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Anlassunabhängige Kontrollen in der Kieler Innenstadt

In weiten Teilen der Innenstadt darf die Polizei jetzt anlassunabhängige Kontrollen durchführen. Diese Art von Kontrollbereich ist auch unter dem juristischen Begriff „gefährlicher Ort“ bekannt. Hier folgt die polizeiliche Mitteilung:

„Seit April 2025 und dabei stark zunehmend ab Juni 2025 verzeichnet die Kieler Polizei eine signifikante Steigerung sogenannter „Antanzdelikte“ mit örtlichem Schwerpunkt in der Innenstadt und teilweise auch im Stadtteil Gaarden-Ost.

Aus diesem Grund hat die Polizeidirektion Kiel die rechtliche Voraussetzung geschaffen, damit Einsatzkräfte auch anlassunabhängige und weitreichendere Kontrollen durchführen können. Die Maßnahmen gelten seit dem 20. August 2025. Die Einstufung als Kontrollbereich gilt ganztägig bis zum 30.11.2025. Bei Wegfall der Voraussetzungen erfolgt eine vorzeitige Aufhebung.

Hintergrund der Anordnung ist die überproportional hohe Kriminalität (Raubdelikte und sogenannte Antanzdiebstähle) im Kernbereich der Innenstadt und im Bereich des Hauptbahnhofes. Zum Modus Operandi ist festzustellen, dass zumeist gemeinschaftlich agierende Täter handeln. Bei den Geschädigten handelt es sich vorwiegend um lebensältere, alkoholisierte oder nichtdeutschsprachige Männer. Tatzeitliche Schwerpunkte lassen sich nicht konkretisieren. Die Taten geschehen an allen Wochentagen sowohl tagsüber als auch zur Nachtzeit.

Örtlich lässt sich der Schwerpunkt vom Dreiecksplatz, Bergstraße, den Bereich um den Bootshafen (Wall), Holstenstraße bis Sophienblatt, Kaistraße und Bahnhofsumfeld sowie der Rimgstraße identifizieren.

Mit Wirkung vom 20.08.2025 hat die Polizeidirektion Kiel dort die Befugnisse der Einsatzkräfte für die Durchführung von Personenkontrollen erhöht. Gemäß § 181 (1) Satz 2 Nr. 1 LVwG können die Beamtinnen und Beamten bis zum 30.11.2025 die Identitäten von Personen feststellen sowie die Personen selbst und ihre mitgeführten Sachen durchsuchen. Auch die Aussprache eines Platzverweises oder die Ingewahrsamnahme wären möglich. Die Kontrollen finden am Lagebild orientiert bei den durch ihr Verhalten auffälligen Personen statt.

Ziel der Einrichtung sowie der daraus resultierenden Kontrollmaßnahmen ist stets eine Reduzierung der Straftaten und die Stärkung des Sicherheitsgefühls der Bürgerinnen und Bürger.

Entsprechende Vorgänge werden derzeit beim Kommissariat 13 der Bezirkskriminalinspektion Kiel bearbeitet.

Aus polizeilicher Sicht hat sich die Einrichtung von Kontrollbereichen bewährt, um früh, konsequent und proaktiv polizeiliche Maßnahmen durchführen und somit örtlich eng begrenzten Kriminalitäts- oder Gefahrenlagen wirksam begegnen zu können.

Erste Erfolge verzeichnete die Polizeidirektion Kiel bereits. Im August nahmen Einsatzkräfte zwei männliche Täter fest, die im Verdacht stehen, für einige der erwähnten Raubdelikte verantwortlich zu sein. Ein 18-jähriger Algerier kam in Haft. Der zweite vorläufig festgenommene 21-jährige Algerier kam zunächst auf freien Fuß. Beide müssen sich in einem Strafverfahren verantworten.“ Ende der Pressemitteilung.

Marcel Schmidt kandidiert als Oberbürgermeister von Kiel

„Ist Kiel schön genug – oder geht da noch mehr?“ Diese Frage stellte ich Marcel Schmidt (61), dem Kandidaten des SSW. Seine Antwort: „Da ist noch Luft nach oben.“ Besonders angetan ist er vom Holstenfleet und er begrüßt die geplante Aufhübschung der Holstenstraße. Auf seiner Wunschliste steht ein Umbau des Neuen Rathauses zu einem Kulturzentrum nach dem Vorbild des „Dock 1“ in Aarhus. Auch der derzeit als Parkplatz genutzte Innenhof könnte seiner Vorstellung nach zu einem begrünten Aufenthaltsort umgestaltet werden. Die Kieler Kulturszene lobt er ausdrücklich – sie sei ein Schatz, den es zu bewahren gelte, damit Kiel als lebenswerter Wohnort wahrgenommen werde.

Zwar kann ein Oberbürgermeister nur das umsetzen, was ihm die Ratsversammlung aufträgt, doch die Gestaltungsmöglichkeiten sind groß. Umso spannender ist die Frage, welche Themen Marcel Schmidt für dieses Amt besonders am Herzen liegen. Seine Schwerpunkte sind:

  • bezahlbarer Wohnraum
  • eine funktionierende Verwaltung
  • der Stadtteil Gaarden
  • Minderheitenpolitik

Wohnungsbau: Weniger Vorschriften, mehr bezahlbarer Wohnraum

Die Quote von 30 Prozent sozial geförderter Wohnungen bei größeren Neubauprojekten in Kiel findet Schmidt gut. Doch er sieht darüber hinaus Bedarf für bezahlbare Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen, die keinen Anspruch auf eine Sozialwohnung haben. Es sei eine Frage der Verhandlung mit Investoren, zwischen Sozial- und Luxuswohnungen auch bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Kritisch sieht er die Vielzahl an Vorschriften, die laut ihm das Bauen erschweren. Der Wunsch nach autofreien Stadtteilen schrecke private Bauträger ab, die fürchten, ihre Grundstücke nicht verkaufen zu können, wenn es wenig Parkplätze gibt. Auch hohe ökologische Standards würden die Baukosten in die Höhe treiben.

Die Nachverdichtung im Bestand befürwortet Schmidt grundsätzlich, sieht aber auch Risiken – sie kann die Infrastruktur überlasten und reicht nicht aus, um den Bedarf an bezahlbaren Wohnraum zu generieren. Stattdessen plädiert er für neue Baugebiete am Stadtrand, etwa in Suchsdorf-West. Dort könnten Kitas, Schulen, Parkhäuser und Geschäfte von Anfang an mitgeplant werden.

