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Gestaltungshandbuch: Kiel bald aus dem Legokasten?

Plätze gestalten aus dem Design-Vorlagen-Baukasten? Das ist der Plan für Kiel. Denn die Stadt hat ein Gestaltungshandbuch in Auftrag gegeben, das Materialien, Farben, Design-Elemente, Baumarten vorschlägt. Mit diesem Handbuch soll Kiel einen einheitlichen Look erhalten und es sollen Kosten gespart werden.

Das Handbuch ist noch nicht veröffentlicht, aber Teile wurden schon gezeigt. Enthalten sind zum Beispiel Abbildungen von Pflastersteinen, die verwendet werden sollen. Es entstand in der Planung der Holstenstraße, die etwas umgestaltet werden soll. Perspektivisch soll dieses Handbuch aber als Orientierung für ganz Kiel dienen. Wobei natürlich gerade in der Innenstadt rund um die Holstenstraße besonders viele Plätze liegen.

Die Kostenersparnis liegt an zwei Faktoren. Zum einen müssen bei der Anlage oder Überplanung eines Platzes keine Kriterien entwickelt werden. Das beauftragte Architekturbüro bekommt einfach das Handbuch in die Hand gedrückt und darf die Versatzstücke so anordnen, wie es passt. Zum anderen muss weniger unterschiedliches Material im Bauhof vorgehalten werden, dadurch werden Lagerkosten eingespart.

Kiel mal eckig, mal geschwungen

Aber ist es sinnvoll, dass Kiel einen Einheitslook erhält? Ist es nicht schöner, wenn Kiels Plätze, die aus unterschiedlichen Epochen stammen, auch unterschiedliche Design-Ideen repräsentieren?

Zur Zeit wird ein eher militärischer Stil bevorzugt: neue Gebäude sehen aus wie Kasernen, alles soll klare Konturen haben. Ähnlich waren die 50er Jahre und der Bauhausstil. Quadratisch, praktisch, gut. Gerade in Kiel spielte tatsächlich das Militär eine gestaltende Rolle, man denke an den Exerzierplatz und den Wilhelmplatz, beide Plätze waren ursprünglich für Truppenappelle und -paraden gedacht.

Dazwischen liegen aber auch immer wieder Epochen, in denen die geschwungene Linie zelebriert wird. Etwa das Spiel mit versetzen Ebenen und fließenden Übergängen in den 70er Jahren. Dafür wären der Europaplatz und der Alte Markt Beispiele. Oder der Jugendstil, in dem Türen und Balkone wie Blüten aussehen sollten. Kann man im Stinkviertel besonders häufig beobachten.

Und noch ein Gedanke zum Wandel des Stil-Empfindens. Auch das Gestaltungshandbuch ist lediglich eine Momentaufnahme des Geschmacks. In zwanzig Jahren muss es garantiert neu geschrieben werden!

Bild von sonlandras auf Pixabay

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Neues Pflaster für die Holstenstraße?

Kiel in den 70er Jahren

Holstenbrücke und Querung Martensdamm in der Diskussion

In der Ratsversammlung wurde heute morgen über diese beiden Themen debattiert: Könnte es wieder eine Bushaltestelle an der Holstenbrücke geben? Das beantragte die CDU. Und könnte die Überquerung am Martensdamm fußgängerfreundlicher gestaltet werden? Das beantragten CDU und SSW gemeinsam. Beide Anträge wurden zwar in die Fachausschüsse überwiesen, aber auch ohne Ergebnis war die Diskussion interessant.

Bushaltestelle Holstenbrücke: Ist der Kleine Kiel-Kanal im Weg?

Im Antrag der CDU wurde eine Wiederherstellung der Bushaltestelle an der Holstenbrücke gefordert. In der Diskussion wurde schnell klar, dass dies eigentlich nicht möglich ist, weil der Kleine Kiel-Kanal (Holstenfleet) für eine barrierefreie Bushaltestelle keinen Platz lässt. Es hätte auch die Konsequenz, dass der Fahrradverkehr wahrscheinlich auf den Fußweg ausweichen würde. Die Holstenbrücke ist jedoch für Fahrradfahrende die angenehmste Innenstadtquerung, denn die Alternative Ziegelteich gilt als besonders unangenehm und auch gefährlich.

Es wurde auch argumentiert, dass die Ausweich-Bushaltestellen ausreichen. In etwa 50 Meter Entfernung befindet sich die Bushaltestelle am Martensdamm, andere Bushaltestellen am Bootshafen und in der Andreas-Gayck-Straße. Oberbürgermeister Kämpfer sagte: „Es kann nicht vor jedem Geschäft eine Bushaltestelle geben.“ Er stellte aber in Aussicht, diesen Bereich im Zuge der Tram-Planung wieder zu prüfen.

Lebensgefährliche Querung am Martensdamm

Wenn man von der Holstenbrücke auf den Martensdamm möchte (oder in umgekehrter Richtung) und nicht rechtzeitig auf die geeignete Straßenseite gewechselt hat, zeigt sich eine Situation wie auf dem Beitragsbild: keine Querungshilfe weit und breit. Die PKWs kommen trotz vorgeschriebener Tempo 30 ziemlich schnell um die Ecke, und es ist wirklich gefährlich, an dieser Stelle die Straße zu überqueren. Ratsfrau Svenja Bierwirth (Die Politiker*innen) brachte es auf den Punkt: „Auch Fußgänger*innen sollten eine Chance haben, lebend auf die andere Straßenseite zu gelangen.“ Und Ratsherr Rainer Kreutz (CDU) wunderte sich, dass es hier noch keine Unfälle gegeben hat.

Wortlaut des interfraktionellen Antrags: „Der im Bereich Martensdamm/Holstenbrücke stark durch MIV, ÖPNV und Fahrradverkehr frequentierte Straßenbereich stellt vor allem für Fußgängerinnen und Fußgänger eine starke Herausforderung beim Überqueren dar. Es ist immer wieder zu beobachten, dass insbesondere ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung, aber auch Mütter mit Kinderwagen oder Kleinkindern an der Hand in gefährliche Situationen beim Überqueren geraten. Im gesamten Verlauf der Straße Martensdamm gibt es von der Einmündung Jensendamm bis zur Einmündungen Rathausstraße/Fleethörn keine Querungshilfen für Fußgängerinnen und Fußgänger. Auch wenn in diesem Verkehrsbereich Tempo 30 angeordnet ist, so stellt alleine schon das starke Verkehrsaufkommen, insbesondere in den Hauptöffnungszeiten der Innenstadt-Geschäfte, eine Gefahr für querende Fußgängerinnen und Fußgänger dar.“

Ob es an dieser Stelle einen Zebrastreifen geben könnte, wurde allerdings nicht in der Ratsversammlung geklärt, sondern soll im Bauausschuss mit dem neuen Fußgängerbeauftragten beraten werden.

Geheime Bushaltestelle

Und zum Schluss noch etwas zum Schmunzeln: Ratsherr Ove Schroeter empfahl eine geheime Bushaltestelle, die nur Kieler kennen und wo sie gänzlich unbehelligt von Tourist*innen sind. Also auf keinen Fall am Holstenfleet!

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Neues Pflaster für die Holstenstraße

Foto auf Wikimedia, als die Haltestelle Holstenbrücke noch am Bootshafen lag