Wie geht es Unternehmen in der Corona-Krise? Hier das Beispiel des Kieler Buchladens Zapata.
Inhaber Harald Mücke sagt, es wäre schon ein komisches Gefühl, Krisenprofiteur zu sein. Aber tatsächlich hat sein kleiner Buchladen am Wilhelmplatz in der Corona-Krise neue Kund*innen gewonnen. Das ist erstaunlich, da der Trend für kleine Buchläden eher in die umgekehrte Richtung geht: in den letzten zehn Jahren sind Hunderte von Buchläden untergegangen. Das müsste nicht sein, denn wegen der Buchpreisbindung sind die kleinen unabhängigen Buchläden nicht teurer als Hugendubel oder Thalia.
Warum neue Kundschaft gerade jetzt? Vermutlich wird mehr gelesen. Einige Leute sagen aber auch bei ihrer Bestellung, sie wollten den stationären Buchhandel unterstützen.
Lieferservice Zapata
Bis letzte Woche war es möglich, bestellte Bücher persönlich an der Tür abzuholen. Ab jetzt werden die Bücher nach Hause gebracht. Zapata hat glücklicherweise die Unterstützung von jungen Leuten, die gerade nichts zu tun haben und es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kieler*innen mit Lesestoff zu versorgen . Meisten wird mit dem Fahrrad ausgeliefert, aber bei einer größeren Bestellung auch mit dem Auto. Übrigens: wer außer einem Buch auch noch andere Sachen braucht, kann das bei der telefonischen Bestellung angeben. Die Fahrradkuriere können dann auch gerne noch etwas aus einer Drogerie oder einem Supermarkt auf dem Weg besorgen. Bezahlt wird normalerweise bar an der Tür. Die Kuriere freuen sich über einen kleinen Obulus. Natürlich geht auch eine Bestellung per Post und auf Rechnung.
Für Bestellungen steht das komplette Sortiment des Buchgroßhandels Libri zur Verfügung. Also deutlich mehr als im Laden vorrätig. Meistens kann am nächsten Tag ausgeliefert werden. Das ist oft schneller als bei Amazon, dem großen Konkurrenten des Buchhandels.
Buchladen mit alternativem Ansatz
Zapata besteht seit etwa 50 Jahren an verschiedenen Standorten und unter verschiedenen Namen. Die Anfänge verlieren sich etwas im Nebel der Kieler “Frühgeschichte”. Der jetzige Inhaber Harald Mücke ist seit 15 Jahren dabei. Ursprünglich war der Buchladen entstanden aus dem Bedürfnis, linke Texte anzubieten, die es anderswo nicht zu kaufen gab. Zu diesem immer noch vorhandenen links-alternativen Sortiment gesellten sich aber in den letzten Jahren auch Krimis, Romane, eine kleine aber feine Kinder- und Jugendbuchauswahl, DVDs und CDs. Nicht ins Regal kommen dagegen Texte mit rassistischen, sexistischen oder rechten Tendenzen.
Wenn es so gut weiter geht, wird Zapata keinen Zuschuss beantragen. “Wir haben bis jetzt keine Umsatzeinbußen”, sagt Inhaber Harald Mücke . Diese glückliche Situation verdankt er auch seinem Ladenteam und den solidarischen Leser*innen.
Info:
(Foto von Svenja Zuleger)
Auch diese Artikel könnte dich interessieren: