12 Jahre Medibüro in Kiel!

Vor fast 150 Gästen hat die SPD-Ratsfraktion im Ratssaal des Kieler Rathauses am 17.03.2023 zum achten Mal seit 2016 den Eckehard-Raupach-Preis verliehen. Ausgezeichnet wurde die Medizinische Hilfe für Menschen ohne Papiere (Medibüro). Das Medibüro vermittelt anonym und kostenlos qualifizierte medizinische Behandlungen für Illegalisierte*.

Im Zentrum der Eröffnungsrede der SPD-Fraktionsvorsitzenden Gesa Langfeldt stand der gesellschaftliche Zusammenhalt in Krisenzeiten. Hohe Energie- und Lebensmittelpreise seien für viele Menschen mit wenig Geld ein echtes Problem. Zugleich werde unsere Solidarität so stark gebraucht wie selten zuvor. Kiel habe als weltoffene Stadt sehr vielen Menschen Schutz geboten, die vor dem Krieg in der Ukraine zu uns geflohen sind. 

Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer hob in seiner Laudatio hervor, wie wichtig das Medibüro sei, damit in Deutschland wirklich alle Menschen eine Gesundheitsversorgung erhalten können. Gerade Menschen, die sich in unserem Land nicht auskennen, die Sprache noch nicht gut sprechen und von Abschiebung bedroht seien, müsse geholfen werden, wenn sie in Not sind. Die Arbeit des Medibüros sichere somit ganz praktisch die Menschenwürde dieser Personen und sei eine unverzichtbare Hilfe in unserer Gesellschaft.

In seiner Festrede äußerte Dr. Sebastian Ullrich, ärztlicher Direktor des Städtischen Krankenhauses Kiel, sein Unverständnis darüber, dass es in unserer Wohlstandsgesellschaft das Medibüro überhaupt braucht, und forderte die Politik auf, Abhilfe zu schaffen. Dies gebühre der Respekt vor jedem Menschen und seiner Geschichte. Mit Blick auf Schleswig-Holstein äußerte er zudem das Anliegen, die kommunale Versorgung zu stärken und sprach dem Oberbürgermeister und der Ratsfraktion seinen ausdrücklichen Dank für ihre Bemühungen um eine Fusion mit der Imlandklinik aus.

Jesco Raupach, Sohn von Eckehard Raupach, erinnerte in einem Grußwort an Eckehard Raupachs Einsatz für die Schwächsten in unserer Gesellschaft. Leicht schmunzelnd stellte er fest, dass Eckehard Raupach selbst eine gewisse Abneigung gegen Arztbesuche gehabt habe. Dabei sei es stets seine freie Entscheidung gewesen, wenn er nicht zum Arzt gegangen sei. Jeder Mensch sollte diese Wahlfreiheit haben.

Peter Reibisch vom Medibüro bedankte sich für das große Interesse und den Preis. In 12 Jahren Medibüro in Kiel hätten jährlich 150 bis 250 Sprechstundentermine stattgefunden und sei jährlich 15 bis 20 Schwangeren eine geordnete Geburt ermöglicht worden. Er dankte den 50 Arztpraxen, die dies durch ihre ehrenamtliche Arbeit möglich machten, und der Stadt Kiel für die Unterstützung bei der Versorgung von Schwangeren. Dabei stellte er klar: Die Arbeit, die das Medibüro leistet, sei eigentlich eine staatliche Aufgabe. Für die Versorgung Unversicherter brauche es endlich eine politische Lösung und „Butter bei die Fische“.

Informationen und Kontakt zum Preisträger

Die Medizinische Hilfe für Menschen ohne Papiere (Medibüro) vermittelt anonym und kostenlos qualifizierte medizinische Behandlungen für Illegalisierte*. Dabei arbeitet das Medibüro mit Ärzt*innen, Psycholog*innen, Hebammen und Dolmetscher*innen zusammen. Kosten für Medikamente, orthopädische Hilfsmittel, Brillen, labortechnische Untersuchungen, bildgebende Verfahren etc. werden über Spenden finanziert. Bei schweren und chronischen Erkrankungen oder Schwangerschaften, die z.B. einer Behandlung im Krankenhaus bedürfen, versuchen die Ehrenamtlichen des Medibüro zusammen mit den behandelnden Hebammen und Ärzt*innen eine gute Lösung zu finden.www

Medibüro Kiel Homepage

Ein Bericht über die Arbeit des Medibüros

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