Verwaltung: Digitalisierung als Schlüssel

Für die Verwaltung wünscht sich Schmidt eine umfassende Digitalisierung – das sei der effektivste Weg, Personalkosten zu senken. Auch die Ortsbeiräte sollten besser ausgestattet werden. Teilweise tagten sie noch in Räumen ohne WLAN, was für ihn nicht zeitgemäß ist.

Gaarden: Präsenz zeigen und Hilfe anbieten

Als ehemaliger Polizist kennt Schmidt die Herausforderungen in Gaarden. Er setzt sich dafür ein, dass der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) einen eigenen Standort auf dem Ostufer erhält – derzeit müssen die Mitarbeitenden für Schreibarbeiten und Lagerung konfiszierter Waren stets ans Westufer pendeln.

Zudem befürwortet er eine Verstärkung der Sozialarbeit auf der Straße sowie einen Drogenkonsumraum und einen Aufenthaltsraum für Suchtkranke auf dem Ostufer.

Die Rattenproblematik bleibt auch für ihn ein bis jetzt ungelöstes Dauerthema. Wenn die neue Kampagne der Stadt nicht greifen sollte, wäre es Zeit, die bisherigen Konzepte zur Mülltrennung zu hinterfragen.

Minderheiten: Sichtbarkeit und Würdigung

Der SSW vertritt traditionell die dänischsprachige Minderheit in Deutschland. Doch Marcel Schmidt denkt weiter: Auch queere Menschen und Menschen mit Migrationsgeschichte sollen stärker in den Fokus rücken. Ein Herzensprojekt von ihm wäre eine Ausstellung zur Geschichte der Menschen mit Migrationshintergrund auf den Kieler Werften.

Erfahrung und Perspektive

Marcel Schmidt bringt vielfältige Erfahrungen mit: Als ehemaliger Streifenpolizist kennt er die Stadt aus erster Hand, als Wasserschutzpolizist auch vom Wasser aus. In seiner Zeit als Leiter der Pressestelle sammelte er Führungserfahrung, und seit elf Jahren ist er als Ratsherr Teil der Kieler Ratsversammlung. Der SSW, obwohl eine kleine Fraktion, konnte bei der letzten Kommunalwahl seinen Stimmenanteil auf 8,2 Prozent mehr als verdoppeln.

Stadtbahn: ja, aber…

Zum Abschluss unseres Gesprächs im Café Andresen sprachen wir über das derzeit wohl umstrittenste Thema: die Stadtbahn. Marcel Schmidt steht dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber, betont aber: „Man muss die Menschen mitnehmen.“ Deshalb unterstützen er und seine Partei einen Bürgerentscheid.


Kiel in der Haushaltssperre

Wenn kein Geld da ist, vertreibt man sich die Zeit mit Pseudoprojekten, die zumindest wenig Geld kosten. Das war mein Eindruck von der letzten Ratsversammlung, in der zwei Anträge beschlossen wurden, die versuchen, nicht existierende Probleme anzugehen. In dem einem Antrag ging es um Nahversorgung in der Stadt, die aber eigentlich fast flächendeckend sehr gut ist. In anderen Antrag ging es um Sauberkeit in der Stadt, die von Gaarden abgesehen, auch sehr gut ist. Klar, alles könnte noch besser sein. Aber wenn man nicht in einem Überwachungsstaat leben will, muss man wohl mit ein wenig Littering leben.

Kiel als 15-Minuten-Stadt.

Wir können neidisch auf Paris sein, sagte Ratsfrau Karla Frieben-Wischer. Und beschrieb, wie Paris zur 15-Minuten-Stadt umgestaltet wird.

Der Antrag heißt: „Kiel als Stadt der nachbarschaftlichen Quartiere entwickeln“. Das Ziel: Kiel soll sich als lebenswerte, offene, inklusive und klimafreundliche Stadt für alle weiterentwickeln.

Eine zentrale Idee in diesem Konzept ist die 15-Minuten-Stadt. Innerhalb von 15 Minuten zu Fuß soll es möglich sein, Kita, Schule, medizinische Versorgung, Beratung, Pflege, Ruheorte sowie Kultur- und Sportangebote zu erreichen.

Um das zu erreichen, beauftragt die Ratsversammlung die Verwaltung „mit der Erarbeitung eines Rahmenkonzepts für die Entwicklung Kiels als Stadt der nachbarschaftlichen Quartiere und mit der Einbeziehung aller Maßnahmen der Stadtentwicklung und des Städtebaus in die Konzeptentwicklung.„

Frau Frieben-Wischer beschrieb korrekt, dass die Stadt in den 50er Jahren vom Auto aus entwickelt wurde. Jetzt sollten die Menschen in den Mittelpunkt der Stadtentwicklung gestellt werden.

Dieser interfraktionelle Antrag wurde mehrheitlich angenommen, wobei die CDU sich enthielt, und AfD und Ansgar Stalder dagegen stimmten.

Die Frage, die sich mir stellte, und die auch schon im letzten Wirtschaftsausschuss thematisiert wurde: Gibt es das nicht schon alles?

Die Anlaufstellen Nachbarschaft (Annas) in den Quartieren haben sich sehr bewährt als Treffpunkt und niederschwelliges Beratungsangebot.

Alle Menschen, die ich kenne und die in Kiel wohnen, können schon jetzt in 15 Minuten bei einem Lebensmittelladen, einer Schule oder einem Spielplatz sein. Dieser Zustand sollte sicher unbedingt erhalten bleiben, aber er muss nicht erst hergestellt werden. Er sollte vielleicht eher als etwas schon Erreichtes gefeiert werden!

In der Diskussion war man sich einig, dass Post- und Bankfilialen nicht wieder in die Stadtteile zurück kommen.

Innerhalb dieser Diskussion gab es noch einen Schlagabtausch zwischen Ansgar Stalder und Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. Ratsherr Stalder (dieBasis) fürchtet sich vor der 15-Minuten-Stadt als Freiluftgefängnis. Das ist eine beliebte Idee unter Verschwörungstheoretikern, dass die 15-Minuten-Stadt damit verbunden sei, dass Menschen ihre Stadtteile bald nicht mehr mit dem Auto verlassen dürften. Und diese Vorstellung wird fälschlicherweise mit Klaus Schwab vom World Economic Forum verbunden. OB Ulf Kämpfer erzürnte sich, dass dieser Quatsch von einem Ratsherrn verbreitet wird. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, lies diesen Artikel, der beschreibt, wie die Idee der 15-Minuten-Stadt mit Verkehrsbeschränkungen verquickt wurde.

