Fairkleidet in Kiel

Mitte Mai präsentierten sich einige Anbieter*innen von ökologischer und fair produzierter Mode in der Alten Mu. Die Messe hatte den lustigen Titel “Fairkleidet”. Sie bot mir den Anlass über das Kieler Angebot für den ethischen Modekonsum zu berichten. Wenn man sich an die Devise hält, wenig aber dafür in guter Qualität zu kaufen, kann man sich das T-Shirt für um die 40 Euro vielleicht sogar leisten. Konventionelle Mode ist zwar oft günstiger, hat aber leider viele Nachteile für Menschen, Tiere und Umwelt: Katastrophale Arbeitsbedingungen der Färber und der Näherinnen oder der Einsatz von Pestiziden bei der Produktion von Baumwolle sind nur einige der Probleme. Wusstest du , dass mittlerweile auch Schafe in großen Ställen gehalten werden? Aus Tierschutzgründen ist nicht einmal mehr das Naturprodukt Wolle unproblematisch. Zum Glück bieten sich in Kiel zahlreiche Alternativen zur konventionellen Mode.

Frau Beta

Die beiden Frauen aus der Boutique Frau Beta sitzen in ihrem Laden in der Wilhelminenstraße 27 und nähen. Sie haben ihre Arbeitsbedingungen somit vollständig unter Kontrolle. Ihre genähten Werke bieten sie zum Verkauf an. Die Modelle – z.B. eine Pluderhose – können auch auf Bestellung gefertigt werden. Außerdem verkaufen sie Kleidung der Marken (Noorlys) und Armed Angels. www.frau-beta.de

(Noorlys)

Dieses Nebenlabel der Kieler Firma Shisha produziert ausschließlich aus veganen, recycelten und nachhaltigen Materialien. https://noorlys.com/ Erhältlich bei Frau Beta (Wilhelminenstr. 27), Shisha Store (Theodor-Heuss-Ring 124) , Secret Spot (Küterstr. 5), Surfhouse (Holtenauer Str. 83).

Armed Angels

Armed Angels bieten eine sehr große Palette an Konfektion für Damen und Herren. Vom T-Shirt bis zum Mantel ist alles bio und fair produziert. Dafür stehen verschiedene Siegel, die der Katalog für jedes Produkt auflistet. Da gibt es zum Beispiel das T-Shirt aus Bio-Baumwolle für knapp 40 Euro. Weil auf Entlaubungsmittel verzichtet wird, muss die Baumwolle von Hand geprflückt werden. (Was mir am Katalog übrigens nicht gefiel, waren die sehr mageren Models!) https://www.armedangels.de/ In Kiel erhältlich bei Frau Beta (Wilhelminenstr. 27) und Jo Jo (Holtenauer Str. 55).

King Louie

King Louie näht fantsievolle Mode im Stil der 40er und 50er Jahre aus Biobaumwolle. Bei Frau Beta (Wilhelminenstr. 27), tofte in der Holtenauer Str. 55. https://www.kinglouie.de/

Green Bomb

Dieses Label produziert nach eigenen Angaben zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen. Sie stellen nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) und dem Organic Content Standard (OCS) Blusen, T-Shirts und Sweatshirts her. https://www.greenbomb.info/. Bei tofte (Holtenauer Str. 65)

Loveli Sue

Ehemals Schülperbaum , jetzt in Dänischenhagen, Dorfstr. 13. Loveli Sue verkauft Mode aus Biobaumwolle, Hanf , Wolle, Tencel und anderen natürlichen und nachhaltigen Materialien. Ihre Marken: Mandala ( Yogamode aus Bio Baumwolle), Rosalie, Alma & Lovis und andere. https://www.lovlisue.de/

Kielfalt

Dieser Laden für Handgemachtes ist vor etwa zwei Jahren in die Holtenauer Str. 154 umgezogen. Die drei Inhaberinnen nähen und basteln . Sie verkaufen eigene und fremde Ware – alles in Heimarbeit oder kleinen Manufakturen handgemacht. Sie gehören zu den Kieler Pionier*innen der Fächervermietung. Über 50 Anbieter*innen stellen auf gemieter Fläche in Kommission ihre Waren aus. Textilien – für Kinder und Damen – sind eigentlich nur ein kleiner Teil des Angebots. Hier gibt es zwei Marken: die Eigenmarke Kielfalt und Earth positive. https://www.facebook.com/Kielfalt/

Tofte

Dieses Kieler Eldorado für den fairen und nachhaltigen Konsum befindet sich seit kurzem in der Holtenauer Str 65 . Nicht alles , aber Vieles hier ist öko und fair. Die relevanten Marken:

  • King Louie
  • Green Bomb
  • Potatoes
  • adrett
  • Wally
  • Munoman (für Männer)
https://www.facebook.com/TofteKleiderBrauchenLeute/

Atelier Strandgut.

