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Kieler Kleingärten und Corona

Corona hat auch in Kiel zu mehr Interesse an Kleingärten geführt. Beispiel “Kieler Verein”: alle 2.400 Gärten sind verpachtet. Generell war es in allen Vereinen möglich, auch verwilderte Gärten wieder zu verpachten. Werner Müller von “Kreisverband Kiel der Kleingärtner” freut sich, dass viele Familien mit Kindern Gärten gepachtet haben. Das führt auch zu einer notwendigen Verjüngung bei der Pächterschaft. “Es ist schön, dass mehr Leben in die Gärten kommt.” Die Hoffnung ist, dass diese neuen Pächter auch langfristig dabei bleiben. Denn ein Garten macht auch etwas Arbeit. Werner Müller sieht das realistisch: Man muss schon mindestens zweimal in der Woche nach dem Rechten sehen.

In einigen Vereinen gibt es noch Leerstände trotz Pächterboom.

  • In Gaarden-Süd sind manche Gärten vernässt oder verschattet oder zu nah an sehr lauten Straßen.
  • Speziell in der Bielenbergkoppel droht der Bau einer Schnellstraße (Südspange), was für etwa 300 Gärten das Aus bedeuten würde.
  • Die Probleme im Kleingärtnerverein Kiel-Ost scheinen eher ein Phänomen des Culture Clash zu sein. Alte biodeutsche Pächter*innen fühlen sich gestört durch die Geselligkeit bei ihren türkischen oder arabischen Gartennachbar*innen und geben ihre Gärten auf. So beschreibt es Werner Müller.

Der “Kieler Verein” ist typisch für die Entwicklung der Kleingärten

Der “Kleingärtnerverein Kiel e.V. von 1897” (kurz Kieler Verein) ist mit über 2.400 Gärten der größte Verein in Kiel. Der Vorsitzende Axel Zabe äußerte sich sehr zufrieden mit der Entwicklung während der Corona Pandemie. Viele Familien, Studierende, auch Migranten sind dazu gekommen. Geflüchtete erhalten Verträge mit Laufzeiten entsprechend ihrer Aufenthaltsgenehmigung. Der Verein hat investiert, um verwilderte Gärten wieder herzurichten, und konnte alle Gärten verpachten, wobei wahrscheinlich auch wieder einige Neupächter*innen abspringen werden. Aber insgesamt sieht es gut aus.

Besonders freut sich Axel Zabe über die Imkerei in den Gärten. Bis zu sechs Bienenkörbe sind erlaubt. Ein Imker stellt sie auf und kümmert sich darum. Die Pächter*innen erhalten zum Dank ein Glas Honig und haben ein gutes Werk getan. Immer mehr Pächter*innen nutzen diese Möglichkeit. “Bienen sind wichtig, sie erhalten das Leben,” sagt Axel Zabel : “ Denn wenn nicht bestäubt wird, wächst nicht viel.”

Sehr ärgerlich sind die wilden Müllablagerungen. In einem Fall wurden zwölf Tonnen Abfall auf einem Parkplatz deponiert. Das ist zwar immer ein Fall für die Polizei, aber wenn die Täter*innen nicht gefunden werden, muss der Verein für die Entsorgung zahlen. Die Entsorgung des wilden Mülls hat den Verein im vergangenen Jahr 40.000 Euro gekostet!

Ärgernis städtische Kontrollen

Dieses Thema beschäftigt die Kieler Kleingartenvereine seit Jahren. Städtische Behörden wie die Immobilienwirtschaft oder das Amt für Bauordnung kontrollieren die Gärten und wenn der Verdacht auf den Betrieb von Spültoiletten oder Holzöfen besteht oder wenn die Hütte zu groß ist, fordern die Ämter die Pächterdaten an. Mindestens drei Vereine bekamen Schreiben vom Amt für Bauordnung, in denen um Pächterdaten gebeten wurde, sogar ohne dass ein Verdacht vorlag.

Generell ist es die Praxis, bei einem begründeten Verdacht, die Kontaktdaten an die Stadt weiter zu geben. Allerdings gehen die Vereine damit unterschiedlich um.

Axel Zabe vom Kieler Verein lässt sich nicht unter Druck setzen: “Wenn wir selber nichts sehen, rücken wir keine Daten heraus.” Und wenn von außen Indizien zu sehen sind, die auf eine Spültoilette oder einen Ofen deuten, macht der Verein einen Termin mit der Pächter*in und der Stadt aus und sie machen die Begehung gemeinsam . Erst wenn die Pächter*in nicht erscheint, werden die Kontaktdaten weiter gegeben. Der Kieler Verein kann so selbstbewusst mit der Stadt umgehen, weil dieser Verein groß ist und gut da steht. Als größter Kleingartenverein von ganz Deutschland, ohne Leerstände und mit einem sehr selbstbewussten Vorsitzenden ist das Auftreten gegenüber den Behörden ein anderes als bei Vereinen mit Finanzsorgen.

Wieviel Rückbau ist wirklich notwenig?

Klaus Petersen vom Kreisverband regt sich sehr über die Auflagen der Stadt auf. Es müsste doch genügen, wenn eine Toilette abgebaut und nicht mehr verwendet werden kann. Muss dann noch die Sickergrube ausgeleert und aufgefüllt werden? Meistens kann das nur mit Schaufeln gemacht werden, da die Zuwege nicht breit genug sind für die LKWs der entsprechenden Fachfirmen. Ein anderes Ärgernis: müssen Schornsteine, an denen keine Öfen mehr hängen, abgebaut werden? Das ist für die Pächter*innen mit unnötigen Kosten verbunden.

Die Problematik um die nach 1983 gebauten Lauben, die größer sind als die im Bundeskleingartengesetz erlaubten 24 Quadratmeter, ist noch in der Schwebe. Hier verhandeln die Vereine, der Kreisverband und die Stadt in regelmäßigen Gesprächen.

Während der Pandemie ins Grüne

Für die Kleingärtnerei war Corona bis jetzt insgesamt ein Glücksfall. Wird es so bleiben, wenn es einen Impfstoff gibt? Oder fliegen die Familien dann doch wieder lieber nach Mallorca? Das ist die bange Frage, die ich in meinen Gesprächen herausgehört habe.

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https://www.kn-online.de/Lokales/Eckernfoerde/Alexandra-Kahlstorff-aus-Eckernfoerde-Kleingaerten-sind-wieder-gefragt

Kontrollgänge durch Kleingärten