- und Nachteile einer Stadtbahn?

Generell herrscht in der Kieler Ratsversammlung Einigkeit darüber, dass eine Stadtbahn viele Vorteile hat.

  • Sie gilt als wirtschaftlich, weil die Wagen länger halten als Busse.
  • Es werden weniger Fahrer*innen benötigt. Auch das erhöht die Wirtschaftlichkeit.
  • Es können mehr Personen gleichzeitig befördert werden. In Kiel gerät das Bussystem derzeit gerade auf der Holtenauer Straße an seine Grenzen. Die Busse fahren hier wochentags im 4-Minuten-Takt und sind immer voll.
  • Wenn die Stadtbahn elektrisch betrieben wird, würde das die Kieler Luft verbessern.

Nachteile gibt es natürlich auch. Vor allem die schienengebundene Variante würde jahrelange Baustellen für die Verlegung der Schienen bedeuten. Für inhabergeführte Geschäfte kann so eine Situation die Existenz bedrohen.

Vorteile einer Stadtbahn auf Rädern

Diese Idee ist jetzt noch nicht vom Tisch. Die Lenkungsgruppe wird sich auch mit dieser Variante beschäftigen. Der Vorteil einer Stadtbahn auf Rädern wären die geringeren Bauprobleme. OB Ulf Kämpfer sagte: “eine Stadtbahn ohne Schiene nennt man Bus.” Tatsächlich wäre es aber ein besonderer Bus, länger als ein normaler , und mit einer eigenen Spur, und wahrscheinlich elektrischem Antrieb. Diese “Langbusse” könnten eine flexiblere Streckenführung ermöglichen und z.B. den Kieler Norden oder das Ostufer bedienen oder sogar Orte in der Umgebung anfahren. Dieses System hat aber auch einen gravierenden Nachteil: Es befindet sich noch in der Entwicklung. Die verschiedenen schienengebundenen Straßenbahnen sind dagegen auf dem Markt und werden in anderen Städten eingesetzt.

OB Dr. Ulf Kämpfer fand am Ende versöhnliche Worte. Er meinte, möglicherweise kommt ein Systemmix. Die Kieler Stadtbahn könnte auf der Schiene durch die Innenstadt und weiter auf Gummirädern in die Vororte fahren. Das Thema Stadtbahn beschäftigt die Kieler Politik übrigens schon lange. Ein früherer Anlauf zu einer Stadtregionalbahn war gescheitert , als ein Landkreis aus der Finanzierung ausstieg. Seit November 2018 ist das kleinere Projekt – die Stadtbahn für Kiel – wieder aktuell.

(Das Foto von David Shelton zeigt die Mainzer Straßenbahn.)

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2 Gedanken zu „Eine Stadtbahn für Kiel: auf Rädern oder Schiene oder beides?“

  1. Es ist schon verwunderlich wie lange es in Kiel dauert eine Stadtbahn zu etablieren
    Wie schnell konnte man damals die Straßenbahn abschaffen zu einer Zeit da viele Städte gerade die Straßenbahn wieder entdeckten, von geplanter Stillegung abrückten und die Straßenbahn wieder ausbauen. Selbst die deutschen U Bahnstädte München Nürnberg und Berlin (auch Westberlin) bauen ihre Straßenbahnen zum Teil auf
    ehemaligen Trassen wieder auf. Nur der Nordwesten ist mit Hamburg und Kiel die unrühmliche Ausnahme. Will man wirklich nachhaltigen Nahverkehr, bleibt nur die Straßenbahn. Auch die nördlichen Nachbarn Kiels haben das erkannt. Wer hätte gedacht, dass in Aarhus oder Kopenhagen wieder Straßenbahnen fahren

  2. Jeder Großstädten braucht Strassenbahnen, aber die Städte eingestellt haben sind selber Schuld und ließen von AUTOLOBI-ISTEN beeinflußen.
    Zur Sache Wiedereinführungen mit Schienen-Nahverkehr, wie in Aachen im Jahr 2013 und zuletzt in Wiesbaden am 01.11.2014 wurde durch Bahngegner mit Bürgerendscheid abgelehnt und wird nicht eingeführt. Mit sollchen Sachen muß bestraft werden und zwar mit Anlieger-Baukosten für die Srasseninstandssetzung vor allen beim Bahn-Gegnern, die keine Stadtbahnen haben wollen.
    In unsere Nachbarländer haben die Stadtbahnen / Strassenbahnen wieder eingeführt nur hier in Bundesrepublik Deutschland tut in Städen sehr schwer an.
    Landeshauptstadt KIel soll ohne Bahngegnern Stadtbahn einführen und hat auch höcheren Stellenwert.

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