Die Besitzer verkaufen Wolle, die sie selber aus Rohwolle spinnen und färben und zum Teil zu Mützen verstricken. Die Wolle stammt teilweise aus der Arche Wader, die vom Aussterben bedrohte Nutztiere beherbergt. Preusser Str. 20. https://www.atelier-strandgut-kiel.de/

Die Sache mit den Zertifizierungen

Für Baumwolle hat sich das Siegel Bio Cotton etabliert. Für Textilien insgesamt das Siegel GOTS, es steht für global organic textile standard. Es gibt auch Siegel, die sich auf die Arbeitsbedingungen und die Löhne beziehen, z.B. FAIRTRADE. Sie scheinen sich weniger durchzusetzen. Somit ist es eine Vertrauensfrage, ob man den Angaben der Hersteller*innen folgen mag. Einen guten Überblick der Zertifikate in der fairen und nachhaltigen Textilbranche bietet https://www.cotton.de/fair-bio/zertifikate/ Hier fand ich auch folgenden Satz: “Kein Standard deckt in allen Prozessstufen der Lieferkette soziale UND ökologische Aspekte zufriedenstellend ab. Wenn eine Modefirma beide Bereiche über die gesamte Lieferkette mit Hilfe von Nachhaltigkeitsstandards glaubwürdig abdecken möchte, dann müssen mehrere Standards kombiniert werden”. Aber manchmal ist das Beste auch der Feind des Guten. Wenn man bedenkt, dass die konventionelle Textilproduktion überwiegend gar nicht ökologisch oder fair abläuft, dann ist jeder noch so kleine Schritt in Richtung ökologisch und fair schon eine Verbesserung.

Bitte schreib mich an, wenn Du noch andere Quellen für ethische Mode in Kiel kennst. Ich kann diesen Artikel auch noch nachträglich anreichern.

Eine gute Alternative zu fairer und nachhaltiger Mode sind gebrauchte Textilien. Kiels lebhafter Markt für Second Hand Mode wäre Thema für einen weiteren Artikel.

(Das Foto entstand in der Alten Mu zur fairkleidet-Messe am 11. Mai.)

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BUND-Naturgarten: von Bienen und Hühnern

15. Juni 2019 um 15 Uhr: Von Bienen und Hühnern

Hier besteht die Möglichkeit, die Hühner in ihrer Umgebung kennenzulernen und/oder die Bienen an einem Bienenstock in ihrer Gemeinschaft zu erleben.

An jedem 3. Samstag im Monat bietet das Naturgarten-Team von April bis Oktober um 15 Uhr Gartenführungen an. Darüber hinaus bietet sich hier auch die Gelegenheit für gärtnerischen Erfahrungs- und Informationsaustausch zu ökologischen und nachhaltigen Themen. Dafür sind Mitbringsel für ein Buffet immer willkommen.
“Auch in diesem Jahr freuen wir uns auf spannende, lebendige und interessante Begegnungen sowie auf neue „Mitmacher*innen“, sehr gerne auch mit Kindern aller Altersstufen!”

Der Garten liegt am Eidertal-Wanderweg in der Nähe der B 404. Treffpunkt für Ortsunkundige bei unseren Veranstaltungen ist um 15 Uhr die Bushaltestelle „Karlsburg“ (Linien 41/42 und 43) stadtauswärts, später Eintreffende können den an den Bäumen angebrachten grünen Stoffbändern zum Garten folgen. Mit dem Rad oder zu Fuß empfiehlt sich die steigungsfreie, schöne Route über den Eidertal-Wanderweg vom Gewerbegebiet Tonberg aus.

Weitere Info:
www.bund-kiel.de
Facebook: BUND Kreisgruppe Kiel
Kontakt: Heidrun Kusserow,
0431 75432 und 0157 38093705

Hashtag Hiergeblieben

Am 12. Juni rufen die Seebrücke, Jugendliche Ohne Grenzen und viele weitere Unterstützer*innen zur Hiergeblieben! Gegen Abschiebung, Polizeiallmacht und Rassismus- Demo auf. Anlass ist die Innenministerkonferenz 2019 in Kiel. Treffpunkt der Demonstrierenden: Platz der Matrosen, um 18 Uhr am 12. Juni.

Pressemitteilung: ” In Bund und Ländern werden Gesetze und Maßnahmen vorangetrieben, die den Schutzanspruch von Geflüchteten und das Engagement der mit ihnen solidarischen Bürger*innen in Frage stellen.
Anlässlich der Frühjahrskonferenz der Innenminister des Bundes und der Länder vom 12. bis zum 14.6.2019 in Kiel fordern wir ein angstfreies Leben und Bleiberecht für alle Geflüchteten sowie das Ende der Kriminalisierungsversuche solidarischen Engagements von Bürger*innen!

Durch Abschottung der nationalen und europäischen Grenzen sowie die soziale Isolierung Geflüchteter in Lagern und Abschiebungen u. a. in Kriegs- und Krisengebiete wie Afghanistan und den Irak wollen Innenpolitiker*innen Deutschland vor Schutzsuchenden „schützen“. Mit solcher Politik werden jedoch nur rassistische Stimmungen in der Gesellschaft befördert.
Geflüchtete und nichtweiße Menschen, werden zunehmend Opfer rassistischer Anfeindungen. Sie fühlen sich bedroht und unerwünscht in Deutschland. Rassistische Hetze passiert längst nicht nur in den sogenannten sozialen Medien, sondern auch öffentlich im Alltag. Sie hat auch Einzug in den Bundestag und in Länderparlamente gefunden.
Zu den Diskriminierungserfahrungen kommt bei 180.000 Geduldeten bundesweit – davon sind 50.000 Kinder und Jugendliche – die Angst, gegen ihren Willen zur „freiwilligen“ Rückkehr überredet oder abgeschoben zu werden. Auch gut integrierte Menschen laufen Gefahr, aus ihrem Arbeitsumfeld, einer Ausbildung, aus Schule, Kita und Nachbarschaft gerissen zu werden. Sie werden Gefahren für Leib, Leben und Freiheit im Herkunftsländern ausgesetzt oder erleiden soziale Nöte und Kettenab-schiebungsrisiken im Dublin-Vertragsstaat.
Eine solche Hau-ab-Politik wird weder durch die Zahl der Schutzsuchenden, noch die herrschenden demographischen und sozialen Bedarfe auch des Arbeitsmarkts gerechtfertigt.

Wir sagen: Statt Angst zu verbreiten muss der Staat Sicherheit geben!

Während des Asylverfahrens und während der oft jahrelangen Duldung gelten vielerlei bürokratische Hürden. Eine Teilhabe an der Gesellschaft wird erschwert: Erwerbsarbeit und eine Ausbildung unter-liegen bürokratischen Hindernissen, die ohne Unterstützung kaum zu überwinden sind, oder sind gleich ganz verboten. Bildungsförderung wird in der Regel nicht gewährt.
Das gilt insbesondere für Geflüchtete, die in Lagern und Sammelunterkünften leben müssen. Die dort geltende soziale Isolierung, handgreifliche Konflikte und Kontrollen machen Betroffene krank. Hier kann nicht gelernt oder gearbeitet, können keine sozialen Kontakte geknüpft und gepflegt werden. Unterstützer*innen haben zu diesen Orten oft nur einen erschwerten Zugang.

Wir sagen: Menschen müssen an der Gesellschaft durch Arbeit und Bildung teilhaben können!

Schon lange wird nach Afghanistan abgeschoben. Internationale Menschenrechtsorganisationen und Medien zählen täglich in Afghanistan die Toten, die Zivilbevölkerung wird in einem Klima ständiger Angst und Attentatsgewalt zermürbt und außer Landes getrieben, Rückkehrer*innen kommen um: Alles tut offenbar nichts zur Sache. Bei der Innenministerkonferenz steht die Ausweitung der Abschiebungen auf der Tagesordnung. Selbst eine Rückkehr nach Syrien und in den Irak halten Innenpoliti-ker*innen für zumutbar.
Wir sagen: Schäm dich Deutschland!
Europa macht dicht und hat seine humanitären Ziele in libyschen Folterzentren, in informellen franzö-sischen Elendscamps, bulgarischen und griechischen Internierungslagern und auf dem Grund des Mittelmeers begraben.
2.297 Geflüchtete fanden 2018 den Tod im Mittelmeer. Flüchtlingen wird das Entkommen aus der Gewalt, Not und Verfolgung in Herkunftsländern und der Folter und Versklavung in den Transitländern versperrt. Anstatt selbst die Rettung zu organisieren, lassen EU-Staaten ihre Polizei und Staatsan-waltschaften gegen zivile Seenothelfer*innen ermitteln und Schiffe beschlagnahmen. Obwohl sich allein in Deutschland bereits mindestens 30 Städte und Kreise zu sicheren Häfen erklärt haben, blo-ckiert das Bundesinnenministerium weiterhin, dass Geflüchtete dort Aufnahme finden können. Das Mittelmeer ist derweil zum Massengrab verkommen.
Auch in Deutschland wird die Justiz in Marsch gesetzt. Neue Polizeigesetze sollen Identitätsfeststel-lungshaft ohne richterliche Kontrolle ermöglichen. Festsetzung und Freiheitsentzug wegen pauschalen Generalverdachts und rassistische Kontrollen gegen (vermeintlich) Nichtdeutsche drohen Alltag zu werden. Pastor*innen finden sich wegen ihrer Kirchenasyle unter Anklage. Das Bundesinnenminis-terium bedroht inzwischen auch Flüchtlingsräte mit langjährigen Haftstrafen.

Wir sagen: Nein zu Kriminalisierung von Flucht, Flüchtlingshilfe und Seenotrettung!

Das alles wollen wir nicht hinnehmen. Darum rufen wir anlässlich der Innenministerkonferenz (IMK) für Mittwoch, den 12.06.2019, in Kiel gemeinsam zur Demonstration auf gegen eine Politik, die sich in der Ausgrenzung der Schutzsuchenden und ihrer Unterstützenden genügt.

Wir fordern von den Innenministern des Bundes und der Länder eine Politik ein, die allen Men-schen in Deutschland ein Leben frei von Angst, Ausgrenzung, rassistischer Gewalt und Abschiebung gewährleistet.
Flucht ist kein Verbrechen! Kein Menschenleben ist verhandelbar!

WIR FORDERN:
• Bedingungsloses Bleiberecht für alle Geflüchteten!
• Sichere Fluchtwege nach Europa! Schafft sichere Häfen! Unterstützung für kommunale Aufnahmebereitschaft!
• Bildungszugänge für Kinder und Jugendliche unabhängig vom Aufenthaltsstatus!
• Chancengleichheit bei Bildung, Ausbildung und Arbeit!
• Abschaffung ALLER ausgrenzenden Gesetze und Regelungen wie Residenzpflicht, Asylbewerberleistungsgesetz, Lagerunterbringung (z.B. in AnkER-Zentren)!
• Abschaffung der Abschiebehaft!
• Legalisierung von Menschen ohne Papiere!
• Vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention für Flüchtlingskinder auch in der Praxis!”

Ende der Pressemitteilung

Neues Leben für Kieler Bunker

Noch ist der Bunker Ecke Gaardener Ring und Werftstraße hellblau gestrichen und zugewuchert. Aber nach dem Umbau kommt die Farbe ab, denn der Bunker soll authentisch und “shabby“ aussehen. Der Architekt hat auch schon einen Graffiti-Künstler an der Hand. Der geplante Aufbau soll im Gegensatz edel und modern wirken.

Der Bunker aus dem 2. Weltkrieg wurde für den Zivilschutz genutzt. Die Firma Walter-CMP hat ihn von der Bundesvermögensverwaltung gekauft . Walter-CMP beliefert Arztpraxen und braucht Platz. Neben der Zentrale Alte Weide in Kiel und einem Logistikzentrum in Bredenbek kommen demnächst Büroflächen und Verkaufsräume im Bunker in Gaarden dazu .

Bunker-Umbau liegt im Trend, und die Technik der “Entfestung” hat Fortschritte gemacht. Die Herausforderung hier: der Bunker hat 3-Meter dicke Wände und eine 4-Meter dicke Decke. Nicht nur das Herausschneiden der Öffnungen ist schwierig. Eine noch größere Herausforderung wird der Abtransport der herausgeschnittenen Betonstücke sein.

Der Architekt Immanuel Mihm vom Architektenbüro Schnittger und Partner erzählte im Ortsbeirat Gaarden, wie er in seiner Mittagspause einmal mit Möglichkeiten für diesen Bunker gespielt hatte, als er vom anstehenden Verkauf gehört hatte. Um so erfreuter war er, den Auftrag zu erhalten.

Der Bunker soll im Inneren soweit entkernt werden, dass es nur zwei anstatt jetzt drei Stockwerke gibt. Oben drauf kommt noch ein Voll- und ein Staffelgeschoss mit großer Terrasse. Durch eine Wand aus Lamellen ist die Terrasse von außen abgeschirmt. Am Material für diese Lamellen wird noch getüftelt, vielleicht wird es Kupferfurnier.

Der Bau soll innerhalb der nächsten fünf Jahre fertig gestellt sein. Noch ungeklärt ist die Parkplatzsituation. Da die Busse direkt vor dem Gebäude halten, sind theoretisch nicht so viele Stellflächen nötig.

Der Ortsbeirat freute sich, dass nach dem KoolKiel-Turm noch ein weiteres architektonisch anspruchsvolles Projekt nach Gaarden kommt. Nur ein Wunsch blieb offen: Der Vorsitzende des Ortsbeirats Bruno Levtzow wünschte sich eine Dachbegrünung. Das wäre machbar, sagte der Architekt.

(Visualisierung: Schnittger Architekten+Partner)