Antrag Sauberes Kiel

Ratsherr Dr. Andreas Ellendt (CDU) beklagte die zunehmende Vermüllung der Stadt und forderte einen Runden Tisch mit Ratsfraktionen, Ämter, Entsorgungsunternehmen, Umweltzentren. In der Diskussion wurde betont, dass es um ganz Kiel geht, nicht nur um Gaarden.

Mein Eindruck: Gaarden ist wirklich dreckig. Und in Kleingärten ist das Abladen von Müll in unverpachteten Parzellen ein echtes Problem. Aber ansonsten finde ich die Stadt sehr sauber. Am Tag der Ratsversammlung und unter dem Eindruck der Diskussion machte ich die Probe auf’s Exempel: Ich zählte den Müll auf meinen Weg zum Bus: Die Route: Hinterausgang Rathaus, Europaplatz (das Wasserbecken war müllfrei), mittlere Holstenstraße, Hafenstraße , Andreas-Gayck-Straße, ZOB: Uhrzeit, etwa 18.30. ich fand:

  • 1 Flasche
  • 5 Servietten
  • 1 Bäckertüte
  • 1 Plastiktüte
  • um die 30 Zigarettenstummel

Überrascht war ich von der hohen Anzahl an Zigarettenstummeln, sie lagen hauptsächlich an den Bushaltestellen an der Andreas-Gayck-Straße. Dennoch: Dafür dass es Abend war und viele Menschen unterwegs waren, ist das wirklich kein großes Müllaufkommen.

Dieser interfraktionelle Antrag wurde einstimmig beschlossen. Aber brauchen wir ihn?

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Naturgruppe möchte Stadt begrünen und verschönern

Kultur auf der Kieler Woche 2025

Auf die Kieler Woche kommt man am besten mit dem ÖPNV, nicht nur, weil man dann ein Gläschen trinken kann, sondern auch weil es mit dem Auto kein Durchkommen und kaum freie Parkplätze gibt. Wer kein Deutschlandticket hat, freut sich eventuell über die Kieler Woche Tickets, es gibt verschiedene Preisklassen. KVG: Kieler Woche

Vom 21. – 29. Juni feiert Kiel die „Kieler Woche“ – nicht nur das größte Segelevent der Welt sondern auch ein Volksfest der Superlative, mit Konzerten täglich an 15 Orten.

„Soundcheck“ am Tag davor

Offiziell beginnt die Kieler Woche am Samstag, aber zum Aufwärmen ist auch schon der Freitag (20. Juni) mit Konzerten vollgepackt. Meine Tipps: Michael Schulte ist mit sieben Studioalben eine große Nummer in der deutschen Popmusik, singt mit warmer Stimme tolle Songs, auf der Fördebühne um 21:30. Oder Joya Marleen, erst 22 Jahre alt, ungewöhnliche Stimme und schöne Melodien, auf der Rathausbühne um 22:30.

Internationaler Markt

Auf dem Internationalen Markt präsentieren 38 Nationen ihre kulinarischen Highlights. Aber auch an zahlreichen anderen Orten, etwa entlang der Kiellinie, findet ihr Imbissbuden und Jahrmarktstände. An einigen Ständen – sie sind gekennzeichnet – könnt ihr eure Wasserflaschen kostenlos auffüllen lassen!

Musik und mehr

Rock, Pop, Singer-Songwriter oder DJ-Pary, für jeden Geschmack gibt es etwas. Kostenpflichtig sind lediglich die Konzerte der Reihe „gewaltig leise“ auf der Krusenkoppel. Hier ein Überblick:

  • Die Fördebühne lockt mit Michael Schulte, YouNotUs, Alvero Soler und vielen anderen.
  • RADIO BOB! Rockkamp: From Fall to Spring, Gloryhammer oder The New Roses?
  • Auf der Rathausbühne wird die Kieler Woche um 19 Uhr eröffnet. Highlights sind bestimmt Die Prinzen, Aura Dione und Tiffany.
  • Auf der Bühne Alter Markt endet das Partyprogramm täglich mit DJ Gary.
  • Schlager und maritime Stimmung erlebt ihr auf der Kleine Hörn Bühne.
  • Die Junge Bühne überrascht mit jungen Talenten, nicht nur musikalisch sondern auch mit Showakrobatik und Poetry Battle.
  • Bekannte Namen spielen auf der Freilichtbühne Krusenkoppel: Tim Fischer, Annett Louisian, Nigel Kennedy, Tocotronic …. , alles im Rahmen der Konzertserie „gewaltig leise“
  • Weitere Bühnen sind Balloon Sail auf dem Nordmarktsportfeld, Muddi -Markt, Woderkant Festival oder Asmus-Bremer-Platz .
  • Zum Programm

Die Marine lädt an zwei Tagen zum Open Ship ein: Freitag, 21. Juni 11 – 17 Uhr (letzter Einlass 16 Uhr) sowie Freitag 27. Juni 11 – 17 Uhr, am Marinestützpunkt. Am Samstag, 28. Juni beginnt um 11 Uhr die Windjammerparade mit der „Gorch-Fock“ an der Spitze. Zum Programm

Für Kinder steht die Spiellinie auf der Krusenkoppel dieses Jahr unter dem Motto „Fabelhafte Fabelwesen“ . Außerdem locken Kasperle-Theater und Kinderkino, sowie ein Flohmarkt.

Mehr Sicherheit

Noch mehr Zementsäcke, Poller und Absperrungen sollen die Durchfahrt verhindern . Und es wird wieder Taschenkontrollen geben. Abends gilt auf der Kiellinie Einbahnregelung für das Publikum. Aus diesem Grund wird der Zugang am Ostseekai immer um 18 Uhr gesperrt.

Das ganze Programm

Pfingstmontag: 250 Kilo-Bombe wird entschärft

Kiel: Montag entschärft der Kampfmittelräumdienst eine amerikanische 250-Kilo-Bombe, die Donnerstag in der Stoschstraße bei der Überprüfung eines Bombenblindgängerhinweispunktes nach vorheriger Auswertung von Luftbildern aufgefunden wurde. Betroffen sind insgesamt rund 12.000 Personen. In einem gemeinsamen Gespräch legten Vertreterinnen und Vertreter von Kampfmittelräumdienst, Polizei, Feuerwehr, Stadt Kiel, Rettungsdienst, KVG und weiteren beteiligten Stellen den Ablauf der Entschärfung fest.

