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Parkraum in Kiel: neues Konzept

In Kiel wie auch in anderen Großstädten nimmt die Zahl der PKW zu, nicht aber der Parkraum. Der daraus resultierende Parkdruck führt zu teilweise regelwidrigem und rücksichtslosem Parkverhalten: die Autos stehen auf Gehwegen, an Kreuzungen. So geht es nicht weiter. Die Verwaltung sieht es auch nicht als ihre Aufgabe, für Parkplätze zu sorgen: „Es besteht kein Anrecht auf einen Parkplatz im öffentlichen Raum, weshalb es auch nicht Aufgabe der Stadt sein kann, diesen bedarfsorientiert und wohnungsnah bereitzustellen.“ Im Gegenteil: Kiel will eine klimafreundliche Stadt sein, die auch an die Belange von Kindern, Radfahrern, Fußgängern und von Lärm geplagten Anwohnern denkt. Eine Möglichkeit, den MIV (motorisierten Individualverkehr) zurückzudrängen, ist die Parkraumverknappung. Diesen Weg will die Verwaltung gehen.

In einem Konzeptpapier (Mobilitätskonzept Ruhender Verkehr, Link siehe unten) stellt die Verwaltung ihre Vorstellung von einer gerechten Aufteilung des öffentlichen Raums dar. Grundlage für dieses Papier sind vorangegangene Beschlüsse wie der „Green City Plan“ oder der „Masterplan Mobilität“. Zur Vorarbeit zählt eine umfangreiche Untersuchung des Kieler Parkraums durch das Gutachterbüro IKS Mobilitätsplanung. Außerdem flossen die Ergebnisse einer Befragung zum Thema Mobilität und Parken in das Konzept ein.

Weniger Parkplätze, teureres Parken

Im Ergebnis werden Parkplätze weggenommen und die Preise erhöht. Die Hoffnung ist, dass durch diese Maßnahmen die Parkhäuser mehr genutzt werden. Oder ganz auf das Auto verzichtet wird. Die wichtigsten Punkte:

  • Rücknahme des Gehweg-Parkens
  • Einrichtung von Lieferzonen
  • Im Innenstadtbereich keine kostenlosen Parkplätze mehr
  • Auch die Gebühren für Anwohnerparkplätze sollen angehoben werden.
  • Möglicherweise Staffelung der Preise für Bewohner-Parkausweise gemäß Art des PKW
  • Mehr Parkraum für Elektroautos
  • allmählicher Abbau von existierenden Parkplätzen

Als Trostpflaster stellt die Stadt das nächtliche Parken auf den Parkplätzen von Schulen, Supermärkten und Baumärkten in Aussicht. Interessanterweise fehlen große Möbelzentren in dieser Aufzählung: Möbel Höffner hat bekanntlich schon abgewunken.

Gefördert werden soll dagegen die alternative Mobilität durch folgende Maßnahmen:

  • Ausbau des Radwegenetzes
  • Verbesserung der Barrierefreiheit
  • Mehr Carsharing
  • Bessere Fahrradabstellanlagen
  • Park&Ride-Flächen mit bewachten oder abschließbaren Fahrrad-Abstellanlagen

Weniger Parkraum, mehr Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum

Für den einzelnen Autofahrer wird das Leben ungemütlicher, sollte dieses Konzept umgesetzt werden. Weniger parkende Autos auf den Straßen würde aber gleichzeitig mehr Raum für Kinder, Fahrradfahrer und Fußgänger bedeuten. Ehemalige Parkplätze könnten begrünt werden, mit Sitzbänken und eventuell Spielgeräten ausgestattet werden.

Das Signal ist klar: für den MIV soll das Leben ungemütlicher werden, um auch anderen Nutzern des öffentlichen Raums gerecht zu werden. Für Radfahrer und Fußgänger würde das Leben dagegen angenehmer. Und wenn die Kieler ihre Autos partout nicht ins Parkhaus bringen wollen, sondern am Ende ganz auf das eigene Auto verzichten, würde sich sogar die Stadtluft verbessern.

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Die Weberstraße und das Gehweg-Parken

https://www.kiel.de/de/umwelt_verkehr/verkehrswege/verkehrsentwicklung/mobilitaetskonzept_ruhender_verkehr.php