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Bröckelnde Steilküste in Schilksee

Bäume liegen entwurzelt am Strand. Die letzte Sturmflut hat wieder einmal ein Stück der Steilküste in Schilksee-Süd abgerissen und bringt damit ein Problem ins allgemeine Kieler Bewusstsein, das den Anwohner*innen schon lange Sorgen bereitet. Denn die Steilküste rückt allmählich bedrohlich nah an die Ortsbebauung heran. Es sind nur noch knapp 60 Meter bis zur ersten Reihe der bewohnten Häuser.

Die Küste bricht im Tempo von 0,70 Meter pro Jahr ab.

Der Abstand beträgt etwa 60 Meter bis zu den ersten Häusern. Ebenfalls bedroht ist das Pumpenhäuschen für die städtische Abwasserentsorgung; noch näher an der Kante liegt das Jugendheim Kahlenberg. Zwischen Bebauung und Steilküste verlaufen außerdem die ganzen Versorgungsleitungen. Der Wanderweg entlang der Küste ist schon mindestens drei mal landeinwärts verlegt worden, und müsste nach dem letzten Abruch wieder verlegt werden. Das Tempo der Küstenabbrüche ist sehr unterschiedlich. Kaja Engel, die sich für die Interessen der Bewohner engagiert, sagt: “In manchen Jahren passiert gar nichts, in anderen Jahren brechen auch mal zwei Meter ab.” Frau Diehr nannte in der Ratsversammlung folgende Zahlen: seit 1965 verschwindet in Schilksee-Süd im Durchschnitt jährlich 0,70 Meter pro Jahr. An der schlimmsten Stelle sind seit 1965 mindestens vierzig Meter verschwunden. (Je nachdem welche Stellen verglichen werden, ergeben sich unterschiedliche Zahlen, da die Küstenabbrüche nicht linear verlaufen.)

Reaktionen der Politik

Im Februar lud der Ortsbeirat Schilksee Anwohner*innen und Expert*innen zu einem Treffen ein, um wieder einmal die Problematik von allen Seiten zu beleuchten. Es gab schon 2010 eine Veranstaltung mit nahezu identischer Expertenrunde. Das Problem: weder Land noch Stadt haben ein Küstenschutzkonzept speziell für die Ostseeküste. Die Vertreter des Landes sehen keinen Handlungsbedarf. Vor diesem Hintergrund brachte Ratsfrau Erika Diehr (CDU) einen Antrag in der Ratsversammlung (21. März) ein, in dem der Oberbürgermeister aufgefordert wird, in dieser Angelegenheit auf die zuständigen Landesbehörden einzuwirken. Der Antrag wurde in den Bauausschuss und in den Innen-und Umweltausschuss zurücküberwiesen, wo er entschieden werden soll. Es ist übrigens nicht so ganz klar, ob die Kompetenz in dieser Angelegenheit wirklich ausschließlich beim Land liegt oder vielleicht doch teilweise bei der Stadt. Zumindest hat die LH Kiel eine Verantwortung für den Stadtteil Schilksee.

Keine natürliche Küste mehr

An und für sich gehört es zum Kreislauf des Lebens an der Küste, dass Sand an einer Stelle abgetragen wird und an einer anderen Stelle wieder angelagert wird. Zwei Faktoren stören diesen Prozess:

  • Alle Bauten – Häfen, Docks, Molen , Buhnen, Befestigungen – stören die natürlichen Küstenbewegungen. In diesem Fall ist Schilksee-Süd auf der Verliererseite, der Falckensteiner Strand dagegen auf der Gewinnerseite, denn da wird der Sand abgelagert, allerdings nicht an allen Stellen gleichmäßig.
  • Der Klimawandel beschleunigt die Dynamik des Küstenumbaus, weil es einerseits mehr Stürme gibt und weil gleichzeitig der Meeresspiegel höher ist. Die Sturmfluten kommen also häufiger und treffen von einem höheren Niveau aus auf die Küste.

Mögliche Lösungen für die Steilküste in Schilksee

In Schilksee-Nord haben die Buhnen dazu geführt, dass die Küstenlinie stabil bleibt. Es wäre also denkbar, diese Buhnen weiter nach Schilksee-Süd zu ziehen. Hohwacht hat ähnliche Probleme mit seiner Steilküste. Hier experimentiert man mit Wällen am Fuße des Kliffs.

Ratsherr Stenger (Grüne) sagte in der Ratsversammlung: „Große komplexe Probleme erfordern komplexe Lösungen“. Es wird also darum gehen, eine Lösung zu finden, die Schilksee-Süd sichert und gleichzeitig die Strände an anderen Stellen bewahrt. Ratsherr Soll (FDP) wies auf den Konflikt zwischen Naturschutz und Eigentumsschutz hin. Dieser Konflikt findet sich auch in den Grundsätzen des Landes, wie sie im Generalplan Küstenschutz (S.8) dargelegt werden: “Besonders an der Ostsee ist eine natürliche Dynamik der Küste erwünscht, auch zur Stabilisierung der Nehrungsküste…… Daher sollen Küstensicherungen in erster Linie nur zum Schutz von Siedlungen und wichtigen Infrastruktureinrichtungen durchgeführt werden. “

Das Foto vom 18. März 2019 zeigt die die Steilküste Schilksee-Süd. Hier lässt sich gut erkennen, warum es gefährlich ist, direkt an die Kante zu treten! Einige Bäume hängen schon “in der Luft”.

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