In der Ortsbeiratssitzung Neumühlen-Dietrichsdorf stand der Punkt „Aufgabe des nördlichen Industriebahngleises bei Hasselfelde zum Bau eines kombinierten Geh- und Radweges …….“ auf der Tagesordnung. Ortsbeirat Dr. Hüls war erstaunt, dass diese Außerbetriebnahme ohne vorherige Diskussion im Ortsbeirat vollzogen wird.
Dieses nördliche Gleis diente früher dazu, die Kohle in das Gemeinschaftskraftwerk zu befördern.
Matthias Brock, Kaufmännischer Geschäftsführer des Gemeinschaftskraftwerks, sagte, sie hätten es dem angrenzenden Seehafen angeboten. Aber der Seehafen wollte diese Bahnstrecke nicht haben. Dann hat die Stadt gesagt, sie möchte einen Wanderweg daraus machen.
Der Ortsbeirat diskutierte zwei Gründe gegen diesen Rückbau. Ortsbeirat Dr. Hüls sagte, hier würde etwas zurückgebaut, was möglicherweise noch einmal nützlich sein könnte. Außerdem kam die Diskussion auf, dass dieses nördliche Gleis die Anwohner weniger belastet als das Gleis zum Seehafen, sodass ein Tausch eventuell sinnvoll gewesen wäre. Die Belastung durch die Erschütterung auf dem 60 Jahre alten Gleis ist beträchtlich.
Beschluss in der Ratsversammlung
Allerdings gibt es einen Beschluss der Ratsversammlung vom Februar 2022, dieses nördliche Gleis in eine Veloroute mit Wanderweg umzuwandeln.
Außerdem ist es extrem aufwendig, eine Bahnstrecke wieder anzumelden, wenn sie einmal abgemeldet ist. Das Gemeinschaftskraftwerk hat die Bahnstrecke abgemeldet. Eine Wiederanmeldung würde drei Jahre dauern, berichtete Herr Dr. Martin Hein, Technischer Direktor des GKK. Er erlebt das gerade auf einer anderen Baustelle. Der Aufwand ist so groß, weil mehrere Bundesämter daran beteiligt sind. Diese Diskussion entstand, als das beratende Mitglied des Ortsbeirats Wilfried Ahrens fragte, ob der Ortsbeirat beantragen könnte, dass das Bahngleis wieder angemeldet wird.
Der Charme der Veloroute
Das nördliche Gleis führt von der Gleisunterführung am Westende der Hermannstraße auf der Dietrichsdorfer Höhe zum ehemaligen Gemeinschaftskraftwerk. Auf dieser Trasse soll ein kombinierter Rad- und Wanderweg eine Verbindung zum Campus der Fachhochschule bilden.
Für die Stadt Kiel ist das eine günstige Lösung, da auf der Trasse der Untergrund schon vorbereitet ist.
Weiterlesen?
Kiel: Radweg ersetzt Bahngleis (kn online, mit paywall)
Solche eigenen Trassen fürs Rad sind sehr problematisch, da sie nichts für die Verkehrswende bringen. Wer die Verkehrswende will, muss dem Auto etwas wegnehmen. Politiker*innen lieben diese Trassen, weil sie niemandem weh tun. vor allem die Autofahrenden können sich nicht beschweren. Oft wird betont, dass es ja kein Gegeneinander von Auto und Fahrrad und Fuß geben soll. Aber da lügt man sich in die eigene Tasche. Es gibt eben den Gegensatz! Der Platz in der Stadt ist begrenzt. Und die Verkehrswende kann nie gelingen, wenn man immer nur den Weg des geringsten Widerstand sucht. Neulich zB auf einem Ortstermin des OBR Mitte zur Harriesstraße war man bemüht Fahrradbügel so zu schaffen, dass möglichst wenig Autoparkplätze wegfallen. Wenn man auf dem Hans-Söhner-Eck steht und sich umschaut, sieht man aber fast nichts als AUTOPARKPLÄTZE in diesem Viertel. Autofahrende sehen hingegen oft nur noch:
– Leere Parkplätze, die noch zur Verfügung stehen
– Parkplätze die “fehlen”
Kiel ist überwiegend noch nicht bereit für die Verkehrswende, inklusive der zahlreichen Umweltverbände.
In dem konkreten Fall sehe ich es auch zweifelhaft, wenn eine bestehenden und funktionierende Infrastruktur abgerissen wird und neu asphaltiert werden soll, wie bei der Veloroute 10. Wie hoch ist denn alleine der Neubau für die CO₂-Bilanz? Wir haben doch bereits genug asphaltiert. Wir müssen nur umverteilen, nichts mehr neu asphaltieren und lieber Bahngleise reaktivieren. Und wenn es zu lange dauert, dann den Prozess reformieren!
Danke für deine Beobachtungen! Ich muss mir die Harriesstraße mal ansehen. Was du beschreibst, spielt sich eigentlich in fast jeder Ortsbeiratssitzung ab, dieser Kampf um den öffentlichen Raum. ….Ob die Umwandlung von Bahngleisen zu Velorouten so sinnvoll ist, da kann ich deine Skepsis gut nachvollziehen!!