Bis 11 Uhr müssen alle Menschen, die im auf der Karte gekennzeichneten Bereich leben, ihre Häuser und Wohnungen verlassen haben. Auch die Kleingärten im Sperrbereich dürfen nicht betreten werden. Ebenfalls um 11 Uhr richtet die Polizei die Straßensperren ein. Der Ostring wird zwischen Blitzstraße und Pickertstraße gesperrt werden. Erst sobald sichergestellt ist, dass sich niemand mehr im Bereich aufhält, wird der Kampfmittelräumdienst mit der Entschärfung beginnen

Die Dauer der Entschärfung kann nicht geschätzt werden. Die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner sollten sich jedoch auf eine mehrstündige Abwesenheit einstellen und an Nahrung, Getränke und benötigte Medikamente denken.

Für diejenigen, die während der Entschärfung nicht anderweitig unterkommen können, stehen Montag ab 09 Uhr Räume in der Ellerbeker Schule (Klausdorfer Weg 62-64) zur Verfügung.

Wer Hilfe beim Verlassen der Wohnung benötigt, wird gebeten, sich rechtzeitig unter 0431 / 5905 555 beim Servicetelefon der Kieler Berufsfeuerwehr zu melden. Die Nummer ist Sonntag (08.06.) im Zeitraum von 09 Uhr bis 15 Uhr sowie Montag (09.06.) ab 09 Uhr bis Entschärfungsende erreichbar.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Kiel verteilen ab Samstag mehrsprachige Handzettel an alle betroffenen Haushalte. Da erfahrungsgemäß nicht alle Menschen durch Medien und Handzettel erreicht werden, bitten wir darum, sich gegenseitig in der Nachbarschaft zu informieren.

Etwaige Fahrplanänderungen des ÖPNV teilen die betroffenen Unternehmen auf ihren jeweiligen Online-Auftritten mit.

Weitere Informationen zur Entschärfung stellt die Stadt Kiel auf ihrer Homepage www.kiel.de/entschaerfung zur Verfügung.

Liste der zu evakuierenden Straßen:

Quelle: Landeshauptstadt Kiel, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation

Auf dem Weg zu Zero Waste

Seit 2018 trägt Kiel den Titel „Zero-Waste-Stadt“ und verfolgt das ambitionierte Ziel, die Gesamtabfallmenge um 15 Prozent zu reduzieren. In einer aktuellen Mitteilung präsentiert die Stadt 24 bereits umgesetzte Maßnahmen – einige davon wiederkehrend – sowie 18 geplante Initiativen.

Ein bedeutender Schritt war die Ausstattung von 48 Schulen mit Trinkwasserspendern. Diese variieren in ihrer Funktionsweise: Manche ermöglichen das Befüllen einer Flasche, andere nur eines Glases. In jedem Fall dürfte die kostenlose Wasserabgabe dazu beitragen, den Kauf von Plastikflaschen zu reduzieren.

Die Frage nach einer ordentlichen Entsorgung von Zigarettenkippen ist knifflig. Hier setzt das „Kippenorakel“ an: Durch spielerische Motivation können Raucher beim Einwurf ihrer Kippe eine Frage mit Ja oder Nein beantworten – ein kreativer Ansatz, um das Umweltbewusstsein zu stärken.

Da die Verwaltung keinen direkten Einfluss auf Verpackungsgrößen im Handel und das Kaufverhalten der Bürger hat, liegt ein Schwerpunkt der Zero-Waste-Initiative in der Öffentlichkeitsarbeit. Workshops und Informationskampagnen sollen Bewusstsein schaffen und zum nachhaltigen Handeln ermutigen.

Ein besonderer Meilenstein war die Eröffnung des Umweltzentrums auf dem Europaplatz. Hier werden Workshops angeboten, die das Prinzip des Zero-Waste-Lebens greifbar machen – sei es durch das Basteln von Schultüten oder die Verwertung von Essensresten bei sogenannten „Schnippelpartys“. Zudem können Bürger hier die gelben Säcke für Verpackungsmüll erhalten, der trotz aller Bemühungen weiterhin anfällt.

Ein herausragender Erfolg ist die Einführung von Festen ohne Einweg-Geschirr. Ob Kieler Woche oder Weihnachtsmarkt – das Pfandgeschirr hat sich etabliert. Statt Müllberge zu hinterlassen, werden die Geschirrteile gespült und erneut genutzt.

Auch Tausch-Orte haben sich inzwischen fest etabliert, wie etwa das Tauschhaus in Holtenau. Um einem unkontrollierten Wildwuchs privater Tauschregale entgegenzuwirken, hat die Stadt eine Regelung eingeführt: Tausch-Orte müssen angemeldet und betreut werden. Freiwillige sorgen dafür, dass die Plätze ordentlich und nutzbar bleiben.

Darüberhinaus fördert die Stadt Repair-Cafés und Second-Hand-Läden, z.B. Echt.gut, das kleine Kaufhaus in der Innenstadt.

Die Anstrengungen Kiels zur Müllreduzierung haben überregionale Beachtung gefunden und wurden in mehreren Filmbeiträgen dokumentiert – ein Beweis dafür, dass nachhaltige Stadtentwicklung auf große Resonanz stößt.

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arte: Leben ohne Müll, dieser Film enthält zwei Berichte über Kiel!

ndr. Kiel ist Deutschlands erste Zero-Waste-Stadt

Eine Beschreibung der Maßnahmen findet ihr hier: https://www.kiel.de/de/umwelt_verkehr/zerowaste/

Kieler Foodsharing

Kiel: Ausstellung rund ums Thema Selbstversorgung

Der Kunstverein Haus 8 beschäftigt sich mit dem Thema Selbstversorgung vor allem unter historischen Aspekten. Anfang des 20 Jahrhunderts entfaltete das Selbstversorgerkonzept von Leberecht Migge, der den Kieler Grüngürtel begründete, eine große Wirkung. Aber die ökologische Vision der Gartenstädte erfasste auch andere Teile des Landes. Rund um das Thema Selbstversorgung wird es neben Ausstellung, Lesung und Filmen auch einen Workshop und eine Fahrradtour geben. Eine wirklich spannende Veranstaltungsreihe! Hier das Programm:

Jedermann Selbstversorger*
Utopien für eine Zukunft ohne Not

Ausstellung und Diskurs
kuratiert von Sigrun Drapatz und Anne-Katrin Ströh

9. Mai – 9. Juni 2025
Kunstverein Haus 8
Atelierhaus im Anscharpark, Kiel

*Der Titel zitiert eine Publikation von 1918 in der Lebrecht Migge sein Konzept der Selbstversorgersiedlungen als sozial-ökologische Vision vorstellt. Ausgangspunkt weitreichender Reformgedanken Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Lebensbedingungen in den Städten – die schlechte Lebensmittelversorgung und der spekulative Wohnungsbau. Der Garten sollte kein Klassenvorrecht mehr sein, sondern Gärten für alle war das neue Ziel. Angesichts der Not zum Ende des Ersten Weltkrieges entwickelt Lebrecht Migge Konzepte der Selbsthilfe durch Bodenproduktion. Sein Zukunftsgedanke ist die produktive Nutzbarmachung städtischen Bodens unter Abbau obrigkeits-staatlicher Fürsorge. „Schafft Gärten!“**
1920 wurden Lebrecht Migge und Willy Hahn beauftragt für Kiel einen städtebaulichen Entwicklungsplan zu erstellen. Der Grüngürtel ist das Kernstück dieses Entwicklungsplans, der Kiel noch heute prägt.
**Heidrun Hubenthal, 1981

Die Ausstellung
Sigrun Drapatz | Gerhard Staal | Anne-Katrin Ströh | Paula Oltmann | Florian Wüst

„Selbsthilfe statt Fürsorge“ ist die Grundidee des Versorgergartens in der Stadt. Die Gärten der Siedlung Hammer und des Prüner Schlags in Kiel sind Referenzorte, denen wir unsere Ausstellung widmen. Der Prüner Schlag ist die zweitälteste Kleingartenanlage Deutschlands und die Siedlung Hammer die „technische Versuchssiedlung“ der Siedlerschule von Lebrecht Migge. Ein Kernstück der Ausstellung ist die raumgreifende Installation aus Gartenmöbeln von Sigrun Drapatz. In die Installation integriert sind Hörstationen mit ausgewählten Texten aus den sozio-ökologischen Reformbewegungen des 20. Jahrhunderts. Ihre Vertreter*innen haben sich mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit, Natur und Ökologie, mit alternativen Lebensformen und Kreislaufwirtschaft beschäftigt. Diese Texte spiegeln sowohl radikale als auch visionäre Positionen wider und stellen den aktuellen Diskurs zum Erhalt und Ausbau von städtischem Grün in einen historischen Zusammenhang. Der Grundstock der Gartenmöbel stammt aus den geräumten Parzellen des Prüner Schlags. Ein weiterer Teil sind Leihgaben aus der Siedlung Hammer.
www.sigrun-drapatz.de

In den Arbeiten von Anne-Katrin Ströh geht es um das Verschwinden am Beispiel der Kleingartenanlage Prüner Schlag, an deren Stelle heute ein großes Möbelhaus steht. Ihre Auseinandersetzung gestaltet sie als Rundgang entlang der Spuren dieses Ortes. Ein Wandbild, ein abstrakter Garten, führt in die Welt der verschwundenen Pflanzen und deren Strukturen. Eine Installation aus Spaten thematisiert den physischen Einsatz, der mit der Arbeit in den Gärten verbunden ist. In Fotocollagen verwebt sie die Erinnerungen an die verlorenen Orte mit der Gegenwart.
www.annekatrinstroeh.de

Die von Florian Wüst zusammengestellte Filmauswahl gibt Einblicke in die Geschichte der ökologischen Reformbewegungen und ihrer Akteur*innen. Die Ausschnitte spiegeln den jeweiligen Zeitgeist auf anschauliche Art wider, beschreiben gesellschaftliche Veränderungen, Brüche und Kontinuitäten. Zu sehen ist das Selbstversorgerexperiment von Lebrecht Migge und Elisabeth Elsaesser auf einer Insel im Südosten Berlins, die Knarrbergsiedlung in Dessau-Ziebigk mit Doppelhäusern, Nutzgärten, Trockenklosett und Abwasserverrieselung, sowie die 1893 gegründete Obstbau-Siedlung Eden bei Oranienburg.
www.fwuest.com

Gerhard Staal ist in Hammer geboren und aufgewachsen. In seinen Collagen und Zeichnungen verarbeitet er Bilder aus der Geschichte der Siedlung. Er thematisiert die Zeit des Nationalsozialismus in der Siedlung Hammer. Er bewahrt die Erinnerungen, die verschwimmen und überlagert werden.

Innerhalb der ökologischen Reformbewegungen gab und gibt es Tendenzen, die den Naturschutz mit mythologischen Weltinterpretationen verbinden. „Witches Knickers“ werden Plastikplanen und Tüten in Schottland genannt, die sich in Bäumen, Zäunen und Gärten verfangen und dort im Wind flattern. Die Videoarbeit von Paula Oltmann spricht auf spielerische Art und Weise diese Thematik an.
www.paulaoltmann.de

In einer Videoinstallation werden die verschiedenen Narrative dieser Ausstellung assoziativ verbunden: das Wachsen und Vergehen einer Pflanze, die Gründung der Siedlung Hammer und die Veränderungen im Prüner Schlag sowie „Witches Knickers“. Der Soundtrack dazu ist das „grüne Manifest“ von Lebrecht Migge und der Pflanzenmarsch von Zappi W. Diermaier.

Programm zur Ausstellung
Das Diskursprogramm thematisiert die historischen und aktuellen Beziehungen von ökologischen Reformideen und Gesellschaftskonzepten. Seit der Entstehung von Naturschutz- und Ökologie-Bewegungen Ende des 19. Jahrhunderts treten hier auch extrem rechte Akteur*innen auf. Die Veranstaltungen bieten einen vielschichtigen Zugang zu der Thematik und sensibilisieren für Aneignungsmechanismen, Deutungshoheiten und Inanspruchnahmen in der Debatte zu Ökologie, gesellschaftlicher Verantwortung und Klimagerechtigkeit.

Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht anders angegeben, in der Ausstellung Jedermann Selbstversorger* – Utopien für eine Zukunft ohne Not im Atelierhaus Anscharpark statt.

Fr 9.5.2025 19:00 Uhr
Jedermann Selbstversorger* – Utopien für eine Zukunft ohne Not
Eröffnung der Ausstellung
Sigrun Drapatz, Gerhard Staal, Anne-Katrin Ströh, Paula Oltmann, Florian Wüst
eine multimediale Ausstellung mit fünf zeitgenössischen künstlerischen Positionen
Begrüßung: Anke Müffelmann, Kunstverein Haus 8

Sa 10.5.2025 12 – 15:30 Uhr
Rechtsextreme Strömungen in der Ökologie und Naturschutzbewegung, gestern und heute
Vortrag und Workshop
Referentin: Paulina Aue, Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN)
Naturliebe, Naturschutz und Öko-Anbau lösen meist progressive, demokratische Assoziationen aus. Doch seit der Entstehung von Naturschutz und Ökologie-Bewegungen Ende des 19. Jahrhunderts treten hier auch extrem rechte Akteur*innen auf. Welche Anknüpfungspunkte gibt es in ökologisch orientierten Weltbildern und Narrativen für menschenfeindliche Ideologien? Welche Beweggründe haben extrem rechte Akteur*innen sich in diesen Themenfeldern zu engagieren? Der Workshop sensibilisiert, um demokratiefeindliche und menschenverachtende Ideologien und Denkmuster zu identifizieren. Es werden mögliche Handlungsoptionen diskutiert.
(eine kurze Mittagspause ist vorgesehen)
www.nf-farn.de
Anmeldung: post@kunstverein-haus8.de

Sa 10.5.2025 19:30 Uhr
Hand auf Erde, Kurzfilmprogramm
kuratiert von Florian Wüst, Filmkurator, Künstler und Verleger

It runs about like ants, Gitte Villesen, LT/DK 2014
Ich darf sie immer alles fragen, Silke Schönfeld, NL/DE 2023
Rooting For You, Lilli Kuschel, UK/DE 2024

Das Filmprogramm widmet sich unserem Verhältnis zur Natur, deren Teil wir sind. Die drei Kurzfilme reflektieren die heilende Kraft des Bodens, die Resilienz von Pflanzen sowie Gartenkultur als Spiegel der Gesellschaft. Sie betten diese Themen in generationsübergreifende Zusammenhänge ein – es geht dabei um politische Verfolgung im Stalinismus, um sexuellen Missbrauch im Nachkriegsdeutschland und um Armut, Frauenarbeit und Solidarität während des Nordirland-Konflikts. Alle drei Filme werden mit deutschen Untertiteln gezeigt.

So 18.5.2025 15:00 Uhr
Führung durch die Ausstellung
mit Theresa Georgen, Kunsthistorikerin

So 18.5.2025 16:00 Uhr
Restwärme
Lesung und Gespräch mit Dara Brexendorf, Autorin
In der Erzählung Restwärme beobachtet die Autorin die Veränderung, Abriss und Umgestaltung der historischen Kleingartenanlage Prüner Schlag in Kiel. Sie beschäftigt sich in ihrer Prosa mit kollektiven Perspektiven auf Landschaft, Körper und ihren Verlust. Ihr Interesse beim Schreiben gilt der multimedialen Arbeit zwischen Lyrik, Bild und Ton. Seit 2015 ist sie Mitherausgeberin des Literaturmagazins „Der Schnipsel“.

Sa 24.5.2025 16:00 Uhr
Bäuerin, Landfrau, Agrartechnikerin – Frauen in bildlichen Darstellungen
Vortrag mit Theresa Georgen, Kunsthistorikerin
Darstellungen von arbeitenden Landfrauen in der Fotografie und Malerei sind selten. In der Geschichte der Kunst wird uns ein enges Spektrum weiblicher Arbeit vorgeführt. Was ist auf diesen seltenen Bildern zu sehen? Welche Vorstellung von Frauenarbeit wird uns vermittelt? Und welche Rolle spielen historisch und heute die Landfrauenverbände, um Positionen von Frauen zu verbessern?

Sa 24.5.2025 19:30 Uhr
Stumpfe Sense – Scharfer Stahl.
Bauern, Industrie und Nationalsozialismus
Filmscreening
Regie: Quinka Stoehr, Kay Ilfrich und Jens Schmidt
Im August 2020 sorgten Bilder von Treckern in Schleswig-Holstein, die das Symbol der Landvolkbewegung aus den 1920er Jahren zeigten, für Entsetzen. Die Landvolkbewegung war eine Bauernbewegung ausgehend von Schleswig-Holstein, die sich immer stärker radikalisierte und zur Schwungmasse der Nationalsozialisten wurde. Mittlerweile taucht die Fahne regelmäßig auf bundesweiten Bauerndemonstrationen auf und markiert einen besorgniserregenden Rechtsruck auf dem Land. Der Dokumentarfilm „Stumpfe Sense – Scharfer Stahl. Bauern, Industrie und Nationalsozialismus“ von 1990 zeigt am Beispiel dieser bäuerlichen Protestbewegung die Entstehungsbedingungen des deutschen Faschismus wie in einem Brennglas und ist wieder hochaktuell.

Panel (nach kurzer Erfrischungspause) mit Quinka Stoehr und Felix Riecken, Bio-Landwirt
Moderation: Ingmar Jaschok-Hops

So 25.5.2025 14:00 Uhr
Geführte Fahrradtour durch die Siedlung Hammer
mit Carsten Steffens und Roswitha Schiefelbein, Geschichtskreis rund um Russee und Siedlerbund Hammer
Die Siedlung wurde 1922 von Lebrecht Migge als Modellsiedlung zur Selbstversorgung für erwerbslose Industriearbeiter im Auftrag der Stadt Kiel angelegt und ist bis heute in ihrer Grundstruktur erhalten. Sie gehört zu Migges Konzept von Stadt-Land-Beziehung, die auf der „bodenproduktiven Abfallwirtschaft“ basiert. Die gesamten Abfälle der Stadt werden der Nahrungsproduktion zugeführt, dazu gehört die Verwertung, nicht Beseitigung, des städtischen Mülls wie Straßenkehricht, Hausmüll und Fäkalien. Treffpunkt vor der Uwe-Jens-Lornsen-Schule, Speckenbeker Weg 71, 24113 Kiel

Do 29.5.2025 20:00 Uhr
Pfeifen, zwitschern, gurren
Performative Installation und Konzert mit Vogelstimmen
Experimentelle Musik von Zappi W. Diermaier, Elke Drapatz und Uwe Bastiansen
Installation von Sigrun Drapatz
Gartenglück spricht aus dem Kleingartenmobiliar, das auf dem Gelände des Kilia Kiel Sportvereins mit Blick auf Möbel Höffner aufgebaut ist. Der Grundstock der bunten Sammlung des Mobiliars stammt aus den geräumten Parzellen des Prüner Schlags und wurde vor dem Abriss der Laubensiedlung gerettet. Der Schutz der Vögel und Kleintiere, die in der Kleingartenanlage heimisch waren, hat lange Zeit die neue Bebauung des Geländes verhindert. Das Konzert nimmt den Gesang der Vogelstimmen auf, moduliert und modifiziert ihn und gibt ihn auf poetische Weise zurück.
Das musikalische Ensemble wird geleitet von Zappi W. Diermaier, Schlagzeuger und Perkussionist der Band „Faust“, Pioniere des „Krautrocks“. Fieldrecordings, repetitive archaische Drums und minimalistische synthetische Sounds werden zu einer haptischen Klang-Textur verwoben.
Reinhören auf Youtube

Ort: Kilia Sportverein, Hasseldieksdammer Weg 165, 24114 Kiel
unterstützt aus Mitteln für Kunst im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt Kiel

Mo 9.6.2025 ab 15:00
Finissage mit Live-Musik von Lale
Die Musiker*innen aus Kiel interpretieren mit viel Enthusiasmus türkische und andere Folksongs. Mit ihrem Anadolu Folk Pop lassen sie sich von Legenden des „Türkü“, aber auch verschiedenen Künstler*innen der Pop und Psych-Rock Ära inspirieren. Dabei interpretieren sie die Musik auf ihre eigene akustische Weise.
Reinhören auf Youtube

Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung treten, den Zutritt zu den Veranstaltungen zu verwehren oder von diesen auszuschließen. Ende der Pressemitteilung.

Das Beitragsbild zeigt Kiels ältestes Urban Gardening Projekt, das Rundbeet in der Nähe vom Dreiecksplatz. Hier dürfen alle mitgärtnern und auch ernten.

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100 Jahre Grüngürtel und 50 Jahre Grüngürtelzerstörung

DEGES präsentiert Pläne zur A21 Anbindung

Der Bund plant, die Autobahn A21 bis zum Barkauer Kreuz zu bauen, dazu eine Nebenstraße. Allerdings gibt es für diese Pläne noch keine Finanzierung. Vor allem für die Südspange gibt es Zweifel an der Wirtschaftlichkeit.

Am Montag stellten Heike Nadolny vom Verkehrsministerium SH, Stefan Losse von der Autobahngesellschaft und Mario Schönherr von der DEGES den aktuellen Planungsstand zur A21 in Kiel vor. Verbände und Initiativen sowie Mitlgieder der Kieler Ratsversammlung konnten im Anschluss Statements abgeben und Fragen stellen. Ein Anwältin beleuchtete die juristischen Aspekte. Auch Publikum war zugelassen.

Ungewissheit bei der Südspange

Zur Südspange sagte Frau Nadolny, die Entscheidung für eine Variante sei noch nicht gefallen. Aber wie schon seit Veröffentlichung des DEGES-Gutachten bekannt, gibt es eine Vorzugsvariante.

Herr Schönherr beschrieb die landschaftlichen Herausforderungen beim Bau der Südspange. Er bezweifelte auch, ob sich die geschätzten Kosten von 136 Mio Euro lohnen würden, da die Südspange das Barkauer Kreuz kaum entlastet. Es handelt sich um lediglich 4.000 Fahrzeuge pro Tag weniger.

Offene Fragen zum Barkauer Kreuz

Das Barkauer Kreuz selbst ist nicht Teil der aktuellen Planungen und die Zuständigkeit scheint unklar zu sein. In der Diskussion wurde gefragt, wie die Anbindung der Autobahn an das Barkauer Kreuz erfolgen soll. Herr Schönherr sagte lapidar, die B404 hätte vier Spuren und die Autobahn wird auch vier Spuren haben. Aus der Diskussion wurde auch klar, dass die die Nicht-Einbeziehung des Barkauer Kreuzes einige Politiker überraschte. „Es haut mich aus den Socken, dass das Barkauer Kreuz nicht mitgedacht wird“ , sagte ein Ratsherr.

Verkehrsprognosen als Begründung in der Kritik

Die Planungen werden begründet mit Verkehrsprognosen, die von einem wachsenden Verkehrsaufkommen ausgehen. Ab einer gewissen Verkehrsdichte wird laut Regelwerk für den Straßenbau eine Autobahn empfohlen, die dann eine Nebenstrecke braucht. Allerdings meinte die Anwältin Roda Verheyen, die Empfehlung wäre nicht zwingend. Sie sieht den Bau von Autobahnen generell im Konflikt mit dem Verfassungsziel Klimaschutz.

Frederik Meißner vom Bündnis „Vorfahrt für den Klimagürtel“ sagte, Verkehrsprognosen stünden in der Kritik weil sie Mobilitätstrends und demografische Entwicklungen nicht ausreichend berücksichtigen.

Jürgen Meereis (Grüne) fragte, wo der zunehmende Verkehr, für den die Autobahn gebaut werden soll, eigentlich hin kommt? In die Innenstadt? Womöglich in die enge Alte Lübecker Chaussee?

Die Brücken über die B404 müssen übrigens unabhängig vom Bau der Autobahn saniert werden und wären eine Verantwortung des Bundes.

Mein Fazit

Aus der Diskussion nahm ich mit, dass die Pläne ziemlich weit gediehen sind, aber noch nicht finalisiert und vor allem noch nicht finanziert. Ich bekam in der Diskussion auch ein Gefühl dafür, in welchem Ausmaß politische Prozesse auf Straßenbau ausgerichtet sind, sodass der Bau einer Autobahn auf Stadtgebiet beinahe zwangsläufig in die Wege geleitet werden kann, obwohl die Stadt Kiel dagegen ist und sich Straßenbau wirklich nicht mit dem Ziel der Klimaneutralität verträgt. Die Veranstaltung hinterließ ein bedrückendes Gefühl bei mir.

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kn online: Pläne für die Südspange vom Tisch?

Bund will A21 auf Stadtgebiet

Kriminalstatistik für Kiel 2024

Die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt: Seit Ende der Pandemie steigt die Anzahl der bekannt gewordenen Straftaten von Jahr zu Jahr und hat das Vor-Corona-Niveau überschritten. Mit insgesamt 28.128 Fällen wird für 2024 ein Rekordwert erreicht, der die höchste Zahl der letzten zehn Jahre darstellt. Insbesondere die Diebstahldelikte zeigen eine starke Zunahme, vor allem die Einbrüche in Keller, Dachböden und Waschküchen. Aber auch Fahrrad- und Ladendiebstahl haben an Häufigkeit zugenommen.

Während Diebstahldelikte insgesamt zunahmen, fiel die Zahl der Wohnungseinbrüche mit 198 Fällen auf ein Zehn-Jahres-Tief. Als Ursache nennt der Bericht die Wachsamkeit der Nachbarn. Etwa die Hälfte aller Einbruchversuche werden abgebrochen, vermutlich weil die Diebe „gestört“ werden.

Sehr zugenommen haben dagegen die Einbrüche in Keller, Waschküchen und Dachböden: Von 1.420 Fällen in 2023 auf 2.642 Fälle in 2024, also fast eine Verdoppelung! Der Bericht sieht diese Einbrüche in einem Zusammenhang mit Drogensucht: „Diebstähle in Boden-, Kellerräume und Waschküchen sind vielfach der Beschaffungskriminalität zuzuordnen. Für den dargestellten Anstieg in diesem Deliktsbereich könnte der zunehmende Suchtdruck verantwortlich sein, welcher Auswirkung auf die Beschaffungskriminalität hat.“

Nicht nur Diebstahldelikte sind gestiegen sondern bedauerlicherweise auch schwere Körperveletzungen. Mit 715 Fällen sind sie so zahlreich wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Messerangriffe: ein bedrohlicher Trend

Mit 172 Fällen gab es im Jahr 2024 rechnerisch fast jeden zweiten Tag einen Messerangriff. Obwohl 56 Prozent der Täter Deutsche waren, fällt hier doch auf, dass der Anteil der Ausländer mit 44 Prozent wesentlich höher ist als ihr Anteil an der Kieler Bevölkerung, der lediglich 15 Prozent beträgt.

Von insgesamt 211 Opfern wurden 53 leicht und 14 schwer verletzt. Wobei der Verletzungsgrad bei Messerkämpfen sehr vom Zufall abhängt. In einem Fall endete der Angriff tödlich. Interessant ist, dass es bei 59 Prozent der Fälle keine Beziehung zwischen Opfer und Täter gab. Mit Abstand die meisten Messerangriffe ereigneten sich in Gaarden-Ost.

Wer sind die Täter?

Etwas flapsig zusammengefasst kann man sagen, der typische Straftäter ist männlich und deutsch. Was mich überrascht hat: er ist auch nüchtern. Laut der Statistik sind:

  • 75 % der Tatverdächtigen männlich.
  • 56 % der Tatverdächtigen Deutsche.
  • In 13 % der Fälle wurden die Täter als Konsumenten harter Drogen identifiziert.
  • 12,5 % der Tatverdächtigen handelten unter Alkoholeinfluss.

    Wie aussagefähig ist die Kriminalstatistik?

    Die Kriminalstatistik ist kein exaktes Abbild der Kriminalität, da nur bekannt gewordene Falle erfasst werden. In manchen Deliktbereichen ist die Dunkelziffer hoch, etwa in der Drogenkriminalität oder im Bereich der häuslichen Gewalt. Trotz dieser Einschränkung ist die Kriminalstatistik ein wertvolles Dokument, weil sie zumindest die bekannt gewordenen Delikte in Zahlen fasst. Im Jahr 2024 wurden 5.358 (2023: 4.917) Personen in Kiel als Opfer von Straftaten erfasst; das ist zwar der höchste Wert in den letzten zehn Jahren, im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung von knapp 250.000 Personen ist das Leben in Kiel jedoch immer noch recht sicher.

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    Polizeiliche Kriminalstatistik für die Landeshauptstadt Kiel

    So sah die Kriminalstatistik für 2023 aus.

    Sie leben in einem heruntergekommenen Haus

    Meine Besuche in einer heruntergekommenen Immobilie in Gaarden brachten eine überraschende Erkenntnis: Die dort lebenden Menschen sind überwiegend zufrieden. Obwohl die Missstände offensichtlich sind und mir von weiteren, nicht sichtbaren Mängeln berichtet wurde, scheint das Wohnen hier immer noch erträglich zu sein – zumindest im Vergleich zu anderen Alternativen.

    Sichtbare und unsichtbare Mängel

    Bereits von außen wirkte das Gebäude selbst für Gaardener Verhältnisse besonders vernachlässigt. Das Klingelfeld ist demoliert, die Eingangstür steht offen, der Hof ist stark vermüllt und das Treppenhaus extrem verschmutzt. Grünspan breitet sich an den Wänden entlang der offen verlegten Rohre aus. Stromkabel hängen lose aus den Wänden, und eine Wohnungstür weist ein Loch auf, das notdürftig mit Pappe abgedeckt wurde.

    Zweimal besuchte ich diese Schrottimmobilie und klingelte an allen Türen. Schließlich konnte ich mit den Bewohnern von fünf Wohnungen sprechen. Es sind Unionsbürger sowie Geflüchtete. Sie berichteten von einer defekten Heizung, nicht schließenden Fenstern und fehlendem warmem Wasser in Küche und Bad.

    Es kann immer noch schlimmer kommen!

    Eine Bewohnerin sagte: „Wir wollen hier weg. Es ist laut und schmutzig. Aber wir finden keine andere Wohnung.“ Eine andere Person betonte jedoch, dass dieses Haus deutlich besser sei als die Sammelunterkunft, in der sie zuvor gelebt hatte. Insgesamt schien die Mehrheit trotz der Umstände erstaunlich zufrieden mit diesem heruntergekommenen Haus zu sein. Besonders verblüffend war für mich das Vertrauen, das die Bewohner ihrem Vermieter entgegenbringen.

    Ein direkter Einblick in die Wohnungen blieb mir meist verwehrt, doch schon durch halb offene Türen konnte ich einen Eindruck gewinnen: Von uralten Tapeten bis zu frisch renovierten Räumen war alles vertreten. Eine kürzlich bezogene Wohnung wirkte frisch gestrichen, auch der Fußboden machte einen guten Eindruck. In anderen Wohnungen schien hingegen seit Jahrzehnten nichts mehr renoviert worden zu sein.

    In einer Hinsicht hat sich zuletzt etwas verbessert: Einmal wöchentlich wird ein Trupp geschickt, um den Hof zu reinigen. Dennoch bleibt dieser stark vermüllt. Woran könnte das liegen? Zum einen scheint die deutsche Mülltrennungskultur bei den Bewohnern noch nicht vollständig angekommen zu sein. Zwei Frauen berichteten, dass teilweise Müll direkt aus den Fenstern auf den Hof geworfen wird. Zum anderen mangelt es offenbar an ausreichend Mülltonnen für die große Anzahl an Bewohnern, darunter mindestens zwei Kleinkinder, die bekanntermaßen viele Windeln produzieren.

    Wann wird es besser?

    Besonders überrascht hat mich das Vertrauen, das die Mieter ihrem Vermieter entgegenbringen. Einige Bewohner sagen, dass er bemüht sei, das Haus zu verbessern. In Bezug auf einen konkreten Mangel wurde mir berichtet, dass bereits am nächsten Tag ein Handwerker kommen sollte. Doch bleibt die Frage: Machen sich die Mieter Illusionen, oder geschieht tatsächlich etwas? Optimistisch stimmen könnte das neue Wohnraumschutzgesetz, das die Stadt umsetzen will. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass Vermieter für warme und sichere Wohnungen sorgen müssen. Allerdings sprechen die weiterhin gravierenden Mängel des Gebäudes gegen einen schnellen Wandel.

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    Wenn der Vermieter kriminell ist

    Breiter Zuspruch für Wohnraumschutzgesetz

    Ortsbeirat Gaarden diskutiert über eine Schrottimmobilie