Veranstaltung: die Stadt ist unser Garten

P1050062Ich hatte diese Veranstaltung als Workshop angekündigt, aber es war eher eine Messe der Möglichkeiten. Urban Gardening Projekte, sowohl realisierte als auch angedachte, präsentierten sich am 14. Juni von 11 – 18 Uhr in der “Alten Mu” bei schönem Wetter einem zahlreichen Publikum.

Die alte Muthesius Kunsthochschule ist selber ein urbaner Garten geworden. Sowohl im Innenhof als auch auf dem umliegenden Gelände kann man experimentelle Formen des Obst- und Gemüseanbaus betrachten wie Hügelbeete, eine Wärmefalle oder ein vertikales Beet. Daneben wurden aber auch ganz traditionell Obstbäume gepflanzt und die alte Kulturpflanze Lein angebaut.

Matthias und Joshua pfanzen einen Apfelbaum
Matthias und Joshua pflanzen einen Apfelbaum

Es stellten sich auch Projekte ohne Bezug zur Alten Mu vor, z.B. der BUND-Garten , das Rundbeet (Kiels erstes öffentliches Gemüsebeet) und die Klimperkiste. Von den Bäumen baumelten einige “Ausgleichsflächen für Möbel Kraft” . Leider fehlten viele mir bekannte Initiativen. Ob es am hohen Zeitaufwand lag?

BUNDGarten mit Pflanzenquiz
Lydia präsentiert den BUNDGarten mit einem Pflanzenquiz

Das Kreativcenter Alte Mu ist organisiert wie eine russische Puppe, weil sich innerhalb von größeren Gruppen wieder kleinere befinden. Unter einigen Akteuren mit Büros in der Alten Mu bildete sich das Netzwerk Querbeet, sozusagen die Gartenabteilung der Organisation. Dazu gehören die Gruppe Grünkultur, die sehr konkrete Permakulturprojekte realisiert; dann die Raumstation mit Anna-Lena Cordts, die Gartenprojekte für ganz konkrete Orte in Kiel konzipiert und dann Paten für die Umsetzung sucht. Michael Päpkes Bürger/Werk/Stadt gehört dazu. Er lädt alle ein, Ansichten von Kiel, wie es war, ist oder sein könnte, für sein audio-visuelles Archiv beizusteuern. Diese und andere Personen haben sich als Querbeet zusammen getan um sowohl konzeptionell als auch ganz praktisch die städtischen Grünflächen mit nützlichen Pflanzen zu durchwirken.

entwurf eines Kompostbehälters für die Sternstr. von Anna-Lena Cordts
Entwurf eines Kompostbehälters für die Sternstr. von Anna-Lena Cordts

Es gab auf der Messe viel zu tun. Man konnte Plus- und Minuspunkte auf einen Stadtplan kleben, Pflanzen raten, Flachs hecheln, Saatbomben kneten. Der Ideenpfad verteilte Zettel, auf denen wir unsere Visionen erläutern konnten. Mit Email-Adresse versehen, hingen dann immer mehr Ideenwimpel von der Wäscheleine. Mal sehen, ob meine Idee aufgegriffen wird.

Bürgermeister Peter Todeskino sagte in seiner Ansprache: “Alle großen Städte haben jetzt Urban Gardening Projekte, und die Stadt Kiel möchte das forcieren.” Mal sehen, ob dies mehr als ein Lippenbekenntnis sein wird. Der Ratsbeschluss von 2013, der Kiel nach dem Vorbild von Andernach zur Essbaren Stadt verwandeln sollte, wurde mangels Personal und vermutlich auch mangels Fantasie nie umgesetzt. Bleibt zu hoffen, dass das Kleingärtenentwicklungskonzept (KEK) weiterhin personell ausreichend unterstützt wird.

symbolische Ausgleichsfläche für das Möbel-Kraft Gelände. Im Hintergrund Bürgermeister Todeskino, Michael Päpke und Dr. Uta Fischer-Gäde
symbolische Ausgleichsfläche für das Möbel-Kraft Gelände. Im Hintergrund Bürgermeister Todeskino, Michael Päpke und Dr. Uta Fischer-Gäde

Fakt ist aber auch, dass sich die Akzeptanz von privaten Formen des urbanen Gärtnerns verbessert hat. Wer heute eine Baumscheibe begrünen oder eine Brachfläche bewirtschaften möchte, stößt in der Verwaltung eher auf offene Ohren als noch vor einigen Jahren. Zu diesem Thema sprach ich mit dem Leiter der Grünflächenamts. Günter Horstmann: “Ich war anfänglich sehr skeptisch , ob das öffentliche Gemüsebeet länger als ein Jahr bestehen würde. “ Aber gerade waren er und sein Frau im Koldingpark gewesen und hatten sich überzeugt von der Lebendigkeit des drei Jahre alten Rundbeets.

Insgesamt zeigte die von der Stadt und der Gruppe Querbeet ausgerichtete Messe, dass es viel Interesse für Formen des Gärtnerns außerhalb der klassischen Kleingärtnerei gibt. Michael Päpke betonte die Bedeutung solcher Projekte für den Grüngürtel. “In Frankfurt ist der Grüngürtel sogar ausgeweitet worden auf Grund von bürgerlichem Engagement.”

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