Im Winter Nolde sehen

Kunsthalle zu Kiel
Nolde und die Brücke in der Kunsthalle Kiel

An einem trüben Wintertag ging ich in die Kieler Kunsthalle zur Ausstellung „Nolde und die Brücke“. Was für ein Kontrast! Draußen alles grau, kahle Bäume, das Leben zieht sich zurück. Und im Museum eine Explosion an Farbe und Ausdruck! Blumen, Gärten, Felder, ganz viel Rot, Rosa, Gelb. Manche Gemälde leuchten, wie wenn eine Lampe dahinter stünde.

Expressionismus

Emil Nolde und seine Kollegen aus der Künstlervereinigung „Brücke“ malten expressionistisch, das heißt figürlich, aber mit Elementen der Verfremdung, vor allem in Bezug auf die Verwendung von Farbe. Rosa Bäume, rotes Wasser… die Farben passen nicht zu den Dingen, sondern drücken den emotionalen Eindruck aus, den die Szene auf den Künstler machte.

Ein anderes Merkmal des Expressionismus ist die verwischte Form. Beispiel: „Der kleine Garten“ von Emil Nolde. Rote und lachsfarbene Blüten nehmen etwa ein Drittel des Bildes ein, aber die Pflanzenart bleibt unbestimmt. Rechts von dieser Blütenpracht ein lila Weg, oder ist es ein Bach? Im Hintergrund ahnt man Bäume. Was bleibt ist ein überwältigender Eindruck von Farbenpracht in einem Garten.

Ausgestellte Künstler

die Ausstellung „Nolde und die Brücke“ zeigt Werke von

  • Emil Nolde (1867-1956)
  • Karl Schmidt-Rotluff (1984-1976)
  • Max Pechstein (1881-1955)
  • Fritz Bleyl (1880-1960)
  • Erich Heckel (1883-1970)

Zugehörigkeit und Differenzen

Viele Brücke-Künstler orientierten sich an der Kunst der Urvölker. Max Pechstein lebte sogar eine Weile in Palau. Diesen Trend macht Emil Nolde jedoch nicht mit. Er war zu verwurzelt in seiner norddeutschen Heimat. „Heimat“, so heißt auch ein Bild von 1901. Es zeigt ein reetgedecktes Bauernhaus, dass sich wie ein liegendes Tier in die Landschaft anschmiegt.

Die Künstlervereinigung „Die Brücke“ wurde 1905 gegründet. Im Manifest wird der Vorsatz beschrieben, dass der Künstler (es waren nur Männer) “unmittelbar und unverfälscht wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt.” Nolde gehörte vom Februar 1906 bis November 1907 dazu. Er teilte mit den anderen Brücke-Malern den unkonventionellen Umgang mit Farbe, die Leuchtkraft der Farben, den sichtbaren Pinselstrich, den subjektiven Blick auf die Welt. Vorbild für die „Brücke“ war Vincent van Gogh.

Es ist nicht ganz klar, warum Nolde die Brücke nach nur 20 Monaten wieder verließ. Ein Grund mag sein ausgeprägter Individualismus gewesen sein, der nicht zum ausgesprochenen Teamgeist der Gruppe passte. “Insbesondere die Brücke-Maler teilten alles, die Ateliers, die Modelle, das Malmaterial, was seinen Grund in Geldnot hatte, mehr noch freilich im Ziel einer brüderlichen Arbeitsgemeinschaft.” (Norbert Wolf: Malerei verstehen).

Persönliches

Für mich passte die Ausstellung sehr gut zu anderen Austellungen, die ich in Hamburg kürzlich gesehen hatte: Max Pechstein, von dem hier auch Werke gezeigt werden, und Paula Modersohn-Becker (1876-1907), eine Zeitgenossin, die in der Künstlerkolonie Worpswede lebte.

Die Ausstellung „Nolde und die Brücke“ ist absolut sehenswert. Schade nur, dass ich keine Fotos machen durfte.

Kunsthalle zu Kiel

Düsternbrooker Weg 1

www.kunsthalle-kiel.de

noch bis 2. April 